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32. Gemeinde Strümpfelbach,
Gemeinde zweiter Classe mit 1380 Einwohnern, worunter 1 Katholik.


Das Pfarrdorf Strümpfelbach liegt am südlichen Ende des Oberamtsbezirks, von den Oberämtern Canstatt, Eßlingen und Schorndorf begrenzt, am Fuße des hier sich endigenden Schurwaldes, 2 Stunden von Waiblingen, in einem engen südlichen Seitenthälchen des Remsthales, das sich gegen Endersbach dem letztern zu öffnet und gegen das auf der Höhe zwischen der Rems und dem Neckar gelegene Schanbach sich schließt. Das Thälchen ist von dem Strümpfelbach bewässert, der sich unterhalb des Dorfes mit dem Haldenbach vereinigt, ist fruchtbar, nicht sumpfig und der Überschwemmung nicht ausgesetzt. Das Clima ist mild; der Boden, im Ganzen schwer, fruchtbar; Frühlingsfröste und Hagel (1839 die halbe, 1802 die ganze Markung) sind selten. An Mineralien: Gyps, Werksteinbrüche, Sand- und Schleif-Steinbruch, Lehm. Quellen im Überfluß, selten vertrocknend. – Der Bach fließt immer, ist geschlängelt, hat klares Wasser, bildet im nahen Wald einen kleinen Wasserfall, geht durch den untern Theil des Ortes mitten durch und theilt den Hauptweg, der durch den Ort führt, in zwei Theile. Rechts und links vom Dorf steigt eine ansehnliche Hügelkette empor, die ihre gemeinschaftliche Wurzel in dem Bergkamme | findet, der an Stetten vorbei nach Felbach zieht, in entgegengesetzter Richtung aber an Schnaith vorüber nach Schorndorf als Schurwald verläuft. Die Hügelreihe auf der rechten Sommerseite hat einen Höhepunkt, „Esel“ genannt, von wo aus eine schöne Aussicht sich eröffnet und man sich dem Höhenpunkte von Buoch gegenüber findet. Auf beiden Seiten befinden sich Weinberge, namentlich aber ist die Sommerseite mit Reben ganz überdeckt bis gegen den Wald hin am Ende des Thales, indeß die entgegengesetzte der Obstzucht gewidmet ist und im Frühling das Thal auf das Freundlichste schmückt.

Das Thal ist so enge, daß außer der zweifachen Häuserreihe, mit dem obengedachten Hauptwege, die der länglichte Ort bildet, auf der rechten Seite kaum noch ein nicht allzubreiter Fahrweg, an dem links einige kurze enge Gassen Platz finden, vorhanden ist, bis nach unten zu eine größere Nebenstraße links abführt und dem Ganzen die Gestalt gibt, von welcher der Ort den Namen haben soll.[1] Das Dorf sieht man bis fast auf 1/4 Stunde Nähe nicht, so sehr verbirgt es sich hinter dem natürlichen Wall seiner Baum- und Reben-Berge; aber von der Höhe gesehen, wohin viele und zu allen Zeiten gangbare Wege führen, liegt es heimathlich und im Licht der Morgen- und Abend-Sonne besonders freundlich da. Durch dasselbe zieht die gute Vicinalstraße, welche einerseits nach Endersbach und Waiblingen führt und andererseits den Verkehr mit Eßlingen und Ulm vermittelt, indem sie in letzterer Richtung die S. 77 erwähnte Weinsteige bildet, welche die Gemeinde theilweise zu unterhalten hat.

Strümpfelbach gehört dem Forstamtsbezirke Schorndorf an. Die Grundgefälle stehen dem Staate zu, welcher noch jetzt für den kleinen Zehenten 200 fl., für den Heuzehenten 176 fl., für den Weinzehenten 790 fl. und für die Novalien 233 fl., sowie 7 fl. Surrogatgelder und 6 fl. 20 kr. Lehengefälle erhebt.

Das Dorf hat 197 Haupt- und 89 Neben-Gebäude; die ersteren meist zweistockig, reinlich und freundlich und häufig mit Rebengeländen geziert. Die Bauart der freundlichen, fast in der Mitte des Dorfes gelegenen Kirche zu St. Jos spricht für kein höheres Alter derselben; der Thurm ist klein und unscheinbar. Sie ist Eigenthum der Gemeinde und die örtlichen Kassen haben die Baulast. Wenige Schritte davon steht das 1829 vom Staat fast neu gebaute Pfarrhaus. Das Schulhaus liegt nächst der | Kirche und ist von der Gemeinde zu bauen und zu erhalten. Altes Rathhaus; 3 Keltern. Der Gottesacker befindet sich außerhalb des Ortes. Die Einwohner sind stark und groß, geistig angeregt, zur Musik geneigt, religiös, fleißig und arbeitsam. Leute über 80 Jahren sind nicht selten. Strümpfelbach hat die meisten alten Leute (S. 35).

Die Markung begreift 1002/8 Morgen Gärten, 3962/8 Morgen Wiesen und 3006/8 Morgen Weinberg; es kommen daher nur etwa 3 Morgen Feldgüter auf eine Familie. Die Wiesen sind bis auf 12/8 Morgen zweimähdig, ergiebig und theilweise zu wässern. Äcker finden sich auf der Markung nicht. Die dem Ackerbau gewidmeten Güter liegen auf fremder Markung. Derselbe wird übrigens willkürlich, nach keinem System getrieben. Viele Brodfrucht muß auswärts gekauft werden. Boden und Clima im Verein mit großer Thätigkeit und Ausdauer bewirkten aber, daß die landwirthschaftliche Cultur auf eine rühmlich hohe Stufe gelangte und bei haushälterischem Sinne die Mehrzahl der Einwohner wohlhabend ist. Obwohl die Lage der Güter zum Theil ungünstig ist, so wird doch auch der kleinste Theil des Bodens möglichst nutzbringend gemacht und mindestens zum Obstbau benützt. Die Bewohner wissen den Nutzen der Düngung genau zu berechnen und kaufen daher zu ihrem bedeutenden eigenen Erzeugnisse mehr als 100 Wagen mit Dünger in der Umgegend und selbst in Stuttgart. Noch vor 40 Jahren sollen nur wenige Gespanne Kühe vorhanden gewesen seyn, wogegen deren jetzt mehr als 100 gezählt werden. Unser Ort zeigt, wie viel selbst bei großer Bevölkerung (1792 1045 Einwohner) und Güterzersplitterung geleistet werden kann. Die Industrie hat sich, nächst dem Weinbau, hauptsächlich auf die Obstzucht nach allen ihren Zweigen gelegt. Der Wein gehört zu den besseren des Remsthales; er ist sogleich trinkbar, taugt aber auch auf das Lager, und findet überallhin Absatz. Die ganze Südseite, außer gegen den Wald hin, ist fast gleich gut. Man rechnet 3–6 Eimer Ertrag. Der Morgen Wiese oder Weinberg wird durchschnittlich um 800 fl. verkauft.

Die Obstzucht aber ist wohl die bedeutendste der Umgegend, und noch im Zunehmen. Das Obst geräth hier besonders gerne, namentlich Kirschen, welche fast nie fehlen; aber auch die Pfirsche und Aprikose gedeiht. Von Kernobst finden sich alle Gattungen bis auf die feinsten Tafelsorten. Zwetschgen und Pflaumen sind seltener. Birnen und Äpfel werden gedörrt oder gebrannt, größtentheils aber gemostet; wie denn in guten Jahren hunderte von Eimern Obstmost verkauft werden. Außerdem werden sehr viele Äpfel mit ganz eigenem Geschicke in dem Keller aufbewahrt | und erst im Winter und Frühling mit Vortheil in den Handel gebracht. Die Kirschen werden meist an Händler aus Ulm, Augsburg und München verkauft, wodurch das Dorf jährlich 4000 bis 5000 fl. einnimmt.

Das Rindvieh ist gut genährt, vom Landschlag, veredelt durch Holländer- und Schweizer-Race. Butterverkauf. Auch werden verhältnißmäßig sehr viele Schweine gezogen, namentlich von der Hallerrace, und zum Verkaufe gemästet; und obgleich die Unternehmer den größern Theil des Futters kaufen müssen, so finden sie doch ihre gute Rechnung dabei. Die 50 Bienenstöcke lassen einigen Verkauf von Wachs und Honig zu.

Von den 70 Gewerben des Orts sind zu erwähnen: eine Ziegelei (schon 1500 genannt), 1 Flaschner, 5 Maurer, 1 Nagelschmied, 2 Schlosser, 2 Schreiner, 1 Seckler, 5 Weber, 6 Zimmerleute, 3 Handlungen und 7 Kleinhändler und Hausirer mit landwirthschaftlichen Erzeugnissen. Auch einige Weinhändler sind hier.

Die Pfarrei hat keine Filialien. Sie wurde im Jahr 1495 errichtet und von der bisherigen Mutterkirche Waiblingen losgetrennt. Auch eine Frühmesse bestand hier. Seit dieser Zeit übt der Landesherr das Patronat aus. An der Schule stehen ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe. Eine Industrieschule für Mädchen und neuerlich eine Kleinkinderschule.

Die Gemeinde besitzt 2813/4 Morgen Grundeigenthum und 6093 fl. Capitalien. Die Stiftungspflege besitzt 11.208 fl. Capitalien. Die Gemeindeumlage beträgt 1700 fl.

Der Zehente war mit dem von Endersbach zum Theil Lehen der Grafen von Sulz; Träger in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts waren Dieterich von Frauenberg, Martin und Simon von Balzhofen. Antheil daran erwarb im Jahr 1473 das Stift Oberhofen, welchem solchen die Grafen von Sulz eigneten, wie sie dieß auch den obengenannten Trägern gethan hatten. Im Jahr 1442 verkaufte Elisabeth, Truchsessin von Höfingen, und im Jahr 1498 Adam, Schenk von Winterstetten, ihren Korn- und Wein-Zehenten an das Kloster Adelberg. Daher kam es, daß auch hier (1598) das Stift Göppingen 1 Scheffel Roggen als Stabscheffel vornweg vom Zehenten erhob und der Rest zu 8/32 dem Stift, 12/32 Adelberg, ferner dem Stift 6/32 und den beiden Caplaneien auf dem Capellberg bei Beutelsbach 3/32, Adelberg wieder 3/64 und dem Stift nochmals 3/64 gebührten. Vom Weinzehent erhielt das Stift 1 Eimer Stabeimer, die Pfarrei 3 Eimer und vom Rest Adelberg 9/24 und das Stift 15/24. Vom kleinen Zehenten gebührte der Gemeinde 1/3, das diese 1573 an die Pfarrei zu den ihr zuvor gebührenden 2/3 abtrat. Der Heuzehente gehörte | der geistlichen Verwaltung. Außerdem erwarben noch die Klöster Bebenhausen, Denkendorf (1364, 1385), Fürstenfeld (in Bayern), das Barfüßerkloster zu Eßlingen, ferner das Stift Stuttgart, der Spital zu Eßlingen theils Güter, besonders Weinberge, theils Rechte. Die Herrschaft besaß 1500 neben sonstigen Rechten nur 6 Lehen.

Im Städtekrieg, den 23. October 1449, wurde das Dorf niedergebrannt; am 16. April 1450 rückten die Eßlinger vor Strümpfelbach, wurden aber in wilder Flucht zum Dorfe hinausgejagt (v. Martens 787, 800). In einer der Fehden Württembergs mit Eßlingen schütteten die Eßlinger den Strümpfelbachern 1500 Eßlinger Eimer Wein aus.


  1. Schott leitet den Namen des Baches, der dem Dorfe die Benennung gab, von strampfen, d. h. einengen, her, also Bach im eng eingeschlossenen Thale.
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