Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein

Textdaten
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Autor: Georg Herwegh
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Titel: Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.
Untertitel:
aus: Vorwärts
Herausgeber: Rudolf Lavant
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Verlag der Volksbuchhandlung in Hottingen
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Erscheinungsort: Zürich
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 472–473
Kurzbeschreibung:
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[472]

               Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.

Bet’ und arbeit’! ruft die Welt,
Bete kurz! denn Zeit ist Geld.
An die Thüre pocht die Noth –
Bete kurz! denn Zeit ist Brot.

5
Und du ackerst und du säst,

Und du nietest und du nähst,
Und du hämmerst und du spinnst –
Sag, o Volk, was du gewinnst!

Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,

10
Schürfst im Erz- und Kohlenschacht,

Füllt des Ueberflusses Horn,
Füllst es hoch mit Wein und Korn.

Doch wo ist dein Mahl bereit?
Doch wo ist dein Feierkleid?

15
Doch wo ist dein warmer Herd?

Doch wo ist dein scharfes Schwert!

Alles ist dein Werk! o sprich,
Alles, aber Nichts für dich!
Und von Allem nur allein,

20
Die du schmiedst, die Kette, dein?


Kette, die den Leib umstrickt,
Die dem Geist die Flügel knickt,
Die am Fuß des Kindes schon
Klirrt – o Volk, das ist dein Lohn.

25
Was ihr hebt an’s Sonnenlicht,

Schätze sind es für den Wicht;
Was ihr webt, es ist der Fluch
Für euch selbst – ins bunte Tuch.

Was ihr baut, kein schützend Dach

30
Hat’s für euch und kein Gemach;

Was ihr kleidet und beschuht,
Tritt auf euch voll Uebermuth.

Menschenbienen, die Natur,
Gab sie euch den Honig nur?

35
Seht die Drohnen um euch her!

Habt ihr keinen Stachel mehr?

[473]
Mann der Arbeit, aufgewacht!

Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,

40
Wenn dein starker Arm es will.


Deiner Dränger Schaar erblaßt,
Wenn du, müde deiner Last,
In die Ecke lehnst den Pflug,
Wenn du rufst: Es ist genug!

45
Brecht das Doppeljoch entzwei!

Brecht die Noth der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Noth!
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!

G. Herwegh.