« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Neuenbürg Kapitel B 9 »
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Conweiler,
Gemeinde III. Kl. mit 789 Einw., Pfarr-Filial von Feldrennach.


Am nördlichen Saume des eigentlichen Schwarzwaldes, 1 Stunde westlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde südlich vom Mutterort, ist am Anfange des mit zwei wohlausgerundeten Mulden beginnenden Burgthals der mit Obstgärten umgebene freundliche Ort amphitheatralisch hingebaut. Die weitläufig stehenden, aus Holz und Stein erbauten Gebäude sind meist klein und durchgängig mit Ziegelplatten gedeckt.

Ein ansehnliches Schul- und Rathhaus, welches im Jahr 1824 neu erbaut und 1843 erweitert wurde, ist vorhanden; es enthält außer den Gelassen für die Schule und den Gemeinderath noch die Wohnung des Schulmeisters, und trägt auf dem First ein mit Glocke und Uhr versehenes Thürmchen. Gutes Trinkwasser liefern das ganze Jahr hindurch mehrere Schöpfbrunnen und überdieß entspringt im Dorf aus starker Quelle ein Bach, welcher unter dem Namen Feldrennacher Bach durch das Burgthal der Pfinz zufließt und zur Bewässerung der in dem Thal gelegenen Wiesen benützt wird.

Die im Allgemeinen kräftig und großgebauten Einwohner erfreuen sich nicht selten eines hohen Alters; was ihre Sitten betrifft, so haben sie Manches mit den nahewohnenden Badensern gemein, mit denen sie in stetem Verkehr leben. Ihre Vermögensumstände sind mit Ausnahme von einigen größeren Güterbesitzern, meist gering und ihre Haupterwerbszweige bestehen in Handel mit Holz und Vieh, Rechenmachen, Schindelfabrikation etc.; auch werden von den Unbemittelten Heidelbeeren in großer Menge gesammelt und theils verkauft, theils zu Heidelbeergeist verbrannt.

Die Lage der mittelgroßen, jedoch größtentheils mit Wald bestockten Markung, ist ziemlich hoch und erlaubt 1/4 Stunde südlich vom Ort eine weit gedehnte Aussicht in das Rheinthal bis unterhalb Speyer, an die Vogesen und den Odenwald. In Folge dieser hohen und zugleich freien Lage ist die Luft rein, jedoch ziemlich rauh, so daß feinere Gewächse hier nicht gedeihen und Frühlingsfröste häufig den Obstbäumen Schaden bringen; Hagelschlag kommt selten vor, indem der Bernbacher Berg eine wohlthätige Wetterscheide für die Gegend bildet. Die Ernte tritt um 4 Tage später als im Mutterort, dagegen um 8 Tage früher als in Dennach ein.

Der im Allgemeinen leichte, mittelfruchtbare Boden besteht meist | aus den Verwitterungen des rothen Schieferlettens, der in geringer Tiefe die Unterlage bildet; in der Richtung gegen Pfinzweiler tritt etwas Diluviallehm auf. Hafer und Kartoffeln liefern reichlichen Ertrag und in neuerer Zeit wird auch Dinkel mit gutem Erfolg gebaut, während der Roggen, welcher früher sich durch Güte auszeichnete, nur mittelmäßig ausfällt.

Die zu bebauende Fläche ist zu unbedeutend, als daß von einem größeren landwirthschaftlichen Betrieb und einer systematischen Eintheilung die Rede seyn könnte und nur einzelne suchen den Boden durch kräftige Düngung zu verbessern; außer dem gewöhnlichen Stalldünger wendet man die Jauche und in geringer Ausdehnung Gyps, das Mergeln und Brennen der Felder an. Bei einer Aussaat von 8 Sri. Dinkel, 41/2 Sri. Roggen, 4 Sri. Hafer und 20 Sri. Kartoffel pr. Morgen, wird der durchschnittliche Ertrag zu 6 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Hafer und 120 Sri. Kartoffeln pr. Morgen angegeben. Von Handelsgewächsen wird etwas Hanf und nur wenig Flachs gepflegt. Die Felderzeugnisse reichen nicht für das Bedürfniß der Einwohner, daher Früchte von Außen aufgekauft werden müssen. Die Wiesen sind gut und liefern einen durchschnittlichen Ertrag von etwa 45 Cent. Futter pr. Morgen; ihre Preise bewegen sich von 400–800 fl. und die der Äcker von 80–200 fl. pr. Morgen.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich mit den gewöhnlichen Mostsorten, ziemlich viel Kirschen und etwas Zwetschgen. Das Obst, welches übrigens nur mittelmäßig gedeiht, wird zum Mosten und Dörren benützt; Kirschengeist wird viel gebrannt. Einige Baumschulen sind vorhanden.

Pferdezucht wird keine und die Rindviehzucht (Landrace) nur in mittelmäßiger Ausdehnung betrieben; die Farrenhaltung hat die Gemeinde einem Ortsbürger übertragen. Stallfütterung ist eingeführt. Die Zucht der Schweine ist unbedeutend und die der Bienen ganz im Abnehmen.

Vicinalstraßen gehen nach Langenalb, nach Schwann und auf die von Pforzheim nach Herrenalb führende Landstraße.

Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege s. Tabelle III.

Conweiler gehörte den Herren von Schmalenstein, aber auch den Herren von Straubenhardt, Stammverwandte derselben, später die Schöner von Straubenhardt hatten hiesige Besitzungen.

In dem sogenannten Burgthal findet man noch unter der Oberfläche Trümmer der ehemaligen Veste Cunnenberg. Solche gehörte | den Herren v. Schmalenstein (bei Weingarten nordöstl. von Durlach), welche frühe in diese obere Gegend hinaufrückten. (Vergl. über diese Familie Mone, Zeitschr. 1, 305. 494. 2, 103. 221. 7, 82. 470.) Sie war im J. 1397 bereits von Württemberg und Baden zerstört, als der Graf Eberhard von Württemberg an Conz von Schmalenstein genannt Muttersohn Erlaubniß ertheilte, sie wieder aufzubauen; Conz mußte sich jedoch am 14. Aug. d. J. verschreiben, die Burg nicht mit Mauern und Gräben zu befestigen; wenn er dieß thue, sollte die Burg Württemberg lediglich heimgefallen seyn.

Conz von Schmalenstein übergab den 28. März 1368 mit Willen seiner Söhne an Wolf von Wunnenstein, der gleißende Wolf genannt, nebst mehreren benachbarten Besitzungen zu Eigen das ganze Dorf „Kunwyler,“ 1/4 der Dörfer Dobel, Dennach und Schwann und seinen Theil der zu Straubenhardt gehörigen Wälder, auch den Hof zu Oberniebelsbach, doch so, daß Conzens Söhne es wieder zu Lehen empfangen sollten. Im J. 1414 aber trat Fürderer von Wunnenstein mit seinem Sohne Hans und seinem Tochtermann Erpf von Venningen seine Rechte auf alle diese Besitzungen an Württemberg ab (Steinhofer 2, 620). Hierüber gerieth Graf Eberhard in Streit mit dem Markgrafen Bernhard von Baden; beide wurden aber den 29. Sept. 1423 mit einander dahin verglichen, daß Württemberg bei seinem Kauf um Conweiler mit seiner Zugehörde bleiben sollte, dem Markgrafen jedoch gegen die, welche ihm vorher den Kauf versprochen haben, sein Recht in allweg vorbehalten wäre. Die Güter, welche Conrad von Schmalenstein um Conweiler auf dem Wald liegen habe, die von Württemberg zu Lehen rühren, sollte er zu Lehen empfangen, sobald er zu seinen Tagen gekommen wäre (Steinhofer 2, 722).

Nicht lange vorher hatte Hans von Remchingen durch seine Heirath mit Susanna von Schmalenstein die Burg und sieben Theile am Dorfe erhalten; beide verkauften solchen Besitz im J. 1411 an Georg von Gemmingen und seine Ehefrau Agnes von Remchingen.

Aber bereits 1413 veräußerte letzteres Ehepaar seinen hiesigen Antheil für 1000 fl. an die Herrschaft Württemberg (Steinhofer 2, 618), welche auch 1442 (16. Oct.) von Hermann von Sachsenheim, Hans Truchseß von Stetten und Schwarzfriz von Sachsenheim deren durch ihre Heirath mit Anna, Agnes und Notburg von Straubenhardt (Schwester Hansen, des letzten der ältern Herren von Straubenhardt) erworbenen hiesigen Besitz[1], ferner 1446 von Caspar von | Schmalenstein für 150 fl. ein weiteres 1/8 und noch 1598 die Zehntantheile von den Schönern von Straubenhardt erkauften.

Als Filial zu Feldrennach kam Conweiler im Jahr 1479; früher gehörte es in geistlicher Beziehung zu Gräfenhausen.


  1. Es waren überhaupt Rechte, Zins und Gülten zu Schwann, Conweiler, Langenalb (heut zu Tag badisch), Dobel, Dennach, Rudmersbach, Feldrennach, Pfinz, Ober- und Unter-Niebelsbach und Gräfenhausen, ferner die Lehenschaft der Kirchen zu Gräfenhausen und Rudmersbach. Die Verkaufssumme waren 2500 fl.
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