Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 22
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An der höchsten Stelle des Orts, nördlich, befindet sich Kirche und Pfarrhaus. Die Kirche steht auf dem früheren, jetzt verlassenen Begräbnisplatz. Sie scheint nach den romanischen Spuren, die der Thurm trägt, sehr alt zu sein; am südlichen Eingang ins Schiff steht eine Inschrift, die aber wegen Tünche unleserlich ist; 1745 wurde die Kirche renovirt. Eingänge führen von Westen und Süden in das flachgedachte Schiff, das durch hohe rundbogige Fenster erhellt ist. Zu dem um 4 Stufen erhöhten Chor, im untersten Geschoß des Thurmes befindlich, mit kleinen romanischen Fensteröffnungen, führt aus dem Schiff ein Rundbogen. Der große, mächtige viereckige Thurm zeigt die romanischen Doppelbogenfensterchen mit Mittelsäule; ein hohes spitziges Schieferdach mit Wetterhahn schließt ihn ab. Auf ihm hängen 2 Glocken, die kleine ohne Inschrift, die größere trägt eine französische Inschrift in deutschen Minuskeln: Marie suis nommee pour la ...... ens a dieu les ...... Von dem kleineren Glöcklein erzählt die Ortssage, es sei nach dem 30jährigen Krieg gefunden worden, die Schweine haben es aus den Pfaffenäckern herausgewühlt. – Der Kirchhof, nördlich an die Kirche sich anschließend, ist seit 1877 bedenkend erweitert worden und mit einer Mauer umgeben. Das Pfarrhaus, 1758 erbaut, steht neben der Kirche; es ist vom Staat zu unterhalten.
Das Rathhaus, 1849 errichtet, ist zugleich Schulhaus mit 2 Lehrzimmern und der Lehrerswohnung; der Gemeinde gehört ferner ein Armenhaus und ein Schafhaus.
Sieben laufende Brunnen und 4 Ziehbrunnen liefern genügendes Trinkwasser, sehr gutes Wasser namentlich der Brunnen außerhalb Etters. Die Markung ist an Quellen ziemlich reich; die hauptsächlichsten sind Burkhardtsbronnen, Steinbach- und Höllbronnen. Ein früher vorhandener Weiher in einem| Waldthal wird jetzt als Wiese benützt. Außer dem Steinbach, der, von Norden aus dem Hardthäuser Wald kommend, Ort und Markung berührt, wird letztere auch vom Buchsbach berührt, der theilweise im Westen die Grenze gegen die Gochsener Markung bildet.Die ziemlich große Markung ist fast durchaus bergig, zu einem großen Theil mit Wald bedeckt. Der Boden ist ein fruchtbarer, meist tiefgründiger Lehmboden. Das Klima ist der hohen Lage entsprechend; Hagelschlag soll neuerdings häufiger vorkommen, als früher. Es bestehen 4 Steinbrüche auf der Markung, die Kalk- und Werksteine liefern; ferner eine Lehmgrube.
Die Erwerbsmittel des vom Verkehr ziemlich abgeschnittenen Orts bestehen in Feldbau, Viehzucht und Waldarbeit; ferner ist im Ort eine Ziegelei, 6 Schildwirthschaften, eine Brauerei mit Wirthschaft und 4 Krämer. Außerdem wird von einzelnen Korbflechterei und Besenbinderei betrieben. Die Vermögensverhältnisse sind bei den meisten mittelmäßig, es sind viele Holzhauer, die ihr hartes Auskommen haben. Der Grundbesitz des vermöglichsten Bürgers beträgt 30 ha, der des Mittelmanns 10 ha.
Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben. Ein Morgen Acker kostet zwischen 1200 und 600 M.
Wiesen sind wenig vorhanden, doch sind sie meist dreimähdig und ertragen gutes Futter; ein Morgen Wiese kostet zwischen 340 und 500 M. – Weinbau wird längst nicht mehr betrieben.
Obst geräth gut; die Gemeinde unterhält eine Baumschule.
Laubwald hat die Gemeinde 170 Morgen, welche jährlich ca. 120 Rm. Holz und ca. 3000 Wellen ertragen. Sämmtlicher Holzertrag wird verkauft und der Erlös hiefür fließt, im Betrag von 1400 M. in die Gemeindekasse.
Die Brach- und Stoppelweide wird im Sommer mit 150, im Winter mit 400 Stücken Bastardschafen befahren, welche im Ort überwintert werden. Das der Gemeinde gehörige Weiderecht ist an einen Pächter um 780 M. vergeben; die Pferchnutzung trägt jährlich 700 M. ein. Allmanden sind nicht zur Weide verpachtet. Güterstücke, welche die Gemeinde besitzt, sind um 1700 M. verpachtet. Die Freiherren Capler v. Oedheim, gen. Bautz, besitzen auf der Markung seit alter Zeit 7,56 ha = 24 Morgen Acker und 29,31 = 93 M. Wald. Die Rindviehzucht ist in gutem Zustand.
Die Bienenzucht wird mit wenig Glück betrieben.
| Alterthümer: Durch den nördlichen Theil der Markung, mitten durch den Hardthäuser Wald, führte die von Jagstfeld nach Jagsthausen auf der Höhe zwischen Kocher und Jagst ziehende Römerstraße. Dieselbe wurde vielleicht durch eine von Kochersteinsfeld nach Widdern führende Straße geschnitten. Westlich von dieser letzteren liegt ein römischer Wohnplatz im „langen Grund“. Funde: Grundmauern, schön erhaltene Ziegel, Heizröhren (W. F. 1863). Weiter thalaufwärts im Staatswald Trinkstube sind Spuren einer zweiten Niederlassung.Flurnamen: Diebssteigle, Herrgottsrain, Cappler, Reimerloch.
Schöne und weite Aussicht genießt man vom Pfarrhause aus.
Lampoldshausen, alt Lampoldeshusen = Behausung eines Lampold, seit dem 15. Jahrhundert bis heute auch in Lamprechts-, Lampertshausen verderbt, kam, nachdem schon zu Ende des 11. Jahrhunderts Kloster Komburg bedeutende Besitzungen daselbst erlangt, aber auch, wie es scheint, frühe wieder weggegeben hatte, an die Inhaber der Herrschaft Möckmühl: die Herrn von Dürn, dann die v. Hohenlohe, Kurpfalz und zuletzt, 1504, Württemberg. Von Hohenlohe und seinen Lehensleuten, darunter, wie es scheint, solchen die sich von L. schrieben (Reg. v. 1350), erhielt das Frauenkloster Gnadenthal viel Besitzthum in L., das erst 1563 durch Tausch an Württemberg gelangte. Letzteres hatte in L. ein Amthaus (Landbuch von 1624). Das Patronat der Kirche, welche erst nach 1485 von dem Verband mit Kochersteinsfeld getrennt worden ist, stand dem Stift Möckmühl zu.
Pfarrer: Joh. Menderschid 15 . . Joh. Binnigker 15 . . M. Ge. Stecher 1586. M. Stef. Molitor 1587. M. Wilh. Stephanus 1591. M. Sim. Scharpff 1626. M. Ernst Jak. Steinauer 1629. M. Joh. Wilh. Byrer 1635–38. („oede und leer 1639–48.“ Filial von Kochersteinsfeld 1648–65.) M. Joh. Jak. Glökler 1665. M. Joh. Konr. Österlin 1671. M. Joh. Lud. Hochstetter 1678. M. Friedr. Mack 1680. M. Joh. Christof Jenlin 1682. M. Tob. Menninger 1686. Dominicus Ant. Hoye 1713. M. Christ. Jak. Jenisch 1719. M. Christi. Wolff 1731. Jul. Fried, Tüfferd 1737. M. Joh. Lud. Weber 1738. M. Dan. Fried. Grückler 1746. Ge. Albr. Rößle 1750. Ge Alb. Bayer 1751. M. Christ. Lud. Esenbeck 1755. M. Jos. Lausterer 1758. M. Joh. Ge.| Fried. Hirzel 1765. M. Lud. Hercules Daser 1777. M. Karl Christi. Hermann 1790. M. Joh. Christi. Mast 1805. M. Eberh. Lud. Scholl 1814. M. Karl Aug. Renz 1817. M. Joh. Fried. Freisinger 1822. Leop. Karl Fried. Jung 1843. Otto Mieg 1853. Gust. Ad. Endriß 1867. Alb. Dorner 1873–79.Ende des 11. Jahrh. Dem 1078 gestifteten Benediktinerkloster Komburg bei Hall übergibt der Mitstifter Wignand, Bürger von Mainz, neben vielen andern Gütern in Widdern etc. auch 17 Höfe (mansos) in Lampoldeshusen. UB. 1, 392. Bald hernach schenken demselben Kloster der Erzpriester Heinrich v. Würzburg und Anshelm v. Sindringen ihr Gut Lampoldeshusen et (ad?) Steinaha mit allem Zugehör. Ebend. 397.
1333. Die Kirche zu L. bezieht 1 Pfd. Wachs jährlich von Weinbergen in Kochersteinsfeld. W. F. 9, 49.
1345. Mechtild und Agnes Platz von Kochersteinsfeld verkaufen ihr Gut zu L. um 15 Pfd. Hlr. an das Kloster Gnadenthal. Ebend. 51.
Um 1350. Hans Albrecht Mangolds Sohn von Lampoltshusen trägt, wie schon sein Vater vor ihm, von Hohenlohe-Weikersheim ein Gütlein in Rechsweiler (wo? Ein Treßweiler Gut bei Lampoldshausen nennt das Neuenstadter Kellerei-Lagerbuch von 1542, s. auch 1589) zu Lehen. Hohenloh. Arch. 1, 347.
1390. Konz v. Steinsfeld verpfändet seine Güter in Kochersteinsfeld und Lampolzhausen für 131 Gulden an Konz, Sefried und Hans v. Michelfeld. W. F. 9, 73.
1394. Kraft v. Hohenlohe überläßt seinen Theil des Weinzehnten in der Mark des Dorfs Lampoltzhausen auf unbestimmte Zeit dem Kloster Gnadenthal. Wib. 2, 213. W. F. 9, 59.
1432. Konrad v. Weinsberg, Gemahl der Anna v. Hohenlohe, schenkt dem Stift Möckmühl mit der Kirche zu Kochersteinsfeld alle ihre Nutzungen in L. und Gochsen. (Jäger.)
Um 1460. Heinrich v. Gosheim, genannt Platz, verkauft an seinen Schwager Konrad Caplan von Oedheim mit einem Hof in Kochersteinsfeld auch Zins und Gilten in Lampertshausen: 12 Schill. 9 Pfenn., 13 Fastnachthühner mit ihren Rechten, 16 Sommerhühner, 25 Sri. Frucht, 100 Eier. (Gef. Mitth. des Frhrn. v. Bautz. Das Gut ist noch jetzt im Bautzschen Besitz.)
1482. Ein Schiedsgericht unter Kraft v. Hohenlohe erklärt Ansprüchen des Pfalzgrafen gegenüber, daß Gnadenthal von denen, die auf des Klosters Gütern in L. sitzen, allerdings das Hauptrecht und den Handlohn mit 5 Heller, nicht aber die Erbhuldigung nehmen dürfe. W. F. 9, 63.
1485 s. Kochersteinsfeld.
1495. Pfalz besteuert in Lampprechtshusen 35 Unterthanen bei einem Gesammtvermögen von 3500 Gulden mit 70 Gulden. Es werden geschätzt 13 Reiche von 105 bis 329 fl., 11 Mittlere von 53–90, 11 Arme von 8–46 fl., 1. Armer zahlt nichts. W. F. 7, 553. 559.
1525. Bernhard Pfeiffer, Hans Schanzenbach und Jos Vock v. Lampertshausen verkaufen den St. Jörgenpflegern zu Wimpfen| im Thal 1 Gulden jährlicher Gilt aus benannten Gütern um 20 Gulden. St.A.1554. Aus dem Kirchenkasten in Öhringen erhält die Witwe des Pfarrers Joh. Menderschid zu L. 20 Krzr. Öhr. Arch.
1563. Württemberg tauscht von Hohenlohe die Gefalle des aufgehobenen Klosters Gnadenthal in L., Kochersteinsfeld und Möglingen ein. W. F. 9, 71.
1589. Konz Volk von L. verkauft an Württemberg seine 3 Morgen 1/2 Viertel Waldes zu Dreßweiler. St.A.
1781. Die Kelter wird nach Ausreutung der Weinberge zur Zehntscheuer eingerichtet. Möckm. Stifts-Lagerbuch.
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