« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Neresheim Kapitel B 10 »
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Dischingen.
Gemeinde II. Kl. mit 1045 Einw., wor. 28 Evang. a. Dischingen, Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, 987 Einw., b. Armenhaus, Hof, 8 Einw., c. Guldesmühle, Haus, 8 Einw., d. Hochstatterhof, Hof, 32 Einw., e. Ober-Mühle, Haus, 10 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Fleinheim, O.A. Heidenheim, eingepfarrt. 21/4 Stunden südlich von der Oberamtsstadt gelegen. Der Ort ist der Sitz eines fürstl. Thurn und Taxis’schen Oberförsters und eines prakticirenden Arztes, auch befindet sich daselbst eine Postexpedition und eine Apotheke.
Der sehr ansehnliche, stadtähnliche Ort liegt gar hübsch und angenehm im tiefen südwärts ziehenden Egauthal, zu beiden Seiten des Flüßchens. Die Berge treten nahe zum Ort heran, an den steilen Abhängen mit Ackerfeldern oder mit Ödungen bedeckt, auf den Höhen mit frischen Laubwäldern umkränzt. Besonders schön aber wird die Gegend durch den herrlichen Park des Schlosses Taxis, der die östliche Hügelhöhe beschattet, sowie durch die vielen in der Nähe des Ortes stehenden Lindenbäume, die meist um Kapellen gereiht mit ihren vollen Kronen sich mächtig erheben. Viele Häuser des Ortes sind stattlich und aus ihnen ragt noch die große Kirche mit ihrem hohen | Thurm empor. Namentlich die breite mit Trottoir und Kandeln besetzte Hauptstraße macht einen entschieden städtischen Eindruck, weil sie zumeist von mehrstöckigen, oft im französischen Rococostil erbauten Häusern besetzt ist. Die übrigen Straßen sind krumm und eng und nicht immer ansehnlich.

Die Kirche zu St. Johann dem Täufer steht über 6 Staffeln erhöht mitten im Ort an der Egau, die an ihrer Westseite vorbeifließt, und ist von Lindenbäumen umgeben. Im Jahre 1769 wurde der Grundstein gelegt und am 4. August 1771 war der im Rococostil gehaltene Bau unter Leitung des Baumeisters Dossenberger soweit gediehen, daß er eingeweiht werden konnte. Außen wirkt er nur durch seine Größe und seinen sehr hohen, in ziemlich reinen Renaissanceformen sich aufbauenden, mit einer Zwiebelkuppel endigenden Thurm, der an der Südseite des geradgeschlossenen Chores sich erhebt. Das Innere, 140 Fuß lang, 66 Fuß breit, mit 1100 Sitzplätzen und zwei Emporen, ist nach ähnlichen Grundsätzen, wie die herrliche Kirche auf Schloß Neresheim erbaut, nämlich mit großen sich ein- und ausschwingenden Flächen, um die möglichste perspektivische Wirkung zu erreichen; aber es geschah nicht in so feiner Weise, wie dort, und daneben wurde durch Häufung von korinthischen Pilastern, Stuckzierden u. s. w., zwischen denen riesige Fresken erscheinen, eine ziemlich unruhige, schwülstige Pracht entfaltet. Die Kirche besitzt drei schöne große Zopfaltäre mit ansprechenden Ölgemälden, das kolossale des in Augsburg verfertigten Hochaltares stellt die Taufe Christi dar. Die Beichtstühle sind gut geschnitzt. An der Brüstung der Kanzel, die der Neresheimer Baudirektor Thomas Scheithauf (mit einem Aufwand von 425 fl.) verfertigte, ziehen sich Stuckreliefs hin. Die Orgel mit 18 Registern und 2 Manualen erbaute Joseph Heß von Ochsenhausen im Jahre 1782 um 1100 fl. Die vier Glocken auf dem Thurme wurden im vorigen Jahrhundert in Lauingen gegossen. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der Friedhof wurde 1766 außerhalb des Ortes angelegt und 1852 vergrößert.

Das Kaplaneihaus, hoch und schmal und in französischem Rococostil gehalten, liegt in einem Garten und wurde 1727 aus dem Fonds der St. Gotthardspflege erbaut. Das jetzige Pfarrhaus, vom Jahre 1828, wurde 1858 gegen das alte unansehnliche, in der Nähe der Kirche stehende vertauscht; es besitzt seinen eigenen Baufonds.

Das 1853 erneuerte Schulhaus enthält nur die Wohnungen der drei Lehrer, zweier Schulmeister und eines Lehrgehilfen.

Das Rathhaus, ein altes sehr ansehnliches Gebäude mit einem Glockenthürmchen auf dem Firste, enthält drei Schulzimmer, eine Raths- und Registraturstube und die Wohnung des Schultheißenamtsgehilfen.

| Eine Viertelstunde südlich vom Ort an der Straße nach Ballmertshofen steht im Schatten ehrwürdiger Linden die hübsche, im Jahre 1666 erbaute, 1758 erneuerte Kapelle zu den Vierzehn Nothhelfern, mit einer päpstlich bestätigten Wallfahrt, sie enthält ein Vesperbild vom Jahre 1757. Ihr Gründer war der Graf Schenk von Castell, der nach dem Vorbilde der berühmten Wallfahrt im Cisterzienser-Kloster Langheim solche Wallfahrt auch an die Egau verpflanzen wollte. Papst Alexander VII. bestätigte diese Wallfahrt. In den Jahren 1706 und 1758 wurde die Kapelle erneuert und mit einem Glöcklein versehen. Hauptwohlthäter waren die Fürstin Amalia Henriette von Taxis, sowie Philipp Gutinger von Dillingen, ein geborener Dischinger. Am Wege nach Schloß Taxis befindet sich ein Kalvarienberg.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend zwei laufende, mehrere Pump- und einige Schöpfbrunnen; fast jeder Bürger hat seinen Brunnen vor dem Hause; die laufenden geben besonders gutes Wasser; auch die Markung hat viele und gute Quellen, die bedeutendste entspringt oberhalb der eine halbe Viertelstunde südlich vom Ort entfernten Obermühle. Es bestehen zwei Wasserleitungen, meist in hölzernen Deucheln und eine Strecke lang auch in eisernen Röhren. Hungerbrunnen kommen in nassen Jahrgängen vor. Das über die Markung fließende Egauflüßchen richtet zu Zeiten, namentlich auch im Ort selbst, beträchtlichen Schaden an.

Die Vicinalstraße von Neresheim nach Ballmertshofen und in’s Bayerische führt hier durch, sodann eine von hier nach Fleinheim, (und weiter nach Heidenheim).

Zwei hölzerne Brücken und zwei Stege gehen über die Egau; sie sind von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Vermögensumstände gehören zu den mittleren, von den einigen Vermöglichen besitzt der Begütertste 140, die Mittelklasse, etwa die Hälfte der Bürger, 8–18 Morgen, viele haben gar kein Grundeigenthum.

Die rührigen und aufgeweckten Einwohner sind körperlich wohlgestaltet und erreichen nicht selten ein hohes Alter; gegenwärtig sind zwei über 80 Jahre alt; ihre Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerben. Die gewöhnlichen Handwerker sind beinahe alle vertreten und unter diesen am zahlreichsten die Maurer und Zimmerleute, die, wie auch einige Schlosser, Gerber und Färber, häufig nach außen arbeiten; die meisten treiben nebenbei auch etwas Landwirthschaft, während die eigentlichen Bauern, die ausschließlich von der Landwirthschaft leben, die Minderzahl bilden. Drei mit Bierbrauereien verbundene Schildwirthschaften und vier Kramläden sind vorhanden. Mit gutem Erfolg werden drei Ziegeleien betrieben und außerhalb des Orts befinden sich zwei Mühlen mit je zwei Mahlgängen | und einem Gerbgange, sowie eine Sägmühle. Ein Frachtfuhrmann fährt von hier nach Nördlingen und einer nach Heidenheim.

Der Ort hat das Recht, in den Monaten Mai und November je einen Krämer-, Vieh- und Roßmarkt abzuhalten; die Märkte werden zahlreich besucht.

Die sehr ansehnliche Markung ist mit Ausnahme der Egauthalebene hügelig, zum Theil bergig und hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, welcher aus den Zersetzungen des weißen Jura, der oberen und unteren Meeresmolasse, besonders auch aus Breccienschutt besteht; an den Ausläufern der Thalgehänge hat sich nördlich und westlich vom Ort ein fruchtbarer, mit Jurageschieben gemengter Lehm abgelagert. Auf den hochgelegenen Feldern kann nur mit vieler Mühe und in nassen Jahrgängen befriedigender Ertrag erreicht werden. Einige Steinbrüche, die Straßenmaterial liefern, wie auch Lehm-, Sand- und Kiesgruben sind vorhanden.

Das Klima ist etwas rauh, jedoch nicht ungesund; kalte von Norden herkommende Winde durchziehen häufig das Thal und Frühfröste wie auch kalte Nebel schaden nicht selten, so daß sogar der Roggen schon strichweise erfroren ist. Hagelschlag kommt wenig vor.

Die Landwirthschaft, welche sich in neuerer Zeit sehr gehoben hat, wird mit vielem Fleiß und wegen der bergigen Lage der Güter theilweise mit großer Mühe betrieben; ein Übelstand ist, daß der bessere Boden und der Dünger von den an den Abhängen gelegenen Güterstücken bei starken Regengüssen häufig weggeschwemmt wird. Zur Besserung des Bodens kommt neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln Kompost, Gips, Asche und die in meist gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelte Jauche in Anwendung. Man baut Dinkel, Gerste, Haber und Roggen und von diesen die beiden ersteren vorherrschend, ferner Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken, Rüben und etwas Flachs. Von den Getreideerzeugnissen können etwa 150 Scheffel Dinkel und 100 Scheffel Gerste jährlich auf benachbarten Schrannen abgesetzt werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert mittelgutes, theilweise saures Futter, das im Ort verbraucht wird, und es muß noch von außen bezogen werden. Wässerung besteht bis jetzt nicht, es sollen aber gegen 100 Morgen demnächst hiezu eingerichtet werden. Die nur mit rauhen Kernobstsorten und Zwetschgen sich beschäftigende Obstzucht ist unbedeutend; das Obst wird theils grün, theils gekocht verspeist.

An dem sog. Weinberg soll früher Weinbau getrieben worden sein.

Die Gemeinde besitzt 439 Morgen meist mit Laubhölzern bestockte Waldungen, die jährlich 80–90 Klafter und 7000 Stück Wellen ertragen; der Holzertrag wird größtentheils an die Gemeinderechtsbesitzer verkauft, zum Theil zu Gemeindebauten verwendet. Eigentliche | Weiden sind gegen 200 Morgen vorhanden, die nebst der Herbstweide an den Ortsschäfer und an Ortsbürger um 16–1800 fl. jährlich verpachtet werden; überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse 4–500 fl. ein. Von den Allmanden werden nur einige Morgen um ein jährliches Pachtgeld von 7–8 fl. an Ortsbürger verliehen; überdieß sind noch 20 Morgen Gemeindegüter vorhanden, die dem Farrenhalter zur Benützung überlassen werden.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde ganz gering und beschränkt sich jährlich auf 4–5 Fohlen, dagegen die des Rindviehs in gutem Zustande; man hält seit neuerer Zeit die Limburger Race und hat zur Nachzucht 3 Farren von gleicher Race aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist von keinem Belang. Viehaustrieb findet im Herbst auf die Wiesen theilweise noch statt.

Auf der Markung laufen den Sommer über 800 und des Winters 180–200 St. Bastardschafe; der Abstoß der Schafe geschieht auf den Märkten in Heidenheim und Neresheim.

Von Geflügel werden hauptsächlich viele Gänse gezogen und an Händler abgesetzt.

Die Fischerei in der Forellen und Weißfische führenden Egau ist unbedeutend; das Fischrecht hat unterhalb des Dorfs der Fürst von Thurn und Taxis, oberhalb des Orts die Gemeinde.

Von Spuren aus der Vorzeit haben wir zu nennen: etwa 10 altgermanische Grabhügel, die sich im obern Gemeindewald 1/2 Stunde nordöstlich vom Ort befinden; einer von diesen, der geöffnet wurde, enthielt Gefäßefragmente, Kohlen und Asche. Auf dem Eisbühl, auch Michaelsberg genannt, sieht man noch den Ringgraben einer ehemaligen Burg; daselbst wurden Pfeilspitzen, ein Messer, ein Sporn und ein Schlüssel gefunden. Die sog. Knollenburg stand bei der Kapelle zu den 14 Nothhelfern. In dem eine Stunde nordwestlich von Dischingen gelegenen Wald „Ohrberg“ befindet sich eine mit Graben umgebene alte Schanze. Auf dem Mühlberg soll ein Frauenkloster, und auf dem zwischen Dischingen und Iggenhausen gelegenen Rußel ein Bauernhof gelegen sein; den Eigenthümer nannte man den Rußelbauern.

Allem nach gehörte Dischingen einst theilweise zur Burg Trugenhofen (s. d.), theilweise den Grafen von Dillingen; wahrscheinlich von ihnen hat (direct oder mittelbar) das Kl. Heiligkreuz in Donauwörth einige Güter empfangen und das Kloster Lorch seine 1471 an die Deutsch-Ordenskommende Kapfenburg verkauften Einkünfte zu Dischingen, ferner das Hospital in Ulm seine 1292 ans Kloster Kaisersheim (um 71/2 Pfd. Heller) verkauften 2 Gütlein und das Kloster Neresheim sein Besitzthum. Graf Ulrich von Helfenstein, der 1277 seine Besitzungen in Dischingen, deren Herrngült auf 11 Pfd. und 5 Sch. geschätzt war, samt dem jus patronatus et advocaticium | nach Augsburg vergabte und diesen Theil der Morgengabe seiner Frau ersetzte mit Besitzungen in Trugenhofen und Zöschingen; dieser Graf Ulrich war der Sohn einer Dillinger Erbtochter.

Die Dillingisch-Helfensteinschen Besitzungen waren schon 1334 an die Herrn von Hürnheim-Katzenstein gekommen, welche a. c. einen Vogt zu Dischingen hatten. Oettingen, als Inhaber der Burg Trugenhofen, nahm das Gericht zu Dischingen für sich in Anspruch und diese Streitigkeiten bewogen Herdegen von Katzenstein 1354 seine Güter zu Dischingen an Oettingen, zu überlassen; bald aber erscheint er als Käufer auch der öttingischen Herrschaft Trugenhofen 1365, so daß seitdem diese Burg und Dischingen (wo die öttingenschen Besitzungen dazugekauft wurden) verbunden geblieben sind. – Herdegen von K. erwarb vom Kaiser Karl IV. das a. 1400 und später bestätigte Privilegium zu Dischingen, welches seitdem auch Markt heißt, Markt zu halten und Stock und Galgen zu errichten. An Jörg von Katzenstein machte Bayern Schadenersatzansprüche und für diese wurden ihm 1419 Trugenhofen und Dischingen zugesprochen, aber ohne Erfolg. 1438 verzichtete Jörgs Wittwe auf 20 Pfd. Steuergeld, so ihr der Bürgermeister und Rath des Marktes Dischingen schuldig gewesen; schon vorher, 1428, hatte sie aber ihre Burg Trugenhofen mit allen Zubehörden an Hans von Westernach und Fritz von Zipplingen um 6000 fl. verkauft. Hans von Westernach erwarb das Ganze, die Tochter Jörgs von Katzenstein aber mit ihrem Gemahl Jörg von Weineck machte später Ansprüche und Kaiser Friedrich III. erklärte auch 1453 das Schloß Trugenhofen und den darunter gelegenen Markt Dischingen für verfallene Reichslehen und sprach sie den Klägern zu, doch ohne Erfolg, wie denn Friedrich III. selber a. 1444 dem Ytel von Westernach die alten kaiserlichen Privilegien bestätigt hatte.

Im Besitz folgten sich nun Hans, Eytel I., Peter und dessen Söhne Rudolf und Eytel II. von Westernach, welch’ letzterer seiner Schwester das Gut Ballmertshofen (s. d.) abtrat; weil er selber ohne Erben blieb, so erbte der Schwester Sohn Philipp von Leonrod auch Trugenhofen mit Dischingen, aber freilich nur als landsässiges Gut. Pfalz Neuburg, dessen Rentamt Lauingen auch zu Dischingen und Trugenhofen Gefälle besaß, hatte Hoheitsansprüche erhoben und Peter von Westernach genöthigt, dieselben anzuerkennen mit einer fixirten Steuer von 20 fl.

Von Philipps von Leonrod Enkeln saß Joh. Georg zu Ballmertshofen (s. d.), sein Bruder Johann Egolf († 1638) hatte Dischingen im Besitz und von seinen Söhnen übernahm dasselbe Georg Benno als Lehenserbe, welcher auch das Alod mit 18.000 fl. ganz an sich kaufte 1659. Nach seinem Tod 1662 heiratete die Wittwe den Freiherrn Johann Willibald Schenk von Castel, welcher die Reichslehen | (den Blutbann und das jus de non evocando) empfing und die Erbrechte des Töchterchens erster Ehe mit 11.500 fl. Heiratgut abkaufte.

Von da an besaßen die Schenken von Kastel, 1681 in den Grafenstand erhoben, Dischingen samt Trugenhofen, verkauften aber die ganze Herrschaft 1734 an Thurn und Taxis um 150.000 fl., welcher seitdem im Besitze ist und 1768 die Reichspost von Eglingen nach Dischingen verlegte.

Ein eigenes ritterliches Geschlecht von Dischingen scheint es nicht gegeben zu haben, wohl aber stammt von da die ehrbare Familie der Tischinger, welche im 16. Jahrhundert zahlreich öttingensche Kastner, Vögte, Kanzler u. dgl. gewesen sind.

Unter den Mitbesitzern von Dischingen machte Kl. Neresheim besondere Ansprüche, mußte aber 1379 zugestehen, daß seine Unterthanen auch vor dem Katzensteinschen Gericht erscheinen und ihre Strafen zahlen. Doch soll der Amtmann oder Büttel nicht auf des Klosters Güter gehn. Von Berthold von Westerstetten zu Dunstelkingen und Stauffen kaufte Neresheim 1445 eine Fischenz und Güld samt Hofstatt in Dischingen. Den Bürgern des Markts erließ Peter von Westernach die täglichen Dienste gegen 1 Pfd. jährlich. – Das abgegangene Marktrecht wurde 1824 erneuert.

Von Ereignissen sind – häufige Überschwemmungen zu melden, z. B. 1743, 84, 99. Geboren 1766 und gestorben zu Dischingen (1824) ist Xaver Schmid, fürstl. Tax. Hofmaler und Galerie-Inspector zu Regensburg.

Die Pfarrei zu Dischingen ist sehr alt, Patrone waren wohl die Grafen von Dillingen, als deren Erbe Graf Ulrich von Helfenstein das Patronatrecht samt Vogtei an den Altar der hl. Jungfrau Maria in Augsburg stiftete 1277. Der Bischof Hartmann überließ aber diese Kirche seinem Domkapitel in usus präbendarum. Zu dieser Zeit wird auch genannt Ulricus, notarius de Helfenstein et rector scolarum in Tischingen.

Pfalzgraf Ott Heinrich von Neuburg als Oberherr erzwang c. 1556 auch zu Dischingen die Einführung der Reformation, welche auch hier bis 1616 bestand.

Die Kaplanei zum hl. Wilibald hat Graf Marquard Wilibald Schenk von Kastel 1727 gestiftet.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Armenhaus, liegt außerhalb des Orts bei den 14 Nothhelfern; es wurde früher Siechenhaus genannt und seine Stiftung rührt vermuthlich von den Herrn von Katzenstein aus dem 14. Jahrhundert. Gegenwärtig dient es sog. Gnadenhäuslern und armen Vaganten zur Wohnung.

| c. Guldes-Mühle, 1/4 Stunde unterhalb des Dorfs an der Egau gelegen; sie ist eine fürstlich Thurn und Taxische Domäne und Mühlgut mit 577/8 Morg. 3,5 Ruthen Äcker und 371/4 Morg. 27,7 Ruthen Wiesen; die Domäne ist verpachtet und wird von dem Pächter im Dreifeldersystem bewirthschaftet.

Die Guldesmühle bestand schon 1380 und gehörte einst dem Kl. Kaisersheim, wurde aber von der Herrschaft erworben.

d. Hochstatterhof, hat eine Stunde südlich von der Oberamtsstadt eine hohe abgeschiedene Lage mit herrlicher Aussicht, die in blauer Ferne von den Tyroler- und Schweizer Alpen begrenzt wird. Der Hof, eine fürstlich Thurn und Taxische Domäne, besteht aus einem ansehnlichen, schloßartigen, im Rococostil erbauten Wohnhaus, dessen unteres Stockwerk von dem Pächter des Hofguts, das obere von einem fürstlichen Revierförster bewohnt wird; dieses und zwei großartige Ökonomiegebäude begrenzen auf drei Seiten einen ansehnlichen Hofraum und an die vierte offene Seite lehnt sich der hübsch angelegte Garten des Revierförsters. Das zum Hof gehörige arrondirte Gut besteht aus 198 Morgen Äcker, 62 Morgen Wiesen, 8 Morgen Gärten und 140 Morgen Weiden; überdieß sind dem Pächter 58 Morgen neuerworbene sog. Sägmühlgüter pachtweise überlassen worden. Die Bodenverhältnisse sind mittelmäßig, theilweise gering und naßkalt. Der Pächter bewirthschaftet das Gut mit Umsicht im Dreifeldersystem und hat einen schönen Viehstand von 44 Stück Rindvieh (Albrace), 7 Pferde und 300 Stück Bastardschafe aufgestellt.

Der Hochstatterhof ist zwar ein Filial von Dischingen, wo die Pfarrei den 1/2 Zehnten genoß (Vergleich von 1572), im Übrigen gehörte er dem Kloster Neresheim mit aller Obrigkeit und hatte dieselben Lasten wie die Stadt Neresheimer Bürger. Über die Schäferei stritten schon 1446 das Kloster und die Stadt.

Unter den Schenkungen eines Wolfolt an’s Kloster Fulda bezieht sich wohl die zu Kösingen, Igenhausen und Hohenstat auf unsern Ort. In der Nähe liegt ein mit einem Graben umgebener Hügel, von welchem Manche glauben, daß hier eine Burg gestanden. Aber die Hohenstaufenschen Ministerialen de Hosteten u. drgl., welche 1196–1296 Vögte der Kirche zu Ohmenhausen gewesen sind (ein Ulrich I., Heinrich I., Ulrich II., Heinrich II.), waren höchst wahrscheinlich von Höchstädt a. Donau, wie denn von ihnen wieder u. a. ein Herr von Gremheim a. D. belehnt war. Von unserem Hochstatter Hof könnten möglicherweise genannt sein ein Friedericus de Hochsteten, Chunradus de Hösteten, Bertholdus de Honstetia, welche während des 13. Jahrhunderts in Urkunden der nächsten Umgebung vorkommen.

| Neresheim erhielt wohl seinen ersten Besitz hier (vor 1298) von den Dillinger Grafen; 1319 erwarb es von Rudolf von Stein genannt von Eglingen 1 Hof und 5 Selden, weitere Güter wurden von Neresheimer Bürgern gekauft 1368, 1431 .., zwei Hofstätten von Berthold v. Westerstetten zu Dunstelkingen 1431. Pfalz Neuburg besaß ein Jägerlehen, wozu eine Selde und ein Gütlein gehörte, 1498 versteint.

Das Kloster betrieb von H. aus eine bedeutende Schäferei und baute später ein schönes Hofgebäude, wo Abt und Conventualen im Sommer sich häufig aufhielten zu ihrer Erholung.

e. Ober-Mühle, liegt 1/8 Stunde unterhalb des Mutterorts an der Egau.

(Eine Riedmühle bestand 1354 bei Dischingen und ein Spiegelhof.)



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