Bettelmönche in Sevilla
[180] Bettelmönche in Sevilla. (Zu dem Bilde S. 177.) Sevilla ist die am meisten spanische aller spanischen Städte, die Stadt des frohen Lebensgenusses, der wie eine natürliche, selbstverständliche Bedingung des Daseins auch auf den Straßen sich breit macht. Ueberall sieht man vergnügte Gesichter und heiteres plapperndes Völkchen, bis tief in die Nacht hinein.
Aber neben diesen Straßen, in denen das bunte geräuschvolle Leben hin und wider wogt, giebt es andere, die abseits vom Lärm und frohbewegten Treiben liegen. In eine solche führt uns unser Bild. An dem Gartenportal eines der Marmorpaläste erhalten zwei Bettelmönche, ein alter und ein junger, von der reizenden, schelmischen Zofe ihren Zoll an Eßwaren, den sie in der Schürze herbeigebracht hat. Armuth und Reichthum, Entsagung und Lebensfreudigkeit, Älter und blühende Jugend, klösterliche Kasteiung und weltliche Lust haben hier an der Schwelle des Eingangs zum schattigen Parke eine Verhandlung miteinander. Gewiß ein sprechendes und auch ein sehr ansprechendes Bild, wie es sich in Sevilla alle Tage den Augen der Spaziergänger darbietet. Das brave Grauthier der Padres ist schon gut mit Gemüsen und Früchten belastet; geduldig wartet es, was man ihm noch aufpacken wird für die Küche der Klosterbrüder, die ja nur von milden Gaben leben. Der Alte und der Junge lassen sich gemächlich Zeit zur Erledigung der Angelegenheit; denn es plaudert sich so hübsch mit dem zierlichen Mädchen von Sevilla, dessen Augen ihnen beiden wie Sonnenschein in das Herz leuchten.