Beschreibung von Württemberg: Gmünd

Textdaten
Autor: Johann Daniel Georg Memminger
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Titel: Gmünd
Untertitel: V. Abtheilung. Ortsbeschreibung.
aus: Beschreibung von Württemberg.
S. 789–791
Herausgeber: Königl. Stat.-topograph. Büreau
Auflage: 3., gänzl. umgearb. u. stark verm Aufl.
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1841
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart u. Tübingen
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Quelle: Digitalisat der Uni Köln
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Kurzbeschreibung:
Siehe Schwäbisch Gmünd und Oberamt Gmünd
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Editionsrichtlinien:

[789] Gmünd, Schwäbisch-Gmünd, St., Sitz der Bezirksstellen, Post, an der Rems, 14 g. St. von Stuttgart, 27° 27’ 36,35“ L. und 48° 47’ 57,19“ Br., 6919 ortsanw., 6343 ortsang., darunter 5721 kath. und 622 evang. Einw. In und außerhalb der Stadt finden sich 6 Kirchen und 6, seit 1803 aufgehobene, Klöster, nämlich 4 Mönchs- und 2 Nonnenklöster. Das älteste davon war das von Kaiser Conrad III. 1140 gestiftete Augustiner-Kloster, jetzt das Oberamtei- und Kameralamtsgebäude. Indeß soll schon Carl der Große die Erlaubniß zu Erbauung eines Klosters zu Gmünd gegeben haben. In dem 1240 gestifteten Dominikaner-Nonnenkloster Gotteszell ist nun die gerichtliche Strafanstalt höchsten Grads, das Zuchthaus eingerichtet. Die Pfarrkirche zum heil. Kreuz ist ein gothisches, schönes Gebäude, dessen zwei Thürme aber schon 1497 eingestürzt sind. Interessanter ist durch höheres Alterthum die St. Johanniskirche. Gmünd hat ein schönes Rathhaus, zwei Spitäler, und ist Sitz des königl. Taubstummen- und Blindeninstituts, und des königl. kath. Schullehrerseminars, mit einer Musterschule im Gebäude des ehemaligen Franziskanerklosters. Auch hat die Stadt ein Asyl für erwachsene Blinde, eine Gewerbe-, eine Zeichnungsschule und noch immer bedeutendes Gewerbe in Gold-, Silber- und Semilor- (nebst Gravir- und Ciselir-) Arbeiten, Baumwollenwaaren, Perlenstrickerei, Haubenstickerei, Glasschleiferei, Wachsarbeiten u. s. w. Kunstmühle. Seit neuerer Zeit hat Gmünd vorzüglichen Hopfenbau. [790] Badanstalt nach Struve’scher Methode. In den Sommermonaten ist Gmünd der Aufenthaltsort der königl. Artillerie, welche in der Nähe ihre Uebungen hält. Unweit der Stadt die Wallfahrt zu St. Salvator mit 2 in den Felsen gehauenen Kapellen. Gmünd war Reichsstadt und hatte ein nicht unbedeutendes Gebiet. In früherer Zeit gehörte sie den Hohenstaufen; Friedrich von Hohenstaufen soll sie auch 1090 mit Mauern versehen haben, und Barbarossa verlieh ihr Stadtrechte. 1802 kamen Stadt und Gebiet an Württemberg. – Rink: Gesch. und Beschr. der Reichsst. Gmünd. 1802. 8.[1] Werfer: Medic. Topogr. der Stadt Gmünd. 1813. 8.[2] Das Oberamt besteht 1) aus dem ehem. Gmünder Gebiete, 2) aus altw. Orten und 3) aus adelichen Besitzungen.

1) Bargau, Pfd., 564 k. E. Der Ort wurde 1554 von Rechberg an Gmünd verkauft. Göggingen, 287 ev. und 197 k. E. Herlikofen, Pfd., 460 k. E. Iggingen, Pfd. 418 k. und 22 ev. E. Lautern, Pfd. in einem tiefen Thale, 362 k. und 84 ev. E. ¼ Wöllwarth; Käserei. Eine benachbarte Felsenhöhle ist sehr reich an Kalksinter. Mögglingen, Mfl., 892 k. und 23 ev. E.; Käserei. Ueberreste der Teufelsmauer. Mineralbad Christenhof. Bodenmüller: das Christenh. Bad, Gmünd 1837. 8. Muthlangen, Pfd., 597 k. E. Ober-Bäbingen, ev. Pfd., 287 ev. und 173 k. E. Ober-Betttringen, Pfd., 467 k. E. Spreitbach, Pfd., 341 k. E. Straßdorf, Pfd., 619 k. E. ½ Gr. Rechberg: Metallwaaren, Tabakspfeifen. Weiler in den Bergen, Pfd., 439 k. E., Ruinen eines Bergschlosses, mit welchem der Ort 1581 von Rechberg an Gmünd verkauft wurde. Zimmerbach, Pfw., 184 k. E. – Waldstetten, vormals Ellwang. Mfl., 998 k. E.; Holzschnitzer, Pfeifenmacher, Käserei.

2) Heubach, St. an der Rems, ehem. Oberamtssitz, übrigens ganz offener Ort, 1309 ortsanw. und 1219 ortsang. E.; Baumwollenspinnerei und Weberei, hauptsächlich Fabrikation von Schnupftüchern; Viehhandel. Nicht weit davon liegt der Rosenstein, mit den Ruinen des Bergschlosses gleichen Namens und einer Höhle darunter. Degenfeld, ev. Pfd., 182 ev. und 160 k. E., letztere Rechbergisch; wildromantisches Thälchen, Ruinen des Stammschlosses Degenfeld. 1257 kam Conrad v. Degenfeld oder Tegernfeld aus der Schweiz, siedelte sich hier an und wurde der Stammvater der Degenfeldischen Familie. 1597 verkaufte Christoph von Degenfeld sein Stammgut an W. Lindach, 642 ev. E. In der Nähe ein altes Schloß, jetzt Privateigenth. Täferroth, Pfd., 181 ev. E. Unter-Bäbingen, Pfd., 529 k. E.; Käserei.

3) Gr. Rechbergisch: Rechberg, Hohenrechberg, Schloß und Pfarrkirche mit Pfarrhaus, nebst Hinterweiler, unter dem Schlosse, 334 k. E. Der Berg Rechberg ragt mit Hohenstaufen und dem Stuifenberg weit und breit hervor. Er theilt sich in 2 Gipfel, auf dem höhern steht die Kirche, mit dem wunderthätigen Bild der schönen Maria, zu dem [791] gewallfahrtet wird, das Pfarr- und das Meßnerhaus; auf dem niedern Gipfel steht das Schloß, eine sehr alte, vielleicht auf römischen Grund gebaute Burg. Es ist die Stammburg der uralten Familie Rechberg (Marschälle der Hohenstaufen), die einst sehr ausgebreitete Besitzungen in Schwaben hatte und noch jetzt ansehnliche Güter in den Oberämtern Gmünd, Göppingen und Geislingen besitzt. Die gräfliche Würde wurde ihr neuerdings, im Jahr 1810, verliehen, nachdem sie sich derselben lange Zeit entschlagen und zur Reichsritterschaft gehalten hatte. Am Fuße des Rechbergs liegt Vorderrechberg oder Vorderweiler, 271 k. E. Reichenbach, Pfd., 265 k. E. Dabei Ramsberg, Bergschloß, einst der Sitz einer Rechberg. Nebenlinie. In diesen Orten befinden sich geschickte Holzschnitzer, die Tabakspfeifen, Dosen und dergl. aus Masern verfertigen. Winzingen, Pfd., 415 k. E. Schl. – v. Holz: Bartholomä, Mfl. auf dem hohen Albuch, 610 k. und 321 ev. E.; Spinnanstalt, Höhle Falkenloch. Wiesgoldingen, Pfd., 660 k. E., hochgelegen am Fuße des Stuifenbergs, der höher ist als Staufen und Rechberg. – v. Lang: Leinzell, Pfd. mit Schloß an der Leine, 950 E. – Gr. v. Beroldingen: Horn, Weiler auf einer Anhöhe über der Leine, 306 k. E., mit hübschem Schloß.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Rink, Joseph Alois: Kurzgefaßte Geschichte, und Beschreibung der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd: Johann Georg Ritter, 1802.
  2. Werfer, Franz Joseph: Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd im Königreich Württemberg. Gmünd: Johann Georg Ritter, 1813.