Beschreibung des Oberamts Waiblingen/Kapitel B 30
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Das Pfarrdorf Schwaickheim liegt auf der Winnender Hochebene, an der Grenze gegen das Oberamt Marbach, nordwestlich, 11/2 Stunden von Waiblingen. Die Gemeinde ist dem Forstamte Reichenberg zugetheilt. Alle Zehenten und grundherrlichen Rechte stehen dem Hofcameralamte Winnenden zu; erstere mit 2 Eimer 6 Imi Bodenwein sind an die Gemeinde verpachtet, welche zwar seit 1818 einen Capitalbetrag von 4551 fl. 51 kr. an den Grundgefällen abgelöst, aber doch neben vielen Laudemien und mehreren Landachten noch 15 fl. 36 kr. in Geld, 52 Scheffel 5 Simri Roggen, 116 Scheffel 1 Simri Dinkel und 123 Scheffel Haber jährlich an das Hofcameralamt zu entrichten hat. Außerdem sind der Hospital Eßlingen und die Stiftungspflege Bittenfeld und Winnenden gefällberechtigt. Schwaickheim ist wohl der höchstbelastete Ort des Oberamtes.
Das Dorf liegt zunächst im Zipfelbachthal; der größere Theil desselben auf dem rechten Ufer, vom Thale aus aufwärts an dem nördlich gelegenen, meist flachen Abhange; der kleinere Theil auf dem linken Ufer im Thale. Außerdem ist, besonders zur Regenzeit oder nach dem Schneegange, ein ziemlicher Überfluß an Quellwasser vorhanden, namentlich in dem südlich gelegenen Theil des Dorfes, der die Moorgasse oder auch das Dörflein heißt und am Tiefsten liegt. Im Jahr 1835 wurde ein artesischer Brunnen gegraben (Corresp.-Bl. 1839. II. 169). Auf der Markung tritt unterhalb des bei Winnenden genannten Teufelsbrunnens der Entenbach von Norden her in den Zipfelbach. Der Boden ist im Ganzen fruchtbar, mehr schwer als leicht, theilweise sumpfig; die Luft rein und trocken. Die Früchte zeitigen 5–6 Tage später, als in Waiblingen. Die Gemeinde hat im Hohenreusch einen bedeutenden Sandsteinbruch, von welchem in den letzten Jahren in die benachbarten Bezirke, nach Stuttgart und selbst nach Göppingen, Bau- und Werk-Steine geliefert wurden. Die Straße nach Winnenden ist gut, die übrigen Nachbarschaftswege sind theilweise in nicht gutem Zustande.
Schwaickheim hat 214 Haupt- und 137 Neben-Gebäude. Die oben am Orte liegende Kirche stammt noch aus der Zeit vor der Reformation her, bietet aber keine Merkwürdigkeit dar, und ist von den Ortskassen zu bauen und zu erhalten, welche im Jahr | 1842 mit einem Aufwande von 4000 fl. den Thurm um einen steinernen Stock erhöhen und ihn mit Schiefer decken ließen. In kleiner Entfernung davon, außerhalb des Ortes, liegt der Begräbnißplatz. Nahe bei der Kirche steht frei und angenehm das von der Hofdomänenkammer zu erhaltende Pfarrhaus und das Schulhaus, dessen Baulast die örtlichen Kassen haben.Die Markung ist die größte der Dörfer des Oberamtes; sie begreift 592/8 Morgen Gärten, 19501/8 Morgen Äcker, 379 Morgen Wiesen und 406/8 Morgen Weinberge. Es treffen also durchschnittlich 11 Morgen auf eine Familie. Im Jahr 1771 zählte der Ort nur 903 Einwohner. Weder die Zahl der Reichen, noch die der Armen ist besonders groß; der geringere Mittelstand herrscht der Zahl nach vor. Auf den Landbau wird zwar Fleiß verwendet, der Betrieb läßt aber noch Manches zu wünschen übrig. Die Brache wird größtentheils eingebaut, hauptsächlich mit Futterklee, Runkelrüben etc. Der Hanf wird auf eigens dazu zubereiteten Ländern gebaut und geräth sehr gut. Getreide, Hanf etc. kann nicht unbedeutend verkauft werden. Die Aussaat ist beim Dinkel 6 Simri, beim Roggen und Haber 3 Simri. Der Ertrag beim Dinkel in guten Jahren 8 Scheffel, Roggen 21/2 Scheffel, Haber 3 Scheffel. Die Wiesen sind ergiebig an gutem Futter. Obst kann auch ausgeführt werden; doch beschränkt es sich zunächst auf Mostobst. Der Weinbau wird allmählig, besonders bei dem nachwachsenden Geschlecht, zur Nebensache. Die meisten Weinberge liegen am Schönbühl. Ein Morgen erträgt 3 Eimer, nicht einmal mittlerer Qualität. Der größere Theil Weinberge liegt auf Korber und Neustadter Markung. Die Zahl der Ochsen ist hier absolut genommen die größte (S. 61). Der Rindviehschlag ist gemischt. Der Absatz an Vieh, vom Saugkalb bis zum Mastochsen, theils im Orte selbst, theils auf den Märkten bedeutend. Die Schafe sind Bastarde, den feineren sich annähernd. Es sind drei Schäfer im Orte, aber nur noch 10 Morgen Schafweide. Die Zahl der Gewerbe ist 104; darunter 1 Mahlmühle, 1 Ziegelhütte, 1 Ölmühle, 1 Handlung, 24 Leineweber, 10 Schuhmacher, 4 Fuhrleute, 6 Schmiede, 4 Schwefelschnittenmacher, 9 Maurer etc. Der Zipfelbach treibt hier die erste Mahlmühle. Der Absatz an selbstgefertigter Leinwand auf benachbarten Jahrmärkten ist auch von Bedeutung.
Die Parochie hat keine Filialien. Das Patronat stand dem Stifte Backnang zu, kam aber durch Tausch am 23. April 1807 an die Königl. Hofdomainenkammer, welche auch die Pfarrbesoldung reicht. An der Schule stehen ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehilfe. Eine Industrieschule ist nicht vorhanden. | Die Einnahmen der Gemeindepflege machen zwar keine Gemeindeumlage überflüssig, sind aber den größeren beizuzählen. Das Stiftungsvermögen ist etwa 3000 fl.Ein Nibelunc de Sweicheim schenkte um 1100 dem Kloster Hirschau eine Hube in Benningen (Cod. Hirsaug. S. 41, ed. Stuttg.). Am 11. April 1245 bestätigte Papst Innocenz IV. dem Stifte Backnang eine hiesige Mühle, welche später, den 3. Mai 1453, an Graf Ulrich von Württemberg veräußert wurde. Genanntes Stift besaß auch, wie schon erwähnt, den hiesigen Kirchensatz[1] und besoldete den Pfarrer.
Zehenten wurden im Jahr 1435 von Württemberg an Hans von Bernhausen verpfändet (Steinhofer 2, 794, vergl. 847), im Jahr 1465 von Graf Ulrich von Württemberg sein Theil an demselben dem Stift Backnang verkauft, welches 1449 von Günther, Küchenmeister, und 1484 von Wernher, Schreiber, weitere Zehentrechte erwarb, und im Jahr 1453 hiesige Besitzungen an den Grafen Ulrich veräußerte (Sattler, Grafen 2, 184). Auch die Herrschaft Helfenberg besaß hier Gülten, welche mit dieser Herrschaft am 19. April 1456 an Konrad von Hohenrieth verkauft wurden.
Im Jahr 1524 besaß die Herrschaft die Mühle, 12 ganze und 4 halbe Höfe und 9 Lehen; die Pfarrei und Caplanei Korb je 1 Lehen; der Heilige zu Winnenden 3 und der hiesige Heilige 1 Lehen; das Stift Backnang ein Widumgut, worauf die Faselviehhaltung lastete; die Nicolaicaplanei Schorndorf einen von Heinrich dem Rorbecken 1369 durch Schenkung erhaltenen Hof; die Caplanei Weiler 1 Lehen, und die Custorei des Stifts Backnang 1 Lehen. Damals ist auch von Baumgarten am „Burggraben“ die Rede; über die Burg konnte aber nichts erhoben werden.
Schwaickheim gehörte zum Amte Winnenden. Die Rechte der Königl. Hofdomainenkammer, und zwar der große und der Wein-Zehenten, rühren vom Stift Backnang, der kleine von der Pfarrei, die Novalien von der Kellerei her, und wurden an dieselbe, nebst den übrigen bedeutenden Grundgefällen, welche die Schloßhofmeisterei | Winnenthal, die Kellerei und geistliche Verwaltung Winnenden und die Stiftungsverwaltung Backnang zu beziehen hatten, 1807 vom Staat abgetreten. Der kleine und Heu-Zehente, den bis dahin die Ortspfarrei bezog, wurde von dieser 1808 gegen Entschädigung ebenfalls der Königl. Hofdomainenkammer überlassen.Am 28. Juli 1693 fielen die Franzosen in das Dorf ein und brannten das Rathhaus ab. – Der römischen Alterthümer ist S. 91 gedacht.
- ↑ Über einen Streit, betreffend das Zehntstroh, welchen der Kirchenrath als Rechtsnachfolger des Stiftes mit der Gemeinde Schwaickheim hatte, ist folgende Deduction gedruckt: Geschichtliche Darstellung und rechtliche Ausführung der beim Hofgericht zu Tübingen anhängigen Rechtssache zwischen dem Stift Backnang, beklagten Appellanten, und der Gemeinde Schwaickheim, Klägerin Appellatin, wegen eines nicht in Erfüllung gekommenen oder wenigstens verjährten Vertragsrechts der Gemeinde, das Zehendstroh in einem geringen Preise zu erhalten. Stuttgart, Macklot 1800. 8.
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