« Kapitel A 2 Beschreibung des Oberamts Oberndorf Kapitel A 4 »
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III. Einwohner.


A. Bevölkerungsstatistik.[1]
1. Bewegung der Bevölkerung im allgemeinen.
In den hienach beigegebenen Tabellen I. und II. ist die Bevölkerung des ganzen Bezirks sowohl als der einzelnen Gemeinden desselben vom 1. November 1812 an für verschiedene Zählungsperioden bis auf die neueste Zeit dargestellt und zwar nicht nur die ortsangehörige, sondern, soweit es möglich war, auch die ortsanwesende. – Man ersieht aus Tabelle I., daß die ortsangehörige Bevölkerung des ganzen Oberamtsbezirks von 1812–1852 fortwährend zugenommen hat, indem sie sich in diesen 40 Jahren von 17.969 Personen auf 27.370, also um 52 % vermehrte, womit Oberndorf unter diejenigen Bezirke gehört, welche die größte Vermehrung aufweisen, daß sodann in den 6 Jahren von 1852–1858, ohne Zweifel in Folge der wirthschaftlichen Kalamität, von der das ganze Land anfangs der 50er Jahre heimgesucht war, ein Rückgang der Bevölkerungszahl um 1289 Personen oder 5 % eintrat, worauf wieder eine allmählige Zunahme folgte. Die Zahl der Ortsangehörigen vom 3. Decbr. 1852 war jedoch nach der Zählung vom Jahr 1864 damals noch nicht erreicht, und erst von dem Resultat der neuesten Zählung am 3. Decbr. 1867 übertroffen, so daß die Vermehrung der Ortsangehörigen von 1812–1867, also in 55 Jahren im Ganzen 53,7 % ausmacht.|
Übersicht über die Bevölkerung des Oberamtsbezirks im Ganzen und zwar
in den Jahren I. der ortsangehörigen II. der ortsanwesenden nach der alle 3 Jahre wiederkehrenden
Zollvereinszählung.
a) Personen über
14 Jahren.
b) Personen unter
14 Jahren.
c) im Ganzen.
männl. weibl. zus. männl. weibl. zus. männl. weibl. zus. männl. weibl. zus.
1812. 1. November
08.875 09.094 17.969 08.485 08.868 17.353
1822
09.657 10.083 19.740
1828
10.529 10.949 21.478
1831
10.884 11.263 22.147
1832. a) nach der jährl. Zählung
10.979 11.392 22.371
0000. b) nach der 10jähr. Zählung
11.073 11.585 22.658
1834. 15. December
11.320 11.836 23.156 6.959 7.632 14.591 3.837 4.058 7.895 10.796 11.690 22.486
1837
11.749 12.306 24.055 7.175 7.879 15.054 3.902 4.275 8.177 11.077 12.154 23.231
1840
7.373 8.063 15.436 4.036 4.250 8.286 11.409 12.313 23.722
1842
12.530 13.086 25.616
1843
12.705 13.314 26.019 7.465 8.189 15.654 4.376 4.663 9.039 11.841 12.852 24.693
1846. 3. December
1846. a) nach der jährl. Zählung
13.038 13.619 26.657 7.448 8.410 15.858 4.465 4.633 9.098 11.913 13.043 24.956
1846. b) nach der 14jähr. Zählung
13.290 13.487 26.777
1849
13.417 13.604 27.021 7.510 8.557 16.067 4.403 4.564 8.967 11.913 13.121 25.034
1852
13.591 13.779 27.370 7.133 8.334 15.467 4.304 4.537 8.841 11.437 12.871 24.308
1855
12.893 13.246 26.139 6.622 8.106 14.728 3.511 3.741 7.252 10.133 11.847 21.980
1858. a) nach der jährl. Zählung
13.178 13.363 26.541 7.281 8.697 15.978 3.419 3.415 6.834 10.700 12.112 22.812
1858. b) nach der 12jähr. Zählung
12.646 13.435 26.081
1861
13.007 13.780 26.787 7.618 8.940 16.558 3.271 3.373 6.644 10.889 12.313 23.202
1862
13.164 13.921 27.085
1864
13.273 14.057 27.330 7.463 8.844 16.307 3.365 3.539 6.904 10.828 12.383 23.211
1867
13.391 14.242 27.633 7.441 8.682 16.123 3.627 3.721 7.348. 11.068 12.403 23.471
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Übersicht über den Stand der Bevölkerung in sämtlichen Gemeinden des Bezirks und zwar auf
Gemeinden. 1. Nov. 1812. 1. Nov. 1821. 15. Dec. 1834. 3. Dec. 1846. 3. Dec. 1858. 3. Dec. 1867.
Orts-
angehörige.
Orts-
anwesende.
Orts-
angehörige.
(Ortsanwes.
unbekannt.)
Orts-
angehörige.
Orts-
anwesende.
Ortsange-
hörige nach
der 12jähr.
Zählung.
Orts-
anwesende.
Ortsange-
hörige nach
der 12jähr.
Zählung.
Orts-
anwesende.
Orts-
angehörige.
Orts-
anwesende.
01) Oberndorf
1.279 1.260 1.344 1.626 1.806 1.816 1.864 1.789 1.775 2.008 2.059
02) Aichhalden
1.231 1.152 1.302 1.702 1.485 1.900 1.665 1.782 1.469 1.795 1.488
03) Alpirsbach
1.423 1.315 1.502 1.644 1.770 1.806 1.542 1.619 1.263 1.649 1.202
04) Altoberndorf
319 314 343 423 425 475 458 449 391 480 405
05) Bach und Altenberg
(bei Röthenberg)
257[A 1] 353[A 1] 381[A 1] 282 282 274 235 301 241
06) Beffendorf
428 422 465 537 555 591 536 589 503 654 514
07) Betzweiler
317 317 364 440 449 524 478 518 464 588 481
08) Bochingen
553 554 603 745 671 849 738 822 731 852 695
09) Ehlenbogen
190 189 192 173 217 227 278 225 289 252 267
10) Epfendorf

(hiezu Bruderhäusle,
Butschhof, Wenthof,
Ramstein und Thalhausen)

630

140
624

145
673

152
827

181
773

205
1.123 1.048 1.049 933 1.145 1.054
11) Fluorn
807 785 898 1.130 1.008 1.215 1.068 1.199 952 1.266 991
12) Hardt
(bei Mariazell)
613 537 670 513 703 557
13) Harthausen
266 270 287 320 339 400 374 418 368 437[A 2] 358[A 2]
14) Hochmössingen
473 468 523 581 611 644 649 648 614 701 650
15) Lauterbach
1.353 1.202 1.438 1.782 1.535 2.108 1.809 1.946 1.802 2.101[A 3] 1.721[A 3]
16) Mariazell
858 836 977 1.170 1.038 820 710 876 666 917 652
17) Peterzell
349[A 4] 341[A 4] 253 290 277 466[A 1] 467[A 1] 540 486 576[A 1] 509[A 1]
18) Reuthin
205 185 241 315 329 402 332 442 327 486 338
19) Römlinsdorf
273 267 280 369 351 378 356 369 317 380 346
20) Röthenbach
552[A 3] 512[A 3] 555 649 679 789 742 772 610 750 567
21) Röthenberg
920[A 5] 893[A 5] 764 912 877 1.022 1.012 1.002 802 1.077 833
22) Schramberg
1.888 1.827 2.095 2.699 2.551 3.213 3.247 3.181 3.000 3.382 3.127
23) Seedorf
565 600 695 804 782 1.012 960 1.011 896 1.023 907
24) Sulgau
292 281 274 316 356 350 350 356 330 404 361
25) Sulgen
1.033 1.004 1.022 884 808 1.116 1.005 982 872 1.059 911
26) 24 Höfe
170[A 6] 170 225[A 7] 280 356 310 362 288 386 344 416
27) Waldmössingen
620 613 696 842 762 961 880 995 837 1.034 852
28) Winzeln
827 807 954 1.162 1.090 1.365 1.207 1.270 981 1.269 969
17.969 17.353 19.374 23.156 22.486 26.777 24.956 26.081 22.812 27.633 23.471
  1. a b c d e f g incl. Hönweiler.
  2. a b incl. Ramstein.
  3. a b c d incl. Reichenbächle.
  4. a b incl. Hönweiler und 5 Höfe.
  5. a b incl. Bach u. Altenberg.
  6. (18 Höfe).
  7. 18 Höfe incl. 5 Höfe.
| Die Zahl der Ortsanwesenden von 1812 bildet keinen sichern Anhaltspunkt zur Vergleichung mit der der Ortsanwesenden nach der ersten Zollvereinszählung am 15. Decbr. 1834, da erstere nur die orts- oder bezirksangehörigen Anwesenden und die Ausländer in sich begreift, nicht aber auch die Ortsanwesenden, welche andern Bezirken des Landes angehören und bei der Zollvereinszählung gleichfalls mitgezählt werden. Auch bei der Zahl der Ortsanwesenden ist nun aber von 1834 an zuerst eine fortwährende Zunahme bis zum Jahr 1849 bemerklich, im Ganzen um 11 %; von da an bis zum Jahr 1855 aber eine Abnahme um 12 %, während die nächste Zählung pro 3. Decbr. 1858 zwar wieder eine Zunahme zeigt, welche seitdem andauerte, aber nicht so groß ist, daß die Zahl der Ortsanwesenden auf 3. Decbr. 1849 mit 25.034 Personen wieder erreicht worden wäre. Die Zahl der Ortsanwesenden vom 3. Decbr. 1867 mit 23.471 Personen steht vielmehr noch bedeutend dagegen zurück. Die Zahl der Ortsanwesenden pro 15. Decbr. 1834 = 100 angenommen, ist daher seitdem nur eine Vermehrung um 4,3 % eingetreten.

Was die Bewegung der Bevölkerung in den einzelnen Gemeinden des Oberamtsbezirks anbelangt, so zeigt sich nach Tab. II. in Übereinstimmung mit dem eben Gesagten von 1812 bis 1846 bei sämtlichen Gemeinden ein erheblicher Zuwachs der Zahl der Ortsangehörigen, ein viel geringerer dagegen und nur bei der Mehrzahl der Gemeinden in der Periode von 1846–1867, denn in einzelnen Gemeinden, wie z. B. Aichhalden, Alpirsbach, Sulgen und Winzeln ist hierin eine Abnahme eingetreten. Die Zahl der Ortsanwesenden sodann hat zwar von 1834–1846 gleichfalls in der Mehrzahl der Gemeinden zugenommen (nur Alpirsbach, Beffendorf und Sulgau zeigen eine Abnahme), von 1846 dagegen bis 1867 bei der Mehrzahl derselben abgenommen und nur 9 Gemeinden von 28 zeigen hierin einen Zuwachs, der jedoch auch nur bei der Stadt Oberndorf von einiger Bedeutung ist.

Übrigens ist hier zu bemerken, daß die Eintheilung der Gemeindebezirke mehrfach verändert worden ist, und daß es daher nicht möglich war, die Bevölkerung sämtlicher Gemeinden auch für die früheren Zählungen nach dem gegenwärtigen Stand der Gemeindebezirkseintheilung genau zu ermitteln.

Zur Erläuterung der Tab. II. fügen wir daher noch folgende Übersicht der Bevölkerung einzelner Gemeindeparzellen bei:| Es zählte
am 1. November
1812
am 1. Nov.
1821
am 15. December
1834
am 3. December
1846
am 3. December
1867
der Ort Orts-
angehörige
Orts-
anwesende
Orts-
angehörige
Orts-
angehörige
Orts-
anwesende
Orts-
angehörige
Orts-
anwesende
Orts-
angehörige
Orts-
anwesende
Reichenbächle
50 48 42 56 66 55 55 61 70
Thalhausen
67 65 73 84 96 147 167
Butschhof, Wenthof,
Bruderhäusle und Ramstein
81 80 51
28
97 109 26
13
40
20
Fünfhöfe
53 53 59
Hönweiler
61 59 96 119 93 115 90 108

Der bedeutende Zuwachs bei der ortsangehörigen Bevölkerung in den 40 Jahren von 1812–1852 ergibt sich noch deutlicher, wenn man die einzelnen Jahrzehnte mit einander vergleicht.

Auf je 1000 Personen betrug nämlich der durchschnittliche jährliche Bevölkerungszuwachs:

in der Periode      im ganzen Land      im Schwarzwaldkreis im Oberamtsbezirk
Oberndorf
     OZ.     
1812/22 5,50 06,71 09,43 03
1822/32 9,16 11,26 13,32 05
1832/42 8,58 10,00 13,01 04
1842/52 5,59 04,74 06,84 13.
| Der Zuwachs im Bezirk Oberndorf übertrifft somit in sämtlichen 4 Jahrzehnten nicht nur das Landesmittel, sondern auch noch den Durchschnitt des Schwarzwaldkreises, welcher von 1812–1832 um ein Beträchtliches höher als dieses ist, und nur von 1842–1852 etwas geringer, und daß dieser Zuwachs hauptsächlich von dem Überschuß der Geburten über die Todesfälle herrührt, geht aus Folgendem hervor.

Dieser Überschuß hat nämlich im Durchschnitt jährlich auf je 1000 Personen betragen:

in der Periode
von
     im ganzen     
Land
im Schwarzwald-
kreis
     im Oberamtsbezirk     
Oberndorf
OZ.
1812/22 6,14 08,34 10,25 02
1822/32 9,54 12,12 13,60 04
1832/42 8,92 11,22 13,20 04
1842/52 9,05 09,21 08,65 30

und war somit im Bezirk Oberndorf für die 30jährige Periode von 1812–42 stets beträchtlich größer als der des Schwarzwaldkreises und des ganzen Landes, während er allerdings im letzten Jahrzehnt von 1842/52 hinter denselben zurückstand. Überdieß ist Oberndorf unter denjenigen wenigen Bezirken, welche in der Periode von 1822/32 ein Mehr der Hereingezogenen und Eingewanderten über die Hinausgezogenen und Ausgewanderten aufweisen, das jedoch nur 51 Personen beträgt, während auch in der Periode von 1842/52 der sehr mäßigen Auswanderung mit 1 Auswanderer auf 315 Einwohner (OZ. 35) eine gegenüber von andern Bezirken verhältnißmäßig starke Einwanderung mit 1 Einwanderer auf 1416 Personen (OZ. 17) gegenüberstand, und die Zahl der in andere Orte des Königreichs Hinaus- und von solchen Hereingezogenen sich nahezu ausglich, denn es kamen auf 100 Hinausgezogene 98,73 Hereingezogene. (OZ. 23.)

Auch in den weiter folgenden 50er Jahren erscheint der Oberamtsbezirk Oberndorf nie unter denjenigen, die eine besonders starke Auswanderung hatten, und hinsichtlich der Umzüge im Lande zeigt sich in den Jahren 1855 und 56 sogar ein starker Überschuß der Hereingezogenen über die Hinausgezogenen, denn auf 100 Hinausgezogene kommen Hereingezogene 1855 – 115,84 (OZ. 12), 1856 – 120,9 (OZ. 7). Dagegen ist hier hervorzuheben, daß der Bezirk von 1849 bis 58 in der Regel unter denjenigen erscheint, die die meisten im Auslande lebenden Angehörigen zählten, so

im Jahr 1849 mit 1059 (OZ. 4)
1850 1059 (OZ. 6)
1851 1241 (OZ. 2) |
1852 1345 (OZ. 4)
1853 1505 (OZ. 5)
1855 1999 (OZ. 2)
1856 1777 (OZ. 4)
1857 .1465 (OZ. 8).

Da diese im Ausland befindlichen Württemberger aber bei der Aufnahme der ortsangehörigen Bevölkerung mitgezählt, bei der Zählung der ortsanwesenden dagegen nicht berücksichtigt werden, so ist auch dieser Umstand für die in den Perioden 1852/58 und 1849/55 sich ergebende Abnahme der Bevölkerung nicht von Bedeutung.

Es sind also vorherrschend die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse, denen die große Abnahme der Volkszahl anfangs der 1850er Jahre zuzuschreiben ist, so daß Oberndorf für die Periode 1849 bis 1855 mit einer Abnahme von 12 % bei der ortsanwesenden Bevölkerung unter allen Oberamtsbezirken Württembergs die erste Stelle einnimmt.[2] Betrachtet man, um dieß zu erklären, den Gang der Bevölkerung in den Jahren 1853/57, die in obigen Zahlenreihen nicht mehr enthalten sind, etwas näher, so ergibt sich Folgendes.

Das Oberamt Oberndorf hatte im Jahr 1853 unter allen Bezirken Württembergs mit 25,39 auf 1000 ortsangehörige Einwohner die kleinste Zahl der Geburten und war zugleich unter den Bezirken, welche gegenüber von 1852 die stärkste Abnahme der Volkszahl zeigen (OZ. 7). Ebenso war der Bezirk in den Jahren 1854 und 1855 unter denjenigen, welche die stärkste Abnahme von Ortsangehörigen hatten (OZ. 12 und 2) und hatte im ersteren Jahr zugleich mit 26,32 auf 1000 Angehörige, nach Schorndorf, am wenigsten Geburten, und mit 45,76 auf 1000 Lebende unter allen Bezirken am meisten Todesfälle.

Auch im Jahr 1855 noch ist Oberndorf mit 25,02 Geborenen auf 1000 Einwohner (OZ. 7) in der Reihe der Oberämter mit der kleinsten Anzahl Geborener, und zugleich mit der OZ. 5 unter denjenigen Bezirken, in denen die Zahl der Gestorbenen die der Geborenen am meisten überwiegt.

Dagegen erscheint Oberndorf im Jahr 1856 nicht mehr mit ungünstigen Ziffern der Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse und im Jahr 1857 ist Oberndorf bei mäßiger Anzahl der Geburten, aber sehr günstiger Sterblichkeitsziffer (24,03 auf 1000 und OZ. 4) schon | wieder unter denjenigen Bezirken (OZ. 10), in denen die größte Bevölkerungszunahme stattfand, woraus es sich auch erklärt, daß die Abnahme der ortsangehörigen Bevölkerung von 1852/58 nicht so bedeutend erscheint, als die der ortsanwesenden von 1849/55. Hält man nun mit diesen Thatsachen zusammen, daß der Bezirk Oberndorf in der wirthschaftlichen Katastrophe, die bei der vorausgegangenen weitgehenden Theilung des Grundbesitzes und seiner in Folge der Nothjahre eingetretenen Entwerthung[3] anfangs der 1850er Jahre in Württemberg stattfand, zugleich unter allen Bezirken derjenige war, in welchem verhältnißmäßig die größte Zahl der Gante vorkam, nämlich ein Gantfall auf 137 ortsanwesende Personen und 30 Familien, so läßt sich jene Bevölkerungsabnahme unschwer als eine Folge des ökonomischen Nothstandes erkennen, wie denn auch in anderen Bezirken der gleiche Zusammenhang sich geltend macht.
2. Geburten insbesondere.

Die Zahl der Geburten verhält sich zur Einwohnerzahl in der Periode

im 1812/22 1822/32 1832/42 1842/52 1846/56
(zur Zahl der
Ortsanwes.)
ganzen Land
wie 1 : 26,25 1 : 26,10 1 : 23,12 1 : 24,68 1 : 26,30
Schwarzwkr.
1 : 26,32 1 : 25,10 1 : 22,50 1 : 25,22 1 : 26,58
Bzk. Oberndorf
1 : 25,73 1 : 23,80 1 : 22,20 1 : 26,52 1 : 29,09

In Übereinstimmung mit obiger Darstellung des Ganges der Bevölkerung im allgemeinen zeigt sich hier die Zahl der Geburten im Bezirk Oberndorf für die 3 Jahrzehnte von 1812/42 häufiger als im Schwarzwaldkreis und im ganzen Land, wogegen sie in dem Decennium 1842/52 (im Jahr 1852 hatte das Oberamt Oberndorf nach Schorndorf die wenigsten Geburten, nämlich 28,3 auf 1000 Einwohner!) hinter dem Landesmittel sowohl als hinter dem des Schwarzwaldkreises zurücksteht, welch letzteres Verhältniß sich auch nach der Aufnahme des Medicinalkollegiums für die 10 Jahre 1846–1856 gleich blieb.

Vergleicht man die einzelnen Jahrzehnte miteinander, so zeigt sich im Oberamt Oberndorf und im Schwarzwaldkreis wie auch in Württemberg überhaupt von 1832/42 die größte Häufigkeit der Geburten. Das Verhältniß der unehelich Geborenen zu sämtlichen Geborenen war|
von
1812/22 1822/32 1832/42 1842/52
im ganzen Land
1 : 09,08 1 : 8,1 1 : 08,68 1 : 8,35
im Schwarzwaldkreis
1 : 10,40 1 : 9,7 1 : 10,50 1 : 9,11
im OA.-Bez. Oberndorf
1 : 08,25 1 : 7,4 1 : 07,80 1 : 6,83

die Zahl der unehelich Geborenen übertrifft somit im Oberamtsbezirk Oberndorf in den sämtlichen 4 Jahrzehnten von 1812/52 sowohl das Landesmittel als das des Schwarzwaldkreises, und es ist hier namentlich zu bemerken, daß Oberndorf auch Mitte der 50 Jahre, wo die Zahl der Geburten im Bezirk überhaupt eine geringe war, hierin den meisten Bezirken voranging und zwar

1855 mit 19,48 auf 100 Geborene
(OZ. 4)
1856 19,31
(OZ. 9),

während 1857 das Verhältniß in Folge der Zunahme der Geburten im allgemeinen sich wieder bessert.

Im letzten Jahrzehnt von 1842/52 kommen sodann

im ganzen Land im Schwarz-
waldkreis
im Bezirk
Oberndorf
1) auf 100 weiblich Geborene männlich Geborene 106,28 106,29 105,32
(OZ. 45)
2) auf 100 ehelich weiblich Geborene ehelich männlich Geborene 106,51 106,16 104,43
(OZ. 50)
3) auf 100 unehelich weiblich Geborene unehelich männlich Geborene 104,57 107,38 110,70
(OZ. 10)
Der Bezirk Oberndorf gehört sonach unter diejenigen, welche in dem fraglichen Jahrzehnt nur einen geringen Überschuß an männlich Geborenen hatten, denn sowohl der Durchschnitt des Landes als der des Schwarzwaldkreises weist hierin eine höhere Ziffer auf. Auch erscheint, wie überhaupt im Schwarzwaldkreis, so namentlich im Bezirk Oberndorf die Zahl der unehelich männlich Geborenen größer als die Zahl der ehelich männlich Geborenen, während im Durchschnitt des ganzen Landes das gegentheilige Verhältniß stattfindet. Die Richtigkeit der ersten Zahlenreihe wird zwar dadurch bestätigt, daß der Bezirk, wie unten nachgewiesen ist, zugleich unter denjenigen erscheint, bei welchen das Übergewicht der weiblichen Bevölkerung am größten ist; jedoch erscheint bezüglich des Überschusses der männlich Geborenen überhaupt nach den Aufnahmen des K. Medicinalkollegiums für die Periode vom 1. Juli 1846/56 ein etwas günstigeres Verhältniß, wobei indessen| zu bemerken ist, daß bei letzterer Berechnung die ortsanwesende, nicht die ortsangehörige Bevölkerung zu Grund gelegt ist. Es kommen nämlich in fraglicher Periode auf 100 weiblich Geborene männlich Geborene
in Württemberg im Schwarzwaldkreis im O.A.-Bezirk Oberndorf
106,31 106,16 106,67,

wonach also das Oberamt Oberndorf eine günstigere Ziffer aufweist als der Schwarzwaldkreis und das ganze Land. Der Unterschied zwischen den letzteren Durchschnittszahlen ist übrigens im Ganzen nicht erheblich.

Nach dieser im Jahrgang 1856 der württembergischen Jahrbücher von Finanzassessor v. Sick bearbeiteten Aufnahme des Königl. Medicinalkollegiums ergaben sich für die 10 Jahre 1. Juli 1846/56 in Beziehung auf Zahl und Verlauf der Geburten für den Bezirk Oberndorf noch folgende Verhältnißzahlen, die hier vorgemerkt werden dürften. Die Zahl der Geburten verhält sich zu der Zahl der über 14 Jahre alten Personen weiblichen Geschlechts

im ganzen Land im Schwarzwaldkreis im O.A.-Bezirk Oberndorf
wie 1 : 9,39 1 : 9,27 1 : 10,21,

es steht der Bezirk Oberndorf in Beziehung auf die Fruchtbarkeit des weiblichen Geschlechts für die fragliche Periode mit der OZ. 51 gegenüber von den meisten anderen Bezirken zurück, wie denn auch die Zahl der Geborenen überhaupt damals im Bezirk eine verhältnißmäßig geringe war. Was sodann die Zahl der Todtgeborenen anbelangt, so waren damals unter 100 Geborenen Todtgeborene

im ganzen Land im Schwarzwaldkreis im O.A.-Bezirk Oberndorf
wie 4,07 4,27 4,02.

Es kommen ferner Todtgeborene

im ganz. Land im Schwarzwald-
kreis
im O.A.-Bez.
Oberndorf
auf 100 natürliche Geburten
02,90 03,08 02,75
af 10 künstliche Geb
26,25 29,88 36,33.
Von 100 Gebärenden wurden künstlich entbunden
5,26 4,65 3,94.
Von 100 Gebärenden starben
bei natürlichen Geburten
0,14 0,13 0,11
 „   künstlichen Geb
0,22 0,22 0,18
unentbunden
0,03 0,03 0,02
bei Geburten überhaupt
0,39 0,38 0,31
Auf 100 Geburten kamen|
im ganz. Land im Schwarzwald-
kreis
im O.A.-Bez.
Oberndorf
Kaiserschnitte
0,02 0,01
Zerstücklungen
0,04 0,05 0,10
Zangengeburten
2,09 1,53 1,36
Manuelle Operationen
2,09 2,01 1,83
Nachgeburtslösungen
1,98 1,93 1,50
Geburtshilfliche Operationen
      überhaupt
6,22 5,53 4,79.
Es kamen ferner pr. 1. Juli 1846/56 unreif Geborene
auf 100 Geborene überhaupt
3,43 3,28 2,60
(OZ. 3)
auf 100 männl. Geborene
3,70 3,48 2,97
(OZ. 10)
auf 100 weibl. Geborene
3,16 3,05 2,20
(OZ. 3)
und sind unter 100 Geburten der gedachten Periode
Zwillingsgeburten
1,28 1,20 1,25
Drillingsgeburten
0,01 0,01
3. Todesfälle.

Das Verhältniß der Gestorbenen zu der Bevölkerung nach jährlichen Durchschnitten der Gestorbenen (einschließlich der Todtgeborenen) mit der Bevölkerung war

in der Periode im ganzen Land im Schwarzwaldkreis im O.A.-Bezirk Oberndorf
1812/22 1 : 31,30 1 : 33,59 1 : 34,55
1822/32 1 : 34,20 1 : 35,10 1 : 34,20
1832/42 1 : 28,81 1 : 29,60 1 : 30,60
1842/52 1 : 31,78 1 : 32,85 1 : 34,41
1846/56 1 : 31,64 1 : 31,13 ,1 : 30,20,

wobei zu bemerken ist, daß für die Periode vom 1. Juli 1846/56 das Verhältniß der Todesfälle zur ortsanwesenden, in den übrigen Decennien zur ortsangehörigen Bevölkerung berechnet wurde.

Die Zahl der Todesfälle im Oberamtsbezirk Oberndorf war in den Decennien 1812/22, 1832/42 und 1842/52 durchaus geringer als im Schwarzwaldkreis und im ganzen Land, von 1822/32 dagegen etwas häufiger als im Schwarzwaldkreis, mit dem Landesmittel aber gleich, und von 1846/56 wird sowohl der Durchschnitt des ganzen Landes als der des Schwarzwaldkreises von der Zahl der Todesfälle im Bezirk Oberndorf übertroffen. Während aber von 1822/32 zugleich die Zahl der Geborenen im Oberamtsbezirk Oberndorf erheblich größer| ist, als in Württemberg und im Schwarzwaldkreis, somit die etwas bedeutendere Zahl der Todesfälle sich aus der gewöhnlich verhältnißmäßig großen Prozentzahl der in den ersten Lebensjahren Sterbenden erklären läßt, ist von 1846/56 zugleich bei verhältnißmäßig geringer Zahl der Geborenen (die auch schon im Decennium von 1842/52 eine erhebliche Abnahme zeigt) eine größere Sterblichkeit bemerkbar.

In Beziehung auf das Geschlecht der Gestorbenen ergaben sich für die 2 Perioden 1842/52 und 1846/56 folgende Verhältnißzahlen:

Es kommen

1) in Württemberg 2) im Schwarzwkr. 3) im OA. Obernd.
v. 1842/52 v. 1846/56 v. 1842/52 v. 1846/56 v. 1842/52 v. 1846/56
1) auf 100 weibl. Gestorbene
     männl. Gestorbene
104,66 103,08 105,17 101,11 106,28 102,93
2) auf 1 weiblich Gestorbenes
     weibliche Einwohner
33,15 33,16 34,10 32,58 35,75 32,39
3) auf 1 männlich Gestorb.
     männliche Einwohner
30,46 30,18 31,66 29,70 33,15 28,08

Die Zahl der männlich Gestorbenen ist somit im Verhältniß zur Zahl der weiblich Gestorbenen für die Periode 1842/52 im Bezirk Oberndorf größer als im Schwarzwaldkreis und im ganzen Land. Für die Periode 1846/56 erscheint solche nicht nur überhaupt viel geringer, sondern bleibt auch hinter dem Landesmittel zurück und ist nur etwas höher als der Durchschnitt des Schwarzwaldkreises. Indem sodann die Zahl der weiblich und männlich Gestorbenen im Verhältniß zur weiblichen und männlichen Einwohnerschaft für die Periode 1842/52 im Bezirk Oberndorf viel niederer erscheint als im Schwarzwaldkreis und im ganzen Land, berechnet sich solche für die Periode 1. Juli 1846/56 im Vergleich mit diesen Durchschnitten umgekehrt etwas höher. Die größere Anzahl der Todesfälle in letzterer Periode mit 1 : 30,20 (s. S. 59) begreift somit entsprechend der unten nachgewiesenen vorherrschenden Zahl der weiblichen Bevölkerung, überhaupt auch eine relativ größere Anzahl der weiblichen Gestorbenen in sich.

Über das Alter der Gestorbenen geben für die Periode 1. Juli 1846/56 folgende Zahlen Aufschluß:

Von 100 Lebendgeborenen starben im 1. Lebensjahr

1) in Württemberg      2) im Schwarzwaldkreis      3) im OA.-Bezirk Oberndorf
34,78 33,15 31,19.

Die Kindersterblichkeit war somit im Oberamtsbezirk Oberndorf verhältnißmäßig nicht bedeutend.

Unter 100 Gestorbenen excl. Todtgeborenen standen ferner|
1) in Württemberg 2) im Schwarzwald-
kreis
3) im OA.-Bezirk
Oberndorf
im 01. Lebensjahr   42,18 39,51 32,43
02.–7.000 09,99 11,62 14,74
08.–14.00 02,39 03,02 04,43
15.–20.00 01,91 02,21 02,92
21.–45.00 10,83 11,27 13,19
46.–70.00 20,69 21,01 23,10
über dem 70. „ 12,01 11,36 09,19
100.000 100.000 100.000

Während also der Bezirk Oberndorf in der Klasse der im ersten Lebensjahr Gestorbenen eine sehr kleine Ziffer aufweist (nur für die Oberamtsbezirke Mergentheim und Hall berechnet sich dieselbe mit 29,68 und 31,96 noch niedriger) und ebenso in der Klasse der über 70 Jahre alten Gestorbenen, in der nur die 4 Oberamtsbezirke Neuenbürg mit 7,97, Ulm mit 8,85, Blaubeuren mit 8,89 und Freudenstadt mit 9,00 eine noch kleinere Verhältnißzahl aufweisen, ist die Zahl der Gestorbenen sonst in allen Altersklassen höher als der Durchschnitt des Schwarzwaldkreises und das Landesmittel.

Von 100 Gestorbenen incl. Todtgeborenen starben ferner in den Monaten

Juli bis Sept. Oct. bis Dec. Jan. bis März. Apr. bis Juni
in Württemberg
24,16 24,76 27,45 23,63
im Schwarzwaldkreis
24,70 24,92 27,67 22,71
im OA.-Bez. Oberndorf
26,84 24,04 27,10 .22,02.

Im Durchschnitt des Landes und des Schwarzwaldkreises also, insbesondere aber auch in den benachbarten Bezirken Horb, Freudenstadt, Sulz entfällt die größte Zahl der Todesfälle auf die Monate October bis März, im Bezirk Oberndorf aber auf die Monate Juli bis September und Januar bis März, und zwar berechnet sich für die Sommermonate eine nicht viel geringere Prozentzahl als für die Wintermonate. Ein ähnliches Verhältniß zeigt der anstoßende Bezirk Rottweil, in welchem gleichfalls die relativ größere Zahl der Gestorbenen auf die Monate Juli bis September und Januar bis März entfällt.

Von 100 Gestorbenen excl. Todtgeborenen haben

in Württemberg im Schwarzwald-
kreis
im OA.-Bezirk
Oberndorf
ärztliche Hilfe genossen
45,36 44,35 42,01
keine solche genossen
54,64 55,65 .57,99.
| Der Oberamtsbezirk weist somit hinsichtlich des ärztlichen Beistands keine günstige Ziffer auf, indem er in der betreffenden Prozentzahl sowohl hinter dem Durchschnitt des Schwarzwaldkreises als hinter dem Landesmittel zurückbleibt. Auch die benachbarten Bezirke Freudenstadt mit 47,74, Horb mit 49,55, Rottweil mit 54,97 % ohne Genuß ärztlicher Hilfe Gestorbener zeigen noch günstigere Ziffern, während der Oberamtsbezirk Sulz mit 57,79 % dem Oberamt Oberndorf in dieser Beziehung näher steht. Über die Häufigkeit tödlicher Unglücksfälle und der Selbstmorde geben folgende Verhältnißzahlen Aufschluß.

Es waren in der Periode 1. Juli 1846/56:

in Württemberg im Schwarzwald-
kreis
im Oberamtsbez.
Oberndorf
unter 100 Gestorbenen excl. Todtgeborenen
 
Verunglückte
0,85 0,84 0,68
Selbstmörder
0,36 0,35 0,48
und kommt
auf Einwohner
1 Unglücksfall
3.872 3.875 4.629.
1 Selbstmord
9.270 9.134 6.505.
Es trifft ferner
auf über 14 Jahre alte Einwohner
1 Selbstmord
6.291 6.022 4.197.

Die Zahl der Verunglückten ist also für die gedachte Periode eine verhältnißmäßig nicht bedeutende, während in Beziehung auf die Häufigkeit der Selbstmorde nur wenige Bezirke eine ungünstigere Ziffer aufweisen.

Diese sind:

Ludwigsburg
mit 1 Selbstmord auf 4.134 Einw.
Stuttgart Stadt
1 4.443
Heilbronn
1 5.108
Tuttlingen
1 5.701
Blaubeuren
1 6.027
Urach
1 6.243
4. Trauungen.
Die Zahl derselben war in den 20 Jahren von 1838/57 nach der im Jahr 1858 veranstalteten Aufnahme im Bezirk Oberndorf 2.891. Von diesen 2.891 getrauten Paaren waren es 800, die von der evangelischen und 2.091, die von der katholischen Kirche getraut worden sind, und unter den protestantischen Trauungen waren 48, unter den katholischen 55 gemischte Ehen, zusammen also 103, worunter| wieder 66, bei denen der Bräutigam evangelisch, und 37, bei denen derselbe katholisch war.

Über das Alter der Brautpaare ist Folgendes erhoben worden:

Es waren unter 2.891 getrauten Paaren oder 5.782 getrauten Personen

  Überschuß der
Bräutigame,
welche alt waren
weniger als
Summe der
Bräutigame, die
alt waren,
weniger als
1.
a) Bräutigame
von weniger als 25 J. 326.
b) Bräute
„ 
„  20 144. 25 J. 182.
2.
a) Bräutigame
„  25–30 1246. 30 J. 1428.
 
b) Bräute
„  20–25 911. 30 J. 517.
3.
a) Bräutigame
„  30–40 843. 40 J. 1360.
 
b) Bräute
„  25–30 856. 40 J. 504.
4.
a) Bräutigame
„  40–50 293. 50 J. 797.
 
b) Bräute
„  30–40 749. 50 J. 48.
5.
a) Bräutigame
„  über 50 183. 231.
 
b) Bräute
„  über 40 231. üb. 50 J. 0.
  5782.

Nach dem Civilstand klassificiren sich diese Trauungen folgendermaßen. Es waren

1)
Trauungen von Junggesellen
a) mit Jung-
frauen
b) mit
Wittwen
c) mit geschiedenen
Frauen
zus.
2.129 150 1 2.280.
2)
Trauungen von Wittwern
0,510 100 ),610
3)
Trauungen von geschiedenen Männern
001 0,001
somit Trauungen von
Jungfr. Wittwen gesch. Frauen zus.
2.639 251 1 2.891

Das Lebensalter der mittleren Verheirathungswahrscheinlichkeit ist nach der im Jahr 1863 vorgenommenen Zählung der ortsanwesenden Bevölkerung Württembergs pro 3. December 1861 nach Altersklassen und den hienach gefertigten Berechnungen für

männl. weibl.
 Personen 
im Bezirk Oberndorf das
31. 30. Jahr.
im Schwarzwaldkreis
29. 28.
in Württemberg
31. 29.
| Es waren ferner damals unter 1000 Einwohnern verheirathet oder verheirathet gewesen:
in Württemberg im Schwarzwald-
kreis
im Oberamtsbezirk
Oberndorf
375 380 343.

Es waren verheirathet unter 100 25–30 Jahre alten

männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.
Pers. Pers. Pers.
31,3 44,7 42 48 27 39

und waren unverheirathet unter 100 40–45 Jahre alten

männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.
Pers. Pers. Pers.
12,2 17,4 10 16 15 24.

Das mittlere Lebensalter der Verheiratheten war bei den

männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.
Pers. Pers. Pers.
46,4 42,8 46,0 42,4 45,9 42,2

und die Altersdifferenz der Verheiratheten betrug somit

3,6 3,6 3,7.
Hienach folgt eine Tabelle über die Häufigkeit der Ehen in der 20jährigen Aufnahmeperiode von 1838/57. Es war nämlich:|
  I. in der 8jährigen Periode
von 1838–1845

die durchschnittliche Zahl der
jährlichen
II. in der 5jährigen Periode
von 1846–1850

die durchschnittliche Zahl der
jährlichen
III. in der 4jährigen Periode
von 1851–1854

die durchschnittliche Zahl der
jährlichen
IV. in der 3jährigen Periode
von 1855–1857

die durchschnittliche Zahl der
jährlichen
V.
i. d. ganzen
Zeitraum
von
1838–1857
die
Summe
der
Trauungen.
Trauun-
gen.
ortsangehö-
rigen Ein-
wohner.
das
Verhältniß
beider.
Trauun-
gen.
ortsangehö-
rigen Ein-
wohner.
das
Verhältniß
beider.
Trauun-
gen.
ortsangehö-
rigen Ein-
wohner.
das
Verhältniß
beider.
Trauun-
gen.
ortsangehö-
rigen Ein-
wohner.
das
Verhältniß
beider.
im
Oberamt
Oberndorf
176 25.450 1 : 145 135 26.920 1 : 199 107 27.051 1 : 253 127 26.282 1 : 207 2.891
im
Schwarz-
waldkreis
3.361 460.523 1 : 137 2.973 479.621 1 : 161 2.170 482.965 1 : 223 2.600 474.347 1 : 182 58.237
in
Württem-
berg
12.737 1.705.431 1 : 134 11.921 1.776.671 1 : 149 9.077 1.803.066 1 : 199 9.660 1.788.170 1 : 185 226.787
| Nach einer behufs der Revision des Verehelichungsgesetzes durch das Königl. Ministerium des Innern für die Periode 1830/64 veranstalteten Aufnahme der Zahl der Trauungen ergaben sich für die 8jährige Periode 1830/37 und für die 7jährige 1858/64 noch folgende Resultate:

1. Für die Periode 1830/37

durchschnittliche Zahl der
jährlichen
Trauungen
ortsangehörigen
Bevölkerung
Verhältniß
beider
im Oberamtsbezirk
     Oberndorf
194 22.986 1 : 118
im Schwarzwaldkreis
3.580 428.199 1 : 120
in Württemberg
13.119 1.586.675 1 : 121

2. Für die 7jährige Periode 1858/64

durchschnittliche Zahl der
jährlichen
Trauungen
ortsangehörigen
Bevölkerung
Verhältniß
beider
im Oberamtsbezirk
     Oberndorf
166 26.757 1 : 162.
im Schwarzwaldkreis
3.364 481.790 1 : 143.
in Württemberg
12.815 1.809.985 1 : 141.

Nach diesen Übersichten waren die Trauungen in der Periode 1830/37 im Oberamtsbezirk Oberndorf verhältnißmäßig etwas häufiger als im Schwarzwaldkreis und im ganzen Land, von 1838 an aber bis 1864 ist ihre Anzahl gegenüber den Durchschnittszahlen des Schwarzwaldkreises und des ganzen Landes erheblich geringer. Zu bemerken ist übrigens, daß die aus Veranlassung der Revision des Verehelichungsgesetzes durch die Oberämter vorgenommene Zählung abweichende Zahlen ergibt, was wahrscheinlich von anderer Anfertigung und Zusammenstellung der Aufnahmelisten, beziehungsweise von der Verschiedenheit der Pfarr- und politischen Gemeindebezirke herrühren dürfte.

Hienach ergaben sich nun für den Bezirk Oberndorf und für die in obiger Tabelle ausgeschiedenen Perioden folgende Zahlen:

durchschnittliche jährliche Zahl Verhältniß
zur ortsangehörigen
Bevölkerung
in der Periode der Trauungen der Bevölkerung
1838/45 190 25.450 1 : 134
1846/50 144 26.920 1 : 187
1851/54 114 27.051 1 : 237
1855/57 134 26.282 .1 : 197.
Die Zahl der Trauungen im Oberamtsbezirk erscheint somit hienach| etwas größer, es ergibt sich aber in der Ab- und Zunahme bei den einzelnen Perioden das gleiche Verhältniß wie in der Tabelle auf S. 65, welche zeigt, wie die oben berührte wirthschaftliche Katastrophe eine rasche Abnahme der Trauungen in den 1850er Jahren zur Folge hatte. Auch geht aus den angegebenen Zahlen hervor, daß die relativ große Zahl der Trauungen in der Periode 1830/37 mit 1 : 118, durch die von 1858/64 eingetretene Zunahme (1 : 162) noch nicht erreicht ist. Hiemit hängen dann auch die weiteren ungünstigen Ziffern, wie z. B. das durchschnittliche höhere Alter der Verheirathungswahrscheinlichkeit, zusammen.
5. Vertheilung der Bevölkerung nach Religion, Familienverhältniß, Alter, Geschlecht, Beruf etc.

Die Vertheilung der Bevölkerung unter die verschiedenen Religionsbekenntnisse war folgende. Es wurden gezählt

Protestanten Katholiken von andern christl.
Confessionen
Israeliten zusammen
Orts-
angehörige
am 1. Nov. 1812 5639 12.330 17.969
am 1. Nov. 1822 6054 13.686 19.740
am 1. Nov. 1832 6928 15.730 22.658
am 3. Dec. 1846 8211 18.566 26.777
am 3. Dec. 1858 8097 17.961 8 15 26.081
Ortsanwesende
am 3. Dec. 1864 7349 15.843 1 18 23.211
am 3. Dec. 1867 7456 15.990 4 21 .23.471.

Die geringe Zahl der Israeliten, deren sich erst seit 1858 wieder einige im Bezirk aufhalten, während in der Periode von 1812/1846 gar keiner gezählt wurde, ist namentlich auffallend gegenüber dem benachbarten Bezirk Horb, welcher derjenige ist, der im Lande die meisten Israeliten zählt (1858 – 1468 ortsangehörige, 1864 – 1142 ortsanwesende).

Nach dem Familienstand vertheilte sich die Bevölkerung nach den 4 letzten Zählungen zu Zollvereinszwecken folgendermaßen. Es wurden gezählt

auf Unverheirathete Verheirathete Verwittwete Geschiedene Zusammen
3. Dcbr. männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl. m. w. männl. weibl.
1858 7035 8096 3172 3183 488 824 05 09 10.700 12.112
1861 7128 8166 3248 3266 505 856 08 25 10.889 12.313
1864 6962 8180 3349 3353 509 827 08 23 10.828 12.383
1867 7032 8059 3532 3506 494 815 10 23 11.068 12.403
Im Jahr 1858 ging das Oberamt Oberndorf in Beziehung auf die geringe Zahl der Ehen im Verhältniß zur ortsangehörigen| Bevölkerung mit 256,3 auf je 1000 Angehörige allen anderen Bezirken voran, und im Verhältniß zur Zahl der Ortsanwesenden hatte dasselbe mit 278,6 Ehen auf 1000 Ortsanwesende nur gegenüber den Oberamtsbezirken Wangen und Tettnang eine noch geringere Anzahl.

Nach der Zählung von 1864 waren unter 1000 Personen verheirathet

in Württemberg      im Schwarzwaldkreis      im Bezirk
Oberndorf
  319 327 289.
Auf 1000 Personen kamen ferner 1864:
Ausländer
11,9 5,3 14,9.

Die Zahl derselben ist somit im Bezirk Oberndorf verhältnißmäßig bedeutend und hiezu trägt namentlich Schramberg bei, in dem 1867 von der ganzen Anzahl mit 483 allein 166 gezählt wurden, während auf die Stadt Oberndorf nur 71 kommen.

Die Zahl der aus öffentlichen Kassen Armenunterstützung Genießenden war nach der Zählung von 1864 im Bezirk Oberndorf

männl. weibl. zusammen
Personen
84 175 259.

Das Verhältniß der männlichen zu den weiblichen Personen war nach verschiedenen Zählungen im Bezirk Oberndorf so, daß derselbe in Beziehung auf das Übergewicht der weiblichen Bevölkerung allen oder den meisten andern Bezirken voranging. So hatte derselbe bel der Zollvereinszählung von 1855 mit 116,92 weiblichen Personen auf 100 männliche Ortsanwesende die OZ. 1, bel der gleichen Zählung von 1858 mit den Verhältnißzahlen 113,48 : 100 die OZ. 7. – Bei der Zählung von 1864 war das Verhältniß

in Württemberg      im Schwarzwaldkreis      im Bezirk
Oberndorf
wie  
100 : 107 100 : 110 100 : 114.
Nach der im Jahr 1862 und 1863 vorgenommenen Zählung der ortsanwesenden Bevölkerung pro 3. December 1861 nach Altersklassen war die Zahl der|
ledigen verheirath. od. verh. gew.
     männl.           weibl.      männl. weibl.
Pers. Pers.
von 00–05 Jahren 1469 1449 000 000
05–10 0845 0944 000 000
10–15 1095 1137 000 000
15–20 1185 1342 000 0009
20–25 0818 0950 0018 0119
25–30 0451 0550 0174 0343
30–35 0199 0280 0419 0419
35–40 0137 0244 0474 0522
40–45 0086 0158 0447 0498
45–50 0077 0121 0424 0512
50–55 0056 0089 0445 0434
55–60 0034 0084 0401 0385
60–65 0021 0052 0302 0254
65–70 0010 0025 0196 0154
70–75 0006 0021 0109 0095
75–80 0002 0009 0060 0048
80–85 000 0004 0019 0020
85–90 000 0001 0003 0003
über 90
000 000 0001 0001
6491 7460 3492 3816
21.259,

wobei jedoch zu bemerken ist, daß in Folge des Abhandenkommens einer Anzahl von Haushaltungszetteln, namentlich derjenigen der Gemeinde Röthenberg nicht die Bevölkerung des ganzen Bezirks auf diese Weise gezählt werden konnte.

Auf je 10.000 Einwohner kommen hienach Personen

von Jahren  männl.  weibl. zus. im
 O.-A. Oberndorf 
zus. in
Württemberg
00–05 691 682 1373
05–10 398 444 842 2215 2200 00
10–15 515 535 1050
15–20 557 635 1192 2242 2118
20–25 393 503 896
25–30 294 420 714 1610 1628 |
30–35 291 329 620
35–40 287 360 647 1267 1244
40–45 251 309 560
45–50 236 298 534 1094 1100
50–55 236 246 482
55–60 205 221 426 908 944
60–65 152 144 296
65–70 97 84 181 477 535
70–75 54 54 108
75–80 29 27 56 164 199
80–85 9 11 20
85–90 1 2 3 23 31
über 90 1
4696 5304   10.000 10.000.

Die Altersklassen der beiden ersten Jahrzehnte und die des 4. erscheinen somit im Bezirk Oberndorf etwas stärker, alle übrigen 10jährigen Altersklassen aber gegenüber dem Landesdurchschnitt schwächer besetzt. Nach der Aufnahme des Standes der ortsangehörigen Bevölkerung im Jahr 1858 war das Oberamt Oberndorf unter denjenigen, die mit 66 auf je 1000 Anwesende die wenigsten Übersechzigjährigen zählte (OZ. 3).

Die Vertheilung der Bevölkerung über den Bezirk, welcher sich in Beziehung auf die Dichtigkeit derselben nach den Zählungen der ortsanwesenden Bevölkerung von 1858, 1861 und 1864 dem Landesmittel annähert, ist nach der Zählung vom 3. December 1867 folgende:

Schramberg zählte   3127 Einw.
Oberndorf 2059 0
04 Gemeinden mit 1000–1500 Einw. zus. 5465 0
13 Gem 0 0500–1000 0 0 9607 0
09 Gem 0 0200–0500 0 0 3213 0
zus.
23.471 0
Hiebei ist jedoch zu bemerken, daß zur Bevölkerung von Schramberg 27 Parzellen mit 1046 Personen eingerechnet sind, und daß unter den 4 Gemeinden mit 1000–1500 Einwohnern gleichfalls 2 gehören, Aichhalden und Lauterbach, die aus 40 und 38 Parzellen bestehen, daß somit, abgesehen von Schramberg und Oberndorf, nur | noch 2 größere Ortschaften von mehr als 1000 Einwohnern, im Bezirke sind, Alpirsbach und Epfendorf.

Bei der 1865 angeordneten besonderen Zählung der ortsanwesenden Bevölkerung nach Familienstand wurden 4487 Haushaltungen gezählt, während die Zollvereinszählung 4585 Familien ergibt, von denen somit nicht selten mehrere in einer Haushaltung vereinigt sind. Unter 4487 Haushaltungen sind nun begriffen:

1. solche, die nicht mehr als 5 Personen umfassen 2767 oder 62 Proz.
2. solche, deren Vorstände verheirathete Männer sind 3217 72
3. Haushaltungen mit Kindern unter 14 Jahren 2782 62
4. Haushaltungen mit nicht mehr als 2 Kindern unter 14 Jahren 1681 37
5. Haushaltungen mit Personen über 14 Jahren, ausgenommen den Hausherrn und die Hausfrau 3435 77
6. Haushaltungen mit nicht mehr als 2 solcher Personen über 14 Jahren 2141 48
7. Haushaltungen mit Dienstboten 1189 26
8. Haushaltungen mit nicht mehr als 2 Dienstboten 0998 22

Ferner kamen nach diesen Zählungen auf 100 Haushalte im Oberamtsbezirk Oberndorf

Personen überhaupt 517. OZ. 6
Vorstände nebst Ehefrauen 171.
Kinder (Personen unter 14 Jahren) 153. 0 9
erwachsene Hausgenossen (Personen über 14 Jahren)      193. 0 8.

Im Vergleich mit anderen Oberamtsbezirken erscheint somit der Bezirk Oberndorf reich an Haushaltungen mit verhältnißmäßig größerer Anzahl von Hausgenossen. Das gleiche Resultat ergab sich auch schon früher nach der Zählung der ortsanwesenden Bevölkerung pro 3. December 1858, bei der Oberndorf mit durchschnittlich 5 Familiengliedern unter den Bezirken mit größerer Anzahl an solchen die zwölfte Stelle einnimmt.

Schließlich ist noch beizufügen, daß nach der im Jahr 1853 veranstalteten Aufnahme der Irren, Kretinen, Geisteskranken, Taubstummen und Blinden sich für den Oberamtsbezirk Oberndorf folgende Verhältnißzahlen ergeben haben.

| Es wurde gezählt
in Württemberg im Schwarz-
waldkreis
im Oberamt
Oberndorf
OZ.
auf Einwohner
1 Irre
0943 0976 0978
32
1 Kretine
0484 0482 0276
07
1 Taubstummer
0962 0814 0595
09
1 Blinder
1194 1221 1521
53.

In Beziehung auf die Anzahl der Blinden ist die Ordnungsziffer des Bezirks somit eine günstige und was die Irren betrifft, nicht ungünstig, sehr häufig dagegen kommen nach dieser Aufnahme Taubstumme und Kretinen vor und es waren namentlich die Ortschaften Harthausen (1 : 50), Epfendorf (1 : 79), Oberndorf (1 : 85), in denen, wie die beigesetzten Verhältnißzahlen anzeigen, sehr viele Kretinen gezählt worden sind. In Alpirsbach sodann wurde 1 Kretine auf 137 Einwohner und in Röthenbach 1 auf 202 Einwohner gezählt. Hiedurch wird die Beobachtung bestätigt, daß in Distrikten, in welchen der Kretinismus sehr verbreitet ist, auffallend wenige Blinde angetroffen werden.

Nach der mit der Zollvereinszählung im Jahr 1861 verbunden gewesenen Aufnahme wurden gezählt:

Irrsinnige Blödsinnige Taubstumme      Blinde     
8 69 57 11,
im Jahr 1853 war die absolute Zahl derselben im Bezirk Oberndorf
 
28 99 46 18.


2. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.[4]
Die Einwohner des Oberamtsbezirks gehören im allgemeinen dem schwäbischen Volksstamm an, obgleich im westlichen Theil des Bezirks, im Kinzig- und Schiltachthale, eine Verwandtschaft mit dem allemannischen Volksstamm im Breisgau sich nicht verkennen läßt. Was die Körperbildung betrifft, so sind sie durchschnittlich von mittlerer Größe; einen besonders kräftigen Menschenschlag trifft man auf der Hochebene zwischen Oberndorf, Alpirsbach und Schramberg, wo die Leute zum Theil einen stämmigen schönen Wuchs haben. Überhaupt sind diejenigen Einwohner, welche mehr im Freien arbeiten, wie Bauern, Holzhauer, in der Regel kräftiger als die mehr auf Gewerbe und besonders| Fabrikarbeiten angewiesenen Thalbewohner. Dasselbe gilt auch vom weiblichen Geschlechte, das in den höher gelegenen, vorzugsweise Feldbau treibenden Orten im allgemeinen naturwüchsiger und kräftiger ist, als in den Thalorten. Die weibliche Jugend hat daher im Durchschnitt ein gutes, selbst blühendes Aussehen. Von Krankheiten des weiblichen Geschlechts, die mit dem Sexualsystem zusammenhängen, wie Bleichsucht, Blutarmut etc. weiß man auf dem Lande wenig; diese sind in der Stadt und in Fabriken mehr Gegenstand der Beobachtung. Auch im gewöhnlichen Umgang und Verkehr sind die Bewohner des Bezirks verschieden; während die Thalbewohner, insbesondere in Schramberg, leichte Beweglichkeit und Gewandtheit in ihrem Benehmen zeigen, gehen den auf der Höhe wohnenden Bezirksangehörigen, obwohl sie im allgemeinen umgänglich sind, die feineren Manieren mehr oder weniger ab.

Nach einer 24jährigen Durchschnittsberechnung von den Jahren 1834–1857[5] waren in dem Bezirk unter 100 Konskriptionspflichtigen 12,03 wegen mangelnder Größe untüchtig, so daß derselbe unter den 64 Oberämtern des Landes die 43. Stelle einnimmt und somit zu den ungünstigeren gehört (die günstigsten Ergebnisse lieferte Wangen mit 4,22, die ungünstigsten Weinsberg mit 18,83). Wegen Gebrechen waren unter 100 Pflichtigen 48,56 untüchtig, so daß in dieser Beziehung der Bezirk unter den 64 Oberämtern die 13. Stelle einnimmt, und somit zu den günstigen gehört (die günstigsten Ergebnisse lieferte Saulgau mit 32,99 und die ungünstigsten Sulz mit 49,78). Überhaupt untüchtig waren 60,59, so daß in dieser Beziehung der Bezirk die 59. Stelle einnimmt (die günstigsten Resultate lieferte Saulgau mit 37,76, die ungünstigsten Freudenstadt mit 63,86). Unter sämtlichen der ärztlichen Visitation und dem Messen unterworfenen Konskribirten (von 1834/57: 4147) waren 499 wegen mangelnder Größe, 2014 wegen Gebrechen, im Ganzen 2513 untüchtig.

Der Gesundheitszustand ist nicht ungünstig, auf den Hochebenen jedoch ein besserer als im Thale, namentlich in Schramberg, wo der größere Theil der Bewohner in den verschiedenen industriellen Etablissements beschäftigt ist. Zu den gesundesten Orten gehört die Stadt Oberndorf, die auf einem Tuffsteinfelsen ruht. Seit 30 Jahren und noch länger weiß man hier nichts von epidemischen Krankheiten, wie Nervenfieber, Ruhr, Pocken, Cholera etc. Selbst das Scharlachfieber unter den Kindern ist noch nie in erheblichem Maße aufgetreten;| wohl kommen zuweilen die Masern und hin und wieder der Keuchhusten unter den Kindern vor; sie sind aber bis jetzt meist leicht und gutartig verlaufen. Gastrische Fieber und typhöse Erkrankungen kommen in der Stadt nur vereinzelt vor, während sie auf dem Lande häufiger sind. In Schramberg ist das Schleimfieber endemisch; im Jahr 1854 herrschte daselbst und in der Umgegend – auch in den höher gelegenen Orten eine ausgedehnte Ruhrepidemie; im Jahr 1865 war in Schramberg eine kleine Pockenepidemie mit circa 100 Erkrankungen und 11 Sterbfällen, und in Seedorf, einem an der sumpfigen Eschach gelegenen Orte, war in demselben Sommer das Nervenfieber ziemlich bösartig aufgetreten, und hat mehrere Monate gedauert. Abgesehen hievon erscheinen im Bezirke hauptsächlich Krankheiten der Athmungswerkzeuge; unter diesen sind es akute Lungen- und Brustfellentzündungen, Muskelrheumatismen, Brustkatarrhe, unter den Kindern Croup und Bronchiten, sodann Krankheiten der Digestionsorgane, gastrische Fieber bei Erwachsenen, und bei Kindern saure Diarrhöen und Brechruhren. Von chronischen Krankheiten sind es besonders im Thal und in bergigten Gegenden Lungenemphyseme und Tuberkulose der Lungen, die zur Behandlung kommen. Beim weiblichen Geschlechte hat man es häufig mit Wochenbettkrankheiten – Kindbettfieber zu thun, und vielfach muß bei Geburten Kunsthilfe geleistet werden, besonders auf dem Lande, wobei die Wendungen prävaliren, und ihren Grund wohl hauptsächlich darin haben, daß die Frauen viel arbeiten, im Zustande der Schwangerschaft Lasten heben und tragen, überhaupt schwere Arbeiten verrichten müssen, wodurch die Gebärmutter oft stark gepreßt, ihre längliche Gestalt verliert und mehr eine runde Form annimmt und dadurch zu Querlagen Veranlassung gegeben wird. Daß die Stadt Oberndorf in Betreff des Gesundheitszustandes zu den günstigsten Orten des Bezirks gehört, mag seinen Grund wohl in seiner Lage haben. Die Stadt ist nämlich auf einem Tuffsteinfelsen erbaut, durch dieselbe wird ein starker, rasch fließender klarer Bach geleitet und im Thale fließt der Neckar an der unteren Vorstadt vorbei. Gegen Südwest ist Oberndorf einer starken Luftströmung ausgesetzt, während es gegen Nord- und Westwinde tüchtigen Schutz hat; es kann daher an der für die Gesundheit nöthigen Reinlichkeit und Lufterneuerung nicht fehlen. Die Sterblichkeit ist im Bezirke wie überall im ersten Lebensjahr am größten, wovon die Ursache, abgesehen von der angeborenen Zartheit und Schwächlichkeit der Kinder, in einer fehlerhaften Ernährung liegt. Unter den Erwachsenen erreichen im allgemeinen doch nicht so gar wenige das 70ste Jahr und darüber. Nachstehende Zusammenstellung| der Jahrgänge 1856–66 inclusive zeigt das Verhältniß der im Bezirke über 70 Jahre alt gewordenen Leute.

Es waren:

über 70 Jahre alt
im Jahr 1856 unter 659 Gestorbenen 64
1857 561 48
1858 772 79
1859 618 49
1860 583 56
1861 574 53
1862 586 54
1863 752 79
1864 788 69
1865 786 52
1866 822 .87.

Der Kretinismus kommt auf der Hochebene wie auch in den Thalorten Schramberg und Lauterbach nicht vor; im Neckarthal, z. B. in Oberndorf, Altoberndorf und Epfendorf ist derselbe nur auf wenige Familien beschränkt, ohne sich weiter zu verbreiten; auch in Alpirsbach und Röthenbach zeigen sich Spuren von Kretinismus. In den Thalorten trifft man auch da und dort besonders unter der ärmeren und arbeitenden Klasse Anschwellungen der Kropfdrüse, wovon die Ursache weniger im Trinkwasser (den harten Wassern) als in dem beschwerlichen Bergsteigen, dem mühsamen Bebauen der Thalwände und der auf den Bergen gelegenen Güter zu suchen ist.

Die Lebensweise der Bezirkseinwohner ist im allgemeinen einfach und mäßig; ihre Nahrung besteht hauptsächlich in Kartoffeln, Milch und Mehlspeisen; die Vermöglicheren genießen auch ziemlich viel Fleisch, namentlich geräuchertes Schweinefleisch mit Sauerkraut und Knöpflen (Klößen). In Oberndorf, Schramberg und Alpirsbach ist der Fleischverbrauch wegen der gewerbetreibenden Bevölkerung ein größerer als in den Bauernorten. Geräucherter Speck gilt ungekocht für eine Lieblingsspeise und wird namentlich von der hart arbeitenden Klasse (Flößer, Holzhauer etc.) häufig genossen, wobei ein Branntwein, wo möglich ein Heidelbeergeist (Hohlbeerschnaps) nicht fehlen darf. Überhaupt gehören die gebrannten Wasser zu den bevorzugten Getränken in den Schwarzwaldorten und werden zuweilen etwas zu sehr bevorzugt. Bier wird viel getrunken, auch Wein, hauptsächlich bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten, Obstmost wird, da die Obstproduktion| im Bezirke nicht von Bedeutung ist, nur in obstreicheren Jahren und auch in diesen nicht in der Ausdehnung, wie Bier und Wein getrunken. Im allgemeinen ist die Bevölkerung im Genuß geistiger Getränke ziemlich mäßig und Excesse kommen in Folge desselben hauptsächlich nur an Märkten, Kirchweihen, Hochzeiten, zum Theil auch an Sonn- und Feiertagen vor; indessen gibt es einzelne Orte, die sich durch lobenswerthe Nüchternheit auszeichnen und wo der Wirthshausbesuch selten ist. Der Kaffee wird häufig genossen, bildet aber mehr ein Nahrungsmittel als ein Getränke, weil dabei viel Brod genossen wird.

1

Der moralische Charakter der Bezirkseinwohner ist im allgemeinen gut; großer Fleiß, Sparsamkeit und viel kirchlicher Sinn sind vorherrschend. Nebenbei fehlt es ihnen nicht an heiterem Sinn, Geselligkeit und freundlichem Entgegenkommen. In den gewerbereichen Orten sind die Leute in Folge des vielen Verkehrs mit Nah und Fern gewandter als in den eigentlichen Bauernorten, sie interessiren sich auch mehr um Tagesneuigkeiten und politische Ereignisse und haben überhaupt mehr einen städtischen Sinn. Im westlichen Theil des Bezirks wo so viele vereinzelte Wohnsitze vorkommen und daher die Bewohner weniger mit Anderen verkehren, trifft man häufig noch ein ganz einfaches patriarchalisches Leben. Die Vorliebe zum Gesang ist auch hier, wie überhaupt in Schwaben, allgemein und beinahe in allen Orten bestehen Gesangvereine. Tanzbelustigungen finden bei Hochzeiten, Kirchweihen, an Festtagen, wie am Oster- und Pfingstmontag, in der Fasnacht etc. noch häufig statt; in einzelnen Orten sind Maien- und Kinderfeste üblich. Ganz allgemein ist das Kegelspiel, auch das Kartenspiel hat viele Verehrer und das Scheibenschießen wird in größeren Orten gerne getrieben. Zur Fasnachtzeit werden in Oberndorf, Schramberg und in einigen kleineren Orten, wie z. B. in Bochingen, Maskeraden etc. aufgeführt; besonders dafür eingenommen sind die Bewohner der Oberamtsstadt, die schon 2–3 Wochen vor der Fasnacht maskirt in die Häuser, namentlich in die Wirthshäuser gehen und daselbst den Leuten „aufsagen“, d. h. begangene Fehltritte, Thorheiten, die sich jemand während des verflossenen Jahrs zu Schulden kommen ließ, aufdecken und ins Gedächtniß zurückrufen. In den beiden letzten Fasnachtstagen kommen dann die Vermummungen, welche zum Theil sehr hübsch gewählt sind, erst recht auffallend zum Vorschein, indem oft 20 und mehr Personen in den Straßen herumziehen, die Wirthshäuser besuchen und zuweilen Fasnachtspiele aufführen. Dabei wird von den sog. Schandle- und Hanselmasken, die mit ihren| Rollen lärmend die Straße durchziehen, zwei Tage lang ein tolles Wesen getrieben; es ist daher erfreulich, daß in neuerer Zeit die Faschingsbelustigungen in der Abnahme begriffen sind, denen auch von Seiten der städtischen Behörden kräftig entgegen gearbeitet wird.

Bei den Taufen gehen die Pathen mit dem Vater des Täuflings und mit der Hebamme in die Kirche; zuweilen schließen sich auch Verwandte dem Zuge an. Während des Gangs in die Kirche werden alsdann von den ledigen Burschen mit Pistolen Freudenschüsse abgefeuert. Nach der Taufe wird in der Stadt im Hause des Neugebornen, auf dem Land aber im Wirthshaus ein Taufschmaus gehalten, zu dem die Pathen und Anverwandten geladen werden.

Die Hochzeiten, welche öfters zwei Tage dauern, sind theils Zech-, theils Schenkhochzeiten und werden häufig sehr solenn gefeiert; am Tage der Trauung bewegt sich der Hochzeitszug unter Kleingewehrfeuer von dem Hause der Braut oder von dem Wirthshause, wo in der Regel eine sog. Morgensuppe eingenommen wird, in die Kirche und nach der Trauung von da zurück in das Wirthshaus zum Hochzeitsschmaus und Tanz. Die Braut und die Ehrengespielinnen sind in Oberndorf, Alpirsbach und Schramberg bekränzt, die Männer bestraußt und mit Bändern geziert, auf den Landorten aber tragen Braut und Brautjungfern die sog. Schappel, eine aus Flittergold kronenartig gearbeitete Kopfbedeckung. In einem Theil des Bezirks werden die Hochzeitsleute von den Gästen beschenkt, in den Schwarzwaldorten aber besucht man die Neuvermählten in dem Wirthshause, um ihnen Gaben zu bringen.

Die Leichenbegängnisse werden mit Ernst und Würde nach der kirchlichen Vorschrift gehalten; in der Klage (Leichenzug) gehen die leidtragenden Männer voran, hierauf folgen die übrigen männlichen Personen, an welche sich die leidtragenden weiblichen Personen nebst andern anschließen. Bei den Katholiken wird während der Procession auf dem Gottesacker laut gebetet und dann am Grabe eine Rede von dem Ortsgeistlichen gehalten; bei den Protestanten wird zuweilen die Trauerrede statt am Grabe in der Kirche gehalten. Die früher üblichen Leichenschmäuße, welche nach dem Trauergottesdienst stattfanden, sind mit wenigen Ausnahmen abgegangen. Nach ergiebigen Heuernten wird die sogen. Heukatz, nach der Getreideernte die Sichelhänget und nach dem Ausdreschen die Flegelhänget, jedesmal in einem Schmaus bestehend, in manchen Orten abgehalten. An der Kirchweihe, die überall mit Tanz gefeiert wird, findet noch in einzelnen Orten, wie in Waldmössingen, Lauterbach etc. der sog. Hammeltanz| statt. Das Pfeffern am Tage der unschuldigen Kinder ist am Erlöschen. Am Feste des h. Nikolaus, sowie an Weihnachten, zum Theil am Neujahrsfest, geben die Eltern den Kindern Geschenke und an Ostern zuweilen Eier. Das Eierlesen, die Johannisfeuer etc. sind abgegangen. Ein ganz eigenthümlicher Volksgebrauch ist der Glocken- oder Schellenmarkt, welcher alljährlich am Pfingstmontag auf dem Vöhrenbühl (Parzelle von Lauterbach) von den Hirtenknaben der ganzen Umgegend abgehalten wird. An diesem Tage, dem einzigen im Jahr, an welchem die Hirtenbuben das Privilegium haben, das Vieh nicht hüten zu müssen, kommen nun die Hirtenknaben von allen Seiten zusammen und bringen möglichst viele Viehglocken mit, mit denen sie einen bedeutenden Lärm machen, und sie unter einander verkaufen und vertauschen, wobei oft die lächerlichsten Verkäufe und Tausche vorkommen. Auch Krämer stellen sich ein, die Peitschen und Tabackspfeifen zum Verkauf bringen; andere Waren zu verkaufen ist, da der Glockenmarkt in einen Krämermarkt auszuarten droht, verboten. Außer den Hirtenknaben finden sich auch Erwachsene beiderlei Geschlechts ein, was nicht selten zu Ausgelassenheiten führt. Für Erfrischungen sorgen die beiden vorhandenen Wirthschaften.

1

Die Tracht ist, mit Ausnahme der gewerbetreibenden Orte, noch die alte ländliche, die jedoch in einzelnen Bauernorten auch zu weichen beginnt und allmählig der städtischen Platz zu machen droht. Im Schwarzwald und am Saume desselben, tragen die Männer breitkrämpige Filz- oder Strohhüte (Schlapphüte), in Hochmössingen und Lauterbach auch hohe schwarze Filzhüte, blaue, grün, zuweilen auch roth ausgeschlagene Tuchröcke mit stehendem Kragen, großen, platten, übereinandergreifenden Metallknöpfen und sehr kurzer aber breiter Taille, an der zwei große Knöpfe weit auseinander stehen. Nicht selten wird auch statt des Rockes ein blautuchenes, ebenfalls grün ausgeschlagenes Wams getragen. Das Brusttuch (Weste) ist meist von dunklem Manchester oder Tuch, in einzelnen Orten noch von rothem Scharlachtuch; die tuchenen, zwilchenen oder schwarzledernen Hosen werden von breiten grünen Hosenträgern gehalten. Die Tracht des weiblichen Geschlechts besteht in einem schwarzen sog. deutschen Häubchen mit breiten, stark in die Wangen hereingreifenden Bändern, die unter dem Kinn geknüpft werden; über dem Häubchen sitzt dann bei den Bewohnerinnen von Lauterbach, Aichhalden und der Umgegend ein schwarzer Strohhut in der Form der gewöhnlichen Filzhüte mit hohem, gegen oben etwas auswärts geschweiftem Kopfe, von dem schwarze Bänder bis zu der ziemlich breiten Krämpe herunter gehen; sonst werden auch gelbe breitkrämpige Strohhüte| mit niedern runden Köpfen, die mit schwarzen Strohrosetten und Geflechten geziert sind, getragen. Bei feierlichen Veranlassungen, wie bei der ersten Kommunion, bei Taufen als Pathen und bei Hochzeiten als Gespielinnen sind in mehreren Orten die Jungfrauen mit der sog. Schappel (s. oben) geschmückt. Über den Rücken hängen zwei lange Zöpfe, in welche bei den Jungfrauen rothseidene, bei den Verheiratheten oder bei gefallenen Mädchen schwarze, fast bis auf den Boden reichende Bänder geflochten sind (hauptsächlich in Lauterbach). Die vielgefältelten kurzen Röcke sind meist von schwarzem Wilfling und mit einem rothen oder hellblauem Saum eingefaßt; der ebenfalls schwarze Jopen (Kittel), der bis zu dem über den Hüften beginnenden Rock reicht, ist nicht ganz zugeknöpft oder gar offen, unter demselben tragen die Lauterbacherinnen ein gefälteltes Brusttuch oder Koller, in den übrigen Orten meist ein schwarzes, hellblau oder rosa eingefaßtes Mieder. Die Strümpfe sind weiß. Im allgemeinen hat die Tracht etwas sittsames, einfaches, namentlich in den evangelischen Orten, während in den katholischen, besonders in der Neckargegend, mehr bunte Farben beliebt sind und auch wie z. B. in Epfendorf die schwarze Radhaube von Chenillen üblich ist.

Die Mundart ist im allgemeinen die etwas breite schwäbische, die im westlichen Theile des Bezirks (Schwarzwald) deutliche Übergänge in die allemannische bietet und dort gemüthlicher und wohlklingender wird. Das dem Schwarzwald eigenthümliche veil statt viel, leigen statt liegen ist beinahe über den ganzen Bezirk verbreitet; in Waldmössingen und in andern Orten des Bezirks spricht man gsein statt gewesen, in Seedorf und in den westlichsten Schwarzwaldorten aber gsin; das a wird häufig sehr gedehnt gesprochen, z. B. aarm (arm), waarm (warm); in Seedorf sagt man hätt statt hat, räs statt scharf, schlaib statt ungesalzen; in Waldmössingen und Umgegend spricht man bein statt bin und wenn dort Jemand angegangen wird, auf den Abend zu kommen, so wird „komm zs Licht“ gesagt u. s. w.

Die Vermögensverhältnisse der Bezirksbewohner sind im allgemeinen mittelgut und haben sich in mehreren Gemeinden seit 10 bis 15 Jahren sehr wesentlich gebessert; Orte, die ganz zurückgekommen waren und in denen Gantungen sehr häufig vorkamen, sind in Folge besserer Verwaltung und günstigerer Zeitverhältnisse auf eine Weise emporgekommen, daß jetzt der größere Theil der Einwohner ein gutes Auskommen hat und die Gantfälle zu den Seltenheiten gehören. Die Gemeinde Winzeln, in der vor 14 Jahren viele Bürger in Gant geriethen, hat sich nun so erholt, daß sie jetzt sogar zu den vermöglicheren| des Bezirks gehört. In den holzreichen Gegenden sind die Waldbesitzer in Folge der gesteigerten Holzpreise wohlhabend geworden, auch haben sich mehrere Fabrikbesitzer ein ansehnliches Vermögen erworben. Zu den wohlhabenderen Bauernorten gehören Beffendorf, Bochingen, Hochmössingen, 24 Höfe und Waldmössingen, zu den unbemitteltsten Röthenbach und Sulgau.
  1. Von Finanzassessor Cull.
  2. s. das vom statist. topogr. Bureau 1863 herausgegebene Werk „das Königreich Württemberg“ S. 316.
  3. s. hierüber das vom statist. topogr. Bureau herausgegebene Werk „das Königreich Württemberg“ S. 316 ff.
  4. Nach Beiträgen von Oberamtsarzt Dr. Müller und Dekan Binder in Oberndorf.
  5. S. Württ. Jahrb. 1857. S. 158.
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