« Kapitel B 29 Beschreibung des Oberamts Neresheim Kapitel B 31 »
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Trochtelfingen
mit Eisenbahnstation.
Gemeinde II. Kl. mit 863 Einw., wor. 29 Kath. a. Trochtelfingen, Pfarrdorf, 842 Einw., b. Ober-Röhrbachmühle, Haus, 9 Einw., c. Unter-Röhrbachmühle, Haus, 12 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Herdtfeldhausen eingepfarrt. 3 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.
Der sehr ansehnliche, über 1/4 Stunde lange Ort, der mit Ausnahme einiger kürzeren Nebenstraßen zu beiden Seiten der gut gehaltenen Bopfingen–Nördlinger Landstraße hingebaut ist, hat eine sehr freundliche Lage in dem ziemlich breiten wasserreichen Egerthale auf der linken Seite des ganz nahe vorbeifließenden Flusses; die meist hübschen langen beinahe durchgängig einstockigen, mit den schmalen Giebelseiten gegen die Straßen gekehrten Häuser sind durch umzäunte Hofräume oder Gärten von einander geschieden und stehen somit alle frei, was nicht nur dem Ort ein freundliches und luftiges Ansehen verleiht, sondern auch im Falle der Feuersgefahr seine Vortheile hat. Obst- und Waldbäume, namentlich Eschen, stehen dazwischen, auch ranken zuweilen Reben an den reinlichen, weißgetünchten Häusern hinauf. Scheunen und Stallungen sind unter einem Dach mit den Wohnhäusern und im Rücken derselben angebaut, die meisten Häuser mit | Ziegelplatten gedeckt, ein kleiner Theil hat noch Strohbedachung. An einigen Häusern befinden sich geschnitzte Balken, an andern zierliche steinerne Giebelaufsätze. Die Aussicht des am westlichen Saum des Rieses gelegenen Orts reicht dem Thal entlang gegen Westen an den Flochberg und an den Ipf, gegen Osten in die Gegend von Nördlingen, gegen Süden und Norden ist sie durch vorliegende Höhenzüge beschränkt; besteigt man aber eine dieser Höhen, dann erschließt sich dem Auge eine herrliche Aussicht, insbesondere über die weite Riesebene. Auch sind an der munteren Eger hübsche kleinere landschaftliche Partieen.

Die dem h. Andreas geweihte Kirche wurde im Jahre 1732 in einfachem Rundbogenstil inmitten des Dorfes von der Äbtissin von Kirchheim, Maria Violantia Jäger, erbaut, ihr Thurm, 1690 errichtet und mit seinem untern kreuzgewölbtem Geschoß die Sakristei bildend, steht im Osten und wird gegen oben achteckig und von einer Zwiebelkuppel bekrönt. Das freundliche Innere der Kirche besitzt einen hübschen Hochaltar aus der Zeit ihrer Erbauung mit zwei Gemälden, Christus am Kreuz mit Maria und das hl. Abendmahl. An den Emporenbrüstungen sind angemalt Christus, Propheten und die vier Evangelisten. Von den zwei Glocken trägt die größere die Umschrift: Anno 1766 gos mich Joseph Arnold in Dinkelsbühl, auch sind auf derselben natürliche Blätter abgegossen; auf der andern Glocke steht: 1720 goss mich Christian Ginther zu Königsbronn. Um die Kirche liegt der Friedhof, ihre Unterhaltung ruht auf der Gemeinde.

Die untere oder St. Margarethen-Kirche steht am östlichen Ende des Dorfes auf dem alten auch noch benützten Friedhof und wurde in neuester Zeit wieder hergestellt; sie stammt aus gothischer Zeit, doch sind ihre Fenster jetzt in flachbogige verändert, auch besaß sie früher gothische Wandmalereien. Der mit einem Satteldach versehene Thurm steht auch hier wieder im Osten und vertritt mit seinem untern Geschoß die Stelle des Chors; nördlich stößt an ihn die Sakristei und über der spitzbogigen Thüre, welche vom Thurm in dieselbe hereinführt, steht: anno dm. 1440 un .. jar. renovirt 1860. Auf dem Boden liegt der alte Grabstein eines Geistlichen. Die größere Glocke hat in lateinischen Majuskeln die Umschrift: 1500 iar gos mich Peter Gereis von Augspurg. Maria. Auf der andern, einem hübschen Glöckchen, worauf auch natürliche Blätter (Salbei) abgegossen sind, steht: Maria Innocentia Abtissin de S. R. Stifts Kirchheim quae patrona der Kirche ad Sanctam Margaretam. 1774. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Das 1732 auch vom Kloster Kirchheim massiv aus Stein erbaute Pfarrhaus liegt zunächst der Kirche an der Hauptstraße und befindet sich in gutem baulichen Zustande; die Unterhaltung desselben | hat die Gemeinde. Das frühere Pfarrhaus für die St. Margaretha-Kirche, in der Nähe der unteren Kirche, wurde nach Vereinigung der beiden Pfarreien vom Schulmeisier bewohnt und 1697 von einem Ortsbürger dem Kloster Kirchheim abgekauft und alsdann ein Schulhaus in der Mitte des Orts vom Kloster erbaut und 1834 erneuert; es enthält zwei Lehrzimmer, die Wohngelasse des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Ein besonderes Rathhaus ist nicht vorhanden und die Gemeinderaths-Sitzungen werden in einem gemietheten Zimmer im Gasthaus zum Rößle abgehalten.

Der Bahnhof, ein modernes Gebäude, nebst freundlichen Anlagen liegt 1/8 Stunde südlich vom Ort.

Von den 5 Schlössern der hier gesessenen adeligen Geschlechter stand das untere Schloß an dem nun ebenfalls abgegangenen Weiher hinter dem Dorf; das Stolch’sche Schloß, jetzt Privatwohnung, steht südlich vom Ort ganz nahe an der Eger, es ist noch mit einem im Viereck angelegten Graben umfangen, über den eine Brücke zu dem einen kleinen Hofraum umschließenden Gebäude führt; der Graben war mit Wasser gefüllt und ist heute noch sumpfig. An der Nordseite des ehemaligen Schlosses ist in der uralten Grundmauer ein Stein eingemauert, auf dem eine Figur eingemeißelt ist, wie man sie auf Damenbrettern zum sog. Mühleziehen findet. Bekanntlich waren die römischen Soldaten große Freunde vom Mühleziehen und haben derartige Figuren an verschiedenen Stellen hinterlassen, was der Vermuthung Raum giebt, daß dieser Stein ursprünglich vor oder an einem römischen Gebäude angebracht war und später zum Schloßbau verwendet wurde. Auch die quadratische Anlage des Burggrabens in der Thalebene spricht für eine ursprünglich römische Befestigung, um so mehr, als zunächst derselben sich ein kreisrunder, künstlich aufgeworfener Hügel (vermuthlich römischer Wachhügel) befand, der erst in neuerer Zeit abgetragen wurde.

Dem Stolch’schen Schloß gegenüber stand das Gröll’sche Schloß, das längst abgegangen und von dem nur noch der dazu gehörige 4 Morgen große Garten bekannt ist. Gleichfalls ganz abgegangen ist das Hack’sche Schloß, dagegen steht westlich der Kirche ein in ein Privathaus umgewandeltes Schlößlein, ein hohes Gebäude mit hübsch verziertem Giebel (s. auch unten).

Im oberen Dorf an der Stelle der jetzigen Neumühle stand eine Frühmeßkapelle zu St. Bartholomäus mit Kaplanei; im Jahr 1612 heißt es schon „die vor Zeiten eine Kapelle war“ und heute noch trägt die Neumühle den Namen „Kappel-Mühle“.

Trinkwasser liefern 140 Zieh- und Pumpbrunnen, von denen einzelne minder gutes Wasser führen; Quellen mit sehr gutem Trinkwasser sind in der Nähe des Orts, wie der Steige- und der Leutebrunnen. Über die Markung fließen die Eger, der Goldbach und | der Rohrbach oder Röhrbach, überdieß münden in die Eger noch einige Seitenbäche ganz in der Nähe des Orts. Die Eger tritt nicht selten aus und überschwemmt das Wiesenthal.

Die im allgemeinen schön und kräftig gewachsenen Einwohner sind sehr fleißig, geordnet und finden ihre Haupterwerbsquelle in der Landwirthschaft; von den gewöhnlichen Gewerben sind die Maurer, Zimmerleute und Weber am stärksten vertreten. Es bestehen im Ort vier Schildwirthschaften je mit Bierbrauerei, ein Kaufladen und zwei Mühlen, die Neu- und die Altmühle mit je zwei Mahlgängen und einem Gerbgang; überdieß sind noch zwei Mühlen außerhalb des Orts vorhanden (s. unten). Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den ziemlich guten; der vermöglichste Bürger besitzt etwa 90 Morgen, der Mittelmann 30–40 Morgen und die minder bemittelte Klasse 3–4 Morgen Grundeigenthum; nur einige haben gar keinen Grundbesitz. Jeder berechtigte Bürger hat ein Krautland zu benützen.

Die ansehnliche Markung, von der indessen ein namhafter Theil dem Waldbau dient, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine ebene oder sanft abhängige Lage mit Ausnahme des nördlich vom Ort gelegenen hügeligen Theils; die Waldungen haben theilweise eine sehr bergige Lage am Steilabfall des Herdtfeldes. Der fruchtbare Boden besteht meist aus einem humusreichen Lehm, am Fuß des Herdtfeldabhanges und der Berge gegen das Osterholz aber aus den Zersetzungen des braunen Jura; die Waldungen stocken auf dem weißen Jura. Auf dem Kapf ist ein Steinbruch im weißen Jura, und auf dem Lochegart einer im Kalktuff angelegt. Der Ort hat eine ziemlich milde, gegen Nordwinde geschützte Lage, indessen stellen sich im Egerthale zuweilen kalte Nebel ein; Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe und reichlicher Düngung fleißig und gut betrieben; man baut die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen vorherrschend Dinkel, ferner Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Wicken, Ackerbohnen, Rüben, Erbsen, Linsen, wenig Reps und Flachs, welch letzterer übrigens nicht besonders gut gedeiht. Von dem Getreideerzeugniß wird ein sehr großer Theil nach außen, namentlich auf der Schranne in Nördlingen abgesetzt. Der sehr ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich gutes Futter, das einen namhaften Viehstand ermöglicht. Die mit gewöhnlichen Mostsorten und etwas Zwetschgen sich beschäftigende Obstzucht ist unbedeutend und beschränkt sich auf die am Ort gelegenen Baumgärten.

Die vorhandenen eigentlichen Weiden werden nebst der Brach- und Stoppelweide theils an Ortsbürger, theils an fremde Schäfer, die 7–800 Stücke Rauhbastarde laufen lassen, um 7–800 fl. jährlich verpachtet; den Pferch haben die berechtigten Bürger unentgeltlich zu benützen.

Die Gemeinde hat nur 5/8 Morgen, die Privaten dagegen 60 | Morgen Wald, die übrigen Waldungen gehören zu 2/3 dem fürstlichen Hause Wallerstein und zu 1/3 der Hospitalverwaltung Nördlingen.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die Pferdehaltung von einigem Belang, auch werden zuweilen Fohlen nachgezogen; die eifrig und ausgedehnt getriebene Rindviehzucht beschäftigt sich mit einer Kreuzung von Simmenthaler- und Landrace; 3 Simmenthaler Farren sind aufgestellt. Das entbehrlich gewordene Vieh wird auf benachbarten Märkten abgesetzt. Schweinezucht wird in mäßiger Ausdehnung (15 bis 20 Mutterschweine) getrieben, jedoch die Mehrzahl der Ferkel eingeführt und meist in’s Haus gemästet.

Mit selbst gezogenem Geflügel, namentlich mit Enten und Gänsen, wird ein lebhafter Handel getrieben.

Das Fischrecht hat die Gemeinde, die es übrigens wegen Geringfügigkeit der Fischerei nicht verpachtet.

Von besonderen Stiftungen sind vorhanden die Hahn’sche und die Arnold’sche, deren Zinse jährlich an Ortsarme vertheilt werden.

Unter dem Namen Hochstraße führt 1/2 Stunde nördlich von Trochtelfingen eine von Bopfingen herkommende ehemalige Römerstraße gegen Nördlingen und eine andere von Faimingen herkommende führte von Trochtelfingen über den Heerhof nach Kirchheim und in gerader nördlicher Richtung gegen den Limes; überdieß befand sich, wie schon oben angeführt wurde, ein Wach- oder Grabhügel zunächst am Ort und nahe dabei eine quadratische Anlage einer Verschanzung, die später zu einer Burg benützt wurde, was mit ziemlicher Gewißheit vermuthen läßt, daß schon die Römer an der Stelle des jetzigen Orts sich angesiedelt hatten. Früher stand oberhalb des Orts ebenfalls ein künstlicher Hügel. Eine aus dem Mittelalter stammende Straße lief unter der Benennung der „Kaiserweg“ ganz nahe (nördlich) an Trochtelfingen vorüber.

Die Flurnamen „Aalen“, 1/4 Stunde südwestlich und „der rothe Flecken“, 1/4 Stunde südlich vom Ort, deuten vielleicht auf abgegangene Wohnorte. Bei der sog. Brändelhecke soll ein Gebäude gestanden sein.

Schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts kommen Heinrich und Marquard de Trohtolvingen vor, 1153 neben ihnen auch noch ein Reinhard und ein Bernger de Trohtelvingen, und zwar sind es freie Herren gewesen. Kein Wunder ist’s, wenn später verschiedene Linien der Herren von Trochtelfingen sich unterscheiden lassen und zwar zunächst ein Marquardus de Tr. liber 1238, dessen Nachkomme wahrscheinlich der freie Herr Marquard von Flochberg (s. d.) gewesen ist 1270–80, dessen Enkel der Vri Engelhard von Trochtelfingen 1319–40 zu sein scheint. Diesem folgt Heinrich von Richenbach, „Fri Engelhartz Sun von Trohtelvingen“ 1331–54, der selber auch Heinrich von Richenbach zu Trochtelfingen heißt und Güter da | besessen hat. Hans von Richenbach 1361–90 kommt auch noch in Trochtelfinger Urkunden vor und hatte Güter in Pflaumloch.

Eine zweite Familie mag gebildet haben Walther de Trohtolfingen und de Trochtolfingen 1258–71, dessen Söhne etwa die Brüder Friedrich und Ulrich von Tr. 1271–86 gewesen sind. Ulrich von Tr. war 1273 minister Dom. Hermanni de Haheltingen, der Bruder Friedrich verkaufte 1290 eine Wiese bei Trochtelfingen als Frdr. dictus Slutenhover. Ulrich von Schluckenhofen oder „der Schluttenhover zu Trochtelfingen“ hat zu Trochtelfingen Güter besessen und verkauft, andere von Oettingen zu Lehen genommen.

Eine dritte Familie bilden Sifridus de Trochtelfingen und Heinricus frater ejus, dictus Gyssregen, neben denen auch ein Conradus de Tr. vorkommt 1272–86, miles. Jener Heinrich ist der Stammvater geworden der Gußregen, von welchen zwei Linien zu Kerkingen saßen und zu Reimlingen, eine dritte zu Gmünd, wo z. B. 1434 Johann Gußregen Richter war, 1435–43 Jos Gußregen belehnt von Rechberg mit Zehenten zu Böbingen und einer Hube zu Heubach; Jörg Gußregen 1462 … Kun der Gußregen von Rumelingen und seine Söhne Kuntz und Volkman z. B. 1359 bis 75 besaßen ansehnliche Güter in Utzmemmingen; ein Hans Gußregen, der 1386 einen Hof zu Pflaumloch verkaufte, war öttingen’scher Hofmeister 1399–1425.

Ein Gotbold der Gußregen ist 1359 „zu Körkingen gesessen“, und verkaufte Güter zu Tr. und Holheim c. 1340. 1436–69 lebte Jörg Gußregen, dem Kaiser Friedrich zwei Höfe und zwei Selden absprach als ein widerrechtlich in Alod verkehrtes Reichslehen.

Eine vierte in Tr. angesessene Familie waren die Herren von Emershofen (bei Illertissen); sie können durch die Hohenstaufen in die Nähe gekommen sein oder auch durch Heirat, und zwar soll Johann von Emershofen c. 1290 zur Frau gehabt haben eine Marschalkin von Bopfingen (Marquard von Bopfingen, König Konrads Marschall c. 1250–70). Der Sage nach hatte ein Gerung von Emershofen, um 1300 in Tr. gesessen bei der St. Margarethen-Kirche, 3 Söhne aus 3 Ehen. Die Söhne zweiter Ehe ermordeten auf Anstiften der Mutter den erstgeborenen Hans, mußten dann aber flüchten. Zum Seelenheil des Ermordeten sei die St. Bartholomäuskapelle mit einer Messe und ewigem Licht gestiftet worden. Später lassen sich wenigstens zwei Linien unterscheiden; in der einen machte Friedrich von Em. 1337 den Grafen von Oettingen ein Gut lehenbar, Eberhard und seine Gemahlin Sofie 1363–69 haben Güter zu Tr. und Theil an der Mittelmühle verkauft theils an’s Kl. Kirchheim, theils an Oettingen. Paul vom Em., Pfarrer zu Wemdingen (angeblich Eberhards Sohn), überließ seinen Theil der Behausung, Hofstatt und des Gartens zu Tr. um 160 Pfd. Heller a. 1372. Ein Bruderssohn Eberhards, | Eckard von Em., saß zu Trochtelfingen 1361 ff. und hat verschiedene Güter bei Tr. und Pflaumloch verkauft, so that auch seine Wittwe Anna von Husen mit ihrem Sohne Hans 1387, wobei bürgte Lutz von Emershofen. – Die zweite Hauptlinie entwickelt sich ungefähr folgendermaßen:
Ulrich von Emershofen 1340.
Gerung c. 1354. 66.

Eberhard
Vogt zu Wallerstein c. 1390.
Ludwig 1399. Wilhelm. Eberhard jun. 1399.
1420.
Georg
dessen Geschlecht

Stefan
c. 1420.

Anthoni
1423.

Tochter
h. Ulrich Vetzer.
endete mit Georg
v. Emersh. Truch-
seß des Kais. Max.

Die Mehrzahl der zu Tr. angesessenen Familien und Linien läßt vermuthen, daß verschiedene ritterliche Sitze da gewesen, und in der That spricht die Überlieferung von fünf Schlössern. Noch heute in einem burglichen Zustand steht im Südwesten des Dorfs das sog. Stolch’sche (Wasser-)Schloß. Hinter der Wirthschaft zum Prügel sind Spuren eines Grabens und Burghügels, wahrscheinlich vom sog. Gröll’schen Schlößchen; in der Nähe der St. Margarethen-Kirche, unten im Dorf, gegen Südost, sind Spuren eines Grabens und einer Ringmauer zu sehen, aber schon 1399 ist von dem „Burgstal unterhalb Tr.“ die Rede. Endlich sind auch im sog. Schloßgarten, nordöstlich vom Dorf, Spuren eines Walls bemerklich; andere „Steinhäuser“ mögen spurlos verschwunden sein, wie z. B. die Behausung Hans Langwarters zu Tr., welche er 1373 Oettingen zum offenen Haus machte, identisch wohl mit dem späteren Horkheim’schen Schlößchen. Bei dieser Vielheit von Besitzern und in Tr. selbst residirenden Herren laufen natürlich die Nachrichten von da höchst verwirrend durcheinander und es hat außerordentliche Mühe gekostet, doch einige Ordnung in dieses Choas zu bringen, etwa in folgender Weise:

I. Das Stolch’sche Schloß gehörte wohl dem Gerung und Friedrich von Emershofen und ihnen folgte Kuno von Küllingen, Gemahl einer Kathrine von Emershofen, welcher durch sie wahrscheinlich auch seine Besitzungen in Herdtfeldhausen u. s. bekam, 1387. 97. Damals war die Burg zerstört und öttingisch Lehen. 1396 hatte K. von Küllingen ein Burgstal zu Tr. samt Zubehör verkauft an Georg Fuchs von Zipplingen und (seinen Vetter) Conrad von Ellrichshausen; dieser verkaufte seinen Theil des Dorfs an die Stadt Nördlingen, woher die späteren 25 sog. altnördlingenschen Güter kamen. Die Fuchse stellten die Burg wieder her, denn Jörg von Zipplingen der alte und der junge mußten 1428 ihre „Behausung“ auf’s neue als öttingen’sches Lehen anerkennen und zur Sühne für eine begangene Unthat zum offenen | Hause machen. Von Georgs II. Söhnen, Jörg III. und Friedrich c. 1453, hatte Jörg 2 Töchter, Barbara und Ursula, deren Gemahle Stefan von Nenningen und Conrad Neusel 1474 an’s Kl. Kirchheim 1 Hof zu Pflaumloch und 4 Selden zu Tr. um 410 fl. verkauften. Des Friedrich Gemahlin wurde auf die lehenbare Behausung zu Tr. bewiesen und brachte sie ihrem zweiten Gatten Rudolf Hack von Hoheneck zu, der 1472–1508 mit diesem „festen Haus“ belehnt wurde und öfter „zu Tr.“ heißt, daneben auch mit Gütern in Utzmemmingen belehnt war 1493–1516. Von seinen Töchtern heiratete die eine den Wolfgang von Hausen, Sohn des Hans von Hausen zu Kerkingen c. ux. Amaley von Nenningen; die andere war an Heinrich von Stein zu Diemantstein vermählt und Rudolf Hack mit seinen zwei Tochtermännern machten sich 1508 verbindlich, ihre Güter im Verkaufsfall zuerst dem Grafen Joachim von Oettingen anzubieten. Dieser Fall trat nicht ein; der Enkel Christof von Diemantstein wurde 1522 mit der Behausung belehnt und lebte „zu Tr.“ bis 1548. Ein Wolf und Ludwig Dietrich von D. zu Tr. werden 1552 genannt, Christof II. 1565–79 und ein Ludwig von Diemantstein zu Tr. 1579. 1603 wird ein Wolf Dietrich von D. belehnt, 1617. 23 ein Wolf Wilhelm von D., welcher 1624 Erlaubniß erhielt, seine Frau auf dieses Lehen zu verweisen. Das Schlößchen wurde 1641 an den K. K. Obristwachtmeister Stolch verkauft um 1700 fl., welchem 1668 Georg Heinrich Stolch, 1737 Friedrich Adam Stolch als Lehensträger folgten. Diese Stolche hatten die meisten Grundbesitzungen (deren es 2 Höfe und 16 Selden gewesen sein sollen) an Nördlingen verkauft, wodurch die neunördlingischen Güter entstanden; das Schlößchen selbst mit Zubehör blieb im Besitz der Stolch’schen Nachkommenschaft.

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II. Das sog. Gröll’sche Schloß. Hieher könnte gehören Ulrich von Emershofen, welcher Güter zu Trochtelfingen und Holheim von Goppolt Gußregen kaufte c. 1340 und 1364 mit den zwei Kirchsätzen zu Tr. von Oettingen belehnt wurde. Die oben genannten Nachkommen Ulrichs erscheinen ab und zu als zu Tr. gesessen und verkauften einzelne Güterstücke. Wilhelm von E. übergab seinem Sohne Anthoni 1423 seinen Sitz und Güter zu Tr., dieser aber soll sein ganzes Erbe verkauft haben, um in die Rheinpfalz überzusiedeln, wo sein Vetter Stefan eine ansehnliche Stellung gewonnen hatte. Der letzte Georg, des Kaisers Max Rath, Truchseß und Stallmeister, hat 1494 mit Gülten zu Tr. einen Jahrestag gestiftet und wurde in Bopfingen begraben. Die Käufer des Emershofer Ritterguts müssen wohl Hans von Hausen und Rudolf von Memmingen gewesen sein, welche um 1440 in Tr. angesessen waren. Doch wird 1445 Hans von Hausen allein von Oettingen mit der Behausung und Hofreit zu Tr. und mit zwei Lehen zu Memmingen belehnt. Ein zweiter | Hans von Hausen wurde 1478 belehnt, † 1502 und ihm folgten Hans III. und Wolf I. von Hausen. Ein Melchior von Hausen aber verkaufte 1486 eine Behausung samt der Kapellenmühle und einem Zehentlein an Rudolf Hack; dieß mag wohl ein Theil an dem Hausener Burgsitz gewesen sein. Oettingen machte auf die Kapellmühle als heimgefallen Anspruch und Rudolf Hack verzichtete darauf 1508. Wolf von Hausen heiratete eine von den Töchtern des Rudolf Hack; beide kommen vor bis 1534. Seit 1540 erscheint ihr Sohn Wolf II., öfter „zu Tr.“, Vogt zu Neresheim c. 1549–56, dessen Schwestern verheiratet waren an Christof von Gundelsheim, Moriz Pollinger „zu Tr.“ 1556 und Christof von Horkheim, dessen Söhne die Behausung zu Tr. als Träger empfiengen, für Wolfs (I.) hinterlassene Töchter 1570. 77. 79. 83. Nachher war Christof Bernhard von Baden im Besitz der Behausung Wolfs von Hausen, auf den sie gekommen durch die Mutter seiner Hausfrau, Dorothea geb. von Horkheim, welche also wohl eine Tochter des Hans Georg von Horkheim gewesen ist. Herr von Baden verkaufte sein Erbe an den Grafen Wilhelm von Oettingen, der es wieder verkaufte an Wolf Kaspar von Horkheim zu Tr. und Dürrwangen, ein adeliches Haus und Sitz mit Graben umfangen, verbunden mit niedergerichtlicher Obrigkeit. Der neue Erwerber V. K. von Horkheim, 1592 belehnte baute das Lehensschlößlein mit 1400 fl. neu auf, er starb aber ohne Lehenserben und während noch lang (– 1653) wahrscheinlich seine Tochter Anna Maria zu Tr. begütert war, wurden von Oettingen die Herren von Adelshofen belehnt mit weiland Wolfs von Hausen Behausung samt Graben und Zubehör, und zwar zuerst, wie es scheint, Ernst von Adelshofen † 1611, nachher seine Kinder Barbara und Hans von Adelshofen, der 1621 dieses Besitzthum an Jakob Gröll (Kröll, Croll, Groll, Crölln) von Dambach verkaufte, dem Wolf Sigmund Gröll folgte, der als schwedischer Offizier auch andere öttingen’sche Lehengüter von der Krone Schweden empfieng 1633. Während des 30jährigen Kriegs wurde aber das Schlößchen zerstört und die Güter fielen an Oettingen zurück, das den Burgstal nochmals 1642 an Jobst Ernst von Nordhausen verkaufte. Der Gröll’sche Garten wurde an Obristwachtmeister Stolch verliehen.

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III. Ein drittes Lehen wird späterhin immer bezeichnet als Burgstal samt Graben, Garten und Weiher, führt uns also zurück auf die Behausung zu Tr. mit Garten und Weiher, die Lutz von Zipplingen besessen – 1417. Das weist uns zurück auf den vermuthlichen Wohnsitz der Herren von Trochtelfingen, Reichenbacher Linie, denn Heinrich von Richenbach war 1354 zu Tr. gesessen und gleichfalls zu Tr. gesessen sein Oheim Hans von Zipplingen 1354. 67. Ritter Kraft von Zipplingen verkaufte 1365 an’s Kl. Heilsbronn Güter um 740 Pfd. Heller; den Rest dieses Zipplinger | Besitzthums hatte Lutz von Zipplingen 1410 f. Ihm folgte (wir wissen nicht wie) Ulrich Vetzer, 1417 von Oettingen belehnt – 1443; nach ihm ein Ulrich jun. 1444, der 1445 und 52 „zu Tr.“ heißt und noch 1480 stiftete ein Georg Vetzer in die St. Margarethen-Pfarrkirche zu Tr. einen Jahrestag. Damals aber war die Behausung blos noch ein Burgstal (mit Graben, Garten und Weiher), welcher an Hans von Hausen gekommen war; Melchior von Hausen verkaufte dieses Lehen 1508 an Georg von Horkheim, dem seine Kinder und Enkel folgten: Christof I., 1528–45, Hans Georg und Christof II. c. 1550–70/80, hierauf Antoni Christof † 1604 und zuletzt Georg Christof † 1624. Dieser starb ohne Lehenserben und vergeblich bat sein Schwager, der Obrist Wilhelm Goltstein, um Belehnung. Die Herren Grafen von Oettingen hatten das Lehen bereits einem Friedrich von Schletz zugesagt, der 1624 und nochmals 1643 belehnt wurde. Die alodialen Erbstücke blieben den Goltsteinen, bis Conrad Wilhelm G., ansbachischer Geheimrath, der noch 1672 einige Unterthanen zu Tr. gekauft hatte, seine Besitzungen dem Spital Nördlingen überließ, weßwegen 2 Höfe, 6 Selden und 8 Feldlehen als goltsteinische Güter zu den neunördlingischen Besitzungen gehörten. 1654 erlaubte Oettingen dem Herrn von Schletz sein Lehen in Tr. an Johann Heinrich von Zöschlin zu verkaufen, der es um 3000 fl. an Johann Felix von Welz verpfändete und 1657 um 4300 fl. verkaufte. Seine Wittwe Amalie Sidonie geb. v. Freyberg verkaufte 1669 an Oettingen.

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Die Besitzer des Burgstals mußten natürlich doch auch einen Wohnsitz zu Trochtelfingen haben, was bei den Herren von Hausen ihr Theil an der Burg Nr. II. gewesen ist. Die Horkheim aber waren auch vorher schon zu Trochtelfingen angesessen, ehe sie den Burgstal kauften 1508; schon Veit von Horkheim wurde 1487 mit der halben Behausung zu Tr. belehnt und bei der Belehnung des Herrn von Schletz 1634 ist wieder auch von 1/2 Behausung die Rede. Das könnte also auch der Burgsitz Nr. II. sein, wenn Veit von Horkheim etwa den Antheil des Rudolf von Memmingen erworben hätte; allein beide Herren kommen neben einander als Grundherren von Trochtelfingen vor und somit erhalten wir Kunde noch von einer weiteren Behausung Nr. IV., wozu auch ein Nr. V. kommt, das zur selben Zeit ein Gußregen bewohnte. Von weitern, als den schon erwähnten Grundbesitzern, fanden wir 1374 genannt einen Eberhard der Brussen, genannt zu Trochtelfingen; 1364 Adelheid, Syfrids von Tettnang Wittwe und 1368 ihren Schwiegersohn Hans Schenk von Schwinsbiunda; Conrad von Crailsheim verkaufte 1423 Güter, Rechte und Renten zu Tr. an den Spital Nördlingen um 1200 fl. und Otto von Dirgenheim verkauft 1433 die Bühlmühle um 78 Pfd. Heller. Als Lehensherren haben wir oft genug die | Grafen von Oettingen gefunden, sie waren aber auch im direkten Besitz von allerlei Gütern und kauften, verkauften und verliehen solche manchfach, z. B. 1506 die Badstube; zur Burg Flochberg gehörten auch Gefälle zu Trochtelfingen.

Auch an geistlichen Besitzungen fehlte es nicht. Der Kleinerdlinger Joh. Kommende verkaufte Frau Gut, des Gußregens Tochter, (deren Schwester Elsbet des Waiblingers Weib war) 1307–08 Güter; der deutsche Orden hatte Gülten zu beziehen. Dem Kloster Ellwangen trugen die Oettinger Grafen 1354 die Kappel- und Stegmühle zu Lehen auf. An das Kloster Heilsbronn verkaufte Kraft von Zipplingen seinen Hof, 1/2 Lehen, 6 Selden und eine Holzmark zu Tr. 1365. Das Kloster Neresheim hatte Besitzungen, welche zum Theil an den Spital zu Nördlingen vertauscht wurden 1576; der Rest wurde 1764 an Oettingen abgetreten. Auch die Kl. Zimmern und Christgarten machten zu Tr. Erwerbungen, welche durch die Reformation an Oettingen kamen. Das Kl. Kaisersheim kaufte 1391 einen Hof, Selde und Wald von Johann von Emershofen, Domherrn zu Augsburg, eine weitere Selde u. a. kaufte es 1424 von Stefan von Emershofen und 1493 Wiesen vom Pfarrer zu Tr. Die zahlreichsten Erwerbungen hat das nahe Kl. Kirchheim gemacht, namentlich indem es verschiedenen Nördlinger und Bopfinger Bürgern ihre Güterstücke auf Trochtelfinger Markung abkaufte.

Die Hauptbesitzer waren allmählig die Herren Grafen von Oettingen geworden, aber ihre Unterthanen gehörten verschiedenen Linien; die Nördlinger Güter waren nach und nach erworben nicht bloß von den Herren von Ellrichshausen und Goltstein (s. oben), sondern auch in einzelnen Käufen von den Herren von Horkheim, von Hausen, Schletz, Stolch u. s. w.; ein paar Selden gehörten Bopfingen. Jede Herrschaft hatte die niedere Gerichtsbarkeit über die Häuser ihrer Unterthanen, die hohe Obrigkeit und Jurisdiction samt dem Kirchweihschutz und Abrügung der Frevel auf den Gassen und zu Feld übte Oettingen und die verschiedenen gerichtlichen Linien hatten zu Tr., wohin das Amt Flochberg verlegt worden war, einen gemeinschaftlichen Landvogt. Das Nördlinger Spital hält für seine Unterthanen in der Umgegend ein besonderes Gericht zu Tr., welches aber allmählig in Abgang kam. Von den früher ritterschaftlich gewesenen Gütern mußte Nördlingen mehrfach die Steuer an den Kanton Kocher abliefern.

Wenn sich Trochtelfingen ein Freidorf zu nennen beliebte, so steckt darin sehr wenig Wahrheit, denn es war kein Reichsdorf, war nicht auch nur im Selbstbesitz der niedern Gerichtsbarkeit und Verwaltung. Lediglich durch die Vielheit der Grundherrschaften entstanden so viele Kollisionen, daß der endliche Ausweg war, die Gemeinde selbst allerlei strittige Rechte ausüben zu lassen im gemeinschaftlichen Auftrag der Grundherren. Diese bestellten die sog. Sechser und unter | ihrer Aufsicht besorgten die unmittelbare Verwaltung des Dorfs sog. Fünfer, d. h. 5 jährlich von der Gemeinde dazu bestellte Männer, 3 Bauern und 2 Seldner, welche den Grundherren angeloben mußten. Eher war Tr. in gewerblicher Hinsicht ein Freidorf, alle Handwerke waren zugelassen ohne Zunftbeschränkungen aber auch ohne irgend ein Bannrecht.

Was die besonderen Schicksale des Orts betrifft, so erinnern wir an ein paar große Brände 1568, 5. Oktbr. (75 Gebäude); 1620, 4. August (17); 1634, 26. August, zündeten die Kaiserlichen an; 1750, 29. Juli (44) u. s. w. Der dreißigjährige Krieg und näher die Belagerung und Schlacht bei Nördlingen brachten unsägliches Elend auch über Tr. Hier starben 1634 – 235 Personen, 1635 – 118 Personen, während blos 28 und 6 Kinder geboren wurden. 1805 wurde ein von Ulm entkommenes österreichisches Korps bei Tr. zur Übergabe an die Franzosen genöthigt.

Zu der Gemeinde gehören:

b. die Ober-Röhrbachmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, liegt in dem engen Rohrbachthälchen, 1/2 Stunde südlich vom Mutterort.

c. die Unter-Röhrbachmühle mit zwei Mahl- und einem Gerbgang nebst Sägmühle, liegt etwa 1/8 Stunde unterhalb der oberen Röhrbach-Mühle.

Die Ober- und Unter-Röhrbachmühle liegen nahe am Ursprung des Rohr- oder Röhrbachs und gehörten einst mit aller Jurisdiction dem Spital Nördlingen. 1591 wurde für die Nördlinger Loderer eine Walkmühle damit verbunden. 1740 neu aufgebaut, brannte 1765 die Mühle ab durch Flachsdörren in der Stube.

Eine Kappel- und eine Stegmühle zu Tr. hat Oettingen 1354 dem Kl. Ellwangen zu Lehen gemacht.

Trochtelfingen hatte 2 Kirchen, die Pfarrkirche zu St. Andreas mitten im Dorfe und die Kirche zu St. Margarethen am untern Ende des Dorfs. Nach etlichen Spuren könnte da möglicherweise ursprünglich eine eigene Pfarrei gewesen sein; späterhin war ein Frühmesser da. Beide Kirchsätze befanden sich als öttingisch Lehen in den Händen der Herren von Emershofen, z. B. schon 1364, 1423 wurden sie an’s Kl. Kirchheim verkauft. Nach der Reformation verließ 1541 der Pfarrer bei St. Andreas seine Stelle und der Priester bei St. Margarethen bat nun die Äbtissin, beide Stellen vereinigen zu dürfen, was ihm gewährt wurde. Die Gemeinde aber wünschte wieder einen zweiten Geistlichen und zwar einen evangelischen Prediger, wozu Graf Ludwig XVI. gern geholfen hätte, aber er mußte ja selber fliehen 1547 und erst nach seiner Restitution in die Grafschaft und in den Schutz des Kl. Kirchheim 1563, konnte er, – auf erneutes Bitten der Gemeinde, die Reformation durchführen, welche ein | Pfarrer Götz von sich aus angefangen hatte, 1554 aber vom Grafen Friedrich verjagt worden war. In Folge des Restitutionsedikts kam 1630 eine bischöfliche Kommission, begleitet vom (kath.) Grafen von Oettingen-Wallerstein, und gefördert vom Herrn von Diemantstein nach Tr. und setzte wieder einen Meßpriester ein. Die kirchheim’schen und wallerstein’schen Unterthanen mußten bei Strafe die Messe besuchen (seinen Unterthanen, soweit sie zögerten, ließ der Graf im April 1631 ihre Fahrniß auf die Straße werfen), für die andern ließ Herr Wolfgang Sigmund v. Gröll in seiner Behausung den evangelischen Gottesdienst fortsetzen, doch wurde der evangelische Geistliche bald verjagt, 1632 dagegen der Meßpriester und später blieb der Ort, nach dem Stand von 1624, evangelisch, nur suchte Oettingen-Wallerstein Hindernisse zu machen und die katholisch Gesinnten hielten sich zur Pfarrei Utzmemmingen. Die ev. Pfarrei war dem Konsistorium in Oettingen untergeordnet bis 1810; hie und da war Tr. Sitz eines öttingen’schen Dekanats; unter den Superintendenten daselbst hat sich am bekanntesten gemacht durch zahlreiche Schriften: Georg Heinrich Lang – 1779.

Zur Wiederherstellung der im Bau abgekommenen und presthaft gewordenen Pfarrkirche wurde 1464 ein Sammelbrief ausgestellt; die jetzige Kirche ist 1732–33 neu erbaut worden, der Thurm 1690. Eine kleinere Kapelle zu St. Bartholomäus wird z. B. 1485 genannt. Sie soll gestiftet worden sein zur Sühnung eines Brudermords in der Emershofer Familie, nach einer andern Überlieferung aber hat Wiltrud von Schopfloch, Gerungs von Emershofen Wittwe, eine Kapelle unweit ihres Schlößchens 1333 gebaut und ein Haus für einen Priester dabei gestiftet, mit der Bestimmung, Bekümmerte zu trösten und Pilger zu bewirthen. Diese Kapelle wurde schon vor der Reformation zu weltlichen Zwecken verwendet und im 30jährigen Kriege zerstört.



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