« Kapitel BW2 Beschreibung des Oberamts Waldsee Kapitel BW4 »
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3. Gemeinde Dietmanns,

547 Einw.

  • 1) Dietmanns, ein kathol. Pfarrdorf, 4 Stunden von Waldsee, an der Vicinalstraße von Wurzach nach Ochsenhausen, und am Ursprung der Aitrach, s. o., mit 113 Einw., C. A. Waldsee, F. A. Ochsenhausen. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die Pfarrei. Das Patronatrecht hat der Fürst. Die Grundlasten des Gemeindebezirks betragen 866 fl. in Geld und 1558 fl. in Natural-Abgaben. Über 9/10 bezieht der Fürst, das Übrige die Armen-Verwaltung Waldsee, einen kleinen Antheil haben auch der Graf Erbach-W.-Roth, das Spital Neuthann, die Kirchenpflegen Wurzach, Dietmanns und Eberhardszell, und die Pfarreien Dietmanns u. Schwarzach.

    D. liegt am Ende des großen Wurzacher Rieds, siehe S. 9. Die Lage des Dorfes ist nicht unfreundlich, das Clima aber etwas rauh und wegen der aufsteigenden Rieddämpfe ungesund. Es gehört mit den hiernach benannten Parzellen, wovon aber Friedlings, Iggenau, Menzlis, O.-Schwarzach, Willis und Ziegolz 1831 der Gemeinde U.-Schwarzach zugetheilt worden sind, zur Grafschaft Wolfegg, und bildete in| derselben ehedem das Gericht Schwarzach. Es hat eine Kirche zum h. Ulrich und Margaretha, einen Pfarrhof, eine Schule, eine Tafernwirthschaft und eine Mühle. Die Baulast an Kirche und Pfarrhaus haben die Pfarrstellen Dietmanns und Unter-Schwarzach als Zehentherren des Pfarrsprengels, und der Staat wegen des Vogtrechts von 25 fl., welches früher das Collegiatstift Wolfegg bezog, soweit die Mittel der sehr beschränkten Kirchenpflege nicht zureichen. Zu dem Pfarrsprengel gehören die Filiale Ober- und Unter-Luitzen und Rupprechts, sodann im Oberamte Leutkirch: Brändlings, Röthelnberg und Witzmanns. O-Luitzen wurde erst 1815 von der Pfarrei Heisterkirch, und Brändlings 1811 von Wurzach zugetheilt. – D. besteht aus 5 fürstl. Lehengütern, 9 fürstl. Lehensölden und einem Wurzach’schen Kirchenfabrik-Lehengut, einem gräfl. Erbach-Wartemberg-Roth’schen Lehen, einem eigenen Gut und einer Sölde der Kirchenfabrik Dietmanns. Der Boden ist gut und bringt reichliche Früchte. Zur Viehmastung werden häufig Kürbis gebaut, Gemeindevermögen ist keines vorhanden; die Erfordernisse der Gemeinde-Verwaltung werden durch Umlagen gedeckt, und durch solche auch die noch bestehenden Landschafts- und Gemeindeschulden allmählig abbezahlt. D. hat als Theil der Grafschaft Wolfegg mit seinen Parzellen auch den Mitgenuß an den Schul- und Armenstiftungen zu Wolfegg. Das Pfarrhaus, das 1633 durch die Schweden verbrannt worden, wurde 1670/81 wieder neu aufgebaut. Vergl. Unter-Schwarzach.
  • 2) Friedlings, ein k. W. mit 12 Einw., Filial von U.-Schwarzach. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Graf Erbach-W.-Roth. Der Weiler liegt an der südlichen Abdachung der Höhen von O.-Schwarzach, gegen das Wurzacher Ried an der Straße nach Wurzach, und besteht aus 3 fürstl. Lehengütern, s. o.
  • 3) Iggenau, ein k. W. mit 33 Einw., Filial von U.-Schwarzach. Den großen und kleinen Zehenten bezieht von 137 Morgen der Graf Erbach und von 54 Morgen die Pfarrei. Der Weiler liegt am Wurzacher Ried und besteht aus| 4 fürstl. Lehengütern und 2 Lehensölden mit einem Erbach-W.-Rothischen Zehentstadel. Ehedem war hier auch eine Tafernwirthschaft, s. o.
  • 4) Menzlis, ein k. W. mit 35 Einw., aus 5 fürstl. Lehengütern bestehend und Filial von U.-Schwarzach. Den großen und kleinen Zehenten bezieht von 60 M. die Pfarrei, von dem übrigen der Graf Erbach-W.-Roth, s. o. Auf der Markung von Menzlis liegt ein vereinzeltes Haus mit Namen Sonnenberg.
  • 5) Ober-Luizen, oder Oberleitzen, ein k. W. mit 31 Einw., Filial von D., aus einem fürstl. Lehengut, einer fürstl. Lehensölde und 2 Hospital Waldsee’schen Lehengütern bestehend. Der Noval-Zehenten gehört dem Grafen v. Erbach-W.-Roth, der große und kleine Zehenten aber zu einem Theil dem Spital zu Waldsee und zum andern der Herrschaft Wolfegg. Der Weiler liegt auf einem Berge, gegenüber von Burgstock, an dessen Fuß Unter-Luitzen liegt. Es fehlt ihm durchaus an Wasser. Die übrigen Verhältnisse sind wie bei Dietmanns. Am Donnerstag nach St. Andreas 1540 verkauft Vogt Anton v. Honweil zu Hummeratsried an das h. Geist-Spital zu Waldsee seine Güter zu Rupprechts, welche Erblehen des Schlosses Hummertsried waren, nebst den eigenen Leuten; dann 4 Güter zu O.-Luitzen mit dem großen und kleinen Zehenten für 3200 fl., s. Dietmanns und U.-Schwarzach.
  • 6) Ober-Schwarzach, ein k. W. mit 161 E., Filial von U.-Schwarzach, an der Straße von Waldsee in das Roth- und Illerthal, mit einer Schildwirthschaft. Der Weiler besteht aus 15 fürstl. Lehengütern und 5 fürstl. Lehensölden, wovon aus 247 Morgen die Pfarrei, aus 317 Morgen aber der Fürst den großen und kleinen Zehenten bezieht. Er liegt auf einem der höchsten Punkte der Umgegend und des Oberamts und hat eine sehr weite Aussicht. Dabei befand sich ein großer längst ausgetrockneter Weiher. – Einige zu dem Weiler gehörige Häuser und Höfe liegen bis auf 1/2 Stunde Entfernung zerstreut auf der Markung. Die Herren v. Thannenberg, aus einer Truchseßischen Mißheirath entsprossen,| erhielten 1650 von dem Truchseßen, Grafen Maximilian von Wolfegg ein großes Gut daselbst erblehenweise. Nach dem kinderlosen Absterben Albans von Th. kam es 1690 an den Machari Ego, dessen Vater Michael Ego, gewesener Cornet, eine Thannenberg zur Frau gehabt hat, s. auch Mühlhausen und Menisrain. Am südlichen Ende des Weilers stand ehedem das Schlößchen der v. Thannenberg, s. o.
  • 7) Rupprechts, ein k. W. an der äußersten östlichen Grenze des Oberamts, in einer romantischen Lage, mit 110 Einw., Filial von D., besteht aus 7 fürstl. Lehengütern, 6 fürstl. Lehensölden, einem gräfl. Erbach-W.-Roth’schen und einem Hospital Waldsee’schen Lehengut. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die Pfarrei. R. hat eine eigene Schule, Filialschule von D., und eine Mühle, die aber jenseits der Oberamtsgrenze liegt. Die Einwohner sind geschickte und thätige Landwirthe und zeigen viel Sinn für Reinlichkeit und Schönheit; auch fehlt es nicht an tüchtigen Gewerbsleuten, Weber, Schmieden und Zimmerleuten, s. Ober-Luizen und Unter-Schwarzach.
  • 8) Unter-Luizen oder (Unter-Leitzen), ein k. W. mit 16 Einw., aus 2 fürstl. Lehengütern und einer Lehensölde bestehend. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die Pfarrei U.-Schwarzach, den Novalzehenten aber die Pfarrei Dietmanns. Die übrigen Verhältnisse sind wie bei Dietmanns. Der Weiler liegt zwischen dem Berge von O.-Luizen und dem Burgstock eingezwängt. Auf letzterem stand früher ein Bergschloß, wovon die noch jetzt vorhandenen Mauerstöcke Zeuge sind. Über seinen Ursprung und Namen ist aber lediglich nichts bekannt. Ein Lehengut wird noch der Schweizerhof und der Besitzer der Schweizerbauer genannt, weil es 1682 an einen Schweizer verliehen worden.
  • 9) Willis, ein Hof mit 5 Einw. am Wurzacher Hinterried, aus einem Gut und einer Sölde bestehend. Die Zehenten davon bezieht der Graf Erbach-W.-Roth.
  • 10) Ziegolz, ein k. W. mit 31 Einw., Filial von Unter-Schwarzach an der Straße nach Wolfegg, und dem| Wurzacher Ried, aus 3 f. Lehengütern und einer f. Sölde bestehend, mit einer Kapelle ohne bestimmten Gottesdienst. Den großen und kleinen Zehenten bezieht von 92 M. das fürstl. Rentamt Waldsee, von 15 M. das Sternbergische Rentamt Schussenried, von 22 M. das Erbachische Rentamt Roth und von 4 M. die Caplanei zu Waldsee. 1371 begibt sich Rüdiger v. Hummertsried seiner Ansprüche an den Zehenten von Wengen und Ziegolz, so sein Ohm Conrad v. Graben an das Kloster Waldsee stiftete. In verschiedenen Käufen 1487, 1507, 1548 und 1590 erwarb das Kloster weitere Güter daselbst, welche nach der Aufhebung des Klosters 1787 von der Standesherrschaft gekauft wurden.