« Kapitel B 16 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel B 18 »
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Roßwaag,
Gemeinde III. Kl. mit 815 Einw. a. Roßwaag, Pfarrdorf mit 809 Einw. b. See-Mühle 6 Einw. – Evang. Pfarrei.

Der nicht große Ort liegt etwas abhängig am Fuße eines steilen, mit Reben bepflanzten Thalabhanges, der sich amphitheatralisch um einen schönen Bogen, den hier die Enz beschreibt, wendet. Durch diese hohe Bergwand vor rauhen Nordwinden geschützt, dagegen gegen Süden offen und den Sonnenstrahlen sehr zugänglich, ist die Lage des Orts eine äußerst freundliche und milde; nur die Ausdünstung der ganz nahe, an der Westseite vorbeifließenden Enz, verursacht nicht selten Nebel. Auch schaden zuweilen Frühlingsfröste den tieferen Weinbergen und den im Thal stehenden Obstbäumen. Hagelschlag kommt ziemlich häufig, übrigens nur strichweise vor. Das enge zusammengebaute, mit reinlichen, durchaus gekandelten Straßen versehene Dorf, gewährt mit seiner im südlichen Ortstheile gelegenen, hervorragenden Kirche eine freundliche, malerische Ansicht; die durchgängig ländlichen Wohnungen sind von mittlerer Größe und mit steinernen Unterstöcken versehen.

Die ansehnliche Pfarrkirche, welche von der Stiftungspflege zu unterhalten ist, wurde nach einer an einem Strebepfeiler des Chors angebrachten Jahrszahl 1495 erbaut, und trägt noch manche Spuren ihrer früheren germanischen Bauweise, die sich namentlich an dem mit einem halben Achteck schließenden, und mit germanisch gefüllten Spitzbogenfenstern versehenen Chor, noch unverdorben erhalten hat. Der an der Westseite stehende Thurm ist in seinen unteren Theilen viereckig und scheint weit älter als die gegenwärtige Kirche zu sein; gegen oben geht er in ein Achteck über, das nach einer, am obersten Stockwerke angebrachten Jahrszahl, erst im Jahr 1594 aufgesetzt wurde. Auf dem Thurme, der ein schlankes, spitzes, mit Schiefer gedecktes Zeltdach trägt, hängen zwei Glocken, von denen eine 1455, die andere 1852 gegossen wurde. Das unterste Stockwerk des Thurms enthält ein Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein ein Wappenschild mit einem Kreuze angebracht ist. Das Innere der Kirche ist freundlich und enthält einen im germanischen Geschmack gut gearbeiteten Taufstein; von dem Langhause führt ein spitzer Triumphbogen zu dem Chor, dessen wohl construirtes Netzgewölbe als Schlußsteine leere Wappenschilde enthält, die ohne Zweifel früher | bemalt waren, in neuerer Zeit aber, wie auch die Wandungen, weiß übertüncht wurden. Die Kirche war ursprünglich mit einer festen Mauer umgeben, welche im Jahr 1842 zum größten Theil abgetragen wurde.

Der ummauerte, im Jahr 1828 namhaft vergrößerte Begräbnißplatz befindet sich am südlichen Ende des Orts.

Das gegenüber der Kirche stehende, dem Staat gehörige Pfarrhaus, hat eine freie, angenehme Lage, und ist in gutem baulichem Zustande.

Das ansehnliche Schulhaus, welches zugleich die Lehrerwohnung enthält, wurde im Jahr 1842/43 mit einem Gemeindeaufwand von 8000 fl. neu erbaut. An der Volksschule, neben welcher auch eine Industrieschule besteht, unterrichtet ein Schulmeister mit einem Lehrgehilfen.

Das wenig ansehnliche, 1706 erbaute Rathhaus, gehörte früher einem Ortsbürger, und wurde vor etwa 50 Jahren von der Gemeinde erkauft.

Als Gemeinde-Eigenthum sind ferner ein Back- und Waschhaus, ein Schafhaus und eine außerhalb des Orts stehende Kelter vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern das ganze Jahr hindurch zwei Pump- und zwei Schöpfbrunnen; überdieß befinden sich auf der Markung, namentlich auf der rechten Seite der Enz, mehrere Quellen, von denen die bei der sog. Burg und im Weidach die bedeutendsten sind. Periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen) kommen in den Weinbergen, Halde und Forst, vor. Etwa 1/2 Stunde östlich vom Ort berührt die Schmie noch den Bezirk und setzt dort kurz vor ihrer Einmündung in die Enz die auf der Ortsmarkung als einzelner Wohnsitz gelegene See-Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung.

Die Enz, welche hier die namhafte Breite von etwa 250′ erhält, tritt nicht selten aus ihrem Bette, ohne übrigens einen erheblichen Schaden anzurichten; über sie führt zunächst am Ort eine auf steinernen Pfeilern ruhende, hölzerne Brücke, deren Unterhaltung der Gemeinde zusteht. Oberhalb der Brücke wurde der Fluß in den Jahren 1839 und 1847/48 in einer Länge von 1/8 Stunde, theils auf Staats-, theils auf Gemeindekosten corrigirt und in gerader Richtung geleitet, wodurch für die Gemeinde eine namhafte Strecke Landes gewonnen worden ist, die vorläufig mit Gebüsch angepflanzt wurde, wie denn überhaupt die Ufer der Enz auf der Markung mit Erlen- und Weidenpflanzungen versehen sind. Das Fischrecht in der Enz gehört von dem Mühlhauser Steg an bis zu dem sog. | Weidach dem Staat, der es verpachtet; in dem übrigen Theil des Flusses steht es Privaten zu.

Allhier ist geboren im Jahr 1752 Gottlieb David Hartmann, Sohn eines Schulmeisters. Er studirte Theologie in Tübingen, trat frühzeitig mit Beifall als Dichter auf, und gab 1773 „Sophron oder über die Bestimmung des Jünglings“ heraus, ein Werk, das ihm Ruhm und Gönner erwarb. Durch Sulzers Empfehlung kam er 1774 als Professor der Philosophie an das akademische Gymnasium zu Mietau, starb aber schon den 5. Nov. 1775.

Die Ortseinwohner, deren Haupterwerbsquellen in Ackerbau, Viehzucht und Weinbau bestehen, sind im Allgemeinen kräftig und gesund; nachdem der früher ziemlich häufige Kretinismus in neuerer Zeit abgenommen hat. Sie verbinden Fleiß und Sparsamkeit mit Ordnungsliebe und Bescheidenheit. Was ihre Vermögensumstände betrifft, so ist etwa der vierte Theil bemittelt; die übrigen meist mittellosen Einwohner suchen sich durch Taglohnarbeiten, namentlich auch in dem nur 3/4 Stunden entfernt gelegenen Vaihingen ihr Auskommen zu sichern. Der größte Güterbesitz beträgt 30–36 Morgen, der gewöhnliche 15–20 Morgen, viele aber besitzen nur einige Morgen. Die meisten Parcellen sind etwa 1/2 Morgen groß. Von Gewerben findet man nur die gewöhnlichen, für das örtliche Bedürfniß arbeitenden Handwerke.

Die Gemeindemarkung ist mit Ausnahme der steilen Gehänge gegen das Enz-Thal ziemlich eben; der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht in der Thalsohle aus rothem Flußsand, dem eine ergiebige Humusdecke zukommt, westlich vom Ort und auf der südlichen Hochebene aus Diluviallehm, während auf der nördlich gelegenen Hochebene, in Folge der hier anstehenden Lettenkohlengruppe der Boden leicht, sandig und weniger ergiebig erscheint. Die Abhänge bestehen gegen oben aus den Verwitterungen des Sandsteines und des Mergels der Lettenkohlengruppe, gegen unten aus denen des Muschelkalks. Auf der Markung befinden sich zwei, Privaten gehörige Lettenkohlensandsteinbrüche, aus denen vortreffliche Werksteine gewonnen werden, welche in der Umgegend Absatz finden und namentlich auch für den Eisenbahnbau benützt wurden. Überdieß sind vier, in Eigenthum der Gemeinde stehende Muschelkalkbrüche vorhanden, die nicht nur Straßenmaterial liefern, sondern auch zum Bauen, besonders für die Weinbergmauern, benützt werden. Eine Lehmgrube ist zunächst am Ort angelegt.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und beschäftigt sich mit dem Anbau von Dinkel, Hafer, Gerste, etwas Einkorn, wenig Roggen, sodann Wicken, Erbsen und Linsen. In der zu 2/3 angeblümten | Brache werden hauptsächlich Futterkräuter und Kartoffeln, ferner Angersen, Kohlraben, Hanf für den eigenen Bedarf, ziemlich Mohn, wenig Reps und Zuckerrüben gebaut, welch letztere zum Theil nach Vaihingen in die Cichorienfabrik abgesetzt werden. Bei einer Aussaat von 6 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer, 21/2–3 Simri Gerste, 4 Simri Einkorn, wird der Ertrag zu 10–12 Scheffel Dinkel, 6–8 Scheffel Hafer, 4–5 Scheffel Gerste und 8 Scheffel Einkorn angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 300 fl., die mittleren 150 fl., und die geringsten 60–80 fl. Die ergiebigsten Äcker liegen hinter dem Dorf, im Furthfeldle und im Wasen. Von den Ackererzeugnissen werden hauptsächlich Dinkel und Hafer an Händler und an Bäcker im Ort verkauft. Die Wiesen, etwa 200 Morgen, von denen beiläufig 3/4 bewässert werden können, andere aber einer Entwässerung bedürfen, sind durchgängig zweimähdig und erlauben meist einen dritten Schnitt, der übrigens grün verfüttert wird. Sie ertragen per Morgen 25–30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd; die Preise eines Morgens bewegen sich von 150–300 fl. Der sehr ausgedehnte Weinbau liefert im ganzen Bezirk das vorzüglichste Erzeugniß, wie überhaupt der rothe Roßwaager Wein, der sich sehr auf das Lager eignet, zu den besten des Landes gezählt wird. Die herrschenden Traubensorten sind an den Abhängen Trollinger, weiße und rothe Elblinge, auf der Ebene aber Silvaner, Gutedel, Klevner und Affenthaler. Die Bauart ist die gewöhnliche des Unterlandes; es werden 3–4000 Stöcke auf einen Morgen gepflanzt und die Reben den Winter über bezogen. Ein Morgen liefert in guten Jahrgängen 5–6, in geringen etwa 2 Eimer; der Eimer kostete im Jahr 1842 40–50 fl., 1846 50–66 fl., 1847 20-30 fl., 1848 20–40 fl., 1849 15–34 fl., 1850 15–23 fl., 1851 16 bis 28 fl., 1852 25–40 fl., und 1853 25–44 fl. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 100–400 fl. Der Wein findet neuerlich seinen Absatz hauptsächlich in der Umgegend, während er früher in alle Gegenden des Landes verkauft wurde. Die besten Lagen sind Halde und Mönchberge. Die Obstzucht, hauptsächlich in Mostsorten und Zwetschgen, ist beträchtlich und gewährt in günstigen Jahrgängen einen namhaften Verkauf, nach Außen namentlich an Zwetschgen, welche sehr gerne gerathen. Neben etwa 60 Morgen Privatwaldungen sind 140 Morgen, meist mit Eichen, Buchen und Hainbuchen bestockte Gemeindewaldungen vorhanden, welche der Gemeindekasse eine durchschnittliche, jährliche Rente von etwa 200 fl. sichern. Etwa 60 Morgen Weiden werden nebst der Brach- und Stoppelweide zur Schäferei verpachtet; neben dem jährlichen Pachtgeld | von 360 fl. bezieht die Gemeindekasse noch jährlich 200 fl. für die Pferchnutzung. Der Ortsschäfer läßt etwa 350 Stück Bastarde auf der Markung laufen und setzt die gewonnene Wolle meist an Händler ab.

Die ziemlich beträchtliche Rindviehzucht befindet sich in sehr gutem Zustande, und beschäftigt sich hauptsächlich mit einem tüchtigen Neckarschlag, der durch zwei bis drei Farren (Simmenthaler und Neckarschlag) erhalten und verbessert wird. Die Farren, welche schon häufig Preise erhielten, werden von einem Ortsbürger angeschafft und verpflegt, welcher dafür neben der Nutznießung aus 2 Morgen Wiesen noch jährlich 64 fl. aus der Gemeindekasse erhält. Der Handel mit Vieh ist sehr beträchtlich und bildet für Viele eine namhafte Erwerbsquelle; besonders werden Stiere häufig auch auswärts aufgekauft, für den Zug zusammen gewöhnt, und dann wieder mit Vortheil abgesetzt. Die Zucht der Schweine ist mittelmäßig und wird meist nur für den eigenen Bedarf betrieben; Ziegenzucht ist von keinem Belang und die Zucht des Geflügels beschränkt sich nur auf das örtliche Bedürfniß.

Bienen werden wenig gezüchtet.

Die Gemeinde hat kein Kapitalvermögen, und außer den schon angegebenen Revenüen aus Wald und Weide nur noch etwa 100 fl. Wiesen-Pachtgelder einzunehmen. Da die Gemeindepflege ein jährliches Deficit der Stiftungspflege zu decken hat und noch etwa 11.000 fl. Gemeindeschulden zu tilgen sind, so beläuft sich die dermalige Gemeindeschadens-Umlage auf jährlich 1650 fl. (s. Tab. III.)

Der Nachbarschafts-Verkehr wird durch eine Vicinalstraße nach dem nur 1/2 Stunde entfernten Illingen, wo sich eine Eisenbahnstation befindet, und durch eine weitere, nach Aurich führende Straße vermittelt, welche die Vaihingen-Pinacher Straße kreuzt.

Das Ortswappen ist die Rose, das der alten Herren von Roßwaag (s. unten).

Auf der Ortsmarkung finden sich noch verschiedene Spuren römischer Niederlassungen, namentlich auf den sog. Maisner, östlich vom Ort, lassen sich ziemlich ausgedehnte Gebäudesubstruktionen, besonders vor der Ernte, deutlich verfolgen, indem auf den noch vorhandenen Grundmauern das Getreide früher gelb wird. Auch findet man, ohne nachzugraben, häufig römische Ziegel, Fragmente von Heizröhren etc. (s. den allg. Theil).

Etwa 1/4 Stunde südlich vom Ort, bei der sog. Kapelle, einem eben an dem steilen Thalrande gegen die Enz gelegenen, schönen Punkte, sieht man noch theilweise die Grundmauern einer ehemaligen Kirche (Kapelle) und ein kleines Gewölbe (Krypte). | Um diese, nur auf zwei Seiten zugängliche Stelle läuft ein Graben, der allmälig eingefüllt wird. Am Fuße des Bergs wird ein leichter Ausläufer gegen die Enz „auf der Burg“ genannt, nächst diesem kommt die Benennung „Burggarten“ vor und gegenüber auf dem jenseitigen Ufer der Enz liegen die Schloßwiesen. Auf der Anhöhe, oder vielmehr auf einem an dem Enzthalabhange vorgeschobenen Muschelkalkdolomitfelsen, etwa 1/4 Stunde nordwestlich vom Dorf, stand die Burg der Herren von Roßwaag, von der noch der ehemalige Burggraben und der Rest einer Mauer vorhanden sind. Nicht ferne der Burg befindet sich der sog. Schloßbrunnen, welcher vortreffliches Wasser liefert. Diese Burg wird schon 1301 als „Alt Rossewag“ bezeichnet (Mone Zeitschr. 5, 209), so daß schon damals das nicht mehr erkennbare, längst abgebrochene Neu-Roßwaag gebaut gewesen sein mußte. Oberhalb der Mönchberge, wird eine, etwa 1 Morgen große, theilweise noch ummauerte Stelle „der Thiergarten“ genannt.

Genannte alte Burg ist der namengebende Stammsitz eines berühmten Geschlechts freier Herren, welche eine fünfblätterige Rose mit goldenen Blättern und blauem Butzen im rothen Schilde führten.

Zuerst erscheint in dieser Familie in der Mitte des 12. Jahrhunderts Wernher, welcher dem Kloster Hirschau eine Mühle in Mühlhausen schenkte (s. Mühlhausen) und um die Stiftung des Klosters Maulbronn sich durch seinen Beirath und durch Vergabung eines unfern des Klosters gelegenen Hofes verdient machte († um 1161). Ein jüngerer Werner († um 1222) erscheint als treuer Anhänger der Hohenstaufen häufig im Hoflager K. Friedrichs I. und seiner Söhne, der Könige Heinrich VI. und Philipp, bei letzterem namentlich den 29. Juni 1198 in Worms, als dieser König mit dem König Philipp August von Frankreich gegen K. Richard Löwenherz von England und den Gegenkönig Otto IV. das Bündniß abschloß. Werner, vermählt mit einer Schwester der Grafen Wetzel und Heinrich von Grözingen (bei Durlach), deren Güter ihm nach ihrem kinderlosen Tode heimfielen (Mone Zeitschr. 1, 250. 481. 5, 250 ff.), hatte zu Söhnen Heinrich, Albert den älteren und Eberhard, von denen Albert als Hofrichter K. Friedrichs II. im Jahr 1236 erscheint.

Um die Zeit dieser Söhne ging von einem jüngeren Albert von Roßwaag, welcher noch ein weiterer Bruder gewesen sein könnte, die Linie Roßwaag-Bönnigheim aus (Mone Zeitschr. 1, 490), indem er vermuthlich mit einer Magenheimischen Erbtochter Antheil an Bönnigheim erhielt. Diese Linie, in welcher die Namen Werner, | Albert (dieser öfters), Konrad, Rugger und Dietrich vorkommen, erlosch im Jahr 1355 mit Albert. In der älteren Linie nannte sich ein von Heinrich ausgehender Sohn und Enkel, beide Heinrich genannt, gleichfalls „von Grözingen“. Als Söhne des obigen Alberts des älteren blühten seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Otto, Rudolf und Konrad, diese zwei genannt von Usenberg, und Werner (Mone 4, 435. 5, 250). Ein Nachkomme dieses Alberts war Heinrich Wohlgemuth, welcher Clara von Niefern heirathete und im Jahr 1341 starb, worauf, da sein Sohn Berthold, † vor 1351 als Bischof von Perfeteon (Mone 7, 72 ff.), geistlich geworden und sonst kein männlicher Sprosse dieses älteren Zweiges vorhanden war, die von ihm besessenen Allodien durch seine Tochter Elisabeth theilweise an die Herren von Remchingen kamen.

Erheblich war das Stammgut des Roßwaag’schen Hauses an mehreren Orten dieses Oberamtsbezirks und in dessen Umgebung (Illingen, Mönsheim), auch hatten sie eine ziemliche Anzahl Lehen zu verleihen, wie sie selbst z. B. von den Grafen von Katzenellenbogen Zehntantheile bei Bruchsal (Mone Zeitschr. 2, 469), vom Kloster Weissenburg, von diesem, wie es scheint, in der Gegend von Grötzingen (bei Durlach) später an das markgräfliche Haus Baden übergegangene Lehen trugen (Trad. Wizebur. ed. Zeuss X. 314). Nach ihrem Aussterben kam die alte Burg und das halbe Dorf an Wolf und Jacob v. Stein, die ihren Theil den 13. März 1394 an das längst schon allhier begüterte Kloster Maulbronn verkauften; die Veste Neu-Roßwaag sammt dem halben Dorf, Gütern und Rechten an Illingen, Lienzingen, Zaisersweiher, Schmiech und Schützingen gelangte, unbestimmt wie und wann, an Württemberg, welches den 20. Juni 1372 Alles für 4000 fl. an das Kloster Maulbronn unter Vorbehaltung des Öffnungsrechts verpfändete und für die Pfandsumme (außer Geleit und Wildbann) demselben den 12. August 1394 veräußerte, letzteres unter der Bedingung, daß die Burg sogleich ohne alles Verziehen niedergerissen und nie mehr aufgebaut werde (Sattler Gr. 2, 8). K. Ruprecht bestätigte dem Kloster Maulbronn diese Erwerbung Neu-Roßwaags am 3. August 1401. Genanntes Kloster rundete sich seinen Besitz immer mehr ab durch weitere Erwerbungen, welche es im 14. und 15. Jahrhundert machte, unter Anderem von Hans v. Bernhausen, von Hans Sturmfeder, v. Else, geb. Truchsessin von Höfingen (Klunzinger Gesch. der Abtei Maulbronn Regg. S. 36. 47. 50. 51), v. Bernolds von Urbach Wittwe (dieser ein Theil der Vogtei abgekauft 1455).

An hiesiger Kirche ist der älteste bekannte Pfarrer Bertoldus sacerdos in Urk. v. 1152. Auch bestund eine Kaplanei zum heil. | Nicolaus bei dem Ort (in terminis ville Roswag. 1342. Mone 6, 328, vergl. eb. 84). Der Kirchensatz stund den Herren von Roßwaag zu; ein anderer zeitweiliger Mitbesitzer, Konrad von Wießloch, wurde im Jahr 1283 ausgekauft (Mone 2, 223); unter den verschiedenen Gliedern des Hauses Roßwaag selbst war einst über den Besitz dieses Kirchensatzes ein Streit, welcher im Jahr 1301 beigelegt wurde (Mone 5, 209). Im Juli 1301 schenkte solches Patronatrecht Rudolf von Roßwaag mit Einwilligung seiner Gemahlin und seines Bruders Burkhard, Pfarrers daselbst, dem Kloster Herrenalb, in welchem auch seine Kinder, nach der Ordensregel erzogen, Gott dienen sollten (Mone 5, 214), was P. Johannes XXII. den 1. Juli 1319 bestätigte (eb. 5, 464). Konrad von Enzberg, welcher Ansprüche an diesen Pfarrsatz machte, wurde im Jahr 1324 zum Verzicht bewogen (Mone 6, 75–83).

Durch die Reformation kamen die Patronats- und Nominationsrechte an die Herrschaft Württemberg, wie sie auch heutzutage der Krone zustehen.

In den Jahren 1652–1661 und 1693–1703 war die Superintendenz über das ganze Maulbronner Klosteramt mit der hiesigen Pfarrei verbunden, von 1703–1744, nach Abtheilung dieses Klosteramts in zwei Diözesen, über die obere dieser beiden; im Jahr 1744 wurde jedoch solche obere Superintendenz nach Dürrmenz verlegt.

Einige Güter und Rechte verkaufte das Kloster Herrenalb im Jahr 1513 dem Spital zu Gröningen.

An Württemberg, welches schon vor 1372 die Burg und Veste Neu-Roßwaag besessen hatte (s. oben), kam Roßwaag dauernd mit dem Kloster Maulbronn im Jahr 1504. Den Zoll auf der Enz bei der alten Mühlstatt unter Alt-Roßwaag dem Schloß erkaufte den 23. Dez. 1479 Graf Eberhard im Bart von Württemberg für 200 fl. rhein. von Hans von Sachsenheim und einem zweiten Hans von Sachsenheim und des letzteren Bruder Reinhart (St. A. Zollsachen).

Zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von 1848/49 war die Finanzverwaltung gefällberechtigt, und erhielt für Zehnten einen Ablösungs-Schilling von 30.076 fl. 18 kr.


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