« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Nagold Kapitel B 3 »
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Altensteig, die Stadt,
Gemeinde II. Kl. mit 2048 Einw., wor. 19 Kath. a. Altensteig, Stadt. b. Gasthaus z. Anker. c. Sägmühle (unterhalb der Stadt). d. Sägmühle (oberhalb der Stadt). e. Mahl- und Kunstmühle. f. Baumwollenfabrik und Ölmühle. g. Ziegelhütte. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Rohrdorf eingepfarrt.


Die Stadt Altensteig ist der Sitz eines Forstamts, eines Bezirkscameralamts, eines Amtsnotars, eines Revierförsters, einer Postexpedition und eines Distriktsarztes; auch befinden sich daselbst ein practicirender Arzt, 2 Wundärzte und eine altberechtigte Apotheke. Die geographische Lage des Orts ist unter dem 26° 16′ 5,32″ östlicher Länge und 48° 35′ 12,10″ nördlicher Breite (Kirchthurm); die Erhebung über das Mittelmeer beträgt 1416 Württ. Fuß = 1248,8 Par. F. (Niveau der Nagold unter der obern Lohmühlebrücke). Die Entfernung von der südöstlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt in gerader Linie 21/2 Stunden, auf der Landstraße aber beinahe 3 Stunden.

Das Wappen der Stadt ist im blauen Feld eine Burg mit Thürmen auf einem steilen, grünen Berg, zu der ein geschlängelter Weg (eine Steige) führt; nachdem Altensteig württembergisch geworden war, kam darüber noch ein Hirschhorn.

Der ansehnliche Ort hat theils in der Thalebene zu beiden Seiten der Nagold, theils an einem sehr steilen, gegen Süden geneigten Abhange eine geschützte und gesunde Lage. Das ursprüngliche, kleine Städtchen, welches mit Mauern, Zwingern und Gräben umgeben war, ist an den Bergabhang kühn hinangebaut, an dem die meist alten, jedoch nicht unansehnlichen Gebäude terassenförmig hinter einander stehen, so daß man nicht selten von dem dritten Stockwerke eines Hauses auf der Rückseite ebenen Wegs auf die Straße gelangen kann. Die Anlage der Altstadt ist enge, winkelig und die schmalen, durchgängig gepflasterten Straßen sind mit Ausnahme der in den horizontalen Curven des Bergabhanges laufenden, sehr steil und öfters durch Treppen ersetzt; das Städtchen ist daher sehr beschwerlich, den Winter über öfters gefährlich zu begehen. Oben an dem Rande des Bergabhanges, an der nordöstlichen Spitze der Stadt liegt hoch das ehemalige Schloß, das zum Schutze und zur Überwachung der Stadt diente und sich mit seinen Befestigungen an die der Stadt anschloß. Von den ehemaligen Befestigungen der Stadt haben sich die Stadtmauern auf namhafte Strecken und der Zwinger theilweise noch erhalten; an der südöstlichen Ecke der äußeren | Zwingermauer steht ein rundes Thürmchen und ein zweites das s.g. Storchennest, an der südwestlichen Seite der Stadt. Die Stadt hatte 3 feste Thore und zwar: 1) das obere Thor stand an der Nordseite der Stadt am Gasthaus zum Engel; es war ein Doppelthor, von dem das innere einen festen Thurm hatte. 2) Das mittlere Thor, an der Südseite bei der gegenwärtigen Apotheke; es hatte keinen Thurm, aber ein Vorthor, das 50 Schritte von dem Hauptthor entfernt stand. 3) Das untere Thor, ein einfaches, mit festem Thurm versehenes Thor, das an der Ostseite bei dem Gasthof zum Adler stand; sämmtliche Thore wurden Anfangs dieses Jahrhunderts abgebrochen. Die Vorstadt, den weit größeren Theil des Orts bildend, liegt eben in dem Nagold-Thale, mit Ausnahme des s.g. Steigs, welcher dieselbe mit der Altstadt verbindet, und des auf der rechten Seite der Nagold gelegenen St. Annabergs, an den noch ein Theil der Vorstadt steil hinangebaut ist. Die aus neuerer Zeit stammenden, zum Theil im städtischen Style erbauten Gebäude lagern sich hier, weniger gedrängt, an den breiten, meist macadamisirten Ortsstraßen, so daß die Vorstadt mehr einem ansehnlichen Dorf, als einer Stadt gleicht.

Von den südlich gelegenen Anhöhen gesehen, bietet die Stadt mit der terassenförmig an den Bergabhang hingebauten Altstadt und dem auf dem höchsten Punkte gelegenen Schloß eine sehr malerische, wirklich imposante Ansicht.

Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen, in der Altstadt: der Marktplatz; in der Vorstadt: der Viehmarkt-, der Schweinmarkt- und der Fruchtmarktplatz.

Öffentliche der Gemeinde gehörige Gebäude sind:

1) Das auf dem Marktplatz stehende Rathhaus; ein altes, auf der Südseite 6stockiges, auf der Nordseite nur 3stockiges Gebäude, das auf einem uralten, aus Buckelsteinen erbauten Unterstocke ruht, während der übrige Theil in reichem Holzbau ausgeführt ist und den unverdorbenen Charakter eines im spät germanischen Styl ausgeführten Hauses von Bedeutung trägt. Der steinerne Unterstock enthält einen spitzbogigen Seiteneingang, über welchem das badische Wappen angebracht ist.

2) Das ansehnliche, im Jahr 1822 neu erbaute Schulhaus steht in der Nähe des ehemaligen, mittleren Thors und enthält 4 Lehrzimmer, die Wohnungen des Knabenschulmeisters und der 2 Unterlehrer; der Mädchenschulmeister wohnt gegen Hausmietheentschädigung in einem Privathause.

3) Das Realschulgebäude, ehemaliges Decanathaus, bei der | alten Kirche gelegen, enthält die Realschule und die Wohnung des Reallehrers. Die Realschule wurde 1837 errichtet; früher hatte der Ort eine lateinische Schule, an welcher der Diacon zugleich Präceptor war. Im Jahr 1806 wurde die Stelle eines Diacons aufgehoben und an die lateinische Schule kam ein besonderer Präceptor, bis im Jahr 1819 dieselbe eingieng. Der erste Diacon und Präceptor war M. Joh. Otto Renz von 1604–1606.

Überdieß sind im Eigenthum der Gemeinde 2 Armenhäuser und 2 Waschhäuser.

Von Gebäuden, welche dem Staat gehören, sind zu nennen:

1) Die Pfarrkirche, welche im Jahr 1775 im einfachen Rococcostyl mit einem Aufwand von 26.000 fl., auf dem höchsten Punkte der Stadt erbaut und im Jahr 1777 feierlich eingeweiht wurde; das weiß getünchte Innere derselben ist geräumig, freundlich und hell.

Der viereckige, oben in ein Achteck übergehende Thurm trägt ein mit Schiefer gedecktes Bohlendach; auf demselben hängen 4 Glocken, die im Jahr 1685 von Johannes und Stephan Arnold gegossen wurden.

Die Stadt erhielt erst im Jahr 1570 eine eigene Kirche, welche als Holzmagazin dienend, an dem Eingang in den Schloßhof steht. Früher war der Ort nach Altensteig, Dorf, eingepfarrt und die Verstorbenen wurden noch bis zum Jahr 1715 dahin beerdigt; der in diesem Jahr außerhalb (nördlich) der Stadt angelegte, ummauerte Begräbnißplatz ist im Jahr 1829/30 vergrößert worden. Der erste Stadtpfarrer war Casp. Burger von 15..–1604.

2) Das Stadtpfarrhaus, ein gut erhaltenes, 4stockiges Gebäude, zunächst der ursprünglichen Kirche gelegen.

3) Das Cameralamtsgebäude, das ehemalige neue Schloß, welches früher der hier ansäßige Adel, beziehungsweise dessen Oberherrn, die Grafen von Hohenberg bewohnten, später als Sitz der Obervögte und Oberamtleute diente, bis im Jahr 1810 das Oberamt Altensteig aufgehoben und das Gebäude seiner gegenwärtigen Bestimmung übergeben wurde; es besteht aus 4 Stockwerken, von denen das unterste massive älter ist, als der später aufgesetzte Holzbau und noch einen spitzbogigen Eingang enthält. Das Gebäude selbst ist gut eingerichtet und bietet eine reizende Aussicht in das Nagold-Thal. Im Rücken desselben steht mittelst eines Gangs mit dem ehemaligen neuen Schloß verbunden das alte Schloß (jetzt als Fruchtspeicher benützt), welches theils aus Buckelsteinen, theils aus Holz erbaut ist und dessen ältesten Theile aus dem 13. Jahrhundert | stammen mögen. Die hintere (nördliche), ganz massive Seite des großartigen alten Schlosses, welche ursprünglich keine Fensteröffnungen hatte, bildete gleichsam den Burgmantel, an den das Schloß selbst angebaut wurde; die beiden Schmalseiten sind ebenfalls aus Stein erbaut, während die gegen das neue Schloß gerichtete Vorderseite nur in ihren unteren Theilen massiv ist. Der äußerst reiche hölzerne Einbau, welcher den Charakter des spät germanischen Styls trägt, bewahrt schön ausgeführte Schnitzwerke an Balken, Säulen, Stiegengeländer u. s. w. Die Fensternischen in den 5′ dicken Mauern sind tief eingehend und haben zu beiden Seiten steinerne Sitze; in einer derselben sind die Namen von ehemaligen Obervögten, von einer und derselben Hand angeschrieben, und zwar:
1482. Hans von Neuneck, Ritter.
1495. Fried. v. Schauenburg.
1512. Philipp v. Wittstet.
1528. Wilhelm v. Neuneck.
1529. Wildhanns v. Neuneck.
1537. Wilhelm v. Neuneck.
1540. Achior v. Ulm.
1551. Wilhelm v. Neuneck.
1565. Veit Schöner v. Straubenhard.
1568. Burkhard v. Liechtenstein.
1571. Salomon Wendel v. Steinfels.
1577. Reinhard Rohard v. Neuenstein.[1]

Beide Schlösser nebst einigen dazu gehörigen Nebengebäuden und dem Hofraum sind mit einer Mauer umgeben, die an der nördlichen, von Natur am leichtesten zugänglichen Seite besonders stark und auf beiden Ecken mit runden Thürmen (die Hölle und das Himmelreich genannt) versehen ist. Beide Thürme, welche gegenwärtig als forstamtliche Gefängnisse dienen, sind mittelst des auf der Mauer hingeführten Umgangs in Verbindung gesetzt. Außerhalb der Ringmauer lief, ebenfalls an der Nordseite, ein tiefer, theilweise noch vorhandener Graben, während die Stadtmauer sich einerseits an die östliche, anderseits an die westliche Seite der Ringmauer anschloß.

4) Das Forstamtsgebäude, in alten Landbüchern Jagd- und Forsthaus genannt, ein ansehnliches, aus 2 Flügeln bestehendes Gebäude, in dessen Rücken sich ein angenehmer Garten befindet und | zu dem noch ein freistehendes Öconomiegebäude gehört. Seit 1604 ist Altensteig der Sitz eines Forstamtes mit Ausnahme des Jahrs 1818–1819, in welchem es nach Nagold verlegt war. Das Landbuch von 1624 führt schon „das Forst- und Jagdhaus in Vorstatt“ an.

5) Der Fruchtkasten, ein Nebengebäude des ehemaligen Schlosses, steht zwischen dem Cameralamt und der neuen Kirche.

Die Stadt ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen. Von den vorhandenen 8 laufenden Brunnen sind 6 in der Vorstadt und 2 in der Altstadt, von denen die letzteren in sehr trockenen Jahrgängen zuweilen ihren Dienst versagen, so daß das Wasser in den tiefer gelegenen Stadttheilen geholt werden muß. Der 4röhrige Marktbrunnen ist mit einer im Rococcogeschmack gut ausgeführten Brunnensäule versehen, welche das Württ. Wappen und die Jahrszahl 1747 enthält.

Die Nagold und die von ihr abgeleiteten Mühlkanäle fließen durch die Vorstadt und reichen daselbst manchem Gewerbe hilfreich die Hand; über dieselben sind innerhalb der Stadt 9 hölzerne Brücken und 9 Steege angelegt und überdieß bestehen auf der Stadtmarkung noch weitere 4 Brücken über die Nagold. Brücken- und Pflastergeld wird erhoben, was der Gemeindekasse gegen 100 fl. jährlich einträgt. Die Nagold tritt öfters aus ihrem Bett und schadet zuweilen den nahe gelegenen Gebäuden und Güterstücken. Das Fischrecht hat der Staat, welcher es an Ortsbürger verpachtet. Nach dem Landbuch von 1624 bestanden früher oberhalb der Stadt 4 von Brunnenquellen gespeiste, mit Karpfen und Forellen besetzte Weiher, und zwar: 1) der 3 Morg. 18 Ruth. große Schießweiher: 2) von demselben abwärts lag ein 1/2 Morg. 33 Ruth. großer Weiher; 3) der Schleifweiher, beinahe 2 Morg. groß und 4) der 11/2 Morg. große Forellenweiher. Eine kleine Badanstalt ist vorhanden, deren Wasser viele Lohtheile etc. von den Gerbereien enthält und deshalb nicht ohne vortheilhafte Wirkung seyn soll.

Die Einwohner sind im Allgemeinen körperlich ziemlich unansehnlich und der Kropf wie auch Spuren des Cretinismus gehören nicht zu den Seltenheiten; in Folge des vielen Verkehrs mit dem In- und Auslande trifft man, neben natürlichen Anlagen, eine gewisse Klugheit und Gewandtheit im Umgange, wodurch übrigens ihr Sinn für Religion und Wohlthätigkeit nicht beeinträchtigt wird. Ihre Vermögensumstände sind größtentheils geordnet und der sog. Mittelstand ist der vorherrschende, übrigens fehlt es auch nicht an | Armen (gegenwärtig 40–50 Personen), für die jährlich über 3000 fl. von Seiten der Gemeinden aufgewendet werden müssen.

Das Vermögen in Grundstücken ist nicht groß und der reichste Güterbesitzer hat nur 40 Morgen, einige sind vorhanden mit 12 Morgen, die meisten aber haben entweder gar kein Grundeigenthum oder besitzen nur 2–3 Morgen. Die Hauptnahrungsquelle der Einwohner bilden die Gewerbe, während die Landwirthschaft eine untergeordnete Rolle spielt und meist nur neben den Gewerben getrieben wird.

Von den ins Allgemeinen zahlreich vertretenen Gewerben steht die Rothgerberei oben an; sie beschäftigt gegen 24 Meister und hat im Jahr 1858 wenigstens für 20.000 fl. Rinde verarbeitet. Tuchmacher befinden sich 5 im Ort, die ihre Fabrikate vorzugsweise auf der Tuchmesse in Stuttgart verwerthen; auch sind etwa 40 Schuhmacher vorhanden, die ihre Arbeiten auf Märkten absetzen. Die zahlreichen Bäcker und Metzger verkaufen nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Umgegend. Von größeren Gewerben nennen wir:

1) Die außerhalb der Stadt gelegene mechanische Spinnerei und Ölmühle von Kaufmann Schöttle, welche für Kunden arbeitet und 10–12 Personen beschäftigt.

2) Die Kunstmühle von Faist und Maier mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang, außerhalb der Stadt gelegen.

3) Die obere und untere Mühle je mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang.

Überdieß bestehen eine Sägmühle und 2 Lohmühlen innerhalb und 2 Sägmühlen und eine Lohmühle außerhalb der Stadt. Kaufleute sind 8 und Krämer 2 vorhanden; etwa 5 Personen treiben namhaften Holzhandel, insbesondere Kaufmann Schönhut, der zugleich Besitzer einer Sägmühle ist. Schildwirthschaften bestehen 19, worunter 12 mit Bierbrauereien, die zum Theil ihr Bier in namhaften Quantitäten nach Außen absetzen. Die Flößerei mit Langholz und Schnittwaaren bringt viel Verkehr und Verdienst, indem sich auf der Markung 5 Einbindstätten befinden. Ärmere Personen suchen sich, neben den Taglohn- und Fabrikarbeiten, durch Einsammeln von Waldsamen, Waldbeeren etc. Geld zu verdienen.

Früher bestand im Ort eine Sauerkleefabrik, die jährlich gegen 1000 lb. Salz bereitete und in den 1790ger Jahren hatte sich hier ein Theil einer Viehhändler-Compagnie, welche die vortheilhaftesten Geschäfte machte, niedergelassen.

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Mechanische Künstler und Handwerker.

Nach der neuesten Aufnahme sind in der Stadt vorhanden:

Meister Gehilf.   Meister Gehilf.
Hafner 4 1 Kupferschmide 2 1
Weber 4 4 Metzger 19 4
Buchbinder 1 1 Nadler 1
Glaser 5 Seckler 2 1
Kammacher 1 Sattler 3
Maurer 5 2 Seifensieder 3
Nagelschmide 3 Schlosser 6 2
Seiler 9 3 Schreiner 6 3
Schneider 10 4 Tuchmacher 7 1
Schuhmacher 30 19 Ziegler 1 1
Wagner 3 Flaschner 1
Zimmerleute 6 3 Büchsenmacher 1 1
Bäcker 25 Färber 3
Dreher 3 Uhrenmacher 2
Hufschmid 1 2 Rothgerber 24 10
Hutmacher 2 Silberarbeiter 1
Küfer 5 Weißgerber 2

Was die Landwirthschaft betrifft, so ist diese, bei der verhältnißmäßig sehr kleinen Markung und dem meist wenig fruchtbaren, rothsandigen, düngerbedürftigen Boden, von keinem Belang und die Getreideerzeugnisse reichen zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses weit nicht hin. Im Allgemeinen ist der Feldbau beschwerlich und kostspielig, indem die Güter mit Ausnahme des sog. Turnerfeldes, an den steilen Thalgehängen liegen.

In dreizelglicher Feldereintheilung mit ganz angeblümter Brache baut man die gewöhnlichen Feldgewächse, von denen Haber, Roggen und Hanf am besten gedeihen; in der Brache werden Kartoffeln und Futterkräuter gezogen. Einige Versuche mit dem Anbau von Hopfen hatten gute Erfolge. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 8–10 Scheffel Dinkel, 4–5 Schffl. Haber, 5 Schffl. Gerste und 4 Schffl. Roggen angegeben. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern von 150–400 fl. und bei den Wiesen von 200–800 fl. pr. Morgen.

Der Wiesenbau, dem größtentheils Wässerung zukommt, ist sehr ausgedehnt und liefert ein gutes, nahrhaftes Futter; die Wiesen sind 2–3mähdig und ertragen durchschnittlich 30 Ctr. Heu und 15 Ctr. Öhmd pr. Morgen.

Die Obstzucht, welche sich nur mit späten Mostsorten und | Zwetschgen beschäftigt, ist verhältnißmäßig ziemlich ausgedehnt und hat sich in neuerer Zeit sehr gehoben. Nur wenn der Frühling spät eintritt und ziemlich häufig vorkommende Frühlingsfröste, wie auch kalte Nebel nicht mehr schaden, geräth das Obst, in andern Jahrgängen ist der Obstertrag nicht von Belang. Eine große dem Schulmeister Schuller gehörige Baumschule ist vorhanden, die nicht nur den Ort, sondern auch die Umgegend mit Jungstämmen versorgt.

Der Rindviehstand ist mittelmäßig; es wird gewöhnliches Land- und Allgäuervieh gehalten, zu dessen Nachzucht 4 Farren aufgestellt sind, die ein Bürger gegen Entschädigung unterhält. Der Handel mit Vieh ist ganz unbedeutend.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht und die Ferkel werden zur Mastung für den eigenen Bedarf von Außen aufgekauft.

Etwa 200 Stck. Bastardschafe lassen die Ortsbürger auf fremder Weide laufen; die Überwinterung geschieht im Ort.

Was die Verkehrsmittel betrifft, so führt die Landstraße von Nagold nach Pfalzgrafenweiler durch den Ort und überdieß sind Vicinalstraßen nach Altensteig, Dorf, Simmersfeld, Garrweiler, Wörnersberg, Hochdorf, Egenhausen und Walddorf angelegt. Ein Eilwagen kommt täglich einmal von Stuttgart und geht wieder zurück; ein Frachtfahrer fährt in der Woche einmal nach Calw und ein fahrender Amtsbote, der seinen Sitz in Simmersfeld hat, fährt wöchentlich 2mal durch Altensteig nach der Oberamtsstadt.

Die Stadt hat das Recht, alljährlich 5 Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, auf denen sehr lebhaft mit Vieh gehandelt wird, indem sich auf demselben nicht nur Käufer aus der ganzen Umgegend, sondern vorzugsweise auch aus dem Badischen einstellen. Überdieß wird jeden Mittwoch ein Fruchtmarkt und zugleich ein Wochenmarkt abgehalten.

Die Gemeinde besitzt 3025 Morgen Waldungen, die von einem besonders aufgestellten Gemeindeförster rationell bewirthschaftet werden, übrigens meist auf fremden Markungen zum Theil über eine Stunde vom Ort entfernt liegen; von dem jährlichen, in 2200 Klafter bestehenden Ertrag erhält jeder Bürger 3 Klafter und bei nöthigen Baureparationen für 100 fl. Bauholz. Der Rest des Holzertrags wird als Langholz verkauft, was der Gemeindekasse gegenwärtig eine jährliche Rente von 15–20.000 fl. sichert. Der Ort gehörte zu den sog. Kirchspielsorten und hatte das Recht aus dem 10.000 Morgen großen Kirchspielswald das Brenn- und Bauholz | nach Bedarf zu beziehen; dieses Recht wurde im Jahr 1830 mit 2576 Morgen Wald abgelöst.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet (s. Tab. III.) Die Zinse des Stiftungsvermögens werden zur Versorgung der Ortsarmen, theilweise zu den Besoldungen der Schullehrer und der Unterhaltung des im Jahr 1527 erbauten Armenhauses verwendet. Die sog. Catharinastiftung, welche zum Andenken der verewigten Königin Catharina von Ortsbürgern gestiftet wurde, wird abgesondert von dem Stiftungsvermögen, von der Stadtpflege verwaltet; die Zinse desselben werden zur Unterstützung der Armen und zu Schulzwecken verwendet.

Auf dem nahen, westlich von der Stadt, rechts über der Nagold gelegenen Schloßberg stand eine Burg, von welcher der Graben theilweise noch sichtbar ist; dieselbe ist längst abgegangen und das Landbuch von 1624 meldet von ihr: „Zum Thurn ein alt Burgstal bei Altensteig an der Nagolt, ist allerdings abgegangen und allain noch ein gemauert Wand daran uffrecht vorhanden. Hatt im Jahr 1386 Hainrich v. Neuperg solches Schloß inngehabt.“ Das hinter dem Schloßberg gelegene Feld wird noch das Turnerfeld (d. i. Thurmfeld) genannt.

Durch den Ort führt eine von Pfalzgrafenweiler herkommende Römerstraße, die hier das Thal überschreitet und eine hohe Steige bildete, von der ohne Zweifel der Ort seinen Namen erhielt.

Endlich ist noch eines alten Gebrauchs zu erwähnen: es ziehen nämlich am Christabend, wenn die Nacht eingetreten ist, sämmtliche Schulkinder, mit brennenden Fackeln versehen, von der Stadt den südlich gelegenen Thalabhang hinauf bis zum Schloßberg und singen dort Weihnachtslieder, was sich, aus einiger Entfernung gesehen, sehr gut ausnimmt.

Zu der Gemeinde gehören:

1) Das unterhalb der Stadt an der Straße nach Nagold gelegene Gasthaus zum Anker.

2) Die Sägmühle mit 3 Sägen, 1/4 Stunde unterhalb der Stadt, am Einfluß des Bembachs in die Nagold gelegen; sie ist Eigenthum des Kaufmann Schönhut und wird von demselben sehr schwunghaft betrieben.

3) Die Mahl- und Kunstmühle von Faist und Maier, welche vor etwa 10 Jahren neu erbaut wurde.

4) Die Baumwollefabrik und Ölmühle (s. oben), liegt 1/8 Stunde oberhalb der Stadt an der Nagold.

| 5) Die Ziegelhütte 1/8 Stunde südlich vom Mutterort an der Straße nach Spielberg gelegen.

6) Eine Sägmühle oberhalb der Stadt an der Nagold gelegen, wurde im Jahr 1844 erbaut.

Die erstmalige Nennung des Namens fällt in die Zeit um 1100, um welche Adelbertus de Aldunsteiga das Kl. Reichenbach mit zwei Huben in Leinstetten beschenkte (Wirt. Urk.-Buch 2, 403). Um 1120 erscheint Heinricus de Altdunsteiga, Dienstmann eines nicht näher bezeichneten Grafen Ulrich (ex familia Oudalrici comitis – wohl von Zollern-Hohenberg), im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach ungerechter Eingriffe in ein Gut dieses Klosters beschuldigt (Wirt. Urk.-Buch 2, 393).

Auf der ebengenannten Burg „zum Thurn“ saßen – ursprünglich als Vasallen der Pfalzgrafen von Tübingen – die Vögte von Altensteig, welche sich auch Vögte von Wöllhausen nannten und mit den Vögten von Vogtsberg, desgleichen den Herren von Berneck blutsverwandt waren (s. unten bei Wöllhausen. Über den pfalzgräflichen Zwischenbesitz überhaupt s. Schmid Grafen von Hohenberg 376.) Öfters vorkommende Taufnamen in dieser Familie sind Wolfram; Wolframus advocatus de A. Zeuge 1188 ist das erste bekannte Glied derselben. Nach dem Anfang des 13. Jahrh. machte Vogt Marquard von A. eine Pilgerfahrt in’s hl. Land, vor deren Antritt er das Kl. Bebenhausen mit Gütern in Bönnigheim bedachte und von welcher er nicht wieder heimkehrte (Mone Zeitschr. 3, 125). Ein Paar Jahrzehnte darauf treten Heinrich, Albert und Hugo und letzterer Name später wiederholt auf. Am 24. Dec. 1297 versprach Hugo der Vogt dem Kl. Reuthin für demselben schuldige 9 Pf. H. von seinem Wald an der Monharder Steig so viel abzutreten, als ihn zwei erbare Männer heißen würden. Seine Söhne Hug und Albert verkauften den 8. Juli 1299 dem Kl. Reuthin ihren Theil an dem Walde Wizzenhaldun bis an Bernecker Steig mit Zustimmung ihres Herrn Grafen Burkhard von Hohenberg (Schmid Grafen von Hohenberg Urk. 139). In den 1360er Jahren empfing Wolf von Altensteig „zu rechtem Mannlehen Bünswangen (bei Göppingen) das Bürglin und Weiler, Gericht und Gewaltsame, Holz und Feld, Leute und Güter und rührt von Aichelberg her.“ Ältestes Wirt. Lehenbuch. (Später erfährt man nichts mehr von Herren, welche sich von A. nennen).

Als den 26. Oct. 1381 Graf Rudolf von Hohenberg seine Grafschaft an Herzog Leopold von Österreich verkaufte, findet sich unter den Verkaufs-Gegenständen auch der Thurm zu A. mit der Losung | (Hist. stat. Archiv für Süddeutschl. 1, 181). Hier saß 1396 Hugo von Berneck und versprach am 29. Oct. d. J., nicht lange nach dem Schleglerkriege, dem Grafen Eberhard dem Milden die Öffnung in diese Burg. (Staatsarchiv.) Eberhard jedoch verzichtete darauf den 2. Juli 1400 in seinem Vergleich mit dem Markgrafen Bernhard von Baden, wobei zugleich beide Herren ausmachten, daß sie sich Hugs entschlagen und seinethalben gegen einander unbekümmert und unbeladen seyn wollten (Steinhofer 2, 567).

Im J. 1287 fielen Markgraf Rudolf von Baden und sein Sohn Hermann mit 6000 Mann in das Gebiet der Grafen von Hohenberg ein, um ihnen die Herrschaft A., auf welche sie Ansprüche machten, zu entreißen. Bei A. kam es am 7. Juli zu einem Treffen. Die Markgrafen erfochten nach großem Verlust auf beiden Seiten den Sieg und belagerten hierauf die hiesige Burg, bis sie sich vor Mitte Augusts ergab. K. Rudolf I. vermittelte und den 22. April 1288 verzichtete Markgraf Rudolf auf all’ seine Ansprüche an A. (Schmid a. a. O. 135–137, Urk. 87).

Als 1355 die Grafen Konrad und Burkard von Hohenberg theilten, erhielt Konrad Burg, Stadt und Dorf A. nebst zugehörigen Ortschaften (s. VII, 1). Im J. 1397 bekam Graf Rudolf von Hohenberg wegen der Herrschaft A. Streit mit Stefan von Gundelfingen, damaligem Mitbesitzer. Letzterer verkaufte 1397 an Reinhard von Remchingen seine Hälfte an A. mit der Burg. Graf Rudolf von Hohenberg dagegen 1398 die andere Hälfte an den Markgrafen Bernhard zu Baden, welcher um dieselbe Zeit auch die Remching’sche Hälfte erwarb. Baden verpfändete die Herrschaft zeitweilig an Wilhelm von Urbach[2], welcher 1469 dem Grafen Eberhard von Württemberg versprach, daß er mit seinem Schloß A. nichts gegen ihn unternehmen wolle. Am 6. Sept. 1475 huldigten Schultheißen, Bürgermeister, Richter, Räthe, Bürger und Einwohner in A. Stadt und Dorf, Egenhausen, Ettmannsweiler, Beuren, Mindersbach, Pfrondorf, Rothfelden, Simmersfeld, Spielberg, Durrweiler, Grömbach, Unter-Jettingen, Zwerenberg und 1/2 Hornberg dem Markgrafen Christoph von Baden (Reyscher 74 ff.) Den Bestand des badischen Amtes Altensteig im Jahr 1453 lernt man im Testament Markgraf Jakobs vom 11. Apr. d. J. im einzelnen kennen[3]. Bei der Theilung der Söhne des Markgrafen Karl II. kam A. mit Liebenzell an den Markgrafen | Ernst Friederich, welcher 1596 beide Ämter dem Herz. Friedrich I. von Württemberg zum Kauf anbot. Obgleich aber dieser hiezu ganz bereit war, zeigten sich doch solche Schwierigkeiten, daß die Sache sich jahrelang hinzog. Der Herzog nämlich verlangte, daß der Markgraf dafür auch verschiedene, im Badischen gelegene, württembergische Besitzungen tauschweise annehme; da dieß aber, außer Rodt unter Rieppur, lauter ehemalige Klostergüter waren, so wollte der Markgraf sie nicht annehmen, weil er fürchtete, sie dereinst wieder an ihre früheren Besitzer herausgeben zu müssen. Auch verbot der Kaiser, auf Antreiben Georg Friedrichs, des Bruders des Markgrafen, den Verkauf (17. Okt. 1602) und beide Theile suchten ihre Tausch-Objekte so hoch als möglich anzuschlagen. Erst als Herz. Friedrich sich zur Sicherheitsleistung wegen der Klostergüter (15. Dec. 1603) und zur Erhöhung des Kaufpreises verstand, kam endlich 20. Dec. 1603 der Verkauf wirklich zu Stande. In dem darüber geschlossenen Vertrag werden als Gründe des Tausches und Verkaufs die „Irrungen und Mißverständnisse angegeben, welche wegen dieser Besitzungen lange Zeit zwischen Baden und Württemberg geherrscht hätten und welche man dadurch abschneiden könne, so daß die „gute Korrespondenz und Nachbarschaft“ zwischen beiden Staaten wieder hergestellt werde. Außer den abgetretenen Gütern mußte der Herzog dem Markgrafen noch 411.760 fl. 50 kr. zahlen, wofür er die beiden Ämter als freies Eigenthum erhielt, mit aller Obrigkeit, hoher und niederer Gerichtsbarkeit, dem Forst- und Wildbann, der forstlichen Oberherrlichkeit, der Reise und Folge, allen Regalien, Geleite, Zoll, Umgeld, Steuern, Frohndiensten und andern Dienstbarkeiten, mit aller Zugehör, mit Leibeigenen, Leibeigenschafts-Rechten und Abgaben. Zum Schluß verpflichtet sich der Herzog auch noch zur Übernahme der Gewährschaft für alle Ansprüche, welche auf die von ihm vertauschten Güter erhoben werden könnten und verschrieb dem Markgrafen zu mehrerer Sicherheit Besigheim und Mundelsheim als Unterpfand, um sich daran schadlos zu halten, wenn er wegen der Klostergüter angegriffen würde (Schöpflin Hist. Z.B. VII, 11 ff. Kausler, Neuenbürg 162 ff). Das Amt Altensteig bestand damals aus den, oben unter dem J. 1475 angeführten Ortschaften und aus dem von Eberstein an Baden gekommenen Orte Göttelfingen (O.A. Freudenstadt). Der Markgraf entließ am 5. Juni 1604 dessen Bewohner ihrer Pflichten und wies sie an Württemberg (Hofacker 31). Der Herzog aber hatte jetzt noch mit dem, über den Verkauf sehr unzufriedenen Markgrafen Georg Friedrich zu schaffen, welcher sich erst zufrieden gab, als er ihm den 20. Nov. 1604 die Collatur des | Pfarr- und Meßneramts in Bauschlott abtrat und 28.240 fl. zahlte. Auch die württembergische Landschaft war mit dieser Erwerbung nicht zufrieden, „weil die Orte theils streitig, theils durch geistliche Güter und Gefälle erkauft, auch mehrentheils schlecht und gering seien, so daß wenig Schatzung daraus erhoben werden könne,“ doch übernahm sie endlich die Bezahlung des Kaufschillings und im Landtags-Abschied vom 25. Jan. 1605 wurden beide Ämter der Landschaft incorporirt, deßwegen auch am 7. Febr. ein fürstlicher Befehl erlassen (Landesgrundverfassung 321, Hofacker 34). Als jedoch 1622 Badendurlach etliche der eingetauschten Klostergüter an Baden-Baden abtreten mußte, begehrte es, in Gemäßheit des Kaufvertrags, Besigheim und Mundelsheim als Entschädigung und es entstand ein langwieriger Proceß bei den höchsten Reichsgerichten (Sachs, Baden 4, 599), dem erst der Vergleich von 1753 ein Ende machte, zufolge dessen Herzog Karl Eugen an den Markgrafen Karl Friedrich von Baden all’ seine Ansprüche und Rechte auf die halbe Grafschaft Eberstein und das vom Bisthum Speier in Besitz genommene Dorf Neuenbürg und alle von Eberstein an Württemberg zu Lehen aufgetragenen, bisher aber von Baden und Speier vorenthaltenen Orte, Gefälle und Prätensionen und zugleich auch die Burgvogtei zu Gernsbach abtrat und noch 130.000 fl. zahlte (Schöpfl. I. c. 258, Sattler, Herz. 5, 258 ff., Sachs a. a. O. 5, 256).

Im J. 1805 wurden die Gefälle des Johanniterordens im ehemaligen O.A. Altensteig von Seite Württembergs in Besitz genommen.

Die Collatur zur Stadtpfarrei A. ist landesherrlich.


  1. Die Reihe der hiesigen Vögte, Oberamtleute bis zur Aufhebung des Oberamts überhaupt s. bei Hofacker 35–37.
  2. Derselbe stiftete in A. eine Pfründe auf den Altar der 10.000 Märtyrer, St. Mathis und St. Dionysii.
  3. Schöpfl. Hist. Zar. Bad. 6, 280, wo öfters W statt M verdruckt ist.


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