« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Schorndorf Kapitel B 7 »
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Beutelsbach,
Gemeinde II. Kl. mit 1777 Einw., wor. 7 Kath. Ev. Pfarrei; die Katholiken sind nach Öffingen, O.A. Canstatt, eingepfarrt.


Das marktberechtigte Pfarrdorf Beutelsbach liegt auf der westlichen Oberamts-Grenze gegen das Oberamt Waiblingen, 21/2 Stunden westlich von Schorndorf, am Beginne der Ebene, welche nördlich und westlich gegen Ludwigsburg und Canstatt sich ausbreitet, am Fuße des letzten Ausläufers des Schurwaldes, von wo aus sich schöne Aussichten in die genannten Gegenden eröffnen. Der äußerste Punkt dieses Ausläufers ist der östlich sich erhebende Kappelberg, bis zu dessen Spitze der S. 72 erwähnte Kaiserweg geführt haben soll. Eine halbe Stunde vom Orte fließt die Rems, in die sich der das Dorf bespülende und hier eine Mühle treibende, von Schnaith herkommende Beutelsbach ergießt. Außerdem sind immerfließende Quellen im Überflusse vorhanden. Der Schwefelquelle ist S. 7 gedacht. Der Ort hat die tiefste Lage von allen gemessenen Punkten des Bezirkes, s. S. 4. Der Boden mit tiefgehendem Humus ist ausgezeichnet fruchtbar und bei dem gesunden Clima jeder Cultur günstig, zumal da die Bergabhänge eine für die Sonnenwärme empfängliche Neigung haben. Frühlingsfröste und Gewitter mit Hagel sind selten.

Der große und der Wein-Zehente stehen vom Stifte her dem Staate, der kleine der Ortspfarrei zu. Von den Gefällen des Staats sind 101 fl. 23 kr. Zinse, 21 Sch. 6 S. Frucht, 20 E. 8 M. Wein, 104 fl. 7 kr. Zehenten, worunter der Heuzehenten, 28 fl. 40 kr. steuerartige Abgaben und 28 fl. 26 kr. Frohnrechte, um 12.402 fl. 21 kr. abgelöst worden, und werden noch 1462 fl. 27 kr. und 191 Sch. Frucht für den Zehenten erhoben. Außerdem hat nur noch das K. Hofcameralamt Stetten 9 fl. Forstzins anzusprechen.

Das Dorf, bis 1836 Sitz eines Cameralamtes, jetzt eines Amtsnotariats, liegt ganz eben im Thal; nur ein kleiner Theil zieht sich an der über den Kappelberg nach dem S. 11 erwähnten Schönbühl führenden Straße hinauf. Es ist ebenso stattlich als freundlich, ziemlich reinlich und hat manche ansehnliche Gebäude. Zu bedauern ist, daß der schöne vierröhrige Brunnen einem Pumpbrunnen hat weichen müssen. Beutelsbach| liegt zwar eine halbe Stunde seitwärts von der Hauptstraße; die Verbindungswege desselben mit Schnaith, Endersbach und über den Cappelberg mit den Waldorten sind jedoch in gutem Zustand. [1] Es sind 241 Haupt- und 97 Neben-Gebäude vorhanden. Die Kirche, ehemals Stiftskirche zum h. Kreuz, welche der Sage nach schon 640 von einem Grafen Emerich erbaut und 1030 von einem Ulrich, Freiherrn von Beutelsbach erweitert worden sein soll, reicht in einzelnen Überbleibseln weit über die gothische Bauperiode hinauf. Sie liegt in einer sanften Senkung des Thales mit dem Chor wie alle ältere Kirchen gegen Osten orientirt. Für das hohe Alter spricht zunächst der Sockel des massiven Thurmes, der Steine von einer Arbeit wie jene an den Thürmen zu Besigheim hat. Das Schiff mit seinen gothischen Formen aus schönen Quadern und seinem schön gewölbten Haupteingang aber flacher Holzdecke, scheint in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts neu erbaut worden, das Chor mit hochgesprengten, nicht scharfen Bögen und hohen Fenstern aber älter zu sein. Die Sakristei, anfänglich wohl eine besondere Kapelle, vielleicht die ursprüngliche Stifts-Kapelle, hat dagegen byzantinischen Fensterschnitt. Über ein byzantinisches Giebelkreuz und einen Kopf, die bei der Kirche gefunden worden, s. u. Näheres. Außen am Thurm und Schiff finden sich Gebilde von theils roher, theils feiner Arbeit eingehauen, welche mit jenen an der Kirche von Faurndau, Gmünd|
und Belsen Ähnlichkeit haben: ein größeres Thier, Affen, Leoparden, Todtenköpfe mit Gebeinen, Rosen und dergl., ohne Zweifel Überbleibsel der ersten Kirche, welche, da jene symbolischen Figuren aus dem siebenten bis dreizehnten Jahrhundert stammen (Würt. Jahrb. 1838 I. 48 u. f.) der Sage von dem hohen Alter der letztern das Wort reden. Das Innere der geräumigen und hellen Kirche zeigt an den Emporen eine Reihe nicht schlechter Gemälde aus der Geschichte des neuen Testaments. Unter mehreren nicht mehr zu entziffernden Monumenten am Fußboden findet sich vor dem Altar ein Grabstein mit dem ältesten bekannten Württembergischen Wappen, wie dasselbe hier abgebildet ist. [2] Andere Monumente am Boden können nicht mehr entziffert werden. Sehr schön gearbeitet ist der Kanzeldeckel. Weitere Merkwürdigkeiten mögen im dreißigjährigen Kriege, wo die Jesuiten die Kirche ausbrannten, zu Grunde gegangen sein. Hinter dem Altar führt eine Treppe zu| der längst verlassenen Gruft, welche sich um Vieles über die jetzige Kirche hinaus auf einen Platz erstreckt, wo eine schöne alte Linde steht. Vorzüglich schön ist der Klang der drei Thurmglocken. – Das Stiftshaus soll das ehemalige Cameralamts-Gebäude gewesen seyn, das nebst Fruchtkasten 1836 an einen Privaten verkauft ward. Das nahe gelegene Pfarrhaus soll den Stifts-Kaplanen zur Wohnung gedient haben. Alle diese Gebäude waren mit einer hohen, dicken, durch Thürme befestigten Mauer umgeben, wovon noch einige Reste stehen, und ein Thurm jetzt als Orts-Gefängniß dient. – Das Rathhaus trägt die Jahreszahl 1577. Das Schulhaus wurde 1825 erweitert.

Die Markung begreift 24563/8 M., worunter 72 M. Gärten, 9137/8 M. Acker (davon 3637/8 M. willkürlich gebaute Felder), 4475/8 M. meist zweimähdige Wiesen und 4535/8 M. Weinberge; an Baufeld kommen also 1,06 M. auf den Kopf.

Die Einwohner haben durch großen Fleiß den Bodenbau zur eigentlichen Gartencultur gesteigert. Der großen Bodenzerstücklung und der stark gewachsenen Bevölkerung (1702 – 750, 1774 – 1204, 1781 – 1365, 1815 – 1761 Einwohner) ungeachtet kann der Nahrungsstand, dessen Hauptquelle in Weinbau und Viehzucht besteht, als ziemlich gut bezeichnet werden. Es findet sich viele Neigung zu neuen Culturen. Zur Düngung wird die Mistjauche sorgfältig benützt, um so mehr gedeihen bei der herrschenden Spatenwirthschaft auch die Getreidearten; indessen ist das Getreide-Erzeugniß dem örtlichen Bedürfnisse nicht genügend. Die Hauptfrucht ist Dinkel. Die schönen Wiesen liefern gutes reichliches Futter, welches durch den daneben bedeutenden Runkelrübenbau vermehrt wird. Die Weinberge haben allermeist eine gute Lage und sind mit Elblingen, Gutedeln, Wälschen, Burgundern, Klevnern bestockt. Es finden sich hier noch manche alte, selten gewordene Rebsorten, z. B. der grüne Klevner. Im J. 1646 ist von 31/4 M. „Kaiser- oder Frenschweingarten“ in einem Lagerbuche die Rede, deren besonders guter Wein zum Hofhalt in Stuttgart abgegeben ward. Die vorzüglichste Lage ist der Füßtobel. Der Wein, dessen Farbe früher mehr gelb und orange war, eignet sich, mehr als der gewöhnliche Remsthaler, auch auf’s Lager, und behauptete schon im Mittelalter einen guten Ruf; mit dem Schnaither, Kleinheppacher und Korber gehört er zu den besten des Remsthales. In guten Jahren trägt ein Morgen bis 12 E. bei einem Preise von 30–70 fl. | (70 fl. im J. 1846). Nächst Schnaith sind hier die Güterpreise am höchsten: Ein M. Ackers 1100 fl., Wiesen 900 fl., Weinberg 1200–1800 fl. – Die Obstzucht wird in großer Ausdehnung betrieben; es werden die trefflichsten Sorten von Aprikosen, Pfirsichen, neben Mostobst gezogen. In einem Weinberge auf dem Kappelberge, in der Linie der ehemaligen Burg, an deren Thurm schon früher ein Feigenbaum hervorgewachsen seyn soll, finden sich im Freien Feigenstöcke, die wie die Weinreben behandelt werden und fast alljährlich gute Früchte liefern. Es wird sehr viel Obst, mitunter auch Most ausgeführt.

Das Rindvieh wird gut gehalten, ist jedoch von geringerem Schlage, als in den oberen Thalorten; wiewohl sich einige Viehhändler im Ort befinden. Die Schäferei und die Schweinezucht ist verhältnißmäßig von Belang (s. o. S. 50, 51).

Die Handwerker sind zahlreich; außer jenen für den örtlichen Bedarf ist ein Büchsenmacher und ein Gerber zu nennen, besonders aber wird der S. 55 erwähnte Victualienhandel betrieben. Es ist eine Mahlmühle und auch eine etwas namhaftere Weinhandlung vorhanden. Die zwei Kram- und Vieh-Märkte sind zwar noch stark besucht, haben aber doch gegen früher abgenommen.

Das Wappen des Dorfes, dessen Marktrecht von hohem Alter zu seyn scheint, ist ein rother Beutel in silbernem Felde.

Das Gemeindevermögen besteht in 424 M. meistens Buchen- und etwas Tannen-Wald, 12.331 fl. verzinslichen und 2959 fl. unverzinslichen Forderungen. Die Umlage an Gemeindeschaden beträgt gleichwohl 1300 fl., – Das Stiftungsvermögen ist 9788 fl., darunter etwa 4000 fl. besonderer Stiftungen; woneben übrigens die Gemeinde ein Armenhaus besitzt.

Die Pfarrei hat keine Filialien mehr (frühere Filialien s. unten); das Patronat ist vom Stifte her landesherrlich. An der Schule, die 420 fl. Schulstiftungen und 250 fl. Schulfonds hat, stehen ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Gehilfe. Schon 1400 findet sich hier ein Schulmeister, und bald nach der Reformation überließ die Herrschaft dem Dorfe das Pfründhaus der Nicolai-Kaplanei auf dem Kappelberge, um darin ein Schulhaus einzurichten. Seit 1834 ist auch eine Industrieschule mit zwei Lehrerinnen errichtet. Seit mehreren Jahren besteht als Privatunternehmen eine Irrenanstalt. – Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Ortes.

Beutelsbach ist für die württembergische Hausgeschichte dadurch einer der merkwürdigsten Orte, weil die ältesten württembergischen Grafen im hiesigen Stift ihr Erbbegräbniß hatten. Seit man ein Haus Württemberg kennt, gehörte er demselben zu; wie er an dasselbe gelangte, ist noch im| Dunkeln, und ebenso die Geschichte der ursprünglichen Herren von Beutelsbach, deren Gedächtniß sich nur in dem Hirschauer Codex erhalten hat. Die verbreitetste Meinung, welche sich auf den Wortlaut einiger Stellen im genannten Codex gründet, ist folgende: Conrad, der älteste, in den Jahren 1092–1122 urkundlich vorkommende Herr von Württemberg habe sich auch Herr von Beutelsbach genannt; Abt Bruno von Hirschau 1105–1120, ein unzweifelhafter Herr von Beutelsbach, sei sein Bruder gewesen. Gegenüber von dieser Ansicht stellt sich nun eine neuere, welche die Treue des Hirschauer Codex anficht und dahin geht, die Herren von Württemberg und die von Beutelsbach seien verschiedene Familien, und eine beutelsbachische Erbtochter Liutgart habe in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts den beutelsbachischen Besitz an den unbekannten Vater Conrads von Württemberg gebracht. (Siehe das Nähere bei Stälin Wirtemb. Gesch. 2, 475.) Die villa Butelspach, der scultetus und die judices des Dorfes werden 1280 genannt. (St. A.) In späterer Zeit stand der Ort unter dem Stabe Groß-Heppach; 1736 wurde zwar ein eigenes Stabsamt Beutelsbach geschaffen, dasselbe aber schon 1740, unter Zutheilung des Ortes an Groß-Heppach, wieder aufgehoben.

Die jetzt ganz verschwundene Burg Beutelsbach lag auf dem Cappelberge (s. unten), 1/4 Stunde oberhalb Beutelsbach. Im Jahr 1238 tritt auf Arnold, genannt Grener von Budelspach, welcher unter Vermittlung der Herren von Württemberg sich mit dem Kloster Adelberg über Güter zu Schnaith vergleicht. (Memminger Beschr. v. Württ. Ausg. v. 1841. S. 45.) Ein Wolfram von Butelsbach verkaufte dem Kloster Bebenhausen 1281 Zehentrechte zu Obertürkheim und Uhlbach (Beschr. d. O.A. Canstatt S. 179); 1291 übergeben die Grafen Conrad und Eberhard von Landau dem Kloster Bebenhausen die gedachten Zehenten, die Wolframus de Butelsbach dictus Graner besessen (Gabelkofer), und 1323 verkauft Conrad von Beutelsbach mit Zustimmung seiner Schwester Richenza dem Kloster Blaubeuren all sein Gut zu Billenhausen. Von diesem, dem niedern Adel zugehörigen Geschlechte führt noch Gabelkofer einen Albert, 1402 Decan des Stifts Constanz und 1433 einen Hans zu Markholz begütert an. Steine von der Burg wurden 1538 zum Festungsbau Schorndorf verwendet; jedoch stand noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Haus und ein dicker, starker Thurm. Erst um 1800 wurden die Reste des Thurmes und der damit verbundenen Mauern vollends gänzlich zerstört und der Boden zu Weinbergen umgeschaffen. Bei weiterem Umgraben fand man Kupfermünzen, irdene Brunnenröhren, Spuren einer Schmiede und einer Ziegelhütte.

Eine berühmte Anstalt des Ortes war das Heiligkreuzstift, welches urkundlich schon 1247, wahrscheinlich aber schon früher bestand. Für| den Gründer gilt gewöhnlich Graf Ulrich mit dem Daumen † 1265,[3] welcher deßhalb häufig der Stifter heißt, indeß ist wahrscheinlich, daß derselbe das Stift bloß erneuerte und erweiterte, denn P. Johann XXII. in einer Bulle vom 17. Juni 1320 erwähnt ein Schreiben Graf Eberhard’s des Erlauchten (Sohns des eben genannten Ulrichs), wonach das Stift schon längst von Eberhards Voreltern gegründet war.

Im J. 1247 Nov. 27, zur Zeit des Kampfes der Kirche mit den letzten Hohenstaufen, erhielt das Stift von P. Innocenz IV. Erlaubniß, beim allgemeinen Interdikt Stillmessen zu lesen.

Zu Graf Ulrichs Zeit hatte Beutelsbach einen Propst, sechs Chorherren und sechs Vicarien. Ulrichs Sohn, Graf Eberhard, war im J. 1287 mit dem Stifte in Streit gerathen, welcher von dem Bischof Rudolf von Constanz durch den Waiblinger Vertrag vom 21. Decemb. 1287 dahin vermittelt wurde: Der Propst und die Stiftsherren sollten sich hienach künftig nicht mehr außerhalb des Stiftes aufhalten, sondern daselbst des Gottesdienstes pflegen; diejenigen unter ihnen, welche zu priesterlichen Orden noch nicht geweiht seien, sollen binnen Jahresfrist solche annehmen und die Ungehorsamen ausgestoßen werden. Die Zahl der Chorherren sollte um zwei vermehrt werden, sobald die Einkünfte des Stifts es erlaubten. Die Pröpste sollten aus der Mitte der Chorherren – und nur im Falle, daß keiner von ihnen zur Übernahme dieser Würde tüchtig seyn sollte – ein Fremder gewählt werden. Dem Grafen wurde das Bestätigungsrecht eingeräumt.

Der früheste bekannte Beutelsbacher Propst ist Berthold; er kommt vor in einer Kloster Weissenauer Urkunde vom 22. Oct. 1253 (Orig. im Stuttgarter Staatsarchiv) und später bis zum J. 1266. Im J. 1287, Dec. 21 bis 1290 erscheint Propst Diether (von Kaltenthal), im J. 1307 u. folg. Marquard von Kaltenthal, unter welchem das Stift nach Stuttgart verlegt wurde. [4]

Um’s J. 1311, als, von K. Heinrich VII. geächtet, Graf Eberhard von Württemberg mit Ausnahme von ein Paar Burgen sein ganzes Land verlor, fiel auch die Wiege und das Erbbegräbniß seines Geschlechts, die Stammburg Württemberg und das Stift Beutelsbach, der Zerstörungswuth der erbitterten Feinde des Grafen anheim; nicht einmal der Grabsteine in Beutelsbach wurde geschont. Dies gab dem Grafen Veranlassung,| im J. 1321 das Stift in die geschütztere Stadt Stuttgart zu verlegen, wozu er bei P. Johann XXII. in Avignon persönlich die Erlaubniß einholte. Nach dieser Verlegung machte übrigens das Stift immerhin noch Erwerbungen in Beutelsbach, wenigstens erkaufte es im J. 1352 um 70 Pfd. hllr. von Woltpolt von Wernshausen, was derselbe an Korn-, Wein- und anderen Zehenten daselbst besaß (Besold a. a. O. 28). Bis auf die neueren Zeiten besorgte ein Pfleger allhier die Einkünfte der Stuttgarter Stiftsverwaltung. Dieselbe besaß im Orte selbst bloß die Zehentrechte und einige Geldgefälle. Der Besitz der Kellerei bestand 1500 nur in der Mühle, der Badstube, einem Hof und drei Lehen. Die übrigen Güter waren bereits zersplittert.

Die hiesige Ortskirche hatte zu Filialien: Aichelberg und Stetten bis zum Jahr 1482, Schnaith bis 1555; eine Frühmeßpfründ in ihr bewidmen im J. 1343 die Gemeinde Beutelsbach und Albert Ulmer von Eßlingen. Neben der Pfarrstelle bestand in protestantischer Zeit, aber bloß in den Jahren 1553–1577, noch die weitere eines Diaconus. Auf dem mehrerwähnten Kappelberg stand die St. Nicolai-Kapelle, welche dem Berg den Namen gab; sie wurde i. J. 1394 unter bischöflich constanzischer Bestätigung von der Ortsgemeinde bewidmet. Darin war eine weitere Pfründe zu St. Peters- und Pauls-Altar; im J. 1450 erkaufte sie ein Zwölftheil des Korn- und Wein-Zehenten zu Strümpfelbach und Endersbach um 450 fl. Ihre Aufhebung erfolgte bald nach der Reformation.

Zu Anfang des 16. Jahrh. ging von Beutelsbach der bekannte Aufruhr des armen Konrads aus, wie bei Schorndorf erzählt ist. Der Kappelberg war ein ursprünglicher Vereinigungspunkt (Aretin Beiträge 7,627). Volmar von Beutelsbach war Bauernhauptmann auf diesem Berge. (Heyd Ulrich 1,339. 344.)

Im dreißigjährigen Kriege hatte das bayrische Heer den 29. August (8. Sept.) 1645 in Beutelsbach ein Lager, welches es jedoch bald verließ. Im spanischen Erbfolgekriege befand sich Mitte Juni 1707 allhier das französische Hauptquartier. Während des Feldzugs von 1790 stand allda am 23. Juli unter dem Generalmajor Fürsten von Lichtenstein die Nachhut des nach Schorndorf zurückgezogenen österreichischen Heeres. (v. Martens 466, 607, 654.)

Im Sommer 1796 brach in Beutelsbach und den umliegenden Orten eine Rindviehseuche, die Übergälle, aus, welche hier in kurzer Zeit gegen 150 Stücke wegraffte. Die große Noth rief eine Handlung hervor, welche das Dorf in ein großes Geschrei brachte, und als Nachklang abergläubischer Gebräuche, soweit die Sache amtlich erhoben wurde, um so mehr erwähnt zu werden verdient, als noch entstellende Mährchen darüber im Umlauf sind. Auf den Rath eines französischen Thierarztes, der in Endersbach| im Quartier lag, wurde nämlich am 5. Sept. 1796 der Fleckenfarren (Zuchtstier) auf einem nach Endersbach führenden Kreuzwege in Gegenwart von einigen hundert Menschen lebendig begraben. Der damalige Amtsschreiber Bolley zu Waiblingen, von der Regierung beauftragt, den Hergang zu untersuchen, konnte nicht ganz in’s Klare kommen. Der Kühhirte, der Feldschütze und ein Feldmaurer, welche mit der Execution beauftragt waren, behaupteten mit dem Schultheißen und dem Magistrat, der Rathsbeschluß habe nicht auf Lebendigbegraben, sondern auf vorheriges Tödten des Farren gelautet, und die ersteren beschworen, keinen Befehl zum Lebendigbegraben erhalten, der Schultheiß aber und der Heiligenpfleger, letzteres weder befohlen noch sonst veranlaßt zu haben. Jene gaben an, das Tödten vor dem Begraben sei unterblieben, weil es der Gefahr wegen im offenen Felde nicht habe geschehen können; übrigens sei der Farre von der Seuche bereits befallen gewesen. Andererseits aber erklärte der größere Theil der Bürgerschaft, daß er, wenn man ihn gehört, dieses Mittel als abergläubisch verworfen haben würde. [5] Das Beklagenswertheste an der Sache ist aber, daß der Kühhirte 1801 vor Amt unaufgefordert angab, daß alle jene Eide falsch geschworen worden seien. Da jedoch die Verhandlungen in dieser neuen, Bolley gleichfalls aufgetragenen, Untersuchung nicht vorliegen, so muß dahin gestellt bleiben, ob der später nach Amerika ausgewanderte Hirte nicht etwa aus Rache gegen den Schultheißen, der ihn vom Hirtendienst entfernt hatte, die Angabe gemacht habe.

Bei Beutelsbach lag ein jetzt abgegangener Hof, Wintzen, welchen Rudolf der Arzt zu Eßlingen 1287 dem Kloster Bebenhausen schenkte (curia juxta B. dicta Wintzen).


  1. Die letztgenannte recht brave Straße, welche wenigstens als Fortsetzung der S. 72 erwähnten Kaiserstraße zu betrachten ist, war nicht nur im Mittelalter, sondern auch noch später bei dem Mangel guter Wege durch das Remsthal das Hauptverbindungsmittel mit Adelberg etc. und dem Filsthale. Graf Ulrich von Württemberg ertheilte 1467 „den armen Lüten zu Büttelspach, da diese viel Buwes vnd Arbeit haben vnd thun müssen an der Staig ge Büttelsbach an dem Cappelberg daselbs über den Wald hinus, damit die zu wandeln vnd zu fahren sy,“ das Privilegium, daß aller in der Markung wachsende Wein, der über diese Steige geführt werde, zollfrei sein solle. Wie die Straßen überhaupt, so war auch diese „Fuhrsteige“ namentlich 1644 sehr schlecht und damals ohne Vorspann gar nicht zu befahren. Nach einem Berichte brauchte man, um einen geladenen Wagen hinauf zu schaffen, 9–10, bei Regenwetter 15–20 Pferde und Winters noch mehr. Oft fielen die Wägen in mannstiefe Gruben, Gräben und Schlaglöcher, daß sie, um herausgeschafft zu werden, abgeladen werden mußten, und oft fielen die leeren Rosse bis an den Bauch in die Löcher, daß sie durch andere herausgeschleift werden mußten. Warf man Steine, so viel deren zu bekommen waren, in diese Gräben und Löcher, so versanken sie, ohne daß man sah, wohin sie gekommen. Darauf befahl die Regierung, daß die benachbarten Ämter den Beutelsbachern zu Reparation der Steige mit Hand- und Fuhr-Diensten an die Hand gehen sollten.
  2. Der Stein hat keine Umschrift. Der württembergische Wappenschild hat die älteste Schildesform (dreieckig, nach unten zugespitzt) und stellt die Hirschhörner dar, damals noch alle dreiendig. Auf diesem Schilde, welcher nach der linken Seite geneigt ist, steht ein Stechhelm mit einer Helmdecke und auf der Helmdecke ein Jägerhorn, aus dessen Mündung drei Federn ragen. Unten ist ein byzantinisches Ornament mit Lilienverzierung. S. eine Abbildung, bei Sattler, Topogr. Taf. zu S. 40 Fig. 4 a und besser bei Heideloff, Ornamentik des M. A. Bd. 3. Heft 6. Pl. 3. Fig. a, woselbst auf Fig. d ein Giebelkreuz und Fig. i ein Kopf, beide, wie oben erwähnt, bei der Beutelsbacher Kirche gefunden, dargestellt sind.
  3. Dieser war ursprünglich auch hier begraben und seine Gebeine kamen erst mit Verlegung des Stifts nach Stuttgart.
  4. Von dem Stifte handeln: (Besold) Documenta concernentia ecclesiam collegiatam Stuetgardiensem. Tubingae 1636. 4. Materialien zu einer Geschichte des Stifts Beutelsbach und der jetzigen Stiftskirche in Stuttgart. Augsburg 1781. 8.
  5. Daß im Mittelalter die Deutschen verschiedene Thiere und selbst Menschen lebendig begruben, um Vortheile zu erreichen, namentlich bei Viehseuchen das Stück einer Heerde, findet sich in Grimm’s d. Mythologie. 1835. S. 665.


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