« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Urach Kapitel B 19 »
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18. Pliezhausen,
ein evang. Pfarrdorf auf dem linken Neckarufer, 41/2 St. nordwestlich von Urach auf der äußersten Grenze des Oberamts, mit 1200 Einw., Cam.-Amt Lustnau, Forstamt Tübingen. | Die Zehnten gehören den Spitälern Urach und Nürtingen, mit Ausnahme eines kleinen Theils von dem kleinen und dem Obstzehnten, welcher dem Staat zusteht; den kleinen Zehnten der Spitäler und den Heuzehnten bezieht die Pfarrstelle; auf einigen Wiesen hat den letztern die Pfarrey Mittelstatt. Die Grundlasten betragen 538 fl., woran die Spitäler Urach und Nürtingen den größten Theil, das Übrige der Staat, das Spital Eßlingen und mehrere Stiftungspflegen etc. haben. Von der unter die Bürgerschaft vertheilten Maierey hatte Pl. eine kleine Schönbuchs-Gerechtigkeit (4 Kl. Scheiter und 75 Büscheln Reisach), welche der Staat neuerlich mit 83/4 M. Wald abgelöst hat. Pliezhausen, ehedem Bliezhausen, Bliedolshausen, auch Blienshausen geschrieben, ist an den Hang des Neckarthals gebaut und hat über demselben eine schöne Lage mit herrlicher Aussicht gegen die Alp. Es hat ein Rathhaus und ein Schulhaus. Die Pfarrkirche wurde 1523 (von dem Kloster Allerheiligen) neu gebaut, 1778 aber erweitert. An derselben sind die römischen Denkmäler eingemauert, deren schon S. 17 erwähnt ist. Die Einmauerung geschah bey dem im Jahre 1523 vorgenommenen Kirchenbauwesen. Es ist zu bedauern, daß man keine nähere Nachrichten von dem frühern Stande der Bilder und der ehemaligen Beschaffenheit der Kirche, die vermuthlich einst ein heidnischer Tempel war, hat. Filial der Kirche ist das Dorf Dörnach, Oberamts Tübingen. Die Baulast der Kirche ruht zu 2/3 auf der Heiligenpflege zu Pliezhausen und zu 1/3 auf der zu Dörnach. Die Baulast des Pfarrhauses liegt auf den Spitälern Urach und Nürtingen, das Patronat gehört eben diesen beyden Spitälern, welche es abwechselnd ausübten, bis in neueren Zeiten anders verfügt wurde. Der stark bevölkerte Ort hat 2 Begräbnißplätze, den einen bey der Kirche, den andern, 1780 angelegten, oben im Dorfe. Neben einer schönen Obstzucht hat Pl. auch noch einigen Weinbau. Die Markung ist, wie die Tabelle zeigt, verhältnißmäßig eine der kleinsten und auch der belastetsten, und kaum 1/10 der meist | armen Bürger erntet sein eigenes Brod. Ein Theil der Einwohner sucht daher seine Nahrung durch Nebenbeschäftigung, Leinen- und Wollen-Spinnerey, durch Handel mit Obst, Flachs, Sand etc., hauptsächlich aber durch Arbeiten in den Sandsteinbrüchen des Orts zu verdienen, s. S. 53; das Dorf zählt 23 Maurer und Steinhauermeister. Der Ort hat 2 Schildwirthschaften und eine Öhlmühle; auf der Markung findet sich auch eine brauchbare Hafner-Erde. Über den Neckar führt bey dem Orte eine Brücke, worüber 1662 mit der Stadt Reutlinqen ein Vertrag geschlossen wurde. Pl. gehörte mit Dörnach ehemals dem Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen und vielleicht wie Mittelstatt, früher den Grafen von Berg. Von dem Kloster wurde es 1528 mit Dörnach nebst Kirche, Zehnten und Gülten für 3600 fl. an die beyden Spitäler Urach und Nürtingen verkauft; übrigens wurde es zur Grafschaft Achalm gerechnet, und stand auch während der klösterlichen Zeit unter Würt. Landesherrschaft.



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