Brautfahrt
1518 im October ist dem Herzog Friedrich zu Holstein seine Braut, des Herzogs Boguslav von Pommern Tochter, in Lübeck zugeführt. Ein Rath hat sie ehrlich empfangen, und ihnen in die Herberge gesandt einen schönen lebendigen Hirsch, zwei große fette Ochsen, sechs Tonnen hamburger und vier Tonnen lübschen Biers, ein halb Ohm Wein und einen großen Kahn voller Fische. Am anderen Tage ist dem Fürsten durch zwei Rathsherren ein feiner goldener Becher verehrt, desgleichen auch der Braut; und jeder ihrer Jungfern, nach Stand und Hoheit, ein schöner goldner Ring. Damit sind sie nach Holstein fortgezogen.
Als der Braut Bruder, Herzog Georg von Pommern, ein fröhlicher Herr, aus Holstein wiedergekommen, hat er auf dem Markt mit seinem Marschalk, Herrn Wolf von Borck, und Anderen Turnier gehalten mit scharfen Lanzen, Krönchen und römischen Stangen. Am Abend aber ist er samt den Frauen und Jungfern von Einem Rath auf das Haus gefordert, und daselbst ein Tanz gehalten, nach welchem auch ein herrlich Bankett angerichtet ist.
Der Fürst war ganz weiß gekleidet; eben so die Lübschen Frauen, die jedoch auch Perlen und Geschmeide an den Röcken trugen.
[292] Nach diesem allen ist man in des Raths Weinkeller gezogen, wo ein neues Bankett angerichtet war, das die ganze Nacht bis 4 Uhr Morgens gewährt.
Von diesem fröhlichen Fürsten soll der Spruch stammen, der im Keller im Kamin zu lesen:
Mannich Man lût singet
Wen me em de Brût bringet.
Wüßte hê wat men em brochte,
Dat hê wol lêver wênen mochte.
Bemerkungen
[397] (desgl.)