Beschreibung des Oberamts Rottweil/Kapitel B 26
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Die in den Jahren 1838–40 neu erbaute große, dem St. Petrus und St. Paulus geweihte Pfarrkirche steht am Südrande der Stadt und macht mit ihrem an der Westfront sich 55,25 m hoch erhebenden Thurme einen sehr stattlichen und gediegenen Eindruck. Die frühere, an ihrer Stelle stehende Kirche war in schönem gothischem Stil gehalten und hatte über dem Eingang die Jahreszahl 1507. Das breite sehr geräumige Schiff wird von langen Rundbogenfenstern erhellt, die große Chorabside schließt halbrund. Diese zeigt im Innern eine reich kassettirte Halbkuppel mit Goldrosetten auf blauem Grunde, die übrigen Decken und sogar die Triumphpforte sind wagrecht. Zu Seiten der Abside ist der englische Gruß al fresco sehr ansprechend | gemalt, mit der Unterschrift: J. Fuchs pinx. 1851. In der Triumphpforte hängt ein schöner großer Krucifixus, vielleicht noch aus gothischer Zeit. Der linke Seitenaltar zeigt ein sehr liebliches, schön gewandetes modernes Madonnenbild (betend dargestellt), auch sieht man an der Nordwand des Schiffes eine herrliche spätgothische heil. Anna (Holzskulptur in neuer Fassung), – mit edlem Gesichtsausdruck und mit großartigem vielzerknittertem Faltenwurf. An der gegenüberliegenden Wand eine kleine ziemlich alterthümliche Pieta. Der sechseckige Taufstein ist im einfachen Rococostil gehalten.
Der hohe Thurm, in hübschem neuromanischem Stil aufgeführt, bildet unten eine Vorhalle, wird gegen oben achteckig und von einem hohen achtseitigen Zeltdach bedeckt. Von seinen vier Glocken hat die größte die Umschrift:
- Fusa a Felice Koch Salemio. Jesu Criste miserere nobis.
- Anno 1797.
Ferner:
Gallia voce pia privat, Germania redonat;
Gloriae vox patriae pax erit ista suae.
Auf der zweiten Glocke stehen in gothischen Minuskeln die Worte:
- O rex glorie criste veni cum pace,
die Namen der vier Evangelisten und die Jahreszahl 1480, auf der dritten Glocke, der ältesten, stehen ganz dieselben Worte in gothischen Majuskeln, und auf der vierten wieder dieselben in gothischen Minuskeln. Die Sakristei besitzt einige hübsche Meßgewänder aus dem vorigen Jahrhundert und eine schöne Monstranz. Auf dem geräumigen ummauerten Begräbnißplatz, freundlich gelegen zwischen der Altstadt und der oberen Vorstadt, steht eine große Kapelle mit z. Th. alten Holzbildern, hübschen Steindenkmälern und einer Menge sehr schöner Schmiedeisenkreuze. Der Eingang wird von zwei Linden umrahmt.
Nordöstlich von der Stadt liegt drüben über dem Schlichemthale auf steilem Hügel und im Schatten uralter Linden die der schmerzhaften Mutter Gottes geweihte Wallfahrtskirche zum Palmbühl und bildet mit dem unten vorbeiziehenden tiefen, von Obstbaumwiesen besetzten Schlichemthal ein anmuthiges Landschaftsbild. Neue, steinerne, mit kleinen Gemälden geschmückte Stationen führen zur Kirche hinauf, die eines Besuches wohl werth ist. Mit Verwendung älterer gothischer Theile wurde sie wieder erbaut im Jahre 1680 in einem noch etwas an mittelalterliche Bauformen erinnernden Geschmack; der Westeingang ist rundbogig und mit| Stabwerk besetzt, der südliche zeigt die Jahreszahl 1748 und eine mit schönem schmiedeisernem Schloß (Schnalle und Klopfer, als Drache und Schlange) beschlagene Holzthüre. Das hohe geräumige Innere überrascht durch die Pracht seiner Decken und Altäre, der Kanzel und der Kirchenbänke. Hinten im Chor stehen jetzt die früher in der Schömberger Kirche aufgestellten Chorstühle. Im Triumphbogen hängt ein großer Krucifixus. Die flachen Stuckdecken sind mit Gemälden geschmückt, ebenso die drei großartigen in Gold strahlenden Rococoaltäre; besonders schön aber sind die sehr reiche Kanzel mit den Statuetten der vier Kirchenväter und die geschnitzten Kirchenbänke vom Jahre 1775; an ihnen sieht man unter schwungvollen Ornamenten alle möglichen Thiere äußerst lebhaft dargestellt, sodann den Tischlermeister selbst, wie er arbeitet in seiner Werkstätte. Nordwestlich an der Kirche steht ein Bruderhaus, auf dessen Dach eine Ziegelplatte die Jahreszahl 1695 trägt.Das ansehnliche Pfarrhaus steht östlich der Kirche; es wurde nach dem Brande (im J. 1750) neu erbaut und wird, wie auch die Kirche, von einem besonderen Baufonds unterhalten. Das an der Nordwestecke der Stadt gelegene Schulhaus war früher ein Privathaus, das im Jahr 1825 von der Gemeinde angekauft und zu seinem gegenwärtigen Zweck eingerichtet wurde; es enthält drei Lehrzimmer, während die Wohnungen der beiden ständigen Lehrer in dem der Gemeinde gehörigen früheren Fruchtkasten sich befinden. Der nicht ständige Lehrer wohnt in einem Privathause. Das sehr ansehnliche, vierstockige Rathhaus steht an der Hauptstraße und enthält außer dem Rathhaussaal, der Kanzlei des Stadtschultheißen, den Partienzimmern und manchen anderen Gelassen die alte Registratur und den Farrenstall. Überdieß stehen im Eigenthum der Gemeinde zwei Waschhäuser, ein Backhaus und ein von der Hospitalpflege zu unterhaltendes Armenhaus, erbaut im Jahre 1852 von Pfarrer Mager. Außer der durch die Stadt führenden Landstraße vermitteln noch eine weitere Staatsstraße nach Wellendingen und Vicinalstraßen nach Rathshausen, Weilen und Zimmern unter der Burg den Verkehr der Stadt.
Trinkwasser liefern hinreichend 4 laufende und 12 Pumpbrunnen, deren Wasser, namentlich das 1/2 Stunde lang hergeleitete der 2 Hauptbrunnen, größtentheils unrein und schlecht ist, mit Ausnahme einiger Pumpbrunnen, von denen zwei schwefelhaltig, jedoch nicht ungesund sind. Ein Feuersee ist an der Westseite der oberen Vorstadt angelegt, ein weiterer großer See, von dem das Wasser in die Brunnen der Stadt geleitet wird, besteht 1/2 Stunde südwestlich vom Ort. Die Markung ist quellenreich, namentlich im Moos- und| im Kielwiesbach. Nahe (östlich) an der Stadt fließt die vielgekrümmte, fleißige Schlichem vorüber, die auf der Markung 4 Mühlen mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, eine überdieß mit einem Schrotgang, 2 Ölmühlen mit Hanfreiben, 3 Sägmühlen und eine Gipsmühle in Bewegung setzt. Das Flüßchen tritt regelmäßig bei andauerndem Regenwetter oder bei schnellem Schneeabgang über sein Bett und verursacht öfter großen Schaden an den Wiesen, Brücken und Stegen. Die Schlichem nimmt während ihres Laufs über die Markung mehrere, jedoch nicht bedeutende Zuflüsse auf. Auch greifen der Schmellbach und der Schweigholzbach in die Markung Schömberg ein. Über die Schlichem sind zwei steinerne Brücken angelegt, von denen die eine der Staat, die andere die Gemeinde zu unterhalten hat.Die sehr fleißigen und sparsamen Einwohner, von denen gegenwärtig 2 Personen über 80 Jahre zählen, sind körperlich kräftig und wohlgestaltet; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und einigen Gewerben. Letztere beschränken sich übrigens, mit Ausnahme der schon angeführten Mühlen und einer mit gutem Erfolg betriebenen Ziegelei, auf die gewöhnlichen Handwerker, von denen die Maurer, Steinhauer und Schuhmacher auch nach außen arbeiten. Überdies sind 5 Schildwirthschaften, worunter 3 mit Bierbrauerei, und 5 Kaufläden vorhanden. Auch fahren zwei Frachtfuhrleute in der Regel wöchentlich zweimal nach Rottweil. Die Vermögensverhältnisse und Mittel des Auskommens der Einwohner sind sehr befriedigend und stehen vielen anderen Orten des Bezirks weit voran; die wohlhabendste Klasse besitzt 50 Morgen, die mittelbegüterte 20–25 Morgen, und die minderbegüterte einen Morgen Grundeigenthum. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig etwa 12 Personen.
Die große Markung, von der übrigens ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie dem Feldbau dient, eine ebene Lage mit Ausnahme des Palmbühls und der Abhänge gegen die Thäler, dagegen ist der bewaldete Theil der Markung sehr bergig und liegt hauptsächlich an dem Plettenberg und dessen Ausläufern.
Der mittelfruchtbare Boden besteht vorherrschend aus den Zersetzungsprodukten des Posidonienschiefers und der Opalinusthone, in den Waldungen aus denen des mittleren und oberen braunen Jura und des weißen Jura. Auf der Markung werden blaue Kalke zu Mauersteinen gewonnen, auch sind einige Lehmgruben angelegt. Bei anhaltend nasser Witterung kommen am Plettenberg von Zeit zu Zeit theils minder bedeutende, theils sehr namhafte Erdrutschen vor, eine sehr großartige geschah am 6. Oktober 1851 und verwüstete hauptsächlich die Waldungen und theilweise die Felder auf der| Markung Rathshausen, erstreckte sich aber auch noch auf die Markung Schömberg und ruinirte daselbst eine Waldstrecke von etwa 60 Morgen auf eine schauderhafte Weise. Die ganze Ausbreitung der Erdrutsche betrug etwa 300 Morgen. Ganze Waldstrecken wurden vorwärts geschoben, wobei die Tannen theilweise aufrecht stehen blieben, andere eine schiefe gegen den Berg geneigte Stellung einnahmen, ein großer Theil aber in der fürchterlichsten Verwirrung über einander stürzten und öfters mit dem Wurzelstock in die Höhe ragten, während sich die Gipfel in den Grund einbohrten.Finanzrath Paulus wurde damals von dem K. Ministerium des Innern beauftragt, an Ort und Stelle Vorkehrungen zu treffen, damit weitere Verrutschungen unterbleiben. Die Ursache dieser Katastrophe bald erkennend, hat derselbe die auf der Schichtengrenze zwischen den Impressathonen und dem unteren geschichteten weißen Jurakalk sich anhäufenden und hervordringenden Wasser fassen, und diese mittelst angelegter hölzerner Rinnen aus dem Rutschgebiet leiten lassen. Auch wurden die verschütteten Quellen wieder aufgesucht und ihnen freier Ablauf verschafft; hiedurch ist die Ursache der Verrutschung aufgehoben worden. Es wurden nämlich die von oben herabgedrungenen Wasser von den Impressathonen nicht durchgelassen, dieselben aber theilweise erweicht und schlüpfrig gemacht, so daß sie sich nach außen drängten und weiter rutschten, wobei alsdann die über ihnen gelagerten weißen Jurakalkschichten nachstürzten und sich ebenfalls noch streckenweise auf und mit den schlüpfrig gewordenen Thonen fortschoben. Die Jurakalkschichten brachen damals von oben senkrecht ab und die weiße Wand verkündigt jetzt weithin sichtbar die Stelle der Erdrutsche am Plettenberg.
Das Klima ist ziemlich mild, jedoch wird die Gegend von heftigen Winden, Frühfrösten und kalten Nebeln öfters heimgesucht, dagegen kommt Hagelschlag selten vor.
Die Landwirthschaft wird theils im Dreifeldersystem, theils willkürlich mit beinahe ganz eingebauter Brache fleißig betrieben, wobei noch der Wendepflug, die eiserne Egge, theilweise auch die Walze benützt wird. Zur Düngung benützt man, außer den in gut angelegten Düngerstätten gesammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln, nur noch die Asche. Zum Anbau kommen von den Cerealien Dinkel, Haber, weniger Gerste, ganz wenig Roggen, Kartoffeln, ferner sehr viel Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne und Esparsette) und Hanf. Von den Felderzeugnissen werden alljährlich über den eigenen Bedarf nach außen verkauft 800–1000 Scheffel Dinkel, 170 Scheffel Haber und 30 Scheffel Gerste.
Der sehr ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich gutes Futter,| von dem ein Theil nach außen abgesetzt wird. Die Wiesen sind zweimähdig und ohne Wässerung.Von ziemlicher Ausdehnung ist die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Fäßlesbirnen, Knausbirnen, Junkersbirnen, Kohlerbirnen, Goldparmänen, Lederäpfeln und Zwetschgen beschäftigt und zu deren Nachzucht eine Gemeinde- und zwei Privatbaumschulen angelegt sind; auch ist zur Baumpflege ein besonderer Baumwart aufgestellt. Das Obst wird im Ort verbraucht.
Die Gemeinde besitzt 1100 Morgen Nadelwaldungen, von deren jährlichem in 609 Klaftern und etwa 13.000 St. Wellen bestehendem Ertrag jeder Bürger 11/4 Klafter und 35 St. Wellen erhält; der noch übrige Holzertrag wird zum Theil als Langholz zu Gunsten der Gemeindekasse um 4–5000 fl. verkauft. Außer dieser beträchtlichen Einnahme bezieht die Gemeinde noch aus den vorhandenen, an die Ortsbürger verliehenen Allmanden 400 fl.
Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde ganz unbedeutend, dagegen die des Rindviehs in sehr gutem Zustande; man züchtet eine Kreuzung von Landrace mit Simmenthalerrace und hat 5 Zuchtstiere, einen Original-Simmenthaler und 4 gekreuzte aufgestellt. Der Handel mit Vieh, namentlich mit Stieren, wird in großer Ausdehnung getrieben; auch die Mastung ist ziemlich beträchtlich und das gemästete Vieh kommt meist an Metzger nach Rottweil, Spaichingen, Tuttlingen und Tryberg zum Verkauf. Die Schweinezucht (halbenglische Race) erlaubt einen mäßigen Verkauf an Ferkeln und aufgemästeten Schweinen; indessen wird der Bedarf an Ferkeln großentheils von außen eingeführt.
Die Stadt hat das Recht, in den Monaten März, Mai, Juni und August je einen Krämer- und Viehmarkt und im Januar, Juli und Oktober je einen Viehmarkt abzuhalten; auf den Märkten, namentlich auf den Viehmärkten, ist der Handel mit Vieh ein sehr lebhafter. Der Ort hat seit 1364 die Gerechtigkeit, alle Montag einen Wochenmarkt abzuhalten, und seit 1412 Jahrmarkts-Erlaubniß.
Von besonderen Stiftungen ist die von Prälat v. Öchsle mit 3000 fl. anzuführen, deren Zinsen zu Schulzwecken, Kirchenreparaturen und Stipendien verwendet werden. Überdieß besteht eine Heiligen- und Hospitalpflege mit 22.000 fl. Kapital, von der die Zinsen zu Bestreitung der Armenkosten, theilweise auch zu Schulbesoldungen und Baureparaturen verwendet werden.
An Alterthümern, namentlich an altgermanischen Grabhügeln, ist die Gegend sehr reich, von letzteren findet man auf dem sog. Berg, 1/4 Stunde nordwestlich von der Stadt 12, von denen 2 angegraben wurden; man fand in denselben schräg zusammengestellte| Schieferplatten und Knochenreste. Weitere Leichenhügel befinden sich zwei im Witthau, einer im Hochwald, einer im Bitzwäldchen und einige an der Straße nach Wellendingen; in einem der letzteren soll anfangs dieses Jahrhunderts ein Schwert gefunden worden sein. Etwa 1/4 Stunde südöstlich von der Stadt stand an der Schlichem der Ort Holzach oder Holznach, der im Schömberger Lagerbuch von 1575 schon als abgegangener Ort aufgeführt ist. Etwa 1/2 Stunde unterhalb Schömberg stand an der Schlichem ohne Zweifel eine Mühle, indem dort die Benennungen „Mühlhölzle“ und „Mühlwiesen“ vorkommen. Eine starke Viertelstunde nordwestlich von der Stadt wird eine Stelle „Bippenhäusle“ genannt; hier soll ein Gebäude gestanden sein. Auf der kleinen Eck, 1/8 Stunde südöstlich von der Stadt, soll nach der Sage ein Klösterle gewesen sein. Endlich habe in der Stadt selbst zunächst der Kirche ein Frauenkloster bestanden, das Gebäude war jedoch schon 1581 im Privatbesitz; die Stadtkirche hieß früher die Klosterkirche. Zwischen dem Witthau und Scheubühl wird eine Stelle „Bürgle“ genannt, was auf eine hier gestandene Burg schließen läßt; ebenso läßt die am Fuß des Palmbühls vorkommende Flurbenennung „Gaberstall“ eine ehemalige Befestigung oder Burg vermuthen.Schömberg, früher Sconberg, Schonberc (g), Schönenberg, Schönberg u. s. w. geschrieben und schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als „civitas“ bezeichnet, wird wohl das erste Mal genannt den 3. März 1222 durch den Wernherus plebanus de Sc. als Zeugen des Gr. Bertold von Sulz (Wirt. Urkb. 3, 131). Sodann kommt es einige Male in der Geschichte des Hauses Zollern vor: „in campo apud Schonberg“ urkundete Gr. Friedrich von Zollern den 25. Jan. 1255, und mit Einwilligung seiner Herren, der Gr. Friedrichs d. Ä., Friedrichs des Ritters und Friedrichs gen. von Merckenberg, verkaufte der Ritter Walker von Bisingen (OA. Hechingen) den 15. Juni 1282 eine hiesige Mühle an den Rottweiler Bürger Heinrich Schappel um 42 Rottweiler Pfd. (Monum. Zolleran. 1, 71. 92). Allein die Stadt gehörte doch schon in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Besitze des gräflich hohenbergischen Hauses, denn bereits im J. 1269 gaben die Gebr. Albert, Burkhard und Ulrich, Gr. von Hohenberg, ihre Einwilligung dazu, daß der obengenannte Walker seinen Hof „sitam prope nostram civitatem S. dictam Degenhardi“ samt Mühle, [1] welchen er schon| von ihren Vorfahren als Erblehen besessen, auf das Kloster Kirchberg übertrage. Dieses letztere machte auch gegen Ende des 13. Jahrhunderts hier einigen Erwerb von dem hiesigen Dekan Heinrich und dem Ritter Heinrich von Sonthof (Schmid Hohenberg 41).
Aus der Zeit, in welcher Schömberg der genannten Grafenfamilie gehörte, ist folgendes hervorzuheben: den 12. Juli 1291 verwies Gr. Albert II. von Hohenberg seine Gemahlin Margarethe von Fürstenberg wegen ihrer Heimsteuer auf den hiesigen Hof Bertolds von Digisheim. Derselbe verlieh im J. 1295 an Friedrich von Ebingen den hiesigen Zehenten, sein Sohn Gr. Rudolf I. den 7. Sept. 1334 an seinen Kämmerer Konrad Schmuck die Fischenz in der Schlichem bei S. und in dem Wellendinger Bache. Den 17. März 1346 versetzte Gr. Hugo I. mit seiner Gemahlin Ursula, Gräfin von Pfirt, dem Edelknecht Kunz von Thierberg (OA. Balingen), für eine Schuld von 250 Pfd. Hllr., von der Steuer der Stadt 30 Pfd. Hllr. jährlich, worüber diese dem von Thierberg auf Befehl des Grafen die nöthige Sicherheit gab; den 22. Apr. 1349 erlaubte Gr. Hugo genanntem Kunz, seinen Schwäher, Johannsen den Denkinger, Stadtschreiber zu Villingen, als Mitpfandgläubiger des Antheils an der Steuer aufzunehmen, wozu auch die Stadt den 27. d. M. ihre Zustimmung ertheilte; erst den 1. Mai 1396 wurde dieses Pfand, nachdem dasselbe inzwischen an Schaffhauser Bürger übergegangen war, von der Tochter des Gr. Rudolf III. und ihrem 2. Gemahl Gr. Hermann von Sulz mit 250 fl. wieder eingelöst, welche im J. 1406 3 Pfd. Hllr. jährlich von dieser Steuer zur Stiftung eines Jahrestags für sich und ihre Eltern bestimmten. Laut Urkunde vom 22. Aug. 1378 hatte Gr. Rudolf III., häufig in Geldverlegenheit, den verbündeten schwäbischen Städten für erborgte 12.000 Goldgulden die Städte Oberndorf und Schömberg versetzt, und den 7. Juli 1379 beschwor, gemäß einem Befehle Rudolfs, Schömberg der Stadt Rottweil, im Namen der schwäbischen Bundesstädte, gehorsam und gewärtig zu sein, allein gemäß dem Vergleiche vom 7. Dec. 1384 zwischen dem Herz. Lupolt dem Frommen von Österreich als Käufer der Grafschaft Hohenberg und dem Gr. Rudolf III. einerseits und den Städten andererseits sollte der Herzog wegen dieser Pfändung den Städten 3500 Gulden zahlen, dafür aber Oberndorf und Schömberg mit anderen versetzten Besitzungen ledig sein. In der Zwischenzeit hatte nämlich Gr. Rudolf, welcher bis zum 21. Okt. 1381 seine Gemahlin Ida von Toggenburg wegen ihrer Heimsteuer und Morgengabe unter anderem auf 30 Pfd. Hellergült aus der ordentlichen Steuer allhier verwiesen, mit der Grafschaft Hohenberg den 26. Okt. 1381 auch die Stadt Schömberg an genannten Herzog | verkauft, und der letztere den 28. Juni 1384 die Einlösung derselben zugesagt (Schmid Hohenberg 39, 183, 236, 237, 284, 256, 271, 278 und die betreffenden Urkunden im Urkb.). – Auch als die Stadt somit an Österreich gekommen, dauerten die Verpfändungen noch fort. Zunächst hatte Gr. Rudolph III. von Hohenberg seine Herrschaft für den Fall, daß er keine männlichen Nachkommen hinterlasse, seiner Tochter Margarethe vermacht, allein nach dem Verkaufe der Grafschaft zögerte ihr Verlobter, Markgraf Bernhard von Baden, mit der Heimführung und es kam erst zur Heirath, nachdem der Herzog Lupolt ihm den 12. Aug. 1384 wegen der Heimsteuer die Feste Waseneck mit den Städten Oberndorf und Schömberg samt den Einkünften des Gerichts, 30 Pfd. Hllr. von der Steuer, 9 dsgl. von der Mahlmühle, 3 dsgl. von dem Weyerhof, 3 dsgl. von der Badstube, Gülten von einigen Höfen u. s. w. verschrieben hatte, und erst den 24. Nov. 1406 verzichtete Margarethe mit ihrem 2. Gemahl, Gr. Hermann von Sulz, auf ihre Ansprüche an diese Pfandschaft (das Genauere bei Schmid Hohenb. 283 ff., Stälin 3, 394). – Allein schon den 12. Aug. 1410 verpfändeten Herz. Lupolts Söhne, die Herzoge Ernst und Friedrich mit der leeren Tasche, mit anderen Bestandtheilen der Grafschaft Hohenberg auch Schömberg an die schwäbischen Reichsstädte, weßhalb Friedrichs Gemahlin, Elisabeth, Tochter K. Ruprechts (von der Pfalz), welche den 21. Nov. 1407 auf solche Besitzungen bewidmet worden war, den 14. Aug. – 2. Sept. 1410 deßhalb entschädigt wurde, und erst nach mehrfachen Schwierigkeiten, welche ihm theilweise auch die verpfändeten Städte selbst in Weg legten, gelang es dem Herzog Albrecht VI. im J. 1454 wieder, in den festen Besitz der Pfandobjekte zu kommen (vergl. Schmid a. a. O. 378 ff., Stälin 3, 394, 483 ff., 489 und die dort genannten Regg. Lichnowskys). Übrigens werden in der Zwischenzeit, nämlich den 23. Juni 1418 und den 25. Jan. 1421, noch weitere Verpfändungen der Steuer zu Schömberg, beziehungsweise der Städte Schömberg und Binsdorf, Seitens der Herzoge Ernst und Friedrich an den Gr. Rudolf von Sulz aufgeführt (Lichnowsky 5 Nr. 1835, 1998), ohne daß jedoch die genaueren Verhältnisse in dieser Hinsicht bekannt wären. Im J. 1454 wurde von dem genannten Herzog Albrecht VI. seine Gemahlin Mechthild, Wittwe des Grafen Ludwig von Württemberg, mit der Herrschaft Hohenberg wegen ihrer Heimsteuer, Morgengabe und Widerlage auch auf Schömberg verwiesen (Stälin 3, 493).
Im Übrigen führt noch die Jurisdiktionstabelle vom J. 1804 Schömberg als Eigenthum des Hauses Österreich auf, dem auch die Landeshoheit, Blutbann, Geleit, Forstherrlichkeit und niedere | Gerichtsbarkeit zukam, bis im J. 1805 Württemberg mit der Grafschaft Hohenberg auch diese Stadt erwarb. Aus ihrer Geschichte bis zu diesem Zeitpunkt verdient noch folgendes angeführt zu werden: An der Spitze der Stadt stand ein Schultheiß, welcher schon den 27. Jan. 1269 und den 15. Sept. 1293 (Albert) vorkommt, mit seinem Rath (Schmid Urkb. 33, 112, 390). Das Amt des hiesigen Schultheißen war bis zum J. 1543 mit demjenigen zu Binsdorf vereinigt, das Einkommen desselben jedoch in der Folge sehr gering, daher nicht selten Unterschlagungen vorkamen (Gärth). – Graf Rudolf III. errichtete im J. 1361 allhier einen Markt, allein K. Karl IV., welcher ihm damals nicht geneigt war und die Reichsstädte begünstigte, gebot ihm den 1. Juli d. J. bei Verlust der kaiserlichen Huld die unverzügliche Abstellung dieses, ohne seines und des Reiches Erlaubniß und zum Nachtheil der benachbarten Städte gegründeten Marktes. Schon den 10. Juli 1364 aber gestattete der Kaiser dem Grafen die Errichtung eines Wochenmarktes am Montag und verlieh demselben und seinen Besuchern die bei den benachbarten Städten üblichen Rechte (Schmid Hohenb. 425). Den 30. Sept. 1412 begabte der hohenbergische Landvogt Burkard von Mannsberg die Stadt noch weiter mit dem Recht, an St. Boleyen- und Kreuzerfindungstag (28. Aug. und 3. Mai) Jahrmärkte zu halten. – Den 23. Juli 1442 und 15. Nov. 1452 bestätigte K. Friedrich IV. und den 1. Sept. 1471 Herzog Sigmund von Österreich, wie anderer hohenbergischer Städte, so auch Schömbergs Privilegien und Freiheiten (Schmid Urkb. 873, Glatz Regg. 99, Lichnowsky, 7. Nro. 1575).
Im J. 1589 wurden hier etliche Weiber und der vornehmste Rathsherr verbrannt, welche bekannt hatten, daß sie gewohnt gewesen, des Nachts auf dem Heuberg zusammenzukommen, mit dem Teufel zu tanzen u. s. w. (Crusius Paraleip. 34).
Die Stadt wurde wiederholt durch Brandfälle heimgesucht; den 7–8. Dec. 1750 brannte sie samt dem Pfarrhaus ab, während nur die Kirche und vier Häuser stehen blieben.[2] – Der Wappenschild der Stadt, wie ihn z. B. das Siegel einer Urkunde vom J. 1343 enthält (Schmid Urkb. 381), ist von Silber und Roth quer getheilt, seit der Ankunft des Ortes an Württemberg wurde in das obere Feld ein Hirschhorn gesetzt.
Was die kirchlichen Verhältnisse außer den schon oben (S.| 158 und S. 159) genannten betrifft, so werden im J. 1268 ein ehemaliger Dekan und Pfarrer hierselbst, Bruder des Ritters Urssar von Hohenberg, und im J. 1293 ein hiesiger Dekan Heinrich als Gutthäter des Kl. Kirchberg, im J. 1308 ein hiesiger Kirchherr Gerung als Zeuge der Gebr. Rudolf I. und Albert IV., Gr. von Hohenberg, im J. 1379 Berthold Kellner, hiesiger Kirchherr und Schreiber des Gr. Rudolf (III.) von Hohenberg, aufgeführt. Da trotz genauer Nachforschung nicht auszumitteln gewesen war, an welches Gut der hiesige Kirchensatz ursprünglich gehört hatte, so verbanden ihn Gr. Hugo I. und seine Gemahlin Ursula den 9. März 1350 mit ihrem eigenen vor dem hiesigen Thore gelegenen Garten (Schmid Hohenb. 425). Von den Grafen von Hohenberg kam der Kirchensatz an das Haus Österreich, allein im J. 1489 trat Herz. Sigmund gegen die Aufhebung des Lehensverbandes hinsichtlich der Stadt Waldkirch und der Herrschaft Kastellberg die hiesige Pfarrei und deren Patronat an das Chorherrenstift zu Waldkirch (bad. Amtsstadt) ab, und den 27. April 1729 wurde die Pfarrei diesem Stifte durch die apostolische Nuntiatur zu Luzern einverleibt. Durch die Auflösung des Stiftes im J. 1805 kam das Patronat zunächst an Baden, durch die Übereinkunft zwischen Württemberg und Baden, betr. die gegenseitige Abtretung der dem einen Souverän in dem Gebiete des anderen zustehenden Patronatrechte, vom 17/27. Juli 1807 aber an Württemberg. In früherer Zeit bezog der hiesige Pfarrer, zu dessen Sprengel auch Rathshausen und Weilen unter den Rinnen (OA. Spaichingen) gehörten, an all diesen Orten den kleinen und 5/9 des großen Zehenten; im Jahre 1822 kaufte die Stadt sämtliche zur Pfarrei gehörigen Gefälle zu Schömberg, Rathshausen, Weilen und Dautmergen von Baden. – Es bestanden hier außer der Pfarrei noch zwei Kaplaneien, die im J. 1440 von dem Pfarrer, Schultheißen, Bürgermeister, Rath und ganzer Gemeinde gestiftete und den 9. Juni 1441 von dem Bischof Heinrich von Constanz bestätigte St. Johannes- und die St. Katharinen-Kaplanei; die erstere wurde durch Verfügung vom 30. Aug. – 5. Sept. 1815 supprimirt und theils mit der Pfarrstelle, theils mit der letzteren vereinigt, diese selbst aber den 6. Juni 1845 – 9. Juni 1846 in ein ständiges Vikariat verwandelt. – Das Kl. Rottenmünster besaß hier im J. 1376 Gülten.
- ↑ Entweder muß dies eine andere Mühle sein, als die im J. 1282 genannte, oder muß dieser Verkauf rückgängig geworden oder Walker diese Mühle in der Zwischenzeit wieder erworben haben.
- ↑ Bei diesem Brande soll die Chronik Besenfelders, welche in der zimmerischen Chronik oft benützt wurde, zu Grunde gegangen sein.
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