« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Tettnang Kapitel B 5 »
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4. Gemeinde Eriskirch,
bestehend aus 4 Parzellen, mit 321 Einwohnern.
Der Gemeindebezirk liegt in der Ebene am Bodensee, längs der Schussen hin. Er bildete ehemals mit 4 Höfen zu St. Georgen die Herrschaft oder Vogtei Baumgarten, welche der vormaligen Reichsstadt Buchhorn mit Niedergerichtsbarkeit und Besteuerungsrecht zugehörte, und mit dieser 1810 von Bayern an Würtemberg kam, nachdem letzteres die Oberhoheit schon mit der Landvogtei, der sie zustand, 1805 erworben hatte. Die Großzehnten in dem ganzen Gemeindebezirk hat die Badische Kammer, mit Ausnahme eines Theils zu Ober- und Unter-Baumgarten, den die Königl. Kammer hat. Den kleinen, den Heu-, Obst- und Blutzehnten hat die Pfarrei Eriskirch, in Ober- und Unter-Baumgarten theilweise der Staat zu beziehen. Die Grundgefälle beziehen das Königl. Cameralamt Friedrichshafen, zum Theil auch das Großherzogthum Baden| und die Pfarrei. Die Gemeinde besitzt einen Theil des Seewalds und hat ein Weiderecht in dem Wald, s. S. 57. Der Boden ist naß und den Überschwemmungen der Schussen ausgesetzt. Die Gemeindeorte sind:
  • 1) Eriskirch, ein katholisches Pfarrdorf an der Schussen, 1/8 Stunde von dem Bodensee und 2 Stunden südwestlich von Tettnang, mit 267 Einwohnern. Der Ort liegt in einem Garten von Obstbäumen, aus welchem der alte Kirchthurm hoch hervorragt, obgleich das an sich sehr hohe Thurmdach 1834, vom Blitz getroffen, theilweise abgebrannt und seitdem nicht wieder hergestellt worden ist. Über die Schussen führt hier eine neue 1828 erbaute bedeckte Brücke. Die alte Kirche zur heil. Maria wurde 1750 renovirt. Die Baulast liegt auf der Kirchenpflege. Die Feldmarkung des Orts hat sich in neuerer Zeit, besonders in den Jahren 1808 und 1812 durch Ausstockung eines Theils der an dieselbe angrenzenden Seewaldfläche bedeutend vergrößert. Der Ort hat eine Schule, das von Stein aufgeführte Schulhaus wurde 1832 von der Gemeinde auf der Stelle des von ihr erkauften Kaplaneihauses gebaut. Unter den Gewerbetreibenden befinden sich 1 Schildw. 8 Holzhändler, 5 Schiffer, 3 Korbmacher etc. Die Schiffer beschäftigen sich mit der Ausfuhr von einheimischen rohen Produkten, die sie theils in Eriskirch, theils zu Schloß Friedrichshafen und Fischbach laden. Die Schiffslände ist in der Schussen. Im Übrigen s. S. 67. Der Pfarrsprengel umfaßt bloß den Schultheißereibezirk und von diesem sind Ober- und Unter-Baumgarten erst 1818 von Kehlen dazu gekommen. Des kleinen Pfarrsprengels ungeachtet, hatte Eriskirch bis auf die neuesten Zeiten neben der Pfarrei auch noch eine Kaplanei, die 1378 von Heinrich Burster zu Überlingen gestiftet, und erst 1829 in ein beständiges Vikariat verwandelt worden ist. In ältern Zeiten scheint es sogar noch zwei andere Kaplaneien, eine St. Sebastians-Kaplanei, die 1564 aufgehoben worden ist, und eine Heiligkreuz-Kaplanei gegeben zu haben.[1] Eine „St. Sebastians-Pfrund zu Eriskirch“ in Buchhorn, wurde schon 1564 mit andern Pfründen vereinigt. Die Pfarrei ist alt, und die Kirche zur heil. Maria, ehemals eine Wallfahrtskirche, soll eine der ältesten an dem See seyn; Eriskirch soll soviel als Erstekirch bedeuten! Das Volk spricht Erliskirch, und man möchte| daher den Namen eher noch von Erlen ableiten, woran die ganze Umgegend sehr reich ist; am wahrscheinlichsten aber bedeutet Eris einen Eigennamen. Die Kirche war mit dem Ort und dem dazu gehörigen Schoppenhof Eigenthum des Klosters Weingarten; wahrscheinlich von den Herren v. Aistegen dahin gestiftet, s. Löwenthal. Im Jahr 1143 bestätigte Papst Innocenz II. dem Kloster unter Anderem auch Capellam in Erischirche mit Zehnten und andern Zugehörungen; es gab also damals noch keine Pfarrkirche in Eriskirch. Im Jahr 1301 vertauschte das Kloster den Besitz des Orts und der Kirche etc. an das Hochstift Constanz gegen Zehnten und Rechte zu Berg, s. Oberamt Ravensburg. In späterer Zeit kam die Besitzung mit Baumgarten und dem Patronat an die Reichsstadt Buchhorn, s. u. 1726 verkaufte die Reichsstadt den Zehnten von Eriskirch und Schoppenhof an das Domstift unter der Bedingung, daß dieses dem Pfarrer jährlich 19 Scheffel Dinkel und 3 Scheffel Haber reiche. Die Stiftungspflege hat auch eine Familienstiftung, das Lanz und Meidische Stipendium, zu verwalten, das für Studirende, oder Lehrlinge eines Gewerbs aus beiden Familien bestimmt ist und jährlich 45 fl. beträgt. Es wurde 1735 von dem damaligen Kaplan Joh. Lanz gestiftet.
  • 2) Ober-Baumgarten, ein katholischer Weiler an der Schussen mit 15 Einwohnern. Den großen Zehnten und die Gefälle hat der Staat, den kleinen Zehnten ebenderselbe und die Pfarrei zu beziehen. Hier stand einst die alte Ritterburg Baumgarten, wovon noch Reste vorhanden sind, die aber bald ganz verschwinden werden, da man sie bei dem Mangel an Steinen zum Bauen verwendet. Ein sogenannter Heidenthurm, der zum Theil noch im vorigen Jahrhundert stand, ist nun ganz abgebrochen worden. Auch die Burg oder Herrschaft Baumgarten gehörte dem reich begüterten Geschlechte von Aistegen oder Löwenthal. Dieto von Aistegen kommt ausdrücklich in den Weißenauer Urkunden des 12. Jahrhunderts als Besitzer von Baumgarten, wozu vermuthlich auch Eriskirch gehört hatte, vor, und einer seiner Söhne nannte sich auch von Baumgarten, s. Löwenthal. Wie mit Johannes von Löwenthal die Linie Löwenthal, so scheint mit seinem Bruder Heinrich von Baumgarten, der ums Jahr 1265 starb, auch die Seitenlinie Baumgarten erloschen zu seyn. Denn nachher überließ Heinrichs Schwester-Sohn, Ulrich von Bodmann, als dessen Erbe, das Schloß und Gut Baumgarten an den Bischof Eberhard von Constanz. Im Jahr 1472 verkaufte Constanz die Besitzung Baumgarten mit der von Eriskirch an die Stadt Buchhorn, welche beide von dieser Zeit an unter dem Namen „Herrschaft Baumgarten“ besaß.|
  • 3) Schoppenhof, ein Hof mit 13 Einwohnern, s. Eriskirch. Lehensherr des Hofs, sowie von 1 Hof zu Eriskirch war vormals das Kloster Löwenthal.
  • 4) Unter-Baumgarten, ein katholischer Weiler an der Schussen, mit 26 Einwohnern, der ehemals zu der Herrschaft Baumgarten gehörte; bestehend aus drei lehenbaren Bauernhöfen. Zehnt- und grundherrliche Verhältnisse, wie zu Ober-Baumgarten.

  1. Nach einer Mittheilung des Herrn Pfarrers Richter in Eriskirch wird das Daseyn beider Kaplaneien auch noch durch pfarramtliche Akten bestätigt. Aber auch die Heiligkreuz-Kaplanei wurde schon im 16. Jahrhundert aufgehoben.