Beschreibung des Oberamts Waldsee/Kapitel BS5
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5. Gemeinde Stafflangen,
- 1) Stafflangen, ein kath. Pfarrdorf 57/8 St. nordöstlich von Waldsee an der Straße von Biberach nach Buchau, mit 391 Einw., C. A. Waldsee, F. A. Ochsenhausen. Den großen, kleinen, Heu- Obst-, und Blutzehenten bezieht die Standesherrschaft. Das Patronat-Recht hat dieselbe. Die Grundlasten betragen 1950 fl. meist in Geld; davon bezieht der Fürst von Thurn und Taxis 127 fl., das Übrige beinahe ganz die Grundherrschaft.
St. liegt sehr romantisch in einem Thale, von Bergen und Wäldern umgeben, und wird durch den Aibach, welcher| mitten durch den Ort geht, bewässert. Es ist sehr in die Länge gebaut und zeichnet sich durch schöne von Stein aufgeführte Gebäude aus. Es hat eine Kirche und Pfarrhaus von neuerer Bauart, ein 1829 neu erbautes Schulhaus, eine Schildwirthschaft und eine Mahlmühle. Die Kirche und der Pfarrhof liegen auf einer Anhöhe. Die Baulast an der Kirche hat die Kirchenpflege und aushülflich die Grundherrschaft, an dem Pfarrhause die letztere. Das schloßartige Pfarrhaus war ehedem für die Religiosen in Schussenried zum Aufenthalt in den Herbstferien eingerichtet. Filiale der Pfarrei sind außer den Gemeinde-Parzellen Birkhof und Streitberg. Die Einwohner haben das Lob sehr fleißiger und betriebsamer Bürger. In St. war eine Burg, aus deren Trümmern sich die Besitzer von St., die „Gretter von Biberach“, ein neues Schloß erbauten, das vor 4 Jahren abbrannte; auf dessen Ruinen steht nun ein Bauernhaus. Der Ort hatte ehedem verschiedene Herren: das alte Schloß, die Vogtei, der Kirchensatz und mehrere Cornelier-Güter waren Lehen des Stifts Buchau, andere Güter waren Lehen des Domstifts Constanz und des Klosters Beuron. Das Stift Buchau verkaufte 1330 die Vogtei über St. und Eichen mit allem Zugehör an Jopp von Stadgen (Stadion), und dieser verkaufte 1335 die Burg, das Dorf und den Kirchensatz mit dem Laienzehenten, mit eigenen und Vogtleuten und mit Gütern zu Eichen an seinen Tochtermann Heinrich von Sulmetingen um 1600 lb. Heinrich von St., ein Enkel des Erstern, verkaufte 1388 Kirche und Kirchensatz mit Zehenten an das Kloster Schussenried, dem die Kirche 1397 einverleibt wurde. Derselbe Heinrich von S. verkaufte an Diepold Gretter (Gräter), Stadtammann zu Biberach, und seinen Bruder Walter 1395 drei Güter zu St. um 150 lb H. und 1397 die Burg und das Dorf St., die Güter zu Eichen mit den dazu gehörigen Zehenten, die Mösmühle, die Vogtei über die Cornelier-Güter an mehreren Orten etc. theils als eigen, theils als Lehen von Constanz und Buchau um 1000 lb H. Nach dem Aussterben des männlichen Stamms der Gräter, verkauften dessen| Erben 1607 Schloß und Dorf St. um 40.000 fl. an das Kloster Schussenried. Einige Jahre später überließ Österreich dem Kloster auch die hohe Jurisdiction über Stafflangen, Eichen, Mösmühle, Hofen, Streitberg und Zweifelsberg für 8000 fl. Da aber darunter 5 Höfe sich befanden, welche Beuronische Lehen waren, so legte Österreich den Weiler Grodt dafür ein: 1737 kaufte endlich das Kloster Schussenried auch vollends die Kl. Beuronischen Höfe zu St., Höfen und Langenschemmern für 51.500 fl. Im Jahr 1532 wurde von den Grätern die Reformation zu St. eingeführt; sie sahen sich aber durch fremden Widerstand genöthigt, 1548 den kath. Gottesdienst wieder herzustellen.
- 2) Aimühle, eine Mahlmühle bei Stafflangen am Aiweiher, mit 6 kath. Einw., Filial von St. , mit dem sie an das Kloster Schussenried kam.
- 3) Eggelsbach, ein aus 3 standesh. Lehen-Höfen bestehender k. W., mit 15 Einw. Die übrigen Verhältnisse wie oben. Die Höfe wurden 1623 in eine Sennerei verwandelt; die Anlegung des Eggelsbacher Weihers 1434 beweist, daß das Kloster schon damals im Besitze derselben war.
- 4) Eichen, Aichen, Aichach etc., ein k, W. mit einer Capelle und 59 Einw., auf einem Berge, Filial von St., dessen Verhältnisse es theilt. 6 Bauernhöfe sind Schussenriedsche, 2 Reichsstift Buchau’sche, nun fürstl. Taxische und 1 österreichisches, nun Staatslehen. E. gehörte zur Herrschaft Stafflangen und kam mit derselben an die Gräter. Es war Lehen des Bisth. Constanz. 1426, 1434 schenken die Gräter ihre Zehenten in E. dem Kl. Schussenried. Dieses erwirbt daselbst durch Kauf 1420, 1426 und 1428 etc. von den Hundpiß und Grätern einzelne Höfe, auf deren Lehenherrlichkeit Bischof Otto von Constanz 1429 zu Gunsten des Klosters verzichtet. Die Vogtrechte, 2 Höfe und einige Güter blieben Eigenthum der Gräter und kamen 1501 von Jörg Gräter durch Kauf an seinen Tochtermann Andres Brandenburg für 1350 fl. Christoph Brandenburg verkaufte sie 1563 um 4750 fl. an Balthasar von Hornstein, von dessen Erben sie| später auch an das Kloster kamen. Balthasar von H. erbaute 1570–79 ein Schloß und die Capelle daselbst, und stiftete 1587 mit 400 fl. dahin eine Wochenmesse. Von dem Schlosse sind nur noch Reste zu sehen.
- 5) Hofen, ein k. aus 3 Höfen bestehender Weiler, mit 36 Einw., Filial von St. , dessen übrige Verhältnisse es durchaus theilt. Ebenso
- 6) Mos- oder Mösmühle, eine Mahlmühle mit 6 Einw., an einem Moosgrund gelegen, von welchem sie auch ihren Namen hat, Grundherr ist der Fürst von Thurn und Taxis; siehe S. 56.