[512]
3. Wein frischt das Blut, giebt neuen Mut und schafft die Herzen
mild und gut. Wein ist der Sorgen jäher Tod, zu schöner That ein
Aufgebot.
4. Der Trinkgenoß ist ohne Schloß und ohne Schätze reich und
groß; ja, Götter sind beim Weine wir, und der Olymp ist künftig hier.
5. Nennt Brüder euch! In Bacchus' Reich ist alles frei und alles
gleich. O Zaubertrank! der edle Wein lehrt uns die goldne Zeit erneun.
Fr. Rochlitz.
|
569. Schwelgenlied.
Singw: Wohlauf, Kammeraden, aufs Pferd ec.
|
1. Das Rohr im Munde, das Glas in der Hand, so sitzen die
Schwelgen und trinken. Es schlummert leis im Getränke der Brand
mit herrlich verlockendem Blinken. Ich blicke hinein in die dunkle Flut,
da wallt mir so selig das dürstende Blut.
2. Wer hier die Seligkeit kosten kann und will sie aufs Drüben
verschieben, der weiß auch hier nicht zu handeln als Mann, auch hier
nicht die Menschen zu lieben. Wer den Himmel nur liebt in der Welt
allein, der gehört gar nicht in die Welt hinein.
3. Wohl andre schwitzen im Kämmerlein, die Weisheit des Seins
zu ergründen, und sitzen bis tief in die Nacht hinein, es in zierliche
Floskeln zu binden. Der trunkene Schwelge in seiner Pracht denkt
weiser, als jene nüchtern gedacht.
4. Des deutschen Hermanns Reckengestalt ein Schwelge war von
Geschlechte; er brach am Tag der Zwingherrn Gewalt und verzechte
jubelnd die Nächte. Er füllte das Horn, er leert es im Nu, es sangen
die alten Barden dazu.
5. Held Friedrich, der mit dem roten Bart und mit der geröteten
Nase, er war von edelster Schwelgenart, mit dem Schwerte wie mit
dem Glase. So lebten die Schwelgen der alten Zeit, so handeln und
trinken die Schwelgen noch heut.
Rudolf in Amerika.
|
570. Zecherlust.
Singw.: Wohlauf, Kameraden aufs Pferd ec.
|
1. Der brausende Sang, er durchtönet die Nacht, die schäumenden
Seidel sie blinken, die Freude sie herrscht mit besiegender Macht, heut
gilt es zu schwärmen, zu trinken; wohlauf denn und stoßet die Gläser
an, es lebe, wer singen und zechen kann!
2. Dieweil wir heut fröhlich beisammen sind, so wollen wir reich
es genießen, das feindliche Schicksal zerstreut uns geschwind, die rollen=
den Tage verfließen; wohlauf denn und stoßet die Gläser an, es lebe,
wer singen und zechen kann!.
[513]
3. Noch lacht uns des Lebens beglückender Mai und wiegt uns
in seliges Träumen; wie bald ist die goldene Jugend vorbei, wir wollen
sie nimmer versäumen; wohlauf denn und stoßet die Gläser an, wer
weiß, ob er morgen noch zechen kann!
K. E. O. Fritsch
|
571. Gerstensaft.
Singw.: Bekränzt mit Laub ec.
|
1. Der Gerstensaft, ihr meine lieben Brüder, |: ist schon ein
alter Trank! :| Drum füllt die größten Stiefelgläser wieder, |: habt
dem Erfinder Dank! :|
2. Thuiskons Söhne schon, ihr Brüder, tranken euch dieses Säft=
lein fein, durch deren Schwert die stolzen Römer sanken, und denkt, -
die tranken Wein.
3. Aus diesem nun könnt ihr ganz richtig schließen, es sei ein
edler Saft, wenn auch sogar Erobrer fallen müssen durch seiner Trinker
Kraft.
4. Gesteht’s nur selbst, in Bayern und in Franken giebt's Männer
voller Kraft; was mag die Ursach anders sein? sie tranken den edlen
Gerstensaft.
5. Und als die Enkel Hermanns Bier noch tranken, da sahn sie stolz
herab; als sie es aber eitel schmähten, sanken sie ruhmlos in ihr Grab.
6. Der Wein, der Punsch gewähren nichts als Pochen und eine
rote Nas; drum, wünscht ihr frische Farb und starke Knochen, so
bleibt beim Gerstenglas!
7. Drum schämt euch nicht der Väter, meine Brüder, mit Freuden
sehn sie das; sie singen in Walhalla Bardenlieder, und greifen nach
dem Glas.
|
572. Bier und alte Germanen. (III. 146.)
Kräftig und mit Feuer, doch etwas gemessen.
|
Ludwig Liebe. 1890.
|
1. Die al=te deut=sche Bä=ren=kraft, die wur=zel=te im
Ger=sten=saft. So lehrt schon Mei=ster Ta=ci=tus mit
großem Leid und viel Ver=druß. „Weinähnlichs Zeug“ thut er's be=
|