Beyspiel eines adelichen Leichenschmauses aus dem vorigen Jahrhunderte

Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Beyspiel eines adelichen Leichenschmauses aus dem vorigen Jahrhunderte
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 2, S. 91–95
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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VI.
Beyspiel eines adelichen Leichenschmauses aus dem vorigen Jahrhunderte.

Es kann dem Publicum gleichviel gelten, ob es den Todesfall, bey welchem dieser Leichenschmaus gehalten worden ist, weiß oder nicht. Genug, der Leichenschmaus wurde den 18 und 19 April 1655 zur Ehre eines jungen Cavaliers gehalten, der eine ganze Geschlechtslinie beschloß, aber, nachdem alles rein untersucht war, beynahe mehr Schulden als Güter hinterließ. Personen waren mit den Geistlichen 27. Ich theile hier nur die Mahlzeit des zweyten Tags aus den Begräbnißacten mit.

Mittagsmahlzeit, Freytags


 I) Adelicher Tisch.

 Erstere Tracht
1) Suppen.
2) Rindfleisch.
3) Alte Hüner gesotten.
4) Reißbrey.
5) Piphan.
6) Karpfen blau gesotten.
7) Pasteten.
8) Mandeltorten.

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 9) Forellen.
10) Lammsbraten.
11) Hasen.
12) Süßgemüs.
13) Gebackenes Zwie- oder Spritzgebackenes.

 Andere Tracht.
14) Kalbskopf.
15) Gespikte Leber.
16) Spanschweinlein.
17) Hecht.
18) Blaukohl, darunter Tauben oder Lammsfleisch.
19) Kalbsbries (oder Kälberbröschen oder Kalbsmilch.)
20) Morcheln.
21) Junge gebratene Hüner.
22) Ein Essen von einer Eyermilch.
23) Ruppen in einer Erbsbrühe.
24) Torten.
25) Gebackenes.
26) Kälber-Nierenbraten.

 Confect.
Schalen
 1  Äpfel.
 1  Holländischer Käs.
 4  mit Zucker.
 1  große Rosinen.
 1  kleine Rosinen.
 1  Mandeln.
 1  Zwiegebackenes.
 1  Johannisbrod.

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1 Schalen Muscatenbrod.
 1  Schaafkäs und frische Butter.
 1  Kuchen.
 1  Citronen.
 1  Pomeranzen.
 1  Capern.
 1  Eßig.
 1  Trisonet.
 1  Lemonien.

 Zu Nacht.
1) Reiß in der Brühe.
2) Salat.
3) Schinken.
4) Bratwürst.
5) Trisonet.
6) Gesotten Kalbfleisch in Lemonienbrühe.
7) Gründell.
8) Koppen.
9) Vorhäß.
10) Zwetschgen.
11) Lungenbrey.
12) Ein Essen von Eyern.
13) Gebratene Tauben.
14) Mägen und Leber von Hünern.
15) Gebackene Karpfen.
16) Torten.
17) Gebackenes.
18) Kalbsbraten.

 II) Pfarr- und Cantorey-Tisch.
1) Suppe.
2) Rindfleisch.

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3) Hüner.
4) Karpfen.
5) Gebackenes.
6) Kalbsbraten.
7) Schweinbraten.
8) Reißbrey.

 III) Schulmeister- und Trägertisch.
1) Suppen.
2) Rindfleisch.
3) Schweinbraten.
4) Karpfen.
5) Reißbrey.
6) Zwetschgen.
7) Gebackenes.

 IV) Gesindtisch.
1) Suppen.
2) Rindfleisch.
3) Blut- und Leber-Wurst.
4) Zwetschgen.
5) Hirsbrey.
6) Gebratenes.

Wein – war beynahe 3 ganze Eimer getrunken worden. So schmaust und trinkt man heut zu Tage freylich in den protestantischen adelichen Häusern nicht mehr, weil sich der Luxus des Adels in mehrere Zweige ausgebreitet hat, und mehrere Bedürfnisse die Einschränkung der Tafel nothwendig gemacht haben. Luxus war indessen zu jeder Zeit, nur| in jeder Zeit ein anderer. Aber allemahl hatte der Adel so gar auch in dem Luxus des Essens ein großes Vorrecht vor dem bürgerlichen Stande zum voraus. Wirklich kamen die Herren Landgeistlichen, die doch auch einen guten geprüften Magen zu haben pflegen, bey diesem Schmause, gegen die adeliche Gesellschaft genommen, sehr kurz weg.