« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Spaichingen Kapitel B 5 »
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Balgheim,
mit drei Bahnwärterhäusern.
Gemeinde III. Kl. mit 426 Einw., wor. 6 Ev. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Rietheim O.-A. Tuttlingen eingepfarrt. 1/4 Stunde südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der sehr hübsche freundliche Ort liegt frei und offen in der von schönen Waldbergen begleiteten fruchtbaren Primthalebene, in der Nähe der europäischen Wasserscheide. An den wohl unterhaltenen breiten z. Th. gekandelten Straßen stehen die theils kleinen, theils mittelgroßen sauberen Häuser, mit Ziegeldächern bedeckt, und am Ende des Dorfes erhebt sich in einem schattigen, ummauerten, von einem Springbrunnen belebten Garten das hübsch gebaute ehemalige Zeil’sche Schloß, ein zweistockiges steinernes Gebäude, jetzt Eigenthum des Fabrikanten A. Honer.

Die der h. Dreifaltigkeit und der h. Jungfrau Maria geweihte Kirche steht in der Mitte des Ortes auf dem alten noch ummauerten und mit schönen Schmiedeisenkreuzen besetzten Friedhof und stammt aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts, während der an der Nordseite stehende Thurm mit seinen Schallfenstern, die mit ganz spätem kahlem gothischem Maßwerk gefüllt sind, in eine frühere Zeit zurückweist. Der Kirchenbau wurde im Jahre 1702 begonnen und dem Meister Ambrosi Linner von Möhringen übergeben; eingeweiht wurde die Kirche am 3. Oktober 1709 (Pfarrchronik). Im Jahre 1794 erhielt die Kirche einen Anbau gegen Westen; ihr südlicher Eingang ist in gutem Renaissancestil gehalten.

Das schöne Innere der Kirche ist mit Pilastern und stuckirten Gewölben ausgeziert und besitzt im vieleckig schließenden Chor einen werthvollen Marmoraltar, in der Art wie im Kloster Salem. Der eigentliche Altar ist nicht hoch, auf ihm stehen zwei lichtertragende Engelchen und ein mit vergoldeten Reliefs| geschmücktes Tabernakel; aber hinter dem Altar erhebt sich an der Ostwand des Chores ein hohes Marmorrelief (wie der Altar selbst aus fleischfarbigem Marmor), darstellend Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Im J. 1738 wurden der Hochaltar und die Nebenaltäre mit dem Bildhauer Ulrich Schweizer um 408 Gulden veraccordirt; 1740 und 1742 sind dann die Altäre verändert und neu bearbeitet worden von dem Bildhauer Johann Georg Geysing von Überlingen um 388 Gulden 31 Kreuzer (Pfarrchr.) Die beiden Seitenaltäre haben schöne Gemälde von Maler Joh. Friedr. Dietrich, auf dem südlichen sieht man Christi Auferstehung mit der Unterschrift Dietrich p. 1843, auf dem nördlichen Mariä Himmelfahrt. Der Künstler erhielt hiefür 1200 Gulden.

Die Chorstühle, desgleichen die mit zwei Holzreliefs gezierte Kanzel, sind in antikisirendem Geschmack, die Beichtstühle im Rococostil gehalten; und endlich hängt an der Südwand des Schiffes in sehr reicher vergoldeter Rococorahme ein Ölbild, Christi Geburt, aus derselben Zeit. Die Kirche ist neuestens auf das schönste restaurirt worden, in zwei Chorfenstern prangen Glasgemälde aus dem Atelier von Burkhard in München, die übrigen Fenster sind alle mit Krystallglas verschlossen.

An der Westseite des Schiffes stehen zwei mit den Wappen geschmückte Grabmäler; das eine mit der Inschrift:

Die Frey Reichs hochwohlgebohrne Frav Frav Maria Cleopha Verwittibte Frey Frav Von Rost Zue Auffhoffen Und Kehlburg, gebohrne Frey Frav Von Schellenberg, Frav Zu Zimmern under der Burg, etc. in dem 90. Jahr in gott seelig Entschlaffen Anno 1756 den 31. August.

Das andere Grabmal gehört einer Freifrau von Rost Zue Auffhoffen und Köhlburg, Frav Zue Balgheimb, Zimmern etc. † 2. August 1757.

Endlich sieht man an der Nordwand des Schiffes den Grabstein der Maria Josepha Elisabetha schmidlin von Löwenfeld und Walden, der Frau des Landvogts zu Rottenburg, Thaddä von Waldburg, † 1760 im 75. Jahr.

Auf dem im ersten Geschoß tonnengewölbten und oben in ein vierseitiges Zeltdach ausgehenden Thurme hängen drei Glocken; die größte mit der Umschrift: Johann Jacob Gries Haber von Walts Huet goss mich anno 1715. Gott lobe ich, die Lebenden beruf ich und die Todten bewein ich.

Auf der zweiten Glocke steht: Eli Eli lamma sabacthani,| deus meus, deus meus, utquid dereliquisti me? anno domini 1443. Umbgegossen durch Johann Jacob Gries Haber von Walts Huet. Anno Domini 1715.

Grieshaber goß in den Jahren 1715 und 1716 allhier eine größere Anzahl von Glocken für Orte der Umgegend. (Pfarrchronik).

Auf der dritten alten und von schönem Fries umzogenen Glocke steht in gothischen Minuskeln: heli. heli. lema. sabathoni. deus. meus. deus. meus. utquit. dereliquisti. me? Ohne Zweifel stammt diese Glocke aus dem Jahre 1443, dem Anfertigungsjahr der zweitgrößten vor ihrem Umguß; auf der neuen wurde die alte Inschrift, nur verbessert, wieder hergesetzt (s. auch unten die zwei Glocken von Königsheim).

Außer diesen verschiedenen Merkwürdigkeiten besitzt die Kirche einen auch künstlerisch sehr kostbaren Schatz von prachtvollen Meßgewänden aus neuer und alter Zeit, z. Th. aus dem früheren Kloster Rottenmünster; ferner sehr schöne Altargefässe, darunter 3 Abendmahlskelche aus Silber und vergoldet, 12″ hoch, im geschmackvollsten Renaissancestil, und eine prächtige 21/2 Fuß hohe Monstranz aus Silber und vergoldet, im Rococostil. Im Jahr 1731 wurden von Augsburg auf Kirchen-Ornat angeschafft eine neue ganz silberne Monstranz, 3 silberne Kelche mit Patenen, 2 silberne Opferkänntlein mit Teller, eine silberne Ampel, ein silbernes Rauchfaß, in Allem 36 Mark 5 Loth um 796 Gulden 16 Kreuzer. (Pfarrchr.) Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der sehr reichen Stiftung.

Nördlich von der Kirche steht an der Friedhofmauer, halb zertrümmert und seiner Figuren beraubt, das steinerne Gehäuse eines Ölbergs, in schönem Renaissancestil gehalten und mit gewundenen, von Reben umrankten korinthischen Säulchen geschmückt. Er wäre wohl werth, wieder hergestellt zu werden. Laut der Pfarrchronik wurde der Ölberg in den Jahren 1685/86 um 12 Gulden verfertigt.

Der neue Friedhof wurde im Jahre 1847 außerhalb des Ortes angelegt. Auch befinden sich zwei kleine Kapellen auf der Markung, eine davon steht unter einer uralten Linde am südlichen Ende des Dorfes.

Das hübsche dreistockige Pfarrhaus, liegt nordöstlich bei der Kirche und wurde im Jahre 1649 erbaut, seine Unterhaltung ruht auf der Stiftung.

Das kleine Rathhaus (vom Jahre 1827) stößt an das 1828| erbaute Schulhaus, welches ein Lehrzimmer und die Wohnung des (einzigen) Lehrers enthält.

Ein Back- und ein Waschhaus ist vorhanden.

Der Ort ist jederzeit hinreichend mit gutem Trinkwasser versehen, das den sechs laufenden Brunnen in hölzernen Deicheln zugeführt wird.

Die Markung ist reich an Quellen, die bedeutendsten sind die zunächst am Ort hervortretende Primquelle, der Kreuzlebrunnen und die Quelle des Stettenbächles, dessen Wasser sich in die Donau ergießt, während die zwei ersteren durch Vermittlung des Neckars in den Rhein fließen.

Die von Spaichingen nach Tuttlingen ziehende Staatsstraße geht durch den Ort, eine Vicinalstraße führt nach Dürbheim; fünf steinerne Brücken bestehen im Ort und zwei weitere auf der Markung, sie sind alle von der Gemeinde zu unterhalten. Auch geht die Eisenbahn durch die Markung und südwestlich am Ort vorüber.

Die Haupterwerbsmittel der Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht. Unter den Handwerkern sind die Schuhmacher, die auch nach außen arbeiten, am stärksten vertreten.

Auch besteht hier eine Teppichfabrik, die im ehemaligen Schlosse von Kaufmann August Honer mit 8 Gehilfen betrieben wird.

Außerdem sind vorhanden zwei Wasser-Mühlen, je mit einem Mahl- und einem Gerbgang, eine innerhalb des Orts und zugleich mit einer Hanfreibe verbunden, und eine außerhalb des Ortes, ferner eine Pferdemühle mit einem Gerbgang, ein Kauf-und ein Kramladen, und zwei Wirthschaften, eine davon mit Bierbrauerei.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind im allgemeinen gut, sogar besser als in manchen andern Orten; der größte Grundbesitz beträgt 60, der mittlere 10, der mindeste 2 Morgen Feld.

Auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger nur wenige Grundstücke.

Armenunterstützung erhalten etwa 10 Personen.

Die große von Süd nach Nord in die Länge gedehnte Markung, von der jedoch ein großer Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benüzt wird, eine ziemlich ebene, leicht zu bebauende Lage; der übrige bewaldete Theil der Markung ist sehr bergig und besteht theils aus den sehr hohen und steilen| Abhängen des Zundelbergs, theils aus denen des Dreifaltigkeitsbergs und des Heubergs, auf dessen Hochebene sie noch beim Wald Seitenried eine ziemliche Strecke hineingreift. Der dem Feldbau dienende Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar und besteht meist aus einem etwas schweren Lehm und aus den Zersetzungsprodukten des braunen und schwarzen Jura, während die für den Waldbau benützten Berge vorherrschend dem weißen Jura angehören; in letzterem sind mehrere Steinbrüche angelegt, aus denen brauchbare Bausteine gewonnen werden. In dem 3/4 Stunden nordöstlich vom Ort gelegenen Wald Seitenberg wurden früher Versuche auf Erzbau gemacht, die jedoch keinen günstigen Erfolg hatten.

Das Klima ist ziemlich rauh und gestattet nur noch den Anbau von späten, rauhen Kernobstsorten, die jedoch überdieß von Frühlingsfrösten häufig Schaden leiden; auch ist das weite, von hohen Bergen begrenzte Thal starken Luftströmungen ausgesetzt.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und der Boden mittelst der fleißig gesammelten gewöhnlichen Düngungsmittel und auch durch Anwendung des Gipses, Komposts und der Asche zu verbessern gesucht. Der deutsche Wendepflug ist noch der allgemein übliche, die eiserne Eggen und die Dreschwalzen haben Eingang gefunden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidearten, von denen der Dinkel besonders gut gedeiht; von den Brachgewächsen werden vorzugsweise Kartoffeln und dreiblättriger Klee mit gutem Erfolg gebaut. Flachs und Hanf pflanzt man in mäßiger Ausdehnung für den eigenen Bedarf. Von den Getreidefrüchten können 500 Scheffel Dinkel und 100 Scheffel Gerste nach außen verkauft werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, das im Ort verbraucht wird; die Wiesen sind zweimähdig und haben keine Wässerung. Von keiner Bedeutung ist die Obstzucht, die sich nur mit späten rauhen Mostsorten und Zwetschgen beschäftigt, der Obstertrag wird im Ort verbraucht.

Aus der von einem besonders aufgestellten Baumwart überwachten Gemeinde-Baumschule werden die Jungstämme bezogen.

Die Gemeinde besitzt 700 Morg. Laub- und Nadelwaldungen, von deren jährlichem, aus 207 Kl. und 100.000 St. Wellen bestehendem Ertrag jeder Bürger 4 Raummeter und 100 St. Wellen erhält; der Rest des Holzes wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von etwa 1500 fl. sichert. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde aus etwa 200 Morgen eigentlicher Weide, nebst der Brach- und Stoppelweide, die Pachtsumme| von etwa 525 fl. und aus der Pferchnutzung 300 fl. Von den wenig ertragsfähigen Allmanden erhält jeder Bürger 3/8 Morgen zur unentgeltlichen Benützung.

Die Zucht der Pferde (Landrace) ist nicht von Bedeutung, dagegen die des Rindviehs namhaft und in gutem Zustande; man züchtet die Simmenthalerrace, von der auch zwei tüchtige Farren aufgestellt sind. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist von einiger Bedeutung. Was die Schafzucht betrifft, so läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 4–500 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen. Die eigentliche Schweinezucht ist nicht von Belang, dagegen werden viele Ferkel aufgekauft und theils für den eigenen Bedarf, hauptsächlich aber zum Verkauf aufgemästet.

Ein Stiftungsvermögen von 67.000 fl. nebst 150 Morgen Waldungen ist vorhanden, so daß aus deren Zinsen und Erträgen, neben der Verwendung für Kirchen- und Armenzwecke, die Gemeinde nicht allein keinen Gemeindeschaden umzulegen benöthigt ist, sondern auch noch die Schulgelder der ortsangehörigen Kinder und die Anschaffung von Schulbüchern, Papier etc. zu bestreiten in der Lage ist. Das Grundstockvermögen der fürstl. Stiftung, als Armenstiftung, besteht in 4370 fl.

Auf der südlichsten Spitze des Dreifaltigkeitsbergs stand die Burg Baldenberg (s. o. S. 216); ein dahin führender Weg wird „Burgsteig“ genannt. Nördlich vom Ort wurde in der Nähe der Landstraße ein mit Steinplatten umfriedigtes Grab (sogen. Reihengrab) aufgefunden, das außer dem menschlichen Skelett ein Schwert enthielt.

Der Ort,[1] auch Balgain, Balghain u. s. w. geschrieben, und wohl auf den Eigennamen Balgo zurückzuführen, wird zuerst genannt durch hiesigen Besitz der Familie Fürst, einer Familie, welche, auf dem Fürstberg bei Öschingen (O.-A. Rottenburg) zu Hause, auch sonst in dieser oberen Gegend begütert erscheint (Mone, Zeitschr. 9, 211. Schmid, Hohenberg XVIII). Drei Gebrüder Konrad Fürst vollzogen im J. 1239 eine von ihrem Vater Konrad für seine Beisetzung in dem Kloster Salem angeordnete Schenkung an dasselbe durch Übergabe eines Guts in „Balgehein“ und zwar mit Zustimmung ihrer Mutter Udelhild, welcher dieses Gut als Morgengabe verschrieben war (Wirt. Urkb. 3,| 428). Mit Einwilligung dieser 3 Gebrüder verkauften übrigens der Abt Eberhard und Konvent von Salem in den JJ. 1254 und 1258 dieses Gut um 40 M. Silber an das Kl. Rottenmünster. Das letztere machte auch sonst mancherlei Erwerb hier, so z. B. den 22. Apr. 1331 zwei hiesige Güter und ein Gut zu Denkingen um 51 Pfd. Heller von der Rottweiler Johanniterkommende, und kommt namentlich im 14. Jahrhundert im Besitze des sog. Landoltshofes vor.

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Früh erscheinen auch hiesige Ortsadelige, von denen besonders folgende genannt zu werden verdienen: den 15. Juni 1281 die Gebr. Heinrich und Konrad von B. als hohenbergische Lehensleute für ein Gut zu Spaichingen; den 5. März 1285 Mya von Balgheim, Herrn Hagelsteins Tochter, und ihr Sohn Konrad; den 28. Sept. 1322 Berchtold, Rudolfs sel. von Balgheim Sohn, als hohenbergischer Lehensmann eines hiesigen Gutes; den 24. Juli 1341 Johannes von B. als Verkäufer eines hiesigen Gutes an das Kl. Rottenmünster mit Zustimmung seines Herrn des Gr. Hugo von Hohenberg (Schmid, Hohenberg 44, 235); im J. 1386 Dietrich von B. als Unterzeichner eines Absagebriefs gegen die Schweizer zu Gunsten Herz. Leopolds des Frommen von Österreich (Steinhofer 2, 456); im J. 1407 Berthold von B., zu Friedingen seßhaft (Württ. Jahrb. 1838 S. 208); den 20. März 1390 Dietrich von B. von Österreich, mit dem Laienzehnten zu Ebingen belehnt (Gärth S. 51); den 8. Nov. 1404 Berthold von B., Siegler in einer Kl. Egesheimer Urkunde; den 7. Apr. 1418 Burkhard von B., von Herz. Friedrich von Österreich im Besitze einiger Pfandstücke von der Herrschaft Hohenberg bestätigt (Lichnowsky 5 Nr. 1786); den 12. März 1421 die Gebr. Burkhard und Hans von B., eine Jahrzeitstiftung ihres Vaters Berthold von B. sel. für ihr Geschlecht im Kloster Beuron aus einer Wiese zu Friedingen bestätigend (Mone, Zeitschr. 6, 421); im J. 1423 dieselben als Verkäufer hiesiger Güter an das Kl. Wannenthal (Würt. Jahrbb. a. a. O.); im J. 1425 Agnes von B., vermählt an Fritz Söler von Richtenberg (Steinhofer 2, 733); im J. 1427 Burkhard als Verkäufer des 6. Theils des Ebinger großen Kornzehentens, den er und seine Vorfahren von Österreich zu Lehen getragen, an die St. Martinskirche zu Ebingen (Schmid a. a. O. 410); Burkhard im J. 1437 von Gr. Eberhard von Lupfen mit dem Kirchensatz zu Böttingen belehnt, welcher noch einige Zeit in seiner Familie blieb (s. unten), derselbe in den JJ. 1437–1456 als die Feste Burgstall und| Grümenfels mit allen Zugehörden an das Kloster Beuron überlassend (Hoffmann-Pizzenberger Comment. libert. Beuronens. App. p. 40); im J. 1456 Burkhards von B. Wwe. Betha geb. von Nusplingen als Gutthäterin des Kl. Beuron, wobei Hans von B. und seine Söhne Renhard und Berthold als Zeugen anwesend (Würt. Jahrbb. a. a. O.); Berthold von B., den 23. Aug. 1483 von Erzherzog Sigmund von Österreich mit dem Laienzehenten zu Renquishausen, der Burg zu Friedingen, dem Butzenhof, 9 Mltr. Gült aus dem Laienzehenten in der alten Stadt daselbst, 2 Pfd. Gelds zu Nusplingen, dem Burgstall Michelstein mit Zugehörden, dem Widemhof und Kirchensatz zu Dormettingen belehnt, sowie im J. 1488 im Schwäbischen Bund (Datt de pace publ. 312), um das J. 1490 werdenbergischer Obervogt zu Mößkirch (Zimmer. Chronik 1, 524). – Im Wappen führte die Familie einen getheilten Schild, in dessen oberem Feld 2 Gleven oder Lanzen mit lilienförmigen Spitzen gegen einander gekehrt, während das untere Feld keine Figur zeigt.

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Befand sich dem Bisherigen zufolge vor Zeiten allhier manigfacher lehensherrlicher Besitz der Grafen von Hohenberg und machte, wie wir später sehen werden, das Haus Österreich als Rechtsnachfolger dieser Grafen, noch weitergehende Ansprüche an den Ort, so erscheint doch noch früher gräfl. zollernscher Besitz. Den 25. Jan. 1255 verlieh Gr. Friedrich von Zollern die Kirche zu B., deren Patronat ihm zustand, dem C. von Thierberg und verpflichtete sich, mit dem Grafen H. v. Fürstenberg in keine Verhandlungen sich einzulassen, wodurch demselben ein Nachtheil entstünde; den 8. Juni 1408 belehnte der Schwarzgraf Friedrich von Z. den Hans Huser Konrad Husers sel. Sohn mit Widemhof, Kirchen, Kirchensatz und Zehenten allhier „ausgenommen sein und seiner Mannen Recht“; derselbe den 29. Juli 1410 den Georg Boller als Lehensträger von Bartel Kanzlers sel. Kindern mit einem hiesigen Hof und den 14. Okt. d. J. die Rottweiler Bürger Konrad von Stöffeln und Anselm Wirth mit einem Hof und dem Großzehenten; endlich Gr. Eitelfriedrich den 20. Juli 1439 und Gr. Friedrich der Oettinger den 2. und 11. Nov. 1440 wiederum besonders Rottweiler Bürger mit hiesigen Höfen. Den 29. Sept. 1495 eignete Gr. Friedrich von Zollern dem Polay Bletz von Rothenstein im Namen seines ältern Bruders Johann seinen hiesigen Hof, schon länger Lehen der bletzischen Familie von Zollern, gegen Entschädigung durch andere ihm zu Lehen aufgetragene Güter und gestattete den Verkauf desselben| (Monum. Zolleran. 71, woselbst Balginein nach dem Balghain der folgenden Urkunde als Balgheim zu deuten, 414, 436. Von Stillfried und Märker, Hohenzollerische Forschungen 1, 191. 245. 247).

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Der Ort selbst erscheint im Anfang des 15. Jahrhunderts im Besitz der Familie von Remchingen: den 24. Mai 1403 erlaubte K. Ruprecht dem Reinhard von R. und seinen Erben in den Dörfern „Husen off Frene gelegen by ihrem Huse Kaipfen (d. h. Karpfen) und Balghem in Speyhinger Dale gelegen“ und in derselben 2 Dörfer Begriffen Schultheißen und Schöffen und ein Halsgericht zu haben (Chmel, Regg. Ruperti S. 87). Bald darauf kam Balgheim in nicht näher bekannter Weise an die Stadt Rottweil, nach einem Schreiben der Grafen Johannes, Heinrich und Konrad von Tengen und Nellenburg an den Rottweiler Magistrat vom J. 1438 zu schließen, worin sie denselben bitten, ihren Leuten den Ankauf von Korn in Balgheim zu gestatten, schon vor dieser Zeit; im J. 1540 wurde es bei den Händeln zwischen der Stadt und dem Christoph von Landenberg von letzterem schwer gebrandschatzt (Ruckgaber, 2b S. 197 ff). In der Stadt Besitz wurde das Dorf mit aller Herrlichkeit, Mittel- und niedergerichtlichen Obrigkeit, Gericht, Recht, Gebot, Verbot, Frevel, Strafen und Bußen (zu 2000 fl.) dem jus patronatus et collaturae, Kirchensatz und Heiligenpflegschaft (zu 1000 fl.) u. s. w. im Ganzen zu 16.902 fl. 5 Batzen angeschlagen. Allein den 4. Okt. 1689 verkaufte die Stadt in Folge der Kriegsnöthen durch ihre Schuldenlast gedrückt das Dorf als völlig freies Eigen mit dem jus collectandi und allen Annexen auch dem Patronat und Kirchensatz, wie die Stadt alles dies „über 200 Jahre genossen“ um 10.000 fl. an den Junker Jakob Rudolf Streut von Immendingen, Herrn zu Vollmaringen und Göttelfingen O.-A. Horb (Verfassung aus was Ursachen die Stadt Rottweil abgekommen 1748 Fol. D.). Von diesem kam es durch eine streutische Erbtochter Johanna mit den beiden anderen Orten in den Besitz des oberösterreichischen Geheimerraths und Statthalters der vorderösterreichischen Lande zu Freiburg, k. k. Kammerherrn, Freiherrn Dionysius von Rost (aus einem tyroler Geschlecht). Nach seinem den 24. Jan. 1730 erfolgten Tode entstand über die Erbfolge in seine Güter Streit zwischen seiner Enkelin Maria Johanna Katharina, Gräfin von Rost, verwittweter Gräfin von Welsberg († 1757) und dem freiherrl. v. rost’schen Mannsstamm singen’scher Linie, allein der Ort wurde| im J. 1731 vergleichsweise der erstgenannten Enkelin überlassen, wogegen die anderen Erbgüter Vollmaringen und Göttelfingen dem letzteren verblieben, nach seinem Erlöschen aber wieder mit Balgheim vereint wurden. Obgenannter Gräfin Maria Johanna Tochter, Gr. Maria Anna von Welsberg, brachte diesen Besitz an ihren Gemahl Thaddä Amand Johann Maria Freiherrn von Hornstein zu Weiterdingen, und endlich kam er laut Testaments des Freiherrn Leopold Thaddäus von Hornstein-Weiterdingen († 1792) vom 17. Nov. 1789 an dessen Tochter Maria Johanna Josepha, vermählt mit dem Bayrischen Geheimerrath und Administrator der Grafschaft Schwabeck Erbtruchseßen Maximilian Wunnibald, Grafen zu Waldburg-Zeil-Trauchburg (geb. 1750 † 1818), und durch Testament dieser Erbin dd. Zeil 28. Okt. 1797 nach ihrem Ableben an ihren einzigen Sohn Franz Thaddäus, welcher auch die Einrichtung des Schlosses vermacht erhielt. – Durch kaiserliche Resolution vom 14. Juli 1759 war jedoch gemäß Pfandvertrags vom 13. Dez. d. J. dem Baron von Hornstein gegen Erlegung von 2000 fl. Pfandschilling die malefizische hohe Obrigkeit in und außerhalb Etters im ganzen Balgheimer Zwing und Bann auf 20 Jahre überlassen worden, wogegen die Territorialsuperiorität nebst dem Forst- und Jagdrecht, sowie das Geleit und die Durchführung der Delinquenten nach und von Spaichingen der Landesherrschaft verbleiben und ein landesfürstlicher Zollstock im Orte sollte aufgestellt werden dürfen; die Criminalakten sollten an die vorderösterreichische Regierung oder an die Universitäten Innsbruck oder Freiburg gesandt werden. Nach der österreichischen Jurisdiktionstabelle vom J. 1804 stand das Dorf zwar den Truchseßen eigenthümlich mit Steuer und niederer Gerichtsbarkeit zu und gehörte das Waffenrecht dem schwäbischen Kreise, dagegen waren Forst, große und kleine Jagdbarkeit und Zoll entschieden österreichisch, der Blutbann den Truchseßen seit 1759 von Österreich als Pfand überlassen, hinsichtlich der Landeshoheit und des Gesetzgebungsrechts war Streit zwischen Österreich und den Truchseßen.

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Fürst Constantin von Waldburg-Zeil-Trauchburg verkaufte jedoch in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts mit Zustimmung der Agnaten seinen hiesigen Besitz und zwar den 3. März 1856 die Äcker und Wiesen um 4500 fl. an einzelne Bürger, den 25. Juli 1857 das Schloß, den Neubau oder die Remise und den Garten um 5000 fl. an den Verein zur Errichtung einer Beschäftigungsanstalt für verwahrloste Kinder katholischer| Konfession zunächst aus dem württembergischen Schwarzwald, und den 28. Juli 1857 die herrschaftlichen Waldungen im Betrage von 1787/8 Morgen um 20.000 fl. an die hiesige Stiftungspflege; sofort wurden denn auch aus der Schloßkapelle die (noch jetzt in der Sakristei befindlichen) Ölbilder der 4 Evangelisten, 4 zinnerne Leuchterlein, der Hochaltar und 2 jetzt in Privatbesitz übergegangene tragbare Altäre an die Kirche verkauft. Den 19. Mai 1859 erkaufte der Pfarrer Caspar Welte das Schloß nebst Garten und Remise um 5000 fl. und setzte die Anstalt daselbst fort. Derselben stund zuerst eine aus Spaichingen gebürtige Jungfrau vor, welche bei den barmherzigen Schwestern eingeschult worden war, am 30. Aug. 1859 übernahmen drei Schwestern von der Regel des h. Franziskus aus dem Mutterhause Heiligbrunn (O.-A. Oberndorf) die Pflege und Erziehung nebst dem Unterricht, nach Allerheiligen 1861 traten an ihre Stelle drei Schwestern vom heiligsten Herzen Jesu, welche den 9. Jan. 1863 das Schloß nebst dem dabei gelegenen Gemüse- und Grasgarten und der Herrenscheuer um 4600 fl. und unter der Verpflichtung, die Anstalt fortzusetzen, kauften. Schon den 17. Juni 1865 aber wurde das Schloß etc. um 8155 fl. an den Kaufmann August Honer von Spaichingen verkauft, welcher noch heutzutage in den unteren Räumen Teppichfabrikation betreibt, die Anstalt dagegen kam nach Mulfingen. In dem sog. Neubau hatte der Pfarrer einen Branntweinbrennerei-Apparat eingerichtet, den er aber im Okt. 1862 verkaufte. – Der noch gebliebene Rest des truchseßischen Besitzes: das Amthaus mit Scheuer und Fruchtkasten nebst Wagenschopf und Gemüse- und Grasgarten, kam am 1./5. Mai 1866 in öffentlicher Verhandlung zum Verkauf an einen Privatmann.

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Eine selbständige Geschichte hatte theilweise das Schloß mit seinen Zugehörden, dessen neuesten Schicksale schon oben dargestellt worden. Den 22. Okt. 1515 verkaufte Lazarus von Suntheim Obervogt der oberen Herrschaft Hohenberg dieses Schloß mit dem Vorhof und Hofrayte, auch mit den Gärten, Äckern, Wiesen, Holz, Feld, Wunne, Waidt, Freiheit und Gerechtigkeit, mit Steg und Weg, Renten, Zinsen, Gülten und allen Zugehörden, wie dies alles hergebracht, als rechtes lediges freies Eigen, nur daß der Kirchensatz, Zehenten und das Widdum zollerische Lehen waren, an den Vogt auf Zollern, Martin Klein von Ringelstein, um 35 Gulden jährlichen Leibgedings für sich und seine Frau. Klein löste im J. 1517 die genannten Lehen von| der Herrschaft Zollern als Eigenthum für sich ein und verkaufte den 27. Okt. 1529 alles an den in Balgheim ansäßigen Jakob Gut von Sulz, um 250 fl. Hauptguts und 121/2 fl. jährlichen Zinses für sich, seine Frau und Nachkommen, und mit der weiteren Bedingung, daß Gut oder seine Frau oder Erben dem Lazarus von Suntheim und dessen Frau jährlich 35 fl. Leibding auf Weihnachten bezahlen sollten. Gut aber verkaufte hinwiederum am 25. Juni 1540 alles was er hier hatte, „den Sitz und Schloß mit samt dem großen Haus und einem neuen Pfisterhaus, Bad und Badstube, zusamt der Knechtkammer und einer Kornschüttin, wie diese drei alle die Ringmauer begreift, mit samt den Gräben mit bärhaften (d. i. fruchtbaren) zamen Bäumen besetzt, item mehr außerhalb zwei Krautgärten, eine Scheuer, einen Schweinstall und den Vorhof, alles zu Balgheim dem Dörflin benannten Herrn von Rottweil zugehörig gelegen, item den Kirchensatz samt allem des Verkäufers gebührenden Theil des großen Zehenten [den derselbe zu 3/8, der Pfarrer zu 5/8 bezog], Baumgärten, Äcker, Holz, Feld, Wunn, Waid und alles zum Schloß gehörige als frei ledig eigen“, nur allein daß der gewöhnliche Zehent abging, um 1200 fl. Rottweiler Währung an die Stadt Rottweil. Schon den 7. Juli (Freitag nach St. Ulrichstag, nicht „Veitstag“ wie Ruckgaber sagt), 1542 verkaufte aber die Stadt den neuerworbenen Besitz – ausgenommen den Kirchensatz, die Pfründ, samt der Gerechtigkeit am Heiligen und dem großen Zehenten – an ihre Unterthanen die Gemeinde von Balgheim, um 500 fl. Rottweiler Währung, jedoch unter dem Vorbehalt, daß, wenn die Käufer das Schloß samt dessen Zugehörden über kurz oder lang wieder verkaufen wollten, sie den Vorkauf um obige Summe der Stadt Rottweil lassen sollten, daß das Schloß der Stadt offen Haus heißen und sein, und daß, wenn es die Stadt nicht wieder kaufen sondern in fremde Hände kommen lassen wollte, der Käufer wie andere Maier zu Balgheim hoch und nieder der Stadt zu dienen schuldig, pflichtig und verbunden sein solle. Im Jahre 1546 kaufte das Schloß mit den oben genannten Zugehörden und unter den angegebenen Bedingungen mit Genehmigung der Stadt Rottweil der damalige Vogt von Balgheim Georg Dreyer, der es in derselben Weise den 9. März 1553 an den Rottweiler Patrizier Hans Georg Möckher oder Möckh verkaufte. In dem Besitze von dessen Familie, die sich darnach „Möckh von Balgheim“ nannte, blieb das Schloß mit Zugehörden geraume Zeit. Noch im J. 1623| wird die Familie als Schloßeigenthümerin aufgeführt (s. u.), und im J. 1677 kaufte die Gemeinde von derselben um 320 fl. hiesige Güter, die sie an die Bürgerschaft vertheilte. Im 18. Jahrhundert wird dieselbe nicht mehr genannt. Das Schloß kam später wieder an Rottweil und gehörte nun zunächst demselben Besitzer wie das Dorf, bis es in neurer Zeit, wie oben angegeben, wieder sein eigenes Geschick hatte.

Mit unbedeutenderem Besitze zu Balgheim sind außer den im Bisherigen schon aufgeführten Personen und Korporationen z. B. noch folgende zu nennen: Hug und Heinrich von Spaichingen, im J. 1302 als hohenbergische Lehensleute allhier erwähnt; Burkhard von Zimmern, welcher ums J. 1340 hiesigen Besitz an das Kloster St. Georgen, das noch im Beginn des 18. Jahrhunderts hier Zinsen bezog, stiftet (Martini 28); die Klause Hochmauern bei Rottweil im J. 1515 im Besitze von 10 fl. jährlichen Zinses.

Die Geschichte der hiesigen im J. 1255 erstmals genannten Pfarrei ist schon im Vorhergehenden (vergl. auch S. 195) gelegentlich dargestellt worden; dieselbe war Obigem zufolge ursprünglich zollerisches Lehen, wurde im J. 1517 freies Eigen, im J. 1540 rottweilisch, zuletzt waldburg-zeil-trauchburgisch, wie denn auch dem soeben genannten Hause noch heutzutage das Patronat zusteht. – Franz Gottfried Möckh von B. bewilligte auf der hiesigen Heiligenpfleger Bitte seinen halben Thurm im Schloß zur Erbauung des hiesigen Kirchenthurms, wofür laut Urkunde vom 15. Febr. 1623 ihm, seiner Gemahlin, ihren Voreltern und Befreundeten jährlich 3 Seelenmessen gewährt wurden. Längere Zeit geführte Streitigkeiten zwischen dem Pfarrer einer- und den Heiligenpflegern und der Gemeinde andererseits wegen des Bezugs der verschiedenen Zehenten wurden den 30. Juli 1687 durch eine Deputation des Rottweiler Magistrates untersucht und entschieden.



  1. Zur Geschichte des Orts vergl. Ruckgaber, Rottweil 2b S. 421 ff. und die im Besitz des Pfarramts befindliche ausführliche Ortschronik.


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