« Kapitel B 26 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 28 »
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Ober-Eppach,


Gemeinde III. Klasse, 387 Einw., worunter 10 Kath. a. Ober-Eppach, Weiler, 58 E.; b. Grünbühl, Weiler, 34 Einw.; c. Lohe, Weiler, 43 Einw.; d. Kesselhof, Weiler, 23 E.; e. Tannen, Weiler, 74 Einw.; f. Unter-Eppach, Weiler, 87 Einw.; g. Waldsall, Hof, mit Hohebuch, Haus, 13 Einw.; h. Wüchern, Weiler, 55 Einw. – Kesselhof und Waldsall sind Filiale von Kirchensall, die übrigen von Neuenstein; die Katholiken sind nach Waldenburg eingepfarrt. Zum Schulverband von Grünbühl gehören die Orte: Ober-Eppach, Lohe, Tannen, Kesselhof, Wüchern und Waldsall; zu dem von Neuenstein, Unter-Eppach und nach Waldenburg Hohebuch. Zehnten und grundherrliche Abgaben hatten die Fürsten von Hohenlohe-Oehringen und Waldenburg, theilweise auch das Stift Oehringen zu beziehen. Sämtliche Orte gehörten zum fürstl. hohenl. Amt Neuenstein.

Der Gemeindebezirk liegt auf dem Flachlande am Fuß der Waldenburger Berge und hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, mit Ausnahme der Orte Ober- und Unter-Eppach, wo der Boden sehr ergiebig ist. Sämtliche Orte, Grünbühl ausgenommen, sind mit Trinkwasser hinreichend versehen.

Die Haupterwerbsquellen der meist wohlhabenden Bezirksbewohner sind Feldbau und Viehzucht, während sich die Gewerbe nur auf die nöthigsten Handwerker beschränken.

Die Landwirthschaft wird sehr fleißig betrieben; zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und Brachgewächse, auch Reps wird gebaut. Über das eigene Bedürfniß können noch ziemlich viel| Getreidefrüchte, Reps und Obst, das gut gedeiht, nach Außen abgesetzt werden. Die Wiesen sind ergiebig und liefern sehr gutes Futter. Der Weinbau ist ganz unbedeutend.

Von namhaftem Belang ist die Ochsen-, Rinder- und Schweinemastung. Pferde werden viele gehalten und meistens zum Pflügen benützt.

Die einzelnen Parzellen sind:

a. Ober-Eppach, 2 Stunden östlich von der Oberamtsstadt und 3/4 Stunden vom Mutterort an einem leicht gegen Süden geneigten Thalabhange des Epbachs gelegen, der hier eine Mühle in Bewegung setzt. Am Ort führt die Oehringen–Haller Eisenbahn vorüber.

Von den hier ansäßigen fünf Bauern hat der vermöglichste einen Grundbesitz von 80–90 Morgen und der am wenigsten begüterte 60 Morgen; außer diesen sind noch der Mühlebesitzer und zwei Handwerker vorhanden. Die Güterpreise sind wie in Kesselfeld.

In dem Oehringer Stiftungsbriefe von 1037 wird der Ort Ettebach genannt. In Ober-Eppach hatte das Stift den alten Fruchtzehnten, in Unter-Eppach 2/3 nebst Gülten theils mit, theils ohne Hauptrecht und Handlohn. Im Jahr 1343 verkauft Mechtild von Staufeneck an Gernot von Thierbach und Gernot von Neuenstein einige Güter in Ober- und Unter-Eppach. Im Oehringer Obleybuch kommen vor Arnoldus de Etbach, Irmelhus de Etbach, Rudigerus de Etbach.

b. Grünbühl hat eine freie Lage auf dem Flachrücken zwischen dem Epbach und dem Hirschbach an der Oehringen–Haller Staatsstraße, und nur 1/4 Stunde von Ober-Eppach entfernt. Im Ort ist ein Schulhaus, das auf Kosten des Fürsten L. F. Karl von Hohenlohe-Oehringen im Jahr 1800 neu erbaut wurde; es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Eine Schildwirthschaft ist vorhanden.

Der vermöglichste Bauer hat 80 Morgen Felder an einem Stück, der nächste 25 Morgen und die übrigen noch weniger als der letztere.

Grünbühl kommt 1499 als Grintbuhel vor; in dem Schreiben der Bauern an den Grafen Albrecht von Hohenlohe heißt der Ort Gruntpuhel. Am 11. April 1525 kamen die aufständischen Bauern mit den Grafen von Hohenlohe hier zusammen und sprachen ihnen so seltsam zu, daß ihnen die Augen übergegangen.

c. Lohe, liegt beinahe 1/2 St. nordöstlich von Ober-Eppach.

| d. Kesselhof hat 1/2 Stunde nordöstlich von Ober-Eppach auf einem Flachrücken zwischen der Sall und dem Hirschbach eine schöne freie Lage. Der Ort bildet gleichsam einen Theil von dem Weiler Tannen mit dem er zusammenhängt; er besteht aus drei Bauernhöfen, zu denen je 60–80 Morgen Güter gehören; außer ihnen ist noch ein Söldner ansäßig.

Im Oehringer Obleibuch kommt ein Mergart de Kesselsal vor.

e. Tannen, daselbst sind ansäßig zwei Bauern mit je ungefähr 80 Morgen Grundbesitz, vier mit 25 Morgen, die übrigen haben kleineren Besitz.

Tannen wurde 1347 von Friedrich, Stadtschreiber von Rotenburg und dessen Frau Anna von Neuenstein an Gnadenthal verkauft. Es gab Herren von Tannen. Friedrich von Tanne kommt 1287 als Zeuge vor, Götz 1366; Peter von Tanne hatte 1443 einen Hof zu Weißbach. Michael von Tannen verkauft 1458 Ulersberg an Kraft von Hohenlohe.

f. Unter-Eppach liegt 1/4 Stunde südwestlich von Ober-Eppach am Epbach, der hier eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang treibt. Der ansehnliche Weiler besteht aus sechs größeren Bauernhöfen, unter denen einer mit 70 Morgen Grundbesitz, die fünf anderen mit 40–50 Morgen; die übrigen sind Söldner. Unfern (südwestlich) vom Ort befindet sich eine schwach eisenhaltige Mineralquelle, die indessen nicht mehr benützt wird (s. Joh. Valerit Bauers Bericht von den zu Unter-Eppach entdeckten Heil- und Gesundbrunnen. Oehringen 1725. Anhang hiezu. Ebendas. 1726. 8.).

g. Waldsall, 3/4 Stunden nordöstlich von Ober-Eppach angenehm gelegen, gehört zwei Bauern, von denen jeder etwa 100 Morgen Grundbesitz hat.

Walther von Tullau hatte im Jahr 1402 Güter hier, die er an Gnadenthal verkaufte.

Dazu gehört Hohebuch, Eigenthum der Familie Mörike, welcher auch der Hof Hohebuch gehört (s. bei Waldenburg). Die hier bestehende großartige Brauerei, welche einen bedeutenden Absatz in die Oberamtsbezirke Weinsberg und Heilbronn hat, wurde in den 1840ger Jahren erbaut.

Etwa 1/4 Stunde südlich führt die Eisenbahn vorüber. Im Jahr 1850 wurde hier eine Post errichtet, die wieder eingegangen ist.

h. Wüchern, liegt 1/2 Stunde nördlich von Ober-Eppach oben an dem leicht geneigten Abhange gegen das Hirschbachthälchen. Im Ort sind vier wohlhabende Bauern, die je einen Grundbesitz von| 79–80 Morgen haben; die übrigen Einwohner besitzen 15–20 Morgen.


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