« Kapitel B 30 Beschreibung des Oberamts Rottweil Kapitel B 32 »
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Wellendingen,
Gemeinde II. Kl. mit 1249 Einwohnern, worunter 5 Evangelische. a. Wellendingen, Pfarrdorf, 1190 Einwohner; b. Freybrück, Haus, 3 Einwohner; c. Katzensteig (Wannenhof), Hof, 3 Einwohner; d. Stungen, Weiler, 34 Einwohner; e. Untere Mühle, Weiler, 13 Einwohner; f. Ziegelhütte, Haus, 6 Einwohner. Kath. Pfarrei; die Evangelischen sind nach Rottweil eingepfarrt. 11/2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der große, etwas unregelmäßig angelegte Ort ist theils in die Thalebene der Starzel, zum größeren Theil aber an die rechten Thalgehänge und auf die Ebene über denselben ziemlich gedrängt hingebaut und besteht aus manchen stattlichen Bauernwohnungen neben vielen kleinen einstockigen Häuschen; die letzteren haben namentlich im Norden des Dorfs an der Straße nach Schömberg ihre Stellen gefunden. Durch das mit Obstbaumgärten umgebene Dorf führt die Schömberg–Spaichinger Landstraße und von dieser gehen im Ort selbst die Vicinalstraßen nach Rottweil und Wilflingen ab; sie haben, wie auch die übrigen Ortsstraßen, eine schöne Breite und sind ziemlich gut unterhalten.

Die in der Mitte des Ortes frei stehende, dem h. Ulrich geweihte sehr stattliche Kirche wurde in den Jahren 1863–64 stilgemäß gegen Osten durch ein Querschiff und einen neuen rechteckigen Chor vergrößert. Das noch ursprüngliche Langhaus hat hübsche Fischblasenmuster in seinen Spitzbogenfenstern. Die sehr freundliche Kirche bildet jetzt ein vollständiges lateinisches Kreuz; ihre Westseite hat ein Spitzbogenportal, und oben ein gothisches Ornament eingemauert. Der östliche Kreuzarm (Chor) wird von einem schönen Rippenkreuzgewölbe, in das der Schlußstein des früheren Chorgewölbes wieder eingesetzt ist, überspannt; der noch alte Thurm tritt an der Nordseite des Langhauses in dasselbe herein und zeigt hier ein zierliches spätgothisches Sakramenthäuschen, dem aber der Aufsatz fehlt. An der Südwand ein hübsches Krucifix (41/2′ hoch) aus der Renaissancezeit. Die drei Altäre sind in sehr ansprechendem neugothischem Stil gehalten; außerdem besitzt das höchst geräumige Innere eine hübsche Gedenktafel, im Jahre 1871 gestiftet vom hiesigen Militärverein dem Andenken des in der Schlacht bei Wörth gefallenen Paul Hafner von Wellendingen, † 22 Jahr alt. Ferner sieht man an der Nordwand des Schiffes eine Grabplatte der Maria Kath. Sus. Marg. von Freuberg und Eisenberg, geb. Reichsgräfin und Reichsmarschalin von Pappenheim, † 24. Jan. 1724, und außen an der Südwand den Grabstein des Anton Fidel von Freyberg,| † 23. Okt. 1794, Anno aetatis 63. Auf dem Fußboden des früheren Chores befand sich sargartig erhoben ein drittes Grabmonument der Familie von Freiberg. Früher wurde in der Kirche eine Türkenfahne aufbewahrt, die Beute des Franz Joseph von Freyberg, österr. Dragonerobersten. Auf dem vierstockigen, oben von vier schönen spätgothisch gefüllten Schallfenstern durchbrochenen, und mit einem Satteldache bedeckten Thurm hängen drei neue Glocken, gegossen von August Hugger in Rottweil 1844, 1845 und 1854. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Das freundliche im Jahre 1625 erbaute Pfarrhaus ist auch von der Stiftungspflege zu unterhalten.

Der geräumige, mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz wurde 1838 an der Südseite des Orts angelegt.

Das frühere, im südlichen Ortstheil gelegene v. Freyberg’sche Schloß (obere oder alte Schloß), ein großes von unten herauf noch altes Steinhaus, wurde von der Gemeinde angekauft und im Jahr 1824 zum Schulhaus eingerichtet; es enthält 3 Lehrzimmer, die Wohnung des Lehrgehilfen und die Gelasse für den Gemeinderath. An der Schule unterrichten 2 Schulmeister und ein Lehrgehilfe. Das frühere untere Schloß dient jetzt als Gasthaus. Auch sind 2 öffentliche Backhäuser, ein Waschhaus und ein Armenhaus (früher Fruchtkasten) vorhanden. Zwischen dem Schulhaus und dem Friedhof steht eine herrliche Linde.

Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen; es bestehen 9 laufende, 15 Pump- und 12 Schöpfbrunnen, überdieß fließt die Starzel durch das Dorf und der Weiherbach greift noch in die Markung ein.

Über die Starzel führen 2 Brücken und 3 Stege; eine der Brücken hat der Staat, die übrigen die Gemeinde zu unterhalten. Auch die Markung ist reich an Quellen, von denen die „zu Brunnen“ und „in der Binte“ die bedeutendsten sind. Im Weiherbachthal bestand früher ein namhafter Weiher, der längst trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt wurde.

Die im allgemeinen körperlich stark gebauten Einwohner sind fleißig, sparsam und treiben hauptsächlich Feldbau und Viehzucht, von den Gewerben sind die nöthigen Handwerker vorhanden, von denen Maurer und Zimmerleute auch nach außen arbeiten. Auch bestehen 3 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Bierbrauerei, eine Ziegelhütte, 2 Kaufläden, 6 Kramläden und 2 Mühlen, von denen eine mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe, die andere mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe (s. auch unten) und 2 Sägmühlen.

| Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind ziemlich gut und der vermöglichste Bürger besitzt 60 Morgen Feld und 3 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 18 Morgen Feld und die ärmere Klasse 1/2 Morgen Wiesen und 21/2 Morgen Allmanden (Ackerfeld). Auf angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger im Ganzen etwa 40 Morgen Güter. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 10 Personen.

Die ausgedehnte Gemeindemarkung hat, mit Ausnahme der Thalgehänge gegen die Starzel und gegen den Weiherbach, abwechselnd eine ebene, hügelige und bergige Lage. Der mittelfruchtbare theils schwere, theils leichte, mitunter steinige Boden besteht aus den Zersetzungsprodukten des schwarzen und braunen Jura, während sich an den Thalgehängen die Verwitterungen der oberen Keuperschichten geltend machen. Zur Verbesserung des Bodens kommt, außer den in zweckmäßig angelegten Düngerstätten gesammelten Düngungsmitteln, Gips, Kompost und Asche in Anwendung. Mehrere Liaskalksteinbrüche, ein Stubensandsteinbruch und eine Lehmgrube bestehen. Das Klima ist gerade nicht rauh, doch wollen feinere Gewächse, wie Gurken etc. nicht gedeihen, auch das Obst geräth nicht besonders gern, weil Frühfröste und heftige Winde, denen die Gegend sehr ausgesetzt ist, schädlich einwirken. Hagelschlag kommt in neuerer Zeit öfter vor als früher.

Mit Anwendung des Wendepflugs und des Suppingerpflugs wird die Landwirthschaft gut betrieben, auch die Repssä- und Dreschmaschinen haben theilweise Eingang gefunden. Zum Anbau kommen vorzugsweise Dinkel und Mengfrüchte, ferner Gerste, Haber, Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Esparsette, Reps, Flachs und Hanf. Von den Felderzeugnissen werden jährlich etwa 400 Schffl. Dinkel, 150 Schffl. Haber und 12 Schffl. Gerste auf der Schranne in Rottweil abgesetzt. Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert ein mittelgutes Futter, das größtentheils im Ort verbraucht wird; ein kleiner Theil wird verkauft, dagegen aber auch wieder zugekauft. Die Wiesen, von denen nur wenige bewässert werden können, sind durchgängig zweimähdig. Die Obstzucht ist nicht bedeutend und erlaubt nur selten einen kleinen Verkauf nach außen; man pflegt hauptsächlich späte Mostsorten, Goldparmänen und Zwetschgen. Die Jungstämme bezieht man theils aus der Gemeindebaumschule, für die ein besonderer Baumwart aufgestellt ist, theils von Rottweil.

Die Gemeinde besitzt 3683/8 Morgen Nadelwaldungen, deren jährlicher in 170 Klaftern und 4800 St. Wellen bestehender Ertrag zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 2000 fl. verkauft wird. Auch bezieht die Gemeinde aus 450 Morgen Allmanden, die an| die Bürgerschaft verliehen sind, die Pachtsumme von 1400 fl. Die Weide wird nicht verpachtet.

Neben unbedeutender Pferdezucht wird die Rindviehzucht in namhafter Ausdehnung gut betrieben; man züchtet eine Landrace und sucht sie durch Kreuzung mit der Simmenthalerrace zu veredeln. Zur Nachzucht sind 5 Farren, theils von Land-, theils von Simmenthalerrace aufgestellt. Die Viehzucht bildet einen besondern Erwerbszweig und der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist ziemlich beträchtlich. Im Herbst wird das Vieh noch ausgetrieben. Von namhafter Bedeutung ist die Schweinezucht (halbenglische Race), die neben einem jährlichen Verkauf von 15–1800 Ferkeln, auch einen weiteren ansehnlichen an Mastschweinen gestattet.

Im Ort bestehen eine Elementarschule mit 3 Klassen, eine Sonntagsschule, eine Zeichenschule und eine Industrieschule.

Neben dem vorhandenen Vermögen der Stiftungspflege mit 8000 fl. und der Schulpflege mit 1886 fl. ist noch eine besondere Armenstiftung von dem Freiherrn v. Hundpis mit 1119 fl. vorhanden, deren Zinsen zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet werden.

Über die Markung und durch den Ort führt eine alte Straße unter dem Namen „Altweg“, der in seiner Verlängerung auf der Neufraer Markung „Saumweg“, gegen Gosheim hin „Katzensteige“ genannt wird, an demselben befindet sich eine Stelle, die eine Freistätte gewesen sein soll. Ob dieser Weg römischen oder späteren Ursprungs ist, läßt sich nicht mehr nachweisen. Etwa 1/4 Stunde nördlich vom Ort kommt der Flurname „Bürgle“ vor, was auf eine hier gestandene Burg schließen läßt. Westlich von Wellendingen im Weiherbachthal trägt eine Stelle den Namen „Weiherhausen“, was auf einen abgegangenen Ort gleichen Namens hindeutet. Auf den westlich vom Ort gelegenen Kapellenäckern stand eine Kapelle.

Der Ort, früher Wälelingen, Welelingen, Wälalingen, Weladingen, auch Wallingen, Wallentingen, Wälderdingen geschrieben, kommt zuerst vor als der Sitz eines gleichnamigen Ortsadels, welcher zu den Grafen von Hohenberg in Lehensverhältniß stand. Demselben gehören an: Konrad von W. den 13. März 1264 Zeuge zweier Anselm von Justingen, Berthold von W. den 14. Juni 1284 Zeuge des Gr. Albert II. von Hohenberg, Ritter Berthold und sein Bruder Konrad, Kirchrektor zu Weildorf (O.A. Haigerloch), im J. 1299 Stifter eines Altars in der Peterskirche zu Weildorf mit eigenen Gütern, von deren Ertrag ein besonderer Priester unterhalten werden sollte.

Wellendingen bildete einen Bestandtheil der Grafschaft| Hohenberg; den 7. Sept. 1334 belehnte Gr. Rudolf I. von Hohenberg seinen Kämmerer Konrad Schmuck mit der Fischenz im Wellendinger Bache, und in der Aufzeichnung der Hohenberger Lehen aus dem 14. Jahrhunderte erscheinen Ulrich von Wildenfels mit 2 Höfen und dem Zehenten allhier und „der alte von Wälelingen“ mit hiesigen Leuten. Allein Gr. Rudolf III. verpfändete ums J. 1384 den Ort an Hans den Pfuser um 700 fl., welcher auch im J. 1398 dieses in seinem Besitz befindliche Dorf nicht gleich anderen hohenbergischen Orten schätzen lassen wollte (Schmid, Hohenberg S. 419 und die dortigen Citate; vrgl. über den pfuserschen Besitz allhier auch Glatz Regg. 58). Den 13. Juni 1410 schloß derselbe mit der Gemeinde einen Vergleich über mehrere Punkte ab. Diesem gemäß sollte er im Besitz des Gerichts und seiner Rechte bleiben, durfte den Vogt setzen; wenn er den Ort verkaufen wollte, sollte er es der Gemeinde ein Jahr zuvor anzeigen; 12 Rinder und 10–12 Schweine durfte er dem Hirten unentgeltich geben, für mehr Stücke aber hatte er den gewöhnlichen Lohn zu bezahlen, und durfte auf der Waide nur 400 Lämmer halten. Weitere Bestimmungen des Vergleiches bezogen sich auf Steuern, Dienste, Frohnen der Unterthanen u. s. w. (S. Roth, Flores sparsi ad jura Alpirspacensia 1755. 4°. p. 78 ff.).

Nach den Pfusern erscheinen die Ifflinger im Besitze des Ortes; den 3. Mai 1540 fielen 30 landenbergische Reiter in das damals Konrad Ifflinger gehörige Wellendingen ein und zündeten es an, so daß von 38 Häusern nur 5–6 stehen blieben, wobei auch das neu gebaute ifflingersche Schloß ein Raub der Flammen wurde und einige Menschenleben zu Grunde gingen (v. Martens 249). Den 26. Apr. 1543 verkaufte aber Konrad Ifflinger an Kaspar Gräther, Landvogt der Landgrafschaft zu Fürstenberg, auf offener und freier Reichsstraße um 7400 fl. als lediges freies Eigenthum sein Dorf W., mit aller Herrlichkeit, Obrigkeit und Gerechtigkeit, dem Burgstall, dem Neuhauß und der Scheuer, 2 Weihern, allen Lehen, dem Fischbach, seinem Antheil am großen und kleinen Zehenten, (diesem jedoch Lehen von Graf Georg von Lupfen), der Lehenschaft der Kaplaneipfründe, überhaupt allen Zugehörden.

Nach dem Vergleiche zwischen Erzherz. Ferdinand von Österreich und der Stadt Rottweil vom 9. Febr. 1544 sollte die hochgerichtliche Obrigkeit allhier Österreich zustehen, der Ort aber z. Th. wenigstens im Bezirk der Rottweiler freien Pürsch liegen. In raschem Besitzwechsel folgten sich dann Hans von Stotzingen und den 13. Okt. 1548 die Familie Huntpis von Waltrams. Durch letztwillige Verordnung des Hans Konrad Huntpis († 1608) ging Wellendingen Schloß| und Dorf mit allen Zu- und Eingehörden samt Worndorf (bad. Amts Stockach) auf seinen Enkel Konrad Sigmund von Freiberg über, für welchen sein Großvater noch zu seinen Lebzeiten im J. 1606 die Huldigung hierselbst einnehmen ließ, die gewöhnliche Erbhuldigung nach dem Anfall der Erbschaft von den Unterthanen aber erst geleistet wurde, nachdem seine Vormünder sich den 27. Apr. 1609 wegen der Aufrechthaltung der alten Gebräuche, Rechte und Gerechtigkeiten mit der Gemeinde verglichen hatten. Im Besitze dieser Familie (Altheimer Linie) blieb denn auch der zum Ritterkanton Neckar-Schwarzwald gehörige Ort bis zum J. 1805 und wurde im J. 1670 mit einem immerwährenden Fideicommiß für den Stamm und Namen derer von Freiberg belegt, welches im J. 1675 die kaiserliche Bestätigung erhielt (Röder, Lexikon von Schwaben 2. Aufl. 2, 1106). Noch die österreichische Jurisdiktionstabelle von 1804 führt ihn als Eigenthum des Freiherrn von Freiberg, die Landeshoheit als strittig, Blutbann und Geleit bis an die Rottweiler Grenze als österreichisch, die Forstherrlichkeit zu einem kleinen Theile als österreichisch auf. Einige Zeit lang war der Besitz übrigens getheilt, daher auch neben dem alten (oberen) Schloß ein neues (unteres) gebaut wurde.

Durch Rescript der österreichischen Regierung zu Innsbruck vom 11. Apr. 1630 wurde eine große Menge von Streitigkeiten (betr. Waiderechte, Allmanden, Annahme von Bürgern und Taglöhnern, Frohnen, Leibeigenschaft u. s. w.) zwischen Konrad Sigmund von Freiberg und seinen Unterthanen zu Wellendingen beigelegt, überhaupt das Rechtsverhältniß zwischen der Herrschaft und den letzteren geordnet; den 18. März 1648 ließ die Gemeinde ihre „weit über Menschengedenken hergebrachten alten Gebräuche und Gerechtigkeiten“ zu Rottweil durch einen verordneten Ausschuß ordentlich angeben, verzeichnen und beschreiben.

Im J. 1825 kaufte die Gemeinde von der in Concurs gerathenen Herrschaft sämtliche noch nicht veräußerte Güter und Gebäude mit allen Gerechtigkeiten um 42.000 fl. Sie richtete das vormalige alte Schloß an der Stelle des früheren jetzt um 1500 fl. veräußerten Schul- und Rathhauses für diese Zwecke ein, riß ein ehemaliges Sommerhaus als baufällig ein, verkaufte das untere Schlößchen als Gasthaus, brach 2/3 des umfangreichen Ökonomiegebäudes ebenfalls ab, richtete den Rest zur Scheuer und Stallung für die Gemeinde ein, verkaufte die Güter, darunter den sehr geräumigen Schloßhof und Schloßplatz an einzelne Bürger. Nur den Zehenten hatte die Stadtpflege Rottweil, die Waldungen die Stiftungspflege Rottweil| an sich gebracht und das Patronatrecht verblieb der früheren Gutsherrschaft; in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts wurde es jedoch von der Wellendinger an die Allmendinger Linie dieser Familie abgetreten. – In Betreff des letztgenannten Rechtes war zwar den 11. Juli 1556 ein Streit zwischen Anna Huntpis von Waltrams geb. Schad von Mittelbiberach einer- und der Gemeinde andererseits durch den Generalvikar des Bischofs Chr. Metzler von Constanz zu Gunsten der letzteren entschieden worden, allein nach obigem Verzeichniß und Beschrieb der Gerechtigkeiten der Gemeinde von 1648 war die Verbriefung dieses Rechtes im 30jährigen Kriege zu Grunde gegangen, und so kam die Gutsherrschaft, welche nach den schweren Zeiten des 30jährigen Krieges die Pfarrei neu dotirt, in den Besitz des Patronates.

Im J. 1790 wurde der Ort mit 111 Gebäuden im Anschlag von 47.550 fl. in die fürstenbergische Brandversicherungskasse aufgenommen; im J. 1804 betrug dieser Anschlag 59.850 fl.

Den 15. Dec. 1307 versprach Ritter Johann von Schildeck dem Rottweiler Bürger Konrad von Balgingen 1 Mark Gelds aus dem hiesigen Dorfe vom Kl. Rottenmünster innerhalb 3 Jahre zu erledigen; den 5. Sept. 1471 vermachten Caspar von Kirneck der ältere und seine Frau Gertrud Canzlerin dem Kl. Wittichen ihre hiesigen und andere Güter und Gülten, wofür sie von demselben mit einem Leibgeding ausgestattet wurden. Einen hiesigen Hof besaß der Rottweiler Spital als österreichisches Lehen.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Freybrück, ein einzeln stehendes, 1/4 Stunde östlich vom Mutterort gelegenes Haus.

c. Katzensteig, auch Wannenhof genannt, liegt unfern Freybrück am Weg nach Gosheim; zu dem Hof gehört ein 20 Morgen großes, arrondirtes Gut.

d. Stungen, liegt angenehm im Starzelthal 3/4 Stunden nordöstlich von Wellendingen.

e. Untere Mühle, hat 1/8 Stunde unterhalb des Orts an der Starzel eine freundliche Lage (s. auch oben).

f. Ziegelhütte, 1/4 Stunde nordwestlich vom Mutterort gelegen.



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