« Kapitel B 24 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 26 »
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Neuenstein,


Gemeinde II. Klasse, 1492 Einw., wor. 4 Kath.; a. Neuenstein, Stadt, 1411 Einw.; b. Bernhardtsmühle, Weiler, 22 Einw.; c. Eichhof, Weiler, 37 Einw.; d. Klumpenhof, Weiler, 22 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Pfedelbach eingepfarrt.

Die Stadt liegt 11/2 Stunden östlich von der Oberamtsstadt unter dem 49° 12′ 16,34″ nördlicher Breite und 27° 14′ 37,06″ östlicher Länge (Kirchthurm); ihre Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche des Kirchthurms 998 württembergische Fuß.

Im Ort haben ihren Sitz ein Amtsnotar und ein prakticirender Arzt; auch besteht daselbst eine Apotheke und ein Postamt, das mit der zunächst der Stadt gelegenen Eisenbahnhofstation verbunden ist. Auf dem Flachlande, das sich am Fuß der Waldenburger Berge gegen Norden ausdehnt, hat die nicht große Stadt auf dem westlichen| Ende eines zwischen dem Epbach und dem Bernbach sich hinziehenden Flachrückens eine sehr angenehme, jedoch etwas unebene Lage. Beide Bäche, welche an der Stadt, der Epbach auf der südlichen, der Bernbach auf der nordwestlichen Seite, ganz nahe vorbeifließen, vereinigen sich unterhalb derselben zunächst an dem sehr ansehnlichen Weiher, der Herrensee genannt, der innerhalb des ehemaligen Schloßgartens von dem Epbach und theilweise von dem Bernbach gespeist wird. Außer diesem Weiher besteht noch an der Südseite der Stadt der lang gedehnte Walksee; der zunächst der Stadt gelegene Schneckensee und der Schleifsee sind in neuerer Zeit abgegangen und in fruchtbaren Wiesengrund und in Baumfeld umgewandelt worden, so daß die Stadt mit Seen und Bächen auf drei Seiten umgeben war, was im Mittelalter zur Unzugänglichkeit derselben einigermaßen beigetragen haben mag. Die Stadt selbst zerfällt in zwei Theile, in die ursprüngliche ummauerte Stadt und in die an der Nordostseite sich anlehnende, später erbaute Vorstadt. An den nicht breiten, unregelmäßig angelegten, macadamisirten Ortsstraßen lagern sich die gedrängt und winkelig gebauten Häuser, die mit Ausnahme weniger steinerner Gebäude aus alter Zeit, einigen Gasthäusern und Kaufmannswohnungen ein etwas ländliches Aussehen haben. Von der ehemaligen Befestigung der Stadt, in welche auch das am südwestlichen Ende stehende Schloß gezogen war, haben sich noch die Ringmauern und der Stadtgraben großentheils erhalten; auch ein großartiger runder Thurm steht noch an der nordwestlichen Ecke der Stadtmauer, der Bürgerthurm genannt und gegenwärtig als Armenhaus benützt.

Das Städtchen hatte drei Thore, das obere Thor gegen die Vorstadt, das untere Thor an der Westseite der Stadt und das theilweise noch vorhandene Burgtor bei den Schloßgebäuden.

Immer noch trägt das Städtchen den Charakter eines im Mittelalter befestigten Orts und bietet mit seinem großartigen, mit Thürmen versehenen Schloß in Verbindung mit dem stattlichen Kirchthurm eine sehr malerische Ansicht, die schon öfters von Malern, namentlich in neuerer Zeit vom Landschaftsmaler Peters benützt wurde.

Wir beginnen daher die Reihe der interessanteren Gebäude des Orts mit dem in ein Hospital-Institut verwandelten Schloß; dasselbe bildet ein längliches Viereck, das einen ansehnlichen Hofraum einschließt, und ist auf den Grund eines früheren Schlosses im Renaissancestil erbaut worden. Das imposante dreistockige Gebäude hat auf den Ecken, mit Ausnahme der nordöstlichen, runde Thürme, die mit ihren obersten Stockwerken über den Dachfries des Schlosses| hinausstreben; überdieß ist an der westlichen Schloßseite noch ein Halbthurm angebracht, der jedoch nur bis zum zweiten Stockwerke reicht. Das Interessanteste ist der auf der Nordseite befindliche großartige Eingang, über dem die Wappen des Grafen Ludwig Kasimir von Hohenlohe und dessen Gemahlin von Solms angebracht sind. An den Seiten des Eingangs erheben sich zwei, sich ganz ähnliche runde Thürme, die bis zum dritten Stockwerke noch von dem früheren Schloß herrühren und der frühgothischen Periode angehören; über dem ersten Stockwerke lauft ein Rundbogenfries, das noch an den romanischen Stil erinnert und die Erbauung der Thürme unzweifelhaft in die Übergangsperiode von dem romanischen in den gothischen Stil setzt. Die übrigen Stockwerke wurden später im Renaissancegeschmack aufgeführt, von denen je das vierte, über den Dachfries des Schlosses hinausreichende, auf freistehenden, durch Spitzbogen verbundenen Säulen ruht und dem Ganzen ein sehr elegantes Aussehen verleiht. Außer den unteren Theilen der beiden Thürme stammen noch namhafte, aus Buckelsteinen aufgeführte Grundmauern des Schlosses aus sehr früher Zeit. Durch das Hauptportal gelangt man in den Hofraum, von dem mehrere Eingänge in das Schloß selbst führen, worunter sich zwei besonders auszeichnen und zwar befindet sich der eine gleich beim Eintritt in den Hofraum links in der nordöstlichen Ecke desselben; er ist im schön gothischen Stil ausgeführt und enthält in der Lünette über dem horizontalen Thürsturz die Wappen Albrecht III. von Hohenlohe und dessen Gemahlin von Hohenzollern, auf beiden Seiten derselben sind Drachen angebracht, die sich mit ihren Köpfen zu den an der Thüre hinaufstrebenden Säulen herabneigen. Der andere im reichen und überaus schönen Renaissancestil ausgeführte Eingang befindet sich in der südwestlichen Ecke des Schloßhofes; über demselben sieht man die Wappen des Grafen Kasimir und seiner Gemahlin von Solms. An der Südseite des Schlosses sind über einem Balkon zwei aus Stein gearbeitete geharnischte Ritter und einige Medaillons von unbedeutendem Kunstwerth angebracht.

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Das Schloß selbst ist ein massives, einfach gehaltenes Gebäude mit gepaarten oblongen Fenstern; im Innern desselben bemerken wir das sogenannte Kaisergewölbe, ein großes Gelaß im unteren Stockwerk, dessen Decke, ein Kappengewölbe, auf zwei runden Säulen ruht; an den Kreuzgängen der Gewölbegurten sind verschiedene aus Gyps geformte und bemalte Vögel und unter anderem auch das Hohenlohe-oranische Wappen angebracht. Die Wände zieren Stuckarbeiten,| lebensgroße Hirsche, Rehe, wilde Schweine etc. in Relief darstellend, und über einem Eingang befinden sich die Wappen von Hohenlohe und Solms. Obgleich das ganze Gelaß sehr ruinirt ist, so zeugen doch diese Überreste hinlänglich von der ehemaligen reichen Ausstattung desselben. Im zweiten Stockwerke befindet sich die Schloßkapelle, die indessen nichts Interessantes bietet. Endlich ist noch die kunstreich ausgeführte Wendeltreppe, die zu den oberen Gemächern des Schlosses führt, zu erwähnen. Um das Schloßgebäude lauft ein ausgemauerter tiefer Graben, über den eine Zugbrücke, welche nun in eine feste Brücke verwandelt ist, führte. An das Schloß lehnt sich der ehemalige ausgedehnte Schloßgarten und überdieß sind noch einige Gebäude außerhalb des Grabens vorhanden, die ursprünglich als Nebengebäude zu dem Schloß gehörten und nun Eigenthum von Privaten sind.

Das gegenwärtige Schloß wurde der Hauptsache nach von Graf Ludwig Kasimir, † 1568, mit einem Aufwand von 80.000 fl. erbaut. Daß ein älteres Schloß schon da gewesen ist, ist aus einem Vergleich vom 19. August 1391 zwischen Kraft, Gotfried und Ulrich von Hohenlohe mit ihrer Schwester Anna, Wittwe Konrads von Brauneck, zu ersehen. Auch 1371 wird die „Burg zu Nuwenstein“ genannt.

Heinrich Schickardt soll der Baumeister sein (Württemb. Jahrbücher 1841, Heft I.), was sich aber nicht auf den Neubau Ludwig Kasimirs beziehen kann, da Ludwig Kasimir 1568 starb und Heinrich Schickardt 1558 geboren wurde. Ludwig Kasimir ist zu Oehringen geboren. Bekannt ist aber Neuenstein namentlich als Residenz Krafts VI., Großvaters von Ludwig Kasimir; unter ihm wird genannt von dem Neuensteiner Schloß „die große Stube in dem vordern Haus“ und das Gemach „in der Gewölbstube und Gewölbkammer“, „die Gewölbkammer über der Kapellen“ etc. Es scheint, daß von Graf Ludwig Kasimir nur ein Theil gebaut wurde und daß Heinrich Schickardt später an dem Bau betheiligt war. Jedenfalls war ein Theil schon 1566 bewohnbar, da 1566 Graf Ludwig Kasimirs Sohn, Albrecht, sich daselbst mit Leonore, Gräfin von Hanau, vermählte. Doch ist auch schon 1558 Graf Ludwig Kasimirs Sohn Friedrich in Neuenstein geboren. Ebenfalls daselbst geboren ist Georg Friedrich 1569, Graf Wolfgangs Sohn und seine Geschwister bis 1574, Graf Johann Friedrich I. 1617, Siegfried 1619, Wolfgang Julius 1622, Johann Ludwig 1625, Söhne Graf Krafts von Hohenlohe-Neuenstein und seine Tochter Eleonore Klara 1632. Von Graf Johann Friedrich I. Kindern ist Sophia Elisabetha 1676 zu Neuenstein geboren und Juliana Elisabetha 1679.

| Außer obengenannter Vermählung wurde in dem Neuensteiner Schloß die Hochzeit Graf Krafts mit der Pfalzgräfin Sophia bei Rhein 7. Mai 1615 und des Grafen Siegfried 28. September 1662 mit Maria Gräfin von Kauniz gefeiert.

Von Graf Johann Friedrich II., der aber in Oehringen Hof hielt, Kindern, ist Wilhelmine Eleonore 1717, Leopoldine Antoinette 1718, Eleonore Christiane 1728, Sophie Friderike Maximiliane 1721 in Neuenstein geboren; also war das Schloß noch neben dem Oehringer Residenz.

Begraben in Neuenstein: Graf Albrecht II. † 1490. Graf Albrecht IV. † 1551. Graf Kraft † 1641 und sein Sohn Kraft Magnus † 1670. Graf Wolfgang Julius † 1698 und seine Gemahlin Sophia Eleonora, Herzogin von Holstein-Ploen, † 22. Januar 1689. Graf Philipp Maximilian Johann † 22. März 1658.

Das in dem Schlosse befindliche Hospital-Institut hat zu seiner Grundlage 3 Stiftungen:

1) Die Weikersheimer. Graf Karl Ludwig von Hohenl.-Weikersheim hatte 1752 zur Verpflegung dürftiger Personen aus der Weikersheimer Grafschaft eine Stiftung gemacht und dieselbe mit Geld und Gütern ausgestattet.

2) Das Gnadenthaler wurde 1690 von Graf Wolfgang Julius für 24 arme presthafte Personen aus seinen Ämtern Neuenstein, Michelbach, Kirchensall und Ernsbach, eventuell aus Künzelsau und Hollenbach (6 Männer, 6 Weiber, 6 Knaben, 6 Mädchen) gestiftet.

Diese beiden Anstalten wurden 1777 von dem damaligen Besitzer der Grafschaften Neuenstein und Weikersheim, Ludwig Friedrich Karl, in eine vereinigt und nach Neuenstein verlegt und damit eine eigene Stiftung des Fürsten „das neue Hospital“ verbunden. Diese letztere Stiftung ging in Folge der Mediatisirung ihrer meisten Einkünfte verlustig. Zum Sitze dieser Anstalten wurde das Schloß in Neuenstein gewählt und die Benennung „Hospital-Institut“ demselben gegeben. Mit diesem Hospital wurde ein Zucht- und Arbeitshaus, aber in einem besonderen nun abgebrochenen Gebäude, in Verbindung gebracht.

In das fürstlichen Hospital-Institut, an dessen Spitze ein von der Neuenstein’schen Linie ernannter Hospitalverwalter steht, werden solche Arme, die sich in unverschuldeter Dürftigkeit befinden und nicht mehr im Stande sind, ihr Brod selbst zu verdienen, aufgenommen und erhalten Unterstützung an Geld und Brod, sowie Holz, Licht,| Wäsche, Bett, ärztliche Hülfe, Wartung und Pflege in Krankheitsfällen, wofür eine besondere Krankenwärterin aufgestellt ist, Medicamente auf Kosten der Institutskasse; auch werden die Beerdigungskosten von derselben getragen. Gegenwärtig sind 16 Personen, jede mit besonderer Wohnung in die Anstalt aufgenommen. Viele arme Personen, in Neuenstein und in den Orten, für welche die Stiftungen bestehen, namentlich in und bei Weikersheim, erhalten jährliche Unterstützungen von 20–45 fl.

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Die Stadtkirche war ursprünglich eine Kapelle und wurde 1611 von Graf Kraft von Hohenlohe-Neuenstein in einem einfachen, nichtssagenden Styl erbaut, dagegen gehört der Chor, vermuthlich die ehemalige Kapelle, der gothischen Periode an und enthält zwischen einfachen Strebepfeilern spitzbogige Fenster, aus denen jedoch das Maßwerk herausgenommen wurde. Das freundliche, weiß getünchte Innere der Kirche hat eine flache Decke mit kunstlosen Gemälden; auf dem Boden liegen mehrere Grabplatten, die Privatpersonen angehören, jedoch von den Kirchstühlen meist verdeckt sind und unter dem um zwei Stufen höher gelegten, mit einem Netzgewölbe versehenen Chor befindet sich die gräfliche Gruft, in der mehrere Mitglieder des Hauses Hohenlohe beigesetzt sind. Der zwischen Chor und Schiff stehende viereckige Thurm ist in seinen unteren Theilen alt, gegen oben aber neu aus Holz erbaut und mit einem modernen Schieferdache versehen. Angebaut an die Kirche ist im Renaissancestil im Jahr 1699 eine Halb-Rotunda, worin das Epitaphium des Grafen Wolfgang Julius aus schwarzem Marmor sich befindet. Dasselbe enthält verschiedene Inschriften, I. rechts unten: „Wolfgang Julius, Graf von Hohenlohe und Gleichen, Herr zu Langenburg und Kranichfeld, der Burg Milchling und Wilhermsdorf, des H. R. Reich wider den Türken geführten Krieg General-Feldmarschall, Obristen und Ritter, ist geboren den 13. August 1622. Weilen dazumalen schon die Troublen im römischen Reich angefangen und darauf der grausame 30jährige Krieg erfolgt, wodurch das ganze Land ruinirt, hat derselbe seinen Studiis, wessewegen er zu Tübingen und Straßburg geweßt, nicht forthängen, sondern nach Haus sich wieder begeben müssen, da dann ohnangesehen seiner Jugend, in Abwesenheit seines Herrn Vater und seiner Herren Brüder, die in fremden Landen und sonsten sich enthalten, er den bedrängten Unterthanen auf alle Weis beigestanden und solche zu schützen sich viele Leibs- und Lebensgefahr exponirt und wirklich darüber einen Schuß ins Gesicht bekommen. Nachdem gedacht sein Herr Vater 1641 zu Regensburg| bei dem Reichstag die Zeitlichkeit gesegnet und er den Leichnam hat helfen nach Hause begleiten, ist auf sein inständiges Anhalten ihm 1643, in der Sprach- und Exercitien sich zu perfectioniren, wohl endlich unbekannt zu reisen erlaubt, aber wegen damaligen harten Zeiten mit so wenigem versehen worden, daß er mit solchem nicht lang subsistiren können, sondern Kriegsdienste nehmen müssen, in welchen er durch sein rühmliches Wohlverhalten bis auf die Charge de Marechal de Camp und Obrister über des letzverstorbenen Königs Bruders, Herzog von Orleans, Leibregiment zu Pferd, erlangt, verschiedene schöne Actiones verrichtet und darüber öfters gefährlich verwundet worden. Weil aber der Prinz de Condé, bei welchem er sich mit seines Herrn Truppen in den Niederlanden aus Befehl befunden und sich solcher absonderlich besagten Regiments, so vor anderen renommirt war, gern zueignen wollen, er aber solches widersprochen, ist er in der Citadelle zu Antorf unter spanischer Verwahrung über ein halb Jahr gefänglich enthalten und endlich 1658 entlassen worden, da er dann bei seiner Rückreise bei dem Wahltag des Glorwürdigsten Kaisers Leopoldi I. zu Frankfurt sich gefunden, auch in desselbigen Dienste allergnädigst verlangt worden. Nachdem aber, des damaligen Churfürsten zu Maynz, Johann Philipp, glorwürdigsten Gedächtniß, mit absonderlichen Gnaden demselben gewogen gewest, hat er sich auf dessen Gutbefinden in die Reichsallianzdienste 1659 ein und zu Frankfurt den 20.–30. Julii zum General-Lieutenant solcher Armee bestellen lassen, da dann gedachte Armee gegen den türkischen Einfall in Ungarn und die kaiserlichen Erblande geschickt worden, in weiter solchen Jahres neben Graf Niclas Zerini dem Türken ins Land gegangen, verschiedene Plätze, worunter auch Fünfkirchen hinweggenommen, die ansehnliche Brücke über die Donau bei Essek verbrennt, vor Canischa die Retirade vor dem Feind gemacht, 42 Tag mit wenigem Volk den Türken über die Murr in Steiermark einzubrechen durch des Allerhöchsten Beistand verhindert und bei der im Augusto darauf bei St. Gothard mit demselben gehaltenen memorablen Schlacht, nachdem bereits viele Tausend von den Reichs- und Kaiserlichen Völkern erlegt und die Sach sehr gefährlich gestanden, mit unsterblichem Ruhm sowohl den kaiserlichen Erblanden als der ganzen Christenheit zu großem Nutzen sich in der Aktion selbst, wiewohl todtkrank befunden, mit Rath und That unter des allerhöchsten Direktion den Sieg erhalten helfen. Nach dem stracks darauf erfolgten Frieden auch expirirtem Termin der Allianz hat er die Kriegsdienste quittiret. 1666 seine erste fürstliche Gemahlin| geheirathet, sich zu Haus gehalten, und verschieden, der Grafschaft sehr nutz und reputirlich, sowohl in Kirchen- als Polizeisachen angeordnet, die Herrschaft Wilhermsdorf samt den dabei befindlichen adelichen Gütern, Neuseß, Buchklingen erkauft, das ansehnliche Schloß daselbst bauet und nach dem Tode der ersten Gemahlin 1689 zur anderen Ehe geschritten und endlich um Gotteswillen den 26. Dezember 1698 die Zeitlichkeit gesegnet und seine Seele dem Allerhöchsten in seine Hände befohlen.“

Graf Wolfgang Julius, geboren 18. August 1622 zu Neuenstein, kam 1634 auf die Universität Tübingen, mußte nach der Nördlinger Schlacht zu seinen Eltern nach Worms flüchten, von da nach Straßburg, kam nach dem Prager Frieden 1635 mit seinen Eltern nach Hause, wo er, da seine Eltern in Ohrndruff waren, in den schlimmen Zeiten öfters in Lebensgefahr kam, namentlich in seinem fünfzehnten Jahr einen Schuß ins Gesicht bekam. Nach seines Vaters 1641 in Regensburg erfolgtem Tode blieb er bis 1643 in Deutschland, reiste dann nach Frankreich und trat unter dem Marschall Ranzau in Kriegsdienst, bekam daselbst bald ein Regiment zu Pferd, kämpfte in der Schlacht bei Rethel mit, wo er verwundet wurde, ferner bei Etampes, bei der Vorstadt St. Antoine und anderen Orten, wurde im 28sten Jahre Maréchal de Camp. In den Niederlanden commandirte er unter dem Herzog v. Condé, wurde gefangen, ranzionnirte sich selbst und kämpfte glücklich bei Valenciennes. Er trat nun aus den Diensten des Herzogs von Orleans und seiner Tochter Mademoiselle de Montpensier in Reichsdienste über (1658) und wurde General-Lieutenant, bekam 1663 ein Commando gegen die Türken, eroberte Fünfkirchen 1664, kämpfte in der Schlacht von St. Gothard 1664. 1665 wurde er General-Feldmarschall, und erkaufte 1667 die Herrschaften Wilhermsdorf und Burg Milchling. Er trat jedoch aus den Kriegsdiensten und regierte seinen Antheil Neuenstein. Er starb 26. Dezember 1698 zu Neuenstein.

II., links der Stammbaum:

Väterliche Linie. Mütterliche Linie.
Crato Sophia.
Wolfgang von Hohenlohe Carolus, Com. Pal.
Magdalena Nass. Dillenburg Dorothea.
Ludwig Casimirus von Hohenlohe Wolfgang, Com. Pal.
Anna Solms. Anna.
Georg von Hohenlohe Ludovicus, Com. Pal.
Praxedes Sulz. Elisabetha.
Crato von Hohenlohe Alexander, Com. Pal.
Helena von Würtemberg       Margaretha.
| Oben links: dessen Gemahlin war Sophia Eleonore etc., geborene Herzogin zu Schleswig etc., † 22 Januar 1689.

Die zweite Gemahlin war Franziska Barbara etc. Gräfin Welz.

Oben rechts:
Schlacht in der Vorstadt St. Antoine.
Rencontre bei Etain.
Retirade von Canisha.
Oben links:
Victorie bei St. Gothard.
Victorie bei Rethel.
Victorie bei Paris mit den Parlamentssoldaten.
Ganz oben links:
Victorie bei Valenciennes.
Victorie bei Blenau.
Fünfkirchen mit Sturm genommen.
Ganz oben rechts:
Retirade von Arras.
Rencontre bei Benz.
Rencontre bei Canisha.

Auf dem Thurme hängen drei Glocken, von denen die größte und mittlere folgende gleichlautende Inschriften tragen: Anno domini 1679. Erhalte, Herr, was deiner Ehre gewidmet ist. Wolfgang Julius Graf von Hohenlohe-Gleichen, Herr zu Langenburg etc.

Auf der kleinsten steht: Gottes Wort bleibet ewig, Glaube dem mit That, so bist du selig. Cristoph, Glockengieser zu Nürnberg gos mich.

Der sehr ansehnliche Begräbnißplatz liegt außerhalb der Stadt zunächst der Vorstadt; auf demselben steht eine ganz einfache Kirche, an welche das Wohnhaus des Todtengräbers angebaut ist, in dessen unterem Stockwerke Ortsarme untergebracht sind.

Das in der Nähe der Kirche gelegene Stadtpfarrhaus, welches die Fürsten von Hohenlohe-Oehringen zu bauen und zu unterhalten haben, wird demnächst abgebrochen und durch ein neues Gebäude ersetzt werden.

Das ziemlich alterthümliche Diakonathaus steht an der Südseite der Stadt auf der Stadtmauer; die Baulast desselben hat Hohenlohe-Oehringen.

| In der Mitte der Stadt steht das ansehnliche, dreistockige Rathhaus mit Thürmchen und kunstreicher Uhr auf dem First; es wurde 1743, nachdem das frühere abgebrannt war, neu aufgebaut.

Das südlich der Kirche an der Stadtmauer gelegene, ziemlich veraltete Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohngelasse des Knaben- und des Mädchen-Schulmeisters.

An der Vorstadt steht das in einem freundlichen modernen Stil erbaute Bahnhofgebäude.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich fünf öffentliche laufende und fünf Pumpbrunnen. Etwa 600 Schritte oberhalb des Orts befindet sich eine Mineralquelle, der Sehnersbrunnen; die Hauptbestandtheile sind schwefelsaures Natron und schwefelsaure Kalkerde.

Der Epbach, über den innerhalb der Markung fünf steinerne Brücken angelegt sind, setzt die Schleifmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, die Herrenmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, Gypsstampfe und einer Hanfreibe, und die Windmühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang, Gypsstampfe und Hanfreibe in Bewegung. Eine Ölmühle besteht außerhalb des Orts.

Außer der am Ort vorbeiführenden Oehringen–Haller Eisenbahn, geht noch die Oehringen–Haller- beziehungsweise Künzelsauer Landstraße durch die Stadt. Überdieß sind Vicinalstraßen nach Eschelbach, Kirchensall und Friedrichsruhe angelegt, so daß der Verkehr der Stadt mit der Umgegend hinlänglich vermittelt ist.

Die Haupterwerbsquellen der im allgemeinen rührigen Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht, nebenbei ist der Handel und das Gewerbe bei der Wohlhabenheit der Umgegend nicht unbedeutend; es sind sechs Handlungen, zehn Schildwirthschaften, zwei Brauereien und die gewöhnlichen Handwerker vorhanden, die jedoch nebenbei noch Landwirthschaft treiben.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner, wie auch der Gemeinde, haben sich in neuerer Zeit sichtlich verbessert und gehören jetzt zu den mittelmäßigen des Bezirks; die vermöglichste Klasse besitzt etwa 100 Morgen, die mittlere 10–20 Morgen, die unbemittelte 1–2 Morgen oder gar kein Grundeigenthum. Gegenwärtig erhalten etwa 36 Personen Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Die ziemlich große, durchaus für den Feldbau benützte Markung ist beinahe eben und hat größtentheils einen sehr guten Lehmboden, der reichen Ertrag, besonders an Gerste und Dinkel, liefert.

Die Landwirthschaft wird sehr fleißig betrieben und erlaubt einen beträchtlichen Absatz an Getreidefrüchten (etwa 600 Scheffel)| nach Außen. Außer den Cerealien kommen noch die gewöhnlichen Brach- und Handelsgewächse, unter letzteren auch Hopfen, zum Anbau. Ein Morgen erträgt durchschnittlich 6–10 Scheffel Dinkel, 6–8 Scheffel Gerste, 4–6 Scheffel Haber und 4–5 Scheffel Weizen. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern von 3–500 fl., bei den Wiesen von 4–600 fl. per Morgen.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert reichlich gutes Futter, von dem noch nach Außen abgegeben werden kann, obwohl die Rindviehzucht und Rindermastung nicht unbedeutend ist; man hält vorzugsweise einen tüchtigen Neckarschlag, welcher durch drei Farren (Neckarschlag und Simmenthaler) verbessert und nachgezüchtet wird.

Auch Schweinezucht wird in einiger Ausdehnung betrieben, indessen werden die meisten Ferkel eingeführt und viele auf den Verkauf gemästet.

Die Obstzucht ist ausgedehnt und das Obst geräth sehr gerne; sie beschäftigt sich mit Most- und Tafelobst, Zwetschgen etc. und erlaubt in günstigen Jahren einen namhaften Verkauf nach Außen.

Eine Gemeinde- und eine Privatbaumschule sind vorhanden.

Die Schafweide und die Pferchnutzung verpachtet die Gemeinde um 800 fl.; der Pächter läßt im Vorsommer 300 und im Nachsommer 500 Land- und Bastardschafe auf der Markung laufen.

Auf der Gemeindemarkung sind in dem Lettenkohlensandstein fünf Brüche angelegt, die vortreffliche, weithingesuchte Werksteine liefern.

Das Vermögen der Stiftungspflege, aus verschiedenen Stiftungen von hohenlohischen Fürsten und Privatpersonen bestehend, beträgt 9927 fl. (über das Vermögen der Gemeinde und Stiftungspflege siehe auch Tabelle III).

Die alte Straße, zuweilen auch grasiger Weg genannt, zieht auf eine große Strecke an der nördlichen Markungsgrenze fort und in ihrer Verlängerung nach Oehringen.

Neuenstein gehörte zu dem von Bischof Gebhard an das Hochstift Regensburg legirten Besitz und war als Regensburgisches Lehen vermuthlich mit Waldenburg und Oehringen an Hohenlohe im dreizehnten Jahrhundert gekommen.

Im Jahre 1806 ging die Oberlehnsherrlichkeit an Württemberg über (siehe Oehringen).

Die Belehnungsbriefe von Regensburg fangen von 1391 an, „verliehen für Söhne und Töchter … Stadt und Veste Neuenstein 1411 … Neuenstein, das Städtle … 1430 Schloß und Stadt| Neuenstein.“[1] Genannt wird es zuerst 1252, in welchem Jahre Gotfried von Hohenlohe, durch den wohl schon der Grund zur Hohenloh. Herrschaft in diesen Gegenden gelegt wurde, bezeugt, daß Agnes von Tierberc ihr Eigenthum nämlich 2/3 der „curiae Stretelnhof, prope Nuenstein“ dem Kloster Gnadenthal geschenkt und ihr Bruder Arnold ihn als Lehensherr gebeten habe, sein 1/3 demselben Kloster übergeben zu dürfen, wozu er seine Erlaubniß gegeben habe. Welcher Hof damit gemeint sei, ist nicht zu ermitteln.

Neuenstein hatte seine eigene rittermäßige Familie, die Herren von Neuenstein, die vermuthlich ursprünglich Burgmannen daselbst waren, die aber später wenigstens, seit die Belehnung an Hohenlohe sich urkundlich erhalten hat, mit Neuenstein nicht mehr zusammenhängen, sondern zum Theil in Hall ansässig waren, wo mehrere Glieder dieser Familie in der Kirche des von ihnen begabten Johanniter-Spitals begraben liegen; sie zogen übrigens 1261 und 1340 aus der Stadt Hall und ein Zweig von ihnen ließ sich in Neufels nieder. Ihr Wappen war ein rother Steinpickel (Spitzhammer) im silbernen Feld. Zuerst werden von dieser Familie genannt Heinrich von Neuenstein, 1230 Juni 9., Zeuge Konrads von Weinsberg für Kloster Schönthal, Ulrich von Neuenstein 1243 Zeuge Krafts von Boxberg für dasselbe Kloster und 1253, 3. März, einer von den 11 Rittern, welche den Vergleich Gotfrieds von Hohenlohe und der Gebrüder von Weinsberg wegen der Vogtei und Schultheißen-Rechte in Oehringen bestätigten; in derselben Urkunde ist auch die Rede von Walkun von Neuenstein, sowie auch ein Heinrich von Neuenstein vorkommt 1230.

Der bekannte Stammvater ist Albrecht, genannt 1243 mit seinen Söhnen Herold und Albrecht (1263), sodann Raban, advocatus senior de Waldenburg 1289 und seine Söhne: Raban, Herold, Conrad, Schrot 1305. Die Namen Raban, Konrad oder Kunz, Schrot, Götz, auch Fritz, Albrecht Hermann kehren bei dieser Familie wieder, welche im Anfang des 16. Jahrhunderts erlosch. Verschiedene Glieder derselben waren Canonici in Oehringen,| Heinricus 1230, Gernodus 1332, Fridericus, senior 1370, Cunradus, 1387.

Konrad von Neuenstein in der Mitte des 14. Jahrhunderts Johanniterordenscomthur zu Hall und Balier zu Franken.

Ihre Güter lagen, soweit sie genannt werden, in Oehringen 1253, „auf dem langen Feld hinter dem Galgen in Oehringen“ als Weinsberger Lehen 1381, in Ober-Söllbach 1314 und 1319, wo Schroto, miles de Neuenstein et uxor Irmendrudis omnia sua bona in villula dicta Obernselbach ac in marchia, videlicet curiam dictam Schroteshof, verschiedene Zinslehen, den vierten Theil eines Waldes und Leibeigene dem Stift Oehringen zum Heil seiner Seele und zur Entschädigung für etwaige dem St. Petersstifte zugefügten Schaden schenkt in präsentia nobilis viri Domini Craftonis de Hohenloch und mit Einwilligung seiner Brüder, der strenuorum militum Raban und Conrad. Er erhielt dieses Gut wieder als Zinslehen für ein Pfund Wachs „auf Lulen Hofe“ und verspricht 1323, daß Alles nach seinem Tode wieder an das Stift zurückfallen solle, und 1330 bestätigte der Probst von Oehringen, Friedrich von Schrotzberg, diese Schenkung seines Oheims. Weitere Güter waren in Tiefensall 1315, ein Fischwasser in Sindringen, in Groß-, Klein- und Leschen-Hirschbach 1350, in Gaisbach 1369, in Bechberg bei Forchtenberg 1401, Michelbach 1414, Belzhag 1412, Ullersberg 1458, halb Schrotzberg (O.-A. Gerabronn S. 213 Chmel Reg. Ruperti Nr. 1371. 2247). Über die Besitzung Neufels (s. das.). Außerdem hatten sie Güter in den jetzigen Oberämtern Gerabronn, Künzelsau, Krailsheim, Hall. Die Besitzungen fielen theils an das Stift Oehringen, Kloster Schönthal, Hohenlohe etc., durch Schenkung oder Kauf.

Ulrich von Eschelbach, Bürger zu Hall, verkauft sein Haus und Hofstatt zu Neuenstein an Kraft von Hohenlohe um 60 Pfund Heller 1384.

Neuenstein wurde 1351 den 1. August von Kaiser Karl IV. zur Stadt erhoben: „wir haben sonderlich gemerkt die lautere stete Treue des Edlen Kraft von Hohenlohe … und ihm und seinen Erben erlaubt, auf ihrem Eigen und Gute zu Neuenstein eine Stadt zu machen und zu befestigen mit Holz und Steinen; auch Stock und Galgen zu errichten und Alle Gerichte zu pflegen über Hals, Hand und Glieder und Alle Sachen, und einen Wochenmarkt zu errichten mit den Rechten etc. von Mainz und Frankfurt.“

Bei seiner Rückkehr von Speier und Worms machte| Maximilian I., römischer König, einen Besuch in Neuenstein. Der königliche Hofmarschall, Wolfgang von Polheim, schrieb von Wimpfen, Mittwoch 25. Nov. 1495, daß die Königliche Majestät morgen nach Oringaw kommen werde mit vierthalbhundert Pferden, um daselbst über Nacht zu bleiben, der Graf möge Stallung und Herberge zurichten lassen. Der König blieb aber in Heilbronn über Nacht und inzwischen hatte ihn Graf Kraft VI. eingeladen, mit 50–60 Pferden zu ihm nach Neuenstein zu kommen, den übrigen Zeug aber in Oehringen zu lassen. Dieß wurde angenommen und Freitag den 21. November kam der König, eingeholt von dem Grafen bei Bitzfeld, ritt durch Oehringen und kam nach Neuenstein mit den Botschaftern von Neapel und Montferrat und 16 Herrn, und wurde im Schloß in der Gewölbestube und Kammer einquartiert, sein Gefolge zum Theil im Städtchen, Alle aber wurden im Schloß gespeist.

„Und nach dem Essen hat Ihre Königliche Majestät mit Graf Kraft im Schache gezogen etwelche Zeit und Graf Krafts Tochter, Fräulein Margarethe, kam mit ihren Jungfrauen zur Königl. Majestät in die große Stube im vorderen Haus. Darauf gieng der König mit seinen Kämmerern in die Frauenzimmer, wo des Grafen Gemalin, Helena von Württemberg, im Kindbette lag und hat sie als seine Muhme angeredet und ist eine Stunde bei ihr gesessen mit gnädigen und freundlichen Worten. Am Samstag Morgen ist der König nach Hall geritten, und von Hall schickte er an Frau Helena eine Schenk, ein Kleinod, „was ein Roslin von Dyemanten mit etlichen Rubin und Perlen in Gold gefasset.“ Graf Kraft selbst aber war mit dem Könige bis zur Grenze bei Westernach geritten.“

Kaiser Maximilian ertheilte 1510 der Stadt ein Marktprivilegium. 1556 erhielt L. Kasimir für seine Stadt ein kaiserliches Privilegium für zwei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt.

1525, den 10. April, rückten die aufrührerischen Bauern in Neuenstein ein, besetzten Schloß und Stadt, nahmen Frucht, Wein und Kriegsgeräthe mit, und setzten der Gräfin (Grafen Albrechts, der in Neuenstein residirte, Gemalin, Wandelbre, geb. von Zollern), den Albrecht Eisenhut zum Haushofmeister, der sie ziemlich knapp hielt. –

Am 1. April 1556 befand sich hier das Hoflager Kaiser Karls V.

Im schmalkaldischen Kriege, 18. Dezember 1546, lagern die spanischen Truppen Karls V. unter Herzog Alba in Neuenstein.

| Den 4. Julii 1743, im östreichischen Erbfolgekrieg, griffen östreichische Truppen einige hundert Einwohner, welche Gepäckwägen geleiteten, bei Neuenstein an, tödteten viele und machten gute Beute.

An der Pest starben 1634 viele Personen.

Das Wappen der Stadt ist das der Herren von Neuenstein, der Steinpickel im deutschen Schild. Das gegenwärtige Stadtschultheißenamts-Siegel hat statt des Pickels einen Hammer auf einem Quaderstein stehend.

Allhier ist am 20. Januar 1627 geboren Joh. Wolfgang Textor als Sohn des Kanzleidirektors Wolfgang Textor aus Weikersheim, welcher seinen ursprünglichen Namen „Weber“ in’s Lateinische übertrug. Auch der Sohn war anfangs Kanzleidirektor in Neuenstein, nachmals Professor der Rechte zu Altdorf, später zu Heidelberg (hier zugleich Hofgerichtsvicepräses), endlich Protosyndicus und Consulent zu Frankfurt a. M., wo er am 27. Dez. 1701 starb. Er war ein verdienter Schriftsteller im Fache des Völker- und Staatsrechts und des römischen Rechts. (Von ihm ist Göthes mütterlicher Großvater Johann Wolfgang Textor ein Enkel.)

Kirchliche Verhältnisse. Es war in Neuenstein in frühester Zeit eine Marien-Kapelle, worin eine große Menge Heiligthümer waren, 1332 „das Herr Kraft von Hohenlohe seiner Mutter zu Neuenstein in der Kapelle daselbst gelassen.“

1486 verschreiben sich „schulthais, burgermeister und gericht zu Neuenstein,“ gegen Albrecht, Grafen von Hohenloh, der der Kirche zu Neuenstein Heiligthümer geordnet (von den Heiligthümern ist noch der Rest eines Kreuzes erhalten), dazu 61/4 Pfd. ewige Wachsgült, daß sie die Heiligthümer bei der Kirche behalten und an den Festtagen, den Marien- und Aposteltagen dem Volke öffnen und das Wachs zu Kerzen verwenden wollen, die in „des Grafen Albrecht neuer Kapelle der gemeldeten Kirche angehangen“ zu der Messe angezündet und auf seiner Gnaden Grabe verbrannt werden sollen.“ Hier wurde Graf Albrecht II. wirklich begraben 1490, mit der Inschrift auf seinem Epitaphium:

Anno millesimo quadringintesimo nonagesimo quarto die Septembris obiit Generosus Dominus Albertus Comes de Hohenlohe S. C. P. A. Anima Deo vivat.

Auch Graf Albrecht III., † 1551, ist hier begraben.

Eine ewige Messe stiftete auf den Marienaltar 1368 Herr Kraft III. von Hohenlohe und seine Gemalin; Elisabeth von| Sindringen und ihr Gatte Konrad Brodbeck machten ein Vermächtniß dahin, und in eben diesem Jahre verzichtet Adelheid von Roth, Wittwe des Götz von Michelfeld, auf den halben Hof Hohebuch gegen die Kaplanei Neuenstein; 1335 präsentirte Ulrich von Hohenlohe zur Kaplanei den Walther, genannt Petrus, de Orengavv, dem Bischof Gerhard von Würzburg zur Kaplanei.

1429 stiftete Graf Albrecht I. 20 fl. zum Bau an Unserer Lieben Frauenkirche und 1437 kaufte die Kaplanei den Emmertshof von Peter Feurer, Burger von Hall.

1469 erließ Papst Paul III. an den Abt von Schönthal ein Schreiben, worin er sagt, es sei ihm eine Schrift des edlen Mannes Albrecht (II.) von Hohenlohe zugekommen, worin dieser wünsche, daß die parochialis ecclesia beatae Mariae opidi Nuensten, welche von Oehringen aus, aber wegen der Entfernung, nicht gut versehen werde, von diesem Verbande losgesagt werden möge, wogegen der Graf das Oehringer Stift zu entschädigen verspricht, wenn ihm das Patronatsrecht gelassen werde. Der Abt möge die Sache prüfen und nach Erfund handeln. Die Trennung kam damals aber nicht zu Stande.

1490 wurde durch Bischof Rudolph von Würzburg die von den Edlen von Neuenstein zu Ehren der heiligen Jungfrau in der Schloßkapelle von Neufels gestiftete Vicarey, nachdem die Burg Neufels zerstört und unbewohnbar gemacht worden sei, nach Neuenstein verlegt und zwar zum St. Elisabethen-Altar der Marienkirche auf Bitte des Grafen Kraft (VI.).

Anno 1499 kam endlich zwischen dem Grafen Kraft (VI.) und Dekan und Kapitel des Stiftes St. Peter und Paul zu Oringen folgender Vergleich zu Stande:

„Nachdem vor Alter und vil langen Jahren herkommen, daß die Kirche zu Neuensteyn als ein Filial des Stiffts zu Oringen anhängig gewesen ist und durch einen Pfarrherrn zu Oringen oder seinen Mitherrn bißher uß der Stat Oringen mit allen der heyligen Cristlichen Kirchen-Sacramenten und Gottesdiesten versehn werden sein solt … und aber bißhere vil Klag und Fürbringen an uns gelangt, daß die Pfarrherrn zu Oringen und ihre Mitherrn … die Filialkirche in Newenstein … und des Cristenlich Volk in den umb ligenden Flecken nit … gehörig versehen … nit us Unfleiß der Pfarrherrn und ihrer Mitherrn, sondern an Ferne und Weitte des Weges … so han wir Graf Kraft und Dechan und Capittel … beschlossen, daß ein erbar tügelicher weserlicher Priester der Grafschaft| von Hohenlohe gefellig sein heusslich wonung und wesen zu Newensteyn haben solle … und Alles das tun sol, was einem Kirchenverweser eines Filials in der Geistlichkeit steent … und sollen Dechan und Capittel zu Oringen oder ir Nachkommen henfüro zu kheiner Zeyt der ferner Versehung der gemelten Filial-Kirchen angefochten oder getrungen werden.“

Folgendes sind die nach Neuenstein eingepfarrten Orte: „Newensteyn Schloß und Stat, der Schaffhove, die Herrenmüle, die Grönigsmühle, Schwartzenberger Mühle daselbst, Ober-Selbach, Under- und Ober-Ebpach, der Eichhoff bei Under-Ebpach, Hohenreyn, Pfaffenweyler, Kesselfeld, Grüntbühel, Lohe, Tannen, Wüchern, Leschenhirßpach, Aychhorn, Dedenweyler, Großen und klein Hirßpach, Meinharts-Salle, Gißübel die Müle, Hohensalle, Metzlinsdorf.

„Von diesen Flecken sollen alle Einwohner dem Mitherren der gedachten Filialkirche volgen und gedeyhen und alle andere Opfer alle Nutzungen und falle die der Stole anhengig sind, auch von der Kapelle zu Tiefensall, die in der Pfarrkirche zu Oringen gelegen ist, Zehn Gulden Jerlicher Nutzung. Der Graf will die Behausung unden an unser Frümeßhaus zu Neuensteyn gelegen zu einer zymlichen priesterlichen Wonung bauen, wogegen der Mitherr die Behausung im Wesen halten und jährlich dem Frühmessner zu Neuensteyn 12 Pfenning und ein Sommerhuhn zu Gült geben soll; zwei Kühe und zwei Schweine soll der Mitherr unter dem gemeinen Hirten unbepfründet gehen lassen; er soll hinfüro halten und vollbringen die Messe des Grafen Albrecht in seiner Kapelle zu Neuenstein, jeden Monat auf den ersten Donnerstag.“ Jeder Mitherr soll jährlich auf Ostern dem Pfarrherrn zu Oehringen von der Stole der Filialkirche zu Neuenstein geben und reichen und an den Wallfahrten in der Kreuzwoche von Oehringen nach Neuenstein und umgekehrt soll nichts geändert werden.

Nach der Reformation wurde 1579 eine Superintendenz in Neuenstein errichtet, wozu gehörten: Forchtenberg, Orendelsall, Langen-Beutingen, Baum-Erlenbach, Michelbach, Tiefensall.

In der Schloßkapelle zu Neuenstein waren 1475 viele Reliquien in Gold und Edelsteinen gefaßt, die sollten zu ewigen Tagen laut des Vertrages zwischen Albrecht II. und den Brüdern Gotfried IV. und Kraft VI. ungetheilt und immer in dem Behältnisse bleiben in der Schloßkapelle und bei einem Verkauf oder Versatz von Schloß Neuenstein sollen sie dem ältesten Grafen von Hohenlohe behändigt werden, den anderen aber der Gebrauch davon offen stehen.

| Zu der Gemeinde gehören:

b. Bernhardtsmühle, liegt an dem Epbach, 1/2 Stunde unterhalb Neuenstein, wohin die Kinder in die Schule gehen. Im Ort befindet sich eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang.

c. Eichhof, 1/4 Stunde östlich vom Mutterort an dem Epbach gelegen. Am Ort führt die Oehringen–Haller Eisenbahn vorüber.

d. Klumpenhof, hat eine freie, angenehme Lage 1/2 Stunde nordwestlich von Neuenstein.


  1. Am 19. August 1391 vereinigten sich Kraft, Gotfrit und Ulrich von Hohenloch mit Anna von Hohenloch weiland von Brauneck, hinsichtlich des Schlosses Neuenstein, welches sie dem Bischof von Würzburg eingeantwortet haben, so daß es wegen des mütterlichen Erbtheils der genannten Anna bei dem Ausspruch des Engelhart von Winsperg verbleiben solle. Reg. Boic. 10, 294.
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