Textdaten
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Autor: H.
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Titel: Blaumeisen im Bade
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 677, 688
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[677]

Blaumeisen im Bade.
Nach einem Gemälde von Marie Laux.

[688] Blaumeisen im Bade. (Zu dem Bilde S. 677.) Unter den guten Kameraden aus der Vogelwelt, welche die Umgebung unserer Wohnstätten auch während des Winters beleben, übertrifft die kleine Blaumeise alle anderen durch Anmut und Zierlichkeit. Ein munterer Singvogel, der in der schöneren Jahreszeit draußen im Wald mit den anderen um die Wette fröhlich sein Lied pfeift, folgt er, wenn die anderen die weite Reise nach Süden antreten, in einfacherer Weise dem Zuge nach Wärme und siedelt sich in gutem Vertrauen auf die Gastfreundschaft des Menschen in Dorf und Stadt an, wo nur immer ein paar Obst- und Alleenbäume den Häusern benachbart sind.

Und wenn die Freigebigkeit der Bewohner eine anhaltende ist, so wird sich ein größerer oder kleinerer, aus verschiedenen Arten sich zusammensetzender Stamm die ganze rauhe Jahreszeit hindurch zu regelmäßigen Stunden am Fenster einfinden, um die ihnen gestreuten Brosamen dankbar zu verzehren. Aber dann, wenn der Frühling wiederkommt, da lösen sich diese Genossenschaften, welche die Not zusammengeschart, in Sippen und Pärchen auf und es geht munteren Fluges wieder hinaus in den Wald, wo erst der Besitz eines eigenen Nestes die gefiederten Sänger wiederum seßhaft macht. Die reinen Freuden, welche jetzt die Beobachtung der munteren Geschöpfe gewährt, belohnen dann reichlich die im Winter geübte Wohlthätigkeit. Eine Scene aus dem ersten Frühling, aus der Zeit der Schlehenblüte, führt uns die Künstlerin in dem beigegebenen Bilde vor, in dem sie eine kleine, der Natur abgelauschte Episode aus dem Vogelleben zu einem artigen, lebenatmenden Phantasiestück erweitert.

Das Interesse an der einheimischen Vogelwelt hat aber nicht nur seine ästhetische, sondern auch eine naheliegende praktische Seite. Gerade die Meisen gehören zu unsern wichtigsten und nützlichsten Insektenvertilgern, und schon aus diesem Grunde sollte die Kenntnis dieser überall verbreiteten Wohlthäter, die sich, wie erwähnt, vor allem am gastlichen Fenster mit Leichtigkeit erwerben läßt, wo es nur möglich ist, gefördert werden. Es sind vorzugsweise drei Meisenarten, welche sich bei uns mit Sicherheit als Wintergäste einfinden. Die größte unter ihnen, die Kohl- oder Spiegelmeise, ist durch die auffallende Zeichnung des Kopfes, welcher bis auf einen dreieckigen weißen Fleck unter dem Auge glänzend schwarz ist, sowie an einer die Mitte der gelben Unterseite durchziehenden breiten, schwarzen Längsbinde unzweideutig charakterisiert. Sie ist die stärkste unter den Meisen und zeigt sich auch am Fensterbrett als die gewaltthätigste, wie sie denn auch in ihrem sonstigen Leben, zumal im Verhalten gegen junge, schwache und kranke Vögel der eigenen oder anderer Arten, keineswegs einen tadellosen Leumund besitzt. Noch mehr als sie fesseln die beiden kleineren Arten, die Sumpf- und Blaumeise, den Beobachter durch ihr Aeußeres und ihr keckes, flinkes Wesen. Die erstere, die wegen ihrer schwarzen Kopfplatte nicht selten mit der schwarzköpfigen Grasmücke, dem „Schwarzkopf“, verwechselt wird, hat im übrigen ein einfach mäusefarbenes Gefieder, während die Blaumeise in ihrem lebhafteren Farbenschmuck als überaus anziehende Erscheinung auffällt: der Scheitel, ein Halsband, ein Teil der Schwungfedern und die Steuerfedern zeigen verschiedene Schattierungen von Blau, einer Farbe, die nur bei wenigen andern einheimischen Vögeln und niemals in so ausgiebigem Maße auftritt. Auf unserem Bilde tritt diese Zeichnung und nicht minder die zierliche Gestalt unserer Meise naturgetreu hervor. H.