Textdaten
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Autor: Prof. Dr. E. F. Riemann
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Titel: Catalina Brandenburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 131
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Unsere Flora.
Nach dem Gemälde von Catalina Brandenburg.

Catalina Brandenburg. (Mit den Abbildungen S. 131 und 132.) Zwei ansprechende Bilder führen wir heute unseren Lesern vor: ein reizendes Stillleben und einen mit geschmackvoller Malerei verzierten Ofenschirm. Sie sind Werke der deutschen Malerin Catalina Brandenburg, deren Lebensgeschichte ein besonderes Interesse erweckt. Zeigt sie uns doch, wie eine durch falsche Erziehung vernachlässigte künstlerische Beanlagung noch in späteren Lebensjahren zur Blüte und Entfaltung gelangen kann. Als Kind deutscher Eltern erblickte C. Brandenburg im Jahr 1848 zu Trubia[WS 1] in Spanien das Licht der Welt, kam dann mit ihrer Mutter im zweiten Lebensjahre nach Lüttich, wo sie mit ihrem jüngeren Bruder die Kindheit verlebte. Mit 10 Jahren verlor sie ihre Mutter. Ein Oheim, der Bruder der Mutter, gab die beiden Waisen in eine kleinbürgerliche Familie in Pension, wo Catalina großes Unrecht erfuhr, indem ihre Pflegeeltern ihre geistige Erziehung vollständig vernachlässigten und sie als Dienstmädchen verwendeten. Im Alter von 14 Jahren ließ sie der Oheim nach Rußland kommen, wo er als Kaufmann lebte. Unter der Leitung seiner Schwester wurde Catalina für den Beruf einer Hausfrau vorbereitet, den einzigen Beruf, der nach seiner Ansicht einer Frau zukam. Zehn Jahre später fiel ihr eine kleine Erbschaft zu, wodurch sie von ihren Verwandten unabhängig wurde; jetzt erst, mit dem 24. Lebensjahre, begann sie ihre geistige Ausbildung zu gestalten. Sie fand zunächst in Thorn in einer Lehrersfamilie Aufnahme. Hier zeigte sie erzieherisches Talent im Umgange mit den Kindern der Familie, deren Haupt sie überredete, den Lehrerinnenberuf zu ergreifen. Zunächst galt es vor allem die Kenntnisse zu erwerben, die zum erfolgreichen Besuch eines Lehrerinnenseminars nötig waren. So lernte sie in buntem Wechsel alles mögliche, Botanik und Musik, Geschichte und Sprachen, nur nicht Zeichnen, trotzdem sie sich in Mußestunden damit beschäftigte. Ostern 1873 radierte sie den Kindern der Familie, in welcher sie in Thorn verweilte, Engelsköpfe auf die gefärbten Eier. Glückselig zeigten die Kleinen ihrem Vater die Schätze, worauf dieser, über das noch nicht erkannte Talent überrascht, ihr anriet, Zeichenunterricht zu nehmen.

Nachdem Catalina das Lehrerinnenseminar in Graudenz mit Erfolg besucht hatte, wurde sie Lehrerin, unterrichtete aber nicht im Zeichnen, sondern hauptsächlich in der französischen Sprache und in anderen Lehrfächern. Erst im Jahre 1884, im 36. Lebensjahre, erhielt sie zufällig neben dem Sprachunterricht auch die Leitung der Zeichenklasse in einer Privatanstalt in Hannover. Dadurch wurde ihr Interesse für die Malerei so sehr erregt, daß sie den Lehrerinnenberuf im Jahre 1885 aufgab und zunächst nach einjähriger privater Ausbildung in [131] die Zeichenschule der Künstlerinnen in Berlin eintrat. Nach vollendetem Kursus kehrte sie nach Hannover zurück und gründete daselbst einen Zeichen- und Malkursus für junge Damen, gleichzeitig arbeitete sie emsig als Schülerin des Professors Jordan. Als Vorbilder dienten ihr Blumen und Stillleben. Auf das Drängen ihrer Schülerinnen, die ihr sehr zugethan waren, und auf die Ermutigung ihres Lehrers hin malte sie drei Bilder für die Frühjahrsausstellung des Jahres 1893 zu Hannover, die von der Jury sämtlich angenommen wurden. Sie wandte sich dann auch der Landschaftsmalerei unter Leitung des Malers Paul Koken zu, doch vernachlässigte sie nicht ihre besondere Specialität, die Blumen und das Stillleben. Prof. Dr. E. F. Riemann.     

Gemalter Ofenschirm.
Von Catalina Brandenburg.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Trabia