« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Neuenbürg Kapitel B 10 »
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Dennach,
Gemeinde III. Kl. 313 Einw. Dennach, Dorf mit Tröstbach-Sägmühle, Schwanner (Ober-Röthenbach) Sägmühle, Unter-Dennacher Sägmühle, und Unter-Röthenbach-Sägmühle, Pfarr-Filial von Feldrennach.


Auf dem Gebirgsstock, der sich von dem Roßberg über den Dobel bis gegen Schwann hinunterzieht, liegt 2165 württ. F. über der Meeresfläche der freundliche, theils aus kleineren, häufig auch aus stattlichen Bauernwohnungen bestehende Ort, der in die Länge gedehnt zu beiden Seiten der Vicinalstraße von Schwann nach Dobel hingebaut ist; überdieß führt noch eine Vicinalstraße nach Höfen. Unter den theilweise noch mit Schindeln gedeckten Gebäuden zeichnet sich das ansehnliche im Jahr 1842 erbaute, in der Mitte des Orts gelegene Schulhaus mit Thürmchen und Uhr besonders aus; es enthält neben einem geräumigen Lehrzimmer und den Gelassen für den Gemeinderath, auch die Wohnung des an der Schule angestellten Schulmeisters. Eine Industrieschule besteht seit dem Jahr 1836. Die Entfernung des Orts von der nordöstlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 1 Stunde und eben so viel die von dem nordwestlich gelegenen Mutterort.

Vermöge der hohen Lage des Orts genießt man von demselben, namentlich von dem Thürmchen des Schulhauses, eine ausgedehnte Aussicht, die sich an den Rhein, an die Vogesen und den Odenwald erstreckt, dagegen aber fehlen die nöthigen beständig fließenden Quellwasser, so daß sich innerhalb des Orts nur 8 Schöpfbrunnen und außerhalb desselben ein laufender Brunnen befinden. In trockenen Jahrgängen versagen übrigens sämmtliche Brunnen ihren Dienst und das Wasser muß auf 1/2 Stunde Entfernung beigeschafft werden. Im Ort sind 2 Wetten angelegt. Das Klima ist gesund, aber rauh und schädliche Frühlingsfröste kommen häufig vor; die Ernte tritt um 14 Tage später ein als in weiter abwärts liegenden, nur 1 Stunde entfernten Orten. Dinkel gedeiht hier nicht mehr. Hagelschlag | kommt selten vor, weil der Dobel oder vielmehr der hinter demselben sich erhebende Gebirgsstock eine Wetterscheide bildet.

Die Einwohner sind gesunde kräftige Leute, die sich im Allgemeinen in mittelmäßigen Vermögensumständen befinden und sich neben einem sehr beschränkten Feldbau hauptsächlich mit Holzmachen, Kohlenbrennen und etwas Holzhandel ihr Auskommen sichern; Unbemittelte sammeln die häufig vorkommenden Waldbeeren (Heidel-, Preisel-, Erd- und Himbeere). Ihre Lebensweise ist sehr einfach; sie nähren sich meist von Kartoffeln, Hafermehlspeisen und überhaupt von dem, was ihr Boden zunächst erzeugt, daher sie Manches entbehren, was anderen Orten gegeben ist. Die Einwohner besuchen die Kirche in Feldrennach, auf dessen Begräbnißplatz auch die Verstorbenen beerdigt werden.

Zu der ziemlich großen Markung, von der übrigens nur wenig für den Feldbau benützt wird, gehört ein Theil des Eyach- und des Enzthales; sie hat im Allgemeinen einen rothsandigen, minder fruchtbaren Boden, dem in geringer Tiefe der bunte Sandstein als Unterlage dient.

Bei dem landwirthschaftlichen Betrieb findet keine dreizelgliche Eintheilung statt; jeder baut seine einzelnen Grundstücke willkürlich mit Kartoffeln, Hafer, Roggen, Kraut, Rüben etc. ein; von Futterkräutern wird nur etwas dreiblättriger Klee und von Handelsgewächsen wenig Flachs und Hanf gebaut. Der Ertrag von 1 Sri. Saathafer ist gewöhnlich 4–8 Sri. und von 1 Sri. Roggen 4–6 Sri. Zur Besserung der Felder wird neben dem gewöhnlichen Stalldünger noch das Brennen häufig angewendet. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 150–300 fl.

Die Wiesen, besonders die im Eyach- und Enzthale gelegenen, sind zwar nicht sehr ergiebig, erzeugen aber gutes Futter.

Die meist mit rauhen Obstsorten sich beschäftigende Obstzucht ist verhältnißmäßig ziemlich ausgedehnt, liefert aber selten einen erheblichen Ertrag. Das Obst wird im Ort verbraucht.

Die Rindvieh- und Schweinezucht ist ganz unbedeutend, dagegen werden wegen des geringen Rindviehstandes seit einigen Jahren viele Ziegen gehalten.

Die Gemeinde ist im Besitze von etwa 500 Morgen Waldungen und haben die Gemeinde- und Stiftungspflege noch verzinsliche Activ-Capitalien, so daß kein Gemeindeschaden umzulegen ist (s. hier. Tabelle III.).

Auf der Markung finden sich viele Eisenerze (Brauneisenstein), | die früher 1/4 Stunde östlich vom Ort abgebaut und nach Friedrichsthal geführt wurden.

Etwa 1/4 Stunde nordöstlich von Dennach stand auf einem Bergvorsprung gegen das Enzthal, die Burg Straubenhardt (alt Strubenhart), von der nur noch Reste des ehemaligen Burggrabens und Trümmersteine sichtbar sind.

Auf der 3/4 Stunden südwestlich vom Ort gelegenen Horntannebene soll ein Ort „Schwabhausen“ gestanden seyn, auch will die Volkssage von einem abgegangenen Orte auf dem Heuberg wissen. Auf diesem Heuberg läßt der Volksaberglaube in der ersten Mainacht sich die Hexen versammeln. Von dem Enzthal führt eine Steige, der Schwabenstich genannt, nach Dennach; in der Mitte des Bergs finden sich an derselben noch die Reste eines steinernen Thors (Schwabenthor), aus 2, etwa 5′ hohen, mit pyramidenförmig zugehauenen Aufsätzen versehenen Thorpfeilern bestehend. Diese Benennung rührt aus der Zeit, in welcher Dennach, Feldrennach Schwann etc. noch Badisch war und man auf dem sogenannten Schwabenstich aus dem Markgräflichen und Pfälzischen Gebiet in das württembergische oder schwäbische Land eintrat.

Durch den Ort führt eine von Dobel nach Pforzheim ziehende Römerstraße (s. den allgem. Theil).

Von den zu der Gemeinde gehörigen Parcellen ist die Tröstbach-Sägmühle 3/4 Stunden südlich von Dennach an der Einmündung des Tröstbachs in die Eyach,

Die Schwanner (Ober-Röthenbach) Sägmühle, beinahe 1/2 Stunde nordöstlich vom Ort an dem Röthenbach, und

Die Unter-Dennacher-Sägmühle (Dorf-Sägmühle), eine kleine halbe Stunde südlich vom Ort an der Eyach gelegen;

Die Unter-Röthenbach-Sägmühle aber liegt 1/2 Stunde nordöstlich von Dennach an der Einmündung des Röthenbachs in die Enz.

Dennach (alt Tennach, Tenech 1368) war ursprünglich Besitzthum der Herren von Straubenhardt, hatte aber frühe die Herren von Schmalenstein (s. Conweiler) als Mitbesitzer. Seit 1368 waren die Wölfe von Wunnenstein Lehensherren über 1/4 des Dorfes (s. Conweiler). Conz von Schmalenstein verkaufte 1382 seinen Antheil an Dennach und Straubenhardt, 1/4 an dem Dorf zu Dobel und seinen Hof zu Niebelsbach für 900 fl. an die Markgrafen Bernhard und Rudolf von Baden (Schöpflin H. Z. B. 2, 117, vgl. Sachs bad. Gesch. 2, 186. 4, 17).

Diesen badischen Besitz überwuchs bald der württembergische, | und letztere Herrschaft brachte allmählig 1414, 1442, 1528 und 1598 den ganzen Ort an sich (s. Conweiler, z. J. 1528 s. unten, und z. J. 1598 Sattler Herz. 5, 218).

Die Herren von Straubenhardt hatten ursprünglich eine den nordwestlichen Theil unsers Bezirks begreifende, bis zum Dobel einschließlich herauf sich erstreckende Herrschaft; einzelne Güter besaßen sie im 12. Jahrh. in Bauschlott (Cod. Hirs. 68 b), im 12. Jahrh. auch in Dertingen (O.A. Maulbronn. Mone, Zeitschr. 1, 109). In sehr früher Zeit waren sie Dienstmannen der Grafschaft Calw, zuletzt der Grafschaft Württemberg, trugen aber namentlich auch ansehnliche Lehen von der Grafschaft Eberstein, wie das Dorf Dobel (s. d.). Burkhard, Schwigger, Konrad, Eberhard um 1100 (Cod. Hirs. 32 a, vergl. auch 38 b, 41 a, 45 b, 64 b, 68 b) sind die ältesten bekannten Namen des Geschlechts, von denen sich Eberhard um 1150 und 1186 (Wirt. Urk.Buch 2, 50. Mone, Zeitschr. 1, 105), Burkhard 1219 (v. Krieg Grafen von Eberstein 362) und Konrad, dieser im 13. Jahrh. öfters, wiederholt; im J. 1261 kommt vor Berthold (Mone, Zeitschr. 1, 252, ein Berthold † 1323 Kausler 126).

Das Schloß Straubenhardt selbst war im 14. Jahrh. Ganerbschloß der von Straubenhardt[1] und der von Schmalenstein. In dem J. 1360 hielten die Besitzer zu der fehdelustigen Raubrittergesellschaft der Martinsvögel, mußten es aber auch erfahren, daß deshalb 1367 von dem Grafen Eberhard dem Greiner von Württemberg und dessen Genossen eben dieses Schloß erobert, jedoch nicht auf lange behalten wurde (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 302). Darüber mußten die Ganerben, die von Schmalenstein und Albrecht von Straubenhardt am 30. Jul. 1369 dem Herzog Ruprecht dem älteren Pfalzgrafen die Burg zu einem offenen Haus machen (Hdschr. der k. öff. Bibl. hist. fol. nr. 395 Bl. 184 b), ferner Gerhard († 1392 Kausler 126), Conz und Aberlin von Straubenhardt und mehrere andere den 6. Mai 1374 dem Württemberger Grafen die Öffnung und den Vorkauf der Burg zusichern. Am 16. Juni 1381 verschrieben sich der genannte Graf Eberhard mit seinem Sohn Ulrich gegen die badischen Markgrafen Bernhard und Rudolf Gebrüder, ihnen getreulich beholfen zu seyn, daß die Veste Straubenhardt, welche sie mit einander gebrochen haben (wozu sie wohl nicht lange zuvor Anlaß bekommen hatten), nicht mehr gebaut werden sollte, und am folgenden Tage gaben die Markgrafen von Baden den Grafen von | Württemberg eine gleichlautende Gegenverschreibung (Steinhofer W. Chr. 2, 424). Dieß wechselseitige Versprechen verlor aber bald an Bedeutung, als im J. 1382 die Markgrafen selbst einen Antheil an Straubenhardt erkauften (s. oben). Immerhin lebte der Straubenhardt’sche Mannsstamm noch fort bis zum J. 1442, wo er mit Hans von Straubenhardt erlosch (Steinhofer 2, 844).

Im J. 1528 überließ Markgraf Ernst von Baden-Durlach die Burg Straubenhardt, 1/2 Schwann, 1/4 an Dennach und 1/4 an Dobel gegen das Dorf Dietlingen an den Erzherzog Ferdinand von Östreich als damaligen Besitzer des Herzogthums Württemberg (Sachs 4, 17).

Ganz verschieden von dem ältern Geschlechte der von Straubenhardt sind die im 16. und 17. Jahrh. blühenden Edlen Schöner von Straubenhardt, welche seit dem Ende des 15. Jahrh. in dieser Gegend verkommen (Veit Schöner zu Schwann 1488 im schwäbischen Bunde. Datt De pace publ. 314), und nachdem sie 1598, 1599 ihre verschiedenen Besitzungen, Rechte zu Schwann, Oberniebelsbach, Pfinz, Gräfenhausen, Ottenhausen, Arnbach, Conweiler, Dennach, Dobel, Neusatz, Rudmersbach an Württemberg veräußert, zuletzt das Schloß Rudmersbach, als dessen Besitzer Ludwig Schöner von Straubenhardt noch im Landbuch von 1623 erscheint, inne hatten. Kunigunde Schönerin von Straubenhardt, verehelicht 1) an Samson Scheer von Schwarzenberg auf Oberhausen, württ. Capitän zu Balingen, 2) an einen von Türk, lebte noch 1663 in hohem Alter und war wahrscheinlich die letzte ihres Hauses.


  1. Über Siegel dieser Familie s. Mone, Zeitschr. 5, 212. 6, 220. 8, 337.
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