« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Neuenbürg Kapitel B 6 »
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Bieselsberg,
Gemeinde III. Kl., Dorf nebst Untermühle mit 377 Einw., Filial von Schömberg.


Das Dorf Bieselsberg liegt 3 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt und 5/4 Stunden nordöstlich von dem Mutterort, mit dem es durch eine Vicinalstraße verbunden ist, und überdieß führt noch eine Vicinalstraße nach Liebenzell.

Der beinahe 1/4 Stunde lange, etwas weitläufig gebaute Ort, dessen zum Theil sehr ansehnliche aus Stein und Holz erbaute Häuser häufig noch mit Schindeln gedeckt sind, hat auf der Hochebene zwischen dem Nagold- und dem Reichenbachthale eine freie, gesunde Lage und gewährt mit seinen ihn zunächst umgebenden frischen Wiesengründen eine freundliche Ansicht. Die in der Mitte des Orts gelegene, mit dem Begräbnißplatz umgebene Kirche, deren Unterhaltung dem Staat obliegt, hat einen sichtlich älteren, dreiseitig schließenden, mit Strebepfeilern und spitzbogigen, schön germanisch gefüllten Fenstern versehenen Chor und trägt auf dem First einen hölzernen Dachreiter. Im Innern derselben führt ein spitzer Triumphbogen in den mit einem Netzgewölbe gedeckten Chor, dessen beide Schlußsteine den heil. Petrus und Maria mit dem Jesuskinde enthalten.

| Der Ort hat ein Rathhaus, welches im Jahr 1855 von der Gemeinde angekauft und hergestellt wurde; in der Nähe desselben steht das ein Lehrzimmer enthaltende Schulhaus und neben demselben die der Gemeinde eigene Wohnung des Schulmeisters.

Die vorhandenen 3 laufenden und 6 Schöpfbrunnen versagen in trockenen Sommern nicht selten ihren Dienst, so daß die Einwohner genöthigt sind, ihr Wasser an der 1/8 Stunde vom Ort entfernt gelegenen Untermühle zu holen. Die daselbst befindliche Quelle liefert besonders gutes Wasser, welches das ganze Jahr hindurch eine Temperatur von 19° haben soll. Die Einwohner, im Allgemeinen gesunde, fleißige Leute, befinden sich in nicht sehr erfreulichen Vermögensumständen; der ausgedehnteste Güterbesitz eines Bürgers beträgt 30–35 Morgen, der des sogenannten Mittelmanns 15–20 Morgen, Mehrere besitzen nur 2–4 Morgen und Einzelne haben gar kein Grundeigenthum. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und in Taglohnarbeiten. Was die natürlichen Verhältnisse betrifft, so ist das Klima etwas milder und der im Allgemeinen rothsandige Boden etwas fruchtbarer als im Mutterort (s. Schömberg), daher auch die Obstzucht sich in besserem Zustande befindet und der Ertrag der Äcker, besonders aber der Wiesen etwas reichlicher ist. Im Übrigen sind die landwirthschaftlichen Verhältnisse die gleichen wie in dem Mutterort, ebenso die Viehzucht, welche durch einen Farren (Landrace) nachgezüchtet wird. Außer den ganz gewöhnlichen Gewerben bestehen 2 Schildwirthschaften.

Die Gemeinde besitzt etwa 300 Morgen Waldungen, die übrigens zum großen Theil in schlechtem Zustande sind; sie ertragen jährlich etwa 30 Klafter, die verkauft werden.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III.

Die zu der Gemeinde gehörige, mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang versehene Untermühle ist 1/8 Stunde westlich vom Ort in dem Reichenbachthale gelegen.

Bieselsberg kommt im 12. Jahrh., in freilich nicht gleichzeitiger Aufzeichnung Böselsperg geschrieben, unter den Orten vor, an welchen die geborne Calwer Gräfin Uta, † um 1196, Gemahlin Herzog Welfs VI., an das Kloster Hirschau Besitzungen schenkte. (Cod. Hirs. 64 a.)

In späterer Zeit erscheint Bieselsberg als Zugehörung der Herrschaft Liebenzell, mit welcher es 1603 von Baden an Württemberg gelangte (s. Beinberg).

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