« Kapitel B 6 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel B 8 »
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Groß-Sachsenheim,
Gemeinde II. Kl. mit 1342 Einw., wor. 2 Kath. a. Groß-Sachsenheim, Stadt, 1289 Einw. b. Egartenhof, Weiler, 27 Einw. c. Ölmühle, 16 Einw. d. Ziegelhütte, 10 Einw. Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Michelsberg eingepfarrt.

Groß-Sachsenheim, früher Oberamtsstadt, jetzt Sitz eines Amtsnotars und eines practicirenden Arztes, liegt 26° 43′ 21,20″ östlicher Länge und 48° 57′ 34,09″ nördlicher Breite, 2 Stunden nordöstlich von Vaihingen frei und angenehm auf dem flachen Bergrücken zwischen dem Enz- und dem Metterthale, jedoch dem letzteren bedeutend näher, so daß nicht ferne der nördlichen Seite des Orts die Gehänge des ziemlich tief und steil eingefurchten Thales beginnen. Vermöge dieser freien Lage ist die Luft zwar gesund, jedoch etwas rauher als in dem nur eine Stunde entfernt gelegenen Bietigheim, daher auch die Ernte um 6–8 Tage später eintritt als in der nahen Umgegend. Frühlingsfröste schaden häufig den Gewächsen der tiefer oder den Waldungen nahe gelegenen Stellen, dagegen ist ihre Einwirkung auf den Anhöhen weniger nachtheilig, wo in der Nähe des Orts und an den Straßen eine ausgedehnte Obstzucht mit Vortheil getrieben wird, wie denn im Jahr 1852 auf der Markung überhaupt 8000 Kern- und 1800 Steinobstbäume sich befanden. Hagelschlag ist gerade nicht selten und kam namentlich in den Jahren 1831, 1842 und 1850 vor.

Der nicht große, ziemlich unregelmäßig gebaute Ort besteht mit wenigen Ausnahmen aus alten unansehnlichen Gebäuden; die zum Theil engen, steinbeschlagenen Ortsstraßen sind reinlich gehalten und gekandelt. Die Stadt ist vermöge des an sie anschließenden ummauerten Schloßgartens an der Ost- und Nordseite theilweise mit Mauern versehen und an der südlichen Seite lief ein tiefer, stellenweise noch sichtbarer Graben mit Wall, während die Westseite offen war. Sie hatte zwei Thore, das Sersheimer (Kolbenthor) und das Bietigheimer Thor; beide wurden vor etwa vierzig Jahren abgebrochen.

Im südwestlichen Theile des Orts liegt ziemlich erhöht und mit einer Mauer umgeben die Pfarrkirche, zu der von der Hauptstraße eine steinerne Treppe führt; an der nordöstlichen Ecke der Mauer befindet sich ein rundes, mit einem Zeltdach versehenes Thürmchen, das gegenwärtig als Gemeindegefängniß benützt wird. Die Kirche selbst, deren Langhaus mit Ausnahme der westlichen Giebelseite | stylwidrig modernisirt ist, hat einen bis zum Kreuz massiven Thurm, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt, von dem der dreiseitige Schluß über den Leib des Thurms hervorragt, dieser Thurm, so wie das mit Strebepfeilern versehene Chor sind unverändert geblieben und erinnern noch an die ursprüngliche germanische Bauweise der Kirche; an einem der Strebepfeiler steht anno dom. 1484, ohne Zweifel das Jahr, in welchem die Kirche vollendet wurde, deren Baulast der Stiftungspflege obliegt. Auf dem Thurme, von dessen Kranz man eine nicht weit gedehnte aber liebliche Aussicht genießt, hängen drei Glocken, welche sämmtlich in der Mitte des 16. Jahrhunderts gegossen wurden. Das mit einer gewölbten hölzernen Decke versehene und durch schlecht bemalte Emporen verdüsterte Innere der Kirche enthält eine hölzerne Gedenktafel mit dem Wappen der Herren von Sachsenheim und der Umschrift „anno dom. 1508 starb der edel und fest Junkher von Sachsenheim etc.“; und in einer mit einem Netzgewölbe versehenen Seitenkapelle einen aus Stein gearbeiteten geharnischten Ritter auf einem Hund stehend, mit der Umschrift „anno dom. 1560 starb der edel und fest Juncker Renhart von Sachsenheim etc., neben ihm seine Frau Anna Margret von Sachsenheim † 1556“. Vom Schiff führt ein spitzbogiger Triumphbogen in das mit einem Netzgewölbe versehene Chor, dessen Schlußsteine von Westen nach Osten folgende Figuren enthalten: 1) das württemberg’sche und das sachsenheim’sche Wappen, 2) einen Bischof, 3) Ecce homo und 4) Maria mit dem Jesuskinde. Überdieß stehen noch im Chor zwei steinerne Grabdenkmale der Herren von Sachsenheim, der eine von 1559, der andere von 1568. Unter dem Chor befindet sich die Gruft der Herren von Sachsenheim.

Der außerhalb, südlich des Orts gelegene, in neuester Zeit mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, wurde im Jahr 1835/36 namhaft vergrößert.

Im südöstlichen Theile des Orts liegt das Pfarrhaus, das der Staat im Bau zu erhalten hat, nebst Öconomiegebäuden und Garten.

Zunächst der Kirche steht das 1823 neu erbaute Schulhaus, zugleich die Wohnung des Schulmeisters und Lehrgehilfen, welche an der Volksschule unterrichten. Neben der Schule besteht schon längst eine Industrieschule.

Das Rathhaus ist ein ansehnliches Gebäude mit einem Thürmchen, das eine Glocke und Uhr enthält; in dem Rathzimmer sind zwei gut gemalte Fensterscheiben, Wappen vorstellend, die eine mit der Inschrlft: „Gott allein die Ehr 1589. Herrmann von Janowitz | Obervogt zu Sachsenheim“, die andere: „Gott ist mein Trost, Johann Michael Hirschmann Vogt zu Sachsenheimb anno dom. 1631.“ Letztere hat das Monogramm MR, das häufig auch auf den gemalten Rathhausfenstern im Amts-Oberamt Stuttgart vorkommt. An die von der Gemeinde dem Staat im Jahr 1829 abgekaufte Gemeindekelter wurde im Jahr 1834 ein öffentliches Backhaus angebaut; ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst.

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Am nordöstlichen Ende des Orts steht das sehr ansehnliche Schloß, der ehemalige Sitz der Herren von Sachsenheim. Dasselbe nebst Garten wurde im Jahr 1828 von dem Staat an den General v. Misani und von diesem im Jahr 1846 an den Rittmeister Freiherrn v. Röder verkauft, dessen Tochter Anna es noch besitzt; es theilt sich in das eigentliche alte Schloß und in die Neben- oder vielmehr Vorgebäude, welche einen großartigen Hofraum umschließen, zu dem ehemals ein festes Thor führte. Das Ganze ist mit einem Graben umgeben und überdieß führt noch ein besonderer, ausgemauerter Graben in einem Kreisrund um das eigentliche Schloß; über eine steinerne Brücke (früher Zugbrücke) gelangt man zu der unter dem Schloß durchführenden rundbogigen Einfahrt und weiter in den innern Hofraum, der früher von dem Schloßgebäude ganz umschlossen, jetzt nur an einer Seite, an der im Jahr 1823 ein Theil des Schlosses abbrannte, offen ist. Obgleich es in neuerer Zeit verändert und modernisirt wurde, trägt das Gebäude in seiner ganzen Anlage und seiner soliden Ausführung doch immer noch das Gepräge einer Ritterburg, namentlich vermöge seines Eingangs mit der Brücke, über welchen zwei sachsenheimische Wappen mit Umschriften angebracht sind, welche sagen, daß das Schloß im Jahr 1542 abbrannte, und daß dasselbe im Jahr 1544 wieder zu bauen angefangen wurde. An der stumpfwinkeligen Ecke der Vorderseite des Schlosses steht aus Stein gehauen ein geharnischter, kniender Ritter, auf dessen Schild, wie zu dessen Füßen das Wappen der Herren von Sachsenheim sich befindet. Auf der Brüstung der Schloßbrücke steht ebenfalls aus Stein gearbeitet das vermeintliche Bild des durch Märchen bekannten Klopferles von Sachsenheim[1], ein zusammengekauertes | Männchen mit monströsem Fratzengesicht und verworren herabhängenden Haupt- und Barthaaren vorstellend, das auf dem Kopf ein plattes Fußgestell trägt, was deutlich bekundet, daß das Ganze früher als Kragstein oder Console an irgend einem alten, noch aus der romanischen Periode stammenden Gebäude diente. In der Nähe des Auftritts der Brücke stehen zwei schönwüchsige Linden, die im Verein mit den üppigen Baumgruppen, welche sich aus dem tiefen Schloßgraben erheben, zu der sehr malerischen Ansicht des Schlosses viel beitragen. Was die Vorgebäude betrifft, so befindet sich in einem an dem Eingang in den äußern Schloßhof stehenden Wohnhause jetzt die seit etwa 50 Jahren im Ort bestehende Apotheke; an dieses schließt sich die ehemalige Herrschaftküfers- und Kastenknechts-Wohnung, welche östlich an den Fruchtkasten stößt. Zunächst des Schlosses, nur durch den inneren Schloßgraben von demselben getrennt, steht die frühere Zehntscheuer und neben dieser ein zum Schloß gehöriges Öconomiegebäude, außer welchen noch einige Privatgebäude innerhalb des äußeren Schloßhofes vorhanden sind. An der nördlichen und östlichen Seite dieses Schloßgebäudecomplexes befindet sich ein 7 Morgen großer, mit einer Mauer umfriedigter Baum- und Gemüsegarten, der Eigenthum des Schloßbesitzers ist.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser, das zwei laufende und viele Pumpbrunnen liefern, im Überfluß versehen; auch ist gegen Feuersgefahr im nördlichen Theile der Stadt eine Wette angelegt, welche von dem Ablauf eines Rohrbrunnens gespeist wird. Außerhalb des Orts befinden sich viele, zum Theil reichhaltige Quellen, wie die Seepfadquelle, das Hetzenbrünnle, der obere, mittlere und untere Höllbrunnen etc. Von periodisch fließenden Quellen (Hungerbrunnen) befindet sich eine in der Nähe der Kirche, welche namentlich im Jahr 1853 gewaltig hervorbrach, und eine weitere an der Sersheimer Steige.

Die Stadtgemeinde Groß-Sachsenheim zählte im Jahr 1852 664 männliche, 703 weibliche, zusammen 1367 Angehörige, wovon 52 im Ausland lebten. Die Zählung des Jahrs 1846 ergab 1329 Angehörige (647 männl. 682 weibl.), wovon 1327 der evangel., 2 der kathol. Confession zugethan waren.

Die Zahl der Ortsanwesenden betrug 1846 1266 (580 männl., 686 weibl.), wovon 403 unter, 863 über 14 Jahre alt waren.

Nach Altersklassen vertheilte sich die städtische Bevölkerung im Jahr 1846 wie folgt:

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männl. weibl.
unter 06 Jahren 87 104
von vollend.06. bis 014. Jahre 109 95
von vollend.14 bis0 20 .Jahre 68 62
von vollend.20 bis0 25 .Jahre 50 54
von vollend.25 bis0 40 .Jahre 151 158
von vollend.40 bis0 60 .Jahre 133 141
von vollend.60 bis0 70 .Jahre 30 47
von vollend.70 bis0 80 .Jahre 17 20
von vollend.80 bis0 90 .Jahre 2 1
von vollend.90 bis 100 .Jahre
über 100 Jahre
647 682

1329

Zu derselben Zeit war der Familienstand:

Verehelichte Personen   412
Wittwer 24
Wittwen 57
Geschiedene 5
Unverehelichte 831
1329

Familien zählte man 1846 302, und auf 1 Familie kamen somit 4,4; auf 1 Ehepaar 6,45 Angehörige.

In dem Jahrzehnt von 1842/52 wurden hier durchschnittlich jährlich 50,7 Kinder, und zwar 26,6 Knaben, 24,1 Mädchen geboren. Darunter befanden sich 7,4 uneheliche (3,7 Knaben, 3,7 Mädchen). Auf 1000 Einwohner kommen hienach jährlich 37,2 Geburten (1 auf 26,9), und unter 100 Geburten waren 14,6 unehelich, (1 auf 6,85).

In derselben Periode sind im jährl. Durchschnitt gestorben 39,1 und zwar 20,9 männl., 18,2 weibl. Angehörige, so daß also auf 1000 Einw. 28,7 Sterbefälle kommen (1 auf 34,9), und zwar auf 1000 männl. Einw. 30,7, auf 1000 weibl. Einw. 26,6 Gestorbene.

Auf 1000 Gestorbene treffen 1297 Geborene, und es beträgt der natürliche Zuwachs zur Bevölkerung für das Jahrzehnt 1842/52 116 (57 männl. 59 weibl.), die wirkliche Zunahme jedoch nur 26, wobei das männl. Geschlecht einen Rückschlag von 27, das weibl. dagegen eine Zunahme von 53 Seelen zeigt.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesund, jedoch körperlich nicht bevorzugt, auch haben sich die Spuren des früher ziemlich häufigen, in neuerer Zeit aber seltener gewordenen Kretinismus noch nicht ganz verwischt. In Hinsicht auf Sittlichkeit und Charakter ist die Mehrzahl friedliebend, geordnet und fleißig. Die Vermögensumstände | gehören nicht zu den erfreulichen, indem nur der kleinere Theil der Ortsangehörigen mittelmäßig begütert, der übrige aber theils ziemlich, theils ganz unbemittelt ist. Der gewöhnliche Besitz eines Begüterten beschränkt sich auf etwa 9 Morgen, der größte Güterbesitz besteht in 60 Morgen. Die Erwerbsquellen sind Ackerbau, Viehzucht und etwas Weinbau; weniger Bemittelte suchen sich durch Taglohnarbeiten ihr Auskommen zu sichern.

Die Markung, früher sehr mit grundherrlichen Abgaben beschwert, ist mit Ausnahme der ziemlich steilen Gehänge gegen die Metter und den Kirrbach beinahe eben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehmboden; an den Gehängen ist der Boden steinig und kalkhaltig, und in den Thälern, welche häufig von den schnell austretenden Gewässern (Metter und Kirrbach) überschwemmt werden, lagern fruchtbare Alluvialböden.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben, auch haben neuerlich landwirthschaftliche Verbesserungen Eingang gefunden; man baut vorzugsweise Dinkel, wenig Weizen, etwas Roggen und ziemlich viel Einkorn, sodann Hafer und Gerste. Bei einer Aussaat von 6 Sri. Dinkel, 2 Sri. Roggen, 2 Sri. Gerste, 4 Sri. Einkorn, 3 Sri. Hafer und 2 Sri. Weizen, erträgt durchschnittlich ein Morgen 7 Scheffel, in günstigen Jahrgängen 10 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Roggen, 4–5 Scheffel Einkorn, 3–4 Scheffel Gerste, 3 Scheffel Weizen und 5–6 Scheffel Hafer. In der zu 5/6 angeblümten Brache baut man hauptsächlich Futterkräuter (dreiblätteriger Klee und Luzerne), Ackerbohnen, Kartoffeln, Hirsen, Angersen, ziemlich viel Mohn, Reps, Welschkorn und Hanf; letzteren nur für den eigenen Bedarf. Kraut wird in eigenen Ländern gezogen. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 400 fl., die mittleren 250 fl. und die geringsten 100 fl. Die Getreidefrüchte, namentlich Dinkel und Hafer, werden in ziemlicher Ausdehnung von Bäckern aus Stuttgart und Ludwigsburg im Ort aufgekauft. Der Wiesenbau ist nicht bedeutend, daher auf den Futterkräuterbau sehr gedrungen wird, indessen haben einzelne Ortsbürger auf anstoßenden Markungen sich Wiesen angekauft; die Wiesen, von denen etwa die Hälfte bewässert werden kann, sind größtentheils zweimähdig und ertragen durchschnittlich per Morgen 20 Centner Heu und 8 Centner Öhmd; Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, liefern in trockenen Jahrgängen häufig keinen Öhmdertrag. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 125–400 fl. Der Weinbau, welcher sich hauptsächlich mit Elblingen und Silvanern beschäftigt, wird nur auf etwa 40 Morgen betrieben; das Erzeugniß | wird im Ort selbst verbraucht. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens belauft sich auf 4–6 Eimer und der Eimer kostete im Jahr 1846: 42–50 fl., 1847: 15-24 fl., 1848: 20 fl., 1849: 20 fl., 1850: 16 fl., 1851: 16 fl. und 1852: 18 fl. Die höchsten Preise eines Morgens Weinberg betragen 275 fl. und die geringsten 125 fl. Die Obstzucht ist sehr ausgedehnt (s. oben) und erlaubt in günstigen Jahrgängen einen beträchtlichen Obstverkauf nach Außen; es werden hauptsächlich Luiken, Schreineräpfel, etwas Reinetten, Palmisch-, Knaus-, Brat- und Wöhrlesbirnen gezogen. Die Gemeinde hat eine eigene Baumschule und ließ auf Allmanden gegen 200 Obstbäume pflanzen, welche ihr im Durchschnitt 50–60 fl. eintragen.

Der Waldbesitz der Gemeinde beträgt 650 Morgen, welche mit weichen Holzarten (Aspen, Salweiden, Haselstauden etc.) und mit Eichenoberholz bestockt sind; sie werden im 16jährigen Umtriebe bewirthschaftet und liefern einen jährlichen Ertrag von etwa 10.000 St. Wellen, von denen jeder Bürger 35–40 St. erhält. Das Eichenoberholz wird auf dem Stamm verkauft und sichert der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von etwa 2200 fl.

An Gemeindegütern sind ungefähr 20 Morgen vorhanden, welche den Bürgern unentgeldlich zum Genuß überlassen werden.

Die Rindviehzucht wird in mittelmäßiger Ausdehnung betrieben; man hält hauptsächlich eine rothe und scheckige Landrace, welche durch drei Farren (zwei Simmenthaler und einer von Landrace) nachgezüchtet und verbessert wird. Für die Haltung der Zuchtstiere und Eber werden einem Ortsbürger alljährlich von der Gemeinde 175 fl. bezahlt. Der Handel mit Vieh ist nicht sehr beträchtlich. Die Schäferei und die Verleihung der Schafweide ist aufgehoben.

Auch die Schweinezucht ist von geringem Belang, indem die meisten Ferkel von Außen bezogen werden; ebenso die Zucht von Ziegen, mit der sich nur Unbemittelte befassen; Geflügel wird nur für den eigenen Bedarf gehalten.

Bienenzucht ist unbedeutend und im Abnehmen begriffen.

Die Metter und der Kirrbach beherbergen Weißfische, Schuppfische, Gruppen und Krebse; in beiden Gewässern hat der Staat das Fischrecht, welches um 12 kr. jährlich an einen Ortsbürger verpachtet ist.

Von Gewerben sind außer den meist nur für die örtlichen Bedürfnisse arbeitenden Handwerken zu nennen: vier Schildwirthschaften, die schon gedachte Apotheke, ein Kaufmann und die außerhalb des Orts gelegene Ölmühle und Ziegelhütte. Übrigens | hat die Stadt das Recht, den 18. März, den 17. Mai und den 21. September je einen Vieh- und Krämermarkt abzuhalten.

Auf der Markung sind mehrere, theils der Gemeinde, theils Privaten gehörige Muschelkalk- und Lettenkohlensandsteinbrüche, wie auch Lehmgruben vorhanden.

Gut angelegte Vicinalstraßen nach Sersheim, Klein-Sachsenheim, Bietigheim, Untermberg und Ober-Riexingen sichern den Verkehr mit der Nachbarschaft, überdieß hat der Ort durch die nördlich an demselben vorüberführende Eisenbahn von Bietigheim nach Bruchsal ein allgemeineres Verkehrsmittel gewonnen, da sich eine Station mit schön und freundlich ausgeführtem Bahnhofgebäude zunächst am Ort befindet.

Der in der Gemeinde-Markung begriffene Egartenhof liegt oben an dem Steilrande gegen das Enzthal 1/2 Stunde südöstlich von dem Mutterort. Der freundliche, hinter Obstbäumen versteckte Weiler, von dem man eine angenehme Aussicht über das auf der rechten Seite der Enz gelegene Flachland, aus dem sich der Asberg imposant erhebt, genießt, wird durch einen laufenden und einen Pumpbrunnen mit Trinkwasser versehen, das jedoch in ganz trockenen Jahrgängen so spärlich fließt, daß Wassermangel entsteht. Die unter sieben Bauern vertheilten Hof-Güter haben mit Ausnahme der kalkreichen Gehänge einen fruchtbaren Diluviallehmboden und stehen im Ertrag den übrigen Gütern auf der Markung von Groß-Sachsenheim gleich. Ein Lettenkohlensandsteinbruch, der gute Werksteine liefert, gehört zu dem Weiler.

Zunächst des Hofs steht auf dem äußersten Enzthalrande die ansehnliche Ruine, schon 1375 (Mone Zeitschr. 5, 76) äußere Burg, auch Altensachsenheim genannt, das Stammschloß der Herren von Sachsenheim. Sie besteht aus einem geschlossenen Viereck, dessen Gemäuer 10′ dick und theilweise noch 40′ hoch ist; an den Innenseiten der Mauern befinden sich noch Kragsteine, die nachweisen, daß die Burg ehemals aus drei Stockwerken bestand, auch sieht man noch an mehreren Stellen wenige Reste von früheren Mauern, die das Ganze in Gelasse theilten. Die noch vorhandenen Umfassungsmauern des ehemaligen Burggebäudes haben mit Ausnahme eines Fensters an der Ostseite weder Schußscharten noch Lichtöffnungen. Auf der südlichen, gegen das Enzthal gekehrten Seite befindet sich der Eingang und ein gepaartes Spitzbogenfenster, über welchem noch zwei große, rundbogige Öffnungen vorhanden sind. Um die Burg lauft mit Ausnahme der südlichen von Natur festen Seite, ein tiefer Graben. Auf jeder Ecke der Burg stand getrennt von derselben ein rundes Thürmchen. Zu dem | Schloß gehörten Gärten und Weinberge, die mit einer, zum Theil noch vorhandenen Mauer umfriedigt waren.

Der Haushalt der Gemeinde ist geordnet, so daß früher nie Gemeindeschaden umgelegt werden durfte, bis in den letzten Jahren wegen der vielen durch die Steinfuhren zur Eisenbahn verursachten Straßenreparationen eine Gemeindeschadens-Umlage nöthig wurde.

Weniger günstig sind die Vermögensverhältnisse der Stiftungspflege, siehe übrigens über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt Tabelle III.

Das Wappen der Stadt ist das der Herren von Sachsenheim mit darüber gesetztem schwarzem Hirschhorn.

Auf dem Burgfeld, etwa 1/8 Stunde südöstlich der Stadt, finden sich unter der Oberfläche bedeutende Überreste römischer Gebäudesubstructionen, ebenso in der Nähe des Höllbrunnens, Holderbüschle und Mäurich.

Auf der Spitze zwischen dem Metter-Thal und Seepfadthälchen wird eine Stelle „Klingenberg“ genannt, woselbst man beträchtliche Fundamente römischer Gebäude, römischer Ziegel, Heizröhren u. s. w. findet.

Die erstmalige Nennung des Orts, dessen Namen auf sächsische Colonisten hinweisen mag, fällt in die Zeit um 1090; damals erwarb das Kl. Hirschauische Priorat Reichenbach Güter in Sachsenheim, vertauschte aber bereits im Jahre 1115 wieder seine Besitzungen in beiden Sachsenheim (Würt. Jahrb. 1852 I., S. 113. 126).

Die ältesten bekannten Glieder des Ortsadels, deren hiesiger Besitz unter der Lehensoberherrlichkeit der Grafen von Vaihingen, seit der Mitte des 14. Jahrhunderts unter dem der Grafen von Württemberg stund, sind Diemo und seine Söhne Hugo und Gerlach, welche um 1100 das Kloster Hirschau beschenkten (Cod. Hirsaug. 29b).

Eine stattliche Reihe von Gliedern dieser Familie, welche sich in mehrere Äste verzweigte, tritt auf in den Zeiten von 1240 (Mone Zeitschrift 4, 340) bis zu ihrem Erlöschen im Jahre 1561. Beliebte Taufnamen waren Hermann (dieser besonders), Friedrich, Konrad, Bernold, Johann, Wilhelm, Georg, Reinhard u. a. (Eine Geschlechtstafel, welcher man einige fabelhafte Ahnherren zu gute halten muß, siehe in Bucelini Germania stemmatographica pars 3). Ein früh vorkommender Frauenname ist Irmentrud.

Als Wappen führten diese Herren in silbernem Felde zwei | rothe durch ein rothes Stirnstück mit einander verbundene Büffelhörner. Auf dem Helm sind die zwei rothen Büffelhörner wiederholt. Helmdecken silbern und roth.

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Im Jahr 1364 wurde Konrad von Sachsenheim mit seinem Antheil an der Burg Sachsenheim und Zugehörungen, namentlich Gütern zu Groß- und Klein-Sachsenheim, von dem Grafen Eberhard von Württemberg belehnt. In frühen Zeiten findet man die Herren von Sachsenheim häufig in württembergischen Diensten. In der Schlacht bei Reutlingen den 21. Mai 1377 fielen für Württemberg kämpfend Berthold von Sachsenheim und sein Sohn Friedrich. Ein Hans von Sachsenheim gerieth im Jahre 1385 in eine Fehde mit Württemberg, in welche auch sein Bruder Fritz und sein Vetter Konrad verwickelt wurden; er nahm den Hans Herter und mehrere württembergische Unterthanen gefangen, die Grafen Eberhard und sein Sohn Ulrich von Württemberg aber besetzten seine und seiner Anhänger Güter und er wurde gezwungen, um Frieden zu bitten, welcher am 10. Mai 1386 zu Stande kam. Hans versprach die Gefangenen frei zu geben, nie wider Württemberg zu sein und innerhalb eines Vierteljahrs seine Schulden bei württembergischen Dienern und Unterthanen zu bezahlen (Sattler Gr. 1, 252). Als Geistlicher that sich hervor Hermann von Sachsenheim, Stuttgarter Stiftsprobst 1379–1418. Ein Hermann von Sachsenheim war Deutschordens-Comthur zu Oettingen 1416–1420, und wieder ein Hermann von Sachsenheim erscheint 1425–1443 mit derselben Würde bekleidet (Jahrb. des hist. Vereins im Rezatkreis für 1834 S. 27). Ein weiterer Hermann und sein Vetter Hans spielten als württembergische Räthe namentlich während der vormundschaftlichen Regierung 1419 u. f. eine wichtige Rolle; genannter Hans war auch württembergischer Hofmeister. Am bekanntesten ist der am 29. Mai 1458 gestorbene Hermann, Verfasser des gereimten Romans die Mörin und anderer Dichtungen (Stälin Wirt. Gesch. 3, 759). Als Staatsmann zeichnete sich besonders auch ein späterer Hermann aus; er zog 1468 mit dem Grafen Eberhard im Bart auf seiner Pilgerfahrt nach Palästina, wurde öfters zu Gesandtschaften gebraucht und bekleidete das wichtige Amt eines Landhofmeisters in Württemberg, darauf in Baden (Schoepfl. H. Z. B. 2, 260), im Jahr 1503 unter der vormundschaftlichen Regierung wieder in Württemberg, und starb den 15. November 1508, mit Hinterlassung von zwei Töchtern, deren eine, Margareth, sich mit Reinhard von Sachsenheim (dem Erbauer des jetzigen Schlosses) vermählte und auf diesen durch das Vermächtniß ihres Vaters die hiesigen Güter des letztern brachte. Mit dem | Sohn Reinhards, Bernhard, erlosch der legitime Mannsstamm des Geschlechts den 14. August 1561.

Die Besitzungen dieser Familie waren zu Zeiten ziemlich ausgedehnt. Den Kern bildeten die drei Sachsenheim, Groß-, Klein-Sachsenheim und Sachsenheim unterm Berg (heut zu Tage blos Untermberg genannt). Den Blutbann und das Gericht besaßen sie in Groß-Sachsenheim als Reichslehen; solches verlieh z. B. im Jahr 1444 Kaiser Friedrich IV. an Berchtold von Sachsenheim (Chmel Reg. Friedr. Nr. 1631). Sonst hatten sie Güter und Rechte zu Metterzimmern, Freudenthal, Bissingen, Höpfigheim. Einen Zoll besaßen sie auf der Enz bei der alten Mühlstatt unter dem Schloß Alt-Roßwag, welchen sie am 23. Dezember 1479 an Graf Eberhard den ältern von Württemberg für 200 rhein. Gulden verkauften. Im Jahr 1338 erkaufte Friedrich von Sachsenheim von dem Markgrafen Rudolf von Baden die Stadt Bönnigheim und die Burg Magenheim (Würdtwein Nov. subs. dipl. 5, 150) und vererbte auf sein Haus, erstere bis zu Ende des 14. Jahrhunderts, dagegen Antheile an letzterer, welche unter württembergische Oberlehensherrlichkeit kam, bis zum Aussterben des legitimen Mannsstamms im Jahr 1561. Im Jahr 1344 erwarben die von Sachsenheim die Burg Kleiningersheim und besaßen sie über 100 Jahre (Oberamt Besigheim 248). Im Jahr 1368 erscheint ein Herr von Sachsenheim als zugenannt „von Helfenberg“ (Mone Zeitschrift 5, 69). Als Lehen von Württemberg war Hohenstein (Oberamt Besigheim) seit 1370 über ein Jahrhundert in sachsenheimischem Besitz. Im Jahr 1422 wurde Berthold von Sachsenheim von dem Hochstift Worms mit dem halben Dorf Ehrstädt und 1/3 des Dorfes Steinfurt (bei Sinzheim) belehnt; seine Nachkommen verkauften jedoch diese Stücke im Jahre 1483 an die von Helmstadt (Schannat Hist. episc. Wormat. 1, 289). Vereinzelte, meist durch Heirath erworbene und nicht lange bei diesem Haus gebliebene Güter lagen bei Eßlingen, Bonlanden, Sielmingen, Höfingen etc.

Die hiesigen württembergischen Besitzungen schreiben sich zum Theil aus früher Zeit her, ehe im Jahr 1561 mit Erlöschen des Sachsenheimischen Mannsstamms das Schloß nebst Zugehörungen als eröffnetes Lehen heimfiel, wobei Herzog Christoph die Eigenthumserben für ihre Ansprüche durch die Abfertigungssumme von 6500 fl. und Übernahme von Schulden zufrieden stellte (vergl. auch Sattler Herz. 4, 190). Den 28. Januar 1471 verkaufte Konrad von Sachsenheim sein Drittel an Groß- und Klein-Sachsenheim mit Eigenleuten und Gerechtigkeiten, und den 16. Oktober 1481 die Wittwe Johanns von Sachsenheim, Helene Klaibin, ihren | Theil von Groß- und Klein-Sachsenheim und Untermberg und andern Orten an Graf Eberhard im Bart von Württemberg.

Nach dem Heimfall des Lehens bestimmte der Landtagsabschied vom 19. Juni 1565: „wir wellen bei den Sachsenheimischen Unterthanen Handlung fürnehmen lassen, damit sie an der (von der Landschaft übernommenen Schuldenlast) auch contribuiren und, was bei ihnen erhalten wird, gemeiner Landschaft an der Ablösungshilfe zu gut komme“ (Landesgrundverf. 142). Mit der Incorporation an Württemberg erhielt Sachsenheim Landstandsrecht. Die Reichsritterschaft sicherte übrigens laut kaiserl. Rescripts, den 10. Sept. 1601 an Herzog Friedrich ergangen, ihr hiesiges jus collectandi (Lünig St.-A. 12, 159) und erst im Jahr 1769 erhielt Württemberg durch Vergleich mit der Ritterschaft solches Recht in Sachsenheim und drei zugehörigen Flecken eingeräumt (Cramer Wetzlar. Nebenstunden 112, 600). Das hiesige Schloß überließ Herzog Johann Friedrich im Jahr 1620 zum Wohnsitz der verwittweten Churfürstin Louise Juliane von der Pfalz, geb. Prinzessin von Oranien, Mutter Friedrichs, Königs von Böhmen und Churfürsten von der Pfalz, als sie nach des letztern unglücklicher Schlacht bei Prag nach Württemberg floh (Sattler Herz. 6, 142). Am 25. September 1657 schenkte Herzog Eberhard III. seiner (zweiten) Gemahlin Marie Dorothee Sophie, geb. Gräfin von Oettingen, das Schloß nebst dem ganzen Amt Sachsenheim auf Lebenslang als Eigenthum. Nach ihrem Tod im Jahr 1698 fiel es, nachdem es 1688–1693 bei den französischen Einfällen sehr übel zugerichtet worden war, wieder an das regierende Haus zurück. Die hiesige kleine Jagd hatte Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg den 24. August 1674 von Bernhard Schaffelitzky zu Freudenthal ertauscht.

Im 18. Jahrhundert war das hiesige Schloß der Sitz der Vögte, nachmaliger Oberamtmänner zu Sachsenheim, bis zur Aufhebung des Oberamts im Jahr 1807.

Im Jahr 1818 wurde es der Amtssitz des Forstamts am Stromberg und blieb es bis zum Jahr 1828, in welchem dieses Forstamt nach Bönnigheim verlegt wurde. (Über spätere Eigenthümer des Schlosses s. oben.)

Über die hiesige Kirche hatte das elsäßische Kloster Weissenburg, welches schon in sehr früher Zeit in der Umgegend begütert war (Stälin Wirt. Gesch. 1, 601), die Oberlehensherrlichkeit und belehnte mit solcher noch am 25. Mai 1291 den Markgrafen Hermann von Baden (in Sahsenheim jus patronatus ecclesie. Trad. Wizenburg. ed. Zeuss 314, Mone Quellensammlung 1, | 219, was übrigens auch Klein-Sachsenheim sein könnte). Der älteste bekannte hiesige Kirchenrector ist Heinrich Custer des Dreifaltigkeitsstiftes zu Speier, in Urkunde vom 24. Juli 1265 genannt (Mone Zeitschr. 4, 346). Am 29. Merz 1289 kommt vor Konrad viceplebanus in S. (St. A.). Im Jahr 1443 wird eines hiesigen Pfarrers und vierer Caplane gedacht. Mehrere Jahrzeitstiftungen verdankt die Kirche der sachsenheimischen Familie.

Der Pfarrsatz gehört der Krone.

Gefällberechtigt war zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848 und 1849 und erhielt in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungskapital die Finanzverwaltung für Zehnten 33.209 fl. 43 kr., für andere Gefälle 5246 fl. 20 kr.


  1. Der Hausgeist Klopferle, ein früherer Bewohner des Hauses, klopft meist unsichtbar, zuweilen jedoch an hohen Festen sichtbar im ganzen Haus herum, bedient die Ehehalten beim Holz- und Wassertragen, treibt aber auch viel Possen; oft bindet er z. B. des Nachts das Vieh um; sind die Kirchweihkuchen ordentlich aufgeschichtet, so wirft er sie durcheinander. In der Regel unschädlich, schlägt er denjenigen, welcher ihm befehlen will. Einstmals, trotz seiner Warnung beschworen, habe er das Schloß abgebrannt, worauf das Geschlecht ausgestorben sei. S. mehreres bei Klunzinger Zabergäu 3, 140, Meier Sagen aus Schwaben 1, 80.
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