Textdaten
Autor: unbekannt
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Titel: Christkindelspiel
Untertitel:
aus: Beiträge zur Schlesischen Volkskunde aus dem Liebauer Thal. Gesammelt von Wilhelm Patschovsky. Aus: Mitteilungen der schlesischen Gesellschaft für Volkskunde. Jahrgang 1897, Heft IV. Nr. 3. Seite 36–38
Herausgeber: Wilhelm Patschovsky
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Selbstverlag der Gesellschaft
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Erscheinungsort: Breslau
Übersetzer:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Weihnachten
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[36]  Christkindelspiel.


Personen: Der Engel Gabriel, das Christkind, St. Joseph, St Petrus.

Das Christkind kommt herein:

Ei schön guten Abend, grüss Euch Gott! Ich komm herein in allem Spott,
In allem Spott in allem Schein,
Ich suche fromme Kindelein,
Ich such sie gross, ich such sie klein,
Wie sie hier zu finden sein.
Ei Petrus, wenn du zugegen bist, komm doch auch herein.

Petrus kommt herein:

Petrus, Petrus werd ich genannt,
Die Schlüssel trag ich in meiner Hand,
Die Kron’ auf meinem Haupt,
Hat mir Gottes Sohn erlaubt,
Hätt sie Gott mir nicht erlaubt, trüg’ ich sie nicht auf meinem Haupt.
Ei Joseph, wenn du zugegen bist, komm auch herein.

Joseph tritt herein:

Plitsch, Platsch, Pladerwisch,
Drausa is mirs doch zu frisch,
War mich ei die Stube packa,
War a Kindern vertreiba dos Lacha,
War sie sacka ei an Sack,
War sie reiba zu Schnupftoback,
War sie stuppa ei die Nåse.
Bin vom Himmel gefålla,
Hob mir a Sack zerknålla,
Ho mir a Porzelan zerschlån
Und muss die Scherbe im Sacke trån.

Christkind:

Ei Petrus, du frommer und getreuer Knecht,
Berichtest mich so eben recht,
Ob die Mädchen und die Knaben
Auch Gottes Wort vor Augen haben.

Petrus:

Ei Christkind, wenn ich dir soll die Wahrheit sagen,
Muss ich über die Kinder klagen:
[37] Des Morgens, wenn sie in die Schule gehn,
Bleiben sie auf allen Gassen stehn,
Die Bücher thun sie zerreissen,
Die Blätter in die Winkel schmeissen.
Solche Possen treiben sie.

Christkind:

Ei Petrus hättest da mir das zuvor gesagt,
Hätte ich es nicht herein gewagt,
Da hätt ich mir meine Mühe erspart
Und wär gen Himmel gefahren.

Gabriel:

Ei Christkind, sei doch nicht so hart,
Es sind ja Kindelein,
Wie das weisse Wachs so rein.

Christkind:

Ei Gabriel, wenn du thust bitten,
Komm’ ich wieder herein geschritten,
Ich will mich schwenken auf Ross und Wagen
Und will den Kindern schenken viel gute Gaben,
Viel Gaben und Geschenke
Damit die Kinder an uns gedenken.

Gabriel:

Ei Christkind, schwenk dein Körbchen herum
Und beschenk die Mädchen und die Jungen.

Das Christkind beschenkt die Kinder und die andern singen zusammen: Vom Himmel hoch, da komm ich her u. s. w. die beiden ersten Strophen, darauf knieen Alle zur Wiege und singen:

Wir fallen dem Kindlein zu Füssen,
Wir wollen das Kindelein küssen.
Schlaf Kindelein süss, schlaf Kindelein süss.

Christkind:

Ach, Josef mein.

Josef:

Was soll denn sein?

Christkind:

Wo wird des Kindes Wiege sein?

Josef:

Draussen im Stall hat es ein altes Krippelein,
Das soll des Kindes Wiege sein.

Alle singen 3 mal:

Soll ja so sein, soll des Kindes Wiege sein.

Christkind:

Ach Josef mein.

Josef:

Was soll denn schon wieder sein?

Christkind:

Was soll des Kindes Windel sein?

Josef:

Draussen im Stall ist ein altes Hemdelein,
Das soll des Kindes Windel sein.

[38] Alle singen 3 mal:

Soll ja so sein, soll des Kindes Windel sein.

Christkind:

Ach Josef mein.

Josef:

Was wird denn schon wieder sein.

Christkind:

Wo werden des Kindes seine Diener sein?

Josef:

Draussen im Stall hat es ein Ochs und ein Eselein,
Die sollen des Kindes Diener sein.

Alle singen 3 mal:

Die sollens sein, die sollen des Kindes Diener sein.

Christkind:

Ach Josef mein.

Josef:

Was wird denn schon wieder sein.

Christkind:

Ach Josef mein, wiege mir das Kindlein ein.

Josef:

Wie kôn ich das Kindla wiega,
Ich kånn mein’ Puckel salber ne biega,
Uf a Summer, wenn wir Håfer binda,
Wart sich mei Puckel vo salber eifinda.

Christkind (schlägt den Josef auf den Rücken und spricht):

Ich werde dir den Puckel biegen.

Alle singen:

Steht ihr Brüder, steht doch auf,
Geht mit mir zugleich hinaus,
Dort wo jene Hirten stehn,
In den Stall nach Bethlehem.
Seht Maria die Jungfrau an,
Und Josef den alten Mann,
Und das kleine Jesulein
Legen sie auf Stroh und Heu.
Adie, adie zur guten Nacht,
Der hl. Christ hat uns bewacht,
Wir können länger uns nicht verweilen.
Wir müssen wieder weiter eilen,
Adie wir müssen scheiden,
Die Zeit will uns nicht reichen,
Adie, wir müssen fort,
An einen andern Ort.