« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Saulgau Kapitel B 11 »
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10. Fleischwangen.

1) Fleischwangen, ein kath. Pfarrdorf, 5 St. südlich von Saulgau, mit 203 Einw. Grundherrschaft: die K. Hofkammer; den großen Zehnten bezieht die Hofkammer, den kleinen und aus den Baindten (umgebrochenen Gärten) auch den großen, den Heu- und Blutzehnten die Pfarrey. Lehen und Gefälle haben in dem Orte auch die Orts-Pfarrey und Kirchenpflege und das Spital Ravensburg.

Fleischwangen liegt an der äußersten südlichen Grenze des Oberamts. Es hat eine Schildwirthschaft und eine Mahlmühle mit 5 G. S. u. Durch den Ort fließt der Schlittbach, der unterhalb desselben den Namen Ach annimmt. Filiale von Fleischwangen sind: Guggenhausen, Muttenhaus und Zipper, ferner im Oberamt Ravensburg: Blümetsweiler, Feldmoos, Firmenweiler, Nassach, Obelhofen, Reute, Rimensberg und Steinishaus. Bis 1814 gehörte auch noch Rupertsbrugg dazu. S. Ebenweiler. Alle diese Filiale haben auch Schule und Begräbniß in Fleischwangen. Das Patronat hatte früher der Land-Commenthur, jetzt ist es hofkammerlich. Die Pfarrey war, wie gewöhnlich, der Commende einverleibt. Die Pfarrkirche wurde i. J. 1703 erneuert, das Schulhaus 1810 neu aufgebaut. Die Baulast der Kirche hat die nicht unbedeutende Kirchenpflege, und im Falle der Unzulänglichkeit die K. Hofkammer, die des Pfarrhofes die Hofkammer. Zweihundert Schritte vom Orte steht die St. Anna-Capelle, worin zuweilen Messe gelesen wird.

Der Ort kommt unter dem Namen Flinxwangun, Flinxwanga schon i. J. 808 vor, S. 7. In spätern Schriften wird der Name gemeiniglich Flinschwangen geschrieben. Es gehörte ehemals den von Rinkenburg, hatte aber einmahl auch seinen eigenen Adel und ein Schloß. Durch Urkunde v. J. 1296 bezeugt das Capitel zu Constanz,| daß Joh. von Ringgenburg aus Dankbarkeit, weil seine 2 Söhne in den deutschen Orden aufgenommen worden, diesem alle seine Güter, nämlich die Burg Ringgenburg, die Dörfer Vlinswangen, und Äsehusen (Essenhausen) mit den Patronatrechten geschenkt habe; und in einer weitern Urkunde von demselben Jahre ist bemerkt, daß die Schenkung an Engelhard, den Land-Commenthur zu Elsaß und Burgund, Ulrich von Jestetten, Commenthur des Hauses in Majenowe (Mainau) und Heinrich von Opphingen, Commenthur in Alshusen, geschehen sey. Actum in Craienriet in Strata publica. Im J. 1297 schenkt Frau Adelheid von Fleischwangen dem Ort ein Gut. Übrigens lag Fl. in der Landvogtey Schwaben, und Altshausen hatte nur die niedere Gerichtsbarkeit jenseits der Straße. Im 30jährigen Kriege, 1647, wurde das Pfarrhaus mit 17 andern Häusern abgebrannt.

2) Eichenmühle, eine Mahlmühle 1/4 St. unterhalb des Orts.

3) Zippern, Cipershaus, ein neues Haus, bey Muttenhaus, aber auf Fleischwanger Markung gelegen, von seinem Besitzer Ciprian so genannt.