« Kapitel A 7 Beschreibung des Oberamts Neckarsulm Kapitel B 2 »
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Ortsbeschreibung.


1. Neckarsulm,


Gemeinde II. Kl. mit 2845 Einw., worunter 389 Evang. und 20 Israeliten. a) Neckarsulm, Oberamtsstadt, mit Eisenbahnstation und 2 Bahnwärterhäusern; b) Hängelbachmühle, Haus; c) Reisachmühle, Haus.

Neckarsulm ist Sitz des Amtsgerichts und Gerichtsnotariats, des Oberamts, des Oberamtsphysikats und der Oberamtspflege, eines katholischen und eines provisorisch besetzten evangelischen Stadtpfarramts; es ist Eisenbahn-, Post- und Telegraphenstation. Zwei praktische Ärzte sind in der Stadt und eine Apotheke. (Das evangelische Dekanat in Neuenstadt, das katholische zur Zeit in Sontheim OA. Heilbronn, Kameralamt und Forstamt ebenfalls in Neuenstadt.)

Die Stadt führt in ihrem Wappen das Deutschordenskreuz und 3 Ringe, in der Stellung zwei eins; verliehen wohl von dem Deutschmeister Reinhardt von Neipperg, unter dem im Jahr 1483 Neckarsulm an den Deutschorden kam. Drei silberne Ringe in Roth sind das Neipperg’sche Wappen. Nach den Württ. Jahrb. 1854, 2. Heft, S. 151 f. zeigt das älteste noch vorhandene ovale Siegel mit der Inschrift: S. CIVITATIS. NICROSVLMENSIS, das schwarze Kreuz des Deutschordens mit vier Rosen in den Schildesecken.

Ziemlich regelmäßig gebaut im Viereck, dessen Seiten nach den 4 Himmelsrichtungen gehen, liegt die Stadt, zwischen Neckar und Sulm auf einer nach Süden und Osten sich verflachenden Terrainerhebung, welche gegen Westen zum Neckar | mäßig, gegen Norden zum Theil unmittelbar gegen die Sulm ziemlich steil abfällt. Ehemals war die Stadt befestigt mit einer 30 Fuß hohen, mit Schießscharten und einem bedeckten Gang versehenen Mauer, von der an der Nordseite, an einem Theil der West- und der Südseite noch bedeutende Reste vorhanden sind. Von dem 40 Fuß breiten, zum Theil mit Wasser gefüllten Graben, der jetzt größtentheils zugeworfen und zu Gartenanlagen u. s. w. verwendet worden ist, lassen sich nur noch wenige Spuren erkennen.

Die Stadt soll 10 Thürme gehabt haben, von denen jedoch jetzt nur noch 3 stehen, nämlich 2 runde an der nordöstlichen und nordwestlichen Ecke und ein viereckiger im Südosten, der sog. Centthurm. 1816 fiel der Thurm am oberen Thor, 1837 die daran stoßende Mauer, 1846 der untere Thorthurm, 1840 wurde nach Osten von der Rathhausgasse aus ein freier Ausgang eröffnet und dort die Stadtmauer sammt dem Thurm (dem sog. Hexenthurm) abgebrochen. 1851/52 fiel vollends die ganze östliche Mauer und Graben. Die Stadt hatte also nur 2 Thore, und war und ist noch von der in dieser Richtung laufenden Hauptstraße durchzogen. In jüngster Zeit ist auch an der Westseite die Mauer durchbrochen und niedergelegt worden und es führt hier eine neuangelegte Straße hinunter.

Im Südwesten der Stadt, zwar mit ihr in Zusammenhang stehend, aber doch wieder durch besondere Mauer von ihr getrennt, stand das Schloß (das heutige Oberamtsgebäude); ein Thor führte von der westlichen Seite der Stadt dazu, das sog. Schloßthor. Von den Befestigungen des Schlosses ist noch erhalten der in der südwestlichen Ecke stehende viereckige Thurm, die Mauer im Westen mit dem Zwinger, sowie die Mauern, welche den nach Süden gegen die Bleichwiesen führenden Ausgang zu beiden Seiten einschließen. Verschwunden ist der an die Westseite des Hauptgebäudes sich anschließende bis an den Thurm reichende Bau, ein auf Arkaden ruhendes einstockiges Gebäude mit hohem Giebeldach, dessen ehemaliger Ansatz am Thurm und am Hauptgebäude noch zu erkennen ist. Daneben, gegen Süden gehend, befand sich das „Fürstenzimmer.“ Verschwunden ist seit 1842/44 gleichfalls der den Schloßhof im Norden begrenzende, von Ost nach West ziehende Flügel, der, ehe das jetzige Hauptgebäude dazu eingerichtet wurde, die Kön. Oberamtei war. (Vgl. „das Neckarsulmer Tractuschartenbuch von 1779“ auf dem Rathhaus, und den Markungsplan von 1781 in der Oberamtskanzlei.) | Erweitert ist die Stadt worden etwas nach Norden, bedeutender aber auf der Südseite und in Folge des Bahnhofbaus im Südwesten.

In ihrer heutigen Gestalt macht die Stadt einen sehr guten Eindruck auf den Besucher: sie erscheint freundlich und sauber gehalten. Die Ortsstraßen sind gepflastert und zum größeren Theil in gutem Zustand. Die von Süden, von Heilbronn her kommende Hauptstraße durchzieht die Stadt in nördlicher Richtung und senkt sich anfänglich mäßig, zuletzt ziemlich stark hinab zur Sulmbrücke zwischen den zwei Anhöhen hindurch, auf deren westlicher die Stadtkirche sich sehr vortheilhaft ausnimmt. An der Südseite der Stadt zweigt von dieser Hauptstraße eine ab nach Osten, nach Weinsberg und zu den östlichen Feldern führend; eine andere nach Westen zum Bahnhof und die Linie überschreitend zur Fähre, zum Hafen und zur Werfte. Im Norden führt von der Sulmbrücke die Straße weiter nach Neuenstadt und Kochendorf; links ab zweigt ein Weg, der zuerst der Sulm folgend ins Thal des Neckars führt und auf der anderen Seite des Eisenbahndammes wieder nach Süden sich wendet dem Bahnhof zu durch prächtige Obstgärten. Die übrigen Straßen der Stadt kreuzen die schon genannte Hauptstraße beinahe rechtwinklig; die Rathhausgasse führt nach Osten aus der Stadt hinaus.

Ansehnliche, ja zum Theil stattliche Häuser an der Hauptstraße mit Steinfaçade (wie das Gasthaus zur Rose) oder mit Freitreppen machen auf den Besucher den besten Eindruck.

Von öffentlichen Gebäuden nennen wir zunächst die auf dem Hügel westlich von der Hauptstraße im Norden der Stadt gelegene Stadtpfarrkirche. Der jetzt verlassene Kirchhof, auf dem sie steht, ist durch die umliegenden Gebäude und den Terrainabfall nach Norden und Osten ziemlich eingezwängt. Sie steht von Süd nach Nord, mit dem Schiff ein Rechteck bildend, ist 146′ lang, 57′ breit und 56′ hoch (bis unter das Dach). Der Chor schließt sich im Norden an das Schiff in halbkreisförmiger Apsis. Die einschiffig aus Sandstein im sog. Jesuitenstil erbaute Kirche ist als Stadtpfarrkirche, geweiht S. Dionysius Areopagita, von 1706 bis 1710 an der Stelle einer früheren kleineren Kirche nach der Ortstradition dem h. Georg (?), wahrscheinlich aber auch schon dem h. Dionysius geweihten, errichtet worden aus Beiträgen des deutschen Ordens, der Stiftungs- und Gemeindekasse, sowie aus freiwilligen Gaben. Neuestens, in den | Jahren 1877 bis 1880, hat sie im Innern umfassende Ausschmückungen erhalten. An der Façade gegen Süden befindet sich das Hauptportal, im Rundbogen und mit zwei korinthischen Säulen, welche einen abgebrochenen Giebel tragen. Über diesem ist in einer Nische die Jesusstatue. Vier breite dorisirende Pilaster tragen ein vielfach abgestuftes, stark ausladendes Hauptgesims, unter dem ein Fries mit 4 Triglyphen hinläuft. Darüber setzen sich die mittleren Pilaster fort in jonischen, welche den abgebrochenen Hauptgiebel tragen. In der Mitte desselben steht zwischen 2 Vasen das steinerne Bild des h. Dionysius. Dieser obere Theil der Façade ist durch konvexe Bogen mit dem unteren verbunden; im letzteren befindet sich rechts und links vom Portal je eine Nische mit einer Apostelfigur, Petrus und Paulus. Betreten wir das Innere der Kirche, so ist in Folge der Verschönerungen der letzten Jahre der Eindruck auf den Beschauer ein sehr günstiger. Der Boden ist mit Platten belegt, das weite Schiff im Tonnengewölbe gewölbt, durch Rundbogenfenster gehörig erhellt. Die Fensterleibungen sind reich bemalt, ebenso sind die Glasfenster der Apsis selbst gemalt (links die Verkündigung, rechts die Auferstehung, in der Mitte die Huldigung der Weisen) mit höchst ansprechenden Darstellungen und in prächtigen Farben, von Otto Wörner in München. Gemalt ist ferner ein Fenster im Schiff von Jahn und Schropp in Heilbronn, darstellend die Hochzeit zu Cana, darunter St. Urban, „von der Weingärtnergesellschaft in Neckarsulm gestiftet Gott zu Ehren 1877.“ An den Seiten des Schiffs zwischen den Fenstern, sind entsprechend denen an der Außenwand breite Pilaster, dekorativ bemalt, mit korinthisirenden Kapitälen. Auch das Tonnengewölbe wurde bei der letzten Renovirung geschmückt. Zwischen breiten Gurtbögen sind ganz oben in Medaillons Heiligenbilder: Ambrosius, Hieronymus, Augustin und Gregor der Große; über der Orgel die h. Cäcilia; außer diesen in 4eckigen Rahmen: links Moses, David, Jesaias und Zacharias, rechts die 4 Evangelisten. An der Südwand trägt eine doppelte hölzerne Empore die im Zopfstil gehaltene Orgel. Dieselbe (seit 1847 von Heilbronn aus der Kilianskirche) hat 29 Register mit zwei Manualen. – Die Kanzel, in reichem Rococostil und von Holz, steht an der Ostwand. Außerdem enthält das Schiff noch 3 Rococoaltäre, auch der Taufstein ist in diesem Stil gehalten. – Der durch einen Rundbogen mit dem Schiff verbundene Chor enthält den | Hauptaltar, einen an die Stelle des alten zopfigen, theilweise anderweitig verwendeten Hochaltars 1878 stilvoll und geschmackvoll gebauten Altar (von Hausch und Bayer in Horb) im spätromanischen Stil mit gothischer Ornamentirung. Über dem Tabernakel die Kreuzigungsgruppe; die Hauptfiguren stellen den Patron Dionysius und St. Kilian dar; diesen entsprechend ist rechts Martinus und Bonifazius, links Elisabeth und Georg, ganz oben St. Aloisius. Die Decke des Chors stellt den gestirnten Himmel dar.

Der Thurm erhebt sich viereckig an der nordöstlichen Ecke des Schiffs in 3 Stockwerken; an den 4 Ecken zeigt er unten dorische, in der Mitte jonische, oben korinthische Pilaster. Das oberste Geschoß ist zurückgesetzt und hat abgeschrägte Ecken; über dem zweiten ist eine Galerie, oben eine schiefergedeckte Kuppel, darüber eine Laterne; der Thurm ist 172′ hoch und 28′ breit. Wie die an ihm angebrachte Jahreszahl zeigt, ist er später gebaut als die Kirche, nämlich 1757, zum Theil von Steinen der Burg auf dem Scheuerberg. Besteigbar ist er durch ein im Süden angebautes, bis zur halben Höhe des untersten Geschosses reichendes Schneckenthürmchen. Neben diesem finden wir an der Südseite eine reiche zopfige Renaissancethüre zur Sakristei führend mit Halbsäulen und Zopfgiebel, mit Nische und einer Heiligenfigur.

Glocken befinden sich auf dem Thurm 4 mit folgenden Inschriften: 1. Lucas Speck in Heidelberg goß mich auf Neckarsulm. 1801. St. Sebastianus Martyr. (die größte). 2. St. Elisabetha 1681. 3. Lucas Speck in Heidelberg goß mich auf Neckarsulm 1801. St. Carolus Episcopus. 4. Gegossen von L. Neubert in Ludwigsburg.

Die Baupflicht an der Kirche hat die Stiftung, am Thurm die Gemeinde, welch letztere ihn seiner Zeit (1770) auch ausbaute von 3500 Gulden rückständigen Quartiergeldern, auf welche die Bürgerschaft zu diesem Zweck verzichtete. Auch leistete sie zum Bau freiwillige Handarbeit und Steinfuhren.

An den Mauern des die Kirche umgebenden früheren Kirchhofs befinden sich im Osten und Westen verschiedene eingemauerte Grabsteine, die aber zum größten Theil verwittert und unleserlich, auch wohl ohne Bedeutung sind. (Zum Theil mit Familienwappen).

Westlich von der Kirche ist der sog. Ölberg, eine von hölzernen korinthischen Säulen (vom früheren Hochaltar) | getragene Halle, welche auf der hinteren Wand Jerusalem gemalt zeigt. Die Gruppen stellen dar: Christus am Kreuz, schöne schlanke Holzschnitzerei, an dem Kreuz ein Engel mit blauem Schildchen, darüber V W, darunter 1608; sodann eine spätgothische und bemalte hölzerne Pieta, Maria mit dem Leichnam Christi, ein Werk von bedeutender Schönheit; neu sind die Figuren, Gethsemane darstellend, ausgeführt in Stein von Zartmann in Neckarsulm und bemalt.

Nördlich von diesem Ölberg und westlich neben der Kirche liegt freundlich das Stadtpfarrhaus, das 1804 vom deutschen Orden neu erbaut wurde; die Unterhaltungspflicht hat der Staat.

Der gegenwärtig im Gebrauch befindliche ummauerte Kirchhof, erweitert 1834 und 1868, liegt ungefähr 300 Schritte nördlich von der Stadt auf der Anhöhe jenseits der Sulm und enthält viele künstlerisch gearbeitete Grabsteine, in denen sich der Einfluß des in Neckarsulm betriebenen Kunstgewerbes (Bildhauerei von Zartmann) erkennen läßt. Am Eingang steht die Kirche der Maria zur Steinach. Über ihrem südlichen flachen Portal sieht man im abgebrochenen Bogengiebel eine Nische mit Pieta, darunter von Reben versteckt die Inschrift: o vos omnes qui transitis per viam attendite et videte, si est dolor sicut dolor meus Thren. I, V. 12. Am Westgiebel unter dem auf dem First stehenden Steinkreuz steht die Jahreszahl 1875.

Drei Altäre enthält die im Schiff flachgedeckte Kirche, wovon einen der gewölbte Chor, der durch einen Rundbogen mit dem Schiff verbunden ist. Derselbe hat 3 neue gemalte Fenster, „Louis Sambeth’sche Stiftung, zum Andenken an seine Mutter Theresia, geb. Brunner. 1876.“ Am äußeren Rundbogen des in den Chor führenden südlichen Thörchens steht die Jahreszahl 1668; auf dem First der Kirche ein oben achteckiger Dachreiter.

In der westlichen Kirchhofmauer neben der alten nach Kochendorf führenden Straße finden sich einige Denksteine: 1. renovirt und erweit. anno 1636. Diese Zeit allhie zu Neckarsulm Blids (?) Burgermeister HS. 2. Neben einander drei Wappen von Deutschordensrittern, auf Nr. 1 in quadrirtem Schild in 1 und 3 Thurm, in 2 und 4 eine Henne (v. Henneberg zu Römhild?); das zweite, mittlere, zeigt die 3 Ringe (Neipperg), das rechts einen Querbalken. Darüber die Jahreszahl 1484. 3. Das v. Veltheim’sche Wappen (3 Querbalken in 2 und 3), : 1740 den 8. April / ist dahier begraben worden | Carl Ludwig Joseph ... / 18 Wochen alt. Ehelicher Sohn / des gnädigen Herrn Ernst Friedrich / Freiherr von Veltheim Hauptmanns / unter Titt. H. General Höltzell von Steinheim (?).

Der Kirchhof der Israeliten, mit lebendigem Hag eingefriedigt, liegt im Osten der Stadt.

Die frühere Klosterkirche, Franziskanerkirche, (neben dem früheren Kapuzinerkloster) erbaut 1661 z. Th. von den Steinen der Ruine Scheuerberg, dient heutzutage als städtisches Magazin (Bauhof). Sie steht im südöstlichen Theil der Stadt, unfern der Hauptstraße, in der Richtung von West nach Ost. Sie ist massiv von Sandstein gebaut und das Giebeldach des Schiffs mit Ziegeln bedeckt. Ein rundbogiges Thor im Westen (neueren Datums) führt in die Kirche, in der wir ein weiß getünchtes aber massiv steinernes Tonnengewölbe finden. Ein sehr breiter Rundbogen verbindet das Schiff mit dem ebenfalls Tonnengewölbe aufweisenden niedrigeren Chor. Außen am Westgiebel ist ein altes Steinbild, das Lamm Gottes eingemauert und an der Nordseite des Schiffs ist ein Wappen, ein Sparren im Schild, der auf einem andern Schild liegt, von dem die Enden der Kreuzarme sichtbar sind; ein weiteres Wappen an der Nordseite zeigt außer dem Ordenskreuz im zweiten und dritten Feld drei Spitzen. Wahrscheinlich ist letzteres Wappen das des Deutschmeisters Hartmann von Stockheim 1499 bis 1510 (oder eines Landkommenthurs Walther von Hausenstein um 1600?) Außen am östlichen Giebel des Schiffs steht die Zahl 1666. Es scheint hier ein altes Kirchlein gestanden zu sein. Die Thore, welche früher aus Schiff und Chor in den Kreuzgang des südlich von der Kirche gelegenen Kapuzinerklosters führten, sind jetzt zugemauert; dieses selbst, im Jahr 1655 durch Entschließung des Deutschmeisters Leopold Wilhelm, Erzherzogs von Österreich, angeblich auf Bitten der Einwohner von Neckarsulm gebaut, weist als Bettelmönchkloster durchaus nichts auf, was architektonisch werthvoll oder beachtenswerth wäre: den innern Hof umzieht ein ärmlicher Kreuzgang, überdeckt von einem auf hölzernen Säulen ruhenden, nach innen schräg abfallenden Ziegeldach. Heutzutage dient das Kloster als Arrestlokal für die Gefangenen des Oberamtsgerichts und des Oberamts.

Der Gemeinde gehört ferner das an der Hauptstraße gelegene Rathhaus, ein zweistockiges Gebäude mit Mansardendach, der Bauart nach aus dem vorigen Jahrhundert. Zum | Eingang führt eine zweiarmige große steinerne Freitreppe mit steinernem Geländer. An dieser Treppe ist vorn das Wappen von Neckarsulm angebracht, 3 Ringe und das Kreuz, zwei Ringe rechts und links vom oberen Kreuzarm, der dritte auf dem unteren sitzend. Darüber sind 2 offene Turnierhelme, rechts ein wachsendes, nach links sehendes Pferd, links auf einem Adlerflügel 2 kreuzweis stehende Schlüssel. Zur Rechten und Linken des Schildes unten sind kriegerische Embleme. Über der Thüre sieht man in Medaillon die Justitia, darüber groß das württembergische Königswappen mit Krone unter einem mit Hermelin ausgeschlagenen Mantel; darüber ist die Verdachung abgebrochen mit aufgesetzten Vasen. Außen an der Façade und an den Eckpfeilern sind Pilaster mit jonischem Kapitäl im Rococostil. Oben in bemaltem Giebel sieht man die Uhr; in der Mitte des Firsts ein Glockenthürmchen. Das Rathhaus enthält unten Räume für Feuerlöschgeräthschaften; im ersten Stock befindet sich neben einer großen Hausflur, dem sog. Verkündboden, eine Küche, noch aus der Zeit stammend, wo die größeren Hochzeiten auf dem Rathhaus gehalten wurden.

Das Schulhaus, ein schöner, stattlicher dreistockiger Bau von Sandstein, mit schiefergedecktem Walmdach an der Neckarstraße wurde im Jahr 1852 neu erbaut; es enthält 6 größere und 2 kleinere Lehrzimmer, in welch letzteren die Latein- und Realschule untergebracht sind; parterre ist ein Wohnzimmer für einen Lehrgehilfen. Die Lehrer wohnen in Privathäusern mit Hausmietheentschädigung. Die Volksschule zählt vier ständige Lehrer und eine Lehrschwester; die Latein- und Realschule hat je einen Lehrer; die Kleinkinderschule wird von zwei barmherzigen Schwestern geleitet. Für die Kleinkinderschule wurde im Jahr 1879/80 ein besonderes Lokal hinter dem Schulhaus eingerichtet, unten von Stein, oben Fachwerk. Im oberen Stock enthält dieses Gebäude den Zeichensaal.

Die Gemeinde besitzt drei öffentliche Backhäuser, ebenso ein Schafhaus. Das Armenhaus steht nördlich von der Stadt an der Kochendorfer Straße, gegenüber der Marienkirche.

Keltern bestehen 4 mit zusammen 11 Bäumen und 4 Radpressen. Eine dieser Keltern steht in der Keltergasse, ein großes, gut gebautes, steinernes Gebäude, zum Theil erbaut von den Steinen der Ruine Scheuerberg. An einem Stein an der Ecke steht die Jahreszahl 1567, die Zeit der Erbauung; an der Südseite an einer Fenstersteinfüllung leicht eingeritzt 1655. | Über dem spitzbogigen Thor der Südseite befindet sich ein sauber gearbeitetes Deutschordenswappen in quadratischer Stabeinfassung, durch Lilienstäbe quadrirt, in 1 und 4 das Ordenskreuz, in 2 und 3 ein nach rechts sehender Pferdskopf mit Zügel, in der Mitte Herzschild mit Reichsadler; unter dem Schild hockt ein ihn haltender Affe. Schildhalter sind 2 Hermen, rechts Mann, links Frau. (Es ist das Wappen des Deutschmeisters Georg Hund von Wenkheim 1566–1572 und befindet sich auch am Deutschen Haus in Heilbronn.) Die zweite große Kelter ist in der Nähe des Oberamts, zu dem früheren Schloßkomplex gehörig, auf der östlichen Seite mit 4 Fenstern im gothischen Schweifbogen. Unter dieser Kelter ist der große städtische Keller, 162′ lang und 44′ breit, seit 1855 von der Weingärtnergesellschaft in Neckarsulm benützt. Von den Fässern dieses Kellers ist eines schön gearbeitet, 1672 gebaut, 101 württ. Eimer haltend, 141/2′ lang und 111/2′ weit; es wird von der Weingärtnergesellschaft jedes gute Jahr mit weißem Gewächs gefüllt. Dem Staat gehören: die Oberamtei, das Hauptgebäude in dem an der südwestlichen Ecke der Stadt liegenden Gebäudekomplex, welcher das frühere deutschorden’sche Schloß bildete, ein großes, 3stockiges, massiv aus Stein gebautes Haus, in der Richtung von Süd nach Nord. Die Mauern haben im untern Stockwerk eine Stärke von 11/2 Meter. Das Dach zeigt gegen Norden und Süden Staffelgiebel und enthält 3 übereinander befindliche Bühnenräume. Im unteren Stockwerk des Gebäudes sind die Kanzleien. An der Südseite, in der Höhe des dritten Stocks, befindet sich ein viereckiger Erker, aus dessen Fenstern man eine hübsche Aussicht gegen Heilbronn hin hat. Östlich neben diesem Haus steht in derselben Richtung ein altes graues Gebäude, ebenfalls mit hohem abgetrepptem Giebel gegen Süden, etwas niederer als das Hauptgebäude, das sog. Bandhaus, heutzutage Fruchtböden enthaltend und der Stadt gehörig. Südlich und westlich von diesen beiden Gebäuden ist der Hof des alten Schlosses mit laufendem Brunnen: im Süden war der Hof weiter eingeschlossen von dem oben erwähnten, in der Richtung von Ost nach West zwischen Hauptgebäude und Thurm gestandenen Arkadenbau, dessen Giebelansätze noch erkennbar sind. In der südlichen Ecke steht auf einer Terrasse von 4 Meter der gut erhaltene, gothische viereckige Thurm, in den unteren Stockwerken aus schönen Sandsteinquadern | aufgeführt, mit Spitzbogengesims unter dem obersten neueren Stockwerk und schiefergedeckter Kuppel. Auf ihm befinden sich 2 kleine neue Glocken, von Bachert in Kochendorf gegossen. Außen an der nordwestlichen Seite des obersten Stockwerks nehmen wir ein steinernes, durch Lilienstäbe quadrirtes Wappen wahr, mit Adler auf dem Herzschild: in 1 enthält es das D.O.Kreuz, in 2 und 3 die 3 Ringe, in 4 einen Bischofshut; daneben die Jahreszahl 15–51. – Vom Thurm aus setzt sich nach Norden die gut erhaltene, mit Schießscharten versehene Mauer fort, mit dem 11 Fuß breiten Zwinger, der bis ans nördliche Ende der Kelter reicht. Der auf der Westseite des Hofes stehende 2stockige Bau, der sich in früheren Zeiten weiter nach Süden erstreckte und eine nach Süden gehende sehr hübsche hölzerne Veranda im Geschmack des vorigen Jahrhunderts zeigt, dient als Archiv und Amtsdienerswohnung. An dieses Gebäude sich anschließend, springt nach Osten im Fünfeck die seit 1850 dem evangelischen Gottesdienst gewidmete Schloßkapelle vor, mit Ziegeldach, auf dem ein Glockenthürmchen mit Uhr. Die Kapelle zeigt 3 spitzbogige Fenster, 2 einfache und ein gekuppeltes, über dem sich zur Hälfte in die Fensterleibung eingebogen, das Wappen des Deutschmeisters Reinhard von Neipperg (1479–1489) befindet mit der Jahreszahl 1487. (Früher waren hier gemalte Fenster mit eben diesem Wappen, die im Jahr 1840 nach Stuttgart und später nach Friedrichshafen gekommen sind.) Orgel, Altartuch und vasa sacra sind gestiftet von der freiherrl. von Wächter-Lautenbach’schen Familie. Der Eingang zur Kapelle ist auf der Nordseite: zwischen ihr und der südlichen Seite der oben erwähnten Kelter ist ein freier Platz mit prächtiger Linde, von wo ein Pförtchen durch die Mauer hinausführt in den Zwinger. Auch an der südlichen Mauer des Schloßhofes (westlich vom Hauptgebäude), an welcher das Wappen des Hoch- und Deutschmeisters Ludwig Anton, Herzogs von Pfalz-Neuburg, mit der Jahreszahl 1688, aus rothem Sandstein bestehend, eingesetzt ist, führt ein spitzbogiges Thor hinaus in einen Gang zwischen Mauern. Zwischen diesen ist die Einlassung für das Thor noch erkennbar, durch welches 1/3 des 35 Schritte langen Ganges abgeschlossen werden konnte. Auf der östlichen Seite sind noch die Reste eines runden Thürmchens, mit spitzbogigem Eingang und Wendeltreppe. Der Gang selbst führt auf steinerner Brücke über den weiter östlich aufgefüllten und nicht mehr erkennbaren | Graben, der an der südlichen Seite der beiden Giebelgebäude vorbeilief. Jetzt ist auf der Südseite der Oberamtei ein hübscher, leider durch heftigen Sturm im Sommer 1877 und den kalten Winter 1879–80 übel mitgenommener Garten.

Das Oberamtsgerichtsgebäude, an der Weinsbergerstraße gelegen, ist ein neuer zweistockiger, massiver Bau, mit Front gegen Süden, erbaut 1845/46, daneben ein Garten, der frühere Klostergarten, und die Gefängnisse, das frühere Kloster (s. o.). Der prosaisch aussehende Bau hat doch eine gewisse poetische Weihe erlangt: mehrfach sind dort unsere vaterländischen Dichter J. V. Scheffel und F. Freiligrath bei ihrem sanges- und weinkundigen Freund, Oberamtsrichter G., eingekehrt, um als Pathen bei fröhlichen Taufen zu assistiren, und Scheffel singt:

Und fahr ich einst wieder durch Gottes Welt
Und freu’ mich an Reben und Hopfen:
Dort wo die Sulm in den Neckar fällt,
Will ich an das Amtsgericht klopfen.
Dort amtet ein treuer, ein trinkbarer Mann,
Den Sängern unstreng und willig,
Dort wird dem Klopfenden aufgethan
Und Jedem, was recht ist und billig . . .

Die von Weinsberg kommende Straße führt als Bahnhofstraße westlich mit scharfer Biegung gegen Süden zum Bahnhofgebäude, zu dem die von der Stadt her führende Zufahrtsstraße abfällt. Das Gebäude ist 21/2stockig, massiv von Werkstein gebaut; nach Osten hat es eine Vorhalle mit Arkaden. – Die Bahnhofstraße überschreitet die Linie unterhalb des Bahnhofs und führt jenseits derselben zur Neckarfähre, zum Langholzhafen, zu dem ein Schienengeleise vom Bahnhof her führt; etwas oberhalb der Stadt hat der Neckar, der früher eine Biegung im rechten Winkel machte, zur Erleichterung und Förderung der Schiffahrt 1877/78 eine Korrektion erlitten; an der südlichen Seite des alten Bettes dehnt sich ein hübsches Eschenwäldchen aus.

Auf dem im ONO. der Stadt, 11/2 km von ihr entfernt, bis zu einer Höhe von 500 württ. Fuß über die Stadt sich erhebenden Scheuerberg (siehe oben Seite 47) befand sich einst eine stattliche Burg, von der jedoch heutzutage kein Stein mehr vorhanden ist. Diese Burg, wohl vor oder in dem 14. Jahrhundert von den Herren von Weinsberg erbaut, auf der Steininschrift zu Horneck „ein schön erbautes Schloß“ genannt, kam 1335 an Kurmainz, 1483 an den deutschen Orden, der es zum Hauptamtssitz erhob, wurde aber am 19. April 1525 | von den Bauern ohne Widerstand eingenommen, geplündert und niedergebrannt. Da die Deutschherren die Burg nicht wieder aufbauten, vollendeten die Elemente und Menschenhände allmählich das Werk der Vernichtung. Im Jahre 1661 wurde den Neckarsulmern Erlaubnis gegeben, die besten Steine der Ruine zum Bau des Kapuzinerklosters zu verwenden (s. o.). auch die große Kelter in der Keltergasse soll zum Theil von den auf Scheuerberg geholten Steinen gebaut worden sein (s. o.). Auf einem in der Kirche zu Kochendorf befindlichen Bild vom Jahr 1614 erblickt man noch sehr ansehnliche Überreste der ehemaligen Burg; zu Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts sollen noch die letzten Reste gestanden sein in einem ca. 4 m hohen Rundthurm, dem sog. Rondell; dieser letzte Rest wurde vom Kameralamt verkauft und zu Weinbergsmauern verwendet. – Heutzutage steht an der nach Westen gewendeten Stirnseite des Berges ein im Jahr 1871 neu hergestelltes kolossales Kruzifix von Holz. Über die Aussicht von diesem Punkt siehe unter „Naturschönheiten“. In der Stadt selbst erwähnen wir von alterthümlichen Gebäuden den in der Langengasse gelegenen Pfleghof des Klosters Amorbach, den Amorbacherhof, jetzt in Privatbesitz. Über dem großen rundbogigen Portal gegen die Straße befindet sich schön gearbeitet die Statue der Maria und das bischöfliche Wappen (wagrecht getheilt, oben Mönch mit Blume in der Rechten, unten rechtsgehender Löwe mit 3 Lilien), darüber der Bischofshut. An der Ecke steht folgende Inschrift: Rvr. dns Coelestinus, o. s. Bened. Abbas Amorbac. me posuit. 1705. Hinten Hof und Ökonomieräume. – Im nordöstlichen Theil der Stadt heißt ein Privathaus noch das Greckische, die Gasse die Greckengasse. (1334 erwarb schon das Kloster Schönthal einen Hof des Kraft Greck von Kochendorf.) In derselben Gegend der Stadt heißt ein anderes Privathaus (Nr. 153), das im Innern zum Theil noch bessere Mauerung zeigt, das Klösterle. – Neben der Kirche, rechts vor der Façade steht das in ganz tüchtiger Renaissance mit steinernen Sprossenfenstern aufgeführte Haus der Familie Holzapfel. Es zeigt in Stabeinfassung 2 Schilde, rechts an einem Stiel 3 Äpfel, links eine Armbrust, mit der Umschrift: „Das Haus steht in Gottes Hand, zum Holtzapffel ist es genandt. Als man zählt 1579 nach Christi Geburt ist dies Haus durch den ehrenhaften und achtbaren Joh. Holtzapffeln von Schweinfurt, derzeit Kellern von Neckarsulm, | von neuem gebaut worden.“ Über dem rundbogigen Eingang das Zeichen des Baumeisters. An der südwestlichen Ecke gegen die Hauptstraße findet sich an diesem Haus eine im Renaissancestil gearbeitete Konsole von Stein, den Oberleib eines Kriegers darstellend. (Früher trug sie einen Erker).

In der Nähe dieses Hauses, gegenüber links von dem Wege zur Kirche an der Wirthschaft zum Engel findet sich an dieses Hauses nordöstlicher Ecke eine alte interessante Ecksäule im Renaissancestil, welche oben eine später aufgesetzte Maria trägt. Das Kapitäl enthält in der Mitte in Relief ein Medaillon mit dem Kopf eines nach rechts sehenden bärtigen Mannes mit Baret, wahrscheinlich Kaiser Karls V., trotz der sogleich zu erwähnenden Überschrift; links davon sind 2 gegen einandersehende Gesichter, rechts ein in Blattornament sitzender nackter Knabe, ein Instrument blasend. Darüber auf der schmalen Deckplatte befinden sich folgende Worte und Jahreszahl:

15 VERBUM DOMINI MANET IN ETERNUM 44.

In dem Stadttheil westlich von der Kirche schaut ein altes Haus mit hohem Giebeldach herab, welches das frühere Rathhaus gewesen sein soll. – In der Gasse östlich und oberhalb der Hauptstraße, der Kirche gegenüber, wo ziemlich ärmliche Häuser stehen, ist das frühere Judenviertel. – Beim ehemaligen Schloßthor steht ein altes Holzhaus mit der Jahreszahl 1563, verschiedene hübsche steinerne Eingänge und Fenster aus dem vorigen Jahrhundert zeigen, daß das Steinhauergewerbe lange schon in Neckarsulm auf der Höhe steht. Das alterthümliche Gasthaus zur Sonne mit Erker an der Hauptstraße ist nach der Tradition das Haus, in welchem Jäcklein Rohrbach gefangen genommen wurde. – Das Hochgericht stand ehemals an der jetzigen Neuenstädter Straße, rechts, im Hängelbach. – Der Platz, wo die „Elmbaeume“ (Ulmen) standen, die in der Urkunde von 1212 erwähnt werden, läßt sich nicht mehr bestimmen.

Die Stadt ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen: eine größere Wasserleitung mit eisernen Röhren sorgt für den Bedarf; es sind im ganzen 8 laufende und 8 Pumpbrunnen vorhanden. Von den ersteren ist besonders zu erwähnen der neben dem Rathhaus stehende große steinerne Brunnen. Auf der Steineinfassung des Bassins befindet sich nach vorn das Ordenskreuz; die steinerne Brunnensäule mit 4 Röhren trägt ein jonisches Kapitäl mit hübschem Renaissance-Flachornament und Aufsatz mit der Jahreszahl 1538 und renovirt 1880. | Ein darauf sitzender steinerner Löwe hält eine Wappentafel mit einem durch Lilienstäbe quadrirten Deutschordenswappen, in der Mitte Herzschild mit Doppeladler. – Die Markung ist an Quellen ziemlich reich; die bedeutendste ist die in der Steppach befindliche östlich von der Stadt, welche die ganze Stadt mit Wasser versorgt; sie wird auch als diejenige bezeichnet, von welcher früher das Wasser auf Eseln nach dem Schloß Scheuerberg geholt wurde. Eine andere Quelle ist im Vollkrug. Seen finden sich weder in der Stadt noch auf der Markung, welche von Neckar, Sulm und Hengelbach berührt wird. Der Neckar tritt in Folge der oberhalb des Bahnhofs vorgenommenen Korrektion selten aus, häufig die Sulm, jedoch ohne großen Schaden zu verursachen.

Von Verkehrswegen nennen wir: die im Westen der Stadt von Heilbronn nach Kochendorf, weiterhin nach Jagstfeld führende Eisenbahn; Staatsstraßen gehen von Neckarsulm nach Heilbronn, Neuenstadt und Kochendorf, Vicinalstraßen nach Binswangen-Erlenbach, und Obereisesheim mittelst der Fähre über den Neckar. Vier steinerne und 2 eiserne Brücken (darunter die Eisenbahnbrücke) sowie 4 hölzerne führen über die Sulm. Die Unterhaltungspflicht hat außer bei der Eisenbahnbrücke und einer der steinernen Brücken die Gemeinde, welche bis zu der neuestens vollzogenen Ablösung ein 1300 M. Pacht tragendes Pflastergeld erhoben hat. Die Straße nach Neuenstadt führte früher über die westliche steinerne Sulmbrücke und lenkte dann zwischen Armenhaus und Kirchhofkirche nach rechts. Die neue Straße, angelegt seit 1861, führt direkt in gerader Richtung vom nördlichen Stadtausgang über die Sulm. Als Verkehrsstraße nennen wir namentlich auch den Neckar selbst, auf dem der Verkehr durch die 1878 ins Leben gerufene Ketten-Schleppschiffahrt lebhaft gesteigert worden ist.

Gewerbe und Handel. Wenngleich die Zahl der großen Kapitalisten und der bedeutenden Industriellen keine große ist, so sind die Vermögensverhältnisse der Einwohner im allgemeinen doch als gute zu bezeichnen, was zumeist einer Reihe guter Weinjahre zu verdanken ist, denn der Weinstock, auf ca. 500 Morgen gepflegt, bildet die Hauptnahrungsquelle, obwohl auch der landwirthschaftliche Betrieb keine untergeordnete Stellung einnimmt. Der Grundbesitz der Einwohner bewegt sich von 13 Morgen Weinbergen mit ca. 50 Mrg. Äcker und Wiesen bis herab auf 1/2 Mrg. Weinberg und 11/2 Mrg. bäuerliches Land. Außer | 25 Hospitanten erhalten während der Wintermonate 30–40 Hausarme eine Unterstützung, die aus Mitteln der Privatwohlthätigkeit und der Almosenpflege fließt und in der Woche auf etwa 50 M. sich belaufen mag.

Der Weinbau ernährt 3/4 der Bevölkerung und der Taglohn erfreut sich einer guten Bezahlung (s. o. S. 141 f.). Der Gewerbebetrieb beschränkt sich im allgemeinen auf die Befriedigung der Bedürfnisse der Einwohner, einen namhaften Ausfuhrartikel bildet nur das Bier. Etliche Schuhmacher arbeiten auch auf den Handel. Die Bahnlinie nach Heilbronn verödete die Straßen, auf welchen sich namentlich an Markttagen früher ein starker Verkehr zeigte und sie verminderte den Werth vieler Kundenhäuser und kaufmännischer Geschäfte.

Bedeutendere Gewerbeanstalten sind: die Schiffswerfte und Kesselschmiede mit 30 Arbeitern, die Strickmaschinenfabrik mit 13 Arbeitern, 1 große Bierbrauerei mit Dampfbetrieb, 2 Mahlmühlen mit 5 Mahlgängen und 1 Gipsgang, 1 Sägmühle mit Dampfbetrieb, 1 Fabrik für Malzextrakt und Kaffeesurrogate, 1 Malz- und Bierhefefabrik und 1 Kunstweberei. Endlich ist noch das Atelier des Bildhauers Zartmann anzuführen, aus welchem geschätzte Kunstwerke von Marmor und Sandstein auch nach Baden und Bayern hervorgehen.

Bierbrauereien sind 4, Gasthäuser 6, Schenkwirthschaften 27, Kaufleute 15 und Krämer 3 vorhanden.

Nach dem Stande vom 1. April 1880 zählt die Stadt folgende mechanische Künstler und Handwerker:

Meist. Geh.       Meist. Geh.
Bäcker 9 3 Maler u. Vergolder 2
Barbierer 1 1 Maurer u. Steinhauer 26
Bildhauer 2 2 Mechaniker 1
Bürstenbinder 1 Metzger 10
Buchbinder 2 Musiker 6
Buchdrucker 1 Nätherinnen 12
Drechsler 2 Pflästerer 2
Färber 1 Sattler 2 1
Flaschner 3 Schäfer 1
Gärtner 2 Schlosser 6 1
Gerber 1 Schmiede 5 3
Glaser 2 Schneider 10 1
Goldarbeiter 1 Schreiner 8 3
Gipser 4 Schuster 16 5
Hafner 1 Seifensieder 2
Kaminfeger 1 1 Seiler 2
Kammmacher 1 1 Strumpfweber 1
Knopfmacher 1 Uhrenmacher 4
Korbmacher 3 Wachszieher 2
Kürschner 1 1 Wagner 5 1
Küfer und Kübler 9 1 Zimmerleute 9
Leineweber 2 Zimmermaler 3 4
Lumpensammler 2 Zuckerbäcker 2
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Handelsgewerbe:
Kaufleute 15 Geh. 5       Fruchthändler 1 Geh. –
Krämer 3 Geh. – Weinhändler 1 Geh. –
Hausirer 5 Geh. – Landfuhrleute 3 Geh. 3
Holzhändler 3 Geh. 3 Ziegler 1 Geh. 2

Die Bewohner sind meist körperlich kräftig, wie denn der Weinbau starke Anstrengung erfordert. Leute mit 80 und mehr Jahren zählt man zur Zeit ungefähr 20. Ein Theil der Einwohner bekundet durch seine Namen ausländische Herkunft und ist wohl durch den Deutschen Orden hieher verpflanzt worden, so die Lanzano, Peccoroni, Viola, Domino, Lilie, Duplessis u. A. (siehe S. 265).

Die Gemeindemarkung in mittlerer Ausdehnung, im Ganzen 35605/8 Mrg. betragend, worunter 1905 M. Ackerfeld, 615 M. Wiesen, 617 M. Weinberg (nicht alle mit Wein bepflanzt), 125 Mrg. Waldungen, liegt mit Ausnahme eines ganz kleinen Theils durchaus auf dem rechten Neckarufer, erstreckt sich hauptsächlich gegen Osten und enthält Thalebene, hügeliges Land, sowie gegen Osten ziemlich hohe Berge. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbarer Thonboden, theils mehr, theils weniger tiefgründig. Gips-, Lehm- und Kiesgruben finden sich auf der Markung. – Das Klima ist mild; manchmal treten Frühlingsfröste ein und die Gegend ist hie und da starken Winden ausgesetzt. Hagelschlag kommt nicht häufig vor, wie überhaupt die Gewitter weniger zahlreich sind.

Die Landwirthschaft wird in allen ihren Zweigen mit Eifer und Erfolg betrieben. Die gewöhnliche Dreifelderwirthschaft ist nicht mehr üblich und es besteht kein Flurzwang. Von Getreidearten wird vorherrschend Dinkel gebaut, der sehr | gut geräth. Von Futterkräutern gedeiht besonders Klee. Von den Preisen für die Äcker stehen gegenwärtig die höchsten auf 1700 Mark, die mittleren auf 1200, die geringsten auf 500 pr. Morgen. Gerste und Haber kann nach auswärts über den eigenen Bedarf verkauft werden.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und das Futtererzeugnis gut. Ungefähr 30 Morgen können bewässert werden. Der Preis des Morgens Wiese bewegt sich zwischen 1400 und 600 M.

Bei der Stadt befinden sich, besonders im Westen und Nordosten, schöne Gärten und Gartenanlagen, hauptsächlich Obstgärten.

Über den Weinbau s. oben S. 141 ff.

Die Obstzucht wird in ziemlicher Ausdehnung betrieben und ist in stetem Zunehmen begriffen. Das Obst geräth in sehr guter Qualität; es werden vorzugsweise Luiken und Goldparmänen gepflanzt, Steinobst weniger. Die Gemeinde besitzt eine eigene Baumschule; auch ist von derselben ein eigener Baumwart aufgestellt.

An Waldungen besitzt die Gemeinde noch 125 Morgen, vorherrschend Laubwald. Das Holzerzeugnis derselben beläuft sich auf 65–70 Klafter und 3000 Stück Wellen. Dieses Erzeugnis wird, soweit es nicht für den städtischen Bedarf nöthig ist, verkauft und der Erlös ganz für die Stadt verwendet.

Von Weiden wird nur die Brach- und Stoppelweide benützt und mit einheimischen Schafen befahren. Die Stadt verpachtet die Weide um 1300 M. jährlich, den Pferch um 500 M.

Allmandplätze sind auf der Markung nicht vorhanden: dagegen besitzt die Gemeinde eigene Güterstücke, welche eine jährliche Pachtsumme von ca. 6000 M. einbringen.

Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend, die Rindviehzucht in gutem Stand. Es wird der Neckarschlag gezogen, theilweise unter Kreuzung mit Schweizer Race. Es findet nur Stallfütterung statt; Viehhandel wird nicht getrieben, Viehmastung unbedeutend.

Die Schafzucht wird von dem Ortsschäfer betrieben. Im Winter laufen 300–400 Stück auf der Markung.

Die Zucht der Schweine, von denen die Landrasse gezüchtet wird, ist unbedeutend.

| Ziegen und Geflügel werden ziemlich viel gehalten; die Bienenzucht ist im Abnehmen begriffen.

Das Fischrecht auf dem Neckar gehört dem Staat und ist um eine unbedeutende Summe verpachet; man fangt fast nur Barben und Weißfische.

Von den weiteren Anstalten, die in der Stadt bestehen, nennen wir: eine gewerbliche Fortbildungsschule, eine Industrieschule, eine Feuerwehr, 3 Gesangvereine, die „Weingärtnergesellschaft“ (s. o. S. 142). Eine öffentliche städtische Stiftung besteht nicht; doch hat die Gemeinde Antheil an der Gundelsheimer Hospitalstiftung (s. Gundelsheim).

Die Märkte der Stadt sind nicht von Bedeutung; sie finden statt am 29. und 30. März und am 15. November.


Kirchliches s. u. S. 266 ff.

Alterthümer: Von der gänzlich abgegangenen Burg Scheuerberg ist oben die Rede gewesen. Nach der Sage jagte Karl der Große in dieser Gegend. Von römischen Straßen oder Niederlassungen fand sich bis jetzt auf Neckarsulmer Markung nichts, dagegen wurden bei Gelegenheit des Eisenbahnbaues in den „Fahräckern“ 15 germanische Gräber aufgedeckt. Funde: kein Erz, aber eine mächtige steinerne Streitaxt (61/2″ lang, 2″ breit, 12‴ dick) und große Massen alter Gefässe. Einige der Grabstätten waren mit Steinplatten überdeckt. Die Kohlen- und Aschenlagen der Grabhügel waren zum Theil sehr ausgedehnt. Ebenso haben sich beim Abheben des zwischen Bahnhof und Neckar befindlichen Hügels einige germanische Grabstätten erkennen lassen; Funde unbedeutend, Kohlen- und Aschenlage, Knochen, Gefäßstücke und Stücke rohgeformter Aschenkrüge. Auch beim Abheben des Bodens am Bahnhof fand sich ein germanisches Grab; Funde: rohe thönerne Gefäßstücke, thönerne Spinnwirtel. Nahe der Markungsgrenze gegen Heilbronn deckte man bei dem Eisenbahnbau große Lager von Thier- (Pferds-) Knochen auf, viele hundert Centner betragend.

Flurnamen, die alterthümliche Bedeutung haben möchten: Gottesäcker, Eselspfad, Steinacher Flur, Scheuerberg.

Parzellen: Hängelbachmühle, früher Gipsmühle, unterhalb der Stadt am Einfluß des Hängelbachs in die Sulm; Reisachmühle, südöstl. von der Stadt, oberhalb an der Sulm.

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Geschichte der Stadt.

Fünf Schenkungen, welche in den Jahren 771 bis 791 im Sulmanachgau in dem Dorf Sulmana dem Kloster Lorsch an der Bergstraße gemacht wurden, und wie solche aus nicht weniger als 10 Orten des jetzigen Oberamtsbezirks berichtet werden, sind das erste urkundliche Zeugnis, welches uns von Neckarsulm erhalten ist. Ob der Name, welcher unserem Sulm, wie es Jahrhunderte lang geheißen hat, die Benennung gab: Sulmana, vorgermanisch ist (Buck, Oberd. Flurn. 226) oder dasselbe, was Sualmanaha, wie der Schwalmfluß im Hessischen im 8. Jahrhundert heißt, blose Erweiterung des swal, Schwall, in Schwalbach, Salfeld (Sualafeld) an der Schwalm, vgl. Förstemann, Ortsnamen 2. A. 1418; wie alt die Niederlassung an der Sulm; ob die Wahl der fränkischen Heiligen zu Kirchenpatronen, des Dionysius (St. Denis) in Sulm, Remigius in Dahenfeld, Martinus in Erlenbach, Mauritius in Oedheim, auf Gründung dieser Kirchen schon in der ersten Zeit nach der fränkischen Eroberung bezogen werden darf; ob nicht der Scheuerberg, früher auch Schauerberg genannt, alt Schurberg, (was wir eher zu schûr, Schauer, Ungewitter, Hagel und abgeleitet Wetterhütte, Obdach, also vielleicht wetterableitender Berg, als zu schiur, Scheuer, Scheune, stellen möchten, wenn nicht altes sciure, Becher, zu Grunde liegt, wie die vielen Staufen von der Form des stouf, Bechers ohne Fuß, genannt sind) – ob nicht der Scheuerberg schon in uralter Zeit eine menschliche Niederlassung getragen hat – wer mag es entscheiden?

Auf alten Ortsadel in Sulm scheinen hinzuweisen die Benennungen: Egezo de Sulmena, welcher sein Besitzthum daselbst, wohl noch im 11. Jahrhundert, dem Kloster Hirschau schenkte, worauf letzteres dasselbe bald wieder veräußerte; ferner Adela de Sulmen, welche nach dem Todtenbuch des Ritterstifts Wimpfen diesem einen Weinberg in Sulmen gab gegen einen andern im Stalbühel (zwischen Wimpfen und Untereisisheim), den ihr Gatte Rüdeger von Erlikofen an das Stift geschenkt hatte; endlich Damburg von Sulm, Witwe Konrad Limbachs, Bürgers zu Heilbronn (s. Neuenstadt). Doch dieses Geschlecht, wenn es je eine Bedeutung hatte, ward frühe durch ein benachbartes, an Gütern und Ehren reiches Haus, die Herren von Weinsberg, verdrängt, wogegen andere Adelige theilweise bis ins 16. Jahrhundert in N. begütert erscheinen: die | v. Neuenheim (B.A. Heidelberg) 1335, 1343 ff., die Greck v. Kochendorf 1334, 1522, die Berlichingen 1334, 1335, die von Wittstatt (B.A. Tauberbischofsheim) 1334, 1461, 1505, 1522, 1567, die Capler v. Oedheim 1335, die v. Thalheim 1359, die Sickingen 1506. (Vielleicht auch die v. Erenberg und die v. Lomersheim s. Reg. 1503). Die Weinsberger wurden als Reichskämmerer, wie es scheint von den Hohenstaufen, neben anderem Reichsgut auch mit der Herrschaft Scheuerberg und Neckarsulm belehnt. Jedenfalls sitzt Engelhard (III.) von Weinsberg schon 1212 als Landrichter unter den Ulmbäumen in Sulm, und 1264 steuern zwei Engelhard (IV. und V.) von Weinsberg zur Erhaltung der Burgkapelle auf dem Scheuerberg bei. Konrad IV., welchen König Heinrich VII. zum Landvogt in Niederschwaben erhoben hatte, gab 1323 Sulm seinen Söhnen; aber schon zwei Jahre nach des Ersteren Tod 1335 verkaufte Engelhard VII., von den Schulden seines Vaters und Oheims gedrückt, die Herrschaft Scheuerberg, bestehend in der gleichnamigen Burg, Stadt Sulm und den Ortschaften Erlenbach, Binswangen, Obereisisheim, Oedheim, Kocherthürn und Lautenbach, um 22.000 Pfund Heller an das Erzstift Mainz, welches nun anderthalb Jahrhunderte im Besitz der Herrschaft verblieb. Neben Mainz, zum Theil im Konflikt mit ihm und der Bürgerschaft (1409, 1411, 1447, 1652) blieben länger oder kürzer zahlreiche Klöster, die Benediktiner in Komburg bei Hall (1248, 1330, 1383, 1466), das Cisterzienserkloster Schönthal an der Jagst (1334 ff.), die Benediktinerabtei Amorbach im Odenwald (1343 ff.), das Klarissenkloster Heilbronn (c. 1350), das Ritterstift St. Peter zu Wimpfen (1358, 1414 und noch lange fort) das dortige Dominikanerkloster (1481) in Neckarsulm begütert. Jahrhunderte lang bezogen die Benediktiner in Amorbach ihren Wein theils von Neckarsulm, theils von Forchtenberg, wo ihn die Fronfuhren der Buchener zu holen hatten. Zur Ausübung seiner Herrschaft setzte Mainz Vögte oder Amtleute auf Scheuerberg ein, so Eberhard Rüd v. Bödigheim 1380, Albert von Hirschhorn 1399, Schwicker v. Sickingen 1409, Hans v. Gemmingen 1440, Hans v. Sickingen 1449 ff., welche Amtleute als Gläubiger der geistlichen Herren in Mainz die Herrschaft theilweise in Pfandbesitz bekamen (1431, 1440 ff.), so daß Sickingen einen eigenen Amtmann auf der Burg hatte (1482). In der Stadt Neckarsulm amtete ein Mainzischer Keller d. i. Kameralbeamter (1409 etc.) Auch eine | erzbischöfliche Münzstätte war daselbst (s. Reg. 1408). Die kleine Stadtkelter hieß vormals die Münzhäuser. In den 1830er Jahren fand man bei Gerabronn im Hohenlohischen mit mancherlei Mainzer Münzen eine solche mit der Umschrift MONET . . SVLM . ., einem Kopf und dem Mainzer Rad. (Binder, Württ. Münz- und Med.-Kunde S. 477).

Geographische Gründe führten 1484 zu einem Herrschaftswechsel: Mainz, welches lange schon Miltenberg am Main, „diese Grenzburg gegen das Herzogthum Ostfranken,“ sein nannte, bot dem deutschen Ritterorden gegen die in jener Gegend gelegenen Kommenden Prozelten und Neubronn die Herrschaft Scheuerberg-Neckarsulm im Tausch an, und die Deutschherren, welche längst in der Nähe in Horneck, Heilbronn etc. Fuß gefaßt hatten, gingen gerne darauf ein. Fortan waren sie bis zum Untergang des römisch-deutschen Reiches die Herren von Neckarsulm und Zugehör. Die alte Herrschaft Scheuerberg (s. o.) wurde, mit Unterordnung des Amtes Heuchlingen, mit den Orten Jagstfeld, Duttenberg, Ober- und Unter-Griesheim, Bachenau, Offenau, Hagenbach und Oedheim, zum Deutschordensamt Scheuerberg erhoben. Amtleute des Ordens auf Scheuerberg waren Eberhard v. Ehningen 1514, Sigmund v. Haltenbergstetten 1518, Hans v. Ermershofen 1521. In Neckarsulm war vorerst nur wie früher ein Kurmainzischer, so jetzt ein Deutschordischer Keller (1496. 1544). Als aber die Bauern Schloß Scheuerberg zerstört hatten (s. oben Seite 206) wurde Neckarsulm der Amtssitz und gewann immerhin eine solche Bedeutung, daß der Deutschorden wiederholt nicht nur Provinzialkapitel (1538. 1545. 1590. wie 1534 in Horneck, 1548 und 1556 in Heilbronn), sondern auch Generalkapitel (1572. 1577. 1588) daselbst abhalten konnte, welch Letzteres in der Regel am Deutschmeistersitz Mergentheim, ausnahmsweise in unsern Gegenden auch in Heilbronn 1566, geschah. Auch das Schloß in Neckarsulm, dessen Anfänge wohl in das 14. Jahrhundert hinaufreichen (Reg. 1364), war im Bauernkrieg hart mitgenommen, aber von dem Deutschmeister Walther von Kronberg wieder hergestellt worden (W. F. 5, 212). Darin saß fortan der deutschherrische Amtmann, wie es scheint in sehr ungenügenden Kanzlei- und Wohnräumen: wenigstens wird in den Akten seit 1720 unaufhörlich geklagt, das Schloß müsse reparirt und besser eingerichtet werden, bis endlich im Jahr 1803 das Allernöthigste geschieht. Von Namen der Amtleute sind auf uns gekommen:

| 1538 Peter Widmann, Ambtmann (gleichzeitig Ziegler DO. Keller, nach diesem Leonhard Polster, Rentmeister oder Keller). 1601–c.30 Sigismund Polster, nob. Dom. 1630–38 Petrus Klütsch, nob. Dom., praefectus loci. 1638–48 Friedrich Furtenbach, nob. Dom., Amtmann. 1648–58 Sulpitius Servilianus Bautz, nobilis Dom. Satrapa – antea Capitaneus. 1658–64 Barthol. Mayerhofer nob. Dom., Amtmann. 1664–76 Peter Handel, nob. D. Satrapa. 1676–90 Georg Hetzenrod, nob. D. Satrapa. 1690–1715 Christoph Stipplin, nob. D. Satrapa, Consiliarius Cammerae Ord. Teut. 1715–c.30 Georg Gottfried Stipplin – Satropa. 1730–47 Sebastian Ulsammer – Satrapa. 1747–75 Joh. Balthasar Ulsamer, Teut. Ord. Consiliarius Camm. 1775–c.1800 Franz Michael Lindner, Satrapa, T. O. Cons. Camm. 1800–2 Martinus Josephus Scharpff, – Satrapiae Nicrosulm, Administrator, 1805 Dom. Kleiner, consil. aulicus et Satrapa, erster Württemb. Oberamtmann.

In die Regierungs- und Verwaltungs-Verhältnisse der Stadt gewährt nachstehender Gnadenbrief des Deutschmeisters Heinrich v. Lobenhausen, dd. Neckarsulm, 28. Februar 1573, einen Einblick.

Wir Heinrich von Gottes Gnaden, Administrator des Hochmeisterthums etc. Meister Teutsch-Ordens in Teutschen und Welschen Landen etc. Als wir unlängst nach Eintretung unsrer Regierung von unsern Unterthanen und lieben Getreuen Schultheißen, Burgermeistern, Gericht und Gemeind zu Neckarsulm die Erbhuldigung eingenommen, haben sie uns ein Verzeichniß etlicher Beschwerungen vorgebracht, so ihnen neulicher Jahren von etlichen unsern Kellern, Schultheißen und sonsten aufgedrungen werden wollen, nemlich u. s. w. u. s. w. – so entscheidet nun der H. und T.-Meistern: nach geschehener Erkundigung und gehabtem Rath: Es solle ihnen künftig wieder der Martinswein, wie vor Alters, aus der Kellerei gereicht werden, einem Gerichtsmann 2, einem Gemeindsmann 1 Maaß mittleren Weins; das Holz im Stadtgraben soll nach Belieben der Gemeinde zum Theil überlassen, zum Theil von der Herrschaft vorbehalten werden, auch dasselbe auszureuten und fruchtbare Bäume zu pflanzen. Von den bestellten Thorhütern soll kein Frohnbote mehr weggenommen werden; wenn Amtsangelegenheiten zu besorgen sind, wobei der Bote am gleichen Tag wieder heimkommen kann, z. B. an den H. Hauskommenthur in Horneck, so geht das frohnweise um, wer jedoch außerhalb des Amts Boten gehen soll, dem ist’s aus der Kellerei zu lohnen; der Keller und Schultheiß dürfen in ihren eigenen Angelegenheiten keine Frohnboten verschicken. Auf das Rathhaus soll Brennholz ziemlicher Maßen angewiesen werden nach Gutbefinden des Kommenthurs in Horneck und jedenfalls zum Bedarf für übelthätige Personen, welche etwa namentlich vor dem peinlichen Gericht auf dem Rathhaus verwahrt werden. Dem Keller wird verwehrt, seine Gärten u. dgl. in der Frohn säubern und herrichten zu lassen oder gar Hinausführung abgestandenen Viehs von der Gemeinde zu fordern; das hat sein Gesinde zu leisten, und Säuberung des Schloßhofs, der Ställe, ist dem Thorwart einzudingen, wenn aber der H. und T.-Meister selbst nach Neckarsulm kommt, so muß die Gemeinde helfen den Hof | in Ordnung zu bringen. Das Holz für den eigenen Bedarf des Schultheißen muß in der Frohn gehauen und geführt werden, nicht aber was derselbe verkaufen will. Burgermeister und Gericht mögen aufs Rathhaus gehen und zechen oder andere ehrliche Sachen zu verrichten und mit schreiben auch andrer ihrer Nothdurft sich ihres Stadtschreibers gebrauchen, auch ihre Beschwerden dem Hauskommenthur oder H. und T.-Meister selbst jederzeit vorbringen, ungescheut des Schultheißen oder Kellers und ohne daß diese zu jeder Versammlung erst ihre Einwilligung geben müßten. Wenn aber Gericht gehalten wird und wichtige Händel zu verrichten vorfällt, so soll jedesmal der Schultheiß beiwohnen und mithandeln. Wenn der Keller von Herrschaftswegen einer Frohn bedarf, soll er dies dem Burgermeister anzeigen und nach der alten Ordnung und Ausweisung der Tafel und Verzeichnis verfahren werden, damit keiner mehr als die andern beschwert werde. Der Schultheiß soll nur von der Wacht und Heppendienst[1] frei sein, sonst aber nach Anzahl seiner Güter gleich den Andern frohnen. Der Keller darf Heu und Obst vom Scheuerberg nicht in der Frohn führen lassen, sondern das liegt wie vor Alters den Hofleuten ob, welche die Sickinger Güter bauen. Der Schultheiß hatte die Stadtschlüssel allein an sich genommen, nach seinem Gefallen zu schließen und zu öffnen, was der Burgerschaft fast schimpflich und verkleinerlich schien; es wird nun bestimmt, daß Schultheiß und Burgermeister miteinander die Schlüssel der Stadtthore in Händen haben und keiner ohne den andern schließen oder öffnen sollen; wenn aber die Herrschaft zu Neckarsulm ist, sollen ihr auf Erfordern die Schlüssel überantwortet werden. – – Die in der bäurischen Aufruhr aufgerichtete Verschreibungen ihrer Vorfahren wünschten sie kassirt und zurückgegeben, dieselbe sollen aber dergestalt in ihren Würden bleiben, nemlich weil die von Neckarsulm bisher zu Rath, Gericht und andern ehrbaren Ämtern und Händeln gebraucht und für tauglich angesehen worden sind, sollen sie auch von Jedermann unangetastet bleiben und wer ihnen etwas verkleinerliches vorwirft, soll die Ungnade der Herrschaft zu empfinden bekommen. Endlich werden die Gerichtspersonen, nach ihrer Bitte, des Heppendienstes in Gnaden entlassen, aber die erbetenen 2 Wägelein Holz jährlich werden abgeschlagen. Diesen Begnadigungsbrief erhalten Burgermeister, Gericht und gemeine Stadt Neckarsulm, doch dem H. und T.-Meisterthum, seinen Regalien, Hoheiten und Obrigkeiten ohne Nachtheil.

Im 16. Jahrhundert nach dem Bauernkrieg wurde das in Erlenbach (s. d.) zusammentretende, aus je 1–2 Gemeinderäthen der Amtsorte bestehende Halsgericht für das Amt Scheuerberg nach Neckarsulm verlegt und wahrscheinlich unter genauere Aufsicht der landesherrlichen Regierung genommen.

An Gefällen bezog letztere aus der Stadt um 1600 jährlich: an Geld 179 Gulden 4 Schill., 11/2 Pfenn.; je 46 Malter Korn und Haber; 14 Fuder, 11 Eimer, 61/2 Viertel Wein (außer der Keltergerechtigkeit und etlichen Berg- und Neugereute-Zehnten | im Betrag von 30–40 Fuder); 6 Gänse, 2 Kapaunen, 7 Sommerhühner, 100 Eier; dazu die unbeständigen Gefälle vom verkauften Holz, Heu, Stroh, Eicheln etc., das Haupt- und Handrecht, Nachsteuer, Frevel und Bußen, zusammen vom ganzen Amt ca. 640 Gulden jährlich.

Mit dem benachbarten Heilbronn gab es periodisch wiederkehrende Streitigkeiten, insbesondere um das Wasserrecht.

Schon 1490 wird um die Fischerei im Neckarsulmer Altwasser gestritten und dieselbe den Heilbronner Fischern belassen. 1551 wird der Stein im Hinterich (Sinterich) beim hohen Eck auf dem Gestad des Neckars unterhalb des Landgrabens gemessen, auch seine Lage bestimmt für den Fall, daß er durch das Wasser oder die Schiffsleute Schaden nehmen sollte. 1567 läßt Heilbronn einen Bau am Neckar abthun; Neckarsulm behauptet, derselbe sei auf seinem Boden; aber ein durch Wirtemberg vorgenommener Augenschein führt zu nichts. 1668 und 69 kommen Verträge zu Stande folgenden Inhalts: die Güter, welche von Heilbronner Bürgern oder Unterthanen vor 1630 auf Deutschordischem Grund und Boden erworben worden, sollen auch künftighin der Obrigkeit ihres Wohnsitzes die Schatzung bezahlen; von den nach 1630 erworbenen aber soll die Schatzung und die Beed durchaus der Territorial-Herrschaft zustehen. Mit der Fischerei im Altwasser soll es bei dem Vertrag von 1490 (s. o.) verbleiben. Das Jagen auf Deutschordischem Boden ist den Heilbronnern verboten. Daß diese ihren Kiliani-Markt auf Laurentii verlegt, wo die Neckarsulmer auch einen Markt haben, ist diesen beschwerlich, doch soll in diesem Stück jedem Theil seine Freiheit belassen werden. Am Neckar soll das jus alluvionis Platz haben und was an Boden anwächst dem Grundherrn verbleiben; der Vertrag von 1660 soll keinen andern Verstand haben, als daß man durch die Versteinung wissen möchte, wo die alten Grenzen gestanden, im Fall der Neckar seinen Strom verändern sollte. Dies geschah 1694, der Fluß machte bei einer Krümmung ein neues Bett. Deutschorden sprach das Trockengelegte an; Heilbronn widersprach: die Neckarsulmer haben die Veränderung verschuldet durch Zerstörung der Heilbronner Wasserbauten. Endlich kam ein neuer Vertrag zu Stande, welcher die Rezesse von 1668 f. mit dem jus alluvionis aufhob und eine Grenze für alle Zeiten feststellte, der Fluß mag laufen wie er will. 1722 schicken die Heilbronner Seemeister den Stadtfischer, das Altwasser bei Neckarsulm zu säubern und zu fischen. Der Stadtlieutenant von N. überfällt die Fischer mit bewehrter Mannschaft, nimmt die Rohrsicheln und schleppt den Nachen fort. Nach viel Schreiberei wird das Konfiszirte zurückgegeben, die Vollendung der Arbeit zugelassen, aber keine Genugthuung gegeben. 1765 verständigten sich beide Städte über Besserung der Straße von Heilbronn nach Neckarsulm.

Am 10. Oktober 1796 Nachmittags 3 Uhr brach ein heftiger Brand aus, welcher 14 Gebäude in Asche legte. Im Reichsanzeiger wurde über Mangel an guten Löschanstalten geklagt und die Regierung forderte Rechtfertigung. Es wurde nachgewiesen, | daß kurz vorher 400 Feuereimer, Leitern, eine Feuerspritze um 1400 Gulden angeschafft, und 1794 die Feuerordnung mit Beifall der Fürstl. Würzburgischen Feuer-Assekuranz-Kommission revidirt worden war. Der Deutschmeister verwilligte 11.000 Gulden Vorschuß unverzinslich auf 10 Jahre. Vier Jahre nachher brannten am 23. November eine Scheuer, am 27. in derselben Gasse 3 Wohnhäuser und 3 Scheunen nieder.

Die Schicksale der Stadt in den vielen Kriegszeiten, welche von jeher wenige Gegenden des Landes gleich sehr heimgesucht haben, wie diese schöngelegene, wohlhabende Heilbronn-Neckarsulmer Gegend mit ihren Heerstraßen und Neckarübergängen; die durchgreifenden Veränderungen, welche der Anfang unseres Jahrhunderts gebracht hat, sowie einiges Neueste siehe theils oben S. 201 ff. theils in den Regesten.

Von Interesse ist die wohl mit den Deutschordens-Verhältnissen zusammenhängende zahlreiche Einwanderung von Ausländern in Neckarsulm, worüber uns Herr Stadtpfarrer Maucher nachstehendes Verzeichnis gütigst mitgetheilt hat:

A. Italiener.

Die Blaneex Bellevoux in Sabaudia 1740–1802; Carliex Volesio in territorio Mediolanensi 1753–1759; Grammaticoex ArceslasioMediolanensis civitatis 1714–80; Dominoex Mediolano 1704–1860; Fornaraex Mediolano 1771–1800; LanzanoItalus, 1736 bis heute; Mallagrida aus Como 1746 bis 70: Pecoroniex Limontre in Italia 1745 bis heute in zahlreichen Familien; Dumi 1744–90; Dintroex Sabaudia 1620–60: Borga? 1625–40; Bornandi 1615–50; Gougein, Italus 1757; Gerseti, Italus reipubl. Venetianae 1729; Feminino, auch Foeminis 1702: Minola 1700; Minetto 1733; Rovillio ex Sabaudia 1677; Pestarelli, auch Bertarelli geschrieben, Tabacci fabricator 1760; Siembro; Lashana; Morelli 1709–23; Veneno 1703. Fast alle sind mercatores vel institores, Kaufleute oder Krämer.

B. Franzosen.

Chardon seit 1780, noch hier; Cordon 1700–1878; Donant mercator 1690 bis heute Du Plessis 1739 bis heute; Cherbonex Savoi (Sabaudia) 1681–1772; Lachinal 1640–c. 1720; Lilier seit 1707 oder früher bis heute; Susset 1788 bis heute; Trompeir (Thompeur) – ex Sabaudia 1666–1753; Prochet, auch Roge 1689; Le febre, Lefevre 1774; Salgatex Monveiller seit 1740.

C. Andere fremdklingende Namen:
Bellon, Depisch, Gedon, Grohan, Kunzi, Fialla aus Mähren, Gube ex Bohemia. | [Latinisirte Namen: Nobis 1741 civis (nach Weigand 2, 233 aus ital. nabisso = lat. abyssus Hölle); Sartorius v. 1709 an; Molitor v. 1713 an, Praeceptores; Lex 1692: Dux; Geilio 1609 Organista].

Kirchliches. Neckarsulm hatte mehr als alle Nachbarstädte, selbst als Wimpfen, von Anfang an einen geistlichen, kirchlichen Charakter. Wie es erstmals in Beziehung zu einem Kloster, Lorsch an der Bergstraße, genannt wird, (s. o.) so bleibt es fortan, wie schon oben nachgewiesen worden, ein von entfernteren und näher gelegenen Klöstern mit Vorliebe gehegter und genützter Ort, erhält schließlich auch selber ein kleines Kloster. Und fast 500 Jahre stand ja Stadt und Land unter geistlichem Regiment.

Wann die Pfarrei vom Kloster Amorbach an das Bisthum Würzburg gekommen, ist nicht mehr zu finden; letzteres vertauschte dieselbe 1667 an den Deutschorden, welchem schon vorher das Präsentationsrecht zugestanden, gegen die Pfarrei Krautheim an der Jagst.

Pfarrer: Sifrid 1230. Rudiger 1264. Marquard 1291. Boppo 1344. Peter Pfate 1406 Hans Glisenberg 1439. Peter Stock 1470. Konr. Herrmann v. Aarau 15 . . Johann Seyz 1538. Joh. Bender „alter Pfarrherr“ 1563. Leonhard Herrmann 1582. David Vickel 1600. Leonh. Schad 1611. M. Georg Geiger, Ruraldechant und Stadtpfarrer, auch Canonicus des Stifts Wimpfen 1627. Quirinus Schauer, Stadtpfarrer und Dekan 1655. Peter Schelf ebenso 1668. M. Eberh. Kronenberger, erster Deutschordenspriester 1684. Georg Bauer, D.Ospr. 1690. Barthol. Gerwins, D.Ospr. 1701. Joh. Ochs, D.Ospr. 1703. Sebast. Häfner, D.Ospr., Dekan 1716. Joh. Meinel, D.Ospr., Dekan, 1732. Joh. Andr. Kolbenschlag, D.Ospr. 1735. Joh. Andr. Hubrig, D.Osp. 1755. Melch. Jos. Ulsarner, D.Ospr. 1767. Franz Jos. Urig von Erlenbach, vorher Präfekt des D.Os.Seminars in Mergentheim, 1795–1827. Franz Leop. Bauer, Dekan 1827. Frz. Ant. Rieck, Dekan 1843. Frz. Jos. Maucher 1875.

Eine Burgkaplanei auf dem Scheuerberg wird schon 1264, eine Frühmeßvikarie in der Pfarrkirche 1335, eine Kaplanei zur hl. Katharina als angeblich von den Bürgern gestiftet 1383, eine Altarpfründe zur hl. Jungfrau – Beneficium mit eigenem Haus, aber ohne Zwang, in Neckarsulm zu wohnen – spätestens 1453 erwähnt. Mit der Katharinenkaplanei ist seit 1814 das | Präzeptorat verbunden; die zweite Kaplanei wurde 1827 aufgehoben und ihre Einkünfte für das seit 1785 bestehende ständige Vikariat verwendet.

Filial von Neckarsulm war bis ins 16. Jahrhundert das nahe Binswangen (s. d.).

Die alte Pfarrkirche zum hl. Dionysius (s. o.) mußte im Beginn des 18. Jahrhunderts abgebrochen werden; an ihre Stelle trat in den Jahren 1706–10, theilweise aus den Steinen eines Thurms auf dem Scheuerberg erbaut, die jetzige, welche 1757 ihren Thurm erhielt. Das Innere der Kirche hat in den Jahren 1877–80 eine rühmenswerthe Erneuerung erfahren.

1638 wurden in das Frühmeßhaus einige Kapuziner aus Augsburg aufgenommen, welche schon 1639 über Quartanfieber und Kolik wegen ungesunder Wohnung klagten, daher einen Platz im Schloß, später im Schulhaus erhielten. 1661 ff. brachten sie es zu einem eigenen Kloster mit Kirche, aus Steinen von der Burg Scheuerberg, worin sie bis zur Aushebung des Klösterleins 1812 weilten. Einer der Patres hatte als Prediger an der Stadtpfarrkirche mitzuwirken. (Vgl. auch Reg. 1693. 1776. c. 1800.)

Von konfessionellen Zwistigkeiten und Reformation und Gegenreformation liest man so gut wie nichts. 1532 fahndet der Schultheiß von Sulm mit bewaffneter Macht vergeblich nach Wiedertäufern in Binswangen und Erlenbach. 1582 sucht ein wiedertäuferischer Glaser von Neckargartach in der Stadt Anhang zu gewinnen, ein Schreiner Kugelmann und Sohn werden ausgewiesen. Auch von Hexenverfolgung bleiben Stadt und Amt fast völlig verschont, was im Gegensatz gegen den Mittelpunkt der deutschmeisterischen Regierung, den Bezirk Mergentheim, wohlthuend überrascht.

Die Evangelischen in der Stadt, noch 1832 nur 61, im Jahr 1846 erst 88, jetzt dagegen 389, waren nach Kochendorf eingepfarrt, bis im Jahr 1851 eine ständige Stadtpfarr-Verweserei errichtet und dem Geistlichen zugleich die Pastoration der Evangelischen von Gundelsheim übertragen wurde.

Israeliten scheinen erstmals in Neckarsulm sich niedergelassen zu haben, als die Stadt Heilbronn in den Jahren 1523 und 29 ihre Juden vertrieb. Als Kaiser Karl V. 1530 den ihm Unentbehrlichen ein ausgedehntes Privilegium ertheilte, sandte die Judenschaft in Neckarsulm, wohin sich alle von Heilbronn Verjagten geflüchtet hatten, dem Rath der letzteren Stadt | eine Abschrift jenes Privilegiums mit der Bitte, sie wieder einzulassen. Der Magistrat würdigte sie keiner Antwort, verschaffte sich 1543 ein Privilegium wider die Juden und ließ dieses in allen bedeutenderen Orten, wo sich solche aufhielten, auch in Neckarsulm, verkündigen und anschlagen. (Jäger, Gesch. v. Heilbr. S. 155 ff.) Im Jahr 1650 klagte die Bürgerschaft über die vielen Juden bei der Deutschordens-Regierung (s. Reg.). Letztere muß den Befehl an die rührigen Handelsleute, jeden Handel genau schriftlich aufzusetzen, bei Geldanlehen auch die dazu gegebenen Waaren zu spezifiziren etc., öfters einschärfen. Ebenso das Verbot, im Herbst mehr Wein als die für jede Juden-Haushaltung festgesetzten 5 Fuder aufzukaufen und zu koschern, und dadurch den Weinhandel in die Hand zu bekommen. An Sonn- und Feiertagen war den Israeliten aller Handel und Wandel aufs schärfste untersagt. Häuser, welche im Besitz der Christen waren, durften sie nur ausnahmsweise erwerben. Das jährliche Schutzgeld betrug für jeden Israeliten 12 Reichsthaler. 1690 beschwerten sie sich, daß sie die Pferde zum Amtsritt stellen müssen. (S. auch Reg. 1562.)

Über das Schulwesen in der Stadt ist nicht viel überliefert. Vom Jahr 1600 an finden sich in den Kirchenbüchern immer 2 Lehrer, ein deutscher Schulmeister, magister teutonicus, und ein lateinischer, ludi magister, ludi rector, moderator, praeceptor. Um 1650 war das Schulhaus den Kapuzinern eingeräumt. 1741 und 49 wird (laut Dekretenbuch auf dem Rathhaus) der Stadt verboten, die Kinder zu früh von der Schule wegzunehmen, 1762, nachdem die Schuljugend bisher sehr vernachläßigt, jetzt aber vom Hoch- und Deutschmeister ein tüchtiges Subjekt zum praeceptor oder ludi magister bestellt worden, der Bürgerschaft ihre Pflicht gegen den Lehrer und die Schule, 1768 der Schulbesuch aufs Neue eingeschärft. 1811 war an der deutschen Schule ein Knaben- und ein Mädchenlehrer. 1814 wurde das Präzeptorat mit der Katharinakaplanei verbunden. Seit 1824 sind drei, seit 1842 vier, seit ca. 1853 fünf und seit 1880 sechs deutsche Schulstellen hier, besetzt mit vier Schulmeistern, einem Unterlehrer und einer Lehrschwester. Außerdem ist eine Realschule da und zwei Kleinkinderschulabtheilungen, welche im Sept. 1880 ein neu erbautes eigenes Gebäude bezogen haben.

Studirende aus Neckarsulm findet man erst spät: Adam Ign. Ulsamer, Jurist, 1766, und Georg Gottfr. Seltzam, Chirurg, 1775, beide in Straßburg. (Württ. Vierteljahrsh. | 1879, S. 1887 f.) Von 1779 an, in welchem Jahr Franz Ant. Keller von Neckarsulm ordinirt wurde, zählt man 7 aus Neckarsulm gebürtige Priester: Keller, Müller 1834, Lindner 1841, Herold 1852, Ehrenfried 1855, Schädel 1858, Peccoroni 1860. Von Söhnen der Stadt, welche sich auch in weiteren Kreisen einen Namen gemacht haben, nennen wir:

Schütz, Heinrich, geboren 22. Juni 1714, trat in den Jesuitenorden, wurde 1747 Professor in der philosophischen Fakultät der Universität Ingolstadt, wo er 13. September 1768 gestorben ist. Er „zeigte als Vertreter der Geschichte viele positive Kenntnisse.“ Prantl, Gesch. d. Ludw. Max. Univ. in Ingolst. etc. II, 613. III, 511. Seine Schriften Meusel XII, 508.

Brunner, Anton Viktor, geboren 20. Juli 1805, lange Jahre Besitzer des Gasthofs zum Prinz Karl, gehörte dem 1834 gegründeten Weingärtnerverein als strebsamstes Mitglied ohne Unterbrechung an und leitete denselben seit 1867 mit einer Energie und Sachkenntnis, daß auch außerhalb der Grenzen des Landes die Erfolge rühmend anerkannt wurden. Außer mehreren Diplomen und Preismedaillen, seit 1873 mit dem Ritterkreuz des Friedrichsordens ausgezeichnet, starb B. 31. Juli 1878. Staatsanz. f. Württ. 1878, S. 1251.

Regesten.

771. 774. 778. 782. 791. In pago Sulmanachgowe in villa Sulmana schenken Hartger und seine Ehefrau Richswint, Engelbert für seinen Sohn Adelhard, Bernhard für die Seele seines Bruders Adelhard, Hanswint für das Heil Dudos, Plidroch und seine Ehefrau Blitrud allerlei Ackerland, Höfe, Wiesen, Wald, Wasser, bebautes und unbebautes Land, sowie Leibeigene an das Kloster Lorsch. Cod. Lauresh. 2910. 2907. 2779.

Vor dem 12. Jahrhundert. Egezo de Sulmena schenkt dem Kloster Hirschau, was er in S. besaß. Dieses praedium ad Sulmen wurde wieder verkauft und dafür eines in Pforzheim erworben. Cod. Hirs. (Stuttg. 1843) p. 62. 102.

1212. Engelhard von Weinsberg erläßt celebre placitum für Kloster Schönthal in villa, que dicitur Sulmo, sub arboribus, que dicuntur Elmbawm (Ulme), coram multis adstantibus Urk.B.[2] 2, 386.

1230. Sifridus plebanus in Zolme U.B. 3, 268.

1248. Pabst Innocenz III. bestätigt dem Kloster Komburg seine Güter in Sulma U.B. 3.

| 1264. Nov. 2 in castro Schuerberg. Beide Engelhard von Weinsberg geben, mit Zustimmung des Abts von Amorbach als des Patrons der Kirche in Sulm, von ihrer Mühle bei Kocherthürn der Pfarrkirche in Sulma zur Herstellung der Kapelle in der Burg Schuerberg 2 Pfd. H. jährlich, unter der Bedingung, daß der Burgkaplan

Macht haben soll, daselbst die Beichte zu hören und das Sakrament zu spenden, wogegen das Begräbnis in Sulm verbleiben soll. Unter den Zeugen sind: Rüdiger, Pleban in Sulma, Rüdiger, Camerarius in Erlenbach, Otto, Vikar in Brettach etc. Amorb. Kopialbuch. W. F.[3] 6, 247.

1264. Nov. 29. Bischof Iring von Würzburg bestätigt die Stiftung und Übereinkunft vom 2. Nov. Gropp, Hist. Amorb. cod. dipl. 209.

1277. in castro Schurberg urkunden Engelhard und Konrad von Weinsberg. Tolner, Hist. Palat. Cod. dipl. 75.

1279. Albertus dictus Bunne de Sulme hat Schönthalische Weinberge in Binswangen inne. W. F. 6, 262.

1280. milites Henricus et Remboto fratres de Suerberg Z. in einer Weinsberger Urkunde. W. F. 6, 248.

1291. Marquardus plebanus de Sulme Z. in einer Weinsberger Urkunde. W. F. 6, 263.

13. Jahrh. Stift Wimpfen hat Güter und Bezüge in N. Stälin 2, 752.

1318. Konrad von Weinsberg der Jüngere erhält von Konrad dem Älteren als Ersatz für Burg und Stadt Widdern die Burg Scheurberg und die Stadt Sulma mit allem Zugehör. Albrecht, Weinsb. Reg. (Msc. auf der K. öff. Bibl. in Stuttgart.)

1320. König Friedrich verspricht dem Konrad von Weinsberg sein Dienstgeld auf die Burg Schurberg oder gen Sulm zu liefern. W. F. 6, 248.

1323. Konrad von Weinsberg gibt seinen Söhnen Konrad und Engelhard Konrad oppidum Sulme und Burg Gutenberg für ihr mütterliches Erbe Winnenden, das er an Wirtemberg verpfändet. Hanßelmann 2, 307. Ludewig, Reliquiae manuscr. 12, 605.

1330. Komburg belehnt Engelhard von Weinsberg mit der Vogtei etlicher Güter zu Erlenbach und Sulm. (Bauer.)

1333. Konrad von Weinsberg und seine Söhne entlehnen von Wilderich von Filmer, Vizedom in Aschaffenburg, auf ihr Haus Schurberg 2000 Pf. H. Reg. bo. 7, 32.

1334. Kraft Greck von Kochendorf der Ältere verkauft dem Kloster Schönthal einen Hof zu Sulm in der Stadt gelegen vor Engelhards von Berlichingen Hofreit für 40 Pfd. H. St.A.[4] Schönhuth, Schönthal 73.

1335. Mai 2. Engelhard von Weinsberg, Konrads des Ältern Sohn, verkauft an das Erzstift Mainz, dem sie schon lange verpfändet gewesen, die Burg Schurberg und die darunter liegende Stadt Sulm sammt den Ortschaften Erlenbach, Binswangen, Eisesheim, Oedheim, | Kocherthürn und Lautenbach, den halben Theil von Gellmersbach und der Lösung auf Neidenau, dazu den Wildbann halb, der zu Weinsberg und Scheuerberg von Alters her gehört hat, um 22.000 Pfd. H. Unter den Zeugen Herr Heinrich, der Kaplan von Sch. Reg. bo. 7, 114. Würdtwein; Nov. subs. 5, 119.

1335. Mai 8. Engelhard von Weinsberg beurkundet, daß der Kirchensatz der Pfarre oder Mutterkirche zu Kochendurne und die Gabe 5 gewidmeter Altäre in derselben Kirche, die alle geweihet sind, dazu eine Frühmeßvikarie in der Pfarre zu Sulme, eine Vikarie zu Bintzwangen, die Kapelle auf der Burg zu Schurberg und alle andere zur Herrschaft Schurberg gehörige Gottesgabe nur vom Erzbischof zu Mainz verliehen werden. Ebend.

1335. Aug. 10. Friedrich von Neuenheim und seine Gemahlin Elsbeth v. Lindach verpfänden dem Kloster Schönthal 16 Malter Roggen jährliche Korngilt Heilbronner Meß und 4 Pfund jährliche Hellergilt auf ihrer Mühle allernächst an der Stadt Sulm gelegen um 104 Pf. H. Unter den Bürgen: der Bruder des Verpfänders, Pfaffe Heinrich von Neuheim, Kaplan zu Schiurberg, Engelhard von Berlichingen und Eberhard von Witgestat, beide zu Sulm gesessen, Wernher Veter ein Bürger zu Sulm. St.A. Schönhuth, Schönthal 74.

1335. Okt. 30. Zeisolf von Magenheim wird vom Erzstift Mainz als Burgmann in castro et oppido Scheuerberg et Sulmen angenommen gegen 10 Pf. H. jährlich. Er muß alljährlich eine bestimmte Zeit und sonst wann der Erzbischof es verlangt diesen Dienst thun. Würdtwein, Nova subs. 5, 127.

1335. Nov. 27. Mainz freit den Schönthaler Hof in Sulm von allen Steuern, Diensten und Lasten, doch so, daß das Kloster nichts Weiteres in der Stadt und ihrem Distrikt kaufen, auch nichts der Stadt Hinderliches in den Hof bauen darf. St.A. Schönhuth, Schönthal 74.

1335. Nov. 30. Da das Patronatsrecht von Oedheim theils von den Burgherrn zu Scheuerberg, theils vom Kloster Schönthal angesprochen wird, bezeugen Schrot von Neuenstein u. A. vor dem Bischof von Würzburg, daß jenes Recht niemals ad Castrum Schurberg seu ad dominium ejusdem castri gehört habe. (Jäger).

1335. Heinricus Cappler de Oedheim civis in Sulme (Jäger).

1340/43. Fritz von Neuenheim, Edelknecht, Schultheiß zu Solme, und seine Ehefrau Else von Lindach und ihre Tochter Elsbeth verkaufen dem Kloster Amorbach die Kelter, welche heißet der Lindach Kelter und in der Verkäufer Hofreit steht, um 60 Pf. H. In diese Kelter gehören alle rothen Weinberge unter der Kapelle von Scheurberg, dann vom Stiftberg verschiedene Morgen, davon einen halben Pfarrer Marquard, einen Morgen Pfarrer Hermann Weiß von Heilbronn hat, dann vom Rorich, am Stockach, am Zeidler, am Schrießen, am Fachsenfeld. Zeugen: Boppo, Pfarrer in Solme etc. Siegler: Pfaff Heinrich von Neuenheim zu Scheuerberg, des Verkäufers Bruder. Amorb. Kop.Buch.

1344. 46. 47. Ebendieselben versetzen die 1335 Aug. 10. verpfändete Mühle dem Kloster Schönthal aufs Neue.

1345. Dieselben verpfänden dem Kloster Schönthal Äcker in der Mark zu Binswangen; desgleichen 1347 eine Wiese bei Oedheim, W. F. 6, 265.

| 1346. Adelheid Witwe des Konrad Marschalk (von ?) und ihre Söhne, beide im Stift Wimpfen, verkaufen diesem 4 Pfd. Hellergilt von 5 Jauchert Weinberg, genannt der Berg unter der Burg Scheuerberg, um 42 Gulden. St.A.

1346. Konrad von Weinsberg macht sich an Eidesstatt verbindlich, den Verkauf von Scheuerberg und Sulm durch seinen Vetter Engelhard anzuerkennen. Albrecht, Weinsb. Reg.

1347. Boppo decanus et parochus in Sulme.

Um 1350. Das Klarissenkloster in Heilbronn erwirbt Güter in N. (Jäger.)

1355 s. Binswangen.

1358. Der Vikar im Stift Wimpfen, Berthold von Grombach (Daudenzell) leiht von dem Stift 210 Gulden zu 21 Gulden Zins und versetzt ihm dafür alle seine Güter in den Markungen Sulme, Jagesfeld, Wimpfen und Nordheim etc., sowie seine Renten und Gilten vom Fahr der Färchen Vetzer zu Jaxfeld u. A. O.R. 14, 324.

1359. Kloster Schönthal kauft von einem Weinsberger 30 Schilling jährliche Gilt von 12 Mrg. Acker im Reisach zwischen Sulm und Binswangen um 161/2 Pf. H. Schönhuth, Chron. v. Schönthal 89.

1359. Konrad von Thalheim Edelknecht in Sulme.

1360. Gerlach, Erzbischof zu Mainz, verstärkt seine Verpfändung für Engelhard von Hirschhorn, welcher ihm 4000 Gulden zur Lösung der Burg Schurberg und der Stadt Solm (an wen ?) geliehen hat. Reg. bo. 9, 19.

1364. Im Pfarrhaus zu Möckmühl wird 3. Febr. wegen der Lindachkelter (s. 1340/43) verhandelt; am 12. Aug. wird im Sommerhaus des Abts zu Amorbach zwischen ihm und dem Pfarrer Urban Kappenstock von Neckarsulm ein Schiedsgericht beredet; am 23. August werden Neckarsulmer Bürger als Zeugen vernommen und geben an, daß der Hof an der Mauer, darauf Sitz Erlenbach sitzt, neben der Grecken Hofstatt, denen von Neuenheim gehöre und daß dieselbe nie kein Pfarrer bis auf diese Zeit verliehen, sondern die daneben, darauf der Rebelin sitzt. Amorb. Kop. Buch.

1364. Engelhard von Hirschhorn verpflichtet sich, durch Vermittlung des Deutschmeisters, unter Anderem dem Erzbischof zu Mainz von dem Gelde, welches sein Vater zu Schurberg, Solmen und Steinach verbaut haben sollte, 600 Gulden nachzulassen, mit dem Abt von Schönthal sich zu versöhnen. Reg. bo. 9, 107. (Vergl. auch Möckmühl.)

1374. Friedrich von Aufseß, Vogt zu Schuwerberg. Albrecht, Weinsb. Reg.

1375. Lutz Jeger und Heinz Eychholtz von Sulme, Zeugen in einer Weinsberger Urkunde (Öhr. Arch.).

1380. Eberhard Rüde von Bödigheim, Mainzischer Vogt zu Schurberg. Reg. bo. 10, 49.

1381. Meister Lutz, der alte Jäger zu Sulm, wird über den Umfang des zur Herrschaft Weinsberg gehörigen Wildbaums notariell vernommen. Albrecht, Weinsb. Reg.

1382. Konrad Feurer, Bürger in Sulm, erklärt, daß er von 1 Morgen Weingarten im Hundsberg und Löwenhag, 12 Mrg. Acker | in der Leimengrube, im Gaisbach, in der Holzstatt etc. und von 51/2 Mrg. Wiesen dem Kloster Schönthal 3 Pf. H. jährlich zu geben habe. St.A.

1382. Die Flur Burgmal wird genannt. (Jäger.)

1383. Stiftung einer Kaplanei ad S. Catharinam in der Pfarrkirche durch die Bürger von N. Neher, Stat. Pers. Katal. d. Bisth. Rottenb. 186.

1383. Kloster Komburg belehnt Herrn Engelhard von Weinsberg mit den längst von seinen Vorfahren zu Lehen getragenen Komburgischen Gütern, darunter die Vogtei etlicher Güter zu Eulbach und Sulm. Albrecht, Weinsb. Reg.

1383. Pfaff Johann, ein Pfründner zu Sulmen. Albrecht, Weinsb. Urk.

1395. Kloster Schönthal verleiht seine Egerten, genannt das Reisach, zwischen Sulm und Binswangen, dem Markus Ryet, Eheherrn der Adelheid von Wunnenstein, für 11/2 Pf. H. jährlich. St.A.

1397. Wolf von Wunnenstein, den man nennt den glissenden Wolf (gliesend = schleichend Stälin 3, 300) hat vom Erzstift Mainz 400 Gulden Gilt zu empfangen vom Amt Schurberg. W. F. 6, 250.

1399. Albert von Hirschhorn Mainzischer Vogt zu Schurberg und Weinsberg. Ebend.

1402. Mainz verleiht dem Hans von Hirschhorn einen Hof bei Alfeld (B.A. Mosbach) als Burglehen von Scheurberg (Jäger).

1405. Juli 3. Erzbischof Johann von Mainz urkundet in N. für Neuenstadt (s. Dahenfeld).

1406. Petrus Pfate, rector ecclesiae parochialis in Solme. Gropp, Hist. mon. Amorb. 226.

1408. Hohenlohe läßt Münzen schlagen an der Uffzahl als (wie) Maynze tut slahen zu Sulme, also mit Namen, daß 36 Pfennyng sollen gan uf ein Lot. Binder, Württ. Münz- und Med.Kunde 476.

1409. Schwicker von Sickingen, Amtmann zu Schurberg, und Heinrich Heinstat, Keller zu Sulme, entscheiden einen Streit des Abts von Amorbach mit den Bürgern von Sulm: Diese sollen dem Kloster geben 6 Pfennig für 7(?) Schilling, von der Hellerbede und Dienst wegen soll Amorbach die Bürger lassen bleiben nach Mark und Morgenzahl wie andere bedhafte Güter, nicht höher dringen oder steigern. Amorb. Kopialbuch.

1410. Peter von Helmstatt vermacht der Kirche in N. zu einem Jahrstag 3 Morgen Wiesen in Kochendorfer Mark. (Bauer.)

1411. Ein Vertrag zwischen Mainz und Schönthal macht den Ansprüchen des ersteren an die Mühle bei Sulm (siehe 1335) ein Ende. (Jäger.)

1415. Ein Streit zwischen dem Kaplan von Scheurberg und Kloster Schönthal wegen einer Wiese zu Brettach wird vertragen. Schönhuth, Schönth. 110.

1425. Kloster Amorbach baut die 1343 erkaufte Kelter an einen bequemeren Ort.

1431. Schweiker von Sickingen zu Schurberg (s. 1409) bekennt: „Als ich zu diesen Zeiten Schurberg das Schloß und Sulm die Stadt vom Erzstift Mainz pfandweis inne habe, so hat mir der Abt von Amorbach vergönnt zu nießen einen Acker in Sulmer Mark am Konzenberg gelegen, davon ich will den Zehnten geben.“ W. F. 6, 250.

| 1439. Schlichtung eines Streits mit Kloster Amorbach um den Zehnten vom Madelburgacker. Zugegen: Hans Glisenberg, Pfarrer zu Sulm, Joh. Gerwer, Kaplan zu Schurberg. Amorb. Kop.Buch.

1440. Der Abt von Amorbach ertheilt die unter 1431 erwähnte Vergünstigung dem Hans von Gemmingen, der jetzt die genannte Pfandschaft hat und 1446 als Johs. de G. in Schurberg in einem Prozeß „seine Bauern“ in Dahenfeld vertritt. W. F. 6, 250.

Nach 1440. Das Patronatsrecht der Kirche zu N., sowie der Kaplanei auf dem Scheuerberg, kommt vom Kloster Amorbach an den deutschen Orden. Gropp 147.

1447. Streit zwischen Kloster Amorbach und Bürgern zu Sulm wegen gewisser Weinberge, die in Unbau gekommen: die Bürger sollen wieder bauen. (B.)

1449. Mainz verpfändet Schurberg und Solme für 5000 Gulden an Hans von Sickingen. Dahl, Urkundenbuch z. Gesch. v. Lorsch 128.

1461. Junker Hans Witstat zu Sulm. (B.)

1466. 81. Beide Philipp von Weinsberg werden vom Kloster Komburg unter Anderem mit der Vogtei etlicher Güter zu Erlenbach und zu Sulm ohne den Hof, der des Klosters war, belehnt. St.A.

1467. Mainz verpfändet Schurberg und Sulm an Sickingen aufs Neue um 19.000 G. Hauptgeld und 2000 G. Baukosten. W. F. 6, 250.

c. 1470. Peter Stock, Pfarrer zu Sulme. W. F. 6, 266.

1474. Jörg und Burkard Rabe, seßhaft zu Sulm, verkaufen 2 Gulden rhein. aus einem Weingarten um 40 Gulden an Stift Wimpfen. St.A.

1477. Hans von Sickingen zu Schewerberg Bürge für Graf Ulrich von Wirtemberg. Reichsständ. Arch. Urk. 94.

1481. Das Dominikanerkloster zu Wimpfen hat Gilten in Sulm. Frohnhäuser, Wimpfen 147.

1482. Claus, Amtmann des Junkers Hansen von Sickingen zu Scheuerberg.

1483. Herzog Albrecht von Sachsen, Administrator des Erzstifts Mainz, löst Scheuerberg und Neckarsulm mit Zugehör von Hans von Sickingen d. J. wieder ein und leitet den Tausch der Herrschaft gegen die Kommenden Prozelten und Neubronn am Main mit dem Deutschmeister Reinhard von Neiperg ein. Gudenus, Cod. dipl. 3, 388.

1484. Mai 7. Dieser Tausch wird nach dem inzwischen erfolgten Tode des Kurfürsten Albrecht zwischen dem Kapitel Mainz und dem Deutschmeister vollzogen. Ebend. 4, 1020.

1496. Peter Partenbach, Kelner (Keller, Kameralbeamter) zu Sulm. St.A.

1503. Spiel Claus, Bürger zu Sulm, verkauft an Deutschorden 11/2 Morgen Wiesen unter der Mühle zu Risach um 28 Gulden rhein., Siegler: die Junker Philipp v. Erenberg und Michel v. Lomersheim.

1504. Mitte August. Herzog Ulrich im Feldlager bei Neckarsulm. Stälin 4, 64.

1505. Philipp v. Wittstatt gen. Hagenbach und Frau, Amalie. v. Kottenheim, verkaufen an Deutschorden unter Anderem eine Hellergilt auf 1 Morgen Wiesen in Sulmer Mark unter dem Egenthaler Bronnen am Allmut gelegen und 8 Morgen Acker gelegen unterm Hag am | Scheuerberg. Wilhelm v. Wittstatt erhält 1522 diese Gilt und Güter wieder als Lehen gegen Rückerstattung des Kaufschillings.

1506. Deutschorden erwirbt das Eigenthum des Hans v. Sickingen in N. und Umgegend,

1514. Eberhard v. Ehningen, Deutschherr, Amtmann zu Scheuerberg, bekennt, daß die Pfründe des St. Nikolaus-Altars im Stift zu Wimpfen ihm und allen folgenden Amtleuten zu Sch. die Pfründgüter in Lautenbacher Mark geliehen habe gegen jährliche 10 Malter Früchte und 2 Sri. Rüben nach Wimpfen zu liefern. W. F. 7, 172.

1518. Sigmund Stettner v. Haldermanstetten Amtmann auf Scheuerberg. W. F. 6, 250.

1519. Mai 10. Das schwäbische Bundesheer in und um Neckarsulm siehe oben S. 205.

1521. Hans v. Emershofen, Deutschordischer Amtmann auf Scheuerberg, stirbt. Schillingsche Geneal. 343.

1523 ff. Die Juden zu Heilbronn, vom dortigen Rath vertrieben, flüchten nach N. Jäger, Heilbronn 2, 156. 159.

1525. Bauernkrieg, s. oben S. 206 ff.

1529. Außerordentliche Neckar-Überschwemmung.

1532. Deutschorden verkauft seine Badstube in N. an einen Bürger mit der Verpflichtung, sie in gutem Stand zu halten. (B.)

1534. Mai 10. Landgraf Philipp und Herzog Ulrich bei N., s. oben S. 213.

1538. Provinzialkapitel des Deutschordens zu N. Voigt, Gesch. d. D. Ritterordens 2, 78.

1538. Kloster Amorbach macht 7 Morgen Acker, genannt der Hofacker, zu Stückgarten, von welchen jedes 1 Kreuzer jährlich jedem Zehntherrn geben soll.

1541. Febr. 3. In N. stirbt Graf Friedrich v. Löwenstein.

1544. Mit dem deutschordischen Keller Ziegler wird über den Anschlag seiner Hofthür an den Stock des neuerbauten Rathhauses und seine Scheuer-Einfahrt verhandelt.

1545 wie 1538. Voigt 2, 116.

1546. Schmalkaldischer Krieg s. oben S. 213.

1552. Dez. 19. Herzog Christoph v. Wirtemberg läßt Schloß und Stadt N. besetzen, s. oben S. 214.

1554. Weil die Bauern mit der Burg Scheuerberg alle Akten und Urkunden verbrannt, wird ein neues Sal- und Lagerbuch der Stadt Sulm und des Scheuerberger Gebiets angelegt, welches sich im Archiv des K. Oberamts N. befindet.

1562. Der Deutschmeister läßt den Aaron Jud v. N. auf Verdacht eines Kindsraubs in Untereisesheim hin ins Gefängnis werfen: des Letzteren Schwager, Josef Jud v. Gundelsheim, appellirt vergeblich an das Kammergericht in Speier. St.A.

1566. Da Deutschorden gegen das Herkommen angefangen, von den Abziehenden Nachsteuer zu fordern, werden Schultheiß und Burgermeister nach Mergentheim geschickt, und es bleibt beim Alten.

1567. Hans Ulrich v. Wittstat zu Duttenberg verkauft 8 Morgen Acker und Holz in der Steppach und 1 Fuder Wein jährlich Deutschordens-Lehen aus der Kellerei N. für 250 Gulden an DO.

| 1572. August. Generalkapitel des Deutschordens in N. zur Wahl eines Hoch- und Deutschmeisters etc. Voigt 2, 209.

1575. Die Stadt kauft eine Badstube und macht ein Armenhaus daraus.

1577. Januar. Generalkapitel in N. zur Berathung der Frage der Verschmelzung des Johanniter- und des deutschen Ordens zu einem die Grenze gegen die Türken hütenden Orden etc. Voigt 2, 219 ff.

1588. Vergleich zwischen Deutschorden und Wirtemberg, wornach dieses im Besitz der Geleitsgerechtigkeit durch N. verbleibt, doch, daß solches so viel möglich bei Tag geschehe. Sattler, Herzoge 5, 81.

1585 f. Kurpfalz maßt sich das Geleitsrecht durch N. und Gundelsheim an. Die Deutschordensregierung befiehlt, die Thore zu schließen und mit Hackenschützen zu besetzen: Pfalz droht, mit schwerem Geschütz zu kommen. Auch die pfälzischen Geleitsbeamten für die Neckarschiffe werden nicht mehr durch die Stadt gelassen. Endlich 1588 gibt Deutschorden nach. OR. 23, 155 (Vgl. Gundelsheim 1589).

1588. November 28 ff. Generalkapitel in N. Voigt 2, 258 ff.

1590. Provinzialgespräch des Deutschordens in N.

1591. Johann Hutzler, Deutschordens-Kastner zu Nördlingen, kauft von der Kommende Heilbronn um 80 Gulden die Erbgerechtigkeit auf ihre Hofstatt, genannt des Grecken Hofstatt, sammt der darauf erbauten Behausung in N.

1622 s. oben S. 215.

1627. Der Kaiser genehmigt 2 Jahrmärkte und die Regierung führt Wochenmarkt am Dienstag in N. und Samstag in Gundelsheim wieder ein und befiehlt den Unterthanen des Amtes Scheuerberg bei Strafe, ihre Viktualien und Feilschaften wieder in die zwei Städte zu bringen; bis 12 Uhr haben die Unterthanen den Vorkauf.

1631 ff. s. oben S. 216. N. wird von den Schweden besetzt, und wird Musterplatz zur Truppenanwerbung.

1638 ff. Kapuziner in N.

1640. 42. 43. 44. 45. 46. 47 s. oben S. 216 ff.

1642. Deutschorden verkauft die dem Haus Heilbronn gehörige Grecken-Hofstatt in N. an Erhard Hans, Bürger und Schulmeister, auch des Kl. Amorbach Schultheißen daselbst, um 40 Gulden. (B.)

1644 f. Die Neckarsulmer klagen beim Komthur über den Amtmann, der nicht genug Hilfe leiste etc.

1650. Klage der Bürger über die (c. 70) Juden: die fremden sollen ausgewiesen werden, die berechtigten jeder sein eigenes Haus haben, nicht mehrere beisammen wohnen, das Land sei jetzt sicher genug, auch dort zu wohnen. (B.)

1652. N. und Kloster Amorbach vergleichen sich, daß letzteres von seinem Hof, Scheuer und Kelter künftig 2 Gulden Bed, auch 1/2 Simri Korn, 1/2 Simri Haber und 6 Gulden jährlich für Kontribution, neue Schatzung, Einquartierung und Wache bezahlen, bei Türkensteuer und feindlicher Brandschatzung nach einem Anschlag von 1000 Gulden geschätzt werden soll. (B.)

1658. Ein Durchbruch des Neckars nimmt ein gutes Stück von der Neckarsulmer Markung.

| 1660. Der Dienstags-Wochenmarkt, welcher in den Kriegstrubeln zerfallen, wird wieder eingeführt und zu den 2 Jahrmärkten an Walpurgen und Laurenz kommen 2 weitere an Lichtmeß und Martini.

1664 s. oben S. 219.

1666. Vertrag mit Wirtemberg wegen des Geleits zur Zeit der Frankfurter und Heilbronner Messe und des Herrengeleits.

1667. Das Domstift Würzburg vertauscht die Kollatur der Pfarrei N. an Deutschorden gegen die Pfarrei Krautheim. Das Domkapitelsche Obleiamt behält sich dabei 4 Gulden 1 Pfd. und 18 Hlr. von der Neckarsulmer Pfarrei vor. OR. 32, 229.

1674 s. o. S. 219.

1685. Würzburg vertauscht die Pfründe des St. Marien-Altars in N. an Deutschorden gegen das Patronatsrecht in Pülfringen. (BA. Tauberbischofsheim.)

1688 f. s. oben S. 219.

1690. N. erhält Erlaubnis, seine Jahrmärkte nach dem alten Kalender halten zu dürfen wegen der Feldgeschäfte und des Zusammenstoßes mit andern Märkten.

1691. Bairische Grenadiere in N. St.A.

1693. Der wegen schlechter Haltung gegen die Franzosen degradirte kaiserliche General v. Heidersdorf, Deutschordens-Komthur von Heilbronn, findet Aufnahme im Kapuzinerkloster N. Jäger, Heilbronn 2, 246.

1700. Die 3 Schildwirthe in N. erhalten gegen eine Rekognition von 100 Reichsthlr. das Privilegium, daß keine weitere Schildwirthschaft errichtet werden darf. Doch erhält Kammerrath Stipplin 1710 persönlich eine vierte Wirthschaftskonzession zur Sonne.

1701 s. oben S. 220.

1702. Juli 21. Der römische König Joseph I. mit Gemahlin weilt in N.

1702. Okt., Nov. Fränkischer Kreistag in N.

1704 s. oben S. 220.

1706. Juli 13. Der Grundstein zu der neuen Pfarrkirche in N. wird feierlich gelegt, 1709 im Januar ist sie vollendet.

1713. Die Badstube wird vom Besitzer vertauscht an einen Bäcker Ströbel, welcher die bürgerlichen Lasten von dem bisher freien Haus übernimmt; dem Bader wird blos Personalfreiheit zugestanden für den Fall, daß er wieder Gelegenheit zur Errichtung einer Badstube finde. (B.)

1714–15. Lager der fränkischen Kreisregimenter bei N.

1734 s. oben S. 220.

1743. 44. 45 s. oben S. 220.

1746. Mai–Nov. 6000 Mann fränkische Kreistruppen lagern bei N.

1751. Mai 13. Zehnjährige Visitation der Markungsgrenzen von Neckarsulm. An uralt deutsche Rechtsbräuche erinnernd, verdient der Akt nach dem Dekretenbuch der Stadt in Kürze mitgetheilt zu werden. Um alle Steine zu visitiren und nach ihren Numern sowohl als ihrer Distanz zu beschreiben, versammelten sich der Hoch- und Deutschmeister’sche Rath und Stadtschultheiß und zugleich Stadtschreiber Köhler, der Bürgermeister Warmuth, der Rathsassessor Müller mit 4 Feldrichtern, dem Stadtknecht und Feldschützen, 11 jungen Bürgern und 37 Jünglingen | und Knaben von 21 bis 11 Jahren früh um 6 Uhr an dem untern Thor, zogen aus und machten den Anfang bei der Kochendorfer Wiese unweit dem Brücklein mit dem Verzeichnen von Stein zu Stein. Bei Nr. 204 wurde von 1–3 Uhr zu Mittag gerastet, den Rathsverwandten, Feldrichtern und jungen Bürgern nebst Trunk und Brot ein Stück Kalbsbraten, den Knaben aber je ein Kreuzerweck und Trunk gereicht, hierauf die Visitation bis zum letzten Stein, Nr. 256, fortgesetzt. „Man hat während dem Umgang bei jedem Haupt-Bruch-Eck- und Wendungs-Stein, wie auch nach völlig vollbrachtem Umgang auf dem Platz, den Knaben zur Gedächtnis einige Kreuzer Geld mitgetheilt, besonders auch denjenigen, welche bei der über die Bruch- und Schwängsteine gehaltenen Examination und Explikation etwas auswendig gemerkt und noch zu sagen gewußt; dann jeglichem der anwesenden jungen Leute und Knaben eine blau und weiße Masche von Taffentband auf den Hut gemacht, und in Ordnung herein durch das Städtlein vor das Rathhaus, welchen der Thürmer und Stadtmusikant mit zweien Waldhorn vor sich selbsten freiwillig vorangeblasen, ziehen, sodann auf dem Rathhaus diesen sowohl als auch den dabei gewesenen Herren Rathsverwandten und übrigen Bürgerschaft zum Beschluß einen Kalbsbraten und Trunk und Brot reichen, forthin Abends gegen 10 Uhr dem ganzen Actu in bester Ordnung, Vergnügen und Freud der Anwesenden sowohl als auch der ganzen Gemeind und Burgerschaft, das Ende machen lassen.“ Nicht immer scheint bei solchen Gemeindezechen alles „in bester Ordnung“ verlaufen zu sein. Wenigstens sah sich das Oberamt Hornegg unterm 29. Mai 1751 veranlaßt, in Anbetracht der Streitigkeiten, Wort- und Thathändel bei den Gemeindszechereien die nicht von Alters hergebrachten, nur durch Mißbrauch eingeschlichenen zu verbieten, die altherkömmlichen aber dahin zu verändern, daß einem Jeden sein Antheil ins Haus gebracht und dort verzehrt werden soll. Wie zur Ausgleichung wurden etwas später (4. Juli 1755) auch den Frauen ihre Kindszechen „mit vielstündigem Essen und Trinken unter vielfältigen Ehrabschneidungen und sonstigen Ungebürlichkeiten bis in die späte Nacht“ untersagt.

1757 s. oben S. 220.

1757. Der Thurm an der Pfarrkirche wird gebaut.

1758. Juni. Fränkischer Kreistag in N.

1758. Das Oberamt Horneck bedroht diejenigen, welche an den 4 Opferfesten sich zu gut oder vornehm dünken, dem Gottesdienst beizuwohnen, oder doch aus eingebildetem Ehrgeiz des Rangs oder einer sonstigen schlechten und niederträchtigen Absicht nicht mit der übrigen Bürgerschaft zum Opfer gehen, mit 1 Rthlr. Strafe. Neckars. Dekretenbuch.

1760 s. oben S. 221.

1765. Die Ehefrau des kurbaierischen Artillerie-Oberst-Wachtmeisters Gottfried Öttners, eine geb. Firnauerin von Neckarsulm, vermacht testamentarisch 500 fl. dem Kapuzinerkloster zu Neckarsulm zu Lesung von 1000 heiligen Messen, 200 fl. der Pfarrkirche daselbst, 400 fl. zu Haltung eines ewigen Jahrstags mit Seelenamt und 2 h. Messen: 200 fl. nach Thalheim zu Lesung von 20 jährlichen Messen und 50 fl. der Kirche zu Thalheim; 200 fl. Kapital, dessen Zinsen den Armen zu Neckarsulm sollen gereicht werden, und 1100 fl., deren Zinsen für die Kinder ihrer Verwandten oder in deren Abgang für andere | arme Kinder sollen vom Stadtmagistrat zu Erlernung eines Handwerks verwendet werden.

1765. Verbot, nach erstandener Lehrzeit daheim zu bleiben, oder blos 1, 2 Stunden weit in die Fremde zu gehen.

1776. Ein armes Mägdlein von Frankenbach flüchtet sich nach N., wird von den Verwandten zurückgefordert, aber von den Kapuzinern in N. abseiten gebracht. St.A.

1784. Große Neckarüberschwemmung.

1785. Errichtung der Stadtkaplanei. St.A.

1788 f. Neckarsulm wird eines der 6 Ämter des Deutschordischen Neckaroberamts. W. F. 5, 335.

1796. Okt. 10. Ein durch feuchtes Öhmd entstandener Brand zerstört 14 Gebäude. Dekretenbuch.

1799. Anton Hohenbusch von Aub im Würzburgischen erhält die Konzession, eine Apotheke zu errichten, aber nicht, wie seine Vorgänger Sutor und Stipplin, einen Gehalt von Deutschorden und der Stadt.

1799 f. s. oben S. 221.

1800. 27. Nov. und 1802, Okt. 10 abermalige Brände.

Um 1800. Unzufriedenheit mit dem strengen Franziskaner-Guardian Pater Gervasius, welcher einem Andern weichen muß.

1805 ff. s. oben S. 222.

1806. Peter Heinrich Merkle – s. oben S. 223.

1816. Der obere Thorthurm, gegen Heilbronn, wird abgebrochen.

1841. Durch Vertrag zwischen der Staatsfinanzverwaltung und der Stadtgemeinde N. übernimmt diese von jener verschiedene jährliche Lasten und die Zehntrechte und bezahlt zur Ausgleichung eine Summe von 11.500 Gulden. St.A.

1843 f. Befestigungen am Schloß fallen.

1846. Der untere Thorthurm, gegen Neuenstadt, wird entfernt.

1851. September. Missionspredigten der Jesuitenpatres Roder, Schlosser und Fürst Zeil in N.

1861. Neue Brücke über die Sulm.

1866. Sept. 11. Eisenbahn.

1870. Hafenbau.

1872. Schiffswerfte.

1874 f. Neckar-Durchstich.

1877 ff. Restauration des Innern der Kirche.

1878. Mai 23. Eröffnung der Kettenschleppschiffahrt.


  1. Trauben schneiden mit der Heppe, schwäb. Hape?
  2. Wirtembergisches Urkundenbuch 4 Bde. 1849 ff.
  3. = Zeitschrift des Histor. Vereins für das württ. Franken Band I-X. 1847–78.
  4. = Staatsarchiv Stuttgart.


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