« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Ulm Kapitel A 3 »
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II. Natürliche Beschaffenheit.

1. Gebirge und Berge.

A. Gebirge. Die Alp zieht in nordöstlicher Richtung durch das Oberamt; mehr als drei Viertheile des Bezirks, und in sofern die am Fuße des Gebirges gelegenen Orte auch dahin zu rechnen sind, der ganze Oberamtsbezirk gehören derselben an. Die Höhe des Gebirgsrückens hält sich zwischen 1900 und 2100 P.F., also etwas unter seiner gewöhnlichen mittlern Höhe; am höchsten ist er auf der nordwestlichen Grenze in dem Striche von Luizhausen nach Ettlenschieß, und von da an die Grenze des Oberamts Heidenheim bei Heldenfingen etc.

Von diesem, dem nordwestlichen Rande sich nähernden Zuge aus senkt sich das Gebirg allmählig gegen die Donau hinab; nur in der Gegend von Ulm bis Böfingen, Thalfingen und Rammingen fällt es theilweise etwas steil gegen diese ab. Wie die Alp fast überall wieder ihre unterscheidende Bezirks-Benennungen hat, so ist es auch hier der Fall; die Benennung ist aber rein politisch, der Bezirk heißt "die Ulmer Alp", weil er ehemals größtentheils zum Gebiet der Stadt Ulm gehörte. Er ist übrigens einer der fruchtbarsten Alp-Bezirke.

B. Einzelne Berge sind verhältnißmäßig wenige im Oberamt, und auch diese sind eigentlich nur Ausläufer oder Ränder | der Alp ohne besondere Erhöhung, wie der Michelsberg und der Kuhberg, der Safranberg bei Ulm, der Böfinger- und Thalfinger Berg etc. S. u. Höhen und Ulm und Böfingen.

2. Thäler.

Das Donauthal. Es tritt aus dem Oberamtsbezirke Wiblingen nahe bei Göcklingen in den diesseitigen Bezirk ein, zieht von Göcklingen noch 1 Stunde lang durch denselben bis zur Illermündung, und läuft von da auf der Grenze des Oberamts und des Königreichs gegen Bayern noch 21/4 Stunden weit bis in die Gegend von Thalfingen hinab. Auf der linken Seite ist es vom Fuße der Alp begrenzt, auf der rechten Seite der Donau breitet es sich in einer weiten Fläche - dem Donauried - aus, das unterhalb Thalfingen, wo die Alp zurücktritt, sich auch auf dem linken Donauufer und auf diesseitigem Gebiete über die Markungen von Langenau, Rammingen, Asselfingen und Stotzingen ausdehnt. Das Thal stellt sich daher mehr als eine große Ebene denn als ein Thal dar. Die Fruchtbarkeit ist durch den Riedboden, womit es größtentheils bedeckt ist, sehr beschränkt. Bei der Illermündung sieht es sehr wild und zerrissen aus.

Nebenthäler der Donau.

Da die rechte Donauseite dem Königreiche Bayern angehört, überdies bei der natürlichen Beschaffenheit derselben hier auch keine Thäler zu suchen sind: So haben wir es nur mit Nebenthälern auf der linken Seite zu thun. Sie gehören sämmtlich der Alp an und sind:

Das Blauthal, das bei Ehrenstein aus dem Oberamt Blaubeuren in das Oberamt Ulm eintritt, und in einer Länge von 3/4 Stunden noch zu letzterem gehört, bei dem Oberamt Blaubeuren aber schon näher beschrieben ist.

Seitenthäler des Blauthales.

Auf der rechten Seite sind in dem diesseitigen Bezirke nur einige Thalschluchten ohne Bedeutung, auf der linken Seite dagegen sind zu bemerken:

a. Das Schamenthal; es zieht tief einschneidend zwischen Dornstatt über Mähringen herab, und mündet bei Ehrenstein. Es| ist eng und gewöhnlich ohne Wasser. Aufwärts gegen Mähringen heißt es auch das Mähringer Thal. Ein zweites minder bedeutendes Schamenthal befindet sich bei Göttingen s. u. Schamenbach.

b. Das Ruhethal. Es beginnt bei Lehr unter dem Namen Lehrerthal, und mündet bei Ulm aus, s. u. Ruhethal. An der von dem Abhang des Michelsberges gebildeten östlichen Thalwand befinden sich schöne Kalksteinbrüche; man findet daselbst auch viele Versteinerungen. Das Thal hat kein Wasser; es ist mit guten Äckern und Wiesen bebaut. Durch dieses Thälchen zog sich der Erzherzog Ferdinand mit einem Corps, das meist aus Reiterei bestand, in der Nacht vom 15. Oktober 1805 von Ulm weg, um dem über das österreichische Heer in Ulm hereinbrechenden Ungewitter zu entgehen. S. Ulm.

c. Das Örlinger Thal, ein kleines anmuthiges Thälchen, das von Örlingen herzieht, und in’s Blauthal bei Ulm ausmündet. Nach einer Sage sollen die Sandsteine am Ulmer Münster aus diesem Thälchen seyn.

d. Das Flötzthal, gewöhnlich das Hervelsinger Thal genannt; es zieht in östlicher Richtung von der Höhe der Alp herab an Hervelsingen und Alpeck vorbei nach Langenau, wo es in der Riedebene nach einem Zuge von 21/2 Stunden sich verliert. Es wird von der Flötz bewässert. Oberhalb Hervelsingen und wieder bei St. Nikolaus und Alpeck ist das Thal sehr enge und hat zum Theil steile und felsige Thalränder.

Auf der rechten Seite und in der Nähe von St. Moriz läuft in dasselbe das Laushalderthal, gewöhnlich die Laushalde genannt, aus; ein romantisches, kaum 1/8 Stunde langes, trockenes Wiesenthälchen, dessen östlicher Rand mit einem anmuthigen Walde bekränzt ist.

Von den übrigen Thalfurchen mögen etwa noch das Weißenthal bei Göttingen, das Tiefenthal bei Bissingen, das Kesselbronnerthal, das Wettingerthälchen und das Krottenthal bei Rammingen genannt zu werden verdienen.

Das Lonthal. Es ist ein Nebenthal des Brenzthals, übrigens nächst dem Donau- und dem Blauthal das bedeutendste Thal im Oberamtsbezirke. Seinen Namen hat es von dem durch dasselbe laufenden Loneflüßchen, mit dem es den Oberamtsbezirk in seiner ganzen nördlichen Breite von Westen nach Osten durchschneidet. Es beginnt an der Wasserscheide ob Urspring, und zieht von da in einer Länge von mehr als 9 Stunden, die vielen einzelnen kleinen Krümmungen nicht eingerechnet, an die entgegengesetzte Oberamtsgrenze, von wo es nach einer kleinen Stunde noch mit dem Brenzthale sich | vereinigt, ehe es das Donauthal erreicht. S. Lone. Das Thal ist ziemlich tief, fast durchaus sehr schmal und hie und da von steilen Wänden begrenzt. Es wird häufig von der Lone mit der verheerenden Kraft eines Waldbaches überschwemmt. Der Thalboden ist bald mit freundlichen Fluren und Wiesen bedeckt, bald zeigt er auch schauerliche kulturlose Wildnisse, die von Wald und kahlen Felsengruppen an den steilen Thalrändern begrenzt sind. Der nach Norden gekehrte Hang ist fast ohne Unterbrechung mit Wald bewachsen. In dem Lonthal liegen die Orte: Urspring, Lonsee, Halzhausen, Westerstetten, Breitingen, Schönrain, Lonthal, Kaltenburg und mehrere Mühlen.
Seitenthäler des Lonthals.

a. Rechts.

Das Denkenthal, welches zwischen Scharenstetten und Radelstetten O.A. Blaubeuren anfängt, und über Hinterdenkenthal bei Westerstetten in’s Lonthal einläuft, nachdem es ein vom Bürghof nach Süden herziehendes Thälchen aufgenommen hat. Kleinere, meistens tief eingeschnittene Thalschluchten und Ausläufer des Lonthals ohne eigene Namen finden sich mehrere bei Urspring, Halzhausen, Bernstatt (wo die Schlucht das Wolfsthal heißt), Lindenau, Stetten etc.

b. Links.

a) Das Sinabronnerthal oder Erbsenthal, ein Trockenthal, das von der Höhe der Alp über Sinabronn herabzieht, und oberhalb der Taublindermühle in das Lonthal übergeht. Es ist 13/4 Stunde lang, bis Sinabronn sehr eng und von steilen, waldigen Thalrändern begrenzt.

b) Das Schwalthal, ein enges, ungefähr 5/4 Stunden langes, übrigens unbedeutendes Thälchen, das von Neenstetten gegen Börslingen herabzieht. In seiner untern Hälfte hat es etwas steile Wände.

Auf das Hungerbrunnenthal und dessen Zinken das Gassen- und das Hirschthal, im äußersten Norden des Oberamts-Bezirks, werden wir bei dem Oberamt Heidenheim kommen.

3. Ebenen und Auen.

Die Donau-Ebene, eine große, fast unübersehbare Fläche, wovon oben schon beim Donauthal die Rede war. Theile davon sind und zu unserem Bezirke gehören:

| a. Das Göcklinger Ried, auch das taube Ried genannt. Es wird auf der einen Seite von der Donau, auf der andern von dem Fuße des Hochsträßes begrenzt, und ist eine Fortsetzung des bei Ehingen beschriebenen Erbacher Rieds. Seinen Namen Göcklinger Ried hat es von dem anliegenden Dorfe Göcklingen. Es wird zur Ulmer Markung gerechnet, obgleich das Eigenthumsrecht getheilt ist. Das Ried hat von der südlichen Oberamtsgrenze an eine Länge von anderthalb Stunden und eine Breite von 1/2 Stunde, ehe es sich zwischen dem Kuhberge und der Donau zuspitzt. Jenseits der Donau, bei dem Einfluß der Iller, stößt das große „Ulmer Ried“ an, das ebenfalls zur Markung Ulm gehört, aber auf bayerischem Gebiet liegt. Das Göcklinger Ried wird als Weide und zu Torfstichen benutzt.

Die Stadt Ulm hatte längst die Absicht es zu kultiviren, wurde aber immer durch die Mittheilhaber an dem Weiderecht daran gehindert.

b. Das Langenauer Ried. Dieses dehnt sich unterhalb Ulm von Elchingen bis an die Oberamtsgrenze bei Nieder-Stotzingen und Riedhausen in einer Länge von mehr als 3 Stunden und in einer Breite von ungefähr 1 Stunde auf württemb. Gebiete aus. Auf der südöstlichen Seite wird es von den Markungen und Rieden der bayerischen Städte Leipheim, Günzburg und anderer Orte, auf der andern Seite vom Fuße der Alp und den Feldern der Orte Langenau, Rammingen, Asselfingen und Stotzingen, welche sich in das Ried

theilen, begrenzt. Der in dem Ried aus dem Grimmensee entspringende „Schwarze Graben“ trennt die Fläche in zwei Theile, wovon der obere „das Ried“ im engern Sinn, der untere „das Moos", von einem ehemaligen Birkenwäldchen auch das Birkenmoos genannt wird, neuerlich aber den Namen Wilhelmsfeld erhalten hat. Das Ried selbst wird durch die Nau wieder in das Westerried und das Osterried, das westliche und das östliche Ried getheilt. Das Ried ist schon seit längerer Zeit in soweit benützt, daß es theils zu Torfstichen, theils zu einmähdigen Wiesen dient, und an seiner | nördlichen Grenze zum Theil auch in Ackerfeld verwandelt ist. Das Moos dagegen, eine Fläche von 3553 Morgen, diente bloß zu einer ärmlichen Viehwaide, bis es endlich dem verstorbenen Oberamtmann, Regierungsrath v. Muff, nach vielen Bemühungen im Jahr 1822 gelungen ist, eine Theilung der Fläche zwischen den drei berechtigten Gemeinden Langenau, Rammingen und Asselfingen zu Stande zu bringen. Langenau erhielt 1959 Morgen, Rammingen 619 M., Asselfingen 970 Morgen. Mit bedeutenden Kosten und Schwierigkeiten wurde jetzt das Moos mit Abzugsgräben durchschnitten, und dadurch der Grund zu einer bessern Benutzung gelegt.

Einen rühmlichen Anfang einer solchen hatte der Bürger Oggenländer von Langenau schon im Jahr 1802 gemacht. Der Herr Regierungsrath von Schott in Ulm ging nun weiter mit ermunterndem Beispiel voran; er legte zuerst einen Torfstich mit einer Torfköhlerei und Theerschwelerei an, und kultivirte dabei zugleich einige Morgen Landes.

Se. Majestät der König nahmen selbst lebhaften Antheil an dem Unternehmen, beehrten dasselbe mit einem zweimaligen Besuche - am 10. Juni und 28. September 1822, und genehmigten, daß dem Moos der Name „Wilhelmsfeld" beigelegt werden durfte.

Die Köhlerei und Schwelerei wurde zwar bald wieder aufgegeben, dagegen erhielt jetzt ein neuer Hof, der Schottenhof, auf dem Moose sein Daseyn, s. h. Das dadurch gegebene Beispiel konnte nicht ohne Wirkung bleiben; indeß wird bei der Entfernung der betheiligten Gemeinden die Hauptbenutzung noch lange Zeit auf Torf und Weide sich beschränken.

Weitere Ebenen befinden sich auf der Hochfläche der Alp; die bedeutendsten davon sind: die Junginger Ebene und die Altheimer Ebene, die jedoch nicht im strengem Sinne des Worts Ebenen genannt werden können.

4. Gewässer.
A. Quellen.
Brunnquellen haben die meisten Orte des Oberamtsbezirkes. Mangel an Quellwasser haben einige Alporte, und zwar | die Orte Ettlenschieß, Sinabronn, Neenstetten, Holzkirch und Reuti, wo nur Cisternen und Hühlen sind. Auch Lehr leidet öfters an Wassermangel, und Witthau muß sein Wasser von Hervelsingen holen.

Merkwürdige und besonders starke Quellen sind:

Der Ursprung, die Quelle der Lone in dem Dorf Urspring; er bildet einen etwa 50′ langen und 30′ breiten See, der mit einem Geländer umgeben ist. Das Wasser hat eine bläuliche Farbe gleich dem des Blautopfs; der See wurde von den Anwohnern für unergründlich tief gehalten, bei einer neuerlich vorgenommenen Messung aber nicht über 20′ tief gefunden. Merkwürdig ist, daß auch bei dem stillsten Wasserstand nirgends ein Hervorquellen des Wassers bemerkt wird. Wenn im Frühjahr der Schnee schmilzt, oder im Sommer starker Regen fällt, so schwellt in kurzer Zeit die Quelle stark an, und das sonst klare Wasser trübt sich; bei trockenem Wetter ist der Ausfluß sehr klein.

Der Löffelbrunnen und der Weiherbrunnen in Langenau. Der erstere sprudelt unterhalb des sogen. Burghofs aus Felsen, der letztere oberhalb desselben auf einer beträchtlichen Fläche aus einem mehrere Fuß tiefen Kessel hervor. Sie treiben Jeder gleich nach seinem Erscheinen eine Mühle, und bald mit einander vereinigt eine dritte. In Langenau sind außerdem noch einige Quellen, welche, wie der Kalmusbrunnen, ein vorzügliches Trinkwasser liefern.

Mineralquellen. Der Gesundbrunnen zu Ober-Thalfingen. Sein Wasser quillt aus Felsen hervor, ist krystallhell und sehr kalt. Nach einer Untersuchung von Dr. Frank vom Jahr 1719 enthält es Alaun, kohlensaure und schwefelsaure Kalkerde, s. Ober-Thalfingen.

Das Griesbad in Ulm. Es hat nach Dr. Leopolds Untersuchung von 1730 Schwefel und Eisentheile mit etwas alkalischem Salz und kohlensaurem Kalk. Schon im Jahr 1420 genoß das Griesbad eines großen Rufes, und wird bis auf den heutigen Tag von den Bewohnern Ulms benutzt. Im | Jahr 1725 wurde die Quelle ganz neu mit Quadersteinen eingefaßt, und in neuerer Zeit wurde die damit verbundene Bade-Anstalt ganz gut eingerichtet; seit 1822 ist auch ein schöner großer Garten damit verbunden.

Hungerbrunnen sind mehrere im Oberamtsbezirk, der bekannteste ist der Hungerbrunnen zwischen Altheim und Heldenfingen, der aber schon in das Oberamt Heidenheim fällt. Er bricht nur bei anhaltendem Regenwetter, oder nach nassen milden Wintern hervor, und fällt zwischen Setzingen und Hausen in die Lone. Sein Erscheinen gilt als ein günstiges Zeichen für die Fruchtbarkeit des Jahres.

Auf den Wiesen des Lonthals von Urspring bis Breitingen herunter, insbesondere bei Westerstetten, entstehen nach nassen, milden Wintern periodische Quellen, hier „Springwasser“ genannt, die auf der Thalfläche hervorsprudeln, und dieselbe an einigen Stellen 1–2′ tief unter Wasser setzen. Mit dem Erscheinen solcher Springwasser steigt auch der Wasserstand in den Schöpfbrunnen.

B. Flüsse und Bäche.

Die Donau. Sie tritt bei Göcklingen aus dem Oberamte Wiblingen in den diesseitigen Bezirk über, und fließt innerhalb desselben noch 1 starke Stunde oder nach der Thalbahn 5/4 Stunden bis zur Illermündung. Von da bildet sie die Grenze zwischen Würtemberg und Bayern bis zu der Ecke bei Thalfingen, in einer Länge von 2 Stunden und einschließlich der Krümmungen von 21/2 Stunden. An der erwähnten Ecke wendet sie sich östlich, und verläßt hier das Königreich ganz. Nach der Aufnahme der Iller ist sie schiffbar und hat eine starke Strömung, woher es kommt, daß sie auch selten zugefriert.

Ihre Höhe über der Meeresfläche beträgt bei der Illermündung 1469 P F., bei Ulm unter der Donaubrücke 1456′. Vgl. die Beschr. von Riedlingen S. 36, und Würt. Jahrb. 1832 S. 376.

| Die Donau ist sehr reich an Fischen, und zeichnet sich besonders durch das Vorkommen des Salmo Hucho (Rothfisches) und vortrefflicher Karpfen aus; der erstere Fisch gehört jedoch hauptsächlich der Iller an, S. u. Thierreich.

Außer Ulm liegt kein Oberamtsort unmittelbar an der Donau. Brücken führen über dieselbe nur eine in Ulm. Über die Schifffahrt auf der Donau s. u.

Nebenflüsse der Donau.

Die Blau. Eine Beschreibung derselben ist im Wesentlichen schon bei Blaubeuren gegeben. Sie verläßt dieses Oberamt bei Klingenstein, und tritt bei Ehrenstein in den Bezirk Ulm ein, bewässert Söflingen und geht bei Ulm in die Donau. Bei Ehrenstein trennt sie sich in zwei Arme, die unterhalb Söflingen wieder zusammen kommen. Abermals durch Kunst getrennt läuft sie in zwei Canälen durch die Stadtmauern in die Stadt Ulm ein, und ergießt sich nach mehrmaliger Vereinigung und Trennung in 2 Armen auf der südlichen Seite der Stadt in die Donau. Ein weiterer Arm oder Canal führt durch den Stadtgraben um die Stadt nördlich herum, geht durch die untere Bleiche und fällt unterhalb der Friedrichsau in die Donau. Die Blau treibt in Ehrenstein 1 Mahlmühle, in Söflingen 2 und einen Drahtzug, sodann sämmtliche Mühlen und Werke von Ulm, nämlich 10 Mahlmühlen und 13 andere Mühlen und Werke. Sie bewässert überdies die Ulmer Bleichen, und ist überhaupt ein in jeder Beziehung äußerst nützlicher Fluß. Über die Blau führt eine große Zahl von Brücken in und außerhalb Ulm s. u.

Die Schamen entspringt südlich von Göttingen aus 2 kleinen Weihern, fließt in südöstlicher Richtung durch einen angenehmen, sich gegen die Ebene verflächenden Wiesengrund dem Langenauer Riede zu, und oberhalb der Sixenmühle nach einem Lauf von 13/4 St. in die Nau. Sie treibt bei Göttingen eine oberschlächtige Mühle. Nördlich von Göttingen kommt aus einem Weiher von geringem Umfang ein kleines Bächlein, das sich mit ihr eine starke Viertelstunde unterhalb Göttingen vereinigt.

Die Nau, ein mittelmäßiger Bach mit flachen Ufern. Sie entspringt einige 100 Schritte nordwestlich von Langenau in einem kleinen Thälchen aus einem starken Kessel, fließt mit vielen Krümmungen, gegen Südost durch Langenau und die Langenauer Riedebene, und unterhalb Riedheim, im K. Bayern, | in die Donau. Auf ihrem Laufe dahin erhält sie durch den Löffelbrunnen und den Weiherbrunnen in Langenau und durch mehrere andere Quellen beträchtlichen Zufluß.

Innerhalb Langenau treibt sie 5 Mühlen, sodann die beiden Riedmühlen. Die Nau ist sehr reich an Goldforellen, Groppen und Grundeln; erstere sind oft 4-6 lb schwer und als sehr schmackhaft berühmt. Bei ihrem Ursprung heißt die Nau auch Ach, nach ihrer Vereinigung in Langenau mit der Flötz und den in Langenau entspringenden Quellen führt sie den Namen Nau, nach ihrer Vereinigung mit der Schamen aber bei den Riedmühlen wird sie in alten Karten abermals Ach genannt. Doch ist jetzt der Name Nau der gewöhnliche für den ganzen Lauf des Flüßchens. In die Nau gehen

Die Flötz. Sie entspringt in dem Hervelsinger Thale, im Wirthshause des wasserreichen Ortes Hervelsingen, vereinigt sich am Bernstatter Weg mit dem nördlich herkommenden Bache Holderbrunnen, geht an Alpeck vorbei, wo sie eine oberschlächtige Mühle treibt, und fließt bei Langenau (Mitteldorf) nach einem Lauf von 2 St. in die Nau. Sie läuft öfters sehr stark an, vertrocknet aber auch häufig ganz. Links fließen einige ganz unbedeutende, namenlose Bächlein von Stuppelau, St. Jakob und aus dem Wettinger Thälchen in die Nau ein.

Der schwarze Graben, ein kleines Wässerlein, das aus dem Grimmensee entspringt und die Seemühle treibt. Der Zankgraben, der Kimiggraben sind kleine Riedwasser. Etwas bedeutender wird der Ronstgraben in dem Asselfinger Ried nach seinem Übergang in das Oberamt Heidenheim, und nachdem er sich auf der Grenze mit dem Nieder-Stotzinger Schwetzgraben vereinigt hat.

Die Lone, gemeiniglich Loutel genannt, was eigentlich der Name des Thals ist (Lonethal, Louthal, Lontel). Sie entspringt in dem Kessel zu Urspring, s. o. S. 9, und fließt von da in dem Lonthal hin, bis sie 1 Stunde von der Oberamtsgrenze unterhalb Hermaringen nach einem Laufe von 10 Stunden in die Brenz fällt, nachdem sie sich vorher noch unterhalb Kaltenburg mit der Hürben vereinigt hat, s. Lonthal. Sie ist ein sehr schwaches Flüßchen, das nur zu Zeiten das ganze Thal ununterbrochen bewässert. In der Regel verliert es sich unterhalb Breitingen in dem lockern und sandigen Boden, und kommt erst nach 5 Stunden bei Lonthal wieder zum Vorschein, wo mehrere Quellen sich finden. Nicht selten aber schwillt die Lone stark an, wird wild und reißend, und überschwemmt das ganze Thal.

| Ihr Wasser ist hell und frisch, und nährt gute Forellen. Die Fischenz von Urspring bis zur Taublendermühle benützen Urspring, Lonsee und Halzhausen als Freiwasser. Aller Orten sind Brücken darüber gebaut, die bedeutendste zwischen Setzingen und Ballendorf, wo die Heidenheimer Landstraße durch das Lonthal führt, s. Lonthal.

Die Orte, welche von der Lone unmittelbar berührt werden, sind: Urspring, Lonsee, Halzhausen, Westerstetten, Breitingen, Schönrain, Lonthal. Mahlmühlen treibt sie zu Lonsee 3, zu Westerstetten 3, zu Breitingen 2. Über das röm. Standlager „ad Lunam" an der Lone s. u.

Der einzige Einfluß in die Lone innerhalb des Oberamts, der Erwähnung verdient, ist der Hungerbrunnenbach, unweit Setzingen, der aber nur sehr selten läuft s. o.

C. Seen und Weiher.

gibt es keine von einigem Belang im Oberamtsbezirke. Denn der Nebelsee zwischen Neenstetten und Bernstatt ist meist trocken, und mehr nicht als ein Erdfall, in dem sich das Wasser auf einige Tage sammelt; der Grimmensee im Langenauer Ried, die Quelle des schwarzen Grabens, hat zwar eine Tiefe von 40′, ist aber von ganz geringem Umfang, und der Weiher bei Göttingen, aus dem ein kleines Bächlein kommt, das sich mit der Schamen vereinigt (s. o.), ist auch unbedeutend.

Der Flächenraum sämmtlicher Gewässer im Oberamtsbezirk beträgt 4892/8 Morgen.

5. Abdachung und Höhe.
Wie die übrigen Alpbezirke, so dacht auch die Ulmer Alp gegen Südost, und zwar mit Ausnahme des Strichs bei Ulm, in sanften Abhängen nach der Donau ab. Die große Wasserscheide zwischen der Donau und dem Rhein zieht auf der nordwestlichen Oberamtsgrenze oberhalb Urspring hin, berührt öfter das Oberamt selber nicht mehr, so daß der ganze Bezirk dem Donaugebiet angehört. Das Oberamt Ulm gehört im Allgemeinen zu den hochgelegenen, die niedrigsten Gegenden desselben, das Donauthal bei Ulm und das Donauried bei Langenau | haben noch eine Höhe von mehr als 1600 W. Fuß über dem Meere, wie aus nachfolgender Übersicht von barometrischen Messungen hervorgeht.
  Höhe über
d. Donau
Höhe über dem Meere.
Par. Fuß. Würt. Fuß.
Ulm, Donau an der Brücke; Gerölle S. 0 1456 1652
Michelsberg bei Ulm, auf dem Plateau desselben, dichter Süßwasserkalk S. 366 1822 2066
Kuhberg, westlich von Ulm {Süßwasserkalk) 369 1825 2069
Nerenstetten, Erdfläche an der Post (Jurakalk) S. 142 1598 1812
Niederstotzingen, Erdfläche an der Krone
(dichter schwarzer Süßwasserkalk mit Heliciten) S.
5 1461 1657
Anhöhen, 1/2 Stunde nördlich von Niederstotzingen,
(Molasse mit großen Ostraciten) S.
180 1636 1855
Alpeck in der Krone, Jurakalk V. S. 219 1675 1899
Luizhausen, Erdfläche in der mittleren Höhe des Ortes an der Post.
Jurakalk. G. v. M. und S.
473 1929 2187
Geißlinger Höhe, höchster Punkt der Landstraße an den Holzäckern
zwischen Luizhausen und Urspring. Jurakalk. S.
550 2006 2274

Höher noch als der letzte Punkt sind ohne Zweifel die Höhen bei Ettlenschieß und Zähringen.

6. Naturschönheiten und Merkwürdigkeiten.
A. Charakter; Aussichten.
Der Charakter der Natur ist sehr verschieden; bald öde, wie auf manchen Alpflächen, halb anmuthig, wie im Blauthal, bald wild romantisch, wie im Lonthal bei Kaltenburg. Im Ganzen aber zeichnet sich der Oberamtsbezirk weniger durch schöne und malerische Ansichten, als durch große und | herrliche Aussichten aus. Auf allen höhern Punkten, insbesondere aber auf dem Kuhberg und Michelsberg bei Ulm, auf dem Thalfinger Berg, auf den Höhen bei Öllingen, und rückwärts bei Altheim, Ettlenschieß etc. beherrscht das Auge nach Ost und Süd einen unermeßlichen Halbkreis, in welchem zunächst das weite Donauthal mit einer Menge von Städten und Dörfern, weiterhin ein großer Theil von Bayern und Ober-Schwaben, und im Hintergrunde die Tyroler und Schweizer Alpen mit wechselndem Zauber sich darstellen.
B. Besondere Merkwürdigkeiten.
a. Erdfälle.

Es gibt deren viele, doch nicht so viele, als im Oberamt Blaubeuren. Man findet sie hauptsächlich bei Altheim, Weidenstetten, Neenstetten, Lindenau, Sezingen, Nerenstetten, Langenau, Göttingen, Alpeck, Hagen, Kesselbronn, Jungingen, Ulm. Einige sind von beträchtlichem Umfang und sehr tief, wie der Erdfall an der Straße bei Nerenstetten. Häufige Erdrutschen kommen an dem Galgenberge bei Ulm, der Illermündung gegenüber, vor. Die bedeutendsten ereigneten sich in den Jahren 1570, 1610, 1695, 1802 und 1824. In den beiden letzten Jahren hatten sich Äcker und Straße von dem Berge in einer Länge und Breite von mehreren hundert Schritten losgerissen und gegen 20′ herabgesenkt.

b. Höhlen.
Die bedeutendsten sind:
Der hohle Stein, auf Asselfinger Markung, 1/4 St. von dem Hof Lindenau am Lonthale, in einer schauerlichen Wildniß. Sein Eingang befindet sich an einer schroffen Felsenwand von Jurakalk, er ist 5′ hoch u. 2′ breit, seitdem die natürliche Öffnung durch Kunst erweitert worden ist. Von hier führt ein schmaler 18–20′ langer Gang in ein 10 bis bis 12′ hohes Gewölbe, von wo man durch einen zweiten Gang in ein neues größeres und endlich durch einen weitern Gang in das dritte, das größte Gewölbe gelangt, das 25′ l. und an 20′ br. ist. Die beiden letzten Gewölbe sind durch | schöne Tropfsteinbildungen ausgezeichnet; auf dem Boden liegen große Felsstücke. Die ganze Tiefe der Höhle ist 120–130′ lang. Wahrscheinlich setzt sie aber hinter dem dritten Gewölbe noch weiter fort, und steht mit den Erdfällen auf dem Felde bei Lindenau in Zusammenhang.

Der Stadel, eine etwa 30′ breite und eben so tiefe, hohe und helle Grotte mit einem 15′ hohen Eingang an derselben Felsenwand nur 30′ links von dem Eingang in den hohlen Stein. An dem Eingang sieht man Spuren von Mauern. Die Höhle soll einem Einsiedler, in früheren Zeiten auch Räubern zum Aufenthalt gedient haben.

7. Boden und Klima.
a. Boden.

Ein kalkhaltiger, schwerer Thonboden, mehr oder weniger mit Kalksteingeröllen vermischt, wie er auf der Alp gewöhnlich vorkommt, ist auch hier vorherrschend. Doch unterscheidet sich die Ulmer Alp von andern Alpstrichen dadurch, daß der Boden weniger steinig ist. Besonders ist auf der Höhe der rechten Seite des Lonthals, von Luizhausen herüber über Beimerstetten, Jungingen bei Nerenstetten u. a. der sogen. Lixboden, ein Gemisch von Humus, Sand und Letten, der selbst in trockenen Jahren sehr fruchtbar ist, anzutreffen. Sodann findet sich in den Einsenkungen und Niederungen bei Grimmelfingen, Altheim, Nerenstetten, Neenstetten und Langenau ein schwärzlich-brauner humusreicher Boden, und in dem Donau- und Blauthale besteht der Boden meist aus einer 1 Schuh tiefen lockern Moorerde, unter der bald Kalktuff, bald Torfschichten oder auch Gerölle liegen; außerdem aber bilden der Jurakalk und am südlichen Abhang gegen die Donau der ältere Süßwasserkalk und die Molasse etc. den Untergrund. Der Boden ist größtentheils fruchtbar, und lohnt den auf seinen Anbau verwendeten Fleiß des Landmanns mit guten Ernten.

b. Luft und Klima.
Die größtentheils südliche Exposition macht, daß auch die höchsten Bezirke sich eines mehr gemäßigten, als rauhen Klimas erfreuen. Überall findet man noch Obstzucht. Am mildesten | ist das Klima, wie natürlich, in den Thalorten, namentlich in Söflingen, Ulm, Langenau. An den Bergen von Söflingen, Ulm und Böfingen wurde noch im vorletzten Jahrhundert viel Wein gebaut. Dagegen leiden die Thäler, insbesondere das Donauthal, viel von dichten und lang anhaltenden Nebeln, welche aus den Riedebenen aufsteigen, und durch einen damit und mit den vorherrschenden Ostwinden in Verbindung stehenden schnellen Temperaturwechsel.

Die Höhe um Alpeck bildet für die ganze Umgegend eine Wetterscheide; hier theilen sich die Gewitter und ziehen entweder links in nordöstlicher Richtung dem „Engel-Gehäu" – einem großen Walde – zu oder rechts in südlicher Richtung gegen Elchingen und an die Donau. Die Bezirke gegen das Donauthal und Lonthal haben deßwegen auch von Hochgewittern am meisten zu leiden, die höher liegenden sind denselben weniger ausgesetzt.

Das Frühjahr beginnt in der Regel Ende März, um welche Zeit man das Sommerfeld bestellt. Ende Juli (um Jakobi) nimmt bei Ulm, Göttingen, Langenau, Asselfingen, Stotzingen die Roggenernte, in den ersten Tagen des Augusts die Kornernte ihren Anfang. Sie beginnt um 8 Tage später als in den Thalorten in Wettingen, Setzingen, Ballendorf, Altheim, Weidenstetten, und um 14 Tage später bei Lutzhausen, Ettlenschieß etc. Wenn gleich nicht im Allgemeinen, so scheint doch in dem Donau- und Blauthale das Klima auf die Gesundheit der Menschen nicht den günstigsten Einfluß zu haben s. u.

8. Gebirgsarten, Versteinerungen u. Mineralien.
A. Gebirgsformationen.

Die Gebirgsformationen, welche in dem Bezirke zu Tage stehen, sind: Jurakalk, Molasse, Süßwasserkalk, Süßwasserquarz, Lehm, Sand- und Torfbildungen.

Der Jurakalk ist natürlich die Hauptformation in dem Oberamte, da dasselbe beinahe ganz der Alp angehört. Er steigt von Ulm an gegen Norden zwischen Luizhausen und | Urspring bis zu 550 P. F. und darüber an. Wie überall so ist er auch hier voll Höhlen und nach allen Richtungen zerklüftet, hat selten deutliche Schichtungen, sondern meistens eine massige Absonderung, und bildet schroffe, manchmal überhängende Felswände. Seine Farbe ist weißgrau, zuweilen roth, gelb, schwarz gefleckt oder gestreift. Von den Unterabtheilungen, welche die Geologen neuerlich in der Jurakalk-Formation gemacht haben, wurde der sogen. Portlandkalk bei Einsingen gefunden.

Die Molasse ist auf dem Jurakalk an der südlichen Abdachung der Alp hin aufgelagert, und geht 2–300′ über dem Donauspiegel und circa 1617–1650 P. F. über dem Meere zu Tag aus, was dem Niveau des Meeres zu entsprechen scheint, das zur Zeit der tertiären Formationsbildung Oberschwaben bedeckt haben muß. Sie erscheint gewöhnlich als grauer, feinkörniger Sandstein, bald geschichtet, wie bei Grimmelfingen, Alpeck, Langenau, Rammingen, wo sie als Baustein benutzt wird, bald als eine feinkörnige Breccie mit Süßwasserschnecken, wie an der westlichen Grenze des Oberamts zwischen Harthausen und Markbronn. Bei Niederstotzingen, Rammingen, Alpeck bildet die Molasse einen gelblich-grauen Sandstein mit großen Ostraciten, die den der Molasse der Schweiz eigenthümlichen entsprechen. Die Schichten wechseln nach Härte und Farbe. Die oberen Schichten werden dem Süßwasserkalk oder Mergel ähnlich.

Der Süßwasserkalk, eine an dem ganzen südlichen Abhange der Alp verbreitete Gebirgsbildung hat in den höheren Gegenden des Oberamts Jurakalk, in den tieferen Molasse zur Unterlage; Gerölle, Sand, Lehm und Torf bedecken ihn. Man findet ihn noch auf dem Michelsberg und Kuhberg in einer Höhe von 1825 P. F.; in größerer Höhe findet er sich nur noch in Mulden. So lange die Erhebung des Jurakalks, seiner Unterlage, noch nicht bekannt ist, kann die Mächtigkeit des Süßwasserkalks nicht genau bestimmt werden, doch darf man sie zu 100–200′ annehmen. Der Süßwasserkalk bildet die äußersten südlichen Berge der Ulmer Alp und die anstoßenden Bergebenen. Nicht nur der Michelsberg, sondern auch der | Eselsberg und die Höhe der Alpecker Steige bestehen zur obern Hälfte aus Süßwasserkalk; in den Seitenthälern jedoch steht der Jurakalk noch zu 3/4 ihrer Höhe zu Tage. Der Kuhberg scheint ganz daraus zu bestehen, indem am nördlichen Fuße der Mergel des Süßwasserkalks mit Jurakalkschichten wechselt, während am südlichen Abfall an der Ziegellände bei Ulm derselbe unter das Donaubett und das jenseits gelegene Schuttland hinabfällt. Das Gleiche findet bei Niederstotzingen Statt. Südlich von der Donau geht er nirgends in größeren Strecken zu Tage. Der Süßwasserkalk ist deutlich 1–2′ dick geschichtet, und mit Mergelschichten vermischt. Die Schichten streichen von Ost nach West, ihr Fall richtet sich nach der Unterlage, und ist im Allgemeinen gegen Süden stark. Je höher die Schichten und je dunkler gefärbt, desto härter sind sie. Der häufigen Röhrenbildung nach wurden sie auf Wasserpflanzen niedergeschlagen; die meisten Schichten sind voll von Süßwasserschnecken, nur einige wenige ohne alle Versteinerungen. Die Struktur des Süßwasserkalks ist die gewöhnliche, bald körnig porphyrartig, bald mit conglomeratähnlichem Gefüge; die Farbe weiß, grau, bräunlich und braun, blau bis schwarz.

Süßwasserquarz. Zwischen Harthausen und Klingenstein findet man Trümmer eines Quarzgesteins, das vielleicht die oberste 1–11/2′ mächtige, aber durch Cultur zerstörte Schichte der dichten Süßwasserkalk-Formation bildete, und den zahlreichen Quarzgeschieben am Ausgehenden der untersten (Mergel-) Schichten der Muschelkalk-Formation im Schwarzwald entspricht. Spuren dieser Quarzbildung findet man häufig auf den Süßwasserkalkbergen und Alpebenen dieser Formation, z. B. bei Jungingen, auf dem Eselsberg, Michelsberg etc. Die Stücke sind bald scharfkantig, bald abgerundet, und von der Größe einer Haselnuß bis zu der eines Menschenkopfes; zuweilen haben sie kleine krystallisirte Drusen. Die Farbe des Quarzes ist asch- bis dunkelgrau, seine Struktur manchmal porös, zuweilen faßrig, meistens dicht und feinkörnig.

Kalktuff kommt an mehreren Orten, besonders im Langenauer Ried, unmittelbar unter der 1 Fuß hohen Moorerde, | unter der Dammerde bei Ulm (zwischen dem Frauen- und neuen Thore und am Galgenberg) vor. Er besteht vorherrschend aus Pflanzenröhren und halbverkalkten Land- und Süßwasserschnecken.

Lehm findet man an vielen Orten auf den Jurakalk aufgelagert, besonders reichlich an der Ziegellände bei Ulm und bei Zähringen.

Sand, als Ablagerung längst vertrockneter Gewässer, findet man südwestlich und südöstlich von Grimmelfingen von nicht unbedeutender Mächtigkeit. Er besteht aus erbsen- bis haselnußgroßen Quarzkörnern, und darf als eine mit dem Gerölle Oberschwabens gleichzeitig erfolgte Alluvion angesehen werden. Auch an einem Berge bei Öllingen wird gelber Sand gegraben, der zum Scheuren und Bauen benutzt wird.

Torf findet man in großen Lagern am linken Donauufer bei Grimmelfingen, im Donauthal an der Ehinger Straße (Göcklinger Ried), im Langenauer Ried und im Blauthal. Über Torfstiche s. u.

B. Versteinerungen.

Versteinerungen sind bis jetzt folgende gefunden und näher bestimmt worden: im Jurakalk. Korallen in den obersten Schichten: Astrea cristata, reticulata, oculata, helianthoides Goldf.; Meandrina soemringii Münster; Scyphia paradoxa, obliqua, cylindrica, lithodendron, trichotomum, Goldf.; Anthophyllum obconicum Münster. Strahlthiere: Apocrinites mespiliformis, Cidarites coronatus Goldf.; Nucleolites semiglobus Münster. Einschaalige Conchylien: Ammonites annulatus vulgaris Schloth, flexuosus Münster; Nerinea terebra Schübler, letztere bloß in den obern Schichten. Zweischaalige Conchylien: Terebratula helvetica, lacunosa, tegulata Schloth, inaequilatera Goldf., aculeata Cat. [?]rilobulata Münster, difformis, Lamark, insignis Schübler, bisuffarinata Schloth., striatula Sowerby; Ostrea carinata Lamark, und 4 noch unbestimmte Muscheln, wovon eine zu den Mytuliten gehört. Auf einem Acker der Markung Weidenstetten findet sich auf einem kleinen Raum eine auffallende Menge von Koralliten und Strahlthieren zusammengedrängt.

| In der Molasse findet man bloß Steinkerne mehrerer Myaciten, Mytulitenarten, einer gerippten Arca und einer Lymnea. Von den Schaalen sind nur Überreste einer weißen mehligen Substanz vorhanden, welche die Steinkerne theilweise überzieht. In den obern Schichten findet man Heliciten, Neriten und Turbiniten, bei Rammingen und Niederstotzingen Ostrea gryphoides Schl., und Pecten inaequicostatus Schübler, bei Harthausen Turitella terebra Brocchi.

Im Süßwasserkalk kommen viele Versteinerungen von Schaalthieren vor, deren Geschlechter noch jetzt auf dem Lande und in süßem Wasser leben.

Besonders reich an versteinerten Süßwasserschnecken ist das Ruhethal bei Ulm. In den oberen Schichten der Höhen um Ulm findet man petrificirtes Holz meist in kalkig-kieselige Masse verwandelt.

C. Mineralien.

a. Metalle. Von Metallen findet man nur Eisen und zwar hauptsächlich Bohnerz und Eisenocker auf der ganzen Alp des diesseitigen Bezirkes im Jurakalk, wie im Süßwasserkalk, ersteres namentlich bei Westerstetten, Weidenstetten, Altheim, Ettlenschieß, Lutzhausen, Lindenau, Hervelsingen. Es liegt meistens frei auf den Feldern herum, oder ist auch in eine eisenhaltige Thonmutter eingeschlossen; ferner im Jurakalk stalaktitischen Thoneisenstein und Schwefelkies bei Urspring, auch selbst auf dem Torfboden bei Langenau, wo im Mai 1855 ein 81/2 Loth schweres Stück 2 Fuß tief ausgegraben wurde.

b. Steine. Außer dem in großen Gebirgsmassen vorkommenden Jura- und Süßwasserkalk, dem Sandstein und Mergel der Molasse, kommen theils in diesen Gebirgsbildungen theils als Gerölle der Donau vor:

Aus dem Kieselgeschlechte: Feuersteinknollen auf den Feldern bei Ettlenschieß, Sinabronn etc., sie werden von den Bewohnern der Umgegend gesammelt und als Feuersteine benutzt; Quarzkrystalle in Drusen (Oberstotzinger | Steinbrüche) und calcedonartige Drusen sind zuweilen im Jura eingesprengt; Jaspis, Achat, Calcedon, Rosen- und Milchquarz enthält die Süßwasserquarzschichte, Quarzgerölle von den verschiedensten oft sehr lebendigen Farben die Donau.

Kalkgeschlecht. Krystallisirter Kalkspath, zum Theil von glänzend gelber Farbe, kommt bei Langenau, Bissingen in der Jura- und Süßwasserkalk-Formation vor, zuweilen findet man ihn in großen Blöcken unter der Dammerde. Der Jurakalk erscheint auch hier nicht selten als Marmor von verschiedener Färbung. Am Kühnlensberg bei Ulm ist er roth, weiß und blau; bei Alpeck und Niederstotzingen röthlich, der schönste soll in dem Denkenthal bei Luizhausen brechen.

c. Erden. Thonerde, oft mit eingesprengtem Bohnerz findet man in den obersten Schichten des Jurakalkes häufig. Am östlichen Ende des Kuhberges bei Ulm ist eine reichliche Thongrube, welche die Ziegelhütten von Ulm mit Material versieht. Einen Töpferthon von seltener Feinheit, der zum besten Fayence benutzt werden könnte, trifft man in dem Staatswald Rehhalde bei Zähringen. Er enthält 67 Pct. Kieselerde, 21 Pct. Thon und Talk, 8 Pct. Kalkerde und 4 Pct. Wasser und Eisenoxyd. Seinen Eigenschaften nach ist derselbe eine Art von Walkererde, und wird von den Töpfern der Umgegend und Heidenheim sehr gesucht. Bolus kommt bei Langenau, Trippel, Röthel auf dem Kühnlesberg bei Ulm vor, bei Grimmelfingen, Einsingen, Söflingen, Oberthalfingen weiße Kreide.

d. Kohlen. Kleinere Nester von Steinkohlen wurden schon in früheren Zeiten aufgefunden, und auch Versuche gemacht, sie bergmännisch zu verfolgen, ohne daß man auf bauwürdige Lager getroffen wäre. Am Fuße der Ulmer Ziegellände fand man Anno 1797 wenige Schuhe über dem gewöhnlichen Wasserstand in grauem Mergel eine schwache Lage blättrig-erdiger Braunkohlen, die kaum 1 Zoll hoch aber gegen 100′ lang war. Eine Gesellschaft Ulmer Bürger ließ diese Spuren bergmännisch verfolgen, mußte es aber bald | wieder aufgeben. Auch auf der Westseite des Michelsberges wurde 1788 durch Hofrath Stahl von Stuttgart mit gleich ungünstigem Erfolg nach Kohlen gegraben.

9. Pflanzen- und Thierreich.
A. Pflanzen (wilde).

a. Bäume, 1) Von Laubhölzern kommen alle gewöhnlichen Arten vor; als seltener verdienen angeführt zu werden: die Zitterpappel Populus tremula, der spitzige Ahorn Acer platanoides und die weiße Erle Alnus incana.

2) Nadelhölzer. Die gemeine Kiefer und Weißtanne. Pinus silvestris und abies; selten und immer nur in einzelnen Exemplaren die Lärche, Pinus Larix.

b. Sträucher. 1) Laubholz. Außer den überall verbreiteten Gesträuchen sind bemerkenswerth: die kriechende Weide Salix repens bei Langenau, der weidenblättrige Sanddorn, Hyppophae rhamnoides, die Felsenbirne und der quittenartige Mispel Mespilus amelanchier und cotoneaster, die deutsche Tamariske Tamarix germanica, die Zimmtrose Rosa cinnamomea (häufig), die Preusselbeere und Heidelbeere Vaccinium vitis idaea et myrtillus, der schwärzliche Geisklee Cytisus nigricans, die gemeine Bärentraube Arbutus uva ursi, der stechende Mäusedorn Ruscus aculeatus. 2) Von Nadelgesträuchen findet man sehr häufig Juniperus communis, Wachholder.

c. Krautartige Pflanzen, die natürlichen Verhältnisse des Oberamtes erzeugen einen ungewöhnlichen Reichthum an den verschiedenartigsten zum Theil seltenen Pflanzen. Ulm gehört auch zu den Bezirken Würtembergs, über welche zuerst Floren im Drucke erschienen sind. Joh. Schöff schrieb 1622 einen Hortus paradisicus Ulmensis; ein Jahrhundert später, im Jahre 1728, Joh. Diet. Leopold Delicias silvestres florae Ulmensis. Diese letztere Schrift hatte für ihre Zeit viele Verdienste, und die meisten selbst selteneren Gewächse findet man jetzt noch an den dort bezeichneten Stellen.

Dem Vernehmen nach hat der Herr Apotheker Gmelin in Langenau eine neue, vermehrte und verbesserte Ausgabe derselben zum Druck vorbereitet; bis zu seiner Erscheinung verweisen wir auf Herrn von Martens Bemerkungen in dem Corresp.Blatt des landwirthschaftl. Vereins 1822, S. 357 u. ff., sodann auf die Beschreibung des Rieds bei Langenau von Herrn Pfarrer Dieterich, ebend. Jahrg. 1830. S. 155 etc.

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B) Thiere (wilde).

a. Vierfüßiges Wild. Das Jagdwild ist das gewöhnliche. Der letzte Wolf, der sich in die Gegend verirrte, wurde 1821 bei Günzburg erlegt. Als seltenere Erscheinungen sind noch zu bemerken: die Fischotter, Lutra vulgaris, die zuweilen in der Donau und in den Stadtgräben von Ulm vorkommt; der Biber, Castor Fiber, er wird von Zeit zu Zeit in den Weidengehölzen an der Donau gesehen, erst noch am 19 .Juli 1832 wurde ein 50 Pfund schwerer weiblicher Biber, am 10. August desselben Jahres ein 46 Pf. schwerer männlicher gefangen, 1828 wurde einer an der Grimmelfinger Au gefangen, er ist in der Sammlung der Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins aufbewahrt. Seine Länge betrug 4′3″ Der Hamster, mus cricetus, soll bei Ulm gesehen worden seyn.

b. Vögel. Mit Übergehung der gewöhnlichen, fast überall vorkommenden Vögel bemerken wir hier nur einige seltenere Erscheinungen.

Gold-Stein-Adler, Falco regalis, wurden schon bei Langenau, Elchingen, Ulm geschossen. Bienenwolf, Merops apiaster, 1809 und 1824 wurden 2 Exemplare auf dem Langenauer Moore geschossen; rothbrauner Kukuk, Cuculus rufus; Steindrossel, Turdus saxatilis bei Ulm; Birkhuhn, Tetrao Tetrix, und Haselhuhn, T. Bonasia, im vorigen Jahrhundert wurden eigene Jagden auf sie gehalten, s. Oberstotzingen. Uferschwalbe, Hirundo riparia, an der Donau unter Ulm; der wilde Schwan, Anas Cygnus, auf dem Langenauer Ried im Februar 1830; weißköpfige Ente, Anas leucocephala, 1829 bei Langenau geschossen; der große Trappe, Olis tarda, sehr selten, 1828 bei Nerenstetten; Rohrdommel, Ardea stellaris; der Rallenreiher, Ardea ralloides, 1825 wurde einer auf dem Langenauer Riede geschossen; Heerschnepfe, Scolopax Gallinago; der Kiebitz, Tringa Vanellus; Lachmöve, Larus ridibundus, selten. Meerschwalbe Sterna Hirundo, von den Ulmer Fischern Fischdieb genannt.

c. Amphibien. Von Schlangen findet man außer der gewöhnlichen unschädlichen Ringelnatter, Coluber natrix, auch die rothe Natter, Coluber austriacus, und in den Alpthälern bei Ulm, namentlich in dem Kiesenthal (s. Blaubeuren) die sehr giftige Kreuzotter, Vipera Chersea (Coluber berus Laur:).

| d) Fische. An Fischen ist Ulm ausgezeichnet reich. Der Zusammenhang der Donau mit dem schwarzen Meere erzeugt überdies manche merkwürdige und eigenthümliche Verschiedenheit von den übrigen in die Nord- und Ostsee mündenden Strömen Deutschlands.

Das kleine Neunauge, Petromyzon branchialis, ist im Schlamm der Blau bei Ulm sehr häufig. Der Aal fehlt der Donau und ihren Einflüssen ganz. Die Forelle ist vorzüglich in der Blau und Nau und in der Lone zu Hause. Sie wird 4, 6–8pfündig; aus der Nau sollen die schmackhaftesten kommen. Die Donau und Iller hat keine Forellen. Der Rothfisch, Salmo Hucho, ein sehr geschätzter Fisch in der Iller und der Donau, häufig 21/2′ lang und bis 30 Pf. und darüber schwer, der größte wurde vor einigen Jahren in der Iller bei Kirchberg gefangen, er wog 50 Pf. und hatte 4′ Länge. Zur Laichzeit im März zieht der Rothfisch in die Iller hinauf, und kehrt erst um Bartholomäi in die Donau zurück. Äsche, Salmo Thymallus, in der Donau am häufigsten oberhalb des Einflusses der Iller. Der Hecht wird in der Donau 6–9, 21–30 Pf. schwer. Karpfen, Ciprinus Carpio, selten über 12 Pf. schwer. Die Donaukarpfen werden besonders geschätzt. Die unter dem Namen Spiegelkarpfe bekannte Spielart wird öfters in den Fischweihern um Ulm angetroffen. Der Barbe, ziemlich häufig, bis 15 Pf. schwer. Der Greßling, Grundel ist seltener in der Donau, sehr häufig in der Lone. Die Lonseer Grundeln waren schon in früher Zeit sehr berühmt. Schlay C. Tinca, in stehendem Wasser, bis 4 Pf. schwer; Karausche, Bauernkarpfe, C. Carassius, ist wenig geschätzt. Bretzing, C. Brama, wird nur einen Theil des Sommers über in der Donau gefangen; er wird 12 Pf. schwer, und hat wohlschmeckendes Fleisch. Blättling, C. latus, in den Altwassern der Donau in Menge; er ist nicht geachtet. Hasel, C. Dobula, einer der häufigsten Donaufische, höchstens 1/2 Pf. schwer, ist nicht beliebt, Halbfisch, Rothäugle, C. rutilus, höchstens 2–5 Pf. schwer, kleiner kommt er auch in der Blau vor. Weißer Furn, Rothauge, C. Erytrophthalmus, mit lebhaft rothen Augen und Floßfedern. Lauing, C. Alburnus, ein spannenlanges munteres Fischchen von bläulich-grünem Rücken und silberfarbenen Seiten. Seine Schuppen liefern den Silberglanz, Nacre, zur Verfertigung unächter Perlen. Ganz ähnlich ist der C. bipunctatus. Cyprinus Nasus, die Nase, unter dem unbestimmten Namen „Weißfisch“ bekannt, wird 11/2 Pf. schwer und gehört zu den gewöhnlichsten Gattungen. Orfe oder Urfe, C. Tises, häufig 4–5 zuweilen bis 12 Pf. schwer, mit dunkler, gelblicher Farbe, an den | Seiten mit schwachem Goldglanze. Alet, C. Cephalus, an den reißendsten Stellen der Donau, 2–3 Pf. ja bis 8 Pf. schwer, wird am häufigsten dicht an der Stadtmauer bei den Blaumündungen gefangen. Schiecken, C. Aspius, bildet den Übergang von den Karpfen zu den Raubfischen, denen er angehört, wird zuweilen 15–18 Pf. schwer, er ist der Donau eigenthümlich. Felle, Ellritze, C. Phoxinus, ein kleines, niedliches Fischchen, hält sich in der stillen reinen Blau und in der Flötz von andern Fischen abgesondert auf, und schwimmt gern in zahlreicher Gesellschaft nahe an der Oberfläche des Wassers. Unter dem Namen Grundel kommt in den Bächen Cobitis Barbulata, in der Donau C. Taenia vor; die Meer- (Moor-) Grundel, C. fossilis, hält sich im Bleichergraben bei der Friedrichsau auf. Weller Silurus Glanis, wird nur selten nach großen Überschwemmungen in der Donau bei Ulm gefangen. Dreusche, Gadus lota, ist in der Donau, auch in der Nau, der Repräsentant des Aals, dem sie sehr ähnelt, wird 2′ lang, 2 Pf. schwer und für sehr wohlschmeckend gehalten.

Merkwürdig ist in der Donau der Reichthum an Fischen von mit den Meerfischen ähnlicher Gestalt. Von der hieher gehörigen Gattung Perca finden sich die meisten Arten in der Donau, einige derselben gehören ihr ausschließlich an. Die Schuppen dieser Gattung sind am Rande mit feinen Stacheln besetzt, die Rückenflossen sind gleichfalls stachlich. Angegriffen richten sich letztere sogleich in die Höhe. Bersig, Barsch, Perca fluviatilis, ist die verbreiteste Art. Schiel, P. Lucioperca, ist der schmackhafteste, theuerste Fisch der Donau, und selbst in Hamburg als „Sander" gesucht. Außer der Donau kommt er in Süddeutschland nirgends vor. Von jeher in der unteren Donau häufig, folgte der gefräßige Fisch in den Revolutionskriegen den zahlreichen östreichischen Transportschiffen bis nach Ulm, und wird nun seitdem dort bis zur Illermündung gefangen. Er wird aber mit jedem Jahr seltener, und man fürchtet nicht ohne Grund, er möchte allmählig wieder verschwinden. Der größte bei Ulm gefangene Schiel wog 18 Pf. Hartschwanz, Aspro vulgaris Cuv., nur 6–8 Zoll lang. Der Zindel, Aspro Zingel, er wird zuweilen 11/2 Pf. schwer; beide letzteren nähern sich der Form der Hayfische, und weichen auffallend von den andern Fischen süßer Gewässer ab. Pfaffenlaus, Acerina cernua, höchstens 6″ lang. Die Staire (der Stör) Acerina Schraetser, 8–10″ lang, einer der schönsten Fische der süßen Gewässer, mit wohlschmeckendem Fleisch. Im J. 1500 wurde eine, 100 Pf. schwer, gefangen. Der Gropp, Cottus Gobio, in den kleinen steinigen Bächen der Alp häufig.

| Schließlich ist hier noch zu bemerken, daß den 13. Decbr. 1822 ein junger, 21/2 Pf. schwerer Hausen bei Ulm in der Donau gefangen wurde. Im Übrigen verweisen wir hier auf die oben angeführten Bemerkungen von Herrn v. Martens, welchem wir hier hauptsächlich gefolgt sind.

e. Insekten. Von 1000 bis jetzt bekannten würtemb. Insektenarten fing Herr Pfarrer Kunkel in Wiesgoldingen die Mehrzahl in Ulms Umgebung. Bemerkenswerth darunter sind: Spanische Fliegen, der After Maiwurmkäfer, Meloe variegatus, 1809 bei Setzingen gefangen; Wasserscorpione, Nepa cinerea, auf dem Langenauer Ried; von Schmetterlingen der Todtenkopf, Ligustervogel, Apollo, Oleander etc. 1719 richtete ein aus der Wallachei und Östreich kommender Heuschreckenzug große Verheerungen an.

f. Gelenkthiere. Die merkwürdigeren sind: Der bunte Regenwurm, Lumbricus variegatus, im Bleichergraben bei Ulm, Fisch-Blutegel, Hirudo sanguisuga geometra, ebendaselbst. Der Kiemenfuß, Monoclus Apus, nach Überschwemmungen in stehenden Wassern bei Ulm. Krebse führen die Schamen bei Göttingen, der schwarze Graben und mehrere Gräben des Riedes.