Chloris (Die Gartenlaube 1885/5)

Textdaten
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Autor: N. K.
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Titel: Chloris
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aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 81, 87, 88
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[81]

Chloris.
Nach einem Oelgemälde von R. Sorbi.

[87] Chloris. (Mit Illustration S. 81.) In einer Lenznacht erblickte Zephyr die schöne Chloris, wie sie lieblich und träumerisch aus ihres Vaters Hallen ins Freie getreten war. Der Gott hob sie zu sich empor, verlieh ihr als Morgengabe die Herrschaft über das Reich der Blumen und gewährte ihr, [88] die selbst eine Blume, unverwelklichen Reiz und ewige Jugendfrische. Sie gebar ihm den Karpos, die personificirte Frucht, den Zeus zum Patron des Obstes machte.

Chloris ist die griechische Flora – ihr Name, in den neueren Schäferspielen neben Phyllis und Amaryllis oft genannt, bezieht sich, wie der Name Chloe, anf die blaßgrüne, gelbliche Farbe der jungen Saat oder der ersten Keime, er bedeutet die Grüne, daher auch der Grünfink im Griechischen Chloris heißt.

Die Blumen, welche die Chloris unseres Bildes in der Hand hält, sind Nelken, und der Künstler möge mir verzeihen, wenn ich ihn bezüglich dieses Attributs eines kleinen Anachronismus beschuldige. Die herrliche Nelke, welche, angeblich aus Südfrankreich stammend, um ihrer Schönheit, ihrer lebhaften Farbe und ihres würzigen Duftes willen in den Gärten von ganz Europa den ersten Rang nach der Rose einnimmt und von den heutigen Römern mit Vorliebe gepflegt wird, war den Alten unbekannt, wenigstens findet sie sich in ihren Schriften nirgends erwähnt; das Wort Dianthus, welches soviel wie Zeusblume bedeutet, ist eine Erfindung Linné’s. Erst im 15. Jahrhundert wird der Nelke unter dem Namen Flos Tunicus gedacht, welcher von dem langen, röhrigen, einer Tunica gleichen Kelche hergenommen ist – die Flores de Tunica standen damals als Heilmittel in hohen Ehren, man machte Essenzen, Essige, Sirope, Thees aus Nelken und gab sie gegen Herzklopfen, Epilepsie und Wechselfieber.

Daher glaube ich, daß Chloris ihrem Zephyr keine Nelken entgegengebracht hat; daß aber nnter dem Peplon ein heißes Herz voll Liebe und Sehnsucht klopfte, gegen dessen ungestüme Schläge keinerlei Nelkenessenz ein Arcanum geboten hätte, das glaubt wohl jeder, der dieser Chloris nur einen Blick geschenkt. N. K.