« Kapitel B 6 Beschreibung des Oberamts Riedlingen Kapitel B 8 »
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7. Binswangen mit dem Landauhof.
a. Binswangen, kath. vormals Kreuzthalisches Pfarrdorf, 11/2 St. von Riedlingen, mit 649 Einw. C. A. Heiligkreuzthal,| F. A. Zwiefalten. Zehnten, den großen bezieht der Staat, mit alleiniger Ausnahme von 43/4 J. worauf derselbe der Pfarrey Altheim zusteht, den kleinen die Pfarrey, von Klee und Futterkräutern wird kein Zehenten gereicht.

Gefälle beziehen: der Staat aus vorm. Schupflehen nun Zinsgütern 289 fl. 23 kr. und 2 Schfl. D. und 2 Sch. H.; Pfarrey 7 fl. 4 kr. Stiftungspfl. 45 fl. 23 kr. und 7 Sch. D., 71/2 Sri. H. und 11/2 Sch. Gerste, F. Taxis 7 fl. 20 kr. Univ. Freyburg 5 fl., mehrere Gemeinden, als Weidersatz 83 fl. 51 kr. zus. 438 fl. 1 kr. und 131/2 Sch. Früchte. Dazu kommen Landgarben des Staats im Betrag von 1714 fl. 37 kr. Das Fischwasser in der Donau ist ein Falllehen des Staats, wofür der Besitzer jährlich 30 fl. entrichtet.

Binswangen liegt theils an dem Abhange des linken Donauufers, theils am Fuße desselben an der Donau, über welche hier eine Brücke führt. Der Name wird in allen ältern Urkunden Binswangen, nicht Binzwangen geschrieben, und der Berg an dessen Abhange der Ort liegt, heißt der Binsenberg. Die Kirche wurde 1382 dem Kloster Heiligkreuzthal einverleibt, die Baulast derselben und des Pfarrhofs hat daher jezt der Staat. Der Ort hat 2 Schildw. und 1 Brauerey. Über den Zustand des Orts s. S. 62; über den hier vorkommenden Sandstein S. 47 und 63.

Schon i. J. 805 verschenken die Grafen Chadaloch und Wago den Ort Binswangen an St. Gallen. S. 7. In spätern Zeiten findet man theils die Grafen von Grüningen-Landau, theils die von Justingen in dem Besitze. Anselm von Justingen verkauft 1275 alle seine Besitzungen nebst dem Patronat an Heiligkreuzthal um 166 M. S. Mit einem Theil der Justingischen Güter war Heinrich von Andelfingen belehnt. 1282 und 1289 verkaufen Walter von Ingstetten und Conrad von Thalheim mit Bewilligung ihrer Lehensherrn, der Gr. Conrad und Eberhard von Grüningen ihre Lehen an Kreuzthal. Die Lehensherrn verzichten dabey auf ihr Eigenthumsrecht und übergeben und verkaufen später, 1300, 1311 selber auch noch Güter an das Kloster. Von nun an besaßen die Gr. von Landau mit kurzer Unterbrechung (s. Landau)| und das Kloster den Ort mit einander, bis jene endlich ihren Antheil mit andern Gütern 1437 an Eberhard Truchsessen von Waldburg und dieser es 1443 an das Kloster verkauften, das von nun an allein in dem Besitze war, und es auch bis zu seiner Auflösung blieb. Bey dem Orte, auf dem obenerwähnten Binsenberg, stand ein Schloß, wovon man vor einiger Zeit noch Mauern und Gräben sah. Der Berg heißt daher auch der Schloßberg.

Etwa 300 Schritte vom Dorfe, jenseits der Donau, steht noch eine ziemlich geräumige Kapelle, an der Gränze des Breitriedes. Mittelst gewaltsamen Einbruchs ward aus der Pfarrkirche nebst andern Kirchengeräthschaften, auch das Gefäß, worin die geweihten Hostien aufbewahrt werden, entwendet. Bald von dem freventlichen Raube dieses Heiligthums geängstigt, warfen ihn die Diebe von sich, und die Hirten fanden des Morgens die Hostien zerstreut auf offenem Felde. Diese Schmach zu söhnen und den Boden zu heiligen, baute Ritter Lutz von Landau, 1398 gestorben, über demselben eine Kapelle, und als sein Sohn Eberhard i. J. 1437 mit seiner Stammburg auch Binswangen verkaufte, stiftete er 1443, mit Einwilligung der Söhne seines seligen Bruders Conrad noch von der Kaufssumme 800 fl. zu der Kapelle und sezte einen Kaplan, 2mal wöchentlich Messe zu halten. Der Schloßkaplan von Landau versah diesen Dienst, und später wurde die Kaplaney mit der Pfarrstelle vereinigt. Die Kapelle wird nicht mehr in baulichem Stande erhalten, keine Art Gottesdienst dort mehr gefeyert, und bald liegt auch dieß Denkmal des alten Geschlechtes in Trümmern.[1]

In der Nähe nördlich vom Orte lag am Donauthale das alte Huseberg, ein Gut (Praedium) das Hartmann von Mestetten, von den Grafen von Veringen zu Lehen getragen und mit deren Bewilligung 1252 an das Kloster Kreuzthal geschenkt hat. Von den Grafen von Veringen und dem Kloster Salem trugen auch die von Buwenburg einige Güter zu| B. zu Lehen, die sie 1345 gleichfalls an Heiligkreuzthal verkauften.


b. Landauhof,
eine K. Staatsdomäne, auf der Anhöhe über dem linken Donauufer, 1/4 St. von Binswangen mit 7 kath. Einwohnern. Der Hof ist dermalen für 335 fl. Geld, 50 Sch. Dinkel, und 30 Sch. Haber verpachtet. Bey dem Hofe lag einst die Burg Landau auf dem vordersten, der drey gegen die Donau sich hinabsenkenden und durch drey starke Einschnitte von einander getrennten Hügel, der deswegen noch der Schloßberg heißt. Nur ein kleiner Mauerrest erinnert noch an diese merkwürdige Burg, alle übrigen Trümmern wurden von den Bewohnern von Binswangen geholt. In dem Burgraume steht noch eine alte, ansehnliche Linde, unter der einst vielleicht noch die Grafen von Landau weilten, einer der schönsten Punkte der ganzen Gegend, wo man die reizendste Aussicht hat. Aber auch sie neigt sich zu ihrem Untergange, nachdem sie vor einigen Jahren schwer von dem Blitze getroffen worden. Das Alter der Burg ist unbekannt, aber schon 1267 wird des Burgkaplans von Landowe erwähnt und 1275 kommt sie unter der Benennung „castrum Landowe“ vor. Sie war einst der Sitz der Grafen von Grüningen-Landau, nachdem dieselben ihren alten Sitz zu Grüningen bey Riedlingen verlassen hatten. S. Grüningen. Das Geschlecht der Grafen war eines der angesehensten Schwäbischen Geschlechter, und wie man allgemein annimmt, ein Zweig des Würt. Hauses. Der Raum gestattet uns hier nicht, tiefer in die Geschichte dieses Geschlechtes einzugehen; aber wir werden die dadurch entstehende Lücke in dem nächsten Hefte der Würt. Jahrbücher (Jahrgang 1826) zu ergänzen suchen, und verweisen hiermit auf den dort erscheinenden Aufsatz, als auf eine Beylage zu dem gegenwärtigen Umriß. Der erste Graf von Grüningen, Graf Werner erscheint ums Jahr 1089, da die Stifter des Klosters Zwiefalten, die Grafen von Achalm ihn, als den Sohn ihrer Schwester Willibirg für seine Ansprüche auf die Achalmische Erbschaft mit einigen Gütern zufrieden stellen. Aber lange Zeit waltet| noch ein tiefes Dunkel über der Geschichte der Grafen, bis auf einmal ein Graf Hartmann von Grüningen während seines Aufenthalts zu Capua i. J. 1243 seine Grafschaft im Albegau mit der Burg Eglofs an K. Friedrich II. mit der Bedingung verkauft, daß auf den Fall seines Todes der Kaufschilling an seine Nepoten, die Grafen von Würtemberg bezahlt werden solle. Bald darauf erscheint wieder ein Graf Hartmann von Grüningen, zur Unterscheidung von einem Sohn gleiches Namens gemeiniglich der ältere genannt, der von 1251 an in mehreren Urkunden in Verbindung mit den Grafen von Würtemberg vorkommt, und 1257 sich Signifer Imperii nennt, weil er, vermuthlich kurz vorher von K. Wilhelm, mit der Reichssturmfahne und mit dem daran klebenden Besitze der Stadt Markgröningen belehnt worden war. Er hatte von seiner Frau Hedwig 4 Söhne, Hartmann, Conrad, Eberhard und Ludwig, und erscheint mit diesen von 1267 an in einer Menge Heiligkreuzthaler Urkunden. Nach anderwärtigen Nachrichten starb er in der Gefangenschaft auf Asperg 1280 und wurde in der Kirche zu Markgröningen begraben, wo noch sein Grabstein zu sehen ist. Sein ältester Sohn Hartmann war schon 1273 nicht mehr bey Leben, der Sohn Ludwig war in den geistlichen Stand getreten, es folgten also die Brüder Conrad und Eberhard in dem Erbe. Diese verkauften die unterländische Besitzung Markgröningen 1295 an Kaiser Adolph und beschränkten sich auf ihre oberländischen Stammgüter. Schon einige Jahre vorher legten sie den Namen Grüningen ab, und schrieben sich allein von Landau, nachdem sie ein Zeit lang zwischen beyden Namen gewechselt oder sie auch verbunden hatten, ohne Zweifel, weil sie ihren Sitz zu Grüningen bey Riedlingen mit dem von Landau vertauscht hatten. Schon zu Hartmanns d. ä. Zeit fing das Geschlecht an, allmählig zu sinken, und sank immer mehr. Die Grafen verkauften eine Besitzung nach der andern, theils an Östreich, theils an Andere, hauptsächlich an das Kloster Kreuzthal, das sich seinen Zerfall besonders zu Nutzen machte,| und dessen Gebiet fast aus lauter vormals Landauischen Besitzungen bestand.

Im Jahr 1437 verkaufte Gr. Eberhard von Landau selbst die Stammburg Landau, nebst dem Gericht, Zwing und Bann des Dorfes Ertingen, 1/3 des Gerichtes zu Binswangen, dem Thalhof und andern Gütern und Gülten, den lezten Rest des väterlichen Erbes, für 15.491 fl. Von dieser Zeit an, und zum Theil schon vorher, legten sie auch den Grafentitel ab, und nannten sich Ritter. Als solche erwarben sie sich später in Östreich noch Güter und erscheinen hier als Ritter von Landau und Herrn von Hauß und Rappottenstein, bis sie in der Mitte des 17ten Jahrhunderts ausstarben. Ihr Wappen war das des Hauses Würtemberg – 3 Hirschhörner, ihr Erbbegräbniß hatten sie zu Heiligkreuzthal.

Der Verkauf der Burg Landau i. J. 1437 geschah an den Truchseß Eberhard von Waldburg; der Truchseß blieb aber nicht im Besitze, sondern verkaufte das Ganze wieder 1443 an das Kl. Kreuzthal für 16.000 fl. Die Nonnen von Kreuzthal beeilten sich, um allen künftigen Ansprüchen vorzubeugen, die Burg Landau, so bald sie in ihrem Besitze war, zu zerstören. Dennoch drang Hans Jakob von Landau, Ritter und K. Landvogt 1543 auf Wiederlosung seines väterlichen Stammsitzes, und brachte auch wirklich den Burgstall mit einigen Morgen Gütern für 800 fl. wieder an sich. Als aber dessen Linie mit seinem Enkel Dietrich von Landau ausstarb, kam der Besitz (nach einem noch vorhandenen Anschlage des Guts v. J. 1623) schenkungsweise von Cordula von Hohenegg, geb. v. Landau, an den Junker Wolfgang von Ratzenried. Bey der Theilung der Ratzenriedischen Güter i. J. 1667 ward Dietrich von Freyberg von den Landauischen Erbtheilnehmern bevollmächtigt, einen Verkauf von Landau mit Kreuzthal abzuschließen, welcher 1672 für 1200 fl. auch zu Stande kam, und von dieser Zeit an blieb das Kloster auch fortwährend im Besitze.


  1. Sie wurde ganz neuerlich zum Abbruch bestimmt.