<<< Fronleichnam >>>
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Fronleichnam,

vom altdeutschen Fro (Herr), dem Frau und frohnen (dem Herrn dienen) entspricht, kann daher bedeuten: 1) den Leib des Herrn selber, oder 2) den Dienst des Leichnams. Papst Urban IV. führte im Jahre 1264 das Fronleichnamsfest als eine Feier des Leibes Jesu Christi in der Hostie und als Erinnerungsfest an die Einsetzung des heiligen Abendmahls ein, nachdem im Jahre 1246 die Nonne Juliana zu Lüttich in einem Traume erkannt hatte, dieses Fest fehle noch der Christenheit. Sie erblickte nämlich eine Lücke im Monde, die nicht ausgefüllt werden konnte, ausser durch ein noch fehlendes Fest. – Es handelt sich dabei inzwischen keineswegs um ein blosses Hostienfest, sondern auch um die Erinnerung, dass der Leib nach Joh. 2, 19. ein Tempel Gottes sey. Darum schmücken sich die Jungfrauen und Kinder am Fronleichnamsfest mit weissen Prachtkleidern und Blumenkränzen (wovon der Tag auch der Pranger- oder Kränzeltag heisst) und folgen der vom Bischof oder Priester vorangetragenen Hostie in Prozession, indem sie dadurch gemahnt werden, ihren eigenen Leib als einen schön geschmückten Tempel des Herrn zu erkennen, den sie nicht sollten entweihen lassen. Zugleich ist es ein Triumphzug der jungfräulichen Unschuld, denn welches Mädchen ihre Tugend nicht bewahrt hat, darf bei dem Zuge nicht im Kranz erscheinen. – In Spanien sind sogenannte Fronleichnamsspiele üblich, dramatische Darstellungen, worin das Wunder der Transsubstantiation und ihr Segen für die Menschheit durch allegorische Figuren dargestellt wird. v. Schack, dramat. Lit. der Spanier II. 400. Auf dem berühmten Bilde von Raphael, den Streit der Kirchenlehrer über die Transsubstantiation darstellend, schwebt die Hostie in der Mitte, als der Mittelpunkt der ganzen Welt. Oben ist der Himmel gemalt, wie auf Bildern des Weltgerichts der thronende Heiland, rechts von ihm Maria, links der Täufer mit den [302] himmlischen Heerschaaren, unten die streitenden Theologen. Oben im Himmel ist Alles voll heiliger Ruhe, unten auf der Erde herrscht unruhige Bewegung. Die Verbindung dieser untern Welt mit der obern und ihre Beruhigung kann aber nur erfolgen durch die Menschwerdung Gottes, deren strahlendes Zeichen, der Fronleichnam, eben deshalb der Mittelpunkt des reichen Bildes ist. Vgl. den Artikel Hostie.