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Holzhausen,

Gemeinde III. Klasse mit 451 Einw. – Ev. Pfarrei, verbunden mit dem Diaconat Sulz.

Holzhausen, 1/2 Stunde östlich von der Oberamtsstadt, liegt auf der Hochebene zwischen dem Neckar- und Mühlbachthale, an der Landstraße von Sulz nach Horb; überdieß ist der Ort mittelst einer Vicinalstraße mit Bergfelden in Verbindung gesetzt. Unfern des steilen Abhanges gegen das Neckarthal hat der Ort, welcher noch zu den Mühlbachorten gerechnet wird, eine freie, angenehme und gesunde Lage. An Trinkwasser ist gerade kein Überfluß, doch tritt auch niemals Wassermangel ein; außer den im Ort befindlichen 2 laufenden und| 15 Pumpbrunnen, sind auf der Markung noch 6 beständig fließende Quellen, 3 auf der Hochebene und 3 im Neckarthale vorhanden. Eine periodisch fließende Quelle (sog. Hungerbrunnen) befindet sich ebenfalls im Neckarthale. Ein Privatbrunnen, außerhalb des Dorfs, darf nur benützt werden, wenn im Ort selbst Wassermangel eintritt.

Der Ort ist reinlich gehalten, freundlich und besteht gleichsam nur aus zwei Häuserreihen auf beiden Seiten der Straße; die durchgängig aus Holz erbauten, mit steinernen Unterstöcken versehenen und mit Ziegelplatten gedeckten Gebäude sind wohnliche Bauernhäuser, von denen einzelne sich durch ihr stattliches Aussehen auszeichnen.

Die mitten im Dorf gelegene Kirche wurde im Jahr 1780 in einem einfachen Style erbaut; sie ist Eigenthum der Gemeinde und die Unterhaltung derselben liegt dem Ortsheiligen ob. Das Innere der Kirche ist freundlich und hell; auf dem Altar befindet sich ein sehr gut aus Holz geschnittenes Bild des Gekreuzigten. Von den 2 Glocken, welche auf dem hölzernen Thürmchen (Dachreiter) hängen ist die eine von Ch. Ludwig Neubert in Ludwigsburg 1784 gegossen, die andere von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1841 umgegossen worden. Auf dem Thurme erschließt sich dem Auge eine sehr schöne Rundsicht.

Die gottesdienstlichen Verrichtungen versieht der jeweilige Diacon von Sulz, welcher zugleich Pfarrer in Holzhausen ist.

Die frühere Kirche, oder vielmehr Kapelle, St. Ottmar, zu der eifrig gewallfahrtet wurde, stand auf dem außerhalb (nördlich) des Orts gelegenen Kirchhof.

Das Schulhaus, welches im obern Stockwerk die Gelasse für den Gemeinderath enthält, wurde im Jahr 1816 erneuert und erweitert. Der Schulmeister wohnte früher in der Miethe und erhielt erst im Jahr 1828 eine von dem Schulhause abgesonderte Wohnung, welche im Jahr 1852 erweitert wurde.

Ein Gemeinde-Backhaus mit Waschanstalt, wurde im J. 1859 erbaut.

Die Einwohner sind kräftige, ausdauernde, arbeitsame Leute, die sich hauptsächlich durch Feldbau und Viehzucht ihr Auskommen sichern. Ihre Vermögensumstände sind ziemlich gut und bei mäßiger Parzellirung des Grundeigenthums besitzt der wohlhabendste Bürger gegen 70 Morgen Güter; der sog. Mittelmann hat einen Grundbesitz von 24 Mrg. und die ärmere Klasse von 1–2 Morgen.

Die nicht ausgedehnte Markung ist mit Ausnahme der steilen Gehänge gegen das Neckarthal ziemlich eben und wird auf der Hochebene| meist für den Ackerbau benützt, während in dem Neckarthal hauptsächlich Wiesenbau getrieben wird; die Steilgehänge sind größtentheils magere Weiden, theilweise auch mit Wald bestockt. Der Boden besteht größtentheils aus einem fruchtbaren leichten Lehm, dem theils der Muschelkalkdolomit, theils die Mergel und Sandsteine der Lettenkohlengruppe zur Unterlage dienen. Auf der Markung befindet sich am obern Rande des Neckarthalabhanges ein Lettenkohlensandsteinbruch, der gute Bau- und Werksteine liefert; einen Muschelkalkbruch, aus dem Straßenmaterial gewonnen wird, hat der Ort gemeinschaftlich mit Sulz.

Wegen der hohen, freien Lage ist die Luft etwas scharf, jedoch nicht gerade rauh, wie in manchen höher gelegenen Orten des Oberamtsbezirks; nur soweit der Neckar seinen Einfluß übt ist dieselbe neblicht, sonst aber rein und trocken. Die Ernte tritt um 8 Tage später als im Unterland und um 8 Tage früher als auf dem kleinen Heuberg und bei Dornhan ein. Frühlingsfröste sind gerade nicht häufig, dagegen kommt Hagelschlag nicht selten vor. Feinere Gewächse wie Gurken, Bohnen etc. gedeihen.

Die Landwirthschaft wird unter Anwendung des Brabanter Pflugs mit Eifer betrieben und zur Besserung des Bodens kommt außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch die Hallerde in Anwendung.

In der üblichen Dreifeldereintheilung baut man vorzugsweise Dinkel und Haber und überdieß noch Gerste, Weizen und Roggen, während in der stark angeblümten Brache Futterkräuter (dreibl. Klee und Luzerne), Kartoffeln, Angersen, Reps, Hanf, Rüben etc. zum Anbau kommen. Bei einer Aussaat von 9 Simri Dinkel, 5 Sri. Haber, 4 Sri. Weizen und 4 Sri. Gerste, liefert der Morgen 6–8 Schffl. Dinkel, 3–4 Schffl. Haber, 4 Schffl. Gerste und 4–5 Schffl. Weizen. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 400 fl., der mittlere 250 fl. und der geringste 180 fl. Von den Feldprodukten wird etwa die Hälfte theils auf dem Sulzer Fruchtmarkt, theils in das Badische und in die Schweiz abgesetzt.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert ein gutes und nahrhaftes Futter; der Ertrag von den durchgängig 2mähdigen, jedoch nicht wässerbaren Wiesen belauft sich im Durchschnitt auf 20 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 100–300 fl.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht wird in keiner Gemeinde des Oberamtsbezirks stärker betrieben als in Holzhausen; man pflanzt| hauptsächlich Luiken, Backäpfel, Fleiner, Breitling, Goldparmäne, Knausbirnen, Grünbirnen, Bratbirnen, Zuckerbirnen, Fäßlesbirnen, Bergamottebirnen und von Steinobst Kirschen, Pflaumen und Zwetschgen. Der Obstertrag wird im Ort verbraucht. Eine Baumschule, welche der gegenwärtige Schulmeister besorgt, ist vorhanden. Die vorhandenen Allmandbäume tragen der Gemeindekasse in günstigen Jahren gegen 200 fl. ein.

Früher wurde auch einiger Weinbau betrieben und eine 1/8 St. südlich vom Ort sommerlich gelegene Halde führt noch den Namen „Rebbergen“.

Die Gemeinde besitzt 64 Morgen schlecht bestockten Waldboden, woraus sie etwa alle 20 Jahre 150 fl. Erlös erzielt; die Ortsbürger sind daher genöthigt, ihren ganzen Holzbedarf zu kaufen.

Die Weiden sind mittelmäßig und werden für Schafe von den Ortsbürgern benützt, was der Gemeindekasse ein jährliches Pachtgeld von etwa 200–250 fl. einträgt. Die Pferchnutzung sichert eine Einnahme von etwa 300 fl.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von keinem Belang, dagegen ist die Rindviehzucht, welche sich meist mit einer guten Landrace auch mit Schweizerrace beschäftigt, ziemlich bedeutend und erlaubt einen einträglichen Handel nach Außen. Zur Nachzucht sind 2 tüchtige Farren aufgestellt, die ein Ortsbürger gegen Entschädigung von Seiten der Gemeinde hält.

Auf der Markung laufen etwa 200–250 Land- und Bastardschafe, deren Wolle auf dem Schaf- und Wollemarkt in Sulz abgesetzt wird; der Abstoß der Schafe geschieht nach Baden und Frankreich.

Schweinezucht besteht nicht, indem die Ferkel (Burgunder Race) von Außen aufgekauft und meist für den eigenen Bedarf gemästet werden.

Die Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Eine Schildwirthschaft und ein Krämer sind vorhanden.

Unter dem Stiftungsvermögen befinden sich 200 fl. für Schulzwecke und 200 fl. zu Weihnachtsgaben an Arme.

Holzhausen gehörte den Grafen von Sulz, kam aber nicht mit der Stadt Sulz an die Herren von Geroldseck, die nach 1378 nur einige Gefälle hier hatten, sondern erst 1390, indem Konrad von Geroldseck Holzhausen und Mühlheim am Bach in Besitz nahm, um sich für 300 fl., die er als Bürge des Grafen Hermann von Sulz für diesen einem Rosenfelder Bürger hatte zahlen müssen, zu entschädigen (Sattler, Topographie 410); er gab beide Orte seiner Tochter| Margarethe zur Aussteuer, als sie Bruno von Lupfen heirathete, der mit ihrem Willen 1435 beide Orte für 1000 fl. an Wildhans von Neuneck verpfändete. Sie waren noch 1471 an die von Neuneck versetzt und wurden erst durch Württemberg von ihnen wieder eingelöst (eb. 345. Köhler 353. Steinhofer 3, 191).

Patronatsherren waren die Herren von Geroldseck.

Der Zehnte war ein von den Herren von Geroldseck und darauf von der Herrschaft Württemberg rührendes Lehen; beliehen erscheinen die Gut von Sulz mit einem Drittel, welches von ihnen an die von Münchingen kam, mit einem weiteren Drittel die von Rosenfeld, mit Antheilen überhaupt im 16. Jahrh. die von Frauenberg. Nach dem Abgang der letzteren wollte 1638 Hans Melchior Kechler von Schwandorf als frauenbergischer Enkel die letzten an sich ziehen, das Lehen wurde jedoch eingezogen.

Im Juli 1643 wurde Holzhausen beinahe ganz zerstört durch die lothringischen Truppen und die Bayern.

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