« Kapitel B 10 Beschreibung des Oberamts Sulz Kapitel B 12 »
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Dürrenmettstetten,

Gemeinde III. Klasse mit Ziegelhütte, mit 384 Einw. – Dorf, Filial von Hopfau.

Auf einer Hochebene, mit freier ausgedehnter Aussicht an die Alp, über den Schwarzwald etc., liegt 5/4 Stunden nordwestlich von Sulz und 1/2 Stunde nördlich von dem Mutterort der freundliche, in die Länge gebaute Ort; durch denselben führt die von Sulz über Glatt nach Ober-Iflingen angelegte, reinlich gehaltene Vicinalstraße. Weitere Vicinalstraßen verbinden den Ort mit Leinstetten und Hopfau.

Die Gebäude sind meist ansehnliche Bauernwohnungen, welche die Wohlhäbigkeit der Einwohner sichtlich bekunden.

Die im nördlichen Theil des Orts gelegene Kirche wurde in den Jahren 1743–45 an der Stelle einer baufällig gewordenen Kapelle in einem einfachen Styl massiv erbaut. Der Thurm besteht aus vier Stockwerken, dessen oberstes in ein Achteck übergeht und mit einem Zeltdach gedeckt ist; von den auf demselben hängenden zwei Glocken trägt die größere folgende Umschrift: Got allein die Er. Zu Stuttgart gos mich Friedrich Keßler 1563. Auf der kleineren stehen in alten Majuskeln die vier Evangelistennamen. Das Innere der Kirche ist geschmacklos bemalt und enthält außer einem gut geschnittenen Bild des Gekreuzigten nichts Bemerkenswerthes. An der östlichen Außenseite des Langhauses steht ein alter Markstein, auf dessen einer Seite das murische, auf der andern das württembergische Wappen nebst der Jahrszahl 1561 und unter derselben eine Scheere angebracht ist. Dieser Stein schied früher nicht nur das obere und untere Dorf in den württembergischen und murischen Antheil, sondern auch die Kirche, und die Bewohner des oberen Dorfs versammelten sich in der württembergischen Abtheilung und die des unteren Dorfs in der murischen Abtheilung der Kirche; noch gegenwärtig gehen die Leute von dem unteren Dorf zu der unteren Kirchthüre, die des oberen aber zu der oberen in die Kirche ein. Die Kirche| ist Eigenthum der Stiftungspflege, welcher auch die Unterhaltung derselben obliegt.

Der im Jahr 1704 angelegte, ummauerte Begräbnißplatz liegt am südlichen Ende des Orts; früher wurden die Verstorbenen in Hopfau beerdigt.

Das zunächst der Kirche gelegene ansehnliche Schulhaus ist im Jahr 1782 erbaut worden; es enthält ein geräumiges Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Der Ort erhält sein Trinkwasser aus drei laufenden Brunnen, die mittelst eines im Jahr 1836 errichteten Brunnendruckwerks gespeist werden; dasselbe liegt 1/2 Stunde nördlich vom Ort und treibt das Wasser etwa 1/4 Stunde weit in eisernen Teicheln bis zur Brunnenstube und von da an wird es in hölzernen Teicheln bis in das Dorf geleitet.

Überdieß bestehen im Ort drei kleine Weiher und einer außerhalb desselben. Früher bezog der Ort sein Wasser aus Cisternen und hatte in trockenen Jahrgängen nicht selten mit Wassermangel zu kämpfen.

Die Einwohner sind im Allgemeinen fleißige, geordnete, körperlich wohl gewachsene Leute, die nicht selten ein hohes Alter erreichen; ihre Vermögensumstände gehören zu den besseren des Bezirks und ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Bei mäßiger Vertheilung des Grundeigenthums besitzt der vermöglichste Bürger 100 Morgen Feld und 40 Morgen Wald, die Mittelbegüterten haben einen Besitz von etwa 40–50 Mrg. Feld, 2–3 Mrg. Wald und die am wenigsten Bemittelten von 10–20 Mrg. Von den Gewerben ist die Weberei zu nennen, die übrigen dienen, mit Ausnahme einer 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort gelegenen Ziegelhütte, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen. Der gegenwärtig angestellte Ortsvorstand ist ein sehr geschickter Steinhauer, welcher schöne Grabmonumente etc. meist im germanischen Geschmack für die ganze Umgegend fertigt; auch befindet sich ein tüchtiger Holzschneider im Ort, der ebenfalls im germanischem Style die verschiedensten Arbeiten liefert.

Die Feldgüter der mittelgroßen Markung liegen meist ziemlich eben und haben im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der leicht und kalkhaltig ist und dem der Muschelkalk nicht nur in geringer Tiefe als Unterlage dient, sondern auch der Ackerkrume selbst in zahllosen Bruchstücken beigemengt ist. In demselben gedeihen vorzugsweise Dinkel und Haber.

Wegen der hohen, freien Lage ist die Luft etwas rauh, jedoch rein und gesund; feinere Gewächse wie Gurken, Mais etc. gedeihen| nicht und die Ernte tritt um etwa 14 Tage früher ein als bei Freudenstadt. Frühlingsfröste kommen häufig vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten. Der Ort selbst soll eine Wetterscheide bilden.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist gut und verbesserte Ackergeräthe, wie der Suppinger Pflug etc. kommen in Anwendung; zur Besserung des Bodens benützt man, neben dem gewöhnlichen Dünger und der Jauche, auch die Hallerde.

Im Dreifeldersystem mit zu 2/3 angeblümter Brache baut man, außer den gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, Futterkräuter, Reps, Erbsen, Hanf und Flachs. Bei einer Aussaat von 9 Sri. Dinkel und 6 Sri. Haber wird der durchschnittliche Ertrag zu 10 Scheffel Dinkel und 6 Schffl. Haber per Morgen angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 300 fl., die mittleren 100 fl. und die geringsten 15 fl., während sich die Preise der Wiesen von 50–300 fl. bewegen. Über den eigenen Verbrauch können noch ziemlich viel Früchte nach Außen (Sulz, Freudenstadt) abgesetzt werden.

Der Wiesenbau ist nicht sehr ausgedehnt, liefert aber meist gutes nahrhaftes Futter; die beinahe durchgängig zweimähdigen Wiesen können theilweise bewässert werden und ertragen durchschnittlich 25 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd per Morgen.

Die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit späten Mostsorten beschäftigt, beschränkt sich auf die den Ort umgebenden Gärten und einige mit Obstbäumen besetzten Straßen. Im Allgemeinen gedeiht das Obst nicht gerne und erlaubt keinen Absatz nach Außen.

Die Gemeinde besitzt ungefähr 300 Morgen Waldungen, welche jährlich 180–200 Klafter abwerfen; hievon werden 100–120 Kl. an die Ortsbürger ausgetheilt und der Rest kommt als Langholz zum Verkauf, was der Gemeindekasse gegenwärtig etwa 2000 fl. einträgt.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde gut, wenigstens besser als in den übrigen Orten des Bezirks; die Stuten werden auf die Beschälplatte nach Sulz geführt und die groß gezogenen Pferde häufig in das Badische abgesetzt.

Der Rindviehstand (tüchtige Landrace mit Simmenthaler Kreuzung) ist beträchtlich und bildet eine besondere Erwerbsquelle. Zur Nachzucht sind zwei Farren aufgestellt, die ein Bürger anschafft und gegen Belohnung von Seiten der Gemeinde unterhält. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist nicht unbedeutend.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, indem die Ferkel von Außen bezogen und theils für den eigenen Bedarf, theils für den Verkauf gemästet werden.

| Die Weide wird mit etwa 300 Stück Schafen, welche einzelnen Bürgern gehören, beschlagen; der Schafweidepacht und die Pferchnutzung trägt der Gemeinde gegen 500 fl. jährlich ein.

Östlich vom Ort, auf dem sog. Käpelessteig, stand eine Kapelle, von der man noch Grundreste findet und in der Nähe derselben kommt die Benennung „Todtenbäumle“ vor. Dem Gasthaus zum Hirsch gegenüber soll ein Schloß gestanden seyn, von dem noch eine Erhöhung sichtbar ist.

Das über die Markung gegen Glatt ziehende sog. Sträßle ist eine Römerstraße, die an manchen Stellen noch die wallartige Anlage und Spuren des Pflasters zeigt.

Dahin gestellt bleibt, ob das im Jahr 782 vorkommende Metzesteten des Kloster Lorscher Codex (Nr. 3305) unser Dürrenmettstetten ist, oder Grünmettstetten (OA. Horb).

Der Ort gehörte den Grafen von Sulz; Graf Hermann verkaufte dem Kl. Alpirsbach im Jahre 1278 hiesige Güter (in villa Turremezstetten) an das Kl. Alpirsbach. Zeitweilig waren Mitbesitzer an dem Ort, die Herren von Lichtenfels, von denen Hermann (gesessen zu Opfingen im Breisgau) mit seiner Gemahlin Agathe, geb. Truchseßin von Waldeck mit ihrem Sohne Caspar am 6. Juni 1438 die Hälfte davon für 309 fl. rhein. ebendahin veräußerten. Weitere lichtenfelsische Güter in Dürrenmettstetten kamen an die Herren von Neuneck, denen das mehrgenannte Kloster 1497 einzelne Güter, 1512 Zehnten abkaufte. Das Landbuch von 1623 sagt: Dürrenmettstetten ist mit den Herren von Neuneck theilbar; ihnen gehört, was unterhalb der Wette liegt, was oberhalb, dem Kloster Alpirsbach. Der Neuneckische Antheil „das obere Dorf“ kam an die Abtei Muri im Anfang des vorigen Jahrhunderts (Leu, Schweiz. Lex. 13, 478) und blieb katholisch.

Der Ort steuerte bis 1806 zum Rittercanton Neckarschwarzwald.

Die Reformation brachte den Antheil des Kl. Alpirsbach, d. h. „das untere Dorf“, an Württemberg und gleichfalls dahin der Reichsdeputationsreceß von 1802 §. 6. den Antheil des Kl. Muri. Letzterer wurde im Jahr 1803 auf 170 Einwohner und 1000 fl. Einkünfte angegeben.

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