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[462]

Anhang.


Zum 4. Brief.

Geschichte des Knaben mit dem goldenen Zahne. Sprengel. III. Band. 403–406. 16. Jahrh.

Ein Knabe von zehn Jahren in der Gegend von Schweidnitz war das Wunderkind, dem dieser goldene Zahn gewachsen war. Jakob Horst, der in Schweidnitz Arzt gewesen, hörte in Helmstädt, wo er damals (1595) Professor war, von dieser Geschichte und schrieb ein eigenes, höchst seltsames Buch darüber, worin er zuvörderst, ohne einen Augenblick an der Glaubwürdigkeit der Geschichte zu zweifeln, die Erzeugung dieses Zahnes als eine übernatürliche Wirkung ansieht, die von der Constellation abhänge, unter welcher der Knabe geboren. Am Tage seiner Geburt (22. December 1586) habe nämlich die Sonne im Zeichen des Widders gestanden. Durch diese übernatürliche Ursache sei die ernährende Kraft vermittelst der Zunahme der Hitze, wunderbarlich verstärkt, und so sei, statt der Knochenmaterie, Goldstoff abgesondert worden.


Auszug aus dem Brief Galiläi’s an Madama Cristina Granduchessa madre.

„Wir bringen das Neue, nicht um die Natur und die Geister zu verwirren, sondern um sie aufzuklären, nicht um die Wissenschaften zu zerstören, sondern um sie wahrhaft zu begründen. Unsere Gegner aber nennen falsch und ketzerisch was sie nicht widerlegen können, indem sie aus erheucheltem Religionseifer sich ein Schild machen und die heilige Schrift zur Dienerin von Privatabsichten erniedrigen. Aber man darf einen Schriftsteller nicht ungehört verdammen, wo er gar keine kirchlichen Dinge, sondern natürliche behandelt und dieselben mit astronomischen und geometrischen Gründen erörtert. Wer sich immer an den nackten grammatischen Sinn halten wollte, würde der Bibel Widersprüche, ja Blasphemien schuldgeben, wenn sie von Gottes Auge, Hand oder Zorn redet. Und wenn solches nach der Fassungskraft des Volkes vorkommt, wie viel mehr musste diese bei Gegenständen berücksichtigt werden, die von der Wahrnehmung der Menge weit abliegen und das Seelenheil nicht betreffen, wie die Naturwissenschaften. Darum darf man bei ihnen nicht mit der Autorität der Bibel anfangen, sondern mit den Sinneswahrnehmungen und den nothwendigen Beweisen, weil in gleicher Weise Natur und Bibel durch das göttliche Wort ihr Sein haben.“

[463]

Zum 15. Brief.

Eines der merkwürdigsten Beispiele der Umwandelung der Eigenschaften eines zusammengesetzten unorganischen Körpers ist durch Walter Crum in Glasgow entdeckt worden; er fand nämlich, dass durch anhaltendes Sieden einer Auflösung des essigsauren Thonerdesalzes eine vollständige Trennung der Essigsäure, die sich verflüchtigt, von der Thonerde vor sich geht.

Die Eigenschaften der Thonerde sind allgemein bekannt, sie ist in ihrem gewöhnlichen Zustand unauflöslich in Wasser, leicht löslich in Säuren und Alkalien, sie nimmt aus gefärbten Flüssigkeiten den Farbstoff auf und färbt sich damit.

Die von W. Crum entdeckte Modification der Thonerde löst sich im Wasser, durch verdünnte Säuren und Alkalien wird sie aus der wässerigen Lösung gallertartig gefällt, ohne dass sich Bemerkliches davon auflöst; durch Abkochungen von Farbhölzern entstehen damit nicht undurchsichtige Lack-Niederschläge, sondern durchscheinende gallertartige Fällungen. Durch concentrirte Säuren und Alkalien wird übrigens die in Wasser lösliche Thonerde in die gewöhnliche unlösliche Thonerde zurückgeführt.


Zum 20. Brief.

„Um sich einen Osterbraten zu verschaffen, erzählt Dr. Röser, beauftragte C. in R. die Seinigen, Drahtschlingen zur Erhaschung eines Rehes zu legen. Es fing sich auch wirklich ein solch armes Thier mit dem Hinterleibe in der Schlinge, welche es, glücklich mit Kopf und Brust durch dieselbe gekommen, am Bauche und über dem Becken umfasste, so dass es nach dem qualvollsten Kampfe endlich erliegen musste und man es des andern Tages todt fand.

Der Herr und die Frau vom Hause assen am Ostertage die beste Portion von diesem Leckerbissen, wenig davon bekamen die Angehörigen; der Rest wurde in Essig gelegt, aber nichts davon gegessen.

Desselben Tages bemerkten nun Alle im Hause, welche von dem Reh genossen hatten, eine auffallende Trockenheit im Munde, Druck im Magen und Brechreiz; die Gesichtszüge wurden bei Allen sehr leidend, blass; über Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel, grosse Abgeschlagenheit der Glieder klagten Alle. Der Mann verlor mehrere Tage lang das Sehvermögen und war blind; kurz, von hier an begann eine Reihe merkwürdiger Krankheitszufälle, welche die Hülfe des Dr. Röser vielfach in Anspruch nahmen. Der Mann wurde erst im Juli hergestellt, die Frau aber siechte über zwei Jahre lang und erlag endlich doch einem schmerzvollen Tode. Schneller wurde die Tochter und der Knecht und die Magd hergestellt, die nur wenig von dem zu Tode gequälten Thiere genossen hatten. – Die Krankheitszufälle erinnerten in manchen Beziehungen an die Wirkungen des Wuthgiftes (und Wurstgiftes?).“ Dr. Röser schliesst seine Mittheilung mit folgenden Worten: „Scheusslich und unter Qualen geht manches Thier auf ähnliche Weise wie jenes mit

[464] der Drahtschlinge gefangene (auf der Jagd z. B.) zu Grunde; sollte daher durch solche Fälle, wie der mitgetheilte, die Medicinalpolizei sich nicht zur strengsten Fürsorge veranlasst finden, dass die dem Menschen zur Nahrung dienenden Thiere vor der Tödtung nicht gequält werden?“ Dr. C. G. Carus. (Aus der Zeitschrift: „Der Menschenfreund in seinen Beziehungen zur belebten Welt. Ein Volksblatt, herausgegeben von dem in Dresden bestehenden Verein zum Schutz der Thiere.“)


Zum 25. Brief.

Zur Beurtheilung der Glaubwürdigkeiten historischer Thatsachen aus dem medicinischen oder naturwissenschaftlichen Gebiete, welche durch Zeitungsartikel verbürgt sind, erlaube ich mir als Anhang ein Beispiel beizufügen.

In der Gazette des Tribunaux und später im Journal des Débats vom 24. Februar 1850 erschien folgender Artikel:

Un fait des plus extraordinaires s’est passé dans un cabaret de la barrière de l’Étoile à Paris. Les sieur Xavier G…, ouvrier peintre en bâtiments, auquel ses habitudes d’intempérance avaient fait donner le sobriquet de pochard, étant à boire avec plusieurs de ses camarades, paria qu’il mangerait une chandelle tout allumée. On le défia; mais à peine Xavier eut-il introduit dans sa bouche la chandelle enflammée, qu’il poussa un léger cri, et s’affaissa sur lui-même au milieu de la stupéfaction générale. On vit errer sur ses lèvres une flamme bleuâtre; on tenta de le secourir, et les assistants, lorsqu’ils voulurent le soulever, furent saisis de frayeur en s’apercevant que cet infortuné brûlait à l’intérieur. Enfin, à peine une demiheure s’était-elle écoulée que sa tête et la partie supérieure de sa poitrine étaient carbornisées. Deux médecins furent appelés, et reconnurent que Xavier venait de succomber à une combustion spontanée, phénomène positif, mais que la science n’a peut-être pas encore expliqué. Cet incendie du corps humain a une puissance et une activité épouvantables. Les os, la peau, les muscles, tout est dévoré, consumé, réduit en cendres. Quelques pincées de poussière amoncelées à la place où la victime est tombée sont tout ce qui reste du cadavre.

Bien que rares, ces effroyables accidents se reproduissent cependant, et la presse a déjà eu occasion d’enregistrer des cas de combustion spontanée. Nous rappellerons qu’il y a quelques années, un incendie spontané a consumé une femme faisant un usage immodéré de spiritueux. Tous les phénomènes qui caractérisent la combustion se sont produits avec énergie; la plus grande partie du corps a été réduite à état d’entière incinération, sans que l’appartement dans lequel un effet aussi intense de combustion avait eu lieu offrît la plus légère trace de feu. La femme avait été atteinte devant la cheminée, et, selon toute probabilité, au moment où elle cherchait à embraser des tisons en soufflant dessus. Aucune marque de brûlure ne se voyait ni sur les meubles qui l’entouraient, ni sur une chaise contre laquelle elle avait du tomber.

[465] La combustion spontanée avait déjà été constatée au moyen âge et dans les siècles suivants, mais, rangée dans la classe des faits miraculeux, elle n’avait donné lieu à aucune observation scientifique et positive, tellement que, vers l’an 1705, une accusation capitale fut intentée, en France, à un homme qu’on mit en cause comme ayant tué sa femme et comme ayant voulu la brûler.

L’accusation ne s’était pas arrétée devant l’impossibilité matérielle de détruire par le feu un corps humain dans un appartement, sans qu’il demeurât de traces d’incendie. Presque généralement la mort par apoplexie suit immédiatement la première atteinte de la combustion spontanée. Quelquefois cependant la victime brûla à petit feu avant de mourir! et il est fait mention, dans les Annales de la médecine, d’un homme qui ne mourut qu’aprés quatre jours d’inflammation.

Seiner Form nach ist dieser Artikel vollkommen ähnlich den Erzählungen, welche das Hauptmaterial der Capitel über Selbstverbrennung in den Handbüchern der gerichtlichen Medicin und der Artikel in den medicinischen Wörterbüchern ausmachen. Als eine Thatsache der neuesten Zeit musste dieser Artikel um so glaubwürdiger erscheinen, da noch lebende Zeugen, darunter zwei Aerzte, darin erwähnt sind und kein Pariser Blatt der Erzählung widersprochen hatte. Ich wurde hierdurch veranlasst, der Quelle des Ereignisses nachzuforschen, und habe durch Herrn Regnault (Mitglied der Akademie und einer der ausgezeichnetsten Physiker Europa’s), durch Herrn Pelouze (Director der Münze und als Chemiker berühmt), zuletzt durch den Polizeipräfecten Herrn Carlier die genauesten Erkundigungen eingezogen. Aus den folgenden Briefen wird man entnehmen, dass der Selbstverbrennungsfall eine Lüge ist.


A. Monsieur J. Liebig, professeur de chimie, membre correspondant de l’Institut de France, à Giessen (Grand-Duché de Hesse).


I.
Paris, le 12 mars 1850.

Mon cher Liebig.

Au reçu de votre lettre, je me suis empressé de prendre quelques renseignements sur les fameuses combustions spontanées dont le monde a entendu parler, mais dont personne, même parmi les hommes de l’art que cela intéresse plus particulièrement, n’a vu d’exemple. Malheureusement le temps m’a manqué; je suis en ce moment juré à la Cour d’assises, et, en cette qualité, je passe toute la journée au tribunal.

J’ai à peine besoin á vous dire que je ne crois pas un mot à ce phénomène si extraordinaire. Il suffit de réfléchir un instant à la difficulté de combustion des matières qui constituent le corps de l’homme, à l’immense quantité d’eau qui doit être évaporée avant que la calcination et la combustion de ces matières puisse commencer; à l’absence de l’oxygène dans les cavités intérieures; la petite quantité de ce gaz qui s’y trouve étant bientôt consumée et la combustion de l’alcohol ou des autres matières volatiles combustibles s’arrêtant par cela seul; pour admettre l’impossibilité matérielle du fait.

[466] J’ai consulté sur la question les médecins les plus distingués, ceux qui font, depuis longues années, partie de nos sociétés médicales, notamment M. Magendie, pas un n’a connaissance d’un fait de cette nature. Ce n’est pas qu’il n’en ait pas été annoncé au public par les journaux; mais, toutes les fois que l’on est remonté à la source, que l’on a fait prendre des renseignements par des hommes compétents, le merveilleux a disparu avec le fait lui-même de la combustion.

Quant à l’histoire de la barrière de l’Étoile, je ne doute pas que ce ne soit un puff, à moins qu’elle n’ait été inventée dans une intention criminelle. Si j’avais eu le temps, je m’en serais enquis chez le Commissaire de police du quartier et à la Préfecture de police. Mais j’ai su que M. Pelouze avait déjà pris ces renseignements et qu’il devait vous les transmettre immédiatement etc.

V. Regnault.


Uebersetzung des Briefes des Herrn V. Regnault, Mitglieds der Akademie, Professors der Physik am Collège de France in Paris, an Herrn Professor von Liebig in Giessen, d. d. Paris, den 12. März 1850.


Nach dem Empfange Ihres Briefes habe ich mich beeilt, Erkundigungen über die berüchtigten Selbstverbrennungen einzuziehen, von denen Jedermann sprechen gehört hat, die aber Niemand, selbst nicht die Männer der Kunst, welche sie besonders interessiren, jemals gesehen. Die Zeit hat mir unglücklicherweise gefehlt, da ich in diesem Augenblick Geschworener bei den Assisen bin und in dieser Eigenschaft den ganzen Tag im Gerichtshofe zubringen muss.

Ich habe kaum nöthig Ihnen zu sagen, dass ich nicht ein Wort von diesem so ungewöhnlichen Phänomen glaube. Es genügt, einen Augenblick über die Schwierigkeit der Verbrennung der Materien nachzudenken, welche den menschlichen Körper ausmachen, an die ungeheure Menge Wasser, welche verdampfen muss, ehe die Einäscherung und Verbrennung dieser Materien anfangen kann – an die Abwesenheit des Sauerstoffs in den inneren Höhlungen des Körpers, so wie daran, dass die kleine Menge, welche sich darin vorfindet, sehr bald verbraucht ist, dass die Verbrennung von Alkohol oder anderen verbrennlichen flüchtigen Materien durch dies allein aufhören muss – um die materielle Unmöglichkeit dieser Thatsachen anzunehmen.

Ich habe über diese Frage die ausgezeichnetsten Aerzte consultirt, solche, welche seit vielen Jahren zu unsern medicinischen Gesellschaften gehören, namentlich Herrn Magendie; keiner von ihnen hat Kenntniss von einer Thatsache dieser Art. Nicht als ob dem Publicum nicht dergleichen mitgetheilt worden wäre durch die Journale; aber allemal, wenn man auf die Quelle zurückging, wenn man Erkundigungen durch sachkundige Männer einzog, verschwand das Wunderbare mit der Thatsache der Verbrennung selbst.

Was die Geschichte der Sternbarrière betrifft, so zweifle ich nicht daran, dass es ein Puff ist, wenn nicht in einer sträflichen Absicht

[467] erfunden. Wenn ich Zeit gehabt hätte, so würde ich bei dem Polizei-Commissär dieses Quartiers und auf der Polizei-Präfectur nachgefragt haben. Ich hörte ohnedies, dass Herr Pelouze deshalb bereits Erkundigungen eingezogen hat, welche er Ihnen unmittelbar übermachen wird etc.


II.
Paris, le 9 mars 1850.

Mon cher ami.

Il résulte des renseignements que j’ai pris à diverses sources que le fait raconté par le Journal des Débats du 24 février 1850, est une pure invention. Parmi les exemples de combustions humaines, celuilà était bien le plus extraordinaire, pour ne pas dire le plus incroyable. Pour mon compte, moi qui connaissais l’article où cette histoire ridicule était relatée, je n’avais pas pris la chose au sérieux. Toutefois voyant que tu attaches de l’importance à ce récit, j’ai pris des informations et je me suis assuré qu’il était en tout point mensonger.

Je ne sache pas qu’aucun médecin ait cru un instant à la véracité d’un tel récit etc.

Pelouze.


Brief des Herrn Pelouze, Mitglieds der Akademie und Directors der Münze, an Professor von Liebig zu Giessen (d. d. Paris, den 9. März 1850.)

Es ergiebt sich aus den Anfragen, welche ich an verschiedenen Quellen angestellt habe, dass die von dem Journal des Débats vom 24. Februar 1850 erzählte Thatsache eine reine Erdichtung ist. Unter den Beispielen von menschlicher Selbstverbrennung wäre dieses offenbar das ausserordentlichste, um nicht zu sagen das unglaublichste. Was mich betrifft, der den Artikel kannte, in welchem diese lächerliche Geschichte erzählt war, so habe ich die Sache niemals für Ernst gehalten. Da ich übrigens sehe, dass Du der Erzählung einige Wichtigkeit beilegst, so habe ich Erkundigungen eingezogen und mich versichert, dass sie in allen Punkten eine Lüge ist.

Ich glaube nicht, dass irgend ein Arzt nur einen Augenblick sie für wahr gehalten hat etc.


III.
Préfecture de Police. République Française.
1. Division. Liberté. – Egalité. – Fraternité.
1. Bureau 2. Sect. Paris, le 7 mars 1850.
4 heures ½.

Monsieur.

Je reçois la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’écrire le 4 de ce mois, et dans laquelle, à l’occasion d’un procès criminel pendant devant les Assises de Darmstadt, vous me demandez des renseignements sur un fait de combustion humaine spontanée qui, d’après un article du Journal des Débats, aurait eu lieu récemment à Paris.

Ce fait est complètement imaginaire; si le récit du Journal eût été exact, la mort accidentelle du prétendu Xavier G… aurait motivé des constatations légales dont la connaissance serait nécessairement parvenue

[468] à mon administration, et les recherches minuitieuses que j’ai prescrites à ce sujet dans mes bureaux sont restées infructueuses.

J’ai néanmoins voulu remonter à la source du fait relaté dans le Journal des Débats, et j’ai su que l’article inséré dans ce journal avait été emprunté à la Gazette des Tribunaux. – Des informations ont été prises dans les Bureaux de ce journal, et à la manière dont on a reçu les questions faites à ce sujet, il n’a pas été difficile de voir que le récit dont il s’agit était une fable faite à plaisir.

Le Préfet de Police
P. Carlier.


Brief des Polizei-Präfecten Herrn Carlier zu Paris vom 7. März 1850 an Professor von Liebig in Giessen.


Ich erhalte Ihren Brief, den Sie mir die Ehre erzeigten am 4. d. M. zu schreiben, und in welchem Sie mich ersuchen, bei Gelegenheit eines Criminalprocesses vor den Assisen zu Darmstadt, Erkundigungen einzuziehen über einen Vorfall von menschlicher Selbstverbrennung, welcher nach einem Artikel des Journals des Débats kürzlich in Paris statt gehabt habe.

Dieses Ereigniss ist vollkommen erfunden; wenn die Erzählung des Journals richtig gewesen wäre, so würde der zufällige Tod des angeblichen Xavier G… eine gerichtliche Einschreitung veranlasst haben, deren Kenntniss nothwendigerweise meiner Verwaltung zugekommen wäre, aber die sorgfältigen Nachforschungen in meinen Bureaux, welche ich in dieser Beziehung vorgeschrieben habe, sind unfruchtbar geblieben.

Ich habe nichts desto weniger an die Quelle der im Journal des Débats erzählten Thatsache zurücksteigen wollen und habe erfahren, dass der in diesem Journal aufgenommene Artikel der Gazette des Tribunaux entlehnt war. – Es sind in den Bureaux dieses Journals Erkundigungen eingezogen worden, und aus der Art, mit welcher man die in Beziehung auf diesen Gegenstand gestellten Fragen aufnahm, war es nicht schwer zu sehen, dass die Erzählung, um die es sich handelt, eine Fabel war, die man zur Unterhaltung erfunden hatte etc.


Zum 26. Brief.

Ich halte es für wichtig genug, diesem Briefe in einem Nachtrage eine Anzahl von Bestimmungen des Nahrungsverhältnisses arbeitender Männer beizugeben, welche auf meinen Wunsch Herr Bergverwalter Reissacher in Böckstein mit seltener Umsicht und Bereitwilligkeit unternommen hat; die Bestimmungen beziehen sich auf den Verbrauch von verschiedenen Speisen der Bergleute im Rauris, Böckstein und bei Kristof, welche in den dortigen Goldbergwerken arbeiten. Böckstein liegt am Ende des Gasteiner Thals (47’ 4“ Länge und 30’ 38“ Breite) und es besteht die Arbeit der Bergleute im Wesentlichen im Bohren und Absprengen des Gold führenden Gesteins, Quarz, schieferigen und quarzigen

[469] Gneis. Am hohen Goldberg in der Rauris arbeitet die Mannschaft in einer Höhe von 7500 Fuss (Wiener Maass) über der Meeresfläche, am Rathhausberg bei Böckstein liegt das Berghaus von Hieronymus 6064 Fuss, jenes bei Kristof 6700 Fuss hoch.

Rauris. Die Beobachtungszeit umfasst 4 Wochen, vom 27. October bis 28. November 1857. In jeder Woche arbeitete die Mannschaft 4 Tage, ihr Aufenthalt am Berg dauerte vom Montag Abend 6 Uhr an bis Freitag Nachmittag um 1 Uhr, im Ganzen 91 Stunden; während dieser Zeit nahmen 6 Mann 12 Mahlzeiten ein; es waren erwachsene kräftige Männer im 35.–45. Jahre, deren Hauptarbeit das Bohren im Gestein ausmachte.

Die ganze Aufenthaltszeit der 6 Mann am Berg betrug 2184 Stunden, wovon 1200 auf die Zeit der Arbeit und 984 auf Essen, Ruhe und Schlafzeit kommen.

Von ihrem Wohnorte braucht die Mannschaft zum Ersteigen des Berges bis zum Arbeitsort 8 Stunden; jeder einzelne Mann trägt seinen Bedarf an Schmalz und Mehl für zwei Wochen, die andern Bedürfnisse für eine Woche mit sich.

Die beobachteten 6 Mann verzehrten in der angegebenen Zeit von 2184 Stunden ihres Aufenthalts am hohen Goldberg:

an Rindschmalz 40 Pfund
Weizenmehl 144
gesalzenes Bock- und Schaffleisch 64
Roggenbrod 52½
Bohnen 2
Gerste 20
Weisser Käse (Zieger)
fetter Käse 1
Kochsalz 3
Bier 64
Branntwein Maass
Wasser 397 Pfund.

Im Ganzen wurden von den beobachteten 6 Mann 2804 Zoll Bohrloch erbohrt und abgesprengt. Das Bohrloch hat 15 Wiener Linien Weite, der Fäustel (Hammer) wiegt 3 Pfund, jeder Schlag ertheilt dem Bohrer eine Geschwindigkeit von 21 Fuss pr. Secunde. In einer Minute thut der Mann etwa 40 Schläge und bohrt in reinem Quarz durchschnittlich 1 Zoll, in quarzigem Gneis 1,3 Zoll, in schiefrigem Gneis 1,7 Zoll pr. Stunde.

Böckstein. a. Bei Hieronymus. Versuchsdauer 3 Wochen, vom 31. August bis 18. September[1] incl. 1857; Mannschaft 27 Mann. Arbeitszeit 4131 Stunden, Kochen, Rast und Ruhe 2808, zusammen 6939 Stunden, die am Berg zugebracht wurden. Verzehrt wurden:

Rindschmalz 83 Pfund
Weizenmehl 234½
Roggenbrod 233
Eingesalzenes Ziegenfleisch 55¾
Weisser Käse 6
612 Pfund.

[470]

Ziegenmilch 1012,5 Pfund.
Eier 6 Stück.

b. Bei Kristof. Dauer der Beobachtung 4 Wochen, vom 5. Juli bis 30. Juli incl. Mannschaft: 15 Mann. In Arbeit 3878 Stunden; Kochen, Rast und Schlaf 2442 Stunden, zusammen 5820 Stunden. Verzehrt wurden:

Rindschmalz 66¼ Pfund
Weizenmehl 206
Roggenbrod 190½
Salz 2
464¾ Pfund
Ziegenmilch 1515 Pfund (905 Wiener Maass).

Zusammenstellung. Es verzehrte ein Mann bei schwerer Arbeit in 6 bis 7000 Fuss Meereshöhe:

Böckstein Rauris
Kristof Hieronymus Goldberg
Rindschmalz 0,273 0,287 0,489
Weizenmehl 0,849 0,810 1,582
Roggenbrod 0,785 0,806 0,577
Fleisch 0,192 0,703
Bohnen 0,263
Gerste 0,219
Weisser weicher Käse 0,021 0,049
Käse 0,011
Kochsalz 0,008 0,033
Pfunde feste Speisen 1,915 2,116 3,876
Ziegenmilch, Pfunde 6,246 3,501
Bier, Maas 0,252
Branntwein 0,024
Wasser, Pfunde 4,812

Es ist hier nicht der Ort, auf alle Folgerungen näher einzugehen, die sich an diese Zahlen knüpfen. Eine Thatsache ergiebt sich daraus unzweifelhaft, dass nämlich der Verbrauch an Kohlenstoff bei einem erwachsenen Mann bei schwerer Arbeit in 6–7000 Fuss Meereshöhe nicht kleiner, sondern eher grösser ist als bei einem Soldaten in Darmstadt. Auf dem Rauriser Goldberg verzehrte ein Mann täglich 2170 Gramm feste Speisen, worunter 243 Gramm Fett. Zu 40 Procent Kohlenstoff angenommen enthalten diese 868 Gramm Kohlenstoff, ein Gehalt, der eher zu niedrig als zu hoch ist. Der Kohlenstoffgehalt des genossenen Biers und Branntweins ist nicht in Anschlag gebracht.

Auf der andern Seite ist der vollkommene Ersatz des Fleisches durch Milch bemerkenswerth; die Bergleute bei Kristof geniessen während der Arbeitszeit kein Fleisch und kein geistiges Getränk, und es dürften vielleicht Manche eine gewisse Beziehung zwischen Beiden wie zum Tabak erkennen. Sicher ist, dass die geleistete Arbeit bei den Fleisch und Bier verbrauchenden Bergleuten in Rauris nicht grösser ist als bei den Milch und Mehlspeisen verzehrenden Bergleuten in Böckstein, und man kann wohl ohne einen Fehler zu begehen den Schluss ziehen, dass zwischen schwerer Arbeit und geistigen Getränken und Fleisch keine nothwendige

[471] Verbindung besteht. In den entsprechenden Verhältnissen erzeugen Milch und Mehlspeisen in dem menschlichen Leibe dieselbe Quantität von Arbeitskraft. Am Schlusse seines Berichtes über die angestellten Versuche macht Herr Bergverwalter Reissacher einige Bemerkungen, welche für Viele von Interesse sein dürften; ich gebe sie mit seinen eigenen Worten:

„Obgleich die Arbeit an sich und die Kraftentwickelung hierbei für Leute von gleichem Alter durchschnittlich wenig Unterschied für beide Bergbaue bieten, so ist doch der Aufenthalt des Rauriser Knappen im Berghaus am hohen Goldberg mitten in der Gletscherregion, die sich bis zu einer Erstreckung von ½ Stunde abwärts vom Berghaus ausdehnt und dasselbe rings mit allen Eigenthümlichkeiten des Gletschers umgiebt, viel rauher seinen klimatischen Verhältnissen nach, als der Aufenthalt am Rathhausberg, wo sich kein Gletscher angesetzt findet. Der Zugang zum Berg ist in Rauris eben wegen des Gletschers und seiner Stürme, abgesehen von der beträchtlich grössern Entfernung der Wohnungen der Knappen, weit beschwerlicher als in Gastein, und Verunglückungen von Knappen durch Erfrieren sind in Rauris öfter, in Gastein aber nicht vorgekommen.“

„Der Kraftaufwand, den der Berggang erheischt, ist übrigens sowohl in Gastein als in Rauris grösser als der, welcher für die Arbeit in der Grube beansprucht wird, und in eben dem Maasse wie die Unwirthlichkeit der Verhältnisse in Rauris grösser ist als am Rathhausberg, ist auch die Dauer der Diensttauglichkeit eines Rauriser Knappen beschränkter. In Rauris kann nur ein vollkommen gesunder und kräftiger Mann den Berggang ertragen, und daher kommt es, dass mit Einschluss der Jungen jeder vierte Mann dem Militairstande angehört, oder im Militair gedient hat. Trotz diesem Beweis der körperlichen Rüstigkeit gilt es aber als Regel, dass bei einem Lebensalter von rund 40 Jahren und einer Dienstzeit von 20 Jahren der Rauriser Knappe nicht mehr befähigt ist, den Berggang auszuhalten, wenn gleich derselbe noch zur Arbeit am Gestein diensttauglich bleibt.“

„In Gastein lässt sich hingegen annehmen, dass der Mann in einem Alter von rund 50 Jahren und bei einer Dienstzeit von 30 Jahren arbeitsunfähig wird, und zwar ebenfalls zumeist deshalb, weil er unfähig ist den Aufgang zum Berg zu verrichten, d. h. am Berg zu steigen.“

„Athmungsbeschwerden und daraus hervorgehende Krafterlahmung, vornehmlich in den Füssen, zwingen ihn die Alpenregion zu verlassen und den Dienst als untauglich hierzu aufzugeben.“

„Dass nicht die dumpfe Grubenluft, nicht der Pulverdampf oder die staubige Atmosphäre der Scheidstuben diese mit dem vorrückenden Alter auftretenden Athmungsbeschwerden hervorrufen, sondern dass sie, wenn auch erstere Ursachen mitwirken, doch vorzugsweise vom Bergsteigen mit gleichzeitigem Lasttragen, und vom Aufenthalt in der Alpen- und Gletscherregion bedingt werden, beweist der Umstand, dass selbst Aufsichts-Individuen und Tagarbeiter in ähnlicher Weise dienstunfähig werden, obwohl sie ersteren Einflüssen minder ausgesetzt sind.“

„Versuche haben zu wiederholten Malen gezeigt, dass Hunde und Katzen zumal am Rauriser Goldberg nicht leben können, und selbst

[472] gesellig zu Paaren starben Katzen in etwa 4–6 Wochen. Auch bei diesen fand sich Schwerathmigkeit und Erlahmung der Extremitäten in stetig zunehmendem Grade als Folge des längern Aufenthaltes bei abnehmender Esslust, ganz so wie beim Menschen, nur viel heftiger, auffallender und in kürzerer Zeit.“

„Auch beim Menschen würde diese Erscheinung in kürzerer Zeit eintreten, wenn der Aufenthalt am Berg ein stetiger wäre, und es ergiebt sich von selbst, warum der Knappe das Bedürfniss des wöchentlichen Bergabganges fühlt und den weiten Weg des Zu- und Abganges auch bei stürmischer Zeit nicht scheut eben weil er trotz der Beschwerde des Ganges sich Wohlbefinden, Esslust und Kraft wahrt.“

Böckstein, am 12. August 1858.

K. Reissacher.


Zum 32. Brief.

Eine neue Fleischbrühe für Kranke. Man nimmt zu einer Portion dieser Fleischbrühe ein halb Pfund Fleisch von einem frisch geschlachteten Thiere (Rind- oder Hühnerfleisch), hackt es fein, mischt es mit ein und ein achtel (1⅛) Pfund destillirtem Wasser, dem man vier Tropfen reine Salzsäure und ½ bis 1 Quentchen Kochsalz zugesetzt hat, gut durcheinander. Nach einer Stunde wird das Ganze auf ein kegelförmiges Haarsieb, wie man in allen Küchen hat, geworfen, und die Flüssigkeit ohne Anwendung von Druck oder Pressung abgeseiht. Den zuerst ablaufenden trüben Theil giesst man zurück, bis die Flüssigkeit ganz klar abfliesst. Auf den Fleischrückstand im Siebe schüttet man in kleinen Portionen ein halb Pfund destillirtes Wasser nach. Man erhält in dieser Weise etwa ein Pfund Flüssigkeit (kalten Fleischextract) von rother Farbe und angenehmem Fleischbrühgeschmack. Man lässt sie den Kranken kalt tassenweise nach Belieben nehmen. Sie darf nicht erhitzt werden, denn sie trübt sich in der Wärme und setzt ein dickes Gerinnsel von Fleischalbumin und Blutroth ab.

Die Erkrankung eines jungen achtzehnjährigen Mädchens in meinem Hause am Typhus gab Veranlassung zu dieser Zubereitung; sie wurde durch die Bemerkung meines Hausarztes (Dr. Pfeufer) hervorgerufen, dass in einem gewissen Stadium dieser Krankheit die grösste Schwierigkeit die sich dem Arzte darbiete, in der mangelhaften Verdauung liege, eine Folge des Zustandes der Eingeweide, und noch ausserdem an dem Mangel an einem zur Blutbildung und Verdauung geeigneten Nahrungsmittel. In der gewöhnlichen durch Kochen bereiteten Fleischbrühe fehlen in der That alle diejenigen Bestandtheile des Fleisches, die zur Bildung des Blutalbumins nothwendig sind, und das Eigelb, welches hinzugesetzt wird, ist sehr arm an diesen Stoffen, denn es enthält im Ganzen 82½ Procent Wasser und Fett und nur 17½ Procent an einer dem Eieralbumin gleichen oder sehr ähnlichen Substanz, und ob diese dem Fleischalbumin in seiner Ernährungsfähigkeit gleich steht, ist nach den Versuchen Magendie’s

[473] zum Mindesten zweifelhaft. Ausser dem Fleischalbumin enthält die neue Fleischbrühe eine gewisse Menge Blutroth und darin eine weit grössere Menge des zur Bildung der Blutkörperchen nothwendigen Eisens, und zuletzt die verdauende Salzsäure.

Ein grosses Hinderniss für die Anwendung dieser Fleischbrühe im Sommer ist ihre Veränderlichkeit in warmem Wetter; sie geräth förmlich in Gährung, wie Zuckerwasser mit Hefe, ohne üblen Geruch anzunehmen; welcher Stoff hierzu Veranlassung giebt, ist sehr werth untersucht zu werden. Die Auslaugung des Fleisches muss deshalb mit ganz kaltem Wasser an einem kühlen Orte vorgenommen werden. Eiswasser und äussere Abkühlung mit Eis heben diese Schwierigkeit völlig. Vor Allem ist streng darauf zu achten, dass das Fleisch frisch und nicht mehrere Tage alt genommen wird.

In dem hiesigen städtischen Hospitale ist diese Fleischbrühe in Anwendung und bereits in die Privatpraxis mehrerer der ausgezeichnetsten hiesigen Aerzte (Münchens), wie der Herren Dr. v. Gietl und Dr. Pfeufer übergegangen.

Ich würde vielleicht Anstand genommen haben, einer so einfachen Sache eine grössere Publicität zu geben als sie verdient, wenn mich nicht ein neuer und für meine Familie besonders wichtiger Fall von der grossen Ernährungsfähigkeit dieser Suppe völlig überzeugt hätte, und es floss daraus der natürliche Wunsch, dass auch in weiteren Kreisen ihr Nutzen geprüft werden und andern Leidenden ihre wohlthätigen Wirkungen zu gut kommen möchten. Eine junge verheirathete Frau, welche in Folge einer Eierstockentzündung keine festen Speisen geniessen konnte, wurde zwei Monate lang ausschliesslich und zwar bis zur vollkommenen Wiederherstellung ihrer Gesundheit damit erhalten; sie nahm in dieser Zeit an Fleisch und Kräften augenscheinlich zu. In der Regel nehmen die Patienten die Suppe ohne alles Widerstreben nur so lange sie krank sind; so bald sie andere Speisen geniessen können, widersteht sie ihnen, was an der Farbe und vielleicht in dem schwachen Fleischgeruch liegen mag. Für Viele möchte es deshalb vielleicht von Nutzen sein, die Fleischbrühe durch stark gebrannten Zucker braun zu färben und ein Glas rothen vom besten französischen Bordeaux-Wein zuzusetzen.

Ein Mittel zur Verbesserung des Brodes. Es ist bekannt dass der Kleber der Getreidearten im feuchten Zustande eine Veränderung erleidet; im frischen Zustande weich, elastisch und unlöslich im Wasser, verliert er diese Eigenschaften bei längerer Berührung mit Wasser. Einige Tage unter Wasser aufbewahrt nimmt sein Volum allmählich ab, bis dass er sich zuletzt zu einer trüben schleimigen Flüssigkeit löst, die mit Stärkmehl keinen Teig mehr bildet. Die Teigbildung des Mehls wird aber wesentlich bedingt durch die Fähigkeit des Klebers, Wasser zu binden und in den Zustand zu versetzen, in welchem es z. B. im thierischen Gewebe, im Fleisch und im coagulirten Eiweiss enthalten ist, in welchen das aufgesaugte Wasser trockene Körper nicht nässt. Eine ähnliche Veränderung wie im nassen Zustande erleidet der Getreidekleber beim Aufbewahren des Mehls, indem dieses, als eine im hohen Grade wasseranziehende Substanz, Wasser aus der Luft aufnimmt; nach und nach vermindert sich die teigbildende Substanz des Mehls und die Beschaffenheit

[474] des daraus gebackenen Brodes. Nur durch künstliche Austrocknung und Abschluss der Luft lässt sich dieser Verschlechterung vorbeugen. Bei Roggenmehl tritt diese Veränderung eben so rasch, vielleicht noch rascher ein als beim Weizenmehl.

Vor etwa 24 Jahren (siehe Kuhlmann, Ann. der Physik und Chemie von Poggendorff. Bd. XXI., S. 447) kam bei den belgischen Bäckern ein Mittel in Gebrauch, durch dessen Anwendung von Mehl, welches für sich ein schweres, nasses Brod geliefert haben würde, ein Brod von der Beschaffenheit wie von dem frischesten und besten Mehl gewonnen wurde. Dieses Mittel bestand in einem Zusatz von Kupfervitriol oder von Alaun zum Mehl.

Die Wirkung beider in der Brodbereitung beruht darauf, dass sie mit dem im Wasser löslich gewordenen veränderten Kleber in der Wärme eine chemische Verbindung bilden, wodurch er alle seine verlorenen Eigenschaften wieder gewinnt, er wird wieder unlöslich und wasserbindend.

Die Beziehungen des Getreideklebers zum Käsestoff, mit dem er so viele Eigenschaften gemein hat, veranlassten mich zu einigen Versuchen, welche zum Zweck hatten, die beiden oben genannten für die Gesundheit und den Ernährungswerth des Brodes so schädlichen Substanzen durch ein an sich unschädliches Mittel von gleicher Wirkung zu ersetzen. Dieses Mittel ist reines, kaltgesättigtes Kalkwasser. Wenn der zur Teigbildung bestimmte Theil des Mehls mit Kalkwasser angemacht, sodann der Sauerteig zugesetzt und der Teig sich selbst überlassen wird, so tritt die Gährung ein, ganz wie ohne das Kalkwasser. Wird zur gehörigen Zeit der Rest des Mehls dem gegohrenen Teige zugesetzt, die Laibe geformt und wie gewöhnlich gebacken, so erhält man ein schönes säurefreies, festes, elastisches, kleinblasiges, nicht wasserrandiges Brod von vortrefflichem Geschmack, welches von Allen, die es eine Zeit lang geniessen, jedem andern vorgezogen wird.

Das Verhältniss des Mehls zum Kalkwasser ist 19:5, d. h. zu 100 Pfund Mehl nimmt man 26 bis 27 Pfund oder Schoppen Kalkwasser. Diese Menge Kalkwasser reicht zur Teigbildung nicht hin, und es muss natürlich im Verhältniss gewöhnliches Wasser nach der Hand zugesetzt werden.

Da der saure Geschmack des Brodes sich verliert, so muss der Salzzusatz beträchtlich vermehrt werden, um ihm die für den Gaumen gehörige Beschaffenheit zu geben.

Was den Kalkgehalt des Brodes betrifft, so weiss man, dass 1 Pfund Kalk hinreicht, um mehr als 600 Pfund Kalkwasser zu bereiten; er beträgt in dem nach der angegebenen Vorschrift bereiteten Brode nahe so viel, als wie in einem dem Mehle gleichen Gewichte der Samen der Leguminosen enthalten ist.

Es kann als eine durch Erfahrung und Versuche ausgemittelte physiologische Wahrheit angesehen werden, dass dem Mehl der Getreidearten die volle Ernährungsfähigkeit abgeht, und es scheint nach Allem, was wir darüber wissen, der Grund in dem Mangel des zur Knochenbildung unentbehrlichen Kalks zu liegen. Phosphorsäure enthalten die Samen der Getreidearten in hinreichender Menge, aber sie enthalten weit weniger Kalk als die Hülsenfrüchte. Dieser Umstand erklärt vielleicht manche

[475] Krankheitserscheinungen, die man bei Kindern auf dem Lande oder in Gefängnissen wahrnimmt, wenn die Nahrung vorzüglich in Brod besteht, und in dieser besonderen Beziehung möchte diese Anwendung des Kalkwassers von Seiten der Aerzte einige Aufmerksamkeit verdienen.

Die Ausgiebigkeit des Mehls an Brod wird wahrscheinlich in Folge einer stärkeren Wasserbindung vermehrt. Auf 19 Pfund Mehl ohne Kalkwasser wurden in meiner Haushaltung selten über 24½ Pfund Brod erhalten; mit 5 Pfund Kalkwasser verbacken liefert dieselbe Menge Mehl 26 Pfund 12 Loth bis 26 Pfund 20 Loth gut ausgebackenes Brod. Da nun nach Heeren’s Bestimmungen die gleiche Menge Mehl nur 25 Pfund 3,2 Loth Brod liefert, so scheint mir die Gewichtsvermehrung durch Anwendung des Kalkwassers unzweifelhaft zu sein.

Das Verbacken des Mehls aus ausgewachsenem Getreide. Ein wichtiges Problem ist in diesen Tagen durch Herrn Dr. Julius Lehmann, Chemiker an der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Weidlitz bei Bautzen, gelöst worden: das Verbacken von Mehl aus ausgewachsenem Roggen zu Brod.

Es war Herr Dr. Lehmann von dem königl. sächsischen Ministerium des Innern mit weiteren chemischen Untersuchungen in Beziehung auf die wichtigsten Lebensmittel beauftragt und ihm hierbei die obige Frage als besondere Aufgabe gestellt worden. Die eingeleiteten Untersuchungen ergaben, dass die durch das Keimen der Getreidekörner entstehenden Veränderungen in der Hauptsache in einem theilweisen Löslichwerden des Klebers und dem dadurch herbeigeführten Verschwinden der Elasticität und Dehnbarkeit (der teigbildenden Eigenschaft) desselben, sodann aber in einer Umwandlung des theilweise löslich gewordenen Stärkmehls vermittelst der mit dem Kleber in geringer Quantität gebildeten Diastase in Dextrin und Zucker sich kundgebe. Weitere Untersuchungen führten dahin, dass das Kochsalz die Eigenschaft besitze, den in Lösung befindlichen Kleber wieder unlöslich zu machen und ihm seine teigbildende Eigenschaft wieder zu ertheilen.

Gestützt hierauf wurden, nachdem der anhaltende Regen zur Zeit der Roggenernte zum Auswachsen grosser Mengen von Korn geführt hatte, zuerst Versuche in der Bäckerei des Herrn Ochernal auf Techritz angestellt, und als solche zu günstigen Resultaten geführt hatten, mit Genehmigung des königl. Kriegsministeriums in der Militairbäckerei zu Dresden unter Aufsicht des Herrn Kriegscommissars Blume durch Herrn Dr. Lehmann fortgesetzt.

Es wurde zu denselben Roggen gewählt, dessen Körner fast ohne Ausnahme gekeimt waren; es wurde solcher absichtlich mit allen Keimen vermahlen; es ergab 1 Scheffel, welcher 160 Pfund wog,

gutes Mehl 102 Pfund
Nachgang 17
Schwarzmehl 15½
Kleie 16½
Hiernach Verlust 9

Von dem guten Mehle wurden 40 Pfund mit 31 Pfund Wasser und dem nöthigen Quantum Sauerteig, ganz in gewöhnlicher Weise behandelt und von dieser Masse die Versuchsbrode abgewogen. Es ergab

[476] sich das Resultat, dass das ohne einen Zusatz gebackene Brod kuchenförmig breit lief, die Rinde sich ablöste, ein bläulicher Schliff sich bildete, das Gebäck ungeniessbar war.

Bei einem Zusatz von 1⅓ Loth Salz auf 3 Pfund Mehl wurde das Brod wesentlich besser, es behielt seine Form, die Rinde löste sich aber ab, und es zeigte sich immer noch ein kleiner Schliff an der untern Seite: das Brod war geniessbar.

Ein Zusatz von 2 Loth Salz auf 3 Pfund Mehl zeigte die vollständige Wirkung: das Brod war in jeder Beziehung zufriedenstellend, locker, trocken, wohlschmeckend, ohne allen Schliff.

Die Operation ist einfach; vor dem Einwirken wird das in Wasser gelöste Salz zugesetzt; sonst in Allem verfahren wie gewöhnlich.

Die gleichzeitig angestellten Versuche mit Mehl aus ausgewachsenem Weizen ergaben bis jetzt kein befriedigendes Resultat: sie sollen fortgesetzt werden.

Wenn hiernach das gewachsene Korn mit gleichem Vortheil, wie das ungewachsene, durch den Zusatz von Kochsalz verbacken werden kann, so hat das Kochsalz noch weitere sehr beachtenswerthe Eigenschaften bei dem Brodbacken, indem, abgesehen davon, dass zur vollständigen Verdauung der im Brod enthaltenen Proteinstoffe Salz nöthig ist, dieses auch die Schimmelbildung verhindert. Es ist durch die Versuche von Herrn Dr. Lehmann erwiesen, dass selbst nach Monaten sich noch kein Schimmel bei dem mit Salz gebackenen Brode einstellt, während solcher, wo der Zusatz von Kochsalz unterbleibt, oft schon nach wenigen Tagen sich einstellt.

Endlich aber bäckt sich das Mehl ungleich weisser bei einem Zusatz von Salz; es haben dieses nicht allein die vom Herrn Dr. Lehmann bereits vor 2 Jahren angestellten Versuche bewiesen, sondern es ist auch erst vor kurzem durch Mège-Mouriès hierauf öffentlich hingewiesen worden.

Ganz abgesehen von der besondern Wichtigkeit des Kochsalzzusatzes für das Verbacken von Mehl aus ausgewachsenem Roggen, würde es überhaupt wünschenswerth sein, wenn sich auch unser Publicum der in Süddeutschland bekanntlich allgemein eingeführten Sitte, gesalzenes Brod zu geniessen, dafür aber die nicht zu längerer Aufbewahrung bestimmte Butter nicht zu salzen, anschliessen wollte. Denn ausser den allgemein günstigen diätetischen Wirkungen solcher Sitte würde man dann in Jahren, wo das Getreide stark auswächst, nicht die besondere Schwierigkeit der Gewöhnung der Consumenten an den Genuss gesalzenen Brodes zu überwinden haben. Die secundäre Wirkung der Abschaffung der mit dem Verkaufe gesalzener Butter verbundenen Missbräuche würde ebenfalls keine ungünstige sein.

Allen, welche sich für die wichtige Aufgabe zweckmässiger Volksernährung interessiren, sind diese Sätze lebhaft an’s Herz zu legen.

Zunächst aber handelt es sich darum, der Verbackung des Mehls an ausgewachsenem Roggen mit Hülfe von Salzzusatz rasch und allgemein Eingang zu verschaffen.

(Dresdner Journal.)

[477]

Zum 42. Brief.

Bei dem kurz dauernden Bau, bei der Anpflanzung einer Grasart, oder weniger Arten vereinigt, kommt wesentlich die Natur der Grasart in Betracht, bei der Grasnarbe nicht. Gleich wie die einzeln stehenden Buchen einen weiten Raum überdecken, nahe dem Boden ihre reich belaubten Aeste ausbreitend, während dieselben im geschlossenen Stande säulengleich anstreben, nahe an einander gerückt, sich nur am Gipfel mit Aesten und Laub bekleiden, so schmiegt sich in der Narbe der natürlichen Wiesen Pflanze neben Pflanze, ihren Bau verändernd, indem sie sich der Nothwendigkeit fügt.

Grasarten, die dies im geringeren Masse thun, wie das Honiggras (Holcus lanatus L.), sind um deswillen schlechtere Wiesenpflanzen, während andere, sonst grobbuschige, wie Knaulgras (Dactylis glomerata L.) und selbst die Rasenschmiele (Aira caespitosa L.), nur bei schlechter Narbe grosse Einzelnrasen bilden.

Im Frühjahr 1857 untersuchte ich ein Stück ganz neugebildeten Rasens, der höchst fein und dicht war, von dem Vorlande eines der Entwässerung einer grösseren Wiesenfläche dienenden Grabens; es fanden sich auf 11,85 Quadratzoll hess. 265 Gräser, zu gleicher Zeit zählte ein der Wässerungswiese entnommener älterer Rasen auf 14,4 Quadratzoll 210 Gräser, 12 andere Pflanzen, ein anderes Stück von 13,29 Quadratzoll 150 Gräser, 25 andere Pflanzen.

Schon diese hohen Zahlen geben mir Gewissheit, meine Annahme, dass nur ein kleinerer Theil des Bestandes sich in einem Jahre vollständig entwickle, dass ein Wechsel der Pflanzen statthabe nach den veränderten Einflüssen der Atmosphäre und des Bodens, sei richtig, wie dies Thaer als von Anderen beobachtet angiebt, und Schwerz wie es scheint, ebenfalls erkannt hat.

Es ist bekannt, dass viele Pflanzen, wenn eine Bedingung aufhört, die zu ihrer vollkommenen Entwickelung dient, wie z. B. wenn der Schatten des heranwachsenden Waldes zu stark oder eine zu starke Lichtung das Gedeihen einer oder mehrerer Pflanzen hindert, Jahre lang sich erhalten durch Fortbildung des Wurzelstockes, in einer niederen Stufe des Wachsthums gleichsam harrend, bis wieder günstigere Verhältnisse eintreten.

So bekleidet sich der Boden abgehackter Waldstellen sogleich mit Gewächsen, von denen viele mehrjährig, wie die Himbeere, nicht aus Samen habe erwachsen können. Ich habe nachgewiesen, dass dies Verhältniss ein sehr verbreitetes ist, und nicht allein da statt hat, wo so wesentliche Störungen eintreten, dass es insbesondere für die Gräser gilt und von grösster Bedeutung für den Wiesenbau ist.

Jedermann weiss, dass Asche die Kleepflanzen (welche wie die Gräser nicht im ersten Jahre zur Blüthe kommen) hervorruft, ebenso, dass nach Düngung sich auf der Wiese andere Grasarten zeigen. Ich beobachtete das fast ausschliessliche Erscheinen einer Grasart, französisches Raygras (Arrhenatherum avenaceum), nach Düngung mit sogenanntem sauren phosphorsauren Kalke, welches auf dem gedüngten Stücke Halm an Halm [478] erschien, während auf dem nicht gedüngten Theile kaum einzelne Halme sich zeigten.

Ich habe nun den Bestand der Wiesen zur Zeit der Entwickelung der Halme untersucht. Es wurden Rasenstücke sorgfältig ausgestochen, gemessen, unter Wasser von der Erde befreit, wodurch man einen dichten Filz in einander verworrener Wurzeln erhielt und die Individuen gezählt.

Es fanden sich nun auf 1 Quadrat-Fuss hess.:

1. Wässerungswiese bei Zerby: trockene Stelle, vorherrschend: Bromus mollis L. et Arrhenatherum avenaceum P. B. – Verwendetes Stück 22 Q.-Zoll – 472 Pfl.; in Halmen 36.
2. Wässerungswiese ebendort: nasse Stelle, vorherrschend: Glyceria fluitans. – Verwendetes Stück 20 Q.-Z. – 1230 Pfl.; in Halmen 20.
3. Trockene, nicht bewässerte Wiese bei Fehlheim: mit Compost gedüngt; vorw.: Agrostis alba et vulgaris. – Verwendetes Stück 56 Q.-Z. – 668, darunter 601 Gräser, 67 andere Pfl., in Halmen 66.

Die Nichtgräser waren: Lysimachia nummularia, Bellis perennis, Veronica chamaedrys, Ranunculus, Rumex.

4. Wässerungswiese bei Fehlheim: etwas vermoost. Vorwaltend: Poa trivialis, Festuca pratensis, Avena flavescens, Festuca rubra, Agrostis vulgaris. – Verwendetes Stück 55,25 Q.-Z. – 730, darunter 584 Gräser, 182 andere Pfl., in Halmen 125.

Die Nichtgräser: Plantago, Daucus, Veronica, Rumex, Ranunculus, Chrysanthemum, Trifolium repens, Lathyrus.

5. Wiese bei Balsbach im Odenwald (gezählt von Peter Krenz daselbst). – Vorw.: Agrostis stolonifera und Anthoxanthum odoratum. – Verwendetes Stück 1 Q.- Fuss. – 1176 Pfl., – 1070 Gräser, 56 Klee, 80 andere Pfl., in Halmen waren entw. 38.
6. Wiese bei Balsbach im hess. Odenwald, gezählt von Peter Krenz das. Vorw.: Lolium perenne, Festuca pratensis, Dactylis glomerata. – Verwendetes Stück 1 Q.-Fuss. – 790 Pfl., 710 Gräser, 80 Nichtgräser (vor der 2. Schur ohne Halme).
7. Wiese bei Balsbach im hess. Odenwald, gezählt von Peter Krenz das. Vorw.: Festuca rubra, Agrostis stolonifera, Anthoxanthum odoratum, Cynosurus cristatus. – Verwendetes Stück 1 Q.-Fuss – 920 Pfl., 800 Gräser, 120 Nichtgräser, in Halmen 14.

Zu Nr. 5, 6, 7 wurde je ein ganzer Quadratfuss genommen, was sehr anerkennenswerth für die höchst mühsame Arbeit ist; der Untersuchende sagt: „wir haben die einzelnen Pflänzchen sorgfältig getrennt, und damit wir nicht irrten, dieselben zehnstückweise, nachher aus zehn Häufchen ein solches von hundert gelegt.“

8. Nicht bewässerte Wiese im Pfarrgarten von Hohenstein: unbewässert, bemoost, mit ziemlich trockenem Boden, gezählt vom Pfarrer Snell das. Vorw.: Alopecurus, Dactylis, Arrhenatherum avenaceum. – Verwendetes Stück 9 Q.-Zoll, auf 1 Q.-Fuss nassauisch 1049 Pfl., 832 Gräser, 80 Klee, 128 andere Pfl., in Halmen 208.

Die Nichtgräser waren: Plantago, Leontodon, Veronica, Lysimachia nummularia.

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9. Trockene ungedüngte Wiese bei Fehlheim: verunkrautet, gezählt von dem Verf. – Grösse des verwendeten Stückes 60 Q.-Zoll, auf 1 Q.-Fuss hess. 379 Pfl., 276 Gräser, 103 andere Pfl., in Halmen 0.

Die Nichtgräser waren: Plantago, Prunella vulgaris, Bellis, Ranunculus, Hieracium, Veronica, Carex.

Sinclair fand auf 1 engl. Q.-Fuss, etwa 1½ so gross als ein hessischer:

Reichste natürliche Weide Endsleigh 1000 Pfl., 940 Gräser, 60 Klee u. and. Pfl.
Reiche alte Weide Croftchurch 1090 1032 58
Alte Weide Wobarn 910 880 30
Alte Weide Wobarn, Boden feucht, Oberfläche vermoost 634 510 124
Bewässerte Wiese 1798 1702 96

Stellen wir die Zahlen, die von mir aufgeführt werden, neben die reducirten Sinclair’schen, so ergiebt sich

Hanstein Sinclair
1230 1200
1176
920
790 726
730
668 666
472 606
379 423

eine so vollständige Uebereinstimmung, als nur zu erwarten war.

Diese Verhältnisse haben eine weitgehende Bedeutung, sie erklären die Sicherheit des Ertrages und die Dauer der natürlichen Wiesen, sie sind es, „welche die Narbe, die in der gemässigten Zone weder Hitze noch Kälte zerstören können, gleichend einer immer bedeckten Tafel“ bedingen.

Die grosse Anzahl von Pflanzen, welche sich auf einer niederen Stufe der Entwickelung befindet, harrt gleichsam im Schlafe, bis die Zeit ihrer vollkommenen Entwickelung erscheint; die anspruchsvollere Pflanzenart wird dann vertreten durch eine anspruchslosere, so lange, bis für jene die Bedingungen des vollkommenen Wachsthums wiedergekehrt sind.

H. Hanstein in Zeitschr. f. d. Landw., IX. Jahrg., S. 270.     

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Gedruckt bei E. Polz in Leipzig.


  1. WS: korrigiert, im Original: Semptember