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Unter-Thalheim.
mit Käppele am Hochsträß,
Gemeinde III. Kl. mit 754 Einw. worunter 14 Evang., a. Unter-Thalheim, Pfarrdorf, b. Käppele am Hochsträß, Haus. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Hochdorf O.A. Horb eingepfarrt.


Der 1/4 Stunde lange, meist aus kleinen Häusern bestehende Ort, liegt 2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt, in dem freundlichen Steinach-Thale, in welchem er, mit Ausnahme einiger Wohnungen, auf der linken Seite des Flusses größtentheils an die unteren Thalgehänge uneben hingebaut ist.

Die in der Mitte des Orts erhöht gelegene ansehnliche Pfarrkirche wurde im Jahr 1833/34 mit einem Beitrag des Staats im modernen Rundbogenstyl neu erbaut; sie trägt auf der westlichen Giebelseite ein einfaches Thürmchen (Dachreiter), in welchem 2 Glocken hängen, von denen die eine im Jahr 1695 gegossen wurde, die andere aber von sehr hohem Alter ist und eine nicht zu entziffernde Umschrift trägt. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist geräumig, | hell und freundlich; an der hinteren Chorwand befindet sich ein schönes, großes Gemälde in Form eines Kreuzes, auf dem als Hauptgegenstand die Kreuzigung Christi dargestellt ist, während auf den Armen des Kreuzbildes einerseits Moses, anderseits Abraham, im Begriff seinen Sohn zu opfern, angebracht sind. Die Unterhaltung der Kirche hat der Staat. Die frühere dem Erzengel Michael und dem heil. Laurentius geweihte Kirche wurde 1834 auf den Abbruch verkauft. Der ummauerte Begräbnißplatz liegt an der Südseite des Dorfs.

Das zunächst der Kirche frei gelegene Pfarrhaus wurde im Jahr 1844 in einem ansprechenden Styl neu erbaut.

Ein großes ansehnliches Schulhaus, welches 2 Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen, wie auch die Gelasse für den Gemeinderath enthält, wurde im Jahr 1844 neu erbaut. Hinter dem Schulhause befindet sich eine Baumschule, in welcher die Schulkinder Unterricht in der Veredlung der Obstbäume erhalten.

Sehr gutes Trinkwasser liefern reichlich 4 laufende Brunnen, überdieß fließt die muntere Steinach am Ort vorüber und setzt daselbst eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung.

Das Fischrecht in der Steinach hat die Gemeinde, welche es um 1 fl. 36 kr. jährlich verpachtet.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, fleißige Leute, die sich von Feldbau und Viehzucht nähren; da übrigens sämmtliche Äcker auf den Anhöhen liegen, so ist der Bau derselben kostspielig und beschwerlich. Die öconomischen Verhältnisse sind befriedigend und der wohlhabendste Bürger besitzt 46 Morgen Feld und 3 Morgen Wald, der mittelbegüterte 17 Morgen Feld und 1 Morgen Wald und die unbemitteltste Klasse immer noch 1 Morgen Feld. Die Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die Bodenverhältnisse der nicht großen Markung bestehen aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, denen zuweilen eine Beimischung von Lehm zukommt und begünstigen den Anbau der gewöhnlichen Getreidefrüchte und Brachgewächse.

In dreizelgiger Feldeintheilung wird die Landwirthschaft, unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe und tüchtiger Düngungsmittel gut betrieben. Bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 3 Simri Weizen, 21/2 Simri Gerste, 31/2 Simri Haber und 2 Simri Roggen erntet man durchschnittlich 5–8 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Weizen, 3 Scheffel Gerste, 4–5 Scheffel Haber und 21/2–3 Scheffel Roggen | pr. Morgen. Die Getreideerzeugnisse befriedigen nicht nur das örtliche Bedürfniß, sondern erlauben noch einigen Verkauf nach Außen.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau, dem größtentheils Wässerung zukommt, liefert durchschnittlich von dem Morgen 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd.

Die Preise der Güter betragen bei den Äckern in den besten Lagen 400 fl., in den mittleren 200 fl., in den geringsten 60 fl. und bei den Wiesen 300–600 fl. pr. Morgen.

Die Obstzucht ist unbedeutend und der Ertrag derselben befriedigt nicht einmal das örtliche Bedürfniß.

Wegen Mangels an Futter wird Pferdezucht nicht getrieben und auch die Rindviehzucht ist von keiner besondern Erheblichkeit; man hält meist eine gewöhnliche Landrace, welche durch 2 Landfarren nachgezüchtet wird. Die Zuchtstiere hält ein Bürger Namens der Gemeinde. Der Handel mit Vieh ist unbedeutend.

Schafzucht wird nicht getrieben, dagegen läßt ein fremder Schäfer etwa 150 Stück deutsche Schafe gegen Entrichtung eines Pachtgelds auf der Markung laufen.

Was die Zucht der Schweine betrifft, so werden die meisten Ferkel von Außen bezogen und größtentheils als Läufer oder auch gemästet wieder verkauft.

Aus den vorhandenen 379 Morgen Gemeindewaldungen werden jährlich 200 Klafter geschlagen, welche theils an die Ortsbürger ausgetheilt, theils verkauft werden; der Erlös aus dem verkauften Holz, der gegenwärtig durchschnittlich 2000 fl. beträgt, fließt theils in die Gemeindekasse, theils wird er unter die Bürger vertheilt.

Zu der Gemeinde gehört ein 1/4 Stunde östlich vom Ort gelegenes, einzeln stehendes Haus, das sogen. Käppele am Hochsträß.

Bezüglich des Geschichtlichen wird auf Ober-Thalheim, mit welchem Unter-Thalheim das meiste gemeinschaftlich hat, verwiesen. Am 9. Febr. 1475 gestattete Ludwig von Emershofen, daß sein Theil zu Unter-Thalheim, welchen er mit oberlehensherrlicher Genehmigung an Bentz Kechler verkauft hatte, an Jakob Kechler verliehen werde.

Den Großzehnten trugen die Kechler vom Hause Fürstenberg zu Lehen, sonst hatten sie noch Gefälle zu beziehen.

Der Pfarrsatz war ehedem Kechlerisch und gehört jetzt den Freiherrn von Raßler. Früher Filial von Unter-Waldach (O.A. Freudenstadt), wurde die hiesige Kaplanei 1660 zur selbständigen Pfarrei erhoben. Umgekehrt gehörte später die (1832 abgebrochene) Kapelle in Unter-Waldach zur Pfarrei Unter-Thalheim und diente dieser bis zum Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts zu Anstellung von Processionen.


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