Boetticher:Lehmann, Wilhelm August Rudolf

Lehmann, Max Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Lehmann, Wilhelm August Rudolf
Lehnen, Jacob
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

[826] Lehmann, Wilhelm August Rudolf, Genre- u. Portraitmaler, geb. zu Ottensen bei Hamburg am 19. Aug. 1819, Schüler seines Vaters u. seines Bruders Heinrich L., der ihn 1835–37 in Paris unterrichtete. Zur Fortsetzung seiner Studien begab er sich nach München, besuchte darauf England, wo er mehrere Jahre verweilte, u. ging endlich nach Rom zu einem, wenn auch mehrfach unterbrochenem, doch fast 16jähr. Aufenthalt, reich an Studien italienischen Volkslebens. 1866 liess er sich in London nieder. Med. III. Paris 43; Med. II. 45, 48.

1. Die Hochzeit des Tobias. Kleine Wiederholung eines in Paris befindlichen Bildes seines Bruders Heinrich, gemalt 1837. h. 0,33, br. 0,435. E: Frau Leo Lehmann Wwe. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
2. Procidanerinnen. Mädchen im Kahn. E: Vorwerk, Hamburg.
3. Procidanerinnen im Kahn. Wiederholung. Bez: Rudolf Lehmann. London 1841. Rund. Durchm. 1,29. E: Kunsthalle Hamburg, Geschenk von J. H. W. Schröder in London 1856.
4. Spinnerin (Fileuse). E: Comtesse Lehon, Paris. – Salon 42; Par. WA. 55. Ein Bild „Ital. Spinnerin im Aehrenfelde“ befand sich 1843 im röm. Atelier des Künstlers.
5. Kornschwingerin (Vanneuse). Italienerin aus dem Gebirge, am Abend das Korn von der Spreu säubernd, während eine Gefährtin, am Boden kniend, die Aehren mit einem Stein entkörnt. Im Hintergr. ein von Büffeln gezogener Wagen. E: Comtesse Lehon. 1843 im röm. Atelier; Par. Salon 45; Par. WA. 55.
6. Pilgerin aus den Abruzzen in der röm. Campagna. E: Ed. Rodriguez, Paris. Lith. von E. Lassalle. – Salon 45; Par. WA. 55.
7. Ein Ziegenmädchen aus Pescaseroli in den Abruzzen. 1846 im röm. Atelier.
8. Papst Sixtus V. segnet die pontinischen Sümpfe. Einsegnung der durch die trockengelegten Sümpfe führenden Strasse. In Rom begonnen, in Paris vollendet. Bez. m. vollem Namen. Ungefähr 10′:8′. E: Museum Lille. – Par. Salon 47; Städel’sches Inst., Frankf. a. M. 47; Preuss. KV., Ende 47.
9. Portr. Leo Lehmann’s, Vaters des Künstlers, Brustbild en face. – Salon 48; Par. WA. 55.
10. Selbstportr. des Künstlers. Brustbild, Seitenwendung. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
9 u. 10 aus dem Besitz der Frau Leo Lehmann Wwe. in Hamburg, der Hamb. Kunsthalle als Schenkung zugedacht, befanden sich auf der Hamburger Rud. Lehmann-Ausstell. bei Bock & Sohn, Frühj. 88.
11. Bildn. des spätern Kaisers Friedrich III. 1854 in Rom gemalt – Hamb. Rud. Lehmann-A. 88.
12. Italienerin mit einem Kinde. 1854 gemalt, h. 0,72, br. 0,87. E: Etatsrätin Donner. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
13. Graziella. Episode aus den „Confidences“ A. de Lamartine’s, Buch VIII, 12. Etwa 8′:6′. Gemalt für M. Oppenheim, London. – Par. WA. 55; Berl. ak. KA. 64.
14. Portr. der Frau Marie Oppenheim in Hamburg. 1860 gemalt. h. 0,89, br. 0,68. E: Frau Marie Oppenheim. – Berl. ak. KA. 64; Hamb. A. a. Privatbes. 79.
15. Portr. Meyerbeer’s. 1860 in Berlin gemalt. – Hamb. Rud. Lehmann-A. 88.
16. Portr. eines Kindes. E: Alex. Mendelssohn. – Berl. ak. KA. 64.
17. Der Welt entrückt. Zwei musicirende Mönche. E: Henri Schlesinger, London. – Wiener WA. 73; Hamb. Rud. Lehmann-A. 88.
18. Musicirende Mönche. h. 0,66, br. 0,55. E: Frau Marie Oppenheim. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
19. Selbstportrait. E: Gal. degli Uffizj Florenz, Samml. der Selbstportraits, seit 1874.
20. 21. Dr. William Siemens; Ludwig Barnay. – Berl. ak. KA. 81.
22. Liszt. – Berl. ak. KA. 81; Hamb. Rud. Lehmann-A. 88.
23. Verdi. 1882 gem. – Hamb. Rud. Lehmann-A. 88.
24. Robert Browning. Kniest. – Berl. Jub.-A. 86.
25. In den pontin. Sümpfen. Kahn mit Landleuten auf dem Wasser, das von einer Büffelherde durchschwommen wird. – Berl. Jub.-A. 86.

Von den übrigen Gemälden des Künstlers befinden sich

a) in Deutschland:

Bearbeiten
26. Römisches Genrebild. E: Königin Olga v. Württemberg.
27. Nettuneserin. E: Paul Mendelssohn, Berlin.
28. Mignon. Kopf. Auf Holz gem. E: Moritz Reichenheim, Berlin.
29. Bettlergruppe. E: Normann, Berlin.
30. 31. Röm. Bettler; Fischerswittwe. E: v. Eichel-Streiber, Eisenach.
32. Madonna. Reduction eines lebensgrossen für die Normandie gemalten Kirchenbildes.
33. Ital. Kinder, röm. Campagna.
32 u. 33 E: Donner, Hamburg.
34. 35. Der Wittwe Trost; Autodafé! E:Frau Marie Oppenheim, Hamburg.

Die Gesammtzahl der in Hamburg u. Altona befindlichen Portraits von der Hand Rud. Lehmann’s beträgt etwa fünfzig.

b) in England:

Bearbeiten
36. Serenade. Doppelbild, auf Holz gemalt. E: Prinz v. Wales.
37. Ital. Wäscherinnen. E: Prinz v. Wales.
38. Büffel in den pontin. Sümpfen. E: Herzog v. Hamilton.
39. La Rota, röm. Findelhaus. Auf Holz. E: Mozley.
40. 41. Der Wittwe Trost; Ist es erlaubt? E: Sir Julian Goldsmid.

[827]

42. Pilger vor Rom. E: James Reiss.
43. Vor dem Kloster, Terracina. E: Whitehead, Manchester.
44. Nach dem Tanze. E: W. Siemens, London.
45. Haydie. Kopf. E: Adolfus Brandt, London.
46. Die Ratification der Concession, die der Schah v. Persien dem Baron Reuter verliehen. Gruppe von 11 lebensgr. Figuren. Etwa 12′:9′. E: Baron Jul. Reuter, London.
47. 48. Eine Beichte; Traubenmädchen. E: Baron Reuter, London.
49. Reinigung der pontin. Sümpfe durch Büffel. Etwa 8′:5′. E: Friedr. Lehmann M. P.
50. Römische Bettler. Rund. E: Graf Dudley.
51. 52. Wahrsagerin; Wäscherin. E: J. Bowling, London.
53. Heimkehr des Tasso. E: G. C. Schwabe, London.

Ferner besitzen Bilder von Rud. Lehmann die englischen Familien Grant-Duff, Dunville Carnegie, Dowie, Cunliffe u. A.

In neuerer Zeit beschäftigte sich der Künstler fast ausschliesslich mit Portraits, von denen etwa ein Dutzend gestochen sind. Unter den Dargestellten seien genannt:

54. Sir William Fergusson, ganze Figur. E: College of Surgeons. (Gestochen.)
55. Herzogin v. Northumberland. (Gest.)
56. 57. Herzog u. Herzogin v. Leinster.
58. 59. Earl Granville (Gest.); Earl Beauchamps.
60. 61. Countess Percy: Countess Radnor. (Gest.)
62. Sir Thomas Dakin, Lord Mayor v. London.
63. Miss Helen Faucet, später Lady Martin, ber. Schauspielerin. (Gest.)
64. G. J. Goschen, engl. Botschafter in Constantinopel. – Sommer-A. in der Royal Academy London 80.
65. Sir Ch. Trevelyan.
66. 67. Countess of Clanwilliam; Lady Herries.
68. 69. Sir Henry Bessemer; Edw. Baring, (Beide gestochen.)

c) in Frankreich:

Bearbeiten
70. Madonna mit dem Kinde. Im Auftrage der Regierung für eine Kirche in der Normandie gem. Bez m. vollem Namen. Grösse etwa 7′:4′.
71. St. Sebastian. Im Auftr. der Regierung für die Kirche zu Prédange (Calvados). Bez. m. vollem Namen.
72. 73. Vendangeuse de Capri, halbe Figur; Zuleyka, Kopf. Beide Bilder, welche der Herzog v. Moutpensier erwarb, kamen nach Sevilla.
74. Die heil. Caecilia. Ganze Figur in halber Lebensgr. E: Ed. Rodriguez.
75. Horace Say, Publicist.

d) in Russland:

Bearbeiten
76. Sorrentinerin, Kopf. War im Besitz des Kaisers Nicolaus.
77. 78. Zwei Gruppen röm. Bettler. In runden Rahmen. Waren im Besitz der Grossfürstin Helene.
79. Italienische Bettler. E: Grossfürstin Marie v. Leuchtenberg.

Andere Genrebilder besitzen die Fürsten Kotschubey u. Trubetzkoi u. eines Alex. Abaza in Petersburg

e) in America:

Bearbeiten

Genrebilder im Besitz der Familien Sears, Wales, Gardner, Shaw u. der Mrs. Thayer, Marshall Woods in Providence, King in Newport u. B. Schlesinger in New-York.

Eine von Louis Bock & Sohn in Hamburg im Frühjahr 88 veranstaltete Rud. Lehmann-Ausstellung enthielt ausser mehreren bereits genannten Bildern:

80. „Es ist ein Schnitter, der heisst Tod“, nach dem von Mendelssohn componirten Volksliede. Neben der auf einer Garbe schlafenden Mutter ein mit Blumen spielendes Knäblein, über dessen Köpfchen der Todesengel die Sense schwingt. Auf derselben Ausstellung befanden sich ferner Portraits von Ranke, Gervinus, Auerbach, Chopin, Fanny Lewald, Virchow, Cornelius, C. F. Lessing, Overbeck, Ludw. Knaus.

Die Gemälde Rud. Lehmann’s sind mit wenigen Ausnahmen, die bemerkt worden, auf Leinwand ausgeführt. Die gewöhnliche Bezeichnung war bis etwa 1875: RUDOLF LEHMANN PINX., später ein aus den Buchstaben RL verschlungenes Monogramm nebst der Jahreszahl. (Meist nach handschriftl. Mitteilungen.)