« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Tuttlingen Kapitel B 11 »
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Nendingen,


Gemeinde II. Kl. mit 946 Einw., wovon 4 Evang., a. Nendingen, Pfarrdorf 914 Einw., b. Altenthal, Weiler, 20 Einw., c. Kleemeisterei, Haus, 3 Einw., d. Neumühle, Haus, 5 Einw., e. Ziegelhütte, Haus, 4 Einw. Kath. Pfarrei, die Evang. sind nach Tuttlingen eingepfarrt. 1 Stunde nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.


Auf der rechten Seite der zunächst am Ort vorbei fließenden Donau, da wo das Rottweiler Thal in das hier ziemlich breit werdende Donau-Thal von Süden her einzieht, hat Nendingen theils auf einem flachen Terrainausläufer, theils in der Thalebene selbst eine sehr freundliche Lage. Die steilen, nicht| unbeträchtlichen Thalgehänge drängen sich auf der rechten Thalseite ganz nahe an das Dorf heran, während sie auf der linken sich etwa 1/4 Stunde von demselben entfernt halten. Das ansehnliche, etwas unregelmäßig angelegte Dorf besteht aus zum Theil stattlichen Bauernhäusern, die im Verein mit minder großen Gebäuden an die reinlich gehaltenen, theilweise gekandelten Ortsstraßen gedrängt hingebaut sind. Die Gebäude sind größtentheils aus Holz, mit steinernem Unterstock erbaut und mit Ziegelplatten gedeckt.

Die sehr stattliche, dem h. Petrus und Jakobus geweihte Kirche steht, von hohen Pappeln umschattet, hart an der Donau, am westl. Ende des Dorfes; sie wurde im Jahre 1755 in einfachem Rundbogenstil erbaut; der an der Nordseite des vieleckig schließenden Chores stehende hübsche und ansehnliche Thurm dagegen im Jahre 1863 gegen oben neu erbaut von Werkmeister Glantz in Rottweil; Jahreszahl und Name des Baumeisters steht hoch am obersten Geschoß des mit schlankem Helm bekrönten, weithin sichtbaren Thurmes. Das weite, lichte, geräumige Innere der Kirche besitzt drei schöne, mit Gemälden und Statuen geschmückte Rococoaltäre, im Westen eine reich gefaßte Orgel in antikisirendem Rococostil und an der Südwand des mit einem Kappengewölbe bedeckten Chores eine flache, gothische Holzskulptur, Krönung Mariä. Die Kanzel und die Chorstühle sind in schönem Rococostil gehalten. Der hübsche, gothische Taufstein ist neu, gefertigt und gestiftet von Glantz. Hinter dem Hochaltar erblickt man ein Gemälde, das h. Abendmahl, gleichwie die Gemälde der zwei Seitenaltäre, inschriftlich gemalt von Jo. Ignatii Schilling 1759. Außerdem besitzt die Kirche viele schöne und reiche Meßgewänder, einen sehr schönen Kelch von Silber und vergoldet, inschriftlich gestiftet von der Familie Heisler im Jahre 1744 und eine hübsche Monstranz aus derselben Zeit. Außen an der Südwestecke der Kirche befindet sich ein Ölberg.

Von den vier (mit Ausnahme der kleinsten) verzierten Glocken auf dem Thurm hat die größte, sehr große, die Umschrift: Von Karl Rosenlächer in Constanz gegossen 1863. Hoch preiset meine Seele den Herrn und mein Herz ist voll Freude in Gott, meinem Helfer.

Auf der zweitgrößten Glocke steht: Jo. Leonhart Rosenlecher goss mich in Constantz Anno 1712. Vivos voco. Mortuos plango. tonitrua frango.

| Auf der drittgrößten Glocke liest man: A fulgure, grandine et tempestate libera nos, domine iesu criste 1684, und auf einem Schildchen: Durch Fevr und Hitz bin ich geflosen. Leonhart und Ulrich Rosenlecher beid brüeder hat mich gegosen anno 1680 in Constantz.

Die vierte Glocke zeigt in gothischen Minuskeln die Namen der vier Evangelisten und den Spruch: o rex glorie criste veni cum pace. anno domini 1444.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung. Der ummauerte Friedhof geht um die Kirche.

Außerdem besteht im Ort, beim „Frohnhof“, das St. Blasiuskirchlein, noch im romanischen Stil (12. Jahrhundert), leider sind in neuester Zeit (im J. 1875) die meisten ihrer zierlichen, schmalen, tief eingeschrägten Rundbogenfenster in größere verändert worden, nur zwei von den ursprünglichen Fensterchen erhielten sich gegen die beiden Westecken hin; der quadratische Chor ist schmäler und niedriger, als das auch flachgedeckte Schiff des Kirchleins; auf dem First sitzen ein Thürmchen (Dachreiter) und ein schönes Schmiedeisenkreuz. Das freundliche Innere hat einen sehr reichen, hübschen, mit vielen Engelchen belebten Renaissancealtar, worauf drei gut gearbeitete, gothische Heiligenfiguren und einige kleinere, aus derselben Zeit stehen. Im halbrunden Triumphbogen ein sehr alter Kruzifixus (in halber Lebensgröße) mit segnenden Händen (drei aufgehobenen Fingern). Die z. Th. noch um das Kirchlein laufende Mauer ist aus auffallend großen Steinblöcken aufgeführt.

Ferner besteht noch eine Kapelle innerhalb und außerhalb des Ortes. Die auf der linken Seite der Donau stehende besitzt ein altes, auch noch gothisches Madonnenbild (Holzskulptur).

Das gut gehaltene, sehr ansehnliche, südlich bei der Kirche gelegene Pfarrhaus wurde in den Jahren 1760–61 erbaut; zu seiner Unterhaltung besteht ein eigener Fonds.

Das 1825 erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Das schon alte, mit einem Glockenthürmchen besetzte Rathhaus befindet sich noch in gutem Zustande; überdies bestehen im Eigenthum der Gemeinde ein Armenhaus, ein Backhaus und ein Waschhaus.

Gutes Trinkwasser liefern 37 Pumpbrunnen, welche sämmtlich durch das von der Donau herrührende Grundwasser gespeist werden. An Quellen ist die Markung nicht besonders reich und| überdies liegen dieselben ziemlich weit entfernt und auf der entgegengesetzten Seite der Donau, wie der nie versiegende „obere Brunnen“ im Ursen-Thal und die Quellen, deren Vereinigung den Kesselbach bildet; am eigentlichen Ursprung des Kesselbachs stand ein sog. Mineralbad, das im Jahr 1659 noch verpachtet wurde.

Durch den Ort führt die Poststraße von Tuttlingen nach Mühlheim, außer ihr ist noch ein Fahrweg nach Mahlstetten angelegt. Eine hölzerne Brücke führt über die Donau, an sie schließt sich ein langer hölzerner Steg an, um bei hohem Wasserstand den Verkehr für Fußgänger zu vermitteln. Die Unterhaltung der Brücke und des Stegs hat die Gemeinde.

Die im allgemeinen fleißigen, betriebsamen und geordneten Einwohner, von denen gegenwärtig zehn Personen 80 und mehr Jahre alt sind, befinden sich in günstigen Vermögensverhältnissen, wie denn der vermöglichste Bürger 70 Morgen, der Mittelmann 25 Morgen und die unbemitteltste Klasse 1 Morgen Güter besitzt; überdies sind noch 800 Morgen Privatwaldungen vorhanden, welche den vermöglicheren Ortsbürgern gehören. Auch auf der Markung Tuttlingen haben die Bürger etwa 300 M. Feld. – Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerben, von den letzteren sind hauptsächlich die Nagelschmiede sehr stark vertreten, so daß über 1/3 der männlichen Bevölkerung ihre Fabrikate nach Tuttlingen an Eisenhändler und Nagelschmiede absetzt. Außer ihnen sind die gewöhnlichen Handwerke vorhanden, auch bestehen 3 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Bierbrauereien, und 6 Kramläden. Außerhalb des Orts liegen eine Ziegelhütte und eine Ölmühle mit Hanfreibe und Säge (s. unten).

Die ausgedehnte von dem Donau-Thal, Ursen-Thal und Rottweiler Thal durchzogene Markung, von der jedoch der größere Theil mit Wald bestockt ist, hat eine sehr bergige Lage, mit Ausnahme der für den Feldbau benützten Thalebene und der gegen dieselbe hinziehenden flach geneigten Terrainausläufer; auch die auf den Höhen gelegenen Fluren „Bräunlisberg und Bergenreute“ sind ziemlich eben, allein es ist, wegen der zu ihnen führenden steilen Wege, ihre Bebauung sehr beschwerlich. Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar bis fruchtbar zu nennen und besteht hauptsächlich aus den kalkreichen Zersetzungen des weißen Jura, der theilweise, namentlich auf der Hochebene, reichlich mit Gesteinstrümmern erfüllt ist, während ihm am Fuß der| Bergabhänge eine günstige Beimengung von Lehm zukommt. In der Donau-Thalebene haben sich für den Wiesenbau gut taugliche Alluvionen abgelagert. Ein Steinbruch im weißen Jura, eine Lehmgrube und eine Töpferthongrube sind vorhanden. Früher wurde auf dem Bräunlisberg und auf dem sogenannten Berg Erz gegraben.

Die klimatischen Verhältnisse gehören zwar zu den milderen des Bezirks, allein das Obst will gerade nicht besonders gedeihen, und nur in günstigen Jahrgängen gerathen auch Gurken und Bohnen. Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen zuweilen vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß gut betrieben, und zur Steigerung des Ertrags kommt außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Kompost und Asche in Anwendung. Von verbesserten landwirthschaftlichen Geräthen sind eiserne Eggen, Walzen und Dreschmaschinen in mäßiger Anzahl vorhanden; auch die Dreschwalzen finden allmälig Eingang, während die Wendepflüge immer noch vorherrschend sind. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Gerste, ferner viel Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblätterigen Klee, Luzerne, Esparsette), wenig Reps, Mohn, Flachs und in ziemlicher Ausdehnung Hanf, von dem auch ein mäßiger Theil nach außen abgesetzt wird. Von den Getreidefrüchten können jährlich etwa 100 Scheffel Dinkel und 200 Scheffel Gerste meist nach Tuttlingen abgesetzt werden. Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert gutes Futter, zu dem jedoch, wegen des namhaften Viehstandes, noch von außen zugekauft wird. Die Wiesen, von denen etwa 18 Morgen bewässert werden können, sind sämtlich zweimähdig.

Die mit gewöhnlichen Kernobstsorten und Kirschen sich beschäftigende Obstzucht ist von keinem Belang und das nicht gerne gerathende Obst wird im Ort selbst grün verspeist. Die Jungstämme bezieht man theils aus der Gemeindebaumschule, theils von Tuttlingen.

Die Gemeinde besitzt 1992 Morgen Waldungen (vorherrschend Laubholz), aus denen jährlich 860 Klft. und 8600 St. Wellen geschlagen werden, hievon erhält jeder Ortsbürger 6–8 Raummeter als Gabholz und überdies wird noch neben dem Holzbedürfnis für Rathhaus, Schule und Backhaus, zu Gunsten der Gemeindekasse jährlich um etwa 3000 fl. Holz verkauft.

| Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und auch die Brach- und Stoppelweide bleibt unbenützt, weil Schafe wegen des drohenden Schadens, namentlich an den Futterkräutern, nicht zugelassen werden. Die vorhandenen Allmanden sind an die Ortsbürger um 134 fl. verliehen; überdies bezieht die Gemeindekasse noch 534 fl. aus verpachteten Gemeindegütern.

Die Zucht der Pferde (Landrace), wie auch die Pferdehaltung ist unbedeutend, dagegen die des Rindviehs sehr namhaft und in ganz gutem Zustande; man züchtet die Simmenthalerrace und hat hiezu 4 Farren aufgestellt. Eigentlicher Viehhandel wird nicht getrieben, dagegen kommt viel Vieh auf benachbarten Märkten zum Verkauf. Nach der Öhmdernte findet noch Viehaustrieb auf die Wiesen statt.

Von geringer Bedeutung ist die Schweinezucht (halbenglische Race); die meisten Ferkel werden von außen eingeführt und theils für den eigenen Bedarf, theils in beträchtlicher Anzahl zum Verkauf aufgemästet.

Die Fischerei in der Donau ist von einigem Belang; sie liefert hauptsächlich Hechte, Egle, sog. Krätzer, weniger Schleien und ziemlich viel Weißfische; das Fischrecht hat Hirschwirth Schwarz und der ehemalige Schultheiß Mattes in dem einen, Baron v. Enzberg im anderen Theil des Flusses, die Brücke scheidet. In dem Forellen und Weißfische führenden Kesselbach hat die Gemeinde das Fischrecht, welche es um 5 fl. jährlich verpachtet.

An Stiftungen sind, außer der für Kirchenzwecke im Betrag von 52.000 fl., die vom Dekan Betzler gestiftete Armenstiftung mit ursprünglich 300 fl., jetzt 1200 fl. und die Stiftung für Arme mit 84 fl. von Oberst von Enzberg. Die Zinsen von der Kirchenstiftung werden für den Kirchenbau, Anschaffung von Paramenten, überhaupt für kirchliche Zwecke verwendet, ferner erhalten jährlich die Ortsarmen 150 fl., jedes Schulkind erhält 20 Pf. und überdies wird noch ein Theil der Lehrerbesoldung mit etwa 90 fl. von den Zinsen der Kirchenstiftung gereicht. Die Zinsen der beiden Armenstiftungen werden an Ortsarme vertheilt.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir eine ehemalige Römerstraße, die unter dem Namen „alter Postweg“ von Böttingen her über die Flur „Bräunlisberg“ zu der Flur „Kirchen“, wo nach der Sage früher Nendingen und dessen Kirche gestanden sei, lief. Man ist daselbst öfters schon auf Mauerreste gestoßen| und es scheint beinahe unzweifelhaft, daß hier ursprünglich eine römische Niederlassung bestand, wofür die sommerliche Lage und die daselbst vorhandene Terrasse, an der zunächst die Quelle des Kesselbachs hervorsprudelt, entschieden sprechen. Sichere Beweise konnten bis jetzt nicht aufgefunden werden. Von hier lief nun der Römerweg nach Überschreitung der Donau durch Nendingen und soll unter dem Namen „Dietweg“ über die Flur „Bergenreute“ nach Altenthal und weiter über das Hochsträß, 1/2 Stunde südwestlich von Neuhausen o. E., nach Liptingen im Großherzogthum Baden gezogen sein. Eine weitere alte, ohne Zweifel römische Straße kommt von Mühlheim her und lief auf Nendinger Markung am Fuß des Waldes Heidenkapf vorüber auf eine mitten im Wald gelegene Feldung, die den Namen „Halldorf“ trägt, und weiter über die Flur „Hohloh“ (Mark. Neuhausen o. E.) nach Liptingen. Nach den Terrainverhältnissen ist es wahrscheinlicher, daß die Verlängerung der römischen Straße von Nendingen aus nicht über die Flur Bergenreute etc., sondern gegen den Heidenkapf lief und sich dort mit der von Mühlheim herkommenden Römerstraße vereinigte.

Östlich vom Ort zunächst der Flur „Haselstein“ wurden Reihengräber aufgefunden, die außer den menschlichen Skeletten die gewöhnlichen Beigaben enthielten; die gefundenen Gegenstände sollen nach Sigmaringen gekommen sein. Hinten im Ursenthal stand rechts die Fürstenbergische Burg Lichtenwartenberg und vorne am Vorsprung gegen das Donau-Thal auf dem Schalkenberg die ebenfalls fürstenbergische Burg gleichen Namens.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Altenthal, liegt 3/4 Stunden südöstlich vom Mutterort in einer bergigen Waldgegend an der Landstraße von Tuttlingen nach Neuhausen o. E. Der kleine nur aus einigen Gebäuden bestehende Weiler bezieht seinen Wasserbedarf aus zwei Pumpbrunnen. Hiezu gehören 120 Morgen Felder, die unter 3–4 Bauern besonders parcellirt vertheilt sind.

c. Kleemeisterei, 1/2 Stunde südlich von Nendingen gelegen.

d. Neumühle, eine Ölmühle mit Hanfreibe und Säge, liegt am Kesselbach 1/4 Stunde nördlich vom Mutterort.

e. Ziegelhütte, hat 1/4 Stunde südwestlich von Nendingen in einem Seitenthälchen des Donau-Thals eine abgeschiedene stille Lage; daselbst befindet sich ein laufender Brunnen.

| Nach der Reichenauer Tradition war Nendingen (Nendinc ist a. d. Personname, selber wieder von Nando abgeleitet) von Graf Gerold an das Kloster geschenkt worden. Ums Jahr 1000 hatten es von ihm zu Lehen die Grafen von Nellenburg; von diesen kam es an die mit ihnen verwandten Fürsten von Hirscheck-Konzenberg (Schmid XIX, Z. f. d. G. d. OR. 9, 212) und von diesen an ihre Verwandten von Wartenberg mit Vogtei, Kirchensatz und Laienzehnten. Beim Tode Friedrich’s von Wartenberg fiel es dem Stifte anheim, und dieses muß es an Zollern gegeben haben; den 21. Januar 1392 verkauft Graf Friedrich von Zollern Nendingen an Konrad von Weitingen um 700 Pfund Schillinge (Arch. Mühlh.). Konrad und Volz von Weitingen gaben es 1409 in den Kauf von Mühlheim an die Herren von Enzberg drein, welche 1411 damit belehnt werden. Seither theilt Nendingen die Schicksale der Herrschaft Mühlheim.

Außer den Genannten waren zeitweilig in Nendingen begütert: Fürstenberg, welches um 1411–1435 die Burg Lichtenwartenberg besaß (s. Thalheim), Beuron, Salem, St. Blasien, Allerheiligen, die Johanniterkommende Villingen.

Von Ortsadeligen kommen vor die Brüder Folkmar, Adelbert und Eberhard, Freie von Nendingen, wovon der erste und zweite Zeugen einer von Hesso von First an Kloster St. Georgen gemachten Stiftung 6. April 1092 sind (Z. f. d. G. d. OR. 9, 212), der zweite und dritte 17. Januar 1094 an’s Kloster St. Georgen Eigenthum in Ettisweiler schenken (eb. 9, 214).

Nendingen hat 1275 ein Rektorat mit zwei Kirchen (wovon eine im Filial Stetten, lib. marc. 1360–70). Den Kirchensatz hatten 1380 die Wartenberg. Die Zehnten waren getheilt. 1503 besitzt Jo. Renny genannt Seitinger, Bürger in Rottweil, 1/4 des Groß- und Kleinzehntens und stiftet ihn zu einem Jahrtag in die Kapellenkirche Rottweil (Ruckg. 2, 334). 1539 verkauft der Johanniterkomthur Georg Entreß Kechler von Schwandorf an Johann Rudolf von Enzberg die Hälfte vom Großzehnten zu Nendingen. 1580 wurde zur Beilegung von Streitigkeiten mit den von Schad’schen Erben Worndorf, sowie die Hälfte des Zehnten und Kirchensatzes von Nendingen von Enzberg an die Schad’schen Erben abgetreten, und beides kam sodann durch Heirat einer Schadin an die Familie von Freiberg. Um 1607 reklamirten die Johanniter, und die| Freiberg wurden verurtheilt. 1635 mußten die Gebrüder Hans Friedrich und Hans Rudolf von Enzberg dafür 1000 Gulden den Johannitern verschreiben, unter Versatz der Stadtmühle. 1659 verkaufte Anastasia von Enzberg den halben Großzehnten der Stiftungspflege Nendingen. Auch das Patronat sprach Villingen an, und erst 1780 wurde alternirende Besetzung ausgesprochen. Der Antheil der Kommende ging auf die Krone Württemberg über (Mühlh. Arch.). Die jetzige Kirche wurde auf der Stelle der alten 1755 neu erbaut, der Kirchthurm 1863 erhöht.

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Regesten. 1140 (?) vermacht H. Welf VI. unter Urkundschaft Friedrichs von Schwaben die Leibeigenen in Nendingen an St. Blasien, so: Joticha, Irmengart, Mechtild (Gerb. 3, S. 75). Ca. 1200 kauft Kloster Salem in monte Nendingaberc von Rudwin von Affaltirberc für sieben Pfund eine Hube, und tauscht eine solche hier vom Kloster Beuron ein (Z. f. d. G. d. OR. 1, 331). 1215 hat Kloster St. Blasien ein Hofgut in Nendingen. Dasselbe wurde von Konrad von Dirbheim beschädigt. Pabst Innozenz III. beauftragt den Abt von St. Trudbert mit der Untersuchung. Konrad verzichtet im gleichen Jahr auf daher bezogene Einkünfte (Wirtb. U. B. 3, 29 und 30). 1275 fatirt der Rektor 22 Pfund (circa 264 Gulden) von beiden Kirchen und zahlt den Zehnten (lib. dec). 1344 wird der Hof in Nendingen von Lupfen dem Heinrich Jäger von Konzenberg gegeben (Arch. Donauesch.). 13. Dezember 1356 s. Tuttlingen. 10. März 1362 tauscht Friedrich von Wartenberg rector eccl. in Mindersdorf mit Heinrich Linder rector eccl. in Nendingen (Baum. Wart. 137). 13. Januar 1364 bewilligt Reichenau die Versetzung des Fischenzens zu Nendingen um 200 Pf. an seine Frau Klara v. Landau Oßwald von Wartenberg (Baum. Wart. 190; St. Arch.) 1380 empfängt Kloster Beuron eine halbe Hube in Nendingen von Oßwald von Wartenberg (Baum. Wart. 194). 11. Juli 1388 erlaubt Graf Heinrich von Fürstenberg dem Heinrich Jäger genannt Spät auf einen ihm lehnbaren Hof zu Nendingen seine Hausfrau Anna von Ebingen oder ihre Erben mit 100 Pfund alter Haller Pf. „Wiedergemächtes zu beweisen“ (Fürst. U. B. 2, 529). 25. März 1394 vermacht die ehrbare Jungfrau Anna von Nendingen, gesessen zu Hausen an der Aitrach, ihre Güter, nämlich den Kehlenhof zu Hausen, ein Gut zu Geisingen und eins zu Kirchen, ihrem guten Herrn,| Graf Heinrich von Fürstenberg (Fürstenb. U. B. 2, 557). 1409 fürstenb. Lehen (eb. 3, 55). 12. Nov. 1417 belehnt Heinr. Gr. von Fürstenberg den festen Burkhard von Balgheim mit einem Hofe zu Nendingen, den man nennt des Späten Hof, und den derzeit der Sifryd baut (eb. 3, 116).

18. Juni 1411 belehnt Abt Friedrich von Reichenau den Friedrich von Enzberg mit Nendingen (Mon. Zoll. nro. 516), nachdem er 10. Dez. 1403 den Volz von Weitingen und nach seinem Tod 27. Juni 1407 seine Söhne Volz, Konrad und Hans damit belehnt (eb. 482). 1518 geht die Lehensherrlichkeit an Konstanz über. (Mühlh. Arch.) Martini 1538 verkauft Kl. Allerheiligen Leibeigene an Enzberg (eb.). 1521 geben Jo. Ströhlin von Tuttlingen und Jo. Fischer von Nendingen jährl. auf Martini 25 Pf. H. (wohl an Wirtemberg. St.-Arch.). 13. Juni – 1. Juli 1786 ergieng vom Reichshofrath folgender Spruch in Sachen der Freiherren v. Enzberg wider die Gemeinde Nendingen: Die Gemeinde soll innerhalb 2 Monate beweisen, daß sie bei ihrer Herrschaft um Bebauung und Benützung der von ihr eigenmächtig vertheilten Reuten geziemend nachsuchte, und soll des Genusses derselben entsetzt sein, wenn sie nicht bis zum Austrag der Sache dem herrschaftlichen Waldmeister die Taggebühr von 40 kr. entrichtet. Sie soll von aller frevelhaften Gewalt und aufrührerischen Widersetzlichkeit abstehen, die Herrschaft im Holzhauen in ihren eigenthümlichen Waldungen auf der Ortsmarkung nicht hindern, die von dieser zum Pfarrhausbau in Mühlheim gehauenen und ihr weggenommenen 58 Stämme und die 69 durch den Wind umgerissenen Tannen herausgeben oder ihren Werth ersetzen, den von den alten Herrenfeldern bisher entrichteten Kaufschillingspfennig unweigerlich zahlen, von allem Rekurs an fremde Gerichte abstehen und dem reichshofräthlichen Spruch Folge leisten, weil sonst ein Exekutionskommissär auf ihre Kosten ernannt und gegen die Ungehorsamen mit aller Schärfe, nach Umständen sogar mit Leibes- und Lebensstrafen, verfahren werde (Elben Schw. Chr. 1786 p. 140). 18. Jahrh. tragen einen Hof, so Andr. Kleiner und Konsorten bauen, die Frh. v. Reischach von Fürstenberg zu Lehen. (Donauesch. Arch.)

Pfarrer: Liutfrid 1239; Heinr. Linder und Friedr. von Wartenberg 1362; Joh. Wetzel 1755; Karl Borr. Metzger 1773; Joh. Flad 1784; Jos. Kuttler 1805; Matthi. Single 1818; Ge. Betzler 1828; Dr. Franz Scharpff 1862; Wilh. Pfeifer 1862.


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