<<< Herz >>>
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Herz,

Quelle des Blutes und Lebens, Organ der Seele und des Gemüthes. Sofern der Leib überhaupt mit einem Tempel verglichen wird, ist das Herz der Altar, an dem die Seele Gott dient oder dem Teufel, das Allerheiligste im Menschen oder das Verdorbenste.

Da nun Gott Mensch geworden in Christo und sündenlos geblieben, ist dessen Herz durch und durch heilig, und wurde daher auch auf Veranlassung der frommen Nonne Maria à la coque in Bourgogne im Jahre 1674 einer besondern Andacht empfohlen im Herzjesufeste, und besondere Brüderschaften derselben gewidmet. Jesu Herz im Feuer und von Engeln umgeben, zeigt ein Bild in Portugal, Raczynski p. 269. Wie alle Welttheile ihm huldigen, ein Bild von Battoni. Ein Herz, in dem die drei Nägel der Kreuzigung stecken, ein besonders bei den Jesuiten beliebtes Sinnbild, bezieht sich wahrscheinlich auf Glaube, Liebe, Hoffnung. Die Herzform wurde auch öfters für die Monstranzen beliebt, [389] um die Hostie darin einzuschliessen. Ein Herz, das eine grosse Menge kleinerer Herzen einschliesst, ist Sinnbild der christlichen Gemeinde.

Das sich öffnende Herz wurde gleich der Seitenwunde des Heilands von den Dichtern vielfach zu Vergleichungen gebraucht, als Bett, worin der Gläubige ruht, als Höhle, wohin der Verfolgte flüchtet, als Hafen, wo der Irrende landet etc., und wurde damit von den Jesuiten und Herrnhutern nicht selten eine geschmacklose Spielerei getrieben. Die fromme Sehnsucht nach Christo, an sich rührend, wird doch unschicklich, wenn sie dem allerheiligsten Körper so gar nahe kommen will.

In den Legenden frommer Nonnen kommt vor, dass Christus sein Herz mit dem ihrigen vertauscht. Dies widerfuhr der blinden heiligen Luitgarde, der heiligen Katharina von Siena. Johanna von Valois, Gemahlin Ludwigs XII., wollte ihr Herz Christo geben, fand es aber nicht mehr, weil es schon bei ihm war. Acta SS. 4. Februar. Im Herzen der heiligen Brigitta von Schweden fand man ein Kreuz, in dem des heiligen Paula ein Crucifix, des heiligen Ignatius den Namen, in dem der heiligen Clara das Bild, der heiligen Therese das Leiden, der heiligen Gertrud das Brandmaal eines Strahls vom Kreuze Christi; in dem der Magdalena de Pazzis die Worte: Verbum caro factum est, in dem der Margaretha von Tiferno die Bilder des Heilands, seiner Mutter und Josephs. Acta SS. April II. 192.

Auch das Herz der Gottesmutter wird verehrt und gewöhnlich dargestellt durchbohrt von sieben Schwertern, wodurch die sieben Schmerzen der Maria bezeichnet werden.

Als Attribut der Heiligen hat das Herz gewöhnlich nur die Bedeutung feuriger Gottesliebe. So trägt der heilige Ignatius und die heilige Therese ein brennendes Herz in der Hand. Von der heiligen Ursula Bonicasa meldet die Legende, schon bei Lebzeiten sey ihr das Herz aus Liebe verbrannt. P. Abraham, Judas III. 139. Görres, Mystik II. 31. Magdalena de Pazzis trägt ein strahlendes Herz in der Hand; [390] der heilige Augustinus ein Herz, das von zwei Pfeilen kreuzweis durchbohrt ist; der heilige Franciscus de Sales ein mit Dornen umwundenes Herz. Die selige Stephana Quintana fühlte ihr Herz rotiren; das Herz der Beatrix von Nazareth wollte ihr aus der Brust durch den Mund heraustreten; das des Philipp Neri schwoll dergestalt, dass man die Erhöhung am Leibe sah, aber nur in der Inbrunst der Andacht; das des Hieronymus von Nami brannte so heiss, dass das Hemde darüber verkohlte. Görres, Mystik II. 6. 28. Ein Priester, der bei den Türken gefangen lag, gelobte eine Wallfahrt nach Loretto; die Türken schnitten ihm das Herz aus dem lebendigen Leibe und hiessen ihn nun wallfahrten; er aber nahm es und kam glücklich in Loretto an. Keyssler, Reise S. 903.

Angelus Silesius sagt:

Mein Herz ist unten eng und obenher so weit,
Dass es Gott offen sey, versperrt die Irdigkeit.

In Stengelii, ova paschal. 5. kommen Herzen vor, denen Esels-, Schweins-, Pfauenköpfe etc. hervorsehen, als Sinnbilder der Laster. So finden sich auch in der Kirche de la professa zu Mexiko drei Bilder von Herzen. In dem einen sitzt der Teufel, im zweiten geht er hinaus und die Taube hinein, im dritten sitzt die Taube drin. Thümmel, Mexiko S. 167.

Ein schönes Sinnbild bei Jesaias 61, 1: „Gott hat mich gelehrt, gebrochene Herzen zu verbinden,“ und Psalm 147, 3: „Gott heilt die zerbrochenen Herzen."

Eigenthümlich erscheint ein Herz, aus dem eine Taube den Kopf herausstreckt, dargeboten von einem Knaben in geistlicher Tracht. Heinecken, neue Nachrichten von Künstlern I. 341. Schon modern-sentimental ist ein Bild von Carlo Dolce im Wiener Belvedere, vorstellend die mit Lilien gekrönte „Aufrichtigkeit“, die ein strahlendes Herz in der Hand hält.

Die geometrische Form des Herzens verbindet die obere Hälfte des Kreises oder zweier nebeneinander liegender [391] Kreise mit dem untern Winkel des Dreiecks, und hat in diesem Sinne seine symbolische Bedeutung in der gothischen Baukunst, in der es hauptsächlich als Blatt der in's Kreuz gevierten oder dreitheiligen Rose vorkommt. Es soll ohne Zweifel Sehnsucht und Liebe zu Gott, und wenn drei solche Herzen gemeinschaftlich eine Rosette bilden, Glaube, Liebe und Hoffnung ausdrücken.

In der Medicin des Mittelalters galten die gekreuzten Adern im Herzen des Hirsches für besonders heilsam.