« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Welzheim Kapitel B 7 »
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6. Gemeinde Lorch,
bestehend aus dem vormaligen Kloster Lorch und 17 Parcellen, mit 2443 Einwohnern.
Die Lage dieses Gemeindebezirkes gleicht jener des östlich angrenzenden von Großdeinbach. Die Orte liegen theils an dem südlichen Abhange des welzheimer Waldgebirges, theils im Remsthale und theils auf dem noch dem Schurwalde angehörenden Bergrücken über dem linken Ufer der Rems. (Remshalde, oben S. 8.) Beide Bergwände sind reich an Thälchen und Schluchten. Der Bezirk ist südlich und nördlich mit Wald begrenzt. Das Klima ist ziemlich mild und die Sterblichkeit (oben S. 34) hier am Geringsten; Morgens und Abends sind aber schnelle Temperaturwechsel. Der höchst gelegene Ort ist Bruck. Durch den Bezirk fließt von Osten nach Westen die Rems, welcher entlang die schon bei Großdeinbach erwähnte Hauptstraße von Nürnberg und Gmünd nach Stuttgart zieht, indeß gegen Süden die über Wäschenbeuren ziehende Straße nach Göppingen führt. Die Gegend ist auch sonst reich an Brunnquellen des besten Wassers, welche theilweise Bäche bilden und meist an den Höhen des rechten Remsufers entspringen. Die Rems bildet hier mehrere Krümmungen und zeigt hinlängliche Spuren, daß sie im Laufe der Zeit ihr Bett theilweise verändert und sogar gewechselt hat. Der Bezirk ist 2 Stunden breit und ebenso lang. Er zählt 296 Haupt- und 156 Neben-Gebäude. Hier wird Töpfererde etc. gegraben, vergl. S. 49. Ziemlich stark war von jeher der Hin- und Herzug unter der Bevölkerung, | und Lorch namentlich steht mit den meisten Städten und andern Orten in dieser Hinsicht in Verbindung. Auch die Auswanderungen sind groß; obgleich aber die Zahl der Einwandernden klein ist, so nimmt die Seelenzahl doch stets zu. Die Bewohner sind gesund, kräftig, gutmüthig und fleißig. Eine gewisse Ehrenhaftigkeit, die jedoch in Lorch selbst, dessen meiste Bewohner durch ihre gedrückte Lage entmuthigt sind, nicht zu finden ist, steht hier mit Wohlhabenheit im Bunde. Der Boden ist von mittlerer Ergiebigkeit. Die Güterpreise stehen in beiden Kirneck am Höchsten. Ein Schff. Saat gibt 5–7 Schff. Ertrag. Ein Mrg. Ackers wird zu 120–160 fl., Garten 200–300 fl., Wiesen 125 bis 225 fl., Wald 125–200 fl. verkauft. Wechselfelder kommen nur auf einigen Höfen vor. Ackerbau und Viehzucht sind die Nahrungsquellen. Die Obstzucht gedeiht erfreulich; in Lorch wurde 1841 eine schöne Baumschule von der Gemeinde angelegt (s. auch Lorch). Als Regel gilt die Stallfütterung, doch wird noch in den Weilern und Höfen auf die Herbstweide getrieben. Die Farrenhaltung liegt der Gemeinde ob. In Lorch selbst werden die Gewerbe in sehr geringfügiger Weise betrieben. Hier verdienen nur 2 Mahl-, 5 Säg- und 2 Öl-Mühlen Erwähnung.

Die Gemeinde gehört zum Forstamt Lorch. Die Zehenten in Lorch und Klotzenhof stehen theilweise den Nachfolgern des Domcapitels Augsburg zu; die von Hetzenhof gehören zum Rittergut Eybach; in allen andern Orten ist wegen des Klosters Lorch der Staat Zehentherr. Die grundherrlichen Rechte, meist eben daher rührend, stehen hauptsächlich dem Staate zu, mit der Ausnahme, daß Metzelhof einen Theil der Standesherrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf, Hetzenhof einen solchen des Rittergutes Eybach, und Unterkirneck einen der Rittergüter Eybach und Alfdorf bilden. Seit 1817 wurden für 4852 fl. 38 kr. Grundgefälle dem Staate abgekauft. Sämmtliche Parcellen sind Filialien von Lorch. Schulen sind in Lorch und in Unterkirneck. In Lorch ist eine Industrieschule, | eine Kleinkinderbewahranstalt und eine Sonntagsgewerbeschule. Zu dem Gemeindebezirk gehörte bis 1819 der jetzt Pfahlbronn zugeschiedene Weiler Brech. Oberkirneck, Schwefelhütte, Sägreinhof und Strauben waren Bestandtheile des Amtes Plüderhausen. Metzelhof, Hetzenhof und Unterkirneck fielen 1806 unter württ. Hohheit; die übrigen Parcellen sind vormals lorchsche Besitzungen.

1) Lorch, im Munde des Volkes „Lorrach,“ evang. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, nebst dem vormaligen Kloster,[1] mit 1935 Einw., worunter 1 kath., liegt unter dem 27° 21′ 39" östlicher Länge und 48° 47′ 55" nördlicher Breite, 3 St. südlich von Welzheim, in dem hier kaum 1/4 St. breiten Remsthal, in zwei ungleichen Hälften auf beiden Ufern der Rems, worüber hier eine gute hölzerne Brücke führt; nördlich und südlich etwas an die Berge sich lehnend. Hier fällt in die von Osten nach Westen vorbeifließende Rems der von Norden herkommende Götzenbach, nachdem er drei Werke getrieben. Das Niveau der Rems über der Meeresfläche am obern Ende des Ortes ist 977,6 württ. oder 862,2 pariser Fuße. Der Ort, durch den die lebhafte Straße von Stuttgart nach Nürnberg sich zieht, ist von mit Nadelwald bewachsenen Bergen umschlossen und nur gegen Osten und Westen etwas frei. Im Frühling und Herbste sind Morgen- und Abend-Nebel mit empfindlicher Kälte nicht selten, aber doch ist das Thal mild. Hier ist noch Schlittenbahn, indeß in Schorndorf und selbst in Waldhausen keine Spur von Schnee auf der Straße sich mehr findet; wogegen sie in | Gmünd und mehr noch auf der welzheimer Höhe einige Wochen länger anhält. Die durch frisches Grün geschmückte Gegend ist, wie unser Titelbild zeigt, freundlich und bietet auf dem Klosterberg und fast rundum eine reizende Aussicht in steter Abwechslung dar. – Lorch, einst der Sitz der Oberamtsstellen, ist nun der Sitz des Cameralamtes, des Forstamtes, eines Amtsnotars, eines Arztes, eines Revierförsters und einer Postexpedition.

Der von Osten nach Westen der Länge nach, zum Theil in regelmäßigen Quadraten, nicht eng angelegte Ort, mit ziemlich breiten, reinlichen und gepflasterten Straßen, gewährt einen freundlichen Anblick in der Nähe und Ferne und hat meist gutgebaute Häuser von einigen Stockwerken. Unter denselben zeichnen sich aus:

a) Die fast in der Mitte des Ortes stehende, vom Gottesacker mit Mauer umschlossene, Kirche zur heiligen Maria, vormals Stiftskirche. Sie ist im gothischen Styl erbaut, der noch im Chor besonders rein erhalten ist, und hat einen viereckigen, massiven, etwa 110′ hohen Thurm mit pyramidalischem Dache. Die Kirche Lorch ist von sehr hohem Alter und ihre Gründung wohl im neunten oder zehnten Jahrhundert zu suchen (s. hiernach). Die erste Kirche steht aber schon längst nicht mehr, indem schon vor 500 Jahren das bis dahin gestandene Haus abgebrannt war. Denn am 10. Octbr. 1340 erließen 10 Bischöfe einen Indulgenzbrief: „cupientes, ut ecclesia collegiata Sancte Marie in Lorche, ac ommnia altaria, constructa et construenda in eadem, congruis honoribus frequententur.“ Vierzigtägigen Ablaß sollen Alle erhalten, die an gewissen Festtagen sie besuchen, „nec non, qui ad fabricam, luminaria, ornamenta, seu quevis alia necessaria dicti ecclesie et altaribus, seu structure ejusdem ecclesie per ignem exuste et devastate manus porrexerint adjutrices ..... aut suam sepulturam ibidem elegerint.“ Eine abermalige Zerstörung oder große Verwüstung soll 1469, doch schwerlich durch ein Kriegsereigniß, erfolgt seyn; am 6. December 1474 wurden auch die Kirche und der Chor, sowie folgende Altäre eingeweiht: der in der Mitte, vor dem Chor, zur heil. Jungfrau Maria, der unter der Custorie zum heil. Vitus, zwei zur Seite des Chors zum heil. Sebastian und Johannes Baptista, und zwei weitere zu den heil. Peter und Paul und Nicolaus. Der Hochaltar wurde erst am 5. Juni 1507 in honore beatissime virginis Marie, unter Zusage eines vierzigtägigen Ablasses für die Besuchenden am jeweiligen Kirchweihfeste, geweiht. Das Gerechtigkeitsbüchlein des Dorfes sagt auch ausdrücklich, daß im fünfzehnten Jahrhundert die Kirche verbrannt sey. Ohne den Hauptbau zu verändern, wurde sie 1837/38 ausgebessert, wobei im Langhause viele Gräber und Steine aus sehr alter Zeit, | welche aber zerfielen, gefunden worden seyn sollen. Die noch im Chor befindlichen Grabsteine reichen über das sechzehnte Jahrhundert nicht hinaus. Die Baulast liegt der örtlichen Stiftungskasse ob. Nahe bei der Kirche steht noch das in einzelnen Theilen erhaltene Collegiatgebäude.

b) Das mitten im Orte, an der Hauptstraße gelegene Forstamtsgebäude, bis 1820 das Oberamteigebäude, und

c) das nächst dabei gelegene, 1715 erbaute Pfarrhaus, und das in der Nähe des Rathhauses stehende, 1679 erbaute Diaconathaus, sowie das 1829 neuerbaute, geräumige Schulhaus. Das Cameralamtsgebäude befindet sich in dem

d) Kloster Lorch, nordöstlich vom Dorfe 1/4 Stunde entfernt, auf einem westwärts sich neigenden Bergvorsprunge des welzheimer Waldgebirges gelegen, der einst Marien- oder Liebfrauen-Berg genannt wurde. Unten führt die vorerwähnte Landstraße vorüber. Die Umgebung ist freundlich-mild, und vom „Lug ins Land“ auf dem Berge, der sich mit seinem dunkeln Waldhintergrunde beim Eintritt in das Thal alsbald dem Auge darstellt, eröffnet sich eine liebliche Aussicht. Der Weg, der zunächst an der uralten von etlichen Nachkommen umgebenen Linde vorbeiführt, scheint ehemals mit Stationen versehen gewesen zu seyn. Der ebene Raum und Bergrücken ist beinahe 6 Morgen groß und von einer Ringmauer umgeben, die gegen Osten den Haupteingang und gegen Westen einen kleinen Ausgang hat. An der Nordecke steht ein runder, alter, nachmals als Gefängniß benützter Thurm; der letzte Rest der vormaligen Bevestigung dieses Platzes, wo die Umwohner oft eine Zufluchtsstätte gefunden. Der sehr wasserreiche Berg bringt im Frühling die ersten Veilchen. Außer dem sehr freundlichen Cameralamts-Gebäude ist noch die zum Fruchtkasten eingerichtete vormalige Abtey mit dem anstoßenden gothischen, schön gewölbten Kreuzgang bemerkenswerth. Die Zellen sind noch zu erkennen, und in dem Refectorium mit hohen Fensterstöcken, sowie im obern Stockwerke sind noch Malereien sichtbar. Über einige hier gefundene byzantinische Baureste s. bei Heideloff Ornamentik des Mittelalters, Heft 4. Vor Allem aber verdient die Klosterkirche Aufmerksamkeit. Sie ist dreischiffig, in der Form eines lateinischen Kreuzes gebaut, 126′ lang und 53′ breit und ihre theils rundbogigen, theils spitzbogigen Öffnungen verrathen schon von Außen ihr ehrwürdiges Alter. Der Eindruck wird leider durch den geschmacklosen Giebelbau und Dachstuhl aus der Neuzeit geschwächt. Betreten wir das Innere, so können wir uns eines ahnungsvollen Grauens bei dem Gedanken nicht erwehren, daß wir hier über den Gräbern der Hohenstaufen wandeln; Erinnerungen, welche auch im nüchternen Beschauer | Gefühle erwecken, wie sie zum Theil in dem aufgelegten Fremdenbuche ihren Ausdruck gefunden haben. Das sagen uns sogleich der schöne Sarkophag in Mitten des Langhauses und die auf der Vorderseite der 8 Pfeiler desselben befindlichen Gemälde auf nassem Wurf. Das an dem ersten Pfeiler, rechts beim Eingang, stellt Friedrich I. Herzog von Schwaben, und seine Gemahlin Agnes, die Stifter der Kirche, dar; dann folgen Friedrich der Einäugige, ihr Sohn; Barbarossa; Heinrich VI., dessen Sohn; Friedrich II.; dessen Sohn K. Conrad IV.; dessen Sohn Conradin; K. Philipp und seine Gemahlin Irene; Alle aus dem Hause der Hohenstaufen. Bemerkenswerth ist die Abbildung der Hinrichtung Conradins über seinem Bilde, welche - wie ganz deutlich zu sehen ist – durch die sog. wälsche Richtfalle, eine Art Guillotine, geschah. Diese Gemälde ließ ohne Zweifel Abt Nicolaus, Schenk von Arberg fertigen; vielleicht nach alten Abbildungen.[2] Die Farben sind matt und manche Theile undeutlich geworden; die Zeichnung aber ist edel. Jener Sarkophag ist ein erhöhtes längliches Viereck, 11′ lang, 6′ breit und eben so hoch. Der Deckel besteht aus einem sehr feinen und fein erhaben gearbeiteten Werksteine; das Wappen der Hohenstaufen, wie sie solches auch als Kaiser beibehalten, darstellend: ein prächtiger Aar schwingt seine Flügel über einem Wappenhelm, worunter auf einem Schilde die drei Löwen. Die Umschrift, auf den vier Seiten des Deckels in Mönchsschrift eingehalten, ist: »anno dni m. c. II. jar ward diß Closter gestift. Hie liegt begraben Herzog Fried. von schwaben – er vnd sin kind diß Closters stiffter sint – sin nachkömmling ligent | och hi by – Gott in allen gnädig sy. gemacht in 1475.« Dieses Monument rührt auch von dem vorerwähnten Abte her. Dasselbe und die Gräber im Chor wurden alljährlich am Gedächtnißtage der Stifter (am Tage des h. Antonin) mit Leichentüchern behängt und dieser Nachts 2 Uhr mit Gebeten und Gesängen feierlich begangen.[3] Denn unter demselben ruhen in einer in röthlichte Felsen gehauenen Gruft der Stifter und seine Gemahlin, und etwas weiter unten seine Brüder Ludwig und Walther, sowie Judith, Friedrich des Einäugigen Gemahlin und deren Bruder Conrad, Herzog von Bayern. Abt Schenk von Arberg ließ diese Gräber öffnen und es fanden sich viel Gebeine, sowohl starke und lange, als kleine. Sie waren, wie die Handschrift sagt: »reposita in unum cavatum lapidem, qui inter ceteros repertus fuerat.« Darauf ließ der Abt dieselben hier wieder niederlegen und das obenerwähnte »per unum artificem de Geppingen« verfertigte Monument darauf setzen; dieses geschah am 12 Dec. 1475. Ehe wir weiter gehen, bemerken wir noch den Grabstein des ersten Abtes, Herbert, vom J. 1124 und fügen an, daß die obern kleinen Fensteröffnungen des Langhauses, wie die Pfeiler, runde Bögen haben. Über einige Treppen gelangen wir zu einem Vorchor (vor dem eigentlichen Chor), den Durchschnitt der Kreuzesarme der Kirche, welcher zwei Seitencapellen und eine gewölbte Kuppel hat. Dieser Theil der Kirche, abgesehen von den Capellen, ist der älteste, und die vier byzantinischen Ecksäulen mit den hohenstaufenschen Löwen in den Capitälen mögen noch von der ältesten Kirche herrühren. Von jenen Capellen, welche bereits gothische Formen zeigen, ist die zur rechten Hand durch eine Mauer vom Chor geschieden. Sie ist die Begräbnißcapelle der v. Wöllwarth, dem h. Mauritius geweiht, und zeigt 14 lebensgroße schöne Steinbilder dieser Familie; sämmtlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert.[4] Das vormals hier gewesene Altargemälde fertigte 1495 Meister Hans Schülin von Ulm für 68 fl. – | Die nicht abgeschiedene Seitencapelle zur Linken war dem h. Bartholomäus geweiht und scheint frühe schon abgegangen zu seyn. Hier liegen 7 Grabsteine am Boden, welche schließen lassen, daß die Halle das Erbbegräbniß der von Schechingen gewesen. Die Umschriften zeigen, daß sie gleichfalls aus dem 15. Jahrhundert sind. Abt Schenk von Arberg ist auch »sepultus in collaterati capella que appellatur capella S. Bartholomei.« Die „Tafel“ auf dem vormaligen Altar, von einem Meister von Kirchheim, stifteten 1483 Erenfried und Jerg v. Schechingen und Anna v. Schlatt. – Nun treten wir über eine weitere Stufe in den innern oder eigentlichen Chor. Er ist rein gothischen Styls, doch aus der letzten Periode, etwa aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Zur Rechten ist noch der Sitz des Abtes zu erkennen. „Das Crucifix in dem Kapitel, by dem Stul des Abtes“ machte Meister Jerg von Ulm „pro remedio anime sue vnd siner Husfrawen.“ Hier ruhen, ursprünglich in fünf in Felsen gehauenen Grüften: in der Mitte König Heinrich, K. Conrad III. Sohn und Herzog Friedrich, K. Friedrich I. Sohn; sodann zur rechten Seite: Gertraud, die Gemahlin K. Conrad III., ihr Sohn Herzog Conrad und 5 weitere in der Jugend gestorbene Kinder derselben: Reinbold, Friedrich, Wilhelm, Friedrich d. j. und Beatrix; und auf der linken Seite Irene K. Philipps Gemahlin und ihre Tochter Beatrix, kurz nach ihrer Vermählung mit K. Otto IV. gestorben. Diese hatte die Grabschrift: »Filia formosa, jam cinis, ante rosa.« Endlich liegen hier an den Stufen zu dem äußern Chor: Reginold und Friedrich, K. Philipps Söhne, und Friedrich und Wilhelm, in der Jugend gestorbene Söhne K. Friedrich I. Zu diesen 21 Gliedern des hohenstaufenschen Hauses wird von Einigen auch K. Conrad III. gezählt, während er nach Andern, und namentlich auch nach unserer Handschrift, in Bamberg, wo er gestorben, begraben seyn soll. Nach dieser ließ Abt von Aarberg auch diese 5 Gräber untersuchen,[5] wo Todtenköpfe mit wohlerhaltenen Haaren, nach einem Augenzeugen bei Crusius, von blonder Farbe, aufgefunden wurden.[6] Nach dem handschriftlichen Diarium | von Crusius ließ auch Herzog Friedrich von Württemberg I. (1593-1608) die Gräber zum Theil öffnen, wobei man mehrere Kostbarkeiten und die Leichen Philipps und Irenens gefunden haben soll, und dann Alles mit Ziegeln wieder verschließen. – Versuchen wir nun noch an der Hand der Geschichte, zumal jener Handschrift, die Veränderungen anzudeuten, welche mit der Kirche im Laufe der Zeit vorgenommen worden, um uns die Größe und den Glanz derselben in früheren Jahrhunderten so viel möglich zu vergegenwärtigen! Das ursprüngliche Kirchlein muß bald nach der Klosterstiftung erbaut worden seyn; von ihm ist nichts mehr übrig, als der oben beschriebene Vorchor; denn das Schiff der Kirche, obwohl byzantinische Formen noch aufweisend, hat zumal in den Seitenschiffen gothische Veränderungen, welche auf eine in das 13. oder 14. Jahrhundert gefallene Vergrößerung oder Restauration schließen lassen, deren Grund unbekannt ist. Eine namhafte Zerstörung scheint sodann der Städtekrieg herbeigeführt zu haben; denn nach der Handschrift ertheilte der Cardinal Petrus am 21 November 1453, Allen einen hunderttägigen Ablaß, welche »ad reperationem et conservationem« der Kirche beitrügen. Allein erst unter Abt Schenk von Aarberg, »qui multa bona et utilia et pulcra edificia perfecit in hoc monasterio« hatte die Herstellung Statt. Unter ihm wurde ferner der noch theilweise vorhandene Kreuzgang erbaut. Er baute auch den Chor wieder, da 1469 »recronsecratus est chorus nostri monasterii et ambitus . . . et altare summum et ipsius chori in honore dei genitricis Marie virginis.« Die Monstranz hiezu fertigte Meister Erasmus in Ulm um 500 Pfund Heller; die „Tafel auf den Fronaltar“ malte 1484 der schon oben erwähnte Jerg, Steinhauer zu Ulm für 250 fl. und 3 Fuder Wein. Im J. 1474 | wurden »tria altaria nova, Choro adjuncta« geweiht; der zur Rechten »in honore Crucis,« der zur Linken »in honore omnium Sanctorum,« und der obere »in honore S. Michaelis.« Außer diesen wurden noch fünf Altäre im Langhaus um diese Zeit neu errichtet und geweiht. Das Gemälde auf aller Heiligen Altar, von Meister Ludwig von Stuttgart um 40 fl. gefertigt, stiftete 1496 Lorenz Degan, Amtmann und zuletzt Pfründner im Kloster. – Die Kirche hatte mehrere Thürme. Gleich dem auf der südwestlichen Ecke, beim Eingang in das Langhaus, welcher noch großen Theils vorhanden ist (s. unten), stand auch einer auf der nordwestlichen Ecke; und außer diesen standen noch mindestens zwei Thürme am entgegengesetzten Ende, über dem Chore. Wir schließen dieß aus folgender Stelle: »MCCCCLXXXVIII. reconciliata sunt cimiteria« (i. e. Begräbnißplätze) »ecclesie adhaerentia, que circumdatione murorum et impositione terre et pulueris de antiqua collaterali turre, que destructa est, alterata et unum eorum ampliatum fuerunt.« Der nordöstliche Seitenthurm lag also schon 1488 ganz in Schutt. Ferner: »campana magna, que pependerat ab antiquo tempore diu in dextra collaterali turre« (dem noch stehenden) »confracta est sub abbate Nicolao Schenk, que per quendam artificem de Rütlingen, addito ere non modico, iterum fusa est et benedicta per Abbatem Jodocum, successorem D. Nicolai; suspensa est modo in majori turre Chori, circa alias campanas.« Diese Chorthürme stehen schon längst nicht mehr. – Die Kirche hatte ferner, außer den schon erwähnten zwei Seitencapellen, mehrere Capellen, theils verbunden mit derselben, theils abgesondert. Schon 1421 wurden »monasterium Lorch cum duabus capellis, videlicet S. Johannis Baptiste et S. Nicolai« geweiht, unter Zusage eines vierzig- bis hunderttägigen Ablasses für die Hilfeleistenden. Sie waren also schon vor dem Städtekrieg zerstört worden. Die Johanniscapelle stand längst zuvor; 1323 stiftet Priester Renhard von Göppingen, Pfarrer in Faurndau, eine tägliche Messe in dieselbe. »Vita et gesta utriusque Johannis, scilicet Baptiste et Evangeliste, in antiqua forma depicta et effigiata, cernuntur in eadem capella.« Die Nikolauscapelle wurde 1461 erneuert und 1463 aufs Neue geweiht. Wo diese Capellen standen und wann sie abgegangen, ist unbekannt. Eine der letztgenannten scheint letztmals zur Ruhestätte Irenens (oben S. 187) bestimmt worden zu seyn. Eine größere Capelle war die dem h. Egidius geweihte, welche »ante portam monasterii« lag. Sie wird auch „Kirche“ genannt und stand auf dem jetzt noch sogenannten „Gilgengarten.“ Am 4. April 1478 weihte der erzbischöfliche Generalvicar Ulrich »ecclesiam S. Egidii... que multis annis collapsa et negligenter | derelicta fuerat.« Sie hatte 3 Altäre. Den Hilfeleistenden wurde 1489 ein Ablaß von 100 Tagen versprochen. – Von großem Werthe für das Kloster waren die hier befindlich gewesenen vielen und seltenen Reliquien. Viel bewundert war die »tabula reliquiarum« mit griechischer Schrift, welche Irene aus Griechenland erhalten und hierher gestiftet hatte. Auch auf die »tabula, auro et argento ornata, in quo ab antiquo lignum sancte crucis conservatum fuit«; auf das »crux argentea, interius exteriusque deaurata, in qua modo lignum sancte crucis conservatur«; – auf die „güldene Scheiben vnser lieben Frawen“; – auf das »liber antiquus qui continet textum quatuor Evangelistarum auro et gemmis ornatus, cujus scriptio ignoratur« – that sich das Kloster viel zu gut, da von nahe und ferne die Gläubigen kamen, um diese und andere Kleinodien zu verehren. Sie waren meist von den Hohenstaufen auf ihren Fahrten durch das Morgenland erworben und um ihrer Seelen Heils willen in ihr Erbbegräbniß geschenkt worden.[7] – Von all diesem Glanz und Gepränge ist nun aber nichts mehr zu sehen; die aufrührerischen Bauern nahmen am 26. April (nach andern weniger glaublichen Nachrichten am 2. Mai) 1525 das Kloster ein und zerstörten dasselbe. Dabei wurde der damalige Abt Sebastian tödtlich verwundet.[8] Sie nahmen und vernichteten viele Reliquien und Kleinodien, verbrannten viele Urkunden und die Bibliothek, nebst den hierher geflüchteten Documenten des Kl. Murrhardt, und mögen auch die Kirchthürme und die Capellen, nebst der Egidiuskirche zerstört haben. Unter Abt Laurentius wurde von 1531 bis 1547 das Kloster, doch nicht mehr so, wie es zuvor gewesen, wieder hergestellt. Aber auch dieses Werk zerfiel mehr oder minder im Laufe der Zeit. Noch im Winter 1826 sollen Schatzgräber den Fußboden der Kirche bis auf den Felsen, worauf sie steht, aufgewühlt haben. Im Jahr 1838 jedoch wurde sie auf besonderen, durch Vorstellung des Stiftsoberhelfers | Knapp in Stuttgart herbeigeführten, Befehl des Königs wieder ausgebessert und gegen weitere Beschädigungen gesichert. – Übrigens ist noch anzufügen, daß diese nunmehrige Staatsdomäne Lorch erst am 2. Dec. 1835 mit dem Dorfe Lorch verbunden worden ist, daß sie 32 M. Baumgärten, 921/2 M. Wiesen und 103 M. Äcker umfaßt und in einzelnen Theilen verpachtet ist. Ein dazu gehörig gewesenes Schafhaus wurde 1832 abgebrochen und die damit verbundenen Wiesen an Einwohner von Lorch verkauft.

Lorch hat mehrere berühmte Männer hervorgebracht. Wir nennen:

Matthias Haffenreffer, geboren am 24. Juni 1561 im Kloster Lorch, wo er auch seine theologischen Studien begann. Er wurde 1586 Diaconus zu Herrenberg, 1590 Consistorialrath und Hofprediger zu Stuttgart, 1596 Professor der Theologie in Tübingen, 1617 Kanzler der Universität und Propst der Stiftskirche daselbst und starb dort am 22. October 1619. Er hat viele theologische Schriften geschrieben. Bemerkenswerth ist, daß seine loci theologici von der Prinzeß Anna Johanna von Württemberg 1672 ins Deutsche übersetzt worden sind.

Caspar von Ens, geboren ums J. 1570, Sohn eines hiesigen Diaconus. Er bekleidete die hiesige Pfarrei und machte sich durch Schriften über Mathematik, Kritik, Geschichte, Poesie und Übersetzungen von Werken in den lebenden Sprachen einen Namen. Er lebte noch 1612.

Johann Eberhard Rösler, geboren den 11. October 1668, studirte die Theologie, wurde 1696 Reise- und Feld-Prediger des Prinzen Karl Alexander von Württemberg, 1698 Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst, 1705 der praktischen Philosophie und 1716 Ephorus des theologischen Stiftes in Tübingen. Er schrieb außer mehreren philosophischen Abhandlungen: Panegiricus, sive virtutis heroicae imago in Maximiliano Immanuele, duce Würt. 1710, und starb 13. October 1733.

Carl Philipp Conz, geboren am 28. Oct. 1762, machte die theologische Laufbahn, wurde 1793 Diaconus in Vaihingen und 1798 in Ludwigsburg und 1804 ordentlicher Professor der klassischen Literatur an der Universität in Tübingen. Bis zu seinem am 20. Juni 1827 erfolgten Tod wußte er Begeisterung für ächte Poesie und alles Schöne zu erwecken. Schon in seinem 20. Jahre trat er mit „Conradin von Schwaben“ als dramatischer Dichter und von 1784 an als glücklicher lyrischer Dichter auf. Wegen ihrer Beziehung auf die vaterländische Literatur erwähnen wir hier von seinen Schriften hauptsächlich die Biographien Gottfried Ploucquets (1790), Nicodemus Frischlins (1791) und Rudolph Weckherlins (1803). | Schon ist seine Romanze über den von Hohenstaufen nach Lorch wallenden Leichenzug Irenens. Durch seine kleine anakreontischen Gedichte hat er sich einen allgemeinen Ruhm erworben.

Pfarrer Mathäus Hahn entwarf in Lorch 1761 den Plan zu seiner „Himmelsmaschine.“ Bemerkenswerth ist es auch, daß hier bei dem damaligen Pfarrer Moser (in den „Räubern“ als Pastor gleichen Namens geschildert) Friedrich von Schiller seinen ersten regelmäßigen Unterricht erhielt (Hoffmeister, Schillers Leben, I. S. 9): in demselben Orte, wo des Dichters Sohn als Oberförster dermalen seinen Wohnsitz hat.

Ihre Nahrungsquelle finden die Einwohner hauptsächlich in der Landwirthschaft. Die Mehrzahl ist jedoch arm und verschuldet und ihre Zahl im Verhältniß zur Markung um ein Drittel zu groß. Ebendieselben leben in auffallender Abhängigkeit von wenigen Familien. Daher sind Viele zur Gewerbsthätigkeit hingewiesen, die jedoch aus Mangel an Berufsbildung und Einsatzmitteln allermeist ihr Gewerbe nur in geringfügiger Weise betreiben und häufig zur Tagelöhnerarbeit greifen müssen. Durch den nunmehrigen Zug der Holzwägen über die Eselshalde, der zuvor die Steige über Bruck herabkam, durch Umpfarrungen und durch die Verlegung des Oberamtssitzes nach Welzheim, in dessen Folge die reichsten Bauern ihre Hochzeiten, Taufen und Leichen nicht mehr hier feiern und ihre Bedürfnisse kaufen, hat der Ort viel verloren. Der Boden ist rauh und nicht sehr ergiebig. Futterbau ist die Hauptaufgabe. Außerdem ist blos etwas Hopfenbau (oben S. 59) bemerkenswerth. Etwas Weinbau hatte noch 1571 Statt. Bis 1829 hatte der Staat Namens des Klosters die nun auf die Gemeinde übergegangene Last der Faselviehhaltung. Es werden weder gewerbliche, noch landwirthschaftliche Erzeugnisse nach Außen abgesetzt. Die Gewerbeliste von 1842 führt auf:

1 Apotheker, 2 Barbierer, 2 Beindrechsler, 3 Bierbrauer, 12 Bäcker, 1 Buchbinder, 2 Färber, 1 Feldmesser 3 Glaser, 5 Hafner, 3 Hufschmiede mit 2 Gehilfen, 4 Kaufleute mit 1 Gehilfen, 5 Kleinhändler, 5 Kübler, 4 Küfer, 1 Kupferschmied, 8 Mahlmühlen, 9 Maurer, 7 Metzger mit 1 Gehilfen, 4 Nagelschmiede, 1 Pflästerer, 2 Rothgerber, 1 Seifensieder, 3 Seiler, 2 Sattler, 3 Schäfer, 3 Schlosser mit 1 Gehilfen, 12 Schneider mit 1 Gehilfen, 6 Schreiner, 18 Schuhmacher, 1 Siebmacher, 1 Strumpfweber, 3 Wagner mit 1 Gehilfen, 12 Weber, 22 Wirthschaften, 2 Ziegler mit 1 Gehilfen, 6 Zimmerleute, 1 Zinkenisten und 1 Zeugmacher mit 1 Gehilfen.

Die Bereitung des Hirschhorngeistes und des Scheidewassers war früher von Bedeutung, s. oben S. 79.

Der Ort hat das Recht 4 Jahrmärkte zu halten, womit jedesmal | 1 Viehmarkt (oben S. 76 u. 81) verbunden ist. Zu den zwei neuern erhielt sie 1831 und 1832 die Berechtigung. Unter dem dermaligen Ortsvorsteher Bareiß hat sich die Gemeindeverwaltung sehr gehoben, welcher deßhalb auch 1836 ausgezeichnet und wegen Förderung der Reinlichkeit in Straßen und Gassen 1841 öffentlich belobt worden ist. Im Jahre 1820 hatte die Gemeinde 8271 fl. Schulden und mußte alljährlich 900–1000 fl. Gemeindeschaden umlegen; dieser hat in neuester Zeit ganz aufgehört und an die Stelle der Schulden ist ein Kapitalvermögen von nahe 16.000 fl. getreten. Gleichwohl sind seit 1827 auf Brückenbau 3000 fl., auf das neue Schulhaus 8000 fl., auf das Rathhaus 1200 fl., auf Ablösung der Frohnen 500 fl., auf Herstellung der Güterwege 3000 fl. und auf Herstellung der Kirche 6000 fl. verwendet worden. Zur Bewirthschaftung der 500 Morgen großen Waldungen ist ein eigener Forstmann aufgestellt. Bemerkenswerth ist, daß Lorch am 26. Nov. 1718 das Recht auf mehrere Zunftladen erhalten hat, daher sich hier noch jetzt die Zünfte dieser Handwerker des Bezirkes befinden. Außer der Stiftungspflege ist noch eine Almosenpflege in örtlicher Verwaltung. An alten Stiftungen ist jene eines Abtes hervorzuheben, wonach in früheren Zeiten am grünen Donnerstag jedes Kind aus dem Dorfe, „das des Herrn Abendmahl noch nicht empfangen, vnd herbeigetragen worden, 1 Pfennig, 1 Schüssel voll Musmehl vnd 1 Brot“ und die Weiber ebenfalls Brod und Musmehl erhalten hatten, bis 1584 statt dessen jährlich 10 Schffl. Roggen, 40 Schffl. Dinkel und 10 Schffl. Haber abzugeben befohlen ward. Nach einer andern vom Abt Schenk von Arberg herrührenden Stiftung hatte die reiche Almosenpflege Gmünd hiesigen Armen für ihre Kinder jährlich 4 fl. 13 kr. „Schuhgeld“ und am Nicolaustag 20-30 Ellen schwarzes Tuch abzureichen. Bis 1821 reichte der Staat die oben S. 86 erwähnten Gegenleistungen wegen des Fastnachtsküchleins und Martinsweins.

Die Geistlichen sind 1 Pfarrer und 1 Helfer. Das Patronat ist wegen des Klosters königlich. Der Pfarrsprengel ist sehr groß, indem er fünfzig Filialien zählt. Bis 1826 gehörten auch Pfahlbronn und Rienharz und bis 1834 Adelbergerbrech und Pöppelenshof in denselben. An den hiesigen 4 Schulen stehen 2 Schulmeister und 2 Gehilfen, an der vielbesuchten Industrieschule 2 Lehrerinnen. Die Schule bestand schon zur Zeit der Reformation. Die Kleinkinderbewahranstalt wurde 1839, die Sonntagsgewerbeschule 1844 errichtet. Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche her. Eine Badstube im Dorfe bestand noch vor 200 Jahren. Als sie 1521 verliehen ward, hatte der Meister Bader die Pflicht, alle Samstag und Aftermontag den Abt und alle Freitag alle Conventherren zu „zwagen vnd zu scheren,“ alle 3 Wochen „ein gemein Conventbad,“ | dem Abt aber in dessen eigenem Bad im Kloster „zu ziemlichen Zeiten“ ein Bad zuzurichten.

Der Ort ist sehr wahrscheinlich römischen Ursprungs, da die Ecke, welche hier der Römerwall bei seiner neuen Richtung bildet, eine Bevestigung gehabt haben muß. Hiefür sprechen denn auch der Thurm auf dem Klosterberge (s. unten), die hier gefundenen, oben S. 118 erwähnten Alterthümer und die Benennungen „Venusberg“ und „Götzenthal,“ die schon im 15. Jahrhundert vorkommen. Jedenfalls ist der Ort älter als das Kloster. Der Sage nach bestand er ursprünglich aus drei längst abgegangenen „Maierhöfen,“ deren Areal nun in schöne fette Wiesen verwandelt ist. Ein Distrikt Wiesen, westlich von Lorch, führt noch den Namen. Das Lagerbuch von 1571 gedenkt öfters des „untern Maierhofs, an der Straße, am untern Landgraben, in des Fleckens Lorch Zweng und Bennen, und lauft die Rems überzwerch dadurch;“ ferner des „mittlern Maierhofes“ und des „obern Maierhofes und geht der Landgrab überzwerch dadurch.“ Bei der Stiftung des Klosters kam das Dorf mit aller Obrigkeit in dessen Besitz und gehörte auch nach der Reformation in dessen Oberamt Lorch, bis dieses 1820 nach Welzheim verlegt ward. Die Grundherrlichkeit war mit sehr wenigen Ausnahmen gleichfalls in den Händen des Klosters Lorch. Dasselbe besaß im J. 1571 hier 13 Gnadenlehen, 71 Gnadensölden, 18 Söldhäuschen und 8 Erblehen, darunter zwei mit erblichem Wirthschaftsrecht „und soll jeder Inhaber von einem Mittag zum andern ohne Wein nicht seyn, bey Straf 5 Pfund Heller.“ Mehrere Güter und Rechte, welche das Kloster Elchingen hier hatte, kamen 1331 durch Kauf an Lorch. Sodann bezog die Reichsstadt Gmünd gegen die Verpflichtung, die Landstraße zu erhalten, hier einen Wegzoll, der den 4. April 1605 an Württemberg abgetreten ward. Wegen seiner Zehentrechte hatte das Domcapitel Augsburg im Dorfe einen Amtmann seit der Zeit der Reformation. - Das Marktrecht ist von sehr hohem Alter. Am 15. Sept. 1660 wurde das noch vor dem dreißigjährigen Krieg abgegangene Recht zu zwei Jahrmärkten erneuert. Auch hatte Lorch das Recht zu Wochenmärkten und von Alters her das zum Salzkauf oder Salzhandel, und 1724 ist von einem neu erbauten „Kornhaus“ die Rede. Die Bürger hatten das Recht, aus der Rems, wenn sie eine gewisse Höhe erreicht, „ein Essen Fisch“ zu fangen.

Der Lage an der lebhaften Landstraße hat es Lorch zu danken, daß es in den Stürmen, welche die früheren Zeiten bewegten, vieles zu leiden hatte. Die Verheerungen, die über das Kloster gekommen, müssen das Dorf ebenfalls betroffen haben, und die Feuersbrunst, welche im 15. Jahrhundert die Ortskirche verzehrte, hat auch den | größten Theil des Ortes zerstört. Im J. 1514 fand „der arme Conrad“ auch hier Anhänger und am 17. April 1525 bezogen die aufrührerischen Bauern daselbst ein Lager (oben S. 109), von wo aus sie das Kloster zerstörten. Als 1546 die sächsischen Truppen (des schmalkaldischen Bundes) von Giengen im Brenzthal ihren Rückzug nahmen, übernachtete Kurfürst Johann Friedrich am 26/27. November im hiesigen Kloster. (S. auch d. Kloster.) Im dreißigjährigen Kriege wurde Lorch ebenfalls hart mitgenommen; im J. 1634 wurde das Amt Lorch mit der Verpflegung der Artillerie des weimarschen Heeres belegt. Ganze Familien wurden vertrieben und durch Hunger und Pest weggerafft. Viele Familienväter nahmen Kriegsdienst. Oberhalb des Dorfes ließ die Regierung 1634 „eine Schanze“ bilden. Erst nach 1648 kamen einige Bewohner zurück und begannen schlechte Hütten zu bauen. Das Rathhaus lag bis 1686 in Schutt, und noch 1724 waren 70 Hofstätten nicht überbaut. Im spanischen Erbfolgekrieg 1707 lagerten hier, nach einer Bemerkung in einem Kirchenbuche, die Franzosen unter Marschall Villars. Am 20. oder 21. Juni kam es zwischen diesen und einer von General Janus befehligten, 1700 Mann starken Nachhut des auf dem Rückzuge befindlichen Reichsheeres zuerst bei Waldhausen und Weitmars und dann unterhalb des Klosters zum Treffen, wobei die Franzosen, denen die Vortheile des Terrains durch Verrath kund gethan worden, über die an Zahl geringeren Reichstruppen nach tapferer Gegenwehr siegten. Janus wurde mit 627 Andern gefangen. Auch ein französischer General fiel und wurde im Abtsgärtlein auf dem Klosterberg begraben. Auf die Nachricht, daß die Reichstruppen an den Neckar sich hinabzögen, marschirten die Franzosen sofort eilends durch das Remsthal zurück. Am 16. Juli 1743 zog eine österreichische Heeresabtheilung unter dem Prinzen Carl von Lothringen auf dem Marsche gegen den Rhein durch Lorch. Auch zog das Heer des Erzherzogs Carl von Österreich auf seinem Rückzuge von Canstatt am 24. Juli 1796 durch Lorch gegen Gmünd und am 27. dess. Monats traf die französische Vorhut unter dem General Desaix hier ein.

Das nachmals säcularisirte Collegialstift Lorch bestand mindestens seit dem 11. Jahrhundert; die erste Pfarrei ist noch älter. Allgemein fast wird die Stiftung des erstern in das Jahr 1060 gesetzt und dem Dynasten Heinrich von Hohenstaufen zugeschrieben; unzweifelhaft aber ist es, daß es diesem Hause sein Daseyn zu danken hatte. Dafür spricht hauptsächlich, daß K. Conrad III. aus dem Hause der Hohenstaufen es war, der die Gebeine seines Vaters und seiner Vorfahren, die in dieser Stiftskirche begraben waren, ums Jahr 1140 erheben und in der Klosterkirche beisetzen | ließ. Das Stift wird 1144 erstmals urkundlich genannt, wo K. Conrad III. den Chorherren desselben, Constantin und Giselbert, gestattet, das Frauenkloster Lochgarten im Hohenlohschen unter der Bedingung zu stiften, daß dasselbe der Stiftskirche zinspflichtig seyn solle, und als Schutzvögte der letztern nennt Conrad den Herzog Friedrich und dessen Sohn Friedrich. (Hanselmann diplomat. Beweis v. d. Landeshohheit etc. I. 368.) Das Stift zählte von Anfang an einen Propst, 6 Chorherrn und 6 Vicarien, deren Einer der Sage nach sogar die älteste Kirche von Gmünd als Filial zu versehen hatte,[9] indem der alte Kirchensprengel sehr groß war. Den Propst finden wir nirgends; dagegen 1278 und 1284 »Friedericus Decanus in Lorch«, 1295 Rudigerus und 1131 »Ulricus Decanus in Lorch«; 1399 „der erbar Priester Pfaff Renwart, Dechan“, 1511 „Meister Hans Berneck, Dekan und Pfarrer zu Lorch.“ Von den andern Dignitarien werden der Custos und der Scholasticus, nebst 4 Schülerpfründen genannt; 1262 »Heinricus Custos secularis ecclesie in Lorch«; 1289 »Magister During, custos ecclesie in Lorch«; ferner 1239 »Heinricus Scholasticus in Lorche.« Von andern Stiftsherren kommen 1271 Conrad von Gerenberg, 1305 Bernold von Urbach, 1317 Friedrich von Urbach, 1305 bis 1323 Conrad von Gmünd, 1333 Hildebrand Herter von Herteneck, 1335 Bole Stugarten vor. Mehrere der Stiftspfründen wurden aber schon frühe dem Kloster Lorch einverleibt, das – wohl schon seit seiner Gründung – das Patronat hatte. Dieß geschah namentlich 1297 mit jener, womit die Versehung der Pfarrei Alfdorf verbunden war (oben S. 150). Auf die Vorstellung, daß sie »ex defectu et diminutione reddituum suorum, unde sustentari debebant et vitae necessaria percipere, penuriam maximam patiuntur« gestattete 1327 das Domkapitel Augsburg dem Abt und Convent Lorch, drei weitere Pfründen »monasterio et mensae« derselben einzuverleiben. Die vier „Schulerpfründen“ hatte Lorch schon 1452 seit Menschengedenken eingezogen. Die vier weiteren Geistlichen, „Pfarrer“ genannt, blieben. Von deren Pfründen hatte durch Übereinkunft mit Lorch von 1297 Augsburg zwei, worunter die Dechanei, zu besetzen, während die zwei andern, darunter die Custorei, im Patronat Lorchs verblieben. Eine Brüderschaft zu St. Sebastian bestand in der Kirche seit langer Zeit. Allen, welchen »ad restaurationem« derselben beitrügen, wurde 1465 von 7 Cardinälen ein Ablaß von 100 Tagen versprochen. Auch war die Kirche mindestens bis 1500 | der Sitz des Kapitels. In einem Anniversarium des Klosters steht: »Anno 1524 obiit spectabilis vir et dominus Thomas Kellin, plebanus in Gamundia, baccalaureus formatus theologie, olim plebanus summus in Lorch et post Decanus ecclesie ejusdem capituli et renovator statutorum et institutor fraternitatis St. Sebastiani in villa Lorch.« Außer der Kirche waren noch mehrere Capellen vorhanden. Hauptcapellen waren die zu St. Lorenz und St. Leonhardt. Die erstere stand gegen Nordosten auf einem „Capellenberg“ genannten Hügel. Sie ist längst zu einer Privatwohnung eingerichtet, zeigt aber noch Reste des Rundbogenstyls; vor 30 Jahren wurden hier aus mit Kalk belegten Gräbern Schädel etc. ausgegraben. Eine dritte Capelle (»Capella seu sacellum S. crucis«) stand auf dem Kirchhofe. Eine Capelle, vielleicht diese, ward sogleich nach der Reformation zum Schulhaus gemacht. Noch 1571 werden die Heiligenpflegen: unser lieben Frau und St. Nicolaus in der Pfarrkirche und St. Lorenz in der Capell genannt. Über die Reformation giebt ein Bericht vom 2. Sept. 1539 folgenden Aufschluß: Jeder der hiesigen vier Pfarrer hatte indessen die Pfarrei Lorch abwechslungsweise einige Wochen versehen; außerdem lag den zwei von Lorch ernannten Pfarrern ausschließlich die Versehung der Pfarreien Alfdorf und Wäschenbeuren ob. So sey es bis Martini 1535 gewesen, wo der Obervogt Friedrich Thumb von Kirchheim und Meister Erhard Schnepf nach Lorch kamen, die Messe aufhoben und den von Augsburg ernannten zwei Pfarrern Stillschweigen auferlegten. Der eine, Sebastian Dietel, sey indessen gestorben, der andere, Meister Peter Stürm, sitze müssig und ziehe beide Pfründen ein. Von den übrigen Pfarrern versehe Benedict Steiner die Pfarrei Wäschenbeuren „mit Predigen vnd Meßhalten, wie im Papstthum beschieht, dann die Rechberger zu Stoffeneck wollens also haben;“ der vierte predige nun das Evangelium in Alfdorf; ein Fünfter aber, Johann Rotdach, von Kempten gebürtig, den Schnepf an Martini 1535 von Crailsheim beschrieben, versehe die Pfarrei jetzt allein. Damals zählte das Dorf Lorch 100 Häuser mit 350 Communicanten; die ganze Pfarrei Lorch 231 Häuser mit 765 Communicanten. Der Herzog war inzwischen am 13. Mai 1539 mit dem Domkapitel Augsburg dahin übereingekommen, daß von dem Einkommen der beiden augsburgischen Pfründen jährlich 61 fl. und 6 Schffl. Roggen und eben so viel Haber, sowie ein Pfarrhaus an Württemberg abgetreten ward; und am 31. Oktober 1558 wurde weiter bestimmt, daß Augsburg auch das andere Pfarrhaus, sowie das Recht zu Besetzung beider Stellen und die Zehenten zu Schlechtbach, Steinbruck und Pfahlbronn an Württemberg abtreten, jedoch im Genusse des übrigen Einkommens dieser Pfründen bleiben | solle. Nun wurde zur Unterstützung des Pfarrers die noch bestehende Stelle eines Helfers geschaffen. – Während das Kloster im dreißigjährigen Kriege von Katholiken besetzt war, wurde auch hier die neue Lehre verdrängt und wurden Meßpriester wieder eingesetzt. Die Frauen Lorchs sollen aber hiebei ebenso viel Entschlossenheit wie jene Göppingens (Beschreibung des OA. S. 142) gezeigt und an einem Weihnachtsfeiertage 1648, als bereits wieder ein evangelischer Prediger ernannt war, den eingedrungenen Meßpriester von der Kanzel und Kirche verjagt haben.

Der große und der Heu-Zehente gehörte dem Kloster Lorch; einen Bezirk, wo er der Dechaneipfründe, und einen andern, wo er der Custoreipfründe zustand, ausgenommen. Der kleine Zehente gehörte ebenfalls dem Kloster; ausgenommen einen Bezirk, wo ihn die Dechaneipfründe allein, einen andern, wo diese und das Kloster ihn je zur Hälfte, einen weiteren, wo ihn die Custoreipfründe allein zu beziehen, und wieder einen, wo diese ihn mit dem Kloster zu theilen hatte. Wie die von der Dechanei und einer zweiten Pfründe herrührenden Zehenten und andere Grundgefälle vom Domstift Augsburg an die Krone Bayern und dann in die Hände der jetzigen Besitzer gelangten, s. oben S. 88; die Zehenten und andere Gefälle, womit die zwei andern Pfarreien ausgestattet waren, giengen dagegen an die geistliche Verwaltung über.

Eine Burg stand, alten Chroniken gemäß, einst auf dem Klosterberge. Hienach hatte dieselbe zu den Zeiten Pipins ein Herzog Marsilius von Schwaben im Besitze, der auch hier begraben seyn soll. Welchen Glauben diese Nachricht verdient, können wir hier nicht untersuchen; gewiß aber ist es, daß die Burg etwa drei Jahrhunderte später in den Händen desselben edeln Geschlechtes war, welchem die Hohenstaufen entsprossen, da die Gründer der Stiftskirche und des Klosters hier saßen. Ohne allen Zweifel wurde sie auf den Fundamenten eines römischen Grenzkastelles erbaut, das nothwendig hier gestanden haben muß, denn der sog. Steinweg bei der Linde lag ganz hart an dem Römerwall.[10] Wir werden hienach finden, daß die Burg dem Kloster für seine Zwecke eingeräumt ward. Von ihr scheinen die oben erwähnten zwei Seitenthürme der Klosterkirche hergestammt zu haben, davon der auf der südwestlichen Ecke, der sog. „Marsiliusthurm,“ noch ziemlich erhalten ist. Er ist trefflich gearbeitet, hat eine sehr schöne Wendeltreppe ohne | Spindel, ist rund, 25′ im Durchmesser, mit senkrechten und wagrechten Gurten umgeben und sehr vest, reicht aber nur bis zur Höhe (40′ hoch) des Kirchendaches. Die Bauern sollen ihn 1525 vergebens zu zertrümmern versucht haben. Man hält ihn häufig für einen Überrest des römischen Kastells, obwohl seine rundbogigen Fenster Zweifel erregen. Allem Anscheine nach wurde übrigens noch von den Hohenstaufen ein zweites Schloß in späteren Zeiten auf dem Klosterberge erbaut, indem einer handschriftlichen Chronik nach „das sogenannte Fürstenhaus, so gegen Mittag gestanden, wo die Landstraß unten am Berg vorbeigeht, worinnen sonst zu gewissen Zeiten in dieses Kloster gekommene württ. Herrschaften als Schutzherren des Klosters zu logiren pflegten“ 1525 ganz zerstört worden ist. Hier mögen die Hohenstaufen auch nach der Klosterstiftung geweilt haben. So stellte Kaiser Conrad 1139 eine Urkunde »in loco qui dicitur Laureacus« und 1144 die S. 195 erwähnte über Lochgarten in »Lorche«; ebenso Herzog Friedrich, Barbarossas Sohn, 1189 »in Lorche« eine aus. Auch nannte sich ein rittermäßiges Geschlecht von dem Orte, das im Dienstverhältniß zu den Hohenstaufen stand. Im Gefolge Kaisers Barbarossa treffen wir 1181 Heinricus, Berngerus et Adelbertus de Lorchein; in einer solchen des K. Heinrich VI, von 1193 wird Heinricus de Lorche genannt. Außer diesen treffen wir 1199 einen C. de Lorke und 1269 einen Wortwinus de Lorche. Mit diesem scheint das Geschlecht erloschen oder aus der Gegend verschwunden zu seyn.


Geschichte des Klosters.
Diese Burg verwandelten Friedrich, der erste Herzog von Schwaben und Franken aus dem Hause der Hohenstaufen, seine Gemahlin Agnes und seine Söhne Friedrich und Conrad, am 7. Mai 1102 in ein Kloster Benedictinerordens; und zwar wie die Stiftungsurkunde sagt: »ob remedium animarum omnium parentum nostrorum, vivorum et in Domino quiescentium.« Papst Innocenz II., welchem die Stiftung von Friedrich mit einer jährlichen Abgabe empfohlen ward, bestättigte durch Bulle vom 24. April 1136 dieselbe; und dasselbe thaten K. Friedrich I. 1154, K. Heinrich VI. 1193, K. Friedrich II. 1215, dessen Sohn K. Heinrich 1228, K. Rudolph 1274 u. A. Das Stiftungsgut seines Vaters vermehrte Conrad, nachdem er zum Kaiser erwählt worden, sehr namhaft, indem er, nach des Erstern Tod, wie die mehrerwähnte Handschrift sagt, mit Zustimmung seines Bruders Friedrich »multa praedia, magnamque familiam huic monasterio contulit, quam ipse postea alia multa addenda augmentat«. Er schenkte mehrere, vom Patriarchen in | Jerusalem empfangene, Reliquien dem Kloster, verlegte das Erbbegräbniß hierher (s. oben) und »postremo locum istum auctoritatis sue Cirographo munivit.« Seine ersten Bewohner von 12 Mönchen erhielt das Kloster 1108 aus Hirschau; sein erster Abt war Herbert oder Harpert, bis dahin Priester und Mönch in Comburg, dessen Grabstein noch in der Kirche steht. Dasselbe erfreute sich bald eines glücklichen Gedeihens und hatte dieß, außer den Stiftungsgütern, manchen Schenkungen zu danken, in älteren Zeiten von den Schenken von Limpurg, Rechberg Waldhausen, Urbach, in späteren von Schechingen, Degenfeld, Wöllwarth u. A. Ein wichtiges Recht, das schon der Stifter eingeräumt, war, daß das Kloster den Abt ohne Einmischung eines Dritten wählen, und nur wenn es einen Tauglichen nicht fände, die Wahl den Äbten von Hirschau, Comburg und Zwiefalten überlassen sollte. K. Friedrich befreite dasselbe 1154 von allen ungeistlichen Leistungen. Dazu kamen noch weitere Privilegien und Immunitäten. Die Bullen Honors III. von 1225 und Gregors X. von 1279 bestättigten die früheren; durch jene Innocenz des IV. von 1251 erhielt Lorch das Vorrecht »ut sacra officia ibi possent celebrari tempore interdicti.« Fastendispensen erhielt Lorch 1475. (Sattler IV. Beil. 39). K. Friedrich II. nahm 1215 das Kloster in seinen besondern Schutz. Dasselbe that K. Rudolph 1274. K. Ludwig IV. ertheilte 1331 das Privilegium, daß Niemand, als das Reich mit seinen Gütern und Leuten etwas zu schaffen haben dürfe, welches Karl IV. 1347, K. Wenzeslaus 1398, K. Ruprecht 1401, K. Sigmund 1434 u. A. bestättigten, und K. Maximilian I. fügte das weitere Privilegium 1500 bei, daß kein Fürst oder andere Obrigkeit des Klosters Güter und Leute mit Steuern oder sonst beschweren. Das althergebrachte Recht, über das Blut zu richten, welches über alle Klosterunterthanen in Lorch dem Dorf geübt ward, bestättigte K. Maximilian I. am 5. Juni 1500, indem er zugleich, unter Subdelegirung des Abtes von Blaubeuren, den Abt im Namen des Reiches damit belehnte. Zuvor schon war die päpstliche Bulle von 1440 angelangt, welche dem Abte das Recht ertheilte, der bischöflichen Insignien sich zu bedienen. Die Äbte nahmen fürstliche Curialien für sich in Anspruch; z. B. 1346 „Wir Ludwig, von Gottes Verhenknusse Abt etc.“ 1488 »Nos Georgius, divina permissione Abbas.« – Das Wappen des Klosters war: die h. Maria mit dem Jesuskind auf den Armen, zu ihren beiden Seiten die Apostel Petrus und Paulus stehend. Nach den oben bemerkten kaiserlichen Privilegien hatte das Kloster jene Rechte, woraus die Reichsunmittelbarkeit sich entwickelte. Dieselben behaupteten es auch, bis es zuletzt seinen Schirmvögten gelang, den Abt zu ihrem Landsaßen zu machen.

| Die Schirmvogtei nämlich sollte nach der Stiftungsurkunde stets der Älteste des hohenstaufenschen Hauses ausüben; K. Conrad aber gestattete 1139 dem Kloster, denjenigen aus diesem Hause zu wählen, der ihm am Meisten zusage, und erlaubte zugleich die Aufstellung eines Subadvocaten. Lorch wählte damals den nachmaligen K. Friedrich I. Auch K. Friedrich II. erklärte 1215 die Schutzvogtei zum unveränderlichen Eigenthum seiner Familie. Kaum hatte er jedoch die Augen geschlossen, so finden wir, vielleicht durch Erwerbung der Herrschaft Waldhausen, in deren Bezirk das Kloster gelegen haben soll, den mächtigen Grafen Ulrich von Württemberg als Lorchs Beschirmer.[11] Als aber Deutschland in der Person Rudolphs von Habsburg wieder ein tüchtiges Reichsoberhaupt bekommen, säumte Lorch nicht, sich dessen Schutz zu erbitten, welchen auch dieser 1274 mit der Bestimmung gewährte »ut nullum preter nos, vel quem eis propter necessitates aliquas, pro bono statu ipsius monasterii deputandum duxerimus, habeant advocatum.« Wer dieser Schirmherr war, ist unbekannt bis zum 22. Juli 1291, wo Graf Eberhard von Württemberg von dem Kloster »unanimiter et concorditer pro advocato seu tutore bonorum ipsorum« erwählt ward. Dabei versprach der Graf, von dessen Gütern nur das althergebrachte Vogtrecht nehmen, und wenn einer seiner Lehenleute das Kloster beschädige, Ersatz leisten zu wollen; würde er selbst aber von Schaden seyn, so möge er abgesetzt werden. Graf Eberhard von Württemberg empfing 1304 von K. Albrecht pfandweise die Schutzvogtei um 2000 Pf. Hllr. und nahm 1322 Lorch von Neuem in Schutz. Dasselbe that sein Sohn Ulrich 1331 auf ausdrückliche Bitte der Mönche; K. Carl IV. aber befahl 1347, daß kein Vogtrecht auf die Güter des Klosters gesetzt werden und dieses das Recht haben solle, seinen Schirmvogt selbst zu ernennen und abzusetzen; in den J. 1373 und 1377 übertrug er jedoch diesen Schirm dem Grafen Eberhard. Von da an blieb die Vogtei bei dem Hause Württemberg, welches das Kloster kräftig schützte. Es | lag den Grafen daran, daß die Mönche eine gute Haushaltung führten, daher sie denselben frühe schon, meist aus der Mitte ihrer Räthe, besondere Pfleger bestellten, welche bei allen wichtigeren Geschäften des Klosters mitwirken mußten. Herr Cunz von Gundelfingen, der „Pfleger des Gotzhuses zu Lorch“ verkaufte Namens des Letztern 1330 ein Leibgeding. „Walther der Holzwart, Amptmann vnd Pfleger des Gotzhuses zu Lorch“ siegelt 1341. „Herr Jeory von Wellenwart, Ritter, der dez Gotzhus zu Lorch Pfleger ist“ vertrat dieses 1399 vor dem Dorfgerichte zu Lorch[12], und noch 1495 ist „Hans Gaysberger, der Zit vnsers gnedigen Herrn von Lorch Hofmaister.“ Die Ausübung des Schirms war dem Obervogt von Schorndorf aufgetragen. Aber eben dieses Schutzverhältniß ist es auch; welches die Unterwerfung Lorchs vorbereiten mußte; daher kam es denn auch, daß der Abt schon gegen Ende des 15. Jahrh. auf die württembergischen Landtage berufen und mehr und mehr in’s Mitleiden gezogen wurde[13]; ein Verhältniß, das wie allgemein bekannt, nach der Reformation die Äbte, welche vom Herzog nun als seine Diener ernannt wurden, um alle Macht und Unabhängigkeit vollends brachte. Graf Ulrich benützte 1462 sein Vogtrecht dazu, daß er wegen des ärgerlichen Lebens der Mönche eine Reformation des Klosters nach der Observanz des Klosters Melk bei Wien vornahm, wozu er sich des Priors von Blaubeuren, Johannes Schmid, des Superiors von Wiblingen, nachmals Abtes von Lorch, Jodocus und einiger Mönche aus Elchingen bediente.

Sowohl die Äbte als die Mönche waren in früheren Zeiten meist aus dem Adel, z. B. 1301 Ulricus de Wissenstein, frater; 1323: Heinrich von Vellberg, Prior, Rüdiger von Bielrieth, Rüdiger von Adelmannsfelden und Ulrich von Halberingen; 1356: Siefried von Hausen, Prior, Volkart von Schechingen, Kellner. Das Kloster trat ums J. 1488 mit dem Minoritenkloster in Nürnberg und 1498 mit den Benedictinern zu St. Ulrich und Afra in Augsburg, in geistliche Brüderschaft.

Die widrigen Geschicke Lorchs fingen schon unter K. Heinrich, Friedrichs II. Sohn an, denn dieser begann mit den Klostergütern wie mit seinen eigenen zu schalten, daher er 1228 dem Bischof von Würzburg | und den Herzogen von Österreich und Bayern eidlich versprechen mußte »quod nunquam aliqua bona, que ab ecclesia Laureacensi possidemus, a nobis«. (Heinrich) »alienabimus, obligando, vendendo, vel infeodando.« Die Kämpfe der Hohenstaufen mit den Päpsten, in welchen die Macht der Erstern abnahm, brachten auch Lorch Nachtheil. Noch blühte jedoch das berühmte Haus, als Lorch von allen Seiten bedrängt ward. Am 17. Nov. 1259 befahl Papst Alexander IV. auf die Vorstellung Lorchs: es sey »a nonnullis, qui nomen domini recipere in vacuum non formidant, gravibus injuriis et jacturis« bedrängt, dem Abte von Murrhardt, dem Kloster Lorch »adversus raptorum, predorum et invasorum audaciam efficaciter« beizustehen (s. auch oben bei Welzheim S. 132); und 13. April 1277 befahl Papst Johannes XXI. dem Abt zu St. Burkhard bei Würzburg, er solle die Grafen Ulrich von Asberg, Ulrich von Helfenstein und Ulrich von Wirtenperch, sowie die Ritter Albert von Ebersberg, Heinrich von Brauneck, Walther von Limpurg und Engelhard von Weinsberg d. j., welche das Kloster Lorch „super quibusdam decimis, equis, bubus, frumenti quantitate, pecunie summa et rebus aliis injuriantur“ zur Rechenschaft ziehen, vorerst aber noch mit dem Interdict gegen sie einhalten. Im Oktober 1290 klagte Lorch, es sey in Schulden, sowohl bei Christen als bei Juden, arg verstrickt, worauf Allen, die ihm beistehen würden, 40 Tage Ablaß von den Cardinälen versprochen ward. Papst Bonifaz VII. befahl 1296 dem Propst von Beutelsbach „ut bona mon. Lorch alienata revocet.“ Welche Noth das Kloster 1327 gelitten, sehen wir bei der Incorporation der Stiftspfründen. Die Klagen dauerten fort und waren sehr häufig gegen die Schenken von Limpurg und die Inhaber der Pfandschaft Hohenstaufen gerichtet. Groß war das Elend, das im Bauernkrieg über Lorch kam; die Mönche wurden verjagt und starben meist im Elend. Noch war aber das Kloster nicht ganz wieder hergestellt, als Herzog Ulrich 1535 den Obervogt, Freiherrn Fr. von Schwarzenberg von Schorndorf nach Lorch absandte, um die Reformation einzuführen. Wer sich zur neuen Lehre bekannte, erhielt ein zulängliches Leibgeding; die Andern sollten nach Maulbronn geschickt werden. So erhielt namentlich am Freitag nach Margaretha 1535 Gabriel Schulmeister von Canstatt, bisher hiesiger Conventual, ein Leibgeding von 40 fl. zugesichert. Neben dem Abt und dem Großkeller unterzeichnete 1540 „Ludwig Bonacker, Mitverwalter.“ Allein wie anderwärts, so bewirkte auch hier das Interim eine Änderung; Herzog Ulrich mußte dem neueingesetzten Convent am 30. November 1548 alle Rechte und Einkünfte wieder ausfolgen und die Beamten und Unterthanen ihrer Pflicht, mit Ausnahme der Erbhuldigung, entlassen. Von den Rechten des | Herzogs, die ihm die Reformation gewährt, blieb nichts mehr übrig, als daß die Criminalsachen nicht mehr vor den Gerichten des Klosters, sondern vor württ. Halsgerichten verrechtet wurden und daß in Civilsachen an das Hofgericht appellirt ward. Am 16. Decbr. 1548 wählte der Convent den bisherigen Pfleger des Klosters zu Münster, Benedikt Rebstock, zum Abte. Erst 1556 konnte Herzog Christoph die Reformation durchsetzen. Damals waren nur noch 6 Mönche vorhanden, wovon auf Zuspruch des Abtes drei bei ihm blieben, um ihm „die Haushaltung“ führen zu helfen. Der erste evangelische Abt, Georg Udal, wurde 1563 ernannt. Im Jahr 1556 wurde eine sogenannte grammatische Klosterschule hier errichtet, welche 1584, wo auch die „Klostershaushaltung“ aufgehoben ward, in das Kloster Adelberg verlegt wurde. Im dreißigjährigen Kriege kam das Kloster wieder in den Besitz der Katholiken; es wurde 1629 dem Kloster St. Blasien auf dem Schwarzwald übergeben und nachdem es am 17. August 1630 durch den kaiserl. General-Commissär von Ossa mit Gewalt genommen, von Mönchen besetzt, die aber im September 1631 wieder fliehen mußten. Der Wechsel des Kriegsglückes durch die Nördlinger Schlacht brachte aber die Mönche 1634 nochmals zurück. Sie wurden zwar sammt ihrem Abt bei einem Überfalle der Protestanten am 1. Januar 1643 gefangen, kamen aber bald darauf nochmals, und als sie 1648 in Folge des westphälischen Friedens letztmals flohen, wurden werthvolle Documente vermißt. Nun nahm wieder der evangelische Abt hier seinen Sitz; seit 1727 aber bekleidete der jeweilige Kanzler der Universität diese Würde. Ihm stand die „Prälatengutsche“ zu Gebote, welche der „Überreiter“ zu führen hatte. – Über die Verdienste des Klosters um Kunst und Wissenschaft läßt sich wenig berichten. Wir wissen nur, daß 1525[ws 1] die Bauern die schöne Bibliothek des Klosters („Liberey“) vernichtet haben bis auf 54 Bücher, woneben die des Abtes 173 Stücke zählte; und daß der 1525 verstorbene Pater Wendelinus „multa bona fecit in monasterio cum horologiis ligneis et ferreis.“ Daß aber auch mancher Künstler aus der schwäbischen Malerschule in der Klosterkirche seine Werke ausführen konnte, war zuvor angedeutet.

Die Reihe der katholischen Äbte ist folgende: I. Harpert oder Herbert 1102-1124. II. Crafto oder Kraft 1124 bis 1159 oder 1162. III. Heinrich 1159 oder 1162-1194. IV. Friedrich 1194-1227. V. Conrad 1227-1251. VI. Ulrich 1251–1284. VII. Gebzo oder Gebizo (noch 1284 Mönch hier) 1284-1296. VIII. Friedrich 1296-1328. IX. Ulrich 1333. X. Ludwig 1333 bis 1360. XI. Ludwig II. von Stubenberg, 1360 resignirt 1371 XII. Volkard I. von Schechingen 1372-1389. XIII. Volkard II. | von Wöllwarth 1389–1399. XIV. Johannes von Schechingen 1399 bis 1412 oder 1416. XV. Wilhelm Schenk von Arberg 1412 oder 1416–1441. XVI. Volkard III. von Schechingen 1441–1460. XVII. Nicolaus Schenk von Arberg 1460–1477. XVIII. Jodocus Winkelhofer von Ulm 1477–1480. XIX. Georg Kerler 1480 bis 1510. XX. Sebastian Sitterich 1510–1525 oder 1526. XXI. Laurentius Autenrieth 1526–1548. XXII. Benedikt Rebstock 1548 bis 1563.

Was endlich die Güter und Einkünfte des Klosters betrifft, so floßen diese zunächst von den Leibeigenen, womit schon die Stifter, namentlich K. Conrad III. (oben S. 198), sowohl das Kloster als das Stift beschenkt hatten. Herzog Friedrich, des letztern Sohn, nimmt 1166 die Frau eines bambergischen Ministerialen, welche zur Stiftskirche Lorch gehörte, unter seine Ministerialen auf und schenkte dagegen der Kirche 4 Leibeigene (Lang Regesten I. 261). Die Brüder Rudolph und Cuno von Vtinkofen »contulerunt 1162 filios et filias cujusdam Razin, quos hereditario jure possederant, ecclesie nostre S. Marie«;[14] 1194 übergibt Dominus Gotefridus de Scharphenberch sieben Menschen »cum omni posteritate eorum in altare S. Marie, ea ratione, ut tam viri quam mulieres annuatim duos persolvant nummos et de cetero ab omni infestatione liberi ac securi permaneant.« Graf Ulrich von Berg, genannt von Schelklingen, und Heinrich sein Sohn schenkten 1313 einige Leibeigene mit deren Nachkommen „vff vnser Frawen Altar zu Lorch zum Kloster ledecliche vnd frilich.“ Nach Crusius ergab sich noch 1450 eine Frau von Giengen, mit ihren Kindern, in ewige Leibeigenschaft des Klosters. Diese Leibeigenen wurden zur „Familie“ des Klosters gerechnet und gehörten zunächst zu der cimba oder timba aurea, oder „güldenen Scheibe,“ worin die kostbarsten Reliquien aufbewahrt waren, indem sie, wie aus den ebenbemerkten Beispielen zu ersehen, entweder dem Hauptaltare geschenkt worden waren, oder sich selbst dahin ergeben hatten; »prout« - sagt die Handschrift – »ab antiquis temporibus multi liberi homines . . . devotione ad beafissimam Dei genitricem se nostro | monasterio subjecerunt, donaverunt et censuales ad dictam timbam auream annuatim se et posteros fecerunt.« Sie waren theils nur zu dem jährlichen Zinse verpflichtet, und ihre weitere Unterdrückung war mit Anathema bedroht, theils aber unterlagen sie der vollkommenen Leibeigenschaft. Das Kloster bestellte 1439 Rudolph von Baustetten, damit er Lorchs eigene Leute auf der Alp beschirme und verspreche; die eingehenden Hühner darf er behalten, die Brautläufe, Fälle und Hauptrechte dagegen hat er mit dem Kloster zu theilen. Die Jahreszinse gebühren der Custorei ausschließlich. Er und seine Knechte, „die solich Leut behünrent,“ haben aber mit jenen Leibeigenen, die zwei Meilen um Lorch sitzen, nichts zu schaffen. – Die Einkünfte floßen ferner aus den incorporirten Kirchen und Zehenten Alfdorf, Buoch, Donolzbronn und Täferroth, Dornstatt, Hochdorf, Münster, Welzheim und Wäschenbeuren; aus dem mit den Gütern des Stiftes Lorch an das Kloster übergegangenen Klösterlein Lochgarten und vielen in ganz Altwürttemberg u. s. w. zerstreuten Orten; aus der Pflege Münster bei Canstatt, aus den Klosterhöfen in Eßlingen und Stuttgart und aus etwa 70 größten Theils mit andern Herrschaften vermischten Dörfern, Weilern und Höfen, die es meist mit aller Hohheit und meist mit dem Jagdrecht besaß; der Blutbann gieng erst 1541 an die Vogtei Schorndorf über. Noch im Jahr 1584 hatte das Kloster gegen 800 Lehengüter und Sölden und mehr als 3000 Morgen Waldes. Zu dem 1481 mit Zustimmung Graf Eberhards d. j. in Lorch errichteten „Hauptzoll“ gehörten 14 Neben- und Bei-Zoller. Der Klosterbezirk war in die Ämter Lorch, Pfahlbronn und Täferroth eingetheilt und stand unter dem Verwalter, welcher (mindestens seit 1781 „Oberamtmann“) zugleich Vogt war. Bis 1607, wo der Forstverwalter von Adelberg damit beauftragt wurde, besorgte er auch die Forstverwaltung. Schon in den ältesten Zeiten kommt ein „Holzwarth“ des Klosters vor, welcher Name in einer angesehenen Familie Lorchs, die später nach Gmünd übersiedelte, erblich war. Der 1576 erstmals ernannte „Klostergegenschreiber“ hatte besonders auf Kasten und Keller zu achten, die Unterrechnungen zu führen und war von Anfang an bis in die neueren Zeiten zugleich Amtsschreiber und Amtspfleger.

Eine Merkwürdigkeit des Ortes ist außer den schon erwähnten römischen Alterthümern die herrliche Linde am Eingange des Klosters. Ihr Wipfel ist vernichtet, ihre Seitenäste aber trotzen noch manchem Menschenalter. Ihres jugendlichen Schattens mögen schon die Hohenstaufen sich erfreut haben. Der Hauptast jedoch stürzte durch Sturm am 1. Nov. 1755 in derselben Stunde, in welcher Lissabon durch Erdbeben zerstört ward.

| Auf der Markung des Dorfes lagen früher 9 Fischweiher, zusammen 9–10 Mrg. groß, wovon nur noch ein kleiner übrig ist.

2) Bruck, früher wohl besser „Bruch“, Weiler mit 84 evang. Einw. liegt sehr hoch an dem welzheimer Gebirge, 1 St. von Lorch, wohin eine sehr steile Steige führt, an der Straße nach Welzheim. Große und schöne Fernsicht. Von dem Kloster Lorch her bezieht der Staat alle Grundgefälle; für den Heuzehenten ein Geld-Surrogat. Die Sägmühle liegt in einem unterhalb Alfdorf nach Südost geöffneten Thälchen. Die Einwohner sind bei einer verhältnißmäßig großen Markung begütert, und die Landwirthschaft wird gut betrieben. Der Weiler besteht aus 4 Lehengütern, die dem Kloster Lorch zugehört hatten. Doch hatte auch Württemberg einige Rechte. Die „Weilerschaften Bruch vnd Brech“ wurden 1539 wegen Viehtriebs vertragen, „vnd ist die Buß, welcher Thail bei solicher Vnterrichtung nit bleibt, der soll dem Gottshauß Lorch 10 Sch. Heller geben vnd jeglichem Spruchmann ein Paar Hosen.“

3) Edenhof, Hof, liegt am Walkersbach, auf dem rechten Remsufer, 1/2 St. nordwestlich von Lorch. Edenhof, Hollenhof und Götzenmühle liegen auf der Markung von Lorch und haben mit diesem stets alle Verhältnisse getheilt. Die Einwohner sind auch dort mitgezählt.

4) Götzenmühle, Mahl- und Säg-Mühle, liegt 1/4 St. nördlich von Lorch am Götzenbach, der hier einen 13/8 Morgen großen Weiher bildet. – Ein altes Besitztum des Klosters Lorch. S. Edenhof.

5) Hetzenhof, Hof mit 2 evang. Einwohnern, liegt auf dem Gebirge links der Rems, 1/2 St. von Lorch an der Straße nach Göppingen. Dieses hübsche Gut ist zehentfrei und ein Bestandtheil des Rittergutes Eybach. Es wurde 1572 von Ulrich von Rechberg, nebst dem Maitishof, OA. Göppingen, dem Christoph von Degenfeld mit aller Obrigkeit geschenkt, und kam 1806 unter württembergische Hohheit.

6) Hollenhof, Weiler zwischen Götzenmühle und Lorch, auf einem schön geformten Hügel bei dem Venusberg gelegen. Daneben die Hollenhof-Sägmuhle. S. Edenhof. Der Weiler besteht aus einem in 2 Theile getheilten, dem Kloster Lorch lehenbar gewesenen, Hof und kommt in ältern Zeiten unter dem Namen Pfisterhof vor, da hier die Klosterbäckerei gewesen seyn wird. Durch den dreißigjährigen Krieg lag er bis 1660 zerstört. Damals befand sich ein Weiher dabei.

7) Klotzenhof, Weiler mit 49 evang. Einwohnern, liegt nordwestlich auf der waldigen Höhe 1 St. von Lorch. An dem nahe vorbeifließenden Aimersbach liegt die 1/8 St. entfernte Klotzenhof-Sägmühle. Am großen und kleinen Zehenten hat der Staat, der | sonst alleiniger Grundherr ist, den kleineren, die Nachfolger des Domstiftes Augsburg aber den größeren Theil. Auch die Meßnerei Lorch ist dabei betheiligt. Der Ort kommt als „Klotzhein“ schon 1291 als eine Besitzung Lorchs vor und bestand nur aus einem Hof, der in das Amt Pfahlbronn gehörte. In Kriegszeiten einige Mal zerstört, wurde er 1640–50 wieder erbaut. Am 28. Januar 1707 brannte er nochmals ab. Die ganze Umgebung, so nahe am Walle und Heerwege, wird für römisch gehalten. Dafür spricht auch ein hier beginnender Walddistrikt: „das Heidenäckerle“, der sich dem Wall entlang erstreckt.

8) Metzelhof, auch Nitzelhöflein, Weiler mit 56 evang. Einwohnern, liegt nordwestlich 1 St. von Lorch, im walkersbacher Thälchen, am Gebirge. Der aus 2 Höfen bestehende Ort gehört, von dem Limpurg-Sontheim-Gaildorfschen Landesantheile her, mit allen Gefällen den Grafen von Pückler, und kam 1806 unter württembergische Hohheit. Er wurde 1702 in dem Walde „Metzler“ angelegt.

9) Ober-Kirneck, Weiler mit 81 evang. Einwohnern, liegt links der Rems auf dem Gebirge, nahe bei dem Hetzenhof, 1/2 St. von Lorch. Der Staat hat den großen und kleinen Zehenten von 4 Höfen, die Nachfolger Augsburgs aber haben die übrigen Zehenten zu beziehen. Nach demselben Maßstabe vertheilen sich unter diese auch die übrigen Grundgefälle. Die 4 Schff. 2 Sri. 21/2 Vrl. Vogthaber, welche der Staat bezog, hat der Weiler 1838 abgelöst. Die Häuser sind hübsch, die Äcker gut und die Einwohner wohlhabend. Von den 7 Höfen, welche den Weiler bilden, gehörten 3 dem Stifte Lorch, welche nachmals an das Domstift Augsburg gelangten, und 4 dem Kloster Lorch zu; im Übrigen gehörte der Ort in das Amt Plüderhausen. S. auch Unter-Kirneck.

10) Reichenhof, Hof mit 19 evang. Einwohnern, liegt am linken Ufer der Rems, östlich 1/2 Stunde vom Kloster Lorch entfernt und ist eine alte Besitzung desselben. Übrigens sind die Einwohner im Dorfe Lorch verbürgert.

11) Sägreinhof, Hof mit 6 evang. Einwohnern. Dieser kleine nur 25 Morgen große Hof liegt am Gebirge des walkersbacher Thälchens, 1 Stunde von Lorch. Er ist ein sogenanntes Forstgut, indem er 1727 und 1741 auf ausgestockten Waldungen der Rentkammer gegründet wurde. Er gehörte daher in das Amt Plüderhausen.

12) Schwefelhütte, Weiler mit 9 evang. Einwohnern, liegt im walkersbacher Thälchen, am Gebirge, 1 Stunde von Lorch. Das ganze Areal besteht aus 5 Morgen Ackers, 9 Morgen Wiesen und einem Gärtchen. Auch dieser Weiler wurde ums J. 1720 auf einem ausgestockten Stücke Waldes angelegt, indem damals hier eine | Schwefelgrube betrieben ward (oben S. 48) deren Laboranten auch später hier blieben.

13) Seemühle, Mühle mit 12 evang. Einwohnern, liegt am rechten Ufer der Rems, östlich 1/2 Stunde von Lorch, da wo der Schweizerbach in dieselbe fällt. Der Besitzer der Mühle ist Bürger in Lorch. Diese Mühle war eine uralte Besitzung des Klosters Lorch. Mit derselben war die abgegangene Schweizermühle vereinigt.

In dem von dem obengedachten Schweizerbache gebildeten Schweizerthälchen lag der 24 Morgen große Schweizersee und bei der Seemühle der 12 Morgen große Seemüllerssee. Sie sind längst in Wiesen verwandelt.

14) Strauben, eigentlich Schrauben, Weiler mit 93 evang. Einwohnern, liegt an dem südlichen Abhange des Gebirges über dem walkersbacher Thälchen, zwischen Metzelhof und Schwefelhütte, 3/4 Stunden von Lorch. Der Ort besteht aus 5 zerstreut liegenden Höfen, deren Bewohnerzahl innerhalb der letzten 25 Jahre sich verdoppelt hat. Er wurde 1719–1733 auf dem rentkammerlichen „Schraubenwald“ angelegt und gehörte zum Amte Plüderhausen.

15) Unter-Kirneck, früher auch Hinterkürneck, Weiler mit 72 evang. Einwohnern, liegt auf dem Gebirge links der Rems, gegenüber von Ober-Kirneck, 1/2 Stunde von Lorch entfernt. Der Weiler hat seit 1839 eine Filialschule. Den großen und kleinen Zehenten und 111/2 kr. für den Heuzehenten bezieht, von der Pfarrei Lorch her, der Staat. Zum Rittergute Eybach gehören 2, zum Rittergute Alfdorf 3 Lehengüter. Hübsche Gebäude, darunter das neue, schöne Schulhaus, gute Feldgüter und wohlhabende Bewohner. Zu dem Orte gehört das 1835 erbaute Wirthshaus „Hohenlinde.“ In früheren Zeiten war hier ein Condominat, indem die Obrigkeit den Klöstern Lorch und Adelberg und den Herrschaften von Eybach und Alfdorf zumal zustand. Das Kloster Adelberg besaß hier 1 Hof. Einen andern Hof, den sogenannten Plessingshof, verkaufte 1489 Wilhelm Ritter von Urbach an Jerg Schelz, genannt Küchenmeister, Bürger in Schorndorf, von dem er an den berühmten Sebastian Schertlin kam, der ihn 1530 an den Ortsheiligen verkaufte. Zwei weitere Huben waren von alten Zeiten her Lehen der Herrschaft Württemberg. Im J. 1344 war der gmünder Bürger Taler mit den Huben zu „Hinterkürnegge,“ seit 1451 aber sind die Degenfeld belehnt, welche die Güter von der Wittwe des Jos Vetzer von Brogenhofen kauften. Ein weiterer Hof, später in 3 Lehen aufgelöst, war stets mit dem württembergischen Antheil an Alfdorf verbunden und 1393 Hans Vetzer damit belehnt. – Vielleicht hatten Caspar von Kürnegge und sein Bruder Brun, die im 15. Jahrhundert vorkommen, in der Nähe ihren Stammsitz. – Die degenfeldschen | und holzschen Antheile des Ortes kamen 1806 unter württembergische Hohheit.

16) Wachthaus, Hof mit 17 evang. Einwohnern, liegt im Thale, an der Straße von Lorch nach Gmünd, 1/2 Stunde östlich von Lorch. Der Name dieses nunmehrigen Wirthshauses rührt daher, daß es in ältern Zeiten die Bestimmung eines Pestwachhauses gegen die damals nahe Grenze hatte. Es ist nun eine Schäferei damit verbunden.

17) Ziegelhütte, Hs. mit 8 evang. Einwohnern, liegt an dem linken Ufer der Rems, nahe bei dem Wachthause. Alle Gefälle stehen wegen des Klosters Lorch dem Staate zu. Hier fiel im J. 1707 das oben erwähnte Treffen zwischen den Franzosen und Kaiserlichen vor, wobei das Haus ruinirt ward. An dem Brennofen soll sich die Jahreszahl 1044 befinden. In dem nahen Walde ist die „Eberhardsklinge“, wovon die durch eine Felseninschrift unterstützte Sage geht, daß Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg mit dem Pferde hinabgestürzt sey.


  1. Literatur: Besondere gedruckte Schriften über Dorf und Kloster Lorch sind nicht vorhanden. Einzelne Theile behandeln Chr. Math. Pfaff, oratio de fundatione mon. Laureac. 1728. 4. – Besoldi documenta. Sattlers Werke. – Preschers Altgermanien. – Cleß, kirch. Gesch. v. W. - Schwab, Neckarseite der schw. Alp. – J. S. Baumeister, Gallerie der Familienbilder – Abbildung der Statuen in der Wöllwarthschen Todtenhalle im Kl. Lorch, 4. 1805 und 1808, mit Text von Pahl. Außer einigen weniger bedeutenden Handschriften (z. B. Kirchenrathsdirektor v. Hochstetter Denkmäler des Kl. Lorch. N. 324 der hist. Mscr. der k. öff. Biblioth.) wurden für den topographischen Theil eine vortreffliche Mittheilung des Hrn. Pfarrers Mayer in Lorch, für die geschichtlichen Abschnitte aber, außer sehr dankenswerthen Notizen von Herrn Konrektor Pfaff in Eßlingen, die Urkunden im Staatsarchiv und ein daselbst befindlicher, von dem Custos des Klosters im XV. Jahrhundert begonnener und bis 1525 fortgeführter, Pergamentcodex benützt.
  2. Über das Alter und den Werth dieser Bilder ist übrigens schon viel gestritten worden. Es wird behauptet, daß nicht nur das Kloster, sondern auch die Kirche 1525 eingeäschert worden sey, und hieraus die Unmöglichkeit eines höheren Alters dieser Gemälde gefolgert. Hiebei wird aber übersehen, daß damals das Kirchengebäude selbst, das ja noch byzantinische und gothische Formen zeigt, nicht zerstört, sondern nur beschädigt worden seyn konnte, daß die wöllwarthsche Todtenhalle mit ihren Bildern noch wie zuvor steht und daß der Sarkophag unbeschädigt erhalten worden. Crusius, als er die Kirche 1588 genau untersuchte (Chronik, d. A. II. 376), sagt auch kein Wort von einer solchen Zerstörung und beschreibt diese Gemälde genau, indem er zugleich auf ein Gemälde darunter „aus neuerer Zeit“ hinweist. Abt v. Arberg hat, wie sich hienach zeigen wird, so viel für die Kirche gethan, daß mit Bestimmtheit angenommen werden kann, es sey diese schöne Gallerie des Regentenhauses der Staufen unter ihm (1461-1479) neu gemalt oder wieder hergestellt worden. Ein vaterländischer Kunstkenner (Kunstblatt zum Morgenbl. 1840 S. 408) sagt, die heutigen Gemälde stammen aus dem XVII. Jahrh.; unter ihnen aber seyen die ursprünglichen im XV. Jahrh. verfertigten Bilder verborgen. Ob aber diese nicht von noch höherem Alter sind?
  3. Näheres bei Crusius a. a. O. II. S. 76. Die erwähnte Handschrift hat folgenden Eintrag vom J. 1487: „Item in die omnium animarum et in anniversario fundatorum, ad uigilias et ad missas acceduntur octo candelae, scilicet quatuor circa sepulcra fundatorum in choro et quator circa sepulcra fundatorum in corpore ecclesie, et eisdem noctibus debent ardere due per noctem.“
  4. Früher scheinen sie nicht hier ihr Begräbniß gehabt zu haben. Ritter Georg von Wöllwarth und Anna von Schechingen stifteten 1396 eine ewige tägliche Messe auf den Mauritiusaltar; und dieß mag der Anfang der Bestimmung dieser Capelle gewesen seyn. Das mehrgedachte alte Manuscript sagt: „Renwardus de Wellwart, miles, obiit 1492, iste fecit suorum antecessorum imagines militares choro adherentes cum sua fieri. Filius ejus Henricus fecit illas, que ad balneum respiciunt, et suam fieri. Depost Georius de Wellwart duas jux altare positas fecit fieri. Quorum omnium anime requiescant in pace.“
  5. Gewöhnlich nimmt man an, daß der mehrerwähnte Abt auch die Gebeine dieser unter dem Monumente beisetzen ließ; mit dieser Annahme scheint uns aber das in der ersten Note auf S. 185 Bemerkte in Widerspruch zu stehen.
  6. Es ist wohl kein Zweifel, daß Irene in Lorch ruht, indem fast alle Geschichtschreiber darin übereinstimmen, daß sie nach ihrem 1208 auf Hohenstaufen erfolgten Tode zur Beisetzung hierher gebracht worden. (Beschr. des O.A. Göppingen, S. 236) Nach einer Nachricht, die wir dem Herrn Decan Fraas in Balingen, früher in Lorch, verdanken, wurde aber der Schutt einer an die Westseite des Kreuzganges angebauten Capelle, deren zugemauerter Eingang noch sichtbar, vor einer Reihe von Jahren weggeschafft und hier, unter den Trümmern eines steinernen Sarges ein Ring von feinem Gold, in byzantinischem Geschmack gearbeitet, gefunden, der 1837 in den Besitz Sr. Majestät, des Königs überging. Es ist um so mehr zu vermuthen, daß dies das Grab Irenens war und der Ring von ihr herrühre, als in einer Rechnung von dem vor etwa 200 Jahren erfolgten Abbruche einer „Capell, wo die Maria gräca lieget“ die Rede ist. Hienach müßten die Überreste Irenens aus übrigens nicht zu ermittelnden Gründen und zu einer uns unbekannten Zeit, vielleicht beim Bau des Chores (s. hiernach), aus dem Chore in jene Capelle verlegt worden seyn. Nach Crusius war ihre Grabschrift:

    Nobilis atque pia hic cineratur Graeca Maria,
    Philippi regis conjux. Hanc atria regis
    Fac intrare pia Semita, virgo Maria.

  7. Es ist noch eine Notariatsurkunde darüber vorhanden, daß 1484 ein Span von der oben erwähnten Reliquie des heiligen Kreuzes von einem Official des Domcapitels Augsburg, unter Benediction, in ein Feuer geworfen und unversehrt wieder hevorgezogen worden sey. Mit den Reliquien scheinen der Abt und Convent Mißbrauch getrieben zu haben, da 1489 der Papst ihnen bei Excommunication verbieten ließ, irgend eine wegzugeben. (S. dagegen Cleß II. 289). Sie waren in verschiedenen Altären verwahrt und wurden, als die Mönche nach dem dreißigjährigen Kriege das Kloster wieder verlassen mußten, soweit sie noch vorhanden, von diesen mit fortgenommen.
  8. Nicht sogleich getödtet, wie fast allgemein angenommen wird. Daß der Abt noch am 9. December 1525 lebte, ist bei Crusius II. 214 zu finden.
  9. D. F. Cleß, a. a. O. III. 38, wo übrigens die Darstellung der ehemaligen kirchlichen Verhältnisse Lorchs nicht ganz richtig ist.
  10. Auch der älteste Name „Laureacus“ oder „Laureacum“ (wie ihn noch die päpstl. Bulle von 1136 nennt), spricht dafür. Den Chroniken nach rührt er von den wilden Lorbeerbäumen, wie in alten Zeiten die Stechpalme oder Stecheiche genannt worden seyen, her, die auf dem Berge gestanden haben sollen.
  11. In einer noch vorhandenen Bulle vom 20. März 1251 sagt Papst Innocenz IV., er ertheile auf die Bitten »dilecti filii nobilis viri« (die Stelle des Taufnamens ist mit einigen Punkten ausgefüllt) »comitis de Wirtemberc vestri monasterii aduocati« dem Kloster die Freiheit »ut ad provisionem alicujus per litteras a sede apostolica impetratas . . . compelli minime valeatis.« Zugleich erhielt der Abt von Elchingen den Befehl, Lorch in dieser Hinsicht zu schützen. Auf dem Rücken der Urkunde steht von uralter Hand, „diß Bull vnd disen Brief sol man wol behüten vnd bewaren, wann (denn) wir sint damit gefriet wider die papales. Dieß „Frieheit hat vns erworwen vnser Herrschaft von Wirtenberg.“ Der Zeit nach kann kein anderer Graf gemeint seyn, als Ulrich mit dem Daumen.
  12. Cleß II. 374 vermuthet, diese Pfleger seyen Particularvögte gewesen.
  13. Im Pfälzerkrieg 1504 stellte Lorch 45 Mann mit Spießen, 16 mit Büchsen, 9 mit Hellebarden, 2 Reiswägen und 20 Pferde. Vergl. § 17 der Einleitung zu den württ. Steuergesetzen in Reyschers Sammlung. Überdieß erhielten zu Neujahr: der Ober- und Unter-Vogt, der Keller und der Forstmeister zu Schorndorf je 2 fl. 50 kr. anstatt der früher in Natur empfangenen „ein paar Hosen vnd ein Seckel.“ Auch wurden aus den Klosterseen alljährlich den fürstl. Räthen und Kanzleiverwandten 2-300 Karpfen verehrt.
  14. So in der Originalurkunde selbst. Die oft gedachte Handschrift bemerkt aber: »Sed Dominus Cuno filias duas sibi attinentes, Hadwigam videlicet et Hildiburgem. tradidit domino suo duci Friderico, ea conditione, ut ipse eas cum omni prosperitate earum contraderet S. Marie et loco nostro. Qui predictus dux tradidit eas in manus duorum liberorum, Manegoldi de Laichingen et Gumberti de Spelte, ut ipsi vice sui libera traditione delegarent eas S. Dei genetrici Marie et ecclesie nostre, eo pacto, ut annuatim tam masculus quam femina duos denarios loco nostro pro censu solvcrent et de cetero ab omni molestatione liberi permanerent«.
Anmerkungen [WS]
  1. Korrektur nach Beschreibung des Oberamts Hall S. 327: S. 203, Z. 15 v. u. statt 1225 zu lesen 1525.


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