« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Tettnang Kapitel B 7 »
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6. Gemeinde Flunau,
bestehend aus 23 Parzellen und 1115 Einwohnern.
Der Gemeindebezirk liegt im Südosten des Oberamtes, gegen das Argenthal hin, welches ihn im Süden begrenzt und zugleich die Landesgrenze gegen die Hohenzollern-Sigmaringische Herrschaft Achberg bildet. Er hat eine hohe bergige Lage mit wild-romantischen Landschaften, vielen Waldungen und einen bedeutenden Flachs- und Hanfbau, aber keinen Weinbau. Die Güter sind durchaus vereinödet. Die Gemeindeparzellen sind in die Pfarreien Goppertsweiler und Wildpoldsweiler und in die, zwei anderen Gemeindebezirken angehörigen, Pfarreien Laimnau und Neukirch eingetheilt. Nur in Wildpoltsweiler ist eine Schule, die Kinder der Filiale von Laimnau gehören in die Schule nach Laimnau, die der Filiale von Goppertsweiler und Neukirch in die zu Neukirch mit einigen unten bemerkten Ausnahmen. Die Gemeinde ist dem C. A. Tettnang zugetheilt. Der ganze Gemeindebezirk gehörte ehedem zur Herrschaft Tettnang und war ein Theil des Amtes Neukirch. Die Zehnten hat an den meisten Orten der Spital Lindau, in Blumeck, Goppertsweiler, Lustensbach, Matzenweiler, Ober-Langensee, Pflegelberg und Vorderburg die Pfarrei Goppertsweiler; in Unter-Langensee und Wildpoltsweiler die Pfarrei Wildpoltsweiler und der Spital Lindau zu beziehen; zu Pflegelberg hat auch der Staat, von Neu-Ravensburg her, Antheil. Die Grundlasten in der Gemeinde betragen nach dem Cataster von 1829/30 713 fl. 52 kr., und kommen größtentheils dem Staat zu; außer ihm hat der Bayerische Religionsfonds den größten Antheil an den Gefällen.|
  • 1) Flunau, W. mit 26 k. Einw., 3 St. südöstlich von Tettnang, in einer wild-romantischen Gegend, am steilen rechten Rande des Argenthales, Filial von Neukirch. Im Orte ist eine Schildwirthschaft. Es gab ein adeliges Geschlecht, das sich von dem Orte benannte. Ein Wernherus de Flunowa unterzeichnet mit vielen anderen Edlen 1122 die Stiftungs-Urkunde des Klosters Langnau.
  • 2) Aberlingsbühl, W. in sumpfiger Lage, mit 10 k. Einw. Filial von Goppertsweiler, bestehend aus 2 herrschaftlichen Schupflehen auf der Markung von Ober-Langensee, deren Gebäude bei der Vereinödung in den 1780ger Jahren errichtet wurden.
  • 3) Badhütten, ein Mineralbad mit einem Hofgut und 7 k. Einw. Filial von Laimnau, gemeiniglich das Laimnauer Bad genannt. Das Bad hat eine stille, abgeschiedene, aber schöne und malerische Lage in dem wildromantischen Argenthal, zwischen den Gewässern der Argen, 1/2 Stunde von Laimnau, 2 Stunden von Tettnang und 21/2 Stunden von Lindau. Die Bestandtheile der Mineralquelle sind oben S. 11 schon angegeben. Das Wasser soll sich hauptsächlich bei Hautausschlägen, Scropheln und Gliederweh wirksam zeigen. Die Anstalt ist neuerlich gut eingerichtet. Dem Wirthschaftsgebäude gegenüber steht ein neuerbautes geräumiges Badhaus, worin die Badgemächer mit Hahneneinrichtung und eine Reihe guter Wohnzimmer sich befinden. Auch an freundlichen Anlagen und Spatziergängen fehlt es nicht. Die Quelle ist in einem besondern Raume, die Badhütte genannt, gefaßt. Bei dem Bad befindet sich auch eine vortreffliche Quelle des reinsten Trinkwassers, die der Badinhaber zur Einrichtung einer Kaltwasser-Cur-Anstalt zu benützen beabsichtigt. Das Bad, ehemals eine Gräfl. Montfortische Anstalt, war schon in ältern Zeiten bekannt und besucht, es kam aber fast ganz in Abgang, und erst in neuerer Zeit wird es wieder fleißiger und auch von entfernten Gästen besucht, nachdem sein jetziger Besitzer, Herr Heimpel, es in den gegenwärtigen Stand gestellt hat.
  • 4) Bernaumühle, eine Mahlmühle, Säge und Hanfreibe mit einem Hofgut und 4 k. Einw. Filial von Wildpoldsweiler. Die Mühle wird von dem Abfluß des Kreuzweihers getrieben. Der Besitz ist Eigenthum.
  • 5) Blumeck, ein k. W. an der Argen mit 87 Einw. Filial von Goppertsweiler. Hauptbesitzer des Orts war ehemals die Familie Isenbach, welche sich von Blumeck schrieb. 1419 und 1425 verkauften drei Brüder Isenbach von Blumeck ihren Antheil nebst der Vischenz in der Argen an Hans Kunnensau, Bürger zu Ravensburg, von dem er 1430 an das Kloster Langnau kam, nach| dessen Aufhebung er zum Östr. Religionsfonds gezogen wurde, s. Lustensbach.
  • 6) Bollenhof, ein in Folge der Vereinödung auf dem sogenannten Bollenacker erbauter Hof, dessen Einwohner unter denen von Elmenau gezählt sind, wozu er gewöhnlich gerechnet wird.
  • 7) Elmenau, sonst auch Elmau, Elmo geschrieben, ein k. W. an der Landstraße nach Wangen mit 118 Einw. Filial von Wildpoltsweiler. Der Ort liegt hoch und eben, und hat eine schöne freie Aussicht über einen großen Theil des Bodensees und auf die Schweizer und Tyroler Alpen. Daselbst ist eine Kapelle zum heil. Ulrich, worin monatlich eine Messe gelesen wird, sie ist mit einem eigenen Gottesacker versehen, und hatte ehemals auch ihren eigenen Kaplan. Die Baulast und den Cultaufwand trägt der Spital Lindau als Zehentherr. Die Güter waren schon in vorigen Zeiten eigen mit Ausnahme eines Schupflehens der Achbergischen Pfarrei Sibratsweiler und eines nach Ravensburg gehörigen Lehenguts.
  • 8) Gebhardsweiler – Gebratsweiler, W. mit 49 k. Einw. Filial von Laimnau, am Kreuzweiherbach.
  • 9) Goppertsweiler, ein katholischer Pfarrweiler, mit 89 Einw., 3 Stunden östlich von Tettnang, an der Landstraße von Tettnang nach Wangen, in einem engen tiefen Thale, 443 W. F. über dem Bodensee. Die Zehnten zu G. und in dem ganzen Pfarrsprengel hat die Pfarrstelle zu beziehen. Der Ort hat eine Pfarrkirche zum St. Martin, aber keine Schule s. o. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses trägt die Kirchenpflege, und für den Fall der Unzulänglichkeit die Großzehntherrschaft, s. o. Das Patronat hat die Krone. Die Volkssage zählt die Pfarrei G. zu den ältesten der Umgegend. Von den Höfen waren ehemals fünf Schupflehen des Klosters Weingarten, und steuerten auch nach Weingarten. Das Kloster hatte sie 1380 mit der Burg Pflegelberg erkauft, zu der G. gehörte. S. unten Pflegelberg. In der Nähe finden sich noch Spuren einer römischen Verbindungsstraße.
  • 10) Liebenweiler, H. mit 5 k. Einw. Filial von Neukirch.
  • 11) Lustensbach, W. mit 20 k. Einw. Filial von Goppertsweiler. Der Weiler gehörte zum Kloster Langnau mit dem Steuerrecht; bei der Aufhebung des Klosters wurden die Güter zu dem Vorderöstreichischen Religionsfonds gezogen. Langnau kaufte den Ort als eine vormals Isenbachische Besitzung 1416, s. Blumeck.
  • 12) Matzenweiler, W. mit 60 k. Einw. Filial von Goppertsweiler, an der Landstraße von Tettnang nach Wangen. Mit Ausnahme von 2 herrschaftlichen Schupflehen waren die übrigen Güter schon früher eigen.|
  • 13) Oberlangensee, W. mit 33 k. Einw. Filial von Goppertsweiler. Ober- und Unter-Langensee haben ihren Namen von dem Langensee, an dessen beiden Enden sie liegen, s. S. 27.
    Langensee war der Sitz eines adeligen Geschlechts gleichen Namens. Herrmann und sein Bruder Rudolph von Langensee unterzeichnen 1122 die Stiftungsurkunde von Langnau. Ein Berthold von L. begab sich im Anfang des 13ten Jahrhunderts in das Kloster Weißenau als Mönch, und stiftete in dasselbe die Mühle in Ertbrust. 1302 vertauft ein Cuno von Langensee an das Kloster Weingarten den Weiler Stetbach.
  • 14) Pflegelberg, W. an der untern Argen und der Landstraße nach Wangen mit 34 k. Einw. Filial von Goppertsweiler. Über die Argen führt hier eine gedeckte Brücke. Die Schule ist zu Primisweiler. Ein Hof gehörte früher mit Niedergerichtsbarkeit und Steuerrecht zum Kloster Weingarten. Ehemals war Pfl. der Sitz eines adeligen Geschlechts, das sich davon nannte, und auf einem Hügel über der Argen, der noch mit einem Graben umgeben ist, seinen Sitz hatte. Zu der Burg gehörten Goppertsweiler und mehrere Güter umher, welche zusammen die Herrschaft Pfl. bildeten. Ihre Besitzer, die Herren v. Pfl., kommen im 13ten und 14ten Jahrhundert häufig vor. Drei Ritter von Phlegilberc, Ulrich, Friedrich und Burckhart, schenken 1237 dem Kloster Weissenau das Gut in Meinhardsweiler; 1279 machte Friedrich von Pfl. eine Schenkung an das Kloster St. Gallen. Zum letztenmal erscheinen die von Pfl. in Urkunden von 1335, s. OA. Ravensburg S. 204. 1355 verkauft Ludwig von Praßberg die Burg Pfl. mit allen Zugehörden dem Hans Wazz, welcher sie 1380 mit seiner Frau Elsbeth von Otterswang dem Kloster Weingarten gegen ein jährliches Leibgeding überließ. Durch den Vertrag vom 12ten Juni 1804 (siehe OAmtsbeschr. von Ravensburg S. 155) trat Nassau-Oranien das Gut an Östreich ab, 1805 kam es mit Tettnang an Bayern und 1810 an Würtemberg.
  • 15) Rappersweiler, W. mit 180 k. Einw. Filial von Laimnau mit 1 Schildwirthschaft. Grundherr von R. war vormals, mit Ausnahme eines einzigen Tettnangischen Lehenhofs, das Kloster Langnau. In älteren Zeiten scheint R. seine eigenen Edlen gehabt zu haben; ein Burcardus de Raprechteswilare unterzeichnet 1122 die Stiftungsurkunde von Langnau.
  • 16) Reisenbronn, H. mit 6 k. Einw. Filial von Neukirch.
  • 17) Steinenbach, W. mit 133 k. Einw. Filial von Laimnau, im Argenthal. St. gehörte mit Niedergerichtsbarkeit und Collectationsrecht dem vormaligen Kloster Langnau, 1 Hof| ausgenommen, der mit denselben Rechten zum Kloster Weingarten gehörte. In alten Zeiten hatte auch St. seinen eigenen Edelmann; Marquard und seine Söhne, Marquard und Erwig von Steinenbach unterzeichnen die Stiftungsurkunde des Klosters Langnau vom Jahr 1122. Im Übrigen theilte St. das Schicksal der Langnauer Güter, und der Weing. Hof war unter den 32, die 1804 an Östreich abgetreten wurden, s. Ravensburg, S. 155.
  • 18) Summerau, W. mit 46 k. Einw. Filial von Wildpoltsweiler, im tiefen Argenthal, sehr romantisch gelegen. Auf der Höhe ragen die Ruinen der Burg Neu-Summerau hervor, von wo aus man eine der reizendsten Aussichten genießt. Eine zweite Burg Namens Alt-Summerau stand weiter abwärts bei Rattenweiler s. u. Diese Burgen waren die Stammsitze des alten berühmten Geschlechts von Summerau, welches erst in unseren Tagen mit dem K. K. Öst. Minister von Summerau erloschen ist. Zu dem Geschlechte gehörten auch die von Liebenau, Wolkenberg, Leupolz, Praßberg und Wellenburg. Vergl. von Raisers Antiq. Reise von Augusta nach Viaca. Augsburg 1828, I. Abth. S. 21 und ff. Die von Summerau waren Dienstleute der Welfen und später der Hohenstaufen und bekleideten ursprünglich das Amt eines Advokaten oder Vogtes (Reichsvogts s. u.), daher sie sich auch die Vögte zu Summerau nannten. Der erste und urkundlich nachgewiesene Vogt von Summerau ist Albert von S., der in der Kloster Weißenauischen Bestätigungsurkunde Herzogs Heinrich des Welfen von 1152 erscheint. In einer andern Welfischen Urkunde von 1179 stehen als Zeugen: Albertus de Sumerowe und seine Brüder Cuno und Fridericus, vermuthlich Söhne des obigen, Neug. C. D. No. 897. Ein Albertus de Sumerouwe ist Zeuge in einer Urkunde Herzogs Friedrich von Schwaben von 1187, wodurch dem Kloster Bebenhausen das Waide- und Beholzungsrecht im Schönbuch verliehen wird. Besold D. r. I. 354. Albertus und Heinricus de S. kommen 1194 und Chuno de S. 1227 vor. Monum. boic. VI. p. 503 und 515. Der letztere kam auf einem Kreuzzuge in Palästina um, und seine Brüder stifteten zu seinem Seelenheil 1229 die Kapelle Manzell zum Kloster Weissenau, s. Manzell. Nach mehreren Andern erscheint Henricus de S., Canonicus in Augsburg und Kempten, der 1280 seinem Vater (genitori suo) dem Ritter Albert v. Liebenowe das Einkommen der Kirche in Krumbach überläßt; durch Urkunde von 1283 schenkt dieser Ritter Albert von Liebenau mit Beistimmung seiner Söhne Heinrichs des Canonicus und dessen Bruders, des Ritters Albert von Wolkenberg, das Patronatrecht der Kirche Hergatschweiler mit allen Leuten an das Kloster Weingarten.| Im 14ten Jahrhundert verschwindet das Geschlecht aus der Gegend; im Jahr 1325 verkauft noch „Eberhard, Vogt von Summerau“ an den Ritter Werner von Vorder-Raitnau sein Gut Tegelsee, die Vogtei, den See und den Weiler dabei, die Vogtei Riedensweiler und was er dort besaß, den Hof zum Wettis, „das mein recht Lehen war von dem Reich“ um 60 Pfd. Pfenning. Aber Summerau selbst war mit Burg und Herrschaft schon 1309 im Besitze der Grafen von Montfort. Denn in einem Übergabsbrief vom Jahr 1309 führt Graf Haug von Montfort-Tettnang unter seinen Besitzungen namentlich auch „Summerau die Burg mit Leut und mit Gut etc.“ an. Von dieser Zeit war Summerau eine Zugehörung der Herrschaft Tettnang. Zwar nennt sich in einer Urkunde vom Jahr 1446 der Junker Rudolph von Reitenau „Vogt zu Neu-Summerau,“ allein er war ohne Zweifel nur Montfortischer Burg- und Lehensmann, wie es um dieselbe Zeit auch Heinr. von Dankertsweiler war, der zu Alt-Summerau saß. Vergl. auch die Note S. 119, dann Liebenau und Rattenweiler.
  • 19) Unter-Langensee, W. mit 37 k. Einw. Filial von Wildpoltsweiler, mit einer Schildwirthschaft. 2 Höfe gehörten schon in älteren Zeiten zu St. Leonhardt in Ravensburg, die übrigen waren Tettnangisches Lehen.
  • 20) Vorderburg, H. Filial von Goppertsweiler, mit 11 k. Einw., ehemals ein Weingartisches Schupflehen mit Niedergericht und Collectation. Nahe dabei, am Rande über der Argen, stand die Burg Pflegelberg, und ohne Zweifel hat der Hof davon seinen Namen „Vor der Burg.“
  • 21) Welmuthsweiler, W. mit 56 k. Einw. Filial von Laimnau. Die Grundherrschaft war früher zwischen dem Kloster Langnau und der Herrschaft Tettnang getheilt.
  • 22) Wildpoltsweiler, kath. Pfw. mit 73 Einw., 464 W. F. über dem Bodensee. Daselbst ist 1 Mahl- und Säge-Mühle, 1 Hammerschmiede, welche das Kreuzweiher-Bächlein, auch Mühlbach genannt, treibt. Die Zehnten zu W. und in dem übrigen Pfarrsprengel hat die Pfarrstelle und zum Theil der Spital Lindau zu beziehen. Das Patronat ist königlich; 5 Höfe waren früher Östreichische Schupflehen, die andern Eigenthum. W. liegt in einem engen Thälchen und an dessen bergigen Abhängen 2 Stunden von Tettnang. Oberhalb des Weilers liegt der nicht unbedeutende Kreuzweiher (s. o. S. 27), der Ort hat Kirche und Schule. Das Schulhaus wurde 1817 erbaut. Die Baulast der Pfarrkirche zum heil. Georg, so wie die des Pfarrhauses trägt die Kirchenpflege und im Falle ihrer Unzureichenheit die Großzehntherren. Der| Pfarrsprengel besteht aus 6 Parzellen der Gemeinde Flunau und 2 der Gemeinde Neukirch. Die Pfarrei ist alt, das Patronatrecht war ein Zugehör der Burg Summerau, bei einer Theilung zwischen den Brüdern Grafen von Montfort, im Jahr 1354, erhielt Graf Heinrich von Montfort unter Anderem die Burg zu Nieder-Summerau und den Kirchensatz zu W.
  • 23) Wittenberg, W. mit 30 k. Einw. Filial von Wildpoltsweiler. Die Güter waren, mit Ausnahme eines Schupflehens der Carmeliter in Ravensburg, Erblehen von Langnau.