« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Welzheim Kapitel B 10 »
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9. Gemeinde Rudersberg,
bestehend aus 19 Parcellen, mit 3091 Einwohnern.
Der Gemeindebezirk gehört theils dem oben S. 10 erwähnten Wieslaufthale und theils derjenigen Partie des Gebirges an, welche den westlichen Abhang des welzheimer Waldes bildet. Er hat eine Länge von zwei und eine Breite von einer bis anderthalb Stunden. Im Hintergrunde des lieblichen Thales liegen Oberndorf und Klaffenbach. Auf der östlichen und südlichen Seite ist dasselbe mit schönen Weinbergen umgeben, auf der entgegengesetzten Seite aber mit waldigen Hügeln und Anhöhen – Ausläufern des welzheimer Waldes – begrenzt. Der Bezirk ist in einer Krümmung von Osten nach Süden von der Wieslauf durchschnitten, welche den ganzen Thalgrund häufig überschwemmt und durch manche Zuflüsse hier verstärkt wird. Rudersberg ist zwar mit der nach Lorch und Schorndorf führenden Hauptstraße und Oberndorf mit Allmersbach, Oberamts Backnang, in Verbindung gesetzt; die Nachbarschaftswege aber sind meist schlecht und ungebahnt. Der Bezirk grenzt nördlich an das Oberamt Backnang, westlich an das Oberamt Waiblingen und südlich an das Oberamt Schorndorf. Er hat 403 Haupt- und 165 Neben-Gebäude. Das Klima ist mild und gesund. Gleichwohl kommen Formen des Cretinismus (oben S. 35) vor. Das ganze Thal gewährt einen reichlichen Wieswachs und Obstertrag, ergiebigen Flachsbau, gute Viehzucht, jedoch nicht genügenden Ackerbau, obgleich nur in Mannenberg noch Wechselfelder zu finden sind. Die ärmere Klasse nährt sich hauptsächlich von Verarbeitung des Holzes zu häuslichen und landwirthschaftlichen Gerätschaften. Kein Ort zeichnet sich durch Wohlhabenheit aus, mehrere aber | leiden an Übervölkerung. Die Markung dieser Gemeinde ist am Stärksten parcellirt. Ein Morgen Ackers wird zu 60–200 fl., Garten 200–300 fl., Wiesen 100–300 fl., Weinberg 60–350 fl., Wald 50–250 fl. verkauft. Die Güterpreise stehen in Rudersberg und Oberndorf am Höchsten, in Mannenberg am Niedrigsten. In Königsbronnhof, Edelmannhof und Mannenberg wird das vierfache, in den Thalorten das sechs bis siebenfache Korn geerntet. Weinbau findet in Rudersberg, Oberndorf, Klaffenbach, Waldenstein und Zumhof Statt. Die Baumzucht wird schon lange gepflegt und seit 15 Jahren auf bessere Sorten gehalten. Die Stallfütterung ist seit 40 Jahren überall, mit Ausnahme von Oberndorf, eingeführt. Die Farrenhaltung liegt der Gemeinde ob. Es sind 2 Mahl-, 1 Öl-, 1 Loh- und 3 Säg-Mühlen im Bezirke. Einige Gewerbe s. hienach. Von landwirthschaftlichen Erzeugnissen wird Butter und Flachs ausgeführt.

Die Parcelle 9 gehört dem Forstamt Reichenberg, 16 Lorch, die übrigen Schorndorf an. Die großen Zehenten stehen dem Staate zu. An grundherrlichen Rechten aller Art hat die Gemeinde seit 1817 für 1906 fl. 33 kr. dem Staate abgekauft. Sämmtliche Parcellen gehören zur Pfarrei Rudersberg. Schulen sind in Rudersberg, Klaffenbach, Mannenberg, Oberndorf und Zumhof. Aus dem bis 1811 mit dem Oberamt Schorndorf verbunden gewesenen Amt Rudersberg wurden 1821 die Gemeindebezirke Rudersberg, Oberndorf, Mittel-Schlechtbach und Unter-Schlechtbach gebildet; 1834 aber wurde jener von Oberndorf (mit Buschhöfle und Mannenberg) wieder mit Rudersberg vereinigt.

1) Rudersberg, evang. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit mit 1393 Einwohnern. Liegt im Thale, an der Wieslauf, westlich 21/2 St. von Welzheim. Den großen und Weinzehenten bezieht, vom Stift Backnang her, der Staat, welcher sich mit der Ortspfarrei in den Heu- und kleinen Zehenten theilt. Die übrigen Grundgefälle gebühren dem Staat und der Stiftungspflege Rudersberg. Die Gegend ist sehr freundlich. Durch den Ort fließt der Fleckenbach, der sich bald in die Wieslauf ergießt. Derselbe hat hübsche, zum Theil ansehnliche | Gebäude, und das Dorf ist eines der schönsten und freundlichsten des Bezirkes. Es hat namentlich durch die verschönernde Fassung des vorerwähnten Baches, welche einen Kosten von etwa 5000 fl. verursachte, gewonnen. Am südwestlichen Ende des Dorfes liegt auf einer kleinen Anhöhe, von allen Seiten frei, die Kirche zum heil. Johannes. Sie wurde auf der Stelle der früheren kleinen und baufälligen Kirche 1783 von der Gemeinde erbaut. Zu den Kosten von 15.852 fl. waren auch freiwillige Beiträge geleistet worden. Sie ist ganz von Stein und gefälligen, einfachen Styls, hat zwei Emporkirchen übereinander und ist hell und heiter. Auf dem nordwestlich angebauten 90′ hohen Kirchthurm hängen 3 harmonisch klingende Glocken. Die Baulast liegt zwar dem Heiligen ob; da aber sein Einkommen nicht hinreicht, so besteht hier schon längst die Einrichtung, daß bei Kirchenbauwesen auf jede einzelne Ehe der Parochie unter dem Namen „Ehegeld“ eine jährliche Umlage von 15–24 kr. von der Stiftungspflege erhoben wird, wobei Wittwer und Wittwen die Hälfte zu entrichten haben, notorisch Arme aber frei bleiben. Das auf der Anhöhe bei der Kirche gelegene Pfarrhaus hat der Staat zu erhalten. Außer dem 1764 erbauten Schulhause wurde 1839 ein zweites errichtet.

Die Nahrungsquellen des Ortes sind die schon oben angegebenen. Das Grundeigenthum reicht für die schnell zunehmende Zahl der Einwohner nicht hin (sie war 704 im Jahr 1774, hat sich also in 69 Jahren verdoppelt). Der Obstbau verdient besondere Erwähnung. Die Bürger giengen den übrigen Parcellen mit gutem Beispiel auf ihren Baumgärten voran, und dieses hat solche Anerkennung gefunden, daß im vorigen Frühjahr 1100 Stämme von Hohenheim beschrieben wurden. Die Schäferei war früher von Bedeutung. S. oben S. 77. Von Gewerben sind hauptsächlich mehrere Zimmerleute, einige Tuchmacher, einige Färber und 5 Rothgerber zu nennen. Die Gerber setzen das Leder hauptsächlich nach Heilbronn ab. Auf den Märkten ist der Verkehr mit Vieh und Flachs von Bedeutung. Die Gemeinde hat einen 700 Mrg. großen Wald, dessen Bestände den Staatswaldungen an die Seite gesetzt werden dürfen. Wäre bei dem kleinen Areal der Äcker das Streubedürfniß nicht so groß, so würden die Kulturen noch weiter vorgerückt seyn.

Rudersberg hat das Recht zu zwei Jahrmärkten. Das Recht zu dem einen uralten wurde 1701 erneuert und das zu dem zweiten 1747 verwilligt. Das neuere Wappen des Ortes besteht aus zwei gekreuzten Rudern. Die Parochie besteht aus 27 Filialien, wovon 6 dem Oberamt Backnang angehören, und aus dem Mutterorte. Die 1701 hierher umgepfarrten sogenannten „hinteren Höfe“, nämlich Schmalenberg, Voggenhof, Häger, | Grasgairen, Heppichgairen, Nonnenmühl, Steinbach, Klaffenbach, Waldenstein und Ebni, hatten bis dahin zur Pfarrei Steinenberg gehört. Heppichgairen, Ebni, Grasgairen und Holzbuckel wurden aber 1823 nach Welzheim umgepfarrt und Unterschlechtbach von der Pfarrei Oppelsbohm 1809, Lindenthal 1836 von da und Zumhof von der Pfarrei Steinenberg 1837 der hiesigen Pfarrei zugetheilt. Das Patronat ist vom Stifte Backnang auf die Krone übergegangen. An der schon 1600 genannten Schule stehen ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Gehilfe. Eine Näh- und Strick-Schule besteht seit 1840. Die von Junker von Gaisberg auf Waldenstein gestifteten 100 fl. wurden zum Ankauf eines Schorlandes verwendet, das der Schulmeister gegen den Unterricht von 4 armen Kindern genießt. Von den übrigen Stiftungen verdienen die vom Jahr 1653 des Bäckers Steinbock in Schornbach mit 1000 fl. (neben 1000 fl. für Schornbach) und die von 600 fl. des Johannes Friedrich von Rudersberg, Erwähnung.

Der Sage nach war Rudersberg einst weit beträchtlicher; daß aber, wie diese will, dasselbe einem besondern gräflichen Stamme angehört habe, ist historisch nicht zu erweisen; ebenso wenig die Angabe der Chroniken, daß Schorndorf bis 1230, wo es zur Stadt erhoben worden, an das Gericht Rudersberg ausschließlich habe appelliren müssen. Nur so viel steht vest, daß hier, an dem Sitze eines alten Amtes, auch ein Hochgericht war. Denn auf dem Landtage von 1552 beschwerte sich Rudersberg: sie haben „etwo Hochgericht vnd Stock“ gehabt, weil sie aber „fahrläßig“ gewesen und Einer aus dem Stock entkommen, so habe ihnen Herzog Ulrich „solche Gerichts- und Stocksübungen“ entzogen und an die Vogtei Schorndorf gewiesen. Und dabei verblieb es auch. Rudersberg – in alten Zeiten „Rudolfsberg“ und „Rudelsberg“ – war vielmehr, wie wir hienach finden werden, ein Bestandtheil der Herrschaft Waldenstein, deren Amtssitz im fünfzehnten Jahrhundert hierher verlegt worden seyn wird. Wegen der gedachten Herrschaft besaß 1500 Württemberg hier 6 Viertels- und halbe Höfe, die Mühle, die Badstube, 15 Lehen, 14 Sölden und Zinse aus einzelnen Gütern, namentlich auch aus der Fleischbank. Außerdem war auch das Stift Backnang frühzeitig hier begütert. Papst Innocenz IV. nimmt (Besold) 1245 das Stift in Schutz und bestätigt seine Güter zu Rudolfesberg inferius et superius, (Oberndorf) „cum capella S. Johannis ibidem, Clapffenbach, Rodematswiler, Schlehtbach etc. Graf Ulrich von Württemberg trifft 1459 mit diesem Stifte einen Tausch und erhält von demselben gegen andere Güter alle Güter und Rechte des Stiftes zu Rudelsberg, Oberndorf, Kallenberg, Rodmannsweiler, Kungsprunn, Oberschlechtbach und Unterschlechtbach, mit Vogtei und Gericht, mit dem Walde | und der neuerbauten Kelter zu Rudelsberg. Das Stift behält sich aber vor: die Kirche zu Rudelsberg, den Zehenten daselbst und zu Oberndorf, Klaffenbach, Mannenberg, Kallenberg, Lutzenberg, Rodmannsweiler, Königsbronn, Schöllhütte und zur Glashütte, ferner des Konzen Hof zu Königsbronn und die Zinse des Conventes zu Schlechtbach und anderswo, sowie die zwei hiesigen Widdumhöfe. Die Inhaber der letztern sollen aber halten „einen Hummel, einen Eber, einen Ran“ (Schafbock) „vnd ein Pfert, damit man die Ackerpfert bestettigt vngeuerlich zwischen Ostern und Pfingsten, vnd mit der Gemeinde Wasser, Weid vnd Wald niesen, als sie von Alter her haben getan.“ Das Amt Rudersberg wurde, wie oben erwähnt, 1820 aufgehoben, und gehörte bis 1811 zum Oberamte Schorndorf.

Wann die 1245 genannte Capelle in eine Pfarrkirche verwandelt worden, ist unbekannt. Ist die Sage gegründet, daß in alten Zeiten Schorndorf ein Filial von Rudersberg gewesen (Cleß III. 474), so wäre die Pfarrei um Vieles älter. Wie sie an Backnang gekommen, ist unbekannt. Die Reformation war schon 1535 vollzogen. Die Zehenten gehörten, wie erwähnt, gleichfalls dem Stift; was aber jenseits der Wieslauf, doch auf rudersberger Markung liegt, zehentete einer Stiftspfründe zu Lorch.

Bei Rudersberg lag der im dreißigjährigen Kriege abgegangene zuvor erwähnte Ort Rodmannsweiler. Er bestand aus zwei Höfen, wovon einer der Kellerei, der andere der Comthurei Winnenden gehörte. Das Areal wurde 1794 unter die Einwohner von Rudersberg vertheilt.

2) Birkenberg, Hof. Ein geringes Gut bei Klaffenbach, das erst 1831 neuerbaut wurde und zu Klaffenbach gehört. Die Einwohner sind mit Grauhaldenhof gezählt.

3) Burghöfle, Hof mit 29 evang. Einwohnern, liegt 1/2 St. nördlich von Rudersberg, zwischen dem Wald und der Wieslauf. Es ist ein sogenanntes Forstgut aus älterer Zeit, das immer mit dem nahen Waldenstein verbunden war und mit dem Schloßhöfle nur 193/4 Mrg. groß ist.

4) Buschhöfle, Hof mit 14 evang. Einwohnern, liegt auf der Markung von Oberndorf und ist eine neue Ansiedelung.

5) Edelmannshof oder Burkhardshof, Hof mit 20 evang. Einwohnern. Östlich 1 St. von Rudersberg, mitten im Walde gelegen. Der Hof war ein Zugehör des nahen Schlosses Waldenstein.

6) Grauhaldenhof, auch Wüstenhöfle, Hof mit 11 evang. Einw. Ein geringes, nur 9 Mrg. großes, Waldgütchen aus neuerer Zeit, zwischen Klaffenbach und Oberndorf, 1/2 St. von Rudersberg.

7) Kirchenacker, Hof mit 18 evang. Einwohnern, liegt auf der Markung von Rudersberg, 1/4 St. davon, an der Grenze des Oberamts Waiblingen.

| 8) Klaffenbach, früher Klapffenbach, Weiler mit 234 evang. Einwohnern, liegt an der Wieslauf, 1 St. nordöstlich von Rudersberg. Den großen- und Wein-Zehenten bezieht der Staat, der sich mit der Pfarrei Rudersberg, welcher der Heuzehent gebührt, in den kleinen Zehenten theilt. Die Markung mit 354 Mrg. ist für die Bevölkerung viel zu klein und diese daher auf Taglöhnen verwiesen. Eigene Schule. Hier war, wie wir zuvor sahen, schon 1245 das Stift Backnang begütert. Zur Kellerei gehörten, wegen der Herrschaft Waldenstein, 5 Lehen und die Mühle, dem Kloster Adelberg aber 2 Lehen und die Zehenten daraus. Die übrigen Zehenten standen dem Stift Backnang zu. Der Ort war ein Bestandtheil der Herrschaft Waldenstein.

Bei Klaffenbach lag noch 1593 der wahrscheinlich im dreißigjährigen Kriege abgegangene Hof oder Weiler „Zur Oedin.“

9) Königsbronnhof, Weiler mit 61 evang. Einwohnern, westlich 3/4 Stunden von Rudersberg, auf der Höhe gelegen. Den großen Zehenten und ein Zehent-Surrogat von den 2 Mrg. Weinbergen bezieht wegen des Stiftes Backnang der Staat, der sich auch mit der Pfarrei Rudersberg in den Heu- und kleinen Zehenten theilt. Der Ort zerfällt in den obern und untern Hof. Großes Areal und verhältnismäßig bedeutende Viehzucht. Einen dieser Höfe behielt sich (zuvor S. 236) 1459 das Stift Backnang vor. Der Name des Ortes scheint von einer einst berühmten Brunnquelle herzurühren. Alte Lagerbücher nennen Güter „beim Bronnen“ und einen Wald, genannt „im Sohl.“

10) Mannenberg, Weiler mit 289 evang. Einwohnern, liegt nördlich, 1 St. von Rudersberg, an der Grenze des OA. Backnang. Eigene Schule. Seit 1774 hat die Einwohnerzahl (mit 100) sich beinahe verdreifacht. Hier wurde schon 1568 Welschkorn gebaut. Zwei Lehen gehörten dem Kloster Adelberg, die es 1317 von Friedrich von Urbach erkauft hatte, und zwei Höfe der Herrschaft Waldenstein, unter deren Hohheit der ganze Ort stand.

11) Oberndorf, Weiler mit 591 Einwohnern, worunter 8 kath. nördlich, an der Wieslauf, 1/4 Stunde von Rudersberg. Eigene Schule. Auch hier, wo die Einwohnerzahl 300 im Jahr 1774 betrug, hat sich dieselbe in 69 Jahren verdoppelt. Der Ort scheint aus Rudersberg hervorgegangen zu seyn, oder dieses sich bis hierher erstreckt zu haben, da er 1245 Rudolfesberg superius genannt wird (oben S. 235). Das Kloster Adelberg besaß 2 Lehen mit aller Obrigkeit, die es 1400 von Hans Nothaft gekauft hatte und in das Amt Steinenberg gehörten; 2 andere Lehen standen dem Heiligen zu Steinenberg, 11 Lehen aber der Herrschaft Waldenstein zu.

12) Sauerhöfle, Hof mit 7 evang. Einwohnern, im Walde, | an der Wieslauf, auf der Markung von Klaffenbach, 3/4 St. von Rudersberg. Ist ganz unbedeutend.

13) Schafhaus, Haus mit 20 evang. Einwohnern, liegt auf der Markung des Hofes Waldenstein, am Fuß des Berges.

14) Schloßhöfle, Hof mit 15 evang. Einwohnern. Ein sogenanntes Forstgütchen, ganz nahe bei dem Burghöfle, mit dem es, als Zugehör von Waldenstein, stets alle Verhältnisse getheilt hat.

15) Seelach, Haus mit 14 evang. Einwohnern, liegt auf der Markung von Rudersberg, 1/4 Stunde davon entfernt.

16) Steinbach, Weiler mit 97 evang. Einwohnern, nordwestlich, auf dem Wald, an der Wieslauf, 5/4 Stunden von Rudersberg. Die Zehenten und andern Grundgefälle des Staates rühren von Adelberg her. Die Markung zählt nur 53 Morgen Feld. Dieser arme Ort (im Jahr 1774 – 51 Einwohner zählend), hat einer Glashütte sein Daseyn zu danken, welche Herzog Christoph hier „im Steinbach“ 1563 anlegen ließ. Damit der Hüttmeister 9 Monate des Jahres glasen könne, wurden ihm jährlich 10 bis 12.000 „Thüren“, deren jede 28 Scheuter halte, aus herrschaftlichem Walde zugesagt. In Kriegszeiten soll er mit seinen Knechten blos einen halben Wagen und ein Roß in’s Amt Rudersberg stellen, und im Ganzen 42 fl. Zins jährlich entrichten. Er hatte schon 1580 viele Arbeiter, die sich hier, im Ganzen 60 Personen, angesiedelt hatten. Weil aber über Verwüstung der Wälder geklagt wurde, so ward das Beholzungsrecht schon 1585 entzogen, und die Hütte ging ein.

17) Strümpfelhof, auch Strümpfel, Hof mit 16 evang. Einwohnern, im Walde, an der Wieslauf, nordöstlich, 1 Stunde von Rudersberg, an der Grenze des Oberamts Backnang. Ein unbedeutendes, stets mit Klaffenbach verbunden gewesenes, Gut.

18) Waldenstein, Weiler mit 38 evang. Einwohnern, östlich, 3/4 Stunden von Rudersberg, über dem Wieslaufthal. Die Grundgefälle stehen dem Staate zu. Kleiner Zehent besteht nicht. Der Ort liegt unter der zerfallenen Burg auf dem rebenumrankten Hügel. Die Markung ist aber nur 93 Morgen groß und die Güter sind von so schlechter Beschaffenheit, daß nur wenige gebaut werden, und der größte Theil als Grasboden liegen bleibt. Der hier wachsende Wein aber ist angenehm. Hier wurde General vom Holz geboren, s. Alfdorf.

Von der Burg Waldenstein sind nur noch wenige Trümmer übrig, deren Stärke aber auf die ehemalige große Bedeutendheit derselben schließen lassen. Wie Waldhausen, so war auch Waldenstein mit seinem Gebiete einst hohenstaufensch und wurde dann wahrscheinlich der Sitz einer verwandten Nebenlinie der Hohenstaufen. Wann | die Herrschaft an Württemberg kam, ist nicht bekannt; nach einer Handschrift bei Steinhofer[ws 1] (II. 152) soll Graf Eberhard von Württemberg 1269 Rudersberg an sich gezogen haben. Da aber bereits 1251 ein „filius domini de Waldenstein“ von Graf Ulrich von Württemberg zum Bürgen beim Kaufe von Wittlingen bestimmt ward, so scheint der Graf schon damals Oberherr gewesen zu seyn. Im Jahr 1420 wird Waldenstein als ein Eigenthum Württembergs bezeichnet. (Steinhofer II. 707.) Die „Vogtei Waldenstein“ wurde vielfach von Württemberg verpfändet. Bis 1407 waren an Wernher und Hans Nothaft, Rodmannsweiler, Mannenberg, Luzenberg, Klaffenbach, Schmalenberg, Borgenhard, der Weiler unter Waldenstein, Obersteinenberg, Steinenberg, Michelau, Schlechtbach, Necklinsberg, Rudelsberg und Oberndorf um 1600 fl. verpfändet. (Steinhofer II. 604.) Im Jahr 1411 hatte Jerg v. Urbach die Burg als Pfand. Die Grafen Ludwig und Ulrich verpfänden 1433 um 1800 fl. in Gold an Johann von Wernau die Veste Waldenstein mit den obengenannten Orten, nebst dem Weiler zum Hag, den Hof Kienebach und Langenberg (ebenda 779). Hans von Wernau sitzt noch 1445 in Waldenstein. Nun scheint das Amt Rudersberg gebildet worden zu seyn; denn 1456 verleiht Graf Ulrich seinem Hofmeister Antony von Emmershofen blos das Schloß Waldenstein mit Gärten, Wiesen und Weiden, „soweit vnd vere als ander Burgvögt die bißher inngehabt;“ nebst Fischwasser, Frohndienst, den wüst liegenden Hof Borgenhart oder Burgenhart (wahrscheinlich Edelmannshof), und das Seelein unter dem Schloß, zu Mannlehen. Er soll das Schloß in Ehren und Bau erhalten. Die Frohndienste zum Schloß lagen, nach einer Zeugenaussage von 1453, den drei Schlechtbach, Steinenberg, Rudersberg, Michelau und den andern obenerwähnten Orten ob. (Sie wurden 1590 um 720 fl. abgelöst, woran es das Amt Rudersberg 548 fl. 20 kr., das Amt Steinenberg 156 fl. 40 kr. und die limpurgschen Unterthanen 15 fl. traf.) Nun blieben die Emershofen längere Zeit im Besitze. Gerung, Herzog Ulrichs Diener – unterschrieb stets: „Gerung von Emershofen, das edel Blut, das wenig hat und viel verthut.“ (Sattler[ws 2] Topogr. S. 348.) German von Emershofen entleibte aber 1539 einen Bauern und entwich deshalb, worauf der Untervogt von Schorndorf das Schloß in Besitz nahm. Es wird schon 1535 als baufällig bezeichnet. Herzog Christoph belehnte 1551 einen Christoph Waldauf, vorher schon „von Waldenstein“ zugenannt, mit dem Schloß, welchem 1571 sein Sohn Christoph nachfolgte, der noch 1586 hier saß. Nach ihm treffen wir eine auch in Schnaith begüterte Linie der von Gaisberg im lehenbaren Besitze (s. Alfdorf.) Im XVII. Jahrhundert | erwarb die Familie von Göllnitz das Gut; damals (1650) standen zwei Schlösser, das alte und neue, in der Mauer; 1761 besaß es die Wittwe des Hof-Medicus Riecke zu Stuttgart als Kunkellehen, 1792 aber verkaufte es die Kammerschreiberei an die Gemeinde Rudersberg. Es war bis 1805 dem Rittercanton Kocher einverleibt. Am 27. December 1819 brannte das Schloß ganz ab. – Einige der Edeln, die sich von der Burg nannten, gehörten in die Classe der Dynasten. Ein Conradus de Waldenstein ist 1270 im Gefolge des Grafen Ulrich von Würtemberg. (Sattler I. Beil. 3.) Ein Adelberus schenkt 1272 curiam suam in ripa Steiniberg dem Kloster Adelberg und kommt noch 1284 vor. Einen Conradus miles (den obigen?), finden wir 1278. Er nennt sich „dictus de Waldenstein et imperialis aulae ministerialis“ und verspricht für Albert von Michelowe, daß dieser das Kloster Lorch wegen eines Gutes im Dorfe Lorch nicht mehr anfechten wolle. Conrad, vor 1317 verstorben, verkaufte an seine Neffen Walther und Bernold von Urbach die Mühle zu Klaffenbach und ein Gut zu Mannenberg. Er führt im Wappen einen den Schild quer durchschneidenden Balken. Engelhard und Conrad, Brüder, verkaufen 1316 mit Zustimmung ihres Bruders Ulrich und Engelhard des jüngern ein Gut zu Steinenberg. Conrad, Adele, Catharine und Wolfram Geschwister kommen 1328 vor; Beringer, Conrads Bruder, starb vor 1349, wo dieser noch lebte und in Hoheneck und Weihingen Güter hatte. Er ist der Letzte seines Geschlechtes, den wir fanden. Das mit dem Schloßgute verbundene Landgefärth wurde 1837 mit 700 fl. abgelöst.

Der S. 239 erwähnte See war 15/8 Morgen groß und scheint schon längst trocken gelegt zu seyn.

19) Zumhof, Weiler mit 325 evangel. Einwohnern, liegt östlich 1/4 Stunde von Rudersberg, auf einem Gebirgsvorsprung. Den großen und Wein-Zehenten erhebt, wegen des Klosters Adelberg der Staat, der sich mit der Pfarrei Steinenberg in den kleinen Zehenten theilt und auch die übrigen Grundgefälle, mit Ausnahme des Heuzehenten, wovon der Ort frei ist, bezieht. Der Ort hat wenig Feldbau, aber sein Weinbau ist nicht unbedeutend. Der früher schlechte öconomische Zustand der Einwohner hat sich wesentlich gebessert. Gleichwohl ist die Markung (341 Morgen) zu klein für die steigende Einwohnerzahl. Eigene Schule. Bei der S. 235 erwähnten Trennung von Steinenberg hat der Ort von diesem 2000 fl. Aversum erhalten, welche er zu Bestreitung seiner Bedürfnisse für Schule und Arme selbst verwaltet. – Der Ort war in bürgerlicher Hinsicht stets mit Rudersberg verbunden, indem er ohne Zweifel ein Bestandtheil der Herrschaft Waldenstein war. Er bestand 1500 aus 4 ganzen und drei halben Höfen.



Anmerkungen [WS]


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