« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Ravensburg Kapitel B 5  »
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4. Gemeinde Berg,

bestehend aus 56 Parzellen mit 927 Einwohnern. Der Gemeinde-Bezirk Berg liegt an und auf den Anhöhen, welche westlich das Schussenthal begrenzen und wird von der Altshauser Straße durchschnitten. Er gehörte vormals theils zu der östreichischen Landvogtei, theils zum Kloster Weingarten, zu einem kleinen Theil auch zur ehem. Reichsstadt Ravensburg, Herrschaft Schmaleck. Unter dem Namen „Berg und Weiler“ bestand ehemals ein eigenes Landvogtei-Amt. Grundherr ist jetzt größtentheils die k. Kammer, außer ihr haben die Gutsherrschaften zu Ratzenried und Bettenreute und mehrere Stiftungspflegen Gefälle zu beziehen. Die Zehnten hat ebenfalls die Kammer zu beziehen, einigen Antheil haben die Pfarrei Berg, die Stiftsverwaltung Ravensburg und die Gutsherrschaft Ratzenried. Der größte Theil des Gemeindebezirks gehört in die Pfarrei Berg, die übrigen Parzellen sind, wie unten besonders bemerkt ist, in die Pfarreien Blitzenreute und Fronhofen und 1 nach Ravensburg eingetheilt.

  • 1) Berg, ein kathol. Pfarrweiler, 46 E., 5/4 St. nördlich von Ravensb. auf der Höhe, sehr schön und freundlich gelegen mit weiter Aussicht. Es hat Kirche und Schule. Die Pfarrkirche zu B. hat ein nicht unbedeutendes Stiftungs-Vermögen, die Baulast derselben und seit neuerer Zeit auch die des Pfarrhauses hat die Stiftungs-Pflege. Das Patronat ist königlich, früher hatte es Weingarten. In die Pfarrei gehören mit Berg 44 Parzellen, sämmtlich im Gemeinde-Bezirke gelegen. Noch viel größer war der Pfarrsprengel in früheren Zeiten, es gehörten auch die jetzigen| Pfarrorte Blitzenreute und Schmaleck mit ihren Filialien darein. Die Pfarrei ist sehr alt.

    Berg gehörte dem Kloster Weingarten. In den ältesten Zeiten war es Welfisches Eigenthum und gehörte zu dem Erbtheile, das der heil. Konrad von seinen Eltern ums J. 925 erhielt, aber an seinen Bruder Welf vertauschte. (Hess mon. Guelf. Anony. Weingart. p. 9) Von den Welfen wurde Berg, d. h. Kirche, Zehnten und Zinsleute, somit aber so ziemlich Alles, was in den großen Pfarrsprengel gehörte, dem Kloster Weingarten geschenkt; die Kirchen von Berg und Altdorf machten nach der Stiftungs-Urkunde von 1090 die beiden Haupt-Stiftungsgüter aus. Einzelne Höfe waren im Besitze Welfischer Vasallen und kamen von diesen erst an das Kloster: so vertauschen und verkaufen 1182 Konrad v. Schmalneck 1 Hof und Güter zu B. an dasselbe, 1297 Konr. v. Beyenburg 1 H. in Weiler etc. Die bischöfliche Quart des Zehnten wurde 1301 von dem Bischof Heinrich von Constanz, mit den bischöflichen Rechten über die Kirche, an das Kloster gegen die Kirche und den Weiler Eriskirch abgetreten. Berg soll vordem auch der Sitz eines adeligen Geschlechts gewesen seyn.
  • 2) Aichach, auch Unter-Aichach im Gegensatz von O.Aichen in der Gemeinde Fronhofen genannt, ein vorm. Weing. Hof mit 9 k. Einw. und einem schönen Schildwirthshaus; Geburtsort des letzten Prälaten (Anselm Rittler) von Weingarten.
  • 3) Aigen, ein Hs. mit grundeigenem Gut und 8 Einw., vormals landvogt.
  • 4) Atzenhofen, H. mit 8 Einw., vorm. landvogt.
  • 5) Bachmaier, H. mit 19 E. an der Altshauser Straße, vormals Baindtisch unter landvogt. Hoheit.
  • 6) Basenberg, H. 15 E., vorm. Reichsstadt Ravensb.
  • 7) Bauzen, H. mit 9 Einw., Fil. von Fronhofen, vormals landvogt.
  • 8) Bayen, W. mit 28 Einw., am Baienbach gelegen, Fil. von Fronhofen, vorm. landvogt.
  • 9) Belzenhofen, H. mit 12 Einw., vorm. Weing.
  • 10) Benzenhofen, H. mit 1 Einw. wie 9. Der Hof war Eigenthum der Herren v. Benzenhofen; Kunz v. B. überläßt ihn 1353 an Weingarten, s. O.-Diepoldshofen.
  • 11) Burg bei Tobel, Hs. mit 7 Einw., vorm. landvogt. Hier stand einst die Burg der Herren von Tobel oder zum Tobel, das Haus ist noch mit Wasser umgeben, s. u. Tobel. Die Lage auf einer Erdzunge zwischen zwei tiefen Thal-Einschnitten war ganz geeignet zu einer Burg.|
  • 12) Dietenhofen, ein vorm. Weing. W. mit 9 Einw., an der Straße von Ravensburg nach Altshausen, Fil. von Blitzenreute. 1286 verkaufte Eberhard vom Bussen mit Beistimmung seines Oheims, Heinr. v. Schmalneck, Dietenh. an das Kloster Weingarten.
  • 13) Ettishofen, ein vormal. Weingart. zum Theil auch landvogt. Weiler mit 71 Einw. und einer Schildwirthschaft und Ziegelhütte. Er liegt am Fuße der Bergwand und an der von derselben herziehenden Altshauser Straße. Nicht weit davon führt jetzt eine Seitenstraße nach Ravensburg, s. S. 60. E. kommt mit in der Stiftungs-Urkunde des Klosters Weingarten von 1090 vor.
  • 14) Goldehub, ein vorm. Ravensb. H. mit 10 Einw.
  • 15) Groß-Baumgarten, H. mit 11 Einw., vorm. unter Ravensb. Hoheit und Kl. Weingartischer, jetzt Gr. Beroldingischer Grundherrschaft.
  • 16) Hahnenberg, Hs. mit 7 Einw., vorm. Ravensb.
  • 17) Hartmann H. mit 5 Einw., vorm. Weing. Die Höfe Hartmann und Wurzenmayer zusammen wurden ehemals Remensbach, auch Romisbach genannt.
  • 18) Hochstett, H. mit 8 Einw., Fil. von Fronhofen, vormals landvogt. und zum Carmeliter-Kloster in Ravensb. gehörig.
  • 19) Hof, ein vorm. Weingartischer Hof mit 4 Einw.
  • 20) Horb, ein vorm. Weing. Hof, Fil. von Blitzenreute mit 10 E., schon in der Stiftungs-Urkunde von 1090 als Horw genannt. An seiner Stelle stand ehemals eine feste Burg.
  • 21) Horrach, ein H. mit 8 Einw., vorm. landvogt.
  • 22) Intobel, W. mit 42 Einw., einer Mahlmühle und Hanfreibe an der Ettishofer Ach, vorm. Weingartisch, zum Theil auch landvogt. 1296 kaufte das Kloster den Ort von den Schenken Heinr. von Ittendorf und Konrad v. Beyenburg. Die von Zang hatten hier eine Burg. Wernherus de Zange steht als Zeuge in der Urkunde K. Philipps von 1197 über die Schenkung von St. Christina.
  • 23) Kanzach, H. mit 12 Einw., vormals Weingart. Das Kloster kaufte ihn 1293 von Heinrich, d. Wildenmann von Wildeneck.
  • 24) Kasernen, neuerlich in Käserin verändert, ein W. mit 24 E., vormals Weingart., und Quartierort der Kloster-Soldaten, am Einfluß der Ettishofer Ach in die Schussen.
  • 25) Kellenried, W. mit 20 Einw., Fil. von Blitzenreute, vormals theils landvogt., theils Weingartisch. G.H. von einem H. ist die Kirchenpflege Berg. 1503 übergaben die Kinder H. v. Praßberg 1 Hof an das Kloster Weingarten.|
  • 26) Kernen, H. mit 6 Einw., vorm. dem Kloster Baindt gehörig, unter landvogt. Hoheit.
  • 27) Kesernen, ein aus 2 H. bestehender W. mit 15 Einw., Fil. von Ravensburg, vorm. theils landvogt., theils Weingart.
  • 28) Kleinstraß, Hs. mit 9 Einw., vorm. Weingartisch.
  • 29) Kreuzer, H. mit 10 Einw., deßgl.
  • 30) Mazenhofen, H. mit 8 Einw. deßgl. Karl Böble, Bürger zu Memmingen, verkaufte den Hof 1611 an das Kloster.
  • 31) Mehlishofen, H. mit 8 Einw., vorm. Weingart.
  • 32) Möhris, H. mit 7 Einw., Fil. von Fronhofen, von Rehlingisches Lehen, vormals unter landvogt. Hoheit.
  • 33) Neu-Baumgarten, H. mit 6 Einw., wie 15.
  • 34) Neuhaus, Hs. mit 10 Einw., vorm. landvogt.
  • 35) Ober-Diepoldshofen, H. mit 19 Einw., vormals Weingartisch. Wig. v. Benzenhofen verkauft 1378 sein Gut zu Diepoldshofen an M. Buggimoos in Altdorf, 1407 und 1493 erwarb Weingarten das Ganze, d. h. U. und O.D.
  • 36) Ober-Luppberg, H. mit 3 Einw., vormals landvogt.
  • 37) Oberstaig, H. mit 2 Einw., Fil. von Blitzenreute, vormals Weingart. Ein adeliges Geschlecht schrieb sich davon, s. Schachen.
  • 38) Ramsee, W. mit 13 Einw., vormals landvogt. Die Gefälle bezieht das Spital Ravensburg.
  • 39) Rosenhäusle, H. mit 10 Einw., vorm. landvogt.
  • 40') Schmitten, Hs. mit einer Schmiede und 12 Einw., vorm. Weingart. Bei dem Haus führt eine Brücke und die Altshauser Straße über die Ettishofer Ach.
  • 41) Schnetzen, H. mit 12 Einw., Fil. von Blitzenreute, vormals Weingartisch.
  • 42) Sonntagen, H. mit 9 Einw., vorm. Ravensb.
  • 43) Stauden, (Staudach) H. mit 4 Einw., wie 32.
  • 44) Steinenbruck, H. mit 3 Einw., wie 8.
  • 45) Straß, W. mit 26 Einw., vorm. Ravensburgisch.
  • 46) Thiergarten, H. mit 5 Einw., Lehen der Pfarrstiftung Berg, vormals landvogteiisch.
  • 47) Tobel, W., 54 Einw., zum Theil Lehen des Spitals Ravensburg, vorm. theils landvogt., theils Weingart.; früher hatte auch Baindt 1 Hof. Der Weiler liegt über einer Schlucht, südlich von Berg und theilt sich durch jene getrennt, in Groß- und Klein-Tobel und Burg, s. o. Nro. 11. Letzteres war die Burg, welche die Ritter zum Tobel, Dienstmannen der v. Beyenburg, bewohnten. Burkard v. Tobel überläßt 1298 einen Hof zu Tobel dem Kloster Weingarten; die Brüder Pilgrim und Burkard| v. T. überlassen demselben 1313, 1318 und 1319 bedeutende Güter zu Mölibrunn, Schreckensee, Rupprechtsbrugg und Hatzenberg. Ein Pilgrin v. T. kommt wieder 1391 vor. Das Kloster Weingarten kaufte später noch Güter zu Tobel 1562 von Wolfgang Gremlich zu Jungingen und Haßenweiler. S. auch Klizistobel.
  • 48) Unterberg, Hs. unter Berg, eine neue Ansiedlung, mit 3 Einw.
  • 49) Unter-Diepoldshofen, H. mit 13 E., wie 35.
  • 50) Unterloch, W. mit 19 Einw., wie 46.
  • 51) Unter-Luppberg, H. mit 2 E., vorm. landvogt.
  • 52) Vockenweiler, H. 8 E., vorm. Ravensb. In der Nähe gegen Schmaleck hin soll eine Burg gestanden haben.
  • 53) Weiler, ein W. mit 195 E., der bedeutendste Ort des Gemeindebezirks, von dem auch das vorm. östreich. Amt „Berg und Weiler“ mit zugenannt war, in schöner Lage über dem Schussenthal mit 1 Kapelle zur Mutter Gottes und 1 Mahlmühle. An den Gefällen hat der Spital Ravensb. Theil. Der Ort war theils Weing., theils landvogt. Er kommt schon in der Weing. Stiftungs-Urkunde von 1090 vor. Der Schenk Konr. v. Bigenburg verkaufte 1297 einen Hof zu W. an einen Ravensb. Bürger.
  • 54) Wurzenmayer, H. mit 5 Einw., wie Nro. 17.
  • 55) Ziegelhütte, Hs. mit 5 Einw., mit einer großen vormals Weingartischen Ziegelhütte, im Schussenthal an der Landstraße. Bei derselben führt eine Brücke über die Schussen, mit der sich hier von der einen Seite die Ettishofer Ach, von der andern die Baienfurter Ach vereinigen.
  • 56) Zuberg, W. mit 23 Einw., vorm. landvogt. Baindt hatte hier einen Lehenhof.