« Kapitel B 6 Beschreibung des Oberamts Welzheim Kapitel B 8 »
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7. Gemeinde Pfahlbronn,
bestehend aus 29 Parcellen, mit 1718 Einwohnern.
Der Gemeindebezirk breitet sich seinem größern Theile nach auf dem Plateau des welzheimer Waldes aus, indem nur wenige Parcellen auf der Hochstraße und dem Bergrücken der Eselshalde liegen, der sich in westlicher Richtung gegen das Remsthal hin abdacht. Hier grenzt das Oberamt Schorndorf, nordöstlich das Oberamt Gaildorf, östlich aber das Oberamt Gmünd an. Das Klima ist daher im Allgemeinen jenem von Welzheim gleich, und nur in den östlichen Theilen des Bezirks milder. Er ist rings mit Wald begrenzt und nicht gut arrondirt, indem er bei einer Länge von 3 Stunden oft sehr schmal ist und die Weiler Enderbach und Adelstetten so sehr abgeschieden liegen, daß die Bewohner erst den alfdorfer Bezirk durchwandern müssen, wenn sie nach Pfahlbronn gelangen wollen. Durch den Bezirk fließt nur die Lein, welche aber demselben bei ihren Zuflüssen hinreichend Wasser gewährt; auch ist er von der bei Alfdorf erwähnten, über Eselshalden nach Schorndorf und | über Adelstetten nach Gmünd führenden, mit schönen Obstbäumen besetzten und gut erhaltenen Hauptstraße der ganzen Länge nach durchschnitten, auf welcher man an etlichen Punkten westlich Schorndorf und östlich die Umgebung Gmünds erblickt. Der Bezirk zählt 227 Haupt- und 245 Neben-Gebäude. Er hat von allen Gemeinden die größte Markung. Er ist im Allgemeinen wohlhabend, am Meisten Rienharz. Durch Güterzerstücklung ist namentlich Eselshalden zurückgekommen. In allen Parcellen, wo früher Gemeindegüter vertheilt worden, wird darauf gehalten, daß solcherlei Besitzungen nicht weiter vertheilt oder ohne die Häuser verkauft werden dürfen. Landwirthschaft ist die einzige Nahrungsquelle, da die wenigen Gewerbenden diese gleichfalls betreiben. Es sind dießfalls nur 3 Mahl-, 4 Öl-, 11 Säg-Mühlen und etwas Potasche-Sieden zu erwähnen. Ein Morgen Acker wird zu 60 fl., Wiesen zu 80 fl., Garten zu 100 fl., Wald zu 50 fl. bei Gesammtverkäufen angeschlagen; bei Einzelnverkäufen ist der Erlös der doppelte. Durchschnittlich wird höchstens das Vierfache der Aussaat geerntet. Die meisten Äcker sind Wechselfelder. Der Viehstand ist hier fast nach allen Klassen der größte. Das Vieh wird im Spätjahr ausgetrieben. Die Farrenhaltung ist in Pfahlbronn verpachtet, in den andern Orten wechselt sie unter den einzelnen Viehhaltern. Die Obstkultur ist fast überall noch in erster Entwicklung. S. auch Haghof. Der Haber von Rienharz ist berühmt. Es sind tüchtige Landwirthe vorhanden; davon zeugt namentlich der emporgekommene Taubenhof.

Die Parcellen Haldenhof, Haselhof, Krähenhof, Langenberg, Schenkhöfle und Taubenhof gehören zum Forstamte Schorndorf, die übrigen zum Forstamt Lorch. In Fritzhof, Schmidhöfle, Thierbad und Tannhof ist Graf von Pückler Zehentherr. Im Übrigen s. hienach. Die ebengenannten Parcellen, sowie Haghof, Hagmühle, Haldenhof, Haselhof und Schenkhöfle, gehören ganz und Höldis zum Theil zur Standesherrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf, und Rechte und Gefälle zu Adelstetten und Brend zum Rittergut Alfdorf (s. dort). An grundherrlichen | Rechten des Staats sind seit 1817 für 4527 fl. 9 kr. abgekauft worden. Filialien von Alfdorf sind die Parcellen 1–5, 7, 15, 18, 20, 27, von Steinenberg, Oberamts Schorndorf, 8 und 16, von Welzheim die übrigen. Die Katholiken halten zur Kirche Zimmerbach, Oberamts Gmünd. Schulen sind in Pfahlbronn, Burgholz und Rienharz. Der Stab Pfahlbronn, früher mit dem Sitze des Gemeinderaths in Rienharz, wurde aus den ehemaligen Bestandtheilen des Stabs Lorch: 1, 3, 7, 18, 21, 28 und Antheil von 15, und aus dem alten Stabe Rienharz gebildet, wozu dann 1811 die zuvor genannten ehemals limpurgischen Orte, welche 1806 unter württ. Hohheit fielen und in dem Stab Breitenfürst vereinigt waren, und Brech von Lorch, kamen.

1) Pfahlbronn, Dorf mit 1 Sägmühle und 331 Einwohnern, worunter 20 Katholiken, liegt auf derselben Gebirgsfläche, worauf das nahe Alfdorf, 11/2 Stunden von Welzheim entfernt. Die Zehentrechte des Staats rühren von dem Kloster Lorch und der geistlichen Verwaltung Schorndorf her; den kleinen Zehenten innerhalb Etters beziehen die Nachfolger des Domstiftes Augsburg. Die übrigen Grundgefälle bezieht mit Ausnahme einiger, die der Kirche- und Schul-Pflege in Gmünd zustehen, gleichfalls der Staat. Zu dem Orte gehört auch die 1/2 Stunde entfernte, westlich am Abhange des walkersbacher Thales gelegene, Pfahlbronner-Sägmühle.

Der Ort hat stattliche Wohnhäuser, zum Theil mit steinernem Unterstock, denen man schon von Außen die Wohlhabenheit der Bewohner ansieht. Er ist der Länge nach gebaut, geräumig angelegt und die größte der Parcellen mit 49 Haupt- und 48 Neben-Gebäuden, worunter das hübsche Schul- und Rath-Haus. Die große Markung von 1623 Morgen besteht eigentlich aus 17 Bauerhöfen; im Übrigen sind es angesiedelte Taglöhner, nachgeborne Söhne und kleine Handwerker, sie Alle unter dem Namen „Lindenwäser“ bekannt, weil sie sich auf der Allmand Lindenwasen angebaut haben. Die Bauern halten ängstlich ihre Höfe zusammen, ein Hauptgrund ihres Wohlstandes. Sie treiben, nächst dem Feldbau, Holz-, Frucht-, und Vieh-Handel und leben gut. Arme sind nicht vorhanden, so daß die Einkünfte des vermöglichen Ortsheiligen für andere Zwecke verwendet werden. Die Felder sind zwar nicht ausgezeichnet, aber gut gebaut; freilich nach altem Herkommen. Vor einigen Jahrhunderten wurde etwas Wein gebaut. – An der hiesigen Schule stehen ein Schulmeister und ein Gehilfe.

| Der Ort ist ohne Zweifel durch eine Niederlassung der Römer an dem Grenzwall entstanden, indem hier die einst bedeutende Station derselben ad lunam der nahen Lein wegen zu suchen ist (oben S. 116) und der Wall in dieser Gegend auch unter der Benennung „Pfahl“ bekannt ist. Denn die alten Lagerbücher sprechen von Äckern „vff dem Pfalacker“ – „an dem Pfalgraben“; von „Pfalreute“ und „Pfalhecke“, daher also der Name. Wie die ganze Umgebung, so war wohl auch Pfahlbronn ein Besitzthum der gaugräflichen Familie von Büren, da das Kloster Lorch seit den frühesten Zeiten, wahrscheinlich als Stiftungsgut, den größten Theil des Ortes besaß und daselbst ein Amt und Gericht hatte. Nach dem Lagerbuche von 1571 wurde aber schon damals „seit vielen vnuerdenklichen Jahren hero“ das Gericht nicht mehr gehalten, sondern alle Sachen des Amtes vor dem hiesigen Schultheißen, 9 Richtern aus dem Dorfe Lorch und 3 Richtern aus dem Amte Pfahlbronn in Lorch verhandelt. Von jedem Urtheil das dieses Gericht sprach, erhielt es vom Kloster „zwo Maas Wein“ genannt „Spruch- oder Urtel-Wein“, und an jedem Gerichtstag erhielten die 3 letztgenannten Richter „des Morgens im Kloster eine Suppe und Brot vnd dazu ein Becherli mit Wein.“ Es war dieß also ein Bauerngericht, das auch über Leben und Tod sprach. – Lorch besaß im J. 1571 6 Höfe, 2 Lehen und 1 Sölde. Eines dieser Güter zu „Pfaulbrunne“ kaufte es 1330 um 26 Pfd. Heller von Albrecht dem Böger. Ein Lehen besaß auch seit lange das Kloster Adelberg, worüber die Obrigkeit 1499 Lorch zuerkannt wurde. Drei weitere Lehengüter gehörten dem Collegiatstifte in Lorch und kamen wegen der 2 augsburgschen Pfründen an das Domkapitel Augsburg; die Obrigkeit Lorchs über dieselben wurde 1515 ebenfalls anerkannt. Über drei andere Lehengüter dagegen, wovon zwei dem dortigen Predigerkloster und 1499 eines Friedrich im Steinhaus daselbst zugehörten, übte die Reichsstadt Gmünd bis 1803 die Vogtei aus. Zwei weitere Güter endlich waren württembergisch und gehörten mit aller Obrigkeit in das Amt Plüderhausen. – In dem Dorfe stand noch 1571 eine Kapelle zur heil. Barbara, welche im 30jährigen Krieg abgebrannt wurde. Pfahlbronn gehörte aber schon in alten Zeiten in den Sprengel eines jener Pfarrer zu Lorch, welche unter dem Patronat Augsburgs standen. Ein Theil des großen Zehenten, den im Übrigen Lorch bezog, kam 1558 von Augsburg an die geistliche Verwaltung (s. Lorch); darunter auch „das Weinzehentlin daselbst zu Pfalbronn.“

Bei Pfahlbronn lag der Hof Unter-Wetzler; 1446 verkaufte das Kloster Gotteszell seinen „Hof by Pfalbrun gelegen, genannt der Vnterwetzler“ um 77 fl. Er kam bald darauf an Lorch.

| Eine alte Gewandbenennung erinnert an die Wahrscheinlichkeit, daß hier ein Tempel der Römer stand. Das Lagerbuch von 1538 spricht von einem bei dem Heerweg gelegenen Acker „vff der Tempelfürst“; spätere Lagerbücher machten „Tengenfürst“ und endlich gar „Dinkelfürst“ daraus. (S. oben S. 118.) – Vom Haghof bis vor Pfahlbronn, wo der Weg auf den Klotzenhof führt, an dem alten „Heerweg“, sieht man zum Theil noch die Wölbung des Römerwalles, der übrigens mehr und mehr der Betriebsamkeit der Bauern weicht. In südlicher Richtung herab führt der Weg den Wall entlang auf den Bemperlensstein (oben S. 112), den alten „Kirchweg“ nach Lorch, indem, wie oben bemerkt, Pfahlbronn bis 1826 nach Lorch eingepfarrt war, was die Lorcher noch nicht verschmerzen können.

2) Adelstetten, Weiler mit 146 Einwohnern, worunter 38 Katholische. Auf der Hochstraße östlich von Pfahlbronn gelegen, von diesem 11/4, von Alfdorf 3/4 Stunden entfernt. Den großen und kleinen Zehenten bezieht wegen des Klosters Lorch der Staat; in die Grundgefälle theilen sich dieser, der Hospital Gmünd und wegen des Rittergutes Alfdorf (s. zuvor) die Freiherrn vom Holz. Herrliche Aussicht, die nur nördlich geschlossen ist. Weite Ebene mit großen Fruchtfeldern. Die Markung gehört zu den bedeutenderen. Sie wird zelglich und wohl gebaut. Die Höfe sind meist geschlossen und die Bewohner wohlhabend. Unter den Gebäuden verdient das vormalige, zu dem hiernach zu erwähnenden Freigut gehörig gewesene, Schlößchen Erwähnung. Es wird nun Wirthschaft und Bierbrauerei darin betrieben.

Der Ort kommt in alten Zeiten als „Adolfstetten“ vor und die Herrschaft über denselben war früher schon getheilt. Ein Theil desselben, der jetzt zum Rittergute Alfdorf gehört, war württembergisch, wurde 1393 an Hans Vetzer mit dem 1/3 von Alfdorf als Lehen gegeben und blieb von nun an mit diesem verbunden; 1759 bestand dieser Theil aus 2 Höfen und 2 Sölden. Drei weitere Güter gehörten der Reichsstadt Gmünd (dem Hospital) und ein Hof dem Kloster Lorch. Jede dieser Herrschaften hatte über ihre Güter und Unterthanen alle Obrigkeit. Noch war aber ein Bauernhof vorhanden, „ein aigen Gut“, genannt des „alten Thesen Aigen, welches bisher keiner Herrschaft gar mit nichten mit ainiger Obrigkeit zugethan noch verwandt, sondern allerdings frey, ledig vnd gegen männiglich vnansprichig gewest“; dieser wurde ums J. 1570 feil. Davon kaufte das Kloster Lorch 4/7 und gab sie als Gnadenlehen hin; die andern 3/7 aber erwarb ein von Eltershofen. Der Wittwe desselben, Catharine von Rinderbach, gestattete am 20. August 1576 Herzog Ludwig, eine Behausung darauf zu bauen und | das Gut von gewöhnlichen Abgaben und Diensten frei zu lassen; doch behielt er sich alle Obrigkeit darauf nebst der Auslösung beim Wiederverkauf unter der Bestimmung vor, daß jährlich, zu Beweisung der Jurisdiction, ein „Schirmschilling“ zu entrichten sey. Dieses Schlößchen blieb lange im Besitze der von Eltershofen. Im J. 1774 kaufte dasselbe Theresie Wilhelmine Henriette v. Schilling, die sich mit dem Baron Carl Wilhelm August Tundersfeld von Rhodis vermählte und ihm hier unter andern am 21. Januar 1777 eine Tochter, Dorothea Friederike Franziske Wilhelmine Caroline Louise Henriette, gebar. Diese vermählte sich am 23. August 1800 mit Sr. Hohheit dem Herzog Wilhelm von Württemberg, starb zu Livorno und wurde den 11. Juli 1822 in der Schloßcapelle zu Stetten, Oberamts Canstatt, beigesetzt. Tundersfeld verkaufte das Gut 1780 an die Geheimeräthin von Kauffenberg, geborne von Üchtritz, und diese zerstückelte dasselbe 1786 u. f. J.

Adelstetten kam erst 1803 und 1806 gänzlich unter württembergische Hohheit. Im 30jährigen Kriege lag es ganz in Asche und am 27. Juli 1704 brannten wieder 9 Wohngebäude ab.

3) Brech, auch Breech, Weiler mit 59 evang. Einwohnern, liegt südöstlich, 1/2 Stunde von Pfahlbronn, am nördlichen Gebirgsabhange gegen die vorgedachte Bergfläche, an der Straße von Lorch, und wird häufig – zum Unterschiede von dem gleichnamigen Orte im Oberamt Göppingen – Lorcher-Brech genannt. Der große und kleine Zehente und ein Heuzehentgeld stehen, von dem Kloster Lorch her, dem Staate zu, der auch ebendeßwegen den größern Theil der Grundgefälle bezieht. Großartige Aussicht auf die Alp und den Schurwald. Mitten in dem Ort mündet von Lorch her das Götzenthal ein, von wo auch der Pfahl hier vorüberstreicht. – Die Markung ist bedeutend, das Feld in einer leichten südöstlichen Senkung, mild und fruchtbar und der Weiler wohlhabend. Er war einst ein Zugehör der nahen Burg Leineck, womit auch 4 Güter verbunden blieben, während einige andere an die Edelleute von Waldhausen gelangten. Frau Gutte, Wittwe von Beilstein, Herrn Rüdigers seligen Wirthin von Waldhausen, übergiebt mit ihrem Sohne Rüdiger dem Kloster Kirchheim 1318 3 Pfd. Hellerzins aus ihren 3 Gütern in „Präche.“ Diese Güter zu „Gebräch“ waren 1400 im Besitze der von Rinderbach und gelangten 1448 mit „aller Gewaltsami“ durch Kauf an das Kloster Lorch, das kurz zuvor mit Leineck auch andere Güter erworben hatte. Auch Gmünd hatte zwei Güter und übte auf diesen alle Obrigkeit aus. Der lorchsche Antheil gehörte ins Amt Pfahlbronn. S. auch Bruck.

4) Brend, mit 115 evang. Einwohnern, liegt links der Lein, auf der Höhe, die westlich von dem Mettelbach und östlich von der | Lein begrenzt wird, nordöstlich 3/4 Stunden von Pfahlbronn. Der große und kleine Zehente steht, wegen des Klosters Lorch, dem Staate zu; in die Grundgefälle theilen sich dieser, die Freiherrn vom Holz wegen des Rittergutes Alfdorf (S. 140) und die Kirchen- und Schul-Pflege in Gmünd. Die Aussicht über Alfdorf hin ist reizend. Große Markung, gutes, fleißig gebautes Feld, sittlich ausgezeichnete, wohlhabende Einwohner. In diesem Weiler bestand bis 1806 ein Condominat, indem jede der Herrschaften Württemberg, Kloster Lorch, Reichsstadt Gmünd und der Besitzer des Rittergutes Alfdorf mit aller Obrigkeit über die ihm zugestandenen Güter zu gebieten hatte. Lorch besaß: Namens der Frühmesse Alfdorf 2 Höfe; der eine Hof zu „Geprende“ wurde 1364 von Heinrich Hug, Bürger zu Gmünd, zu einer Seelmesse an die Frühmesse zu Alfdorf gestiftet, der andere um dieselbe Zeit von Konrad v. Bissingen gekauft. Ferner besaß Lorch wegen der Frühmesse Welzheim einen Hof und ein Lehen, welche diese 1424 von Hans, Wilhalm und Peter v. Waldhausen um 267 fl. kaufte. In diesen Hof gehörte 1/4 des Zehenten „vnd darumb so muß der Landsaß desselben Hofs haben einen Farren vnd einen Eber vnd soll allwegen den Zehenten mit sins selbs Gefert inführen. Doch soll man im einen Knecht schicken, der den Zehenten sammelt; so soll auch der Abt zwen Drescher zu dem Zehenten vff den Tennen stellen vnd er nur einen Drescher.“ Dazu gehörte der 78 Morgen große Wald Salach. Eigenthümlich endlich besaß Lorch ein Gut, das es 1562 von einem Bauern für „frei eigen“ erkaufte und sogleich an denselben als Fallgut hinlieh. Die Rechte des Rittergutes Alfdorf bestanden in der Obrigkeit über einen dem Heiligen zu Alfdorf giltbaren Hof. Gmünd besaß 3 Güter. Zwei freie Güter endlich, welche nur einen Schirmschilling an das Forstamt Schorndorf reichten, gehörten in das Amt Plüderhausen. In alten Zeiten war der Ort nach Lorch eingepfarrt. Er kam 1806 vollends unter württembergische Hoheit. – Nördlich oberhalb Brend entspringt der Mettelbach, der nach halbstündigem Laufe westlich von Leineck in die Lein fällt.

5) Buchengehren, W. mit 68 evang. Einwohnern. Auf dem waldigen Gebirge, welches westlich von dem Roththale und östlich von der durch den Geltbach gebildeten Thalschlucht begrenzt ist, nordöstlich 11/2 St. von Pfahlbronn gelegen; an der Grenze des O.A. Gaildorf. Dazu gehört die 1/8 Stunde entfernte, bei der Einmündung der Roth in die Lein gelegene, Sägmühle, mit Wirthshaus und Schmiede, wo eine Mineralquelle von Schwefel- und Tinten-Geschmack entspringt, unversiegbar, stets rein und weich und von Kranken fleißig benützt. Sie ist noch nicht untersucht worden. Die Zehenten und zwar der große wegen der Herrschaft Hohenstaufen, | der kleine und ein Heuzehent-Surrogat wegen der geistlichen Verwaltung Schorndorf, gebühren dem Staat, der auch, von dem Kloster Adelberg her, die übrigen Grundgefälle bezieht. Ein freundlicher, ziemlich wohlhabender Ort. Die früheren Zehentverhältnisse lassen schließen, daß er länger, als die meisten umliegenden Orte, mit der Burg Hohenstaufen in Verbindung gestanden. Er gehörte lange Zeit mit der zuvorerwähnten Mühle („Rothmühle“ genannt) einigen Bürgern von Gmünd; 1365 war Conrad von Waldhausen, genannt der Härtnitzweiler, an „Buchigern“ betheiligt. Das Kloster Adelberg kaufte den Ort 1411 von Heinrich Wolf, Bürger zu Gmünd, um 340 fl. und schlug ihn zu seinem Amte Kaisersbach. Er bestand aus 4 Lehengütern.

Dabei lag der schon 1367 abgegangene Ort Geyersweiler. In diesem Jahre verkaufte Johannes von Lynegge, genannt von Waldhausen, an Heinrich Wolf „min halbe Wilerstatt genannt die Gyrswiler, gelegen by Büchingern.“ Sie kam mit diesem an Adelberg.

6) Burgholz, Weiler mit 80 evang. Einwohnern, auf einer Bergebene vom Voggenwald herab, über dem Eisenbachthälchen, 1 Stunde von Pfahlbronn und 1/2 Stunde von Welzheim, parallel mit diesem gelegen. Der große Zehente steht wegen der Herrschaft Hohenstaufen dem Staate zu; für den kleinen Zehenten bezieht die Pfarrei Welzheim ein Surrogat. Der Boden wäre gut, wenn nicht seicht; die Einwohner sind wohlhabend. Im J. 1816 wurden 142 Morgen Viehweide vertheilt und zum Anbau gebracht. Hier ist eine Filialschule.

Der Ort kommt 1477 unter dem Namen Burdolf vor, der aber schon 1500 von dem neueren verdrängt ist. Er war ein Condominat und seinem größeren Theile nach stets mit der Herrschaft Hohenstaufen (Oberamtsbeschreibung von Göppingen S. 245) auf das Engste verbunden, so eng, daß er selbst in die 5 Stunden entfernte Kirche Hohenstaufen eingepfarrt war und die Einwohner den Zehenten in der Frohn in die Beutenmühle führen mußten. Ums J. 1500 trat aber die Herrschaft den kleinen Zehenten der Pfarrei Welzheim ab, damit diese „die arme Leut mit den heil. Sacramenten versehe, weitehalb des Wegs gen Stauffen, dahin sie in Pfarr gehören.“ Nach Hohenstaufen gehörten auch mit der Grundherrlichkeit 5 Lehen; zwei andere Lehen besaß, eines wohl als Stiftungsgut, das andere seit 1499 durch Erwerbung vom Kloster Gotteszell, das Kloster Lorch, und eine Mühle das Kloster Adelberg. Die hohenstaufenschen Güter kamen erst 1807 vom Oberamt Göppingen hierher; die lorchschen gehörten mit aller Obrigkeit in das Amt Pfahlbronn. Am 30. September 1803 brannten 7 Gebäude ab.

| 7) Enderbach, Weiler mit 106 evang. Einwohnern, liegt am nördlichen Saume der Hochebene, auf der Hochstraße, an der Grenze des Oberamts Gmünd, nordöstlich eine Stunde von Pfahlbronn. Der Staat bezieht von dem Kloster Lorch her den großen und kleinen Zehenten und ein Hauptzehentgeld, so wie auch, in Gemeinschaft mit der Stiftungsverwaltung Gmünd, die übrigen Grundabgaben. Die südlichern Häuser gewähren die Aussicht auf den Aalbuch und die Alpwand. Der Boden ist ziemlich gut und wohl gebaut; die Leute sind wohlhabend und fleißig.

Enderbach ist großen Theils eine alte Besitzung des Klosters Lorch und gehörte in das Amt Pfahlbronn. Es besaß hier 3 Höfe und, als Lehensherr der Frühmesse Welzheim, 2 Lehen. Diese kaufte die damals noch nicht bestättigte Frühmesse 1412 von Berchtold von Enderbach. Einen der Höfe, bis dahin ein „freies Eigen“ eines Bauern, kaufte Lorch 1555, indem es sofort diesem das Gut als Gnadenlehen übertrug, nachdem der Abt 1530 den Bauern seinem „Stab“ unterworfen hatte. Von dem Orte schrieb sich ein freies Geschlecht; 1353 waren Walther von Enderbach Bürgermeister und Johann von Enderbach Schultheiß zu Gmünd.

Auf der Markung ist ein 3/4 Morgen großer See.

8) Eselshalden, Weiler mit 92 evang. Einwohnern, liegt an der von Welzheim nach Schorndorf führenden Straße, auf der Steige, südwestlich, 11/2 Stunden von Pfahlbronn. Der Staat bezieht alle Zehenten und übrigen Grundabgaben. Eine ärmliche neuere Ansiedelung von 46 Morgen Feldes, aus 4 Abtheilungen bestehend. Die Aussicht ist herrlich: westlich den Schurwald entlang bis an den Schwarzwald hinüber, südlich bis zum Lochenstein die ganze Alplinie, vor sich die Thäler von Schorndorf, Urbach und Plüderhausen, rechts aber die Wieslauf. Die unverhältnißmäßig große Zahl der Einwohner ist arm und verschuldet, sie hat sich seit 1774, wo sie nur 30 betrug, verdreifacht. Der Ort wurde erst 1722 angelegt und gehörte in das Amt Ober-Urbach, Oberamts Schorndorf.

9) Fritzhof, mit 3 evang. Einwohnern. Ganz nahe an der Lein, zunächst auf der Grenze des Oberamts Gmünd, bei Tannhof gelegen, mit welchem dieses kleine Gut auch alle Verhältnisse gemein hat. Es wurde 1718 in dem limpurgschen Walde „Rienharzer Thann“ angelegt.

10) Gehäuhaus, Haus mit 8 evang. Einwohnern, südöstlich 1/2 Stunde von Brech, an der Straße nach Lorch. Eine neuere Ansiedelung.

11) Haghof, früher „zum Hag“, Weiler mit 17 evang. Einwohnern. An der von Welzheim nach Lorch führenden Straße, am südlichen Abhange des Waldes über der Lein, 1/2 Stunde nordwestlich | von Pfahlbronn gelegen. Der große und der kleine Zehente – ersterer vom Kloster Lorch, letzterer von der geistlichen Verwaltung Schorndorf her – und 61/2 kr. für den Heuzehenten stehen dem Staate zu; die Grundgefälle dagegen beziehen die Grafen von Pückler, da der Hof, der 1806 unter württembergische Hoheit kam, zu dem limpurg-sontheim-gaildorfschen Landesantheil gehörte. Die Felder dieses ansehnlichen, mit hübschen Bauernhäusern besetzten, Gutes sind wohl bestellt, und das Obst geräth auffallend gut. Viel besuchte, gute Weinwirthschaft. Die Aussicht ist sehr schön und ebensoweit gegen die Alp, wie auf der Eselshalde, gewährt aber ein etwas verändertes Bild. – Der Name des Ortes rührt von dem hier vorüberstreichenden Römerwall, auch „Hag“ genannt, her. Agta von Baldeck, Walters von Urbach Wittwe, erhielt 1467 den „Hof zum Hage, sammt der Gerechtigkeit des Hofs zu „Kombach“ oder Kiennebach und einen Vogtschilling zu Breitenfürst, tauschweise von Graf Ulrich von Württemberg (s. auch Waldenstein). Die Schenken von Limpurg erkauften dann den Hof im J. 1483 von Wilhelm von Urbach um 220 fl. Derselbe gehörte bis 1713 in das Amt Welzheim und war schon 1555 in zwei Theile getheilt. Einer derselben wurde später noch weiter zertrennt, woraus dann zu Anfang des 18. Jahrhunderts Haldenhöfle, Haselhof und Schenkhöfle gebildet wurden. – Aus den Lagerbüchern erhellt, daß früher 11/2 Morgen Weinberg hier war und die Schweinzucht in der Umgegend ziemlich bedeutend betrieben ward. Auch befand sich zunächst am Haghof vor 300 Jahren eine Glashütte.

12) Hagmühle, Mühle mit 12 evang. Einwohnern, liegt 1/4 Stunde nördlich von Haghof, im Leinthälchen. In den großen Zehenten theilen sich der Staat und die Grafen v. Pückler, und in den kleinen jener und die Pfarrei Welzheim (nun auch der Staat). Die übrigen grundherrlichen Gefälle stehen, aus dem S. 210 angegebenen Grunde, den Grafen von Pückler zu. Die Felder sind etwas geringer als auf dem Haghof. „Heinz von Reinhartz, zum Reinhartz gesessen,“ verkauft 1438 den Pflegern der Kirche zu Gebenweiler die Hagmühle um 29 fl. für frei und eigen; für ihn siegelt der Abt von Lorch, den er seinen gnädigen Herrn nennt. Nach Prescher erwarb Schenk Albrecht von Limpurg die Mühle mit Breitenfürst, und sie theilte nun alle Schicksale mit Haghof.

13) Haldenhof, Hof mit 14 evang. Einwohnern. An dem südlichen Abhang des Gebirges über dem walkersbacher Thälchen, 1 Stunde westlich von Pfahlbronn gelegen. Die Zehent- und übrigen grundherrlichen, sowie auch die früheren staatsrechtlichen Verhältnisse, wie bei Haghof. S. dort.

14) Haselhof, früher auch das kleine Haghöflein, Hof mit 18 | evang. Einwohnern, liegt zunächst am Haldenhof, nur etwas östlicher. Auch dieses kleine Höfchen theilte alle Verhältnisse mit Haghof S. dort.

15) Höldis, auch Heldis und früher Heldes, liegt links der Lein, auf der Bergebene, in welche westlich der Eisenbach und östlich der Mettelbach einschneidet, 1/2 Stunde östlich von Pfahlbronn. Der große und kleine Zehente steht, von dem Kloster und Stifte Lorch her, dem Staate und den Nachfolgern des Domstiftes Augsburg zu; die Rechte und Gefälle der Standesherrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf ruhen auf 3 Lehengütern. Auch der Staat hat Grundgefälle.

Schöne Aussicht über Alfdorf hin gegen die Alpwand. Große Markung und wohlhabende Einwohner. Auch hier bestand ein Condominat. Der Ort gehörte zur Waibelhub (oben S. 107) und in die Pfarrei Lorch, und Limpurg hatte seit der Erwerbung der Waibelhub Rechte hier. Durch Tausch mit Gmünd erwarb Limpurg 1556 weiter 3 Lehen und ein eigenes Gut, die Württemberg zu Lehen gemacht wurden. Sodann besaß das Kloster Lorch 2 Höfe, wovon einer 1422 vom Hospital Gmünd erworben worden war. Ferner erwarb Graf Eberhard von Württemberg 1380 von P. Ziselmüller die Hälfte eines Gutes, dessen andere Hälfte dem Heiligen von Welzheim gehörte. Endlich war ein freier Hof hier, der nur einen Schirmschilling dem Forstamt Schorndorf reichte. Dieses und ein weiteres freies Gut unterwarf Limpurg seiner Vogtei. Die lorchschen Güter gehörten ins Amt Pfahlbronn. Die limpurgschen Allodien kamen 1806 unter württembergische Hohheit.

16) Krähenhof, Hof mit 14 evang. Einwohnern, liegt auf einem waldigen Hügel, südöstlich zunächst bei Eselshalden, an der Grenze des Oberamts Schorndorf. Dieses geringe Gütchen reicht alle Grundabgaben dem Staat, wurde 1722 auf Waldboden angelegt und gehörte in das Amt Ober-Urbach, Oberamts Schorndorf.

17) Langenberg, Weiler mit 46 evang. Einwohnern; liegt am südlichen Saume einer kleinen Bergfläche, die sich westlich von Welzheim über dem Wieslaufthal erhebt, 2 Stunden von Pfahlbronn; der Staat bezieht fast alle Gefälle. Gegen Osten eine freundliche Aussicht. Die nicht unbedeutende Markung läßt auch eine erwünschte Viehhaltung zu. Der Ort bestand aus 3 württembergischen Lehen, weiche, als frühere Zugehör von Waldenstein, zum Amte Rudersberg gehörten, und aus einem dem Heiligen zu Steinenberg zugehörigen Lehen, worüber das Kloster Adelberg die Obrigkeit hatte.

18) Leinecksmühle, Mahl- und Säg-Mühle mit 8 evang. Einwohnern. Liegt im Leinthale, an der Lein, von Alfdorf und Pfahlbronn je 1/2 Stunde entfernt, und gehört zur Kirche und Schule in Alfdorf. Alle Zehenten und andere Grundgefälle bezieht, wegen | des Klosters Lorch, der Staat. Mit der Mühle ist ein nicht unbeträchtliches Areal Feldes verbunden. Sie war stets eine Zugehör der Burg Leineck, an deren Fuß sie liegt.

Auf einer vorspringenden Ecke des Gebirges, um welche sich die Lein schlängelt, unmittelbar über der Mühle, liegen von sanftem Grün überkleidet die wenigen Trümmer der Burg Leineck, welche zwei beträchtliche Thürme und eine früher nicht geringe Bevestigung andeuten. Auf dem eingesunkenen Burgkeller hat der Müller seinen Küchengarten angelegt. Hier saß ein (nicht mit dem baireuthschen Geschlechte zu verwechselndes) ritterbürtiges Geschlecht, das sich von der Burg nannte. Rüdiger von Lynegge (eine Schafscheere im Wappen s. Welzheim S. 123) kommt 1331 vor. Eines Conrads von Leineck Wittwe, s. Breitenfürst. Hans von Lynegge trägt 1364 um seiner Seele Heils willen seine Burg Linegge, mit aller Zugehör, namentlich mit den 4 Gütern zu „Gebräche“ (s. Brech) dem Abt und Kloster Ellwangen zu Lehen auf; worauf er – wie es scheint der Letzte seines Stammes – und sein Oheim, Hans v. Rinderbach, der Linegger genannt, Bürger zu Gmünd, damit belehnt werden. Hans von Rinderbach kam in die Acht, worauf Conz v. Waldhausen (wohl derselbe, der S. 216 vorkommt und sich 1397 von Leineck nennt), die Burg erlangte; Hansens Sohn, Stephan v. Rinderbach, wirkte aber 1393 vor dem Hofgericht Rottweil ein Urtheil aus, das ihm die Burg zusprach. Nach seinem Tode theilten 1398 seine Vettern Eberhard und Hans von Rinderbach das Gut, wobei namentlich auch „Bomgärten“ genannt werden. Eberhard starb 1404 und seine Hälfte kam an Conz von Waldhausen. Hans verkaufte 1411 seinen Theil „das ist der höher Stock, der vff diese Zyt bezymbert ist“ mit Zugehör, an Hans und Georg v. Urbach, Gevettern, welche noch in demselben Jahre von den Erben des Conz von Waldhausen: Fritz v. Urhusen, dessen Hausfrau Euphemie v. Waldhausen und deren Neffen Conz v. Waldhausen, die andere Hälfte kauften. Ulrich v. Waldhausen und seine drei Söhne Hans, Wilehalm und Peter willigten 1412 in den letztern Kauf, nachdem sie von den Käufern 10 fl. erhalten. Jörg v. Urbach, ein Edelknecht, verkaufte 1417 „Lyneck das Bürgelin vnd Burgstadel“ an Bernold v. Urbach um 1000 fl. Von Bernolds Kindern, Wilhelm und Ennlin (Anna) v. Urbach, kam Leineck durch Kauf an Fritz v. Sachsenheim, genannt Schwarzfritz, der die Burg mit aller Zugehör 1435 an das Kloster Lorch um 864 fl. in Gold verkaufte. Bei diesem blieb sie nun; Ellwangen belehnte stets als Träger den Amtmann von Lorch, und Leineck kam zum Amt Pfahlbronn. – Die Äbte von Lorch scheinen hier ihren Sommersitz gehabt zu haben. Abt Sebastian ließ das Schloß wieder herstellen und im Hofe eine Capelle | errichten; der bischöfliche Generalvicar Heinrich weihte am 26. August 1512 »Capellam in Lyneck in honore beate virginis et S. Nicolai confessoris.« Im J. 1572, wo die Burg noch „in ziemlichem Bau“ war, bewohnte sie ein Bürger von Lorch um 1 fl. jährlichen Hauszins; im J. 1603 war sie aber „sehr baufällig vnd fast allerdings in Abgang gerathen, wie dann der Keller vnd anderes dabei vor etlichen Jahren eingefallen.“

Bei der Burg lagen noch 1650 der obere, mittlere und untere leinecker See, zusammen etwa 433/4 Morgen groß.

19) Manholz, Weiler mit 101 evang. Einwohnern. Auf der Bergebene über dem Eisenbachthälchen, zwischen Burgholz und der Meuschenmühle, 1 Stunde nördlich von Pfahlbronn gelegen. Die Zehenten bezieht wegen des Klosters Lorch der Staat. Von den übrigen Grundgefällen und ihren Lehenspflichten gegen das Kloster Gotteszell haben die sieben Bauern zu Ende des vorigen Jahrhunderts sich freigekauft, und die 12 Schfl. 3 Sri. 1/2 V. Vogthaber, welche der Staat von dem Weiler jährlich erhob, hat dieser 1839 mit 330 fl. 25 kr. abgelöst. Die Markung ist bedeutend. Von der 98 Morgen großen Allmand sind im J. 1828 57 Morgen vertheilt und urbar gemacht und 41 Morgen zu Wald angelegt worden. Die Einwohner sind sehr wohlhabend. Der Weiler war ohne Zweifel ein Bestandtheil der Herrschaft Waldhausen, da er in das Amt Plüderhausen gehörte; außer der vorgedachten Vogtgülte mußte dahin 1 Pfd. Heller Steuer und in Kriegszeiten, neben 12 fl. Schatzung, ein Roß an einen Reiswagen gegeben werden. Die Grundherrlichkeit stand, wie schon erwähnt, dem Kloster Gotteszell zu. – An die nahen Colonien der Römer erinnern die lagerbüchlichen Bezeichnungen von „Rommelsäckern“ und „Rommelswiesen.“

20) Mittelweiler, Weiler mit 32 evang. Einwohnern, liegt wie Buchengehren, 1/4 Stunde nördlich von diesem, und 11/2 Stunde nordöstlich von Pfahlbronn. Die Zehenten bezieht der Staat; den großen wegen der Herrschaft Hohenstaufen und den kleinen wegen der geistlichen Verwaltung Schorndorf. Die übrigen Grundgefälle stehen demselben zu. Der Weiler hat eine verhältnißmäßig große Markung und ist noch wohlhabender, als Buchengehren. Er ist, worauf auch das alte Zehentverhältniß hinweist, wahrscheinlich ein hohenstaufensches Stiftungsgut des Klosters Adelberg, das hier 3 Lehen hatte, welche in das Amt und Gericht Kaisersbach gehörten.

In der Nähe scheint ein Wartthurm gestanden zu haben, indem das Lagerbuch noch 1700 von Wiesen „in der obern Wart“ spricht.

21) Rienharz, früher Renhartz und Reinharts, Weiler mit 130 evang. Einwohnern, liegt links der Lein auf dem Gebirge nordwestlich, 3/4 Stunden von Pfahlbronn, über einer engen von dem Haschbach[ws 1] | gebildeten Thalschlucht. Der Ort ist zwar nach Welzheim eingepfarrt, hat aber eine eigene, kleine dunkle und alte Kirche, zur h. Barbara, in welcher der Stadtpfarrer von Welzheim jährlich dreimal Gottesdienst zu halten hat und von dessen „Wetterglöckle“ das Volk viel zu rühmen weiß. Auch hat der Ort eine eigene vermögliche Heiligenpflege und eine Filialschule. Der Staat bezieht wegen des Klosters Lorch die Grundabgaben und von einem besondern Distrikte den Zehenten, welcher im Übrigen den Nachfolgern des Domstiftes Augsburg zusteht. Rienharz ist die wohlhabendste Parcelle. Die verhältnismäßig sehr große Markung läßt eine namhafte Rindviehhaltung zu. Von der 178 Morgen großen Viehweide sind im Jahr 1829 – 1351/2 Morgen unter die Bürger vertheilt und urbar gemacht worden. Der Haber geräth vorzüglich, der Hanf und Flachs gut.

Der Ort war im Besitz von gmünder Bürgern und lag in dem Nibelgau. An ihre Stelle trat das Kloster Lorch, das hier 11 Höfe und 1 Sölde, einen davon wegen des Heiligen zu Schadburg, erwarb. Johann Klebzagel, Bürger in Gmünd, verkaufte 1357 an dasselbe sein Gut „zu dem Reinhartz.“ Die Vogtei kaufte Lorch 1369 von Johann dem jungen von Rinderbach, Bürger zu Gmünd, und 1419 von Wilhelm Häberling, Bürger zu Gmünd. Von dem Letztern erwarb Lorch 1400 seine 6 hiesigen Güter. Nun wurde der Ort in das Amt Pfahlbronn gewiesen. Der Heinz von Reinhartz, den wir bei Hagmühle fanden, ist unsers Wissens der Einzige seines Geschlechtes, den Urkunden nennen. – Rienharz war in alten Zeiten Filial von Lorch, zunächst von den augsburgischen Pfarreien. Die Capelle wurde 1476 aufs Neue erbaut und am 1. April 1478 eingeweiht „in honore S. Barbare et altare ejus, in quo sunt relique recondite S. Laurentii, S. Thome Episc. et Simonis et Jude Apost., in honore Barbare etc.“

Hier entspringt der oben genannte Haselbach, der sich nach halbstündigem Laufe mit der Lein vereinigt. Auch liegt auf der Markung der sogenannte 33/4 Morgen große Brülsee.

22) Schenkhöfle, Hof mit 7 evang. Einwohnern, liegt zwischen Haldenhof und Haselhof, über dem walkersbacher Thälchen, 1 St. von Pfahlbronn. Alle Grundgefälle von diesem sehr kleinen Gütchen stehen dem Grafen von Pückler zu; die früheren Verhältnisse theilt es mit Haghof, s. dort.

23) Schmidhöfle, Hof mit 3 evang. Einwohnern, liegt links der Lein, nahe bei Rienharz, norstwestlich 3/4 St. von Pfahlbronn. Entstehung, grundherrliche und andere Verhältnisse wie bei Fritzhof.

24) Taubenhof, Hof mit 10 evang. Einwohnern. Auf der südlichen Abdachung der bei Langenberg gedachten Bergfläche, 13/4 St. | von Pfahlbronn gelegen; der große Zehente steht wegen des Klosters Lorch dem Staat, der kleine der Stiftungspflege Welzheim zu. Die übrigen Grundgefälle gebühren wegen der Kellerei Schorndorf dem Staat. Dieses ziemlich große Hofgut beweist, was ein fleißiger und verständiger Bauer auf dieser Höhe vermag. Es kommt sonst auch unter dem Namen „Hörtlenshof“ und „Hertlinshof“ vor und gehörte zum Amte Rudersberg.

25) Tannhof, Hof mit 25 evang. Einwohnern. Links der Lein, zwischen Welzheim und Rienharz, 1 St. von Pfahlbronn gelegen. Entstehung, grundherrliche und andere Verhältnisse wie bei Fritzhof.

26) Thierbad mit Neufertssägmühle, Weiler mit 42 evang. Einwohnern. In einem Einschnitte an der Lein, nahe bei Welzheim und 1 St. von Pfahlbronn gelegen. Der große Zehente steht der Standesherrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf zu, die auch die übrigen Grundgefälle bezieht. Die Markung ist nur 38 Morgen groß und entstand größtentheils im vorigen Jahrhundert durch Ausrottung des Rienharzer Thanns. Das Bauernhaus war bis 1690 ein den Schenken von Limpurg gehöriges Badhaus, dessen bereits 1487 als einer heilsamen Anstalt gedacht wird und als ein bis dahin freieigenes Gut durch Schenk Albrecht von einer Bauernfamilie gekauft wurde. Im Jahr 1627 erhielt das Bad eine besondere Ordnung und Freiheiten. Damals waren noch ein für die Schenken bestimmtes sog. Herrenhaus, ein Badhaus, ein Wirthshaus, Alleen und andere Spaziergänge vorhanden, die im dreißigjährigen Kriege zerstört worden seyn mögen. Der Name wird in der Regel von einer Hirschkuh, welche die Quelle aufgesucht, hergeleitet. Vielleicht aber rührt er von einem Wildpark her, der zu Welzheim gehörte, da das Lagerbuch von 1489 Wiesen „im Thiergarten genannt, an der Lein“, bei Rienhartz und „den oberen und untern Thiergart“ bei Welzheim aufführt. Bei dem Herrenhaus stand noch 1581 eine St. Georgencapelle. Eine St. Wolfgangscapelle stand ebenfalls in der Nähe, welche früher aus Holz erbaut, von Wallfahrern 1487 von Steinen errichtet ward.[1] Der Ort kam 1806 unter württ. Hohheit.

27) Voggenberg, Weiler mit 52 evang. Einwohnern. Auf | einem südöstlichen Hügel des Voggenwaldes, welchen nordwestlich der Gelbbach[ws 2] und östlich die Roth begrenzt, 11/4 St. von Pfahlbronn gelegen. Die Zehenten stehen wegen des Klosters Lorch, die übrigen Grundabgaben wegen des Klosters Adelberg dem Staate zu. Der Ort bildet bei seinem waldigen Hintergrund eine malerische Gruppe vom Leinthal herauf. Die Markung ist groß, der Wohlstand aber mittelmäßig, da mehrere Häusler vorhanden sind. Der Ort bestand noch 1700 aus einem Hof, der später in 3 Lehen aufgelöst wurde. Er gehörte dem Kloster Adelberg und in dessen Amt Kaisersbach.

28) Vorderhundsberg, Weiler mit 58 evang. Einwohnern. Auf derselben Bergfläche, wie Taubenhof und Langenberg, auf dem östlichen Gebirgsabhange, 13/4 St. von Pfahlbronn gelegen. Die Zehenten stehen wegen des Klosters Lorch dem Staate zu. Die nicht zu kleine Markung begünstigt die Viehhaltung; die Felder sind gut. Auch hier war die Vogtei und Grundherrlichkeit getheilt. Württemberg hatte 3 in das Amt Oberurbach gehörige Güter, wovon eines, als Freigut, nur einen Schirmschilling reichte; ein Lehen hatte das Kloster Lorch, ein anderes gehörte dem Heiligen zu Rienharz und zwei andere standen der Frühmeßpfründe Welzheim zu. Diese gehörten in das Amt Pfahlbronn. Die Hohheit über den ganzen Ort gehörte zum Amte Rudersberg. Hier wurde schon 1430 Obst gebaut. Auf der Markung liegt ein 3/8 Mrg. großer See.

29) Webersgehren, Haus mit 11 kath. Einwohnern. Auf dem Walde an der Lein, an der Grenze gegen das Oberamt Gmünd, nordöstlich, 11/4 St. von Pfahlbronn gelegen. Eine neuere Ansiedlung.


  1. Die bei Lorch erwähnte alte Handschrift sagt: „Sciendum, quod circa annum 1487 nobilis vir dominus Albertus de Limpurg etc. acceptis oblationibus Christifidelium, qui per miracula St. Wolfgangi in quaedam lignea et non consecrata capella jux Welzen sitam obvenerant, construi fecit capellam novam et lapideam, in loco by dem Thierbad, in honore St. Wolfgangi, eamque consecrari citra tamen omne prejudicium ecclesie in Welzen.“
Anmerkungen [WS]
  1. Korrektur nach Beschreibung des Oberamts Hall S. 327: Der S. 221 genannte Bach heißt nicht Haselbach, sondern Haschbach
  2. Korrektur nach Beschreibung des Oberamts Hall S. 327: Der S. 224 genannte Bach heißt nicht Geltbach, sondern Gelbbach.


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