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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.


1. Politischer Zustand.
Unser Bezirk gehörte zur äußersten Grenze des Römerreiches und zwar zu dessen Provinz Obergermanien, welche letztere Bestimmung sich| daraus ergibt, daß im benachbarten Lorch ein Denkmal der 22sten Legion, welche in Obergermanien, nicht aber im angrenzenden Rätien ihre Standlager hatten, gefunden wurde. Die großartige Einfriedigung dieses Reiches, der Grenzwall, welcher Obergermanien und Rätien deckte, zog in der nächsten Nähe vorbei; bei Lorch im anstoßenden Oberamt Welzheim bildet er einen beinahe rechten Winkel, von dem aus er, in nordwestlicher Wendung (über Pfahlbronn nach Mainhardt, Öhringen etc. ziehend) seine Richtung mit dem Laufe des Rheins, in nordöstlicher – mit dem Laufe der Donau parallelisirte. In der Nähe dieses merkwürdigen Römerwerks ist überall zu vermuthen, daß die Römer auch in Denkmälern irgend einer Art Spuren ihrer Anwesenheit hinterlassen haben und so sind, namentlich bei Schorndorf in der Grafenhalde und im Ramsbach römische Steinbilder, am ersten Platze das Flachbild des Merkurs und der Maja, an letzter Stelle ein Merkursbild im Jahre 1770 und folg. ausgegraben worden.

Die Zurückdrängung der Römer aus diesen Gegenden durch die Alemannen, erfolgte nach der Mitte des 3. Jahrhunderts. Die Übermacht der Alemannen, aus welchen fortan die Bevölkerung dieses Landstrichs bestand, dauerte zwei volle Jahrhunderte, bis sie unter die Botmäßigkeit der Franken kamen. Die Unterwerfung von ganz Alemannien unter die Franken geschah nicht gleichzeitig; ein nördlicher Theil ihres Landes, welcher seinen alemannischen Namen mit dem fränkischen vertauschen mußte, kam im Jahr 496 in Folge einer verlorenen Schlacht unter den Frankenkönig Chlodwig; die südlichen Alemannen, welche eine Zeit lang bei den Ostgothen vor den Franken Schutz fanden, ergaben sich an letztere im Jahre 536 unter milderen Bedingungen und so, daß sie den Stammesnamen beibehalten durften und unter fränkischer Oberhoheit ein besonderes Herzogthum Alemannien oder Schwaben bildeten.[1]

Zu diesem Herzogthume gehörte unser Bezirk; er half dessen nördliche Grenze bilden gegen dasjenige Franken, welches ursprünglich auch alemannisch gewesen. Nach allem ist anzunehmen, daß die Grenzen der alemannischen Bisthümer: Constanz und Augsburg und der fränkischen Speier und Würzburg nach den Grenzen der Herzogthümer Alemannien und Franken gezogen wurden, und hieraus lassen sich auf die, an und für sich weniger genau bekannten Grenzen der beiden Herzogthümer Rückschlüsse machen. Eine Urkunde K. Konrads II. vom 16. Juli 1027 sagt von einem nordöstlich von unserem Bezirk, von dem Steigerbach (einem westlichen Kochereinflusse im Oberamt Gaildorf) bis zur Quelle der| Wieslauf gezogenen Strich, er entspreche der schwäbisch-fränkischen Markscheide in dieser Gegend (Steigirisbach et sic per confinia Francorum et Suevorum usque ad fontem Wisilaffa. Wirt. Urk. Buch I., 259).

In den Zeiten der fränkischen und sächsischen Kaiser, als die Länder in Gauen getheilt waren, gehörte der Bezirk zum Remsthalgau, der übrigens nur ein einziges Mal im J. 1080, 14 Okt. in einer Urkunde erscheint, in welcher die Orte Winterbach und Waiblingen ihm zugetheilt werden und Graf Poppo als Gauvorstand erwähnt ist. [2] Aus Mangel weiterer Angaben läßt sich der Remsgau von seinem Nachbarn, dem Neckargau im Süden und Südwesten, dem Nibelgau im Osten und dem Murrgau im Norden, nicht genau abgrenzen.

Die am frühesten in gleichzeitiger Aufzeichnung auftauchenden Orte des Bezirkes sind: Winterbach (1046), Grunbach (1142), Hegenlohe (1173), Adelberg (1181), Schlichten (1185); weitere werden erst im 13. Jahrhundert genannt. Bedeutendes Besitzthum hatte wahrscheinlich im jetzigen Oberamt ursprünglich das Reich, ferner das Haus der Hohenstaufen, welche auch zum Reiche gelangten. Winterbach erscheint in der fränkischen Kaiserzeit unter K. Heinrich III. als Reichspfalz, als welche schon aus der frühern Karolinger Zeit das nahe Waiblingen bekannt ist. Was die Hohenstaufen selbst im Bezirke besaßen, bleibt dunkel; der Stifter vom Kl. Adelberg, Folknand, ist indeß ein staufischer Dienstmann. Die Herzoge von Teck hatten Besitzungen in Baltmannsweiler und Hegenlohe.

In der zweiten Hälfte des 13ten Jahrhunderts, um welche Zeit die Geschichte etwas heller wird, sind die Württemberger Grafen Hauptbesitzer im Bezirk, ohne daß sich ein ursprüngliches Familiengut von erworbenem Besitze bestimmt unterscheiden ließe. Beutelsbach, ein vom württemb. Grafenhaus errichtetes Chorherrenstift und Familienbegräbniß, soll von dem Stammvater des württemb. Hauses erheirathet worden seyn; Schorndorf heißt im Jahr 1262 bereits württemb. Stadt,[3] wogegen man bei diesem erst im Jahr 1234 vorkommenden Orte nichts Bestimmtes über frühere Besitzer, als welche man die Hohenstaufen vermuthet, erfährt. Nach den Grafen von Württemberg waren die bedeutendste Herrenfamilie, welche im Bezirke begütert war, die Herren von Urbach, welche, außer in und um Urbach, namentlich in Asberglen, Geradstetten, Miedelsbach, Necklinsberg, Schorndorf, Winterbach,| Besitzungen hatten. Zu verschiedenen Zeiten waren begütert: die Grafen von Öttingen bei Hebsack, die Dürner von Dürnau bei Schnaith, die von Ebersberg bei Necklinsberg und Hinterweißbuch, die von Gaisberg in Schnaith, die von Lichtenstein bei Geradstetten, die Schenken von Limpurg bei Schnaith, die von Vellberg bei Buhlbronn, die von Waldenstein bei Steinenberg, die von Wunnenstein bei Birkenweißbuch, die von Zilnhard bei Asberglen und Geradstetten. Aichelberg gehörte den vom Holtz, früher den von Thumb.

Nach und nach gelangten alle Hoheitsrechte und reicher Besitz an Grund und Boden – zumal in Folge der im Jahr 1372 dauernd (vorher 1291 nur vorübergehend) erfolgten Erwerbung der Klostervogtei Adelberg – an das Haus Württemberg, welches nur ein paar Mal eine Unterbrechung fast seines ganzen Besitzes und damit auch des remsthalischen Bezirkes erlitt, nämlich in früherer Periode, von 1309–1313, als der geächtete Graf Eberhard der Erlauchte sein Land verloren, und 1634 bis 1650, als im 30jährigen Kriege Eberhard III. sein Herzogthum preisgeben mußte. – Außer Adelberg, waren die Kl. Lorch und Elchingen, das Domstift Constanz, die Stifte Beutelsbach und Backnang, und die Klöster St. Blasien und Kirchheim im Bezirke begütert.

Zu dem Schorndorfer Amt[4] und dem minder beträchtlichen Klosteramte Adelberg, aus welchen beiden, mit Hinzufügung des ritterschaftlichen Ortes Aichelberg, im Jahr 1807 das jetzige Oberamt Schorndorf gebildet wurde, gehörten in früherer Zeit einige Orte, welche nach dieser Verbindung abgetrennt wurden.

Vor dem Jahr 1807 war nur ein einziger Ort, Klein-Heppach, welches am 8. Dez. 1718 an Waiblingen abgegeben wurde, von dem alten Schorndorfer Amte weggekommen. Seit dem Jahr 1807 wurden von den ehemaligen Schorndorfer Amtsorten abgerissen: im Westen: im Jahr 1807 Groß-Heppach, Endersbach, [5] Strümpfelbach, Spechtshof, was alles an das Oberamt Waiblingen, 1/2 Schanbach, 2/3 Lobenroth, was an’s Oberamt Canstatt gelangte, im Jahr 1842 Aichschieß und Krummhard, welche beide Orte dem Oberamt Eßlingen einverleibt wurden; im Süden: nichts; im Osten und Norden: im Jahr 1807 Plüderhausen (der ganze Stab, wobei Waldhausen), Walkersbach, Plüderwiesenhof, Eibenhof, Käshof, im Jahr 1810 Rudersberg (vollends der ganze Stab, von welchem bereits im Jahr 1807 einzelne Parzellen an| das Oberamt Welzheim abgetreten waren), was alles dem Oberamt Welzheim zugetheilt wurde. Von dem ehemaligen Adelberger Klosteramte wurden bei seiner Aufhebung 1807 dessen südliche Orte: Brech, Börtlingen, Zell und Oberwälden, Antheil an Wangen, Eschenbach und Lothenberg an das Oberamt Göppingen gegeben; von den isolirten Bezirken dieses Amtes kam das Kaisersbacher Viertel, wozu Kirchenkirnberg gehörte, an das Oberamt Murrhardt, nach dessen Aufhebung im Jahr 1808 an das Oberamt Welzheim, ferner das Zeller- und Altbacher-Viertel an das Oberamt Eßlingen. [6] Sogenannte Amtmänner, welche aber gleich den Schultheißen unter dem Oberamtmann standen, waren bis zur Organisation von 1818 in Ober-Urbach, Steinenberg, Schnaith und Winterbach. Die Kellerei Schorndorf war, unter Einverleibung der Geistlichen Verwaltung, 1807 in ein Cameralamt umgewandelt und derselben die Rechte und Gefälle der Constanzischen Pflege daselbst, die 1802 an Baden, durch Vertrag vom 16. Juli 1807 aber an Württemberg gekommen, übergeben worden. Zugleich ward in Beutelsbach, wo zuvor eine Pflege des Stiftes Stuttgart war, und in Adelberg ein Cameralamt errichtet; das letztere wurde schon am 26. Nov. 1808, das erstere 1837 (oben S. 61) aufgehoben.

Bei der erstmaligen Eintheilung des Königreiches in Kreise (1806) wurde unser Bezirk dem Kreise Schorndorf und bei der Eintheilung in Landvogteien (1810) der Landvogtei Fils und Rems zugetheilt. Bei der jetzigen Kreiseintheilung wurde er zum Jagstkreis gezogen.


2. Kirchliche Verhältnisse.

In kirchlicher Beziehung – seit dem 7. Jahrhundert nahmen die Alemannen das Christenthum an – bekommt unser Bezirk, verhältnißmäßig erst spät, einige Bedeutung durch Stiftung des Prämonstratenser-Klosters Adelberg 1178 und des Chorherrnstifts Beutelsbach (13. Jahrhundert); sehr frühe gegründete Kirchen tauchen bei der Spärlichkeit der Urkunden, welche unsere Gegend beleuchten, nicht auf.

Die Kirchen im jetzigen Oberamtsbezirke waren zugeordnet dem Constanzer Archidiaconat „vor dem Wald“ und dessen Ruralcapitel Canstatt (sonst Schmiden, Waiblingen), welches die nördliche Stirne des Constanzer Sprengels gegen den Speirer bildete, ferner dem Constanzer Archidiaconat Alp und dessen Ruralcapiteln Göppingen und Kirchheim, endlich dem Augsburger Ruralcapitel Lorch. Über die Grenze der| Diöcesen Augsburg und Constanz s. Hundsholz. Zum Ruralcapitel Canstatt gehörte: Aichelberg, Beutelsbach, Geradstetten, Grunbach, Schnaith, Schornbach, Schorndorf, Weiler, Winterbach; zum Ruralcapitel Göppingen: Adelberg; zum Ruralcapitel Kirchheim: Baltmannsweiler; zum Ruralcapitel Lorch: Hundsholz mit Ober- und Unter-Berken, Steinenberg, Urbach (Cleß 3, 438. Braun Beschr. der Diöc. Augsb. 1, 556. 557.)

Hauptmutterkirchen waren, wie die Ortsbeschreibung zeigt, Schorndorf, Beutelsbach und Ober-Urbach.

Von Klöstern und Stiftern bestanden im Bezirk: das Prämonstratenserkloster Adelberg, die Augustiner Eremiten-Sammlung Engelberg und das Chorherrnstift Beutelsbach; ein sog. Beguinenhaus in Schorndorf ist nicht hieher zu zählen.

Die Reformation wurde sehr frühe, schon im Jahr 1532 und folg. eingeführt; im 30jährigen Kriege, im Jahr 1630, wurde Kl. Adelberg (s. dieses beim topogr. Theil) wieder von Mönchen besetzt, welche zwar im Jahr 1632 wieder weichen mußten, aber bereits 1634, nach der Nördlinger Schlacht, nochmals Eingang fanden, und erst in Folge des, im Jahr 1648 geschlossenen westphälischen Friedens das Kloster, nunmehr für immer, räumten.

Das Dekanat Schorndorf stand unter der Generalsuperintendenz Lorch, später Adelberg (Binder 105, 111, 251); die adelbergischen Pfarreien aber, welche 1547 dem Dekanat Göppingen zugetheilt worden waren, kamen erst 1599 zu Schorndorf. Den 3. Nov. 1810 wurde das Dekanat dem Generalat Urach, durch Verfügung vom Oct. 1823 aber dem Generalat Hall, unter welchem es noch steht, untergeordnet.


3. Besondere Schicksale.

Die Lage des Remsthales mußte diese Gegend zu einem Schauplatze manches Kriegsgetümmels machen; die Stadt Schorndorf, frühe schon befestigt, bildete gleichsam den östlichen Vorposten zum Schutz der Burg Württemberg und der Feste Stuttgart. An diese Stadt und an das Kloster Adelberg knüpfen sich die meisten Schicksale des Bezirkes, weshalb die Erzählung derselben beim topographischen Theil unter beiden Orten eingereiht wurde.


4. Alterthümer.
A. Römische.[7]

Nachdem der Ausgrabung römischer Steinbilder bei Schorndorf schon oben erwähnt worden ist, sind hier noch folgende alte Straßen zu nennen:

| 1) Die große römische Heerstraße, welche von Windisch in der Schweiz (Vindonissa) nach Regensburg (Reginum) führte, tritt unter der Benennung „hohe Straße“ östlich von Buoch in den Oberamtsbezirk (s. die Oberamtsbeschr. v. Waiblingen); sie führt auf dem Gebirgsrücken fort gegen den sog. rothen Stich und von da an dem hohen Stein vorüber nach Birken-Weißbuch, Asberglen, Michelau und Steinenberg. Östlich von letzterem Ort zieht sie als eine gepflasterte Straße einen Bergabhang hinauf, bis sie unfern Steinbruck in die von Schorndorf nach Welzheim führende Landstraße einläuft und bald nachher den Oberamtsbezirk verläßt. Über den weitern Zug der Straße s. die Oberamtsbeschreibung von Welzheim.

2) Aus dem Oberamtsbezirk Eßlingen (s. die Beschr. des Oberamts Eßlingen) kommt eine Römerstraße, etwa 1/2 Stunde westlich von Baltmannsweiler in den Bezirk und nimmt ihren Zug, stets die Wasserscheide einhaltend, über Hohengehren und Schlichten nach Oberberken; von da führt sie bald auf die Oberamtsgrenze und verläßt 1 Stunde östlich von Ober-Berken den Bezirk um im Oberamt Göppingen ihren Zug gegen den Hohenstaufen etc. fortzusetzen. Diese gegenwärtig noch benützte Straße spielte zur Zeit der Hohenstaufen eine bedeutende Rolle, daher sie auch nördlich von Hohengehren etc. die Kaiserstraße genannt wird. (Siehe Weiteres unten.)

3) Von Marbach her führt eine röm. Straße unter den Benennungen „Pfahlstraße, hohe Straße“ (s. die Oberamtsbeschr. von Waiblingen) bei Beutelsbach in den Bezirk, zieht den Kappelsberg hinauf nach Manolzweiler und läuft 1/2 Stunde nordöstlich von Hohengehren in die oben angeführte Kaiserstraße ein.

4) Das Ramsbach-Thal herunter führte eine von Winnenden herkommende Römerstraße nach Schorndorf und von da nach Ober- und Unter-Berken (s. Prescher histor. Blätter, Lieferung 1., S. 56).

5) Ein an mehreren Stellen noch deutlich kennbarer Römerweg zieht vom Königsbronnhof (O.A. Welzheim) über Necklinsberg und Schornbach nach Schorndorf.

6) Ein alter, zwischen Ober-Urbach und Haubersbronn durchziehender Weg, welcher „Heerweg“ genannt wird und seine Richtung gegen Schorndorf hat, führt beim Wellingshof in die Schorndorf-Welzheimer Landstraße, welche auf eine Römerstraße gegründet, die Eselshalde hinauf an den Limes zieht.

Durch die über den ganzen Bezirk verbreiteten Römerstraßen, von denen mehrere bei Schorndorf zusammen laufen, ist nicht nur der ehemalige Aufenthalt der Römer in dem Bezirke bekundet, sondern auch eine ehemalige röm. Niederlassung an der Stelle der gegenwärtigen| Oberamtsstadt nachgewiesen, indem bekanntlich die Römer an Stellen wo sie eine oder gar mehrere Straßen über ein Thal führten, regelmäßig Niederlassungen anlegten, Außer den schon oben S. 67 erwähnten Ausgrabungen, wovon das Flachbild des Merkur und der Maja hier eingezeichnet ist,

kann zur Unterstützung der Behauptung, daß Schorndorf seine erste Gründung den Römern verdanke, hier noch erwähnt werden, daß schon öfters römische Münzen in der Nähe von Schorndorf gefunden worden sind.

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B. Deutsche.

Burgen und Schlösser standen in oder bei Beutelsbach, Geradstetten, Grunbach, Hohengehren, Ober-Urbach, Schlichten, Schnaith, Schornbach, Schorndorf, Steinenberg, Unter-Berken und Winterbach. Dieselben sind allermeist ganz spurlos verschwunden, mit Ausnahme des Schlosses in Schorndorf, das noch, jedoch in veränderter Gestalt, vorhanden ist.

Abgegangene Orte sind:

Birklinsweiler bei Engelberg; Erlachhöfe bei Grunbach; Fliegenhof bei Baiereck; Gleffheim bei Steinenberg; Hochingen bei Schlichten; Katzenbronn bei Ober-Urbach; Katzenhof bei Hohengehren; Kikinshardt bei Engelberg; Ober- und Unter-Vehrenbach bei Geradstetten; Ritzenweiler bei Hegenlohe; Schneckenweiler bei Ober-Urbach; Wintzen bei Beutelsbach; Witzlensweiler bei Hohengehren.

In Ansehung der unter den Römerstraßen zu 2) erwähnten, jetzt noch benützten s. g. Kaiserstraße hat sich zu Begründung dieses Namens die Volkssage erhalten, daß diese Straße, welche früher bis Waiblingen führte, den Hohenstaufen gedient haben soll, um von Staufen nach Waiblingen hin- und herzukommen und daß dieselben unterwegs in der Capelle zu Schlichten gewöhnlich die Messe gehört haben. Die Straße (s. unten die Ortsbeschreibung von Beutelsbach) war auch in alten Zeiten wahrscheinlich der einzige Weg, auf welchem man vom untern Remsthal in das obere und in das Filsthal gelangen konnte. [8]

Als Rechtsalterthümer sind die beiden Waldgerichte, welche noch bis in die neuere Zeit jährlich 16–17 mal gehalten wurden, zu erwähnen. Das Schlichterwaldgericht, das in Hohengehren, zuletzt unter dem Vorsitze des Amtmanns von Schnaith, gehegt wurde, war je aus den Schultheißen| und 3 Männern von Hohengehren, 2 von Baltmannsweiler, 1 von Hegenlohe, 1 von Thomashardt und 1 von Schlichten zusammengesetzt. Im Jahr 1610 gehörte auch noch Baiereck dazu. Das Schurwaldgericht hatte seinen Sitz in Aichschieß und bestand, am Ende gleichfalls unter dem Vorsitze des Amtmanns von Schnaith, aus 3 Männern von Aichschieß 2 von Schanbach, 2 von Krummhardt, 1 von Lobenroth und 1 von Baach. Gegenstände des Gerichtes waren, wenigstens in späterer Zeit, jene der Dorfgerichte. Näheres in Bäuerlen, Taschenbuch für württ. Rechtsgel. 1793. S. 102 etc.



  1. Vorstehendes nach Wahrscheinlichkeit; vergl. indeß Waitz deutsche Verfassungsgesch. 2, 57.
  2. In pago Ramesdal Winterbach et Weibilingen in comitatu Popponis. Wirt. Urk. Buch 1, 283.
  3. Eine verbreitete aber nicht dokumentirte Annahme ist: die Grafen von Württemberg haben im Jahr 1252 die Stadt Schorndorf als unter der Herrschaft Waldhausen begriffen an sich gebracht.
  4. Seine ältesten Bestandtheile z. B. i. J. 1453 siehe bei Sattler, Topogr. 122; Hegenlohe kam erst später hinzu. Rösch 207.
  5. Endersbach und Strümpfelbach waren schon i. J. 1762 an Waiblingen abgegeben gewesen, jedoch am 21. Nov. 1765 wieder an Schorndorf zurückgegeben.
  6. Steinbruck, ein zwischen Schorndorf und Adelberg gemischter Ort, war zwar i. J. 1807 auch an das Oberamt Welzheim gekommen, wurde aber bereits den 11. Febr. 1811 wieder an das Oberamt Schorndorf zurückgegeben.
  7. Von dem Topographen Paulus.
  8. Die Behauptung von Crusius, daß in älteren Zeiten, wo das Remsthal noch sumpfig und wenig angebaut gewesen, die Straße nicht durch das Thal, sondern über die Berge geführt habe, findet eine weitere Bestätigung durch eine Stelle in Rösler’s handschriftlichen Sammlungen vom Jahr 1769, wonach einige Jahre zuvor bei einem Markungsstreit zwischen Beutelsbach, Geradstetten und Grunbach unter einem Marksteine zwei weitere Marksteine, jedesmal mit ihren Zeugen, übereinander gefunden worden, und woraus folge, daß der Boden um wenigstens sieben Fuß sich erhöht habe, welches in dem engen Thal auch an anderen Orten geschehen sei. Von einer guten Thalstraße im Mittelalter konnte also nicht die Rede sein.


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